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Voll-Versorgung mit Photovoltaik? Ein Scenario!

Hier ein Beispiel vom Januar 2010 für die Erzeugung einer Photovoltaikanlage mit einer

1.Nennleistung 10,8kWp.

2.Die Spitzenleistung 7,3kW

3.Mittelwert im Monat 0,218kW

4.kleinste Leistung war 0kW

5.Erforderliche Fläche 100 m²

Die jetzt folgenden Berechnungen beziehen sich auf den Januar 2010.

Um eine Nennleistung von 1kWp zu installieren braucht man eine PV-Fläche von 10m². Deutschland braucht aber im Jahre 2050 80.000.000kW. Es ist also diese Leistung mit 10 zu multiplizieren um die erforderliche Fläche zu errechnen. Das ergibt dann eine Fläche von 800.000.000m2. Das sind dann 800 km², damit könnten wir eine Stadt wie Köln zudecken, hätten aber eine installierte Leistung von 80GW. Aus dem Betriebshandbuch der PV-Anlage erfahren wir das mit einem Nutzungsgrad  von 10% im Jahresmittel gerechnet werden kann. Wir erreichen im Januar nur 2% also 1,6 GW. Die Nächte sind lang und bei Tag ist schlechtes Wetter. Wie bei den WKA müsste der Strom der oberhalb der roten Mittelwertlinie dargestellt ist gespeichert werden und dann die weissen Flächen unterhalb der roten Linie füllen. Und tätsächlich bieten die Hersteller Batterieanlagen an mit denen sich das machen lässt. Aber was für eine Batterie könnte denn  benutzt werden. Beispiel : Autobatterie

Die zu speichernde Arbeit ist ca. 47,1kWh. Entspricht der weissen Fläche auf die der Pfeil zeigt.

0,218kW * 24h * 9Tage=47.1kWh

Eine gängige Autobatterie von 12V 35 Ah hat eine Kapazität von 0,42 kWh.Um 47,1kWh abzudecken muss man 112 Autobatterien aufstellen und das dazugehörige Lademanagementsystem. Das wird teuer. Aber der Sonnenbauer braucht sich darum nicht kümmern. Das muß per Gesetz der Netzbetreiber regeln und müsste das mit Pumpspeicherwerken realisieren. Auch über diese Kosten mache ich mir keine Gedanken. Die werden über das EEG an den Stromverbraucher weitergegeben. Null Problemo !!!!

Wir haben aber dann in diesem Monat eine kontinuierliche Leistungsabgabe 0,218kW bei einer Installierten Leistung von 10,8kWp. Der Nutzungsgrad liegt wegen der Jahreszeit bei ca. 2%.

Nutzungsgrad=0,218kW / 10,8kW * 100

Das Netz fordert aber als Spitzenlast 80.000.000 kW. Um diese Leistung zu erzeugen brauchen wir im Januar 2050 mehr  Anlagen der Grösse der Wittumschule.

80.000.000kW / 0,218kW = 366.972.477Anlagen

Ich wiederhole : 366.972.477 Anlagen.

Die benötigte PV-Flache ist dann 36.697.247.700 m². Das sind mit 36.697km² etwa 10% der Fläche Deutschlands. Utopisch, aber die mittlere Leistung der Photovoltaikanlagen ist jetzt 80 GW. Man kann also Deutschland nicht mit Photovoltaik allein versorgen, es müssen wieder die guten alten fossil- oder nuklear befeuerten Dampfkraftwerke ran. Oder man nimmt 140 gasgefeuerte GuD-Kraftwerke. Einen Haken hat die Sache. Dieser Zustand gilt für einen Nutzungsgrad von 2%. In Deutschland kann man im Jahresmittel aber 10% erreichen. Dadurch reduziert sich die erforderliche Anlagenzahl im Sommer auf  73.394.495 und die erforderliche Fläche auf 7339 km². 140 GuD-Kraftwerke braucht man weiterhin. Ein Teil davon steht nur im Wartestand und kostet Geld. Das es so nicht geht ist offensichtlich. Beschränken wir uns also auf folgende Eckpunkte:

1. Installierte PV-Leistung 80GWp mit Batteriepufferspeicher

1a.Nutzungsgrad 10%

1b.Benötigte Fläche 800km²

2. Maximale PV-Leistung Sommer 8GW

3. Minimale PV-Leistung Winter 0GW

4. Maximale Netzlast 80GW

5. Installierte GuD-Leistung 80GW

6. Installierte GuD-Kraftwerke 140

Halt ! Batteriespeicher hat doch niemand gebaut !

1. Installierte PV-Leistung 80GW

1a.Nutzungsgrad 10%

1b.Benötigte Fläche 800km²

2. Maximale PV-Leistung Sommer 80GW

3. Minimale PV-Leistung Winter 0GW

4. Maximale Netzlast 80GW

5. Installierte GuD-Leistung 80GW

6. Installierte GuD-Kraftwerke 140

Wer Lust hat kann ja mal die benötigte Stahlmenge für PV ausrechnen.Vorsicht! Da bleibt einem die Spucke weg.

Der gute Ökofritze will ja nun den Ausgleich  der PV-Erzeugungsschwankungen mit GuD-Kraftwerken ausführen. Nehmen wir einen schönen Wintertag mit 80GW Spitzenlast, nur klarer Himmel, mit 80GW PV-Leistung. Abends geht die Sonne unter, dh. innerhalb einer kurzen Zeit müßten dann 140 GuD-Kraftwerke anfahren und auf volle Leistung gehen. Das ist doch kaum vorstellbar. Dann müßten ja alle zugehörigen Dampfkesselanlagen für Warmstart unter Druck bereitstehen und alles muss klappen. Wer soll das bezahlen?

Wenn man jetzt die Ungleichförmigkeit der Stromerzeugung mit Pumpspeicherwerken glätten will ohne GuD-Kraftwerke, was ist dann an Anlagen aufzuwenden ? Ich nehme wieder den schon genutzten schönen Wintertag mit 8 Stunden Helligkeit und 16 Stunden Dunkelheit. Bei einem Nutzungsgrad von 100% für 8 Stunden müssen wir die PV-Leistung von 80 GWp aufteilen um mit Beginn des Sonnenscheins die aktuelle Netzlastspitzenlast von 80GW zu 1/3 für 8 Stunden abdecken zu können, gleichzeitig müssen während dieser Zeit die Pumpspeicherwerke für die folgenden 16 Stunden Dunkelheit mit 2/3 der PV-Leistung aufgeladen werden. Die GuD-Kraftwerke müssen während dieser Zeit die Differenz zwischen PV-Leistung und Netzlast abdecken.

Wir brauchen Pumpspeicherwerke für eine Pumpleistung von 53.3 GW und eine Generatorleistung von 26,6GW.  Das ist 53 mal Goldisthal fürs Pumpen und 26 mal Goldisthal für den Generatorbetrieb.  Das Pumpspeicherwerk Goldisthal  ist das grösste in Deutschland. Es hat eine Leistung von 1,05GW und kann  ca. 8 Stunden laufen. Und falls das mal nicht klappen sollte brauchen wir dringend die 140 GuD-Kraftwerke. Aber ganz fix. Über die Kosten mache ich mir keine Gedanken. Die werden über das EEG an den Stromverbraucher weitergegeben. Null Problemo !!!!

Wenn man weiss, das PV-Anlagen weder die Netzspannung noch die Netzfrequenz regeln können fragt man sich :

Wie kann man denn jetzt ein solcherart gespeistes Netz anfahren ?

So startet man ein PV-Teilnetz.

Um ein solches Netz anzufahren braucht man ein schwarzstartfähiges Kraftwerk. Schwarzstartfähig heisst: Dieses Kraftwerk kann ohne Einspeisung von fremden Strom anfahren, z.B. Pumpspeicherwerke im Bergland oder Luftspeicherwerke im Flachland oder ein  im Eigenbedarf laufendes Dampfkraftwerk. Diese Kraftwerke haben die Fähigkeit, durch ihre grosse Kurzschlußleistung, ein kleines Teilnetz auf Nennspannung und Nennfrequenz zu ziehen. Eine solche Maschine schaltet man auf das Netz. Wenn das Teilnetz wieder stabil ist können sich die Photovoltaikanlagen ankoppeln und Leistung übernehmen. Dazu brauchen sie die Netzspannung und eine niedrige Netzimpedanz die Ihnen anzeigt das ein großes Netz stabil vorhanden ist in das sie einspeisen können. Es gibt für so kleine Anlagen wie die Wittumschule keine zentrale Leittechnik über die man eingreifen könnte. Diese Anlagen können die Frequenz und die Netzspannung nicht regeln. Sie sind darauf ausgelegt im Sonnenbetrieb die höchstmögliche Leistung abzugeben. Das tun sie in dem sie einen sinusförmigen Strom ins Netz geben, der phasengenau mit der Netzspannung geführt wird. Die Regelung übernimmt ein Wechselrichter, in diesem Fall Inverter genannt. Dessen Hauptaufgabe  ist es das Produkt aus Photozellenstrom und Photozellenspannung auf dem für die Sonnenverhältnisse geltenden Höchstwert zu halten und damit auf dem höchsten Ertrag für den Sonnenbauern. Treten Störungen in der Netzimpedanz  auf oder steigt die Frequenz auf über 50,2Hz werden die PV-Anlagen sofort abgeschaltet. Im Netz auftretenden Blindstrom, das ist ein Strom variabler Größe dessen Phasenlage um 90Grad gegen die Netzspannung versetzt ist, muss das Kraftwerk übernehmen. Moderne PV-Inverter können auch Blindstrom liefern, reagieren aber nicht auf veränderliche Anforderungen des Netzes, also konstanter cos phi. Blindstrom entsteht beim Betrieb induktiver oder kapazitiver Betriebsmittel wie Motoren oder Stromsparlampen. Blindstrom belastet die Kabel und verkleinert die Transportkapazität für Wirkstrom.

Falls man mit einer Speicheranlage gestartet ist, ist zu bedenken, dass die Speicheranlage nicht in der Lage ist lange zu laufen. Man muss also zusehen so schnell wie möglich ein Dampfkraftwerk anzufahren, dass dann die Netzführung übernimmt. Dann schaltet man die Speichermaschine ab. Wenn in dieser Situation bei Sonnenschein zuviele PV-Anlagen ans Netz gehen steigt die eingespeiste Energie und damit die Frequenz unaufhörlich an. Das drehzahlgeregelte Kraftwerk nimmt daraufhin seine Leistung zurück, um die Netzfrequenz zu halten, bis die Leistung null ist. Dann kehrt sich der Energiefluß um in Richtung Netz zum Generator. Diesen Zustand nennt der Kraftwerker Rückwatt. Nach kurzer Sperrzeit öffnet der Generatorschalter und das Kraftwerk läuft auf Eigenbedarf ohne Netz weiter, versorgt sich selbst mit Strom. Da jetzt die Führungmaschine nicht mehr die Netzspannung führt kommt es im Netz zu chaotischen Spannungssprüngen. Das bedeutet, dass der Vectorsprungschutz der PV-Inverter anspricht und sie sofort abschaltet. Das Netz ist wieder schwarz. Dann kann nur noch das im Eigenbedarf laufende Dampfkraftwerk die Rettung bringen. Im Text springen wir jetzt zurück nach : So startet man ein PV-Teilnetz.

Wie man aus der bisherigen Schilderung ersehen kann ist ein Betrieb von Photovoltaikanlagen in der benötigten Anzahl eine reine Utopie. Photovoltaik kann nur auf einen kleinen Teil des Strombedarfs ausgebaut werden und braucht ebenso wie die  Windkraft Speicherwerke, Ersatzkraftwerke für die Grundlast, die Mittellast und die Spitzenlast auf der Basis von fossilen oder nuklearen Brennstoffen. Zusätzlich muss immer mindestens eine rotierende Maschine die Netzspannung und Netzfrequenz führen. Diese Leistung wird Regelleistung genannt. Deutschland ist in vier Regelzonen aufgeteilt, in denen jeweils ein Übertragungsnetzbetreiber die Verantwortung für das Gleichgewicht von Ein- und Ausspeisungen im Stromnetz hat. In Deutschland werden insgesamt 7000 Megawatt positiver Regelleistung (zusätzliche Leistung für den Engpassfall), und 5500 Megawatt negativer Regelleistung (Senkung der Produktion bzw. künstliche Erhöhung des Verbrauchs) vorgehalten. Die Kosten dafür betragen etwa 40 Prozent des gesamten Übertragungsnetzentgeltes. Mit dem weiteren Ausbau der PV werden auch hier die Kosten stark ansteigen, denn die erforderliche Regelleistung wird stark ansteigen. PV kann man eigentlich nur als lästiges Anhängsel mit wenig Effizienz betrachten, ist aber gut für den Besitzer. Dem ist für 20 Jahre eine Rendite seines eingesetzten Kapitals durch das EEG verbrieft. Derzeit trägt die Photovoltaik mit 1,9% zur deutschen Stromversorgung bei. Die Kosten dafür werden über das EEG auf die Stromkunden abgewälzt.  Zurzeit 3,5 Cent/kWh.  Im Jahr ca.14 Mrd.€ . Null Problemo !!!!

 

Bild entnommen aus:

http://www.bürger-für-technik.de

Da ich jetzt soweit gekommen bin mit meinen Überlegungen kommt mir wieder der Gedanke  :  Photovoltaikanlagen haben ja nur eine Lebensdauer von 20 Jahren. Wir brauchen dann ein Management für Neubau und Abriss von Photovoltaikanlagen, den wir müssen ja im 20 jährigen Turnus die PV-Anlagen austauschen. Da kommen Ewigkeitskosten, wie im Ruhrgebiet fürs Pumpen, auf uns zu, nur in gigantischem Ausmass. Das Gleiche wie bei der Windkraft. Aber diese Sache schafft wenigsten Arbeitsplätze. Leider die meisten in China. Da kommen die meisten Sonnenpaneele her. Null Problemo!

Michael Treml für EIKE

Prozessleittechiker und Windkraftkenner mit 40 jähriger Erfahrung in Kraftwerkstechnik

jetzt im Ruhestand

Der Beitrag kann als pdf Datei abgerufen werden

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Stromeinsparung durch Smart Metering?

Erste Ergebnisse einer achtzehnmonatigen Feldstudie wurden jetzt vorgestellt, in der ca. 2.000 Testhaushalte intelligente Stromzähler benutzten, die den zeitlichen Verlauf des Stromverbrauchs erfassen.  Die Teilnehmenden konnten auf einem Internetportal oder durch eine monatliche schriftliche Information beispielsweise ihren Stromverbrauch stundenweise analysieren.  Durch die intelligente Zähler und die Visualisierung des Stromverbrauchs konntendie  Privathaushalte durchschnittlich ca. 3,7 % Strom einsparen.

Das Ergebnis kommt vom BMBF geförderte Projekt "Intelliekon – Nachhaltiger Energiekonsum von Haushalten durch intelligente Zähler-, Kommunikations- und Tarifsysteme", an dem unter anderem das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI beteiligt waren. Bei zeitvariablen Tarifen lag die ermittelte Einsparung sogar bei 9,5 %. 

Eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse findet am 26. Oktober 2011 in Frankfurt/M. statt.

Nun, eine recht bescheidene Einsparung, wenn man den enormen Aufwand an Messtechnik, Personal und investierter Zeit betrachtet.  Es wäre schon interessant zu erfahren, in welchem Verhältnis der Nutzen zum Aufwand steht. Man kann nur hoffen, dass am 26. Oktober in Frankfurt/M.

in der Präsentation der Ergebnisse dazu auch etwas ausgesagt wird.  Effizienter Energieeinsatz und sparsamer Energieverbrauch ist nicht nur eine Kostenfrage, sie tragen auch zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz bei.  Ich habe übrigens 21 Jahre im Bereich der rationellen Energieanwendung und der Energieeffizienz gearbeitet und habe dafür NIE das CO² als Indikator für den Energieverbrauch benötigt!

Was sagt eine alte Energetikerweisheit: "Der Stromverbrauch wird durch das Nutzerverhalten bestimmt!"

Weitere Informationen:

http://idw-online.de/de/news430909

B.Adam für EIKE




Vorzeige-Passivschulhaus für 23 Mio €: Dicke Luft im SeeCampus in Schwarzheide

….„Alle derzeit auf dem Stand der Technik vorhandenen technischen Möglichkeiten sind beim Bau des 23 Millionen Euro teuren Gebäudes SeeCampus ausgeschöpft worden“, verteidigt Projektleiterin Christine Paulan den Kreis. Das komplexe und von vielen Faktoren abhängige System sei sehr wohl sorgfältig und vorausschauend geplant, in einer solch großen Schule mit unterschiedlichen Bedarfen der Nutzer aber deutschlandweit zuvor noch nicht in Betrieb genommen worden. Die Einregelung der Anlagen sei eine große Herausforderung. An einem besseren Raumklima werde ständig gearbeitet…

Hintergrund:
Der SeeCampus Niederlausitz ist die erste vollständige Passivhausschule Deutschlands.

Mit sehr guter Luftdichtheit und ausgezeichneter Wärmedämmung soll ein minimaler Heizwärmebedarf von 15 Kilowattstunde pro Quadratmeter Nutzfläche im Jahr erreicht werden.

Im Winter wird nur die Zuluft nachgeheizt, im Sommer sollen die Nachtauskühlung und ein umfangreicher Sonnenschutz für kühle Innenwandtemperaturen und damit ein angenehmes Klima sorgen. Passivhäuser haben keine Klimaanlage.

Lesen Sie den ganzen Beitrag in der Lausitzer Rundschau vom 29.6.11 hier

mit Dank an Spürnase Konrad Fischer




Initiative Gegenwind für eine industriefreie Nordsee: Interview mit dem Präsidenten Dr. Zielinski

Ein Interview mit Dr. Zielinski aus der Reihe "Strandgespräche" zu den Zielen der Bürgerbewegung Gegenwind. Mit Wolfgang Müller EIKE Ende März 2011

Alle Videos von EIKE finden Sie hier




Schöne neue Energiewelt oder Tollhaus?

Siehe auch Update (unten)vom 3.7.11

Deutsche Kernkraftwerke müssen infolgedessen so schnell als möglich abgestellt werden. Unser elektrischer Strom kommt dann eben aus französischen oder tschechischen KKW-Anlagen, oft nur wenige Kilometer fern der  deutschen Landesgrenze. Die deutsche Stromversorgung wird im Gegenzug – nunmehr wirtschaftlich vorteilhafter, versteht sich – auf „Erneuerbare“ umgestellt. So haben es uns der Energietechnik sachkundige Experten aus Kirche, Politologie, Soziologie, Jurisprudenz, aber auch der Allgemeinheit dienende Windrad- und Photovoltaik-Hersteller unabweisbar vorgerechnet. Die technische Intelligenz Deutschlands hält angesichts solcher Fachleute die Klappe, denn protestieren war auch bei allen deutschen Wahnvorstellungen der Vergangenheit noch nie erfolgreich. Schäden müssen schließlich erst einmal eintreten, oder nicht? "Et hätt noch emmer joot jejange", und vielleicht springt für das Unternehmen des eigenen Brötchengebers  sogar noch ein Geschäftchen mit dem deutschen Energie-Unfug heraus – also Augen zu und durch!

In den weltweiten Theateraufführungen des Klimaschutz-Märchens „Viel Lärm um nichts“, geschrieben von einem offensichtlich wiederauferstandenen William Shakespeare, ist der letzte Vorhang gefallen. Die maßgebenden CO2-Erzeugernationen nehmen das CO2-Thema, und dies völlig sachgerecht, einfach nicht mehr ernst und haben das Stück abgesetzt. Nur die EU und selbstverständlich wir, wie stets mit tödlicher Sicherheit als letztes Land dieser Erde, propagieren dagegen Spielzeitverlängerung und fordern dafür vom wehrlosen deutschen Zuschauer auch noch höchste Eintrittspreise.

Aprospros Shakespeare: Als größter Theaterautor aller Zeiten entnahm er seine Figuren bekanntlich nordeuropäischen Königshäusern und der Antike. Heute hätte er es leichter, denn demokratisch legitimierte europäische Regierungsvertreter und insbesondere EU- und UN-Dunkelmänner liefern weitaus bessere Vorlagen. Man freut sich daher schon auf seine neuen Stücke, wie auf „Was ihr wohl wollt“, über einen selbstlosen, von schönen Nymphen umschwärmten italienischen Bonvivant-Duce, den finstere Juristenschurken dann doch zur Strecke bringen, oder auf „Angie der Sturm“, ein blutiges Drama mit unzähligen Opfern auf dem Weg dieser sympathischen Figur zur politischen Machtergreifung und zur Energiewende oder ganz aktuell auf „Wie es euch wohlgefällt“, eine spritzig-freche Komödie über liebenswerte, lebenslustige griechische Euro-Vernichter.

Was ist dagegen schon das unzulängliche Schreibgestammel eines EIKE- Pressesprechers, veröffentlicht in der überregionalen Zeitung „Junge Freiheit“, sowie in etwas ausführlicherer Version als Vorlage an alle Bundestagsabgeordneten der CDU/CSU und FDP versandt (als pdf’s beiliegend, um vielfache Weitergabe wird gebeten). Die Vorlage für unsere CDU/CSU-Volksvertreter blieb bei der Energiewende-Diskussion der Fraktion am 20.Juni 2011 selbstredend ohne Resonanz. Schließlich gibt es in klugstrategischer Gleichschaltung eine Fraktionslinie und -meinung, so dass eine Belästigung mit Fakten nur als grob ungehörig bezeichnet werden kann. Wir von EIKE entschuldigen uns.    

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke (EIKE-Pressesprecher)

Dipl.-Ing. Michael Limburg (EIKE-Vizepräsident)

Update vom 3.7.11 : Kalles hat unter der Rubrik Röttgen redet im Blog Zettelsraum die Rede des Bundesumweltministers kommentarlos aufgezeichnet. 

Röttgen redet

Bundestagsreden zu hören ist selten ein intellektuelles oder gar sinnliches Vergnügen. Wenn aber ein subtiler Komiker wie Norbert Röttgen ans Pult tritt, dann lohnt sich sogar das Nachlesen.

Erkenntnisse und Weisheiten

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Wir haben monatelang – beileibe nicht nur in den letzten drei Monaten – über Cent-Beträge, über halbe Prozentpunkte und über Jahreszahlen diskutiert. Diese Debatte hat das Land geprägt…

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Es ist doch positiv, dass jetzt alle, auch die Energiewirtschaft, sagen: Wir stellen uns an die Spitze dieser Bewegung…

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Bekennen Sie sich dazu, dass Sie mitmachen! Es ist richtig, dass Sie mitmachen, weil es zu dem Konsens dazugehört.

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Wir werden den Umstieg schaffen. Denn der Konsens, den wir herbeiführen, ist weit mehr als ein Ausstiegskonsens: Es ist ein Umstiegskonsens.

Röttgen läßt tief blicken

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Es ist das Handwerk, das sich darauf freut, unser Land erneuerbar, innovativ und effizient zu machen.

(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

Es ist die Elektroindustrie. Es ist die IT-Branche, die sich darauf freut und vorbereitet hat, mit intelligenten Netzen und intelligenten Leitungen ein ganz neues Industriefeld zu entwickeln.

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Es sind die Bürgerinnen und Bürger, die dieses Projekt der Energiewende wollen, die mitmachen wollen und werden.

Sie sind dabei. Sie wissen, dass dieser Prozess nicht umsonst ist. Natürlich ist das ein Investitionsvorhaben. Natürlich kostet das auch etwas. (…) Wir brauchen die Leute gar nicht zu belehren und so tun, als würden sie sich immer nur die Rosinen herauspicken. Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen in diesem Lande bei diesem Projekt der Energiewende und der neuen Energiepolitik voll dabei sind.

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Um das klar zu sagen: Wir als Koalition wollen alle Beiträge leisten, dass wir Industrieland bleiben. Wir wollen wirtschaftlich erfolgreich sein. Wir wollen sogar an der Spitze stehen.

Kraftvolle Beteuerungen

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Wir werden eine heimischere Energieerzeugung bekommen. Wir werden die Abhängigkeiten vom Import, politische und geopolitische Abhängigkeiten, aber auch die Volatilität des Preises, also wirtschaftliche Abhängigkeiten, reduzieren.

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Das heißt, es geht darum, dass 6,5 Gigawatt Leistung nicht mehr ans Netz gehen. Das sind 6,5 von 93 Gigawatt gesicherter Leistung bei 82 Gigawatt Spitzenlast, die auf uns zukommen. Das ist absolut verkraftbar.

Das ist alles anspruchsvoll, aber das werden wir sicher, weil wir alle diese Themen im Blick haben, realisieren und schaffen können.

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Die Energieversorgung wird sehr viel stärker vom Verbraucher her gesteuert, weil wir nicht mehr nur Leitungen haben, in die Elektronen hineingeschossen werden – dabei ist der Verbraucher ein passiver Abnehmer –, sondern weil der Verbraucher in Zukunft mit intelligenten Zählern und intelligenten Leitungen selber bestimmen kann, wann er welchen Strom zu welchem Preis beziehen will. Die Autonomie des Verbrauchers wird erheblich gestärkt werden.

Guter Mann! Mehr davon bitte.

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Bundestag beschließt im Eiltempo Vernichtung der Energieversorgung! In Deutschland werden die Lichter ausgehen!

Ganz einfach: "Auf viele Fristen und Rechte hat das Parlament verzichtet, weil die Regierung sich der Kernkraft um jeden Preis noch vor der Sommerpause entledigen wollte" befindet die Welt. Doch der Preis ist extrem hoch, denn ein so teures, weitreichendes und zerstöreriches Gesetzespaket hat noch keine Bundesregierung bisher erfunden. Mit diesem Gesetzespaket wird eine gut funktionierende Stromversorgung, die unseren Lebensstandard und Wohlstand erst ermöglicht, zugunsten einer extrem teueren, überaus unsteten, mangelhaften und nur lückenhaft verfügbaren "erneuerbaren" Stromversorgung aufgegeben, ohne dass deren Fähigkeiten zum Ersatz des Bestehenden auch nur im Ansatz bekannt, nicht erprobt, ja nicht einmal erfunden sind.

Sehen Sie dazu die Vorträge von EIKE zum jetzt noch verschärften Energiekonzept der Bundesregierung von Michael Limburg und Dieter Ameling zur Deindustrialisierung Deutschlands

Und Kommentator Daniel Wetzel nennt diese mit irrwitziger Hast vorgenommene Gesetzgebung:

Eine Reise ins Ungewisse.

und schreibt:

Doch niemand weiß, wie das schwankende Aufkommen aus Windkraft- und Solaranlagen verstetigt, gespeichert und zum Verbraucher gebracht werden soll. Auch kann niemand sagen, wo angesichts staatlich gesetzter Preise und eines Abnahmezwangs für Ökostrom noch marktwirtschaftliche Preissignale und damit Investitionsanreize herkommen sollen.

Eine Reise ins Ungewisse ist zu zurückhaltend ausgedrückt: Deutschland stellt jetzt alle Weichen, um sich als Industrieland der 1. Liga zu verabschieden. Begründet wird diese Reise mit hehren Metaphern insbesondere vom Super- Umweltminister Norbert Röttgen. (Die Welt)

Röttgen zeichnet das Bild von einem durch einen gemeinsamen Willen zur historischen Aufgabe beseelten Volk. Dafür müsse man nun bereit sein, kleinliche Einwände beiseite zu lassen: „um Cents und halbe Prozente“ sei in den vergangenen Monaten lange genug gerungen worden. Nun habe man die „30jährige kontroverse Debatte“ beendet, die Gesellschaft sei versöhnt.

Es fällt – lauscht man Röttgen- sehr schwer nicht sofort an unsere schlimme Vergangenheit zu denken, in der begnadete Verführer einem ganzen Volk den Wunsch nach dem totalen Untergang als wunderbare Lösung schmackhaft gemacht hatten. So schwafelt Röttgen im Parlament begeistert weiter:

"Das mit Abstand bedeutendste Investitionsprojekt" werde nun "in Angriff genommen", sagt der Umweltminister. Und zählt viele unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen auf, die nur darauf gewartet haben, den Beschluss des Bundestages als Signal zu verstehen, um endlich gemeinsam das "nationale Gemeinschaftswerk" in Angriff zu nehmen. Röttgen zeichnet das Bild von einem durch einen gemeinsamen Willen zur historischen Aufgabe beseelten Volk.

Was Röttgen wissentlich verschweigt, was alle Abgeordneten wissen, weil sie darüber unter anderem von EIKE darüber auf vielen Wegen informiert wurden, ist, dass die meisten der erwähnten gesellschaftlichen Gruppen nun einen wunderbaren Weg geebnet sehen, sich an der Gesellschaft umfassend zu bereichern. Auf vom Staat garantierte Weise, bezahlt vom Steuer- und Abgabenzahler, bezahlt vom gutwilligen, oftmals nur unaufgeklärten Stromkunden. Wüssten diese Zahler, dass sie bald ihren Job verlieren könnten, vielleicht in Harz IV abrutschen werden, würde die Zahl der "gesellschaftlichen Gruppen" die diesem kühl geplanten Ausverkauf nationaler Interessen zustimmen, sicher deutlich kleiner ausfallen. Es würden nur noch die übrigbleiben, die sich weiterhin schamlos bereichern wollen, oder die, die sowieso den Untergang der Industriegesellschaft herbeiführen möchten. Das bestätigt Grünen Frontfrau Künast: Sie will die Bewegung zusammen halten und verspricht: Wir sind noch lange nicht fertig, wir fangen jetzt erst richtig an“. Und droht dann allen an: "Wir sind jetzt (noch) nicht fertig, denn dieser Umbau der Gesellschaft fängt jetzt erst an"!

Der FDP -in Person ihres neuen Vorsitzenden Philip Rösler- verblieb die entehrende Aufgabe, diesen Irrsinn auch noch gutzuheißen. Seiner FDP und ihren in Scharen davongelaufenen Wählern, wird das nicht mehr helfen. Der letzte Nagel zum Sarg der FDP wurde gestern von ihrem neuen Vorsitzenden selbst eingeschlagen.

Nur die SPD besann sich in Person ihre Vorsitzenden Gabriel zumindest verbal ihrer Aufgabe als Partei der Arbeitenden:

Im Kern unseres Landes ist die Industrieproduktion Grundlage unseres Wohlstandes. Die Energieversorgung ist das Herz-Kreislauf-System der deutschen Volkswirtschaft. Sie, Frau Merkel, operieren alle sechs Monate am offenen Herzen, und zwar mit wechselnden Diagnosen. Das muss jetzt ein Ende haben.

Da hat Gabriel Recht. Zugestimmt haben er und seine Mannen trotzdem.

Michael Limburg EIKE

Lesen Sie hier die persönliche Erklärung von Frank Schäffler zu seinem Abstimmungsverhalten: (Mit Dank an Leser Rannseyer):

Persönliche Erklärung zur “Energiewende”

Die Änderung des Atomgesetzes, über die hier abgestimmt wird, soll den Atomausstieg bewirken. Sie ist das Herzstück der so genannten Energiewende, die uns seit dem bedauerlichen Unglück in Fukushima verordnet worden ist. Dieses Gesetzgebungsvorhaben ist aus mehreren Gründen kritikwürdig.

Ein Grund sollte uns alle in der Ablehnung der Energiewende einen. Wir verordnen Deutschland im europäischen Alleingang eine vollständige Reorganisation seiner Energieerzeugungsbranche. Das ist mit enormen Kosten verbunden. Es sind viele Milliarden Euro für Investitionen notwendig, um die in Deutschland heute verbrauchte Energie morgen auf andere Art und Weise produzieren zu können. Wir zwingen die Energieerzeuger, für sich ein anderes Geschäftsmodell zu entdecken. Wir zwingen viele Millionen Menschen zur Umstellung ihres Verhaltens beim Konsum von Energie. Wir greifen tief in die Eigentumsrechte der Unternehmen ein, indem wir deren Investitionen mit einem Federstrich entwerten. Um die Überlandleitungen zu bauen, werden viele Landbesitzer enteignet werden müssen. Durch die umfangreichere Einspeisevergütung belasten wir die privaten und gewerblichen Stromverbraucher.

Die enorme Tragweite der Energiewende allein sollte uns dazu anhalten, unsere Entscheidung wenigstens durchdacht, überlegt und mit der gebotenen kühlen Rationalität zu treffen. Dies tun wir nicht. Das Paket zur Energiewende war gestern im Ausschuss und ist heute im Parlament. Eine große Zahl mit heißer Nadel gestrickter Gesetzentwürfe wird im Schweinsgalopp durchs Parlament geritten, obwohl gleichzeitig andere Entscheidungen höchster Wichtigkeit anstehen. Das kann nicht richtig sein. Wir werden unserer Verantwortung hier nicht gerecht und das sollte jedem bewusst sein.

Ein anderer Grund ist die Umgestaltung der Energiebranche. Dadurch schaffen wir den Markt in der Stromerzeugung gänzlich ab und verordnen stattdessen einen 10-Jahresplan, nach dem sich die Energieproduktion künftig zu richten hat. Bereits jetzt ist die Produktion von Strom aus Kernenergie eher als nationales industriepolitisches Projekt zu betrachten denn als eine Lösung des Marktes für das Problem der Knappheit von Energie. Die marktwirtschaftliche Lösung bestünde darin, die Energiebranche aus der politischen Umklammerung zu befreien. Dazu gehörte, Kosten und Nutzen der Energieproduktion zurück in die Hände der Unternehmer zu geben. Es wäre interessant zu wissen, ob und wie Kernenergie in Deutschland produziert würde, wenn die Unternehmer für ihre geschäftlichen Risiken bei Unfällen und Abfallprodukten selbst und vollständig haften müssten. Bedauerlicherweise werden wir dies nie erfahren. Wir werden nie lernen, welche Lösung gefunden worden wäre, hätte man sich des Entdeckungsverfahrens des Marktes bedient. Dazu hätten wir die Kernenergiebranche entpolitisieren müssen. Diese ist das wichtigste Zugpferd vor dem staatlich gelenkten Karren, auf dem die nationale Energiestrategie zur Herstellung der Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit von Energieimporten transportiert wird.

Stattdessen gehen wir den entgegen gesetzten Weg. Anstatt die Kernenergiebranche aus der ihr übertragenen nationalen Aufgabe zu entlassen, politisieren wir sämtliche konkurrierenden Wege der Stromerzeugung. Anstatt eines Ordnungsrahmen, der das erste Mal in der Geschichte Marktpreise für die Erzeugung von Kernenergie ermöglicht hätte, schreiben wir auch dem Rest der Branche vor, wie er zu funktionieren hat. Wir planen von der Spitze herab, wie viele Gaskraftwerke zu bauen und Kilometer Überlandleitungen zu errichten sind. Wir greifen ein in das Preisgefüge bei Strom aus so genannter erneuerbarer Energie, indem wir umfangreiche Subventionstatbestände schaffen. Wir planen hier in Berlin, welcher Anteil des Stroms aus welcher Quelle produziert werden soll.

Wir ignorieren dabei sämtliche ökonomischen Einsichten über das Funktionieren von Märkten und die Wichtigkeit des Preissystems als Mechanismus zur Vermittlung von Informationen. Wir planen einen kompletten Wirtschaftszweig von oben herab und zentral. Wir gehen einen langen Schritt in die überkommene Zentralverwaltungswirtschaft. An die Stelle der privaten und dezentralen Pläne der Unternehmer und ihrer Kunden setzen wir unsere angeblich überlegene Kenntnis, wie sich Wirtschaft und Gesellschaft organisieren sollen.

„Wenn der Mensch in seinem Bemühen, die Gesellschaftsordnung zu verbessern, nicht mehr Schaden stiften soll als Nutzen, wird er lernen müssen, dass er in diesem wie in anderen Gebieten, in denen inhärente Komplexität von organisierter Art besteht, nicht volles Wissen erwerben kann, das die Beherrschung des Geschehens möglich machen würde“ (F. A. Hayek).

Die verhängnisvolle Anmaßung, dass man wissen könne, wie zentrale Planung erfolgreich zu bewerkstelligen sei, hat letztendlich zum Scheitern aller Sozialismen geführt. So wird auch die Energiewende letztlich scheitern.

Wir entscheiden heute nicht nur über ein mit einer schönen Bezeichnung ausgestattetes Gesetzespaket, sondern nehmen auch dessen Folgen billigend in Kauf. Die Zentralverwaltungswirtschaft führte im Sozialismus der DDR dazu, dass die Menschen Schlange standen, um Orangen und Bananen zu erhalten. Das oder die Benutzung des Schwarzmarkts waren die einzigen Wege, um Waren mit staatlich festgelegten Preisen zu erhalten. Die Eingriffe in die Energiewirtschaft werden zur Deindustrialisierung in energieintensiven Branchen und zur Zuteilung von Strom-Verbrauchszeiten führen. Wir werden die wohlstandsfeindlichen Folgen der zentral verwalteten Energiewirtschaft in Deutschland beobachten können. Denn die ökonomischen Gesetze sind von der Politik unbezwingbar.

Berlin, 30. Juni 2011
Frank Schäffler

Frank Schäffler ist Bundestagsabgeordneter und Mitglied der FDP




Sind wir der massenhaften Installation von Windkraftanlagen hilflos ausgeliefert?

Das Gespräch führte Wolfgang Müller EIKE. Die Aufzeichnung entstand im März 2011.

Alle Videos von EIKE finden Sie hier




Der große Solarschwindel!

Der Tag, an dem Angela Merkel die Sonnenenergie nach Nordvorpommern brachte, begann trübe und wolkenverhangen. Die Bundeskanzlerin war trotz enger Terminlage in ihren Wahlkreis gefahren, um im Orte Grimmen an der Trebel den Bau des größten Solarparks von Mecklenburg-Vorpommern auf den Weg zu bringen. Dass sich die Sonne bei dem symbolträchtigen ersten Spatenstich im Oktober vergangenen Jahres partout nicht zeigen wollte, tat Merkels guter Laune ebenso wenig Abbruch wie die Tatsache, dass die 30 480 Solarmodule auf der 19 Hektar großen Fläche allesamt den Stempel "Made in China" tragen sollten. "Der Solarpark ist eine Zukunftsinvestition", sagte die Regierungschefin unverdrossen und stach den rot lackierten Spaten in die bröckelige Tonerde: "Wir sind auf dem Weg in das Zeitalter erneuerbarer Energien.

Bei ihrer Unterstützung für die Solarwirtschaft weiß die Bundeskanzlerin die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Sonnenstrom ist die Wunschenergie Nummer eins für die Deutschen, das ergab in der vergangenen Woche eine Umfrage, die der Wirtschaftsverband führender Public-Relations-Agenturen in Deutschland (GPRA) mit den Marktforschern von TNS Emnid veröffentlichte. Danach messen 99 Prozent der Befragten "der Sonnenenergie eine besonders hohe Wichtigkeit für die zukünftige Energieversorgung in Deutschland" bei. Die Sonne sei "aus Sicht der Verbraucher die wichtigste Energiequelle der Zukunft – noch vor Wasserkraft und Windkraft", heißt es im Ergebnis der Umfrage. Weniger als die Hälfte der Befragten glaubten dagegen noch an eine wichtige Rolle der Kohlekraftwerke, nur ein Fünftel an Atomkraft. "Die deutsche Bevölkerung hat die Energiewende längst vollzogen und vertraut regenerativen Energiequellen", lautet das Fazit des GPRA-Präsidiummitglieds Uwe Kohrs. Angesichts der derzeit diskutierten Kürzungspläne für Solarsubventionen müssten "Politik und Energieversorger aufpassen, dass sie nicht alles Restvertrauen verspielen."

Wissenschaftler aber reiben sich verwundert die Augen angesichts solcher Vorstellungen über die Struktur der deutschen Energieversorgung. Atom- und Kohlekraftwerke decken heute noch drei Viertel des deutschen Strombedarfs. Solarmodule tragen tatsächlich erst drei Prozent zur Bedarfsdeckung bei. Schon der Beitrag der Windenergie übertrifft den der Solaranlagen um ein Vielfaches – für einen Bruchteil der Kosten. Die Solarenergie kostet die Verbraucher Jahr für Jahr hohe Milliardenbeträge, verteuert den Klimaschutz, lässt sich nicht wirtschaftlich speichern und fällt in mehr als der Hälfte des Jahres fast komplett aus. Auch industriepolitisch ist die Solarförderung ein gewaltiger Schuss in den Ofen: Bereits mehr als 70 Prozent der in diesem Jahr in Deutschland verbauten Solarmodule stammen aus Asien.

Die Nachteile der solaren Energieversorgung im schattigen Deutschland sind aus wissenschaftlicher Sicht so eklatant, dass der Sachverständigenrat für Umweltfragen, ein hochkarätiges Beratergremium der Bundesregierung, dazu rät, den Ausbau der Fotovoltaik nicht mehr weiter zu forcieren, sondern im Gegenteil in sehr engen Grenzen zu halten. Der Flensburger Umweltwissenschaftler Olav Hohmeyer, ein Mitglied des Sachverständigenrats, fordert, die derzeitige solare Ausbaurate um mindestens 85 Prozent zurückzuschrauben, auf nur noch 500 bis 1000 Megawatt pro Jahr. Dabei ist der Sachverständigenrat durchaus kein natürlicher Feind erneuerbarer Energien: In anderen Gutachten zeigt das Professorengremium Wege auf, wie Ökostrom bis 2050 den kompletten deutschen Energiebedarf decken kann, verzichtet dabei aber lieber auf ein Übermaß an Sonnenenergie.

Die Forscher stehen mit ihrer Meinung nicht allein. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) sagt wegen des "Hype um die Fotovoltaik" in Deutschland einen "weiter anschwellenden Kosten-Tsunami" voraus. Das RWI, das zu den renommiertesten deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten gehört, schlägt angesichts der deutschen Defizite bei Stromspeichern, Stromleitungen und der mangelhaften Vernetzung mit den europäischen Nachbarn deshalb sogar ein mehrjähriges Moratorium für erneuerbare Energien vor, um "die Förderanreize für diesen Zeitraum auszusetzen". Auch der unabhängige Energieexperte Sven Bode vom Arrhenius Institut für Energie- und Klimapolitik in Hamburg stellt offen die Frage, "ob die Förderung der Fotovoltaik nicht bereits heute vollständig eingestellt werden sollte".

Doch danach sieht es ganz und gar nicht aus: Die Fraktionen der Regierungsparteien wollen sich Morgen über die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verständigen und dabei auch die Vergütungssätze für die unterschiedlichen Ökostrom-Arten festschreiben. Schon jetzt ist absehbar, dass es zu keinen nennenswerten Abstrichen bei den Solarsubventionen kommen wird. Vorgesehen ist im derzeitigen Gesetzentwurf lediglich, dass die Einspeisevergütung um jeweils drei bis vier Prozentpunkte sinkt, wenn der Grenzwert von 3500 Megawatt um 1000 Megawatt überschritten wird. Dass dies ausreicht, die solare Kostenexplosion zu beenden, glaubt kaum ein Marktbeobachter.

Der Wirtschaftsflügel der Unionsfraktion im Bundestag ist dabei schon bereit, die richtigen Konsequenzen zu ziehen: Er will den Fotovoltaik-Zubau in Deutschland – wie in anderen Ländern längst üblich – durch einen festen "Ausgabendeckel" begrenzen. Thomas Bareiß, der die Energiepolitik der CDU/CSU-Fraktion koordiniert, will mit dieser Forderung auch in die Koalitionsgespräche im Bundestag gehen, denn: "Was sich hier abzeichnet, ergibt energiewirtschaftlich keinen Sinn und ist sozialpolitisch verantwortungslos."

Doch Bareiß hat Zweifel, ob sich die Position des Wirtschaftsflügels der Union in den Koalitions- und Fraktionsgesprächen noch durchsetzen wird. Auch die anderen Wirtschaftspolitiker der Fraktion glauben nicht, dass sie bei der eigenen Parteiführung und beim Koalitionspartner FDP durchdringen.

Warum die Bundesregierung den Subventionsirrsinn jetzt nicht beendet, ist offensichtlich. Zu groß ist die Sorge der Partei- und Regierungsspitzen, vor den anstehenden Landtags- und Bundestagswahlen vom ökologischen Mainstream der Bevölkerung abgestraft zu werden. Nach außen hin wolle die Bundesregierung nach der Abschaltung der Kernkraftwerke eben nicht nur als "Ausstiegspartei" wahrgenommen werden, formuliert es ein hoher Beamter des Bundeswirtschaftsministeriums: "Ebenso wichtig ist es zu zeigen, dass man auch in etwas einsteigt." Und die Kappung von Solarsubventionen – wie sinnvoll sie inhaltlich auch immer sein mag – "passt da eben nicht ins Bild".

Folge dieses politischen Populismus dürfte sein, dass auch in den kommenden Jahren jeweils mehr als die Hälfte der vom Verbraucher zu zahlenden Ökostrom-Milliarden an die Solarindustrie fließen wird – und hier wiederum zum weitaus größten Teil an die asiatischen Modul- und Zellen-Hersteller. Während die Solarlobby in der Öffentlichkeit behauptet, die Bundesregierung würde bei ihrer Energiewende die Windkraft bevorzugen, sprechen die Zahlen eine völlig andere Sprache: Nach der offiziellen Statistik des Bundesumweltministeriums wurden im vergangenen Jahr rund 19,5 Milliarden Euro für die Errichtung von Fotovoltaik-Anlagen in Deutschland ausgegeben, jedoch nur 2,5 Milliarden für die deutlich ergiebigere Windkraft. Während die installierte Leistung der Solarmodule 2010 um 7500 Megawatt zunahm, wuchs die angeblich bevorzugte Windkraft lediglich um 1500 Megawatt. Ein Missverhältnis, das sich nach den Zubauprognosen in diesem Jahr weiter verfestigen dürfte.

In ihrem "Energiekonzept" hatte sich die Bundesregierung im vergangenen Jahr noch das Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 von heute 17 auf dann 30 Prozent zu erhöhen. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima und der Abschaltung mehrerer deutscher Atomkraftwerke wurde der zu erreichende Ökostrom-Anteil jetzt auf "mindestens 35 Prozent" heraufgesetzt. So steht es im Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, das Ende kommender Woche vom Bundestag in zweiter und dritter Lesung verabschiedet werden soll. Doch viele Ökonomen und nicht wenige Bundestagsabgeordnete fragen sich inzwischen, wie die beschleunigte "Energiewende" innerhalb von zehn Jahren gelingen soll, wenn die Förderpolitik für Ökostrom dem luxuriösen Motto "Vom Teuersten das Meiste" folgt. Müsste man angesichts des Zeitdrucks und der knappen Mittel nicht die effizientesten Techniken am stärksten fördern?

Dass die "Energiewende" eher zu einer "Sonnenwende" zu werden droht, hat viel damit zu tun, dass die einseitige Argumentation der Solarlobby öffentlich kaum je hinterfragt wird. Aber halten die wichtigsten Argumente einer Überprüfung stand?

1. Solarstrom ist nicht billig

 "Die Sonne schreibt keine Rechnung": Angesichts der realen Kosten für Verbraucher und Volkswirtschaft bekommt das beliebte Lobbyistenwort einen fast zynischen Beiklang. Strom aus Solarmodulen, die im Jahre 2005 montiert wurden, wird 20 Jahre lang mit 50,23 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Dieser Wert übersteigt den Börsenwert für Elektrizität um das Zehnfache. Die Stromnetzbetreiber sind verpflichtet, den Solarstrom, wie anderen Ökostrom auch, vorrangig einzuspeisen und mit dem gesetzlichen Fixpreis zu bezahlen. Die gewaltige Differenz zum eigentlichen Marktwert wird über die Stromrechnung auf alle Verbraucher abgewälzt.

Zwar wurde die Einspeisevergütung in mehreren Schritten gesenkt – auf heute rund 28 Cent pro Kilowattstunde. Doch weil der Preisverfall bei Solarmodulen noch drastischer war, können Investoren noch immer Traumrenditen auf Kosten der Verbraucher erzielen. Während ein Tagesgeldkonto derzeit kaum 2,5 Prozent abwirft, können Besitzer von Solardächern völlig risikolos jährlich sechs bis acht Prozent Gewinn einstreichen, gesetzlich garantiert über 20 Jahre lang. Kein Wunder, dass die Zahl der Fotovoltaik-Anlagen Jahr für Jahr exponentiell auf inzwischen mehr als 800 000 mit einer Gesamtleistung von rund 17 000 Megawatt angewachsen ist. Zum Vergleich: Ein Atomkraftwerk hat ungefähr 1000 Megawatt Leistung.

Die Frage, welche Nettokosten von den Verbrauchern zu schultern sind, hat in der Vergangenheit einigen wissenschaftlichen Streit ausgelöst. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung hat die Strommengen aller bis Ende 2010 installierten Solarmodule mit ihren Einspeisetarifen summiert und um den eigentlichen Marktwert des Stroms bereinigt. Ergebnis: Allein für die bis Ende letzten Jahres verbauten Module wird der deutsche Verbraucher mit reinen Subventionskosten oder "Solarschulden" von real 81,5 Milliarden Euro belastet, die er über einen Zeitraum von zwanzig Jahren abzustottern hat.

Mit diesem gewaltigen Entzug an volkswirtschaftlicher Kaufkraft zahlt der Bürger für eine Stromquelle, die in jeder Nacht und mit Einbruch der dunklen Jahreszeit ihren Beitrag zur Stromversorgung fast völlig einstellt und durch andere Kraftwerke ersetzt werden muss. Obwohl die Solarenergie in diesem Jahr nur etwa 20 Prozent des gesamten Ökostrom-Aufkommens in Deutschland stellt und lediglich drei Prozent des gesamten Strombedarfs deckt, verschlingt sie 55 Prozent der gesamten Ökostrom-Beihilfen nach dem EEG.

Sogar die "Agentur für Erneuerbare Energien", ein in Berlin ansässiges Lobbybüro der Ökobranche, hielt das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Solarstroms nach den RWI-Berechnungen für so schlecht, dass man das "Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie" im vergangenen Jahr mit einem Gegengutachten beauftragte. Man könne die "Horrorzahlen des RWI so nicht stehen lassen", hieß es dazu. Nötig sei endlich "eine seriöse Diskussionsgrundlage". Und tatsächlich: Das Gutachten der Wuppertaler fiel für die Ökolobbyisten wunschgemäß aus. In einer Pressekonferenz im Oktober vergangenen Jahres erklärte das Wuppertal Institut, man habe in den RWI-Berechnungen mehrere Rechen- und Bewertungsfehler gefunden, unter anderem bei der Diskontierung zukünftiger Werte. Fazit des Wuppertal Instituts: Die Subventionskosten des Solarstroms seien in Wahrheit 42 Prozent niedriger als vom RWI behauptet.

Das allerdings ließen die Essener Wissenschaftler nicht auf sich sitzen und überprüften ihrerseits die Berechnungen aus Wuppertal. Ihr Ergebnis publizierte das RWI in einer mehrseitigen Streitschrift mit dem Titel "Eine unbequeme Wahrheit": Die Wuppertaler hatten sich demnach selbst verrechnet und in ihren Formeln versehentlich doppelt abgezinst. Um diesen Fehler bereinigt, ergab die Kalkulation der Öko-Gutachter fast dieselbe "Horrorzahl", die zuvor vom RWI berechnet worden war. "Die vom RWI ermittelte Größenordnung der Kosten der deutschen Solarstromförderung wird durch die Wuppertal-Studie nolens volens bestätigt", resümieren die angegriffenen Wissenschaftler aus Essen zufrieden.

Wenn der Solarausbau vom Bundestag in der kommenden Woche nicht gedeckelt wird, steigen die Solarkosten innerhalb kürzester Zeit sogar auf einen dreistelligen Milliardenbetrag. Nach Berechnungen des RWI kämen bis 2020 für die deutschen Verbraucher weitere 42 Milliarden Euro Kosten hinzu. Dies allerdings auch nur unter der konservativen Annahme, dass der Solarzubau ab 2012 auf 3500 Megawatt jährlich begrenzt werden kann. Es könnte auch noch doppelt so teuer werden, wenn es bei der bisherigen Zubaurate bleibt.

Die Förderung der Solarbranche ist längst so hoch, dass sie den Bundeshaushalt völlig überfordern würde. Mehr als sieben Milliarden Euro überweisen die deutschen Verbraucher in diesem Jahr wohl an die Besitzer von Solaranlagen. Das übersteigt den Etat des Bundesumweltministeriums von 1,6 Milliarden Euro um fast das Vierfache. Die Summe, die von allen Bundesministerien zusammen in diesem Jahr für Energieforschung ausgegeben wird, beträgt mit 700 Millionen Euro nur ein Zehntel der Solarförderung.

Der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums warnt angesichts der "riesigen Subventionen" bereits vor einem "gewaltigen Umverteilungsprogramm". Es wäre mit einem Volumen von mehr als 100 Milliarden Euro tatsächlich die größte soziale Umverteilung von unten nach oben, die je von einer sozialdemokratischen Regierung mit ausgelöst wurde. Denn die Milliardenlast zahlt der Mieter mit seiner Stromrechnung, den Ertrag streicht der tendenziell wohlhabende Solardach- also Immobilienbesitzer ein. Allein zu Jahresbeginn 2011 erhöhte sich die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms in einem einzigen großen Schritt um 70 Prozent auf 3,53 Cent pro Kilowattstunde. Der Kostensprung, der den Strompreis für Privathaushalte um rund zehn Prozent verteuerte, war fast ausschließlich auf den Fotovoltaik-Zubau zurückzuführen.

2. Atomstrom ist nicht teurer

Die Kosten der Solarförderung mit denen der Kernenergie zu vergleichen und so zu relativieren, ist ein beliebtes Argument von Solarfreunden. Tatsächlich sind die Beihilfen für beide Technologien gar nicht mehr so weit von einander entfernt. In einer Studie zur staatlichen Förderung von Atomkraft kommt Greenpeace zu dem Ergebnis, dass die staatlichen Forschungsgelder für die Nukleartechnik bis 2010 real – also in Preisen des Jahres 2010 – rund 55 Milliarden Euro betrugen. Insgesamt gaben die öffentlichen Haushalte für die Atomkraft bislang sogar 203,7 Milliarden Euro aus, heißt es in der Greenpeace-Berechnung. Eine hohe Zahl, die auch dadurch zustande kommt, dass selbst "die Vorteile der Atomenergie durch den Emissionshandel" als Kostenpunkt angesetzt wurden – und eine Reihe weiterer fragwürdiger Posten, zum Beispiel die "Sanierungskosten des sowjetischen Uranerzbergbaus in Wismut".

Tatsächlich kommen die Solarkosten den von Greenpeace errechneten Atom-Subventionen schon recht nahe. Denn der Ausbau der Verteilnetze in den Kommunen, der wegen des Solarbooms nötig wird, kostet Experten zufolge allein schon rund 30 Milliarden Euro zusätzlich. Kommt es zum erwarteten Ausbau des Solarstroms, addieren sich Subventionen und Netzausbaukosten bis 2020 ebenfalls schon auf 150 Milliarden Euro. Noch nicht eingerechnet sind dabei die indirekten volkswirtschaftlichen Kosten, die durch die so ausgelösten Strompreissteigerungen entstehen, wie etwa Produktionsverlagerungen ins Ausland oder Arbeitsplatzabbau.

Kommt es also nicht zu einer effektiven Ausbaubremse für Fotovoltaik, dürften die Solar-Kosten in absehbarer Zeit denen der Kernenergie gleichen. Einziger Unterschied: Atomkraftwerke haben für dieses Geld den Strombedarf der größten europäischen Volkswirtschaft 40 Jahre lang rund um die Uhr zu einem Viertel gedeckt. Solarenergie deckt derzeit nur drei Prozent des Strombedarfs und kann nach Angaben des Bundesverbandes Solar auch im Jahr 2020 nur maximal neun Prozent zur Bedarfsdeckung beitragen, wie es in der "PV-Roadmap" des Verbandes heißt. Dabei ist freilich zu berücksichtigen, dass der Beitrag der Solar-Technologie in jeder Nacht und während langer Wintermonate fast auf null sinkt und dann komplett von einem weiteren, "doppelten" Kraftwerkspark ersetzt werden muss, dessen enorme Kosten in der Rechnung ebenfalls noch nicht berücksichtigt sind.

3. Die Nachfrage fehlt

Setzt sich die Solarlobby mit ihren Subventionswünschen politisch durch, dürfte im Jahr 2020 eine installierte Leistung von 70 Gigawatt Sonnenenergie am Netz sein. Dieses Ziel hat die Branche in ihrer "PV-Roadmap" selbst ausgegeben. Allerdings beträgt die gesamte Stromnachfrage Deutschlands im Schnitt nur 60 Gigawatt. Schon in zwei oder drei Jahren werden Solar- und Windkraftanlagen gemeinsam an einigen Tagen im Sommer, zur hellen Mittagszeit, phasenweise deutlich mehr Strom produzieren, als überhaupt nachgefragt wird. Wegen des gesetzlichen Einspeisevorrangs für Ökostrom müssten während dieser Stunde alle anderen Atom- Kohle- und Gaskraftwerke nicht nur gedrosselt, sondern komplett abgeschaltet werden.

Weil das mit enormen Kosten und technischen Risiken verbunden ist, bleibt als Alternative nur, den überschüssigen Strom an ausländische Abnehmer zu "verschenken". Die jüngsten Erfahrungen am Strommarkt zeigen allerdings, dass ausländische Abnehmer deutschen Ökostrom noch nicht einmal geschenkt haben wollen – sie nehmen ihn nur gegen Zuzahlung ab. Das hat in den letzten Monaten bereits mehrmals zum Effekt "negativer Strompreise" an der Europäischen Energiebörse geführt.

Die Besitzer großer Pumpspeicherkraftwerke wie etwa Österreich oder die Schweiz profitieren in diesen Stunden doppelt vom deutschen Ökowunder: Zunächst lassen sie sich die Abnahme des zur Unzeit produzierten deutschen Stroms teuer bezahlen. Dann kassieren sie für dieselben Kilowattstunden ein zweites Mal, wenn sie die gespeicherte Energie aus ihren Pumpspeichern ablassen und als teuren Spitzenlaststrom nach Deutschland zurückverkaufen.

Die absehbare temporäre Überproduktion von Wind- und Solarstrom führt zu einem weiteren, bislang ungelösten Problem: Welcher Sauberstrom muss für den anderen im Netz Platz machen, wenn doch beide eigentlich gesetzlichen Einspeisevorrang genießen? Regeln dafür sind auch in der jetzigen EEG-Novelle noch nicht enthalten. Ökonomen plädieren zwar dafür, dass in Zeiten der Überproduktion der billigere Windstrom den teureren Solarstrom verdrängen sollte. Doch RWI-Experte Frondel fürchtet, dass es wohl eher die leicht regelbaren Windparks sein werden, die in einer solchen Situation abgestellt werden, "da das Abschalten einer großen Zahl an kleinen, dezentralen Fotovoltaikanlagen mit großem Aufwand verbunden sein dürfte." Teuer verdrängt billig: Für die Verbraucher dürfte das anbrechende Solarzeitalter noch einige Überraschungen bereit halten.

4. Die Mär von der Autarkie

Dass Solarstrom "dezentral" produziert wird, stellt der Lobbyverband der Branche gern als Vorteil heraus, ohne allerdings zu erklären, worin eigentlich genau dessen Wert liegt. "Ob Einfamilien-, Mehrfamilien- oder Mietshaus: Jeder kann investieren, profitieren und sich künftig selbst versorgen", wirbt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) dieser Tage in ganzseitigen Zeitungsanzeigen unter dem Titel "Solarstrom – ein Gewinn für alle". Das Argument appelliert an das unterschwellige psychologische Bedürfnis vieler Menschen nach Autarkie und Unabhängigkeit.

Allerdings bleibt Autarkie mit Solarenergie eine teure Illusion. Denn Tatsache ist, dass Solaranlagen in diesen Breitengraden nur an 875 Stunden der 8760 Stunden eines Jahres ihre Volllast erreichen. In der übrigen Zeit herrscht Nacht, schlechtes Wetter oder Winter. An neun von zehn Stunden sind Solardachbesitzer darauf angewiesen, Strom aus dem Verbundnetz zu beziehen, wie jeder andere auch.

5. Kommunen werden geschwächt

Dennoch lautet ein Argument der Solarbranche, die dezentrale Stromerzeugung stärke auch die Wertschöpfung in den Kommunen. Fragt man vor Ort einmal nach, ist die Begeisterung der Stadtwerke über den Fotovoltaikboom allerdings begrenzt. Zum Beispiel im nordrhein-westfälischen Froendenberg im Kreis Unna. Die Stadtwerke Froendenberg sind ein Traditionsbetrieb, der schon vor 100 Jahren damit begann, mit einem Wasserkraftwerk in der Ruhr Strom zu produzieren. Auch heute noch ist der Betrieb, der 22 000 Einwohner in 14 Ortsteilen versorgt, dem Ökostrom gegenüber aufgeschlossen: Es gibt neun Windräder, drei Laufwasserkraftwerke und 340 Fotovoltaik-Anlagen in der Stadt. Nur die Tatsache, dass die Dächer überall mit blauen Modulen belegt werden, treibt Bernd Heitmann, dem Geschäftsführer der Stadtwerke, die Sorgenfalten auf die Stirn. "Fotovoltaik hat die unangenehme Eigenschaft, dass alle Anlagen bei Sonneneinstrahlung zeitgleich ans Netz gehen", sagt er. "Das erzeugt einen plötzlichen Spannungshub, der im Verteilnetz nur in begrenztem Umfang vorhanden sein darf."

Mit ihren 340 Fotovoltaik-Anlagen haben die Froendenberger bereits 5,6 Megawatt ans Netz gebracht. Dabei liegt der Strombedarf in der Region, etwa an Feiertagen, oft nur halb so hoch bei rund 2,5 Megawatt. So musste Heitmann etwa 25 Anträge auf Netzanschluss neuer Solaranlagen bereits ablehnen, weil dies sein Leitungsnetz in einigen Außenbereichen überlastet hätte.

Um dem Solar-Problem Herr zu werden, müsste das kleine Stadtwerk allein 12 bis 13 Millionen Euro in den Ausbau der Leitungsnetze vor Ort investieren. "Das entspricht der Höhe unseres gesamten Eigenkapitals", sorgt sich Heitmann. Weil die Kosten des Netzausbaus vom örtlichen Netzbetreiber zu tragen sind, müssten die Stadtwerke ihre Netznutzungsentgelte erhöhen, um die Investition tragen zu können. "Das könnte sich zum Standortnachteil für unsere Stadt auswachsen", glaubt Heitmann. Aus Sicht des Stadtwerke-Chefs, "stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht, wenn wir hier 12 Millionen Euro investieren müssen, damit 30 Leute dann ein paar Tausend Euro mit Solarstrom verdienen."

6. Das Problem der Stromspeicherung

An dem Tag im vergangenen Oktober, als Bundeskanzlerin Angela Merkel den Grundstein für den größten Solarpark Mecklenburg-Vorpommerns legte, brauchte Deutschland den ganzen Tag über knapp 50 Gigawattstunden Strom. Die 17 Gigawatt installierter Solarleistung in Deutschland hätte davon einen Gutteil decken können – wenn denn die Sonne geschienen hätte. Tatsächlich aber quälte sich die Solarleistung an diesem Tag nur ganz kurz am Mittag mal über die 2-Gigawatt-Grenze, um schon bald nach 16 Uhr gegen null abzutauchen. 88 Prozent der installierten Solarleistung an diesen Tag blieben ungenutzt, und die ungeliebten fossilen Kraftwerke mussten die Versorgung übernehmen.

Ganz anders die Situation am vergangenen Pfingstsonntag. Da lag der Strombedarf Deutschlands feiertagsbedingt bei lediglich 28 Gigawatt. Zugleich brannte diesmal die Sonne und die Solaranlagen speisten den ganzen Tag über mehr als sechs Gigawatt Strom ein. Als die Sonne über Mittag am höchsten stand, deckte Solarstrom mit zehn Gigawatt Leistung allein mehr als ein Drittel des gesamten deutschen Bedarfs. Es wäre schön gewesen, wenn der relative Solarstrom-Überschuss von Pfingsten hätte gespeichert werden können für die dunkle Jahreszeit – oder zumindest für die kommende Nacht. Doch Speichertechnologien stehen in der geforderten Größenordnung auch nicht ansatzweise zur Verfügung. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG) liegt die derzeitige Speicherkapazität Deutschlands bei gerade einmal sieben Gigawatt. Um das schwankende Aufkommen von Wind- und Solarstrom mithilfe von Speichern ausgleichen zu können, müsste die Speicherkapazität bis 2025 vervierfacht werden.

Die billigste Art, dies zu tun, wäre der Bau von Pumpspeicherkraftwerken. Ein temporärer Überschuss von Ökostrom wird dabei dazu genutzt, Wasser bergauf in eine Talsperre zu pumpen. Bei Windflaute oder nächtlichem Ausfall des Solarstroms kann das Wasser in Röhren zu Tal rauschen und dabei eine Turbine zur Stromproduktion antreiben. Aber das größte deutsche Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal hat gerade mal eine Leistung von einem Gigawatt. Viel zu wenig, um in der dunklen Jahreszeit Solarausfälle ausgleichen zu können.

Die Größenverhältnisse beschreiben die Wissenschaftler Sven Bode und Helmuth Groscurth vom Hamburger Arrhenius-Institut: Um eine Woche lang ohne Wind, Fotovoltaik und ohne konventionelle Kraftwerke auszukommen, bräuchte man nach ihrer Modellrechnung 1260 Pumpspeicherkraftwerke vom Typ Goldisthal. "Abgesehen davon, dass es in Deutschland dafür keine Standorte mehr gibt", schreiben die Autoren Bode und Groscurth, "wären die Kosten für eine Kilowattstunde astronomisch, da die meisten dieser Anlagen nur für einige Stunden im Jahr betrieben würden."

Auch die Batterien von Elektroautos können als Puffer für das schwankende Ökostromaufkommen noch lange nicht dienen. Da ein Elektrosmart im Schnitt nur 40 Kilowattstunden Strom speichern kann, wären nach den Berechnungen des Arrhenius-Instituts "250 Millionen dieser Fahrzeuge erforderlich, um ausreichend Strom für Deutschland für eine Woche zu speichern".

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen, ein Beratergremium der Bundesregierung, schlug kürzlich in einem Sondergutachten vor, die norwegischen Wasserkraftwerke als Speicher für deutschen Ökostrom zu nutzen. Allerdings geben die Dimensionen dem Projekt eher visionären Charakter. So liegt heute erst ein Kabel in der Nordsee zwischen Norwegen und den Niederlanden. Dieses NorNed-Kabel hat eine Kapazität von 600 Megawatt. Bei einer annähernden Vollversorgung Deutschlands mit Ökostrom, wie sie die Bundesregierung bis 2050 erreichen will, müssten die Kabelkapazitäten laut Sondergutachten aber auf 70 000 Megawatt mehr als verhundertfacht werden, damit die Lichter auch nachts und bei Windflaute nicht ausgehen. Da aber schon die Baukosten des NorNed-Kabels 600 Millionen Euro betragen haben, ist nicht ganz klar, wer die Baukosten tragen könnte.

Der Plan wird dadurch erschwert, dass sich schon das NorNed-Kabel nur refinanzieren lässt, weil die Preise für Elektrizität im Strommarkt Skandinavien stets deutlich vom übrigen Europa abweichen. Das erlaubt den Kabelbetreibern Handels- oder Arbitragegeschäfte, um die Baukosten wieder hereinzuholen. Diese Finanzierungsmöglichkeit wird aber in dem Maße eingeschränkt, in dem weitere Seekabel hinzukommen. Denn durch den intensiveren Stromverbund würden sich die Elektrizitätspreise zwischen Skandinavien und dem Rest Europas tendenziell angleichen. Norwegen würde auf diesem Wege geradezu das höhere deutsche Strompreisniveau "importieren". Die Finanzierung der Seekabel auf diesem Wege wäre nicht mehr möglich. Ohnedies ist es unsicher, ob die Norweger ihre Flusstäler als Speicher für deutschen Ökostrom überhaupt zur Verfügung stellen würden – zumindest ohne dafür einen üppigen Preisaufschlag zu verlangen.

Andere Methoden sehen vor, Strom in Form von Druckluft in unterirdischen Kavernen zu speichern. Doch sie sind mit hohen Wirkungsgrad-Verlusten verbunden und sind schon aus geologischen Gründen nur begrenzt einsetzbar. Blei- oder selbst Lithium-Ionen-Akkus, wie sie von einigen Solarfirmen bereits angeboten werden, lassen die ohnehin verheerende Kostenbilanz der Solartechnik völlig aus dem Ruder laufen. Dass in absehbarer Zeit genügend wirtschaftlich nutzbare Speicher für Ökostrom zur Verfügung stehen, ist damit nicht zu erwarten.

7. Hightech-Industrie – aber nicht in Deutschland

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) erhofft sich aus der ökologischen Energiewende vor allem ein Programm zur wirtschaftlichen und technischen Erneuerung und einen "Jobmotor" für Deutschland. Insbesondere in der Solarwirtschaft sieht der Minister eine neue Hightech-Industrie heranwachsen. Die Solarsubventionen dienen aus seiner Sicht dazu, den "Technologievorsprung" und die "Marktführerschaft" der deutschen Solarindustrie zu sichern. Lassen sich Solarsubventionen also wenigstens industriepolitisch begründen?

Die Zahlen ernüchtern: Der globale Marktanteil deutscher Solarzellen-Hersteller hat sich innerhalb des letzten Jahres von 15,4 auf 9,7 Prozent fast halbiert. Im gleichen kurzen Zeitraum hat sich der Weltmarktanteil Chinas um ein Viertel auf 48 Prozent gesteigert. Gefördert mit günstigen Darlehen der chinesischen Staatsbanken kaufen die chinesischen Hersteller wie Yingli, Suntech oder JA Solar gleich ganze Produktionslinien modernster westlicher Technologie in großem Stil ein. Die Qualität der asiatischen Solarzellen steht deshalb der von deutschen Anbietern in nichts nach, wie unabhängige Testlabors bestätigen.

Kein Wunder: Wie aus der "PV-Roadmap"-Studie des Solar-Bundesverbandes hervorgeht, investieren die deutschen Hersteller lediglich 2,5 Prozent ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung. Erstaunlich wenig für eine vorgebliche "Hightech-Branche". Im Maschinenbau oder in der Automobilindustrie liegt die F+E-Quote mindestens doppelt so hoch zwischen fünf und acht Prozent des Umsatzes. Da in China im Vergleich zu den deutschen Fabriken auch gleich große Stückzahlen gefertigt werden, ergeben sich Kostenvorteile, mit denen die deutsche Solarindustrie längst nicht mehr mithalten kann. Von den im letzten Jahr in Deutschland verbauten Solarmodulen stammten bereits 70 bis 80 Prozent von asiatischen Herstellern. Bislang völlig unbekannte Firmen wie etwa Yingli Solar treten inzwischen als Sponsor des Erstliga-Klubs Bayern München selbstbewusst in Erscheinung. Andere bereiten die Übernahmen deutscher Wettbewerber vor, wie die geplante Übernahme des Konstanzer Herstellers Sunways AG durch die chinesische LDK Solar beweist. Sogar Maschinenbauer und Ausrüster von Solarfabriken, eigentlich eine Domäne deutscher Ingenieurskunst, werden bereits von ausländischen Konkurrenten aufgekauft. Erst im Mai hatte Roth & Rau aus Hohenstein-Ernstthal, eines der wenigen deutschen Unternehmen auf der globalen Top-10-Liste der Solarfabrik-Ausrüster, dem Übernahmeangebot der Schweizer Firma Meyer Burger zugestimmt. Was Bundesumweltminister Röttgen besonders nachdenklich stimmen sollte: Ausgerechnet die erfolgreichsten Solarfirmen mit dem stärksten Marktwachstum wie etwa Meyer Burger stammen aus Ländern, die selbst überhaupt kein eigenes Einspeisegesetz für Ökostrom haben.

Der größte deutsche Anbieter Solarworld arbeitet zwar noch profitabel. Auf der Liste der 20 größten Solarzellen-Hersteller der Welt ist der deutsche Marktführer allerdings schon nicht mehr vertreten. Dort dominieren jetzt Chinesen. Auf der gesamten Top-20-Liste findet sich überhaupt nur noch ein deutsches Unternehmen, Q-Cells. Doch der einst weltweit führende Solarkonzern ist auf Platz neun abgerutscht, Tendenz fallend. Für die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres musste Q-Cells-Chef Nedim Cen gerade einen Verlust über 41 Millionen Euro ausweisen. Seither kursieren auch im Falle von Q-Cells Gerüchte um eine feindliche Übernahme.

8. Jobmotor Solarindustrie: ein Mythos

Dieser Trend ist – gerade mit Blick auf Arbeitsplätze in Deutschland – besonders misslich, weil die Zell- und Waferfertigung den eigentlichen "Hightech"-Teil der Solarproduktion darstellt, wohingegen das Zusammensetzen der Zellen in gerahmte Module eher dem "Medium- oder Lowtech"-Bereich zuzuordnen ist. Doch in der deutschen Branche herrscht stillschweigendes Einvernehmen über die Tatsache, dass Solarzellen in Deutschland nicht mehr wirtschaftlich zu produzieren sind. In dieser Woche war es Holger von Hebel, Chef der Firma Bosch Solar, der ankündigte, die nächsten großen Solarfabriken mit tausenden Arbeitsplätzen in Malaysia und den USA zu bauen. Wolfgang Hummel von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin, der den Solarmarkt seit Jahren intensiv verfolgt, glaubt: "Im Bereich der Solarzellen- und Modulproduktion ist kein weiterer Aufbau von Arbeitsplätzen in Deutschland mehr zu erwarten."

Damit hat Hummel vermutlich recht. Zwar wirbt die Solarlobby stets mit den 133 000 Arbeitsplätzen, die durch eine Kappung der Solarförderung gefährdet wären. Doch den Mythos vom angeblichen "Jobmotor" Solarindustrie hat die Branche selbst entzaubert: In ihrer eigenen "PV-Roadmap" gibt die Branche zu, dass von den 133 000 Arbeitsplätzen nur ein Bruchteil – lediglich 18 000 – in der eigentlichen Fotovoltaik-Produktion angesiedelt sind. Die Zahl von Solar-Arbeitsplätzen im Handwerk ist mit 39 000 demgegenüber mehr als doppelt so hoch. Weitere 64 000 Solar-Arbeitsplätze werden in den nicht weiter definierten Bereichen "Vorleistungen" und "Sonstiges" verortet.

Angesichts dieser Zahlenverhältnisse scheinen die zweistelligen Milliardensubventionen weniger dem Aufbau eines "Jobmotors" der Hightech-Industrie zu dienen als vielmehr einem arbeitsmarktpolitischen Strohfeuer im Handwerk. Dass sich daran allzu viel ändert, ist wenig wahrscheinlich: Sogar nach den Zielen, die sich die deutsche Solarbranche selbst steckt, soll die Zahl der Arbeitsplätze bis 2020 nicht nur nicht wachsen, sondern sogar leicht zurückgehen.

9. Erfolge einer gute Lobby

Als die Parteivorsitzenden von CDU, CSU und FDP am 23. Oktober 2009 zur Beratung ihres Koalitionsvertrages zusammenkamen, lag ein Vorschlag der Unionsarbeitsgruppe "Wirtschaft" auf dem Tisch, die schon damals ausufernden Solarsubventionen bereits zum 1. Januar deutlich um 30 Prozent zu senken. Als Angela Merkel, Horst Seehofer und Guido Westerwelle den Koalitionsvertrag tags darauf der Öffentlichkeit präsentierten, fand sich der Vorschlag der Abgeordneten darin nicht wieder. Nur unbestimmt, ohne festes Datum und Mengenangabe, stand dort, die Regierung wolle "im Dialog mit der Solarbranche" darüber reden, wie "eine kurzfristige Überförderung vermieden werden" könne.

Szenebeobachter sehen in der Verwässerung des Unionsvorschlags einen Erfolg des damaligen FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle. Denn Westerwelles Wahlkreis ist Bonn, wo der größte deutsche Solarkonzern Solarworld AG seinen Sitz hat. Solarworld-Chef Frank Asbeck stand nach Beobachtung mehrerer an den Koalitionsverhandlungen Beteiligter damals in regem SMS-Austausch mit seinem erklärten "Freund" Westerwelle. So dürfte es wohl auch kein Zufall sein, dass der Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW) auch heute noch auf seiner Homepage unter dem Kapitel "Politikberatung" seine eigene Lobbyarbeit preist und dies unter der Überschrift "Ohne starke Lobby keine solare Energiewende" ausgerechnet mit einem Foto des Bundesaußenministers Guido Westerwelle dekoriert.

"Tag für Tag sind engagierte und kompetente Streiter des Verbandes auf den Fluren von Bundestag und Ministerien in Berlin unterwegs", heißt es in dem Abschnitt, in dem der BSW seine eigenen Lobbyerfolge feiert. "Die Politikberater des BSW-Solar" hätten schon "im Juni 2008 auch die Neu-Novellierung des EEG im Sinne der Branche positiv mitgestalten können." Erzielt wurden diese Erfolge mit einem außergewöhnlich hohen Etat für politische Arbeit: Der Bundesverband der Solarwirtschaft leistet sich in Berlin immerhin 29 hauptamtliche Mitarbeiter. Zum Vergleich: Die angeblich so mächtige Lobby-Organisation der deutschen AKW-Betreiber, das "Deutsche Atomforum" beschäftigt in der Hauptstadt lediglich 13 Mitarbeiter, Sekretariat und Buchhaltung schon miteingerechnet.

Doch auch Einzelunternehmen der Branche betreiben auf eigene Kosten politische Landschaftspflege. Dabei sind nicht alle Parlamentarier so ehrlich wie der Bonner SPD-Abgeordnete Ulrich Kelber, der auf seiner Homepage als "gläserner Abgeordneter" selbst zugibt, in den Jahren 2007, 2008 und 2009 jeweils Spenden in Höhe von 25 000 Euro von der Solarworld AG aus seinem Bonner Wahlkreis erhalten zu haben. Dies zusätzlich zu einer Spende über 15 000 Euro von "First Solar" im Jahre 2009. Allerdings betont der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Kelber, durch die Gelder in seiner Arbeit nicht beeinflusst worden zu sein. Kelber ist in der SPD-Fraktion unter anderem für den Schwerpunktbereich Umwelt zuständig und ist Mitglied der "Arbeitsgruppe Energie".

Auch die IBC Solar AG aus Bad Staffelstein erklärt auf Nachfrage, dass sie "die politische Arbeit in Deutschland über Parteigrenzen hinweg unterstützt". IBC hatte unter anderem Bundeskanzlerin Merkel dafür gewinnen können, den ersten Spatenstich beim Bau des Solarpark Grimmen in Mecklenburg-Vorpommern zu setzen, den IBC errichtet und mit chinesischen Solarmodulen bestückt hatte. Als IBC in der vergangenen Woche den Baubeginn für den Solarpark "Jura" in Oberfranken feierte, war es mit CSU-Chef Horst Seehofer ebenfalls hohe politische Prominenz, die hier kamerawirksam den ersten Spatenstich setzte.

Das politische Engagement von IBC ist breit gestreut: "Die im Bundestag vertretenen Parteien CDU, CSU, SPD, FDP sowie Bündnis 90/Die Grünen wurden und werden von uns unterstützt", gibt die Firma Auskunft. Dabei halte man sich "strikt an die gesetzlichen Vorgaben", und knüpfe "in keinem Fall Bedingungen an die von uns getätigten Spenden". Wenn es im Zusammenhang mit Parteispenden zu Kontakten mit Abgeordneten komme, dann nur um die Zahlungmodalitäten abzustimmen, "nicht aber – und darauf legen wir großen Wert – um Einfluss auf die Entscheidungen dieser Mandatsträger zu nehmen."

Das klingt nach einem geradezu selbstlosen Engagement. Allerdings ergibt eine stichprobenartige Anfrage beim Schatzmeister der FDP, dass die Firma IBC Solar die Spendenempfänger relativ gezielt auswählt. "Im Jahr 2010 sind zwei Spenden in Höhe von jeweils 5000 Euro an den Kreisverband Dortmund sowie an den Kreisverband Regensburg verbucht", gibt FDP-Sprecher Wulf Oehme Auskunft. Dortmund ist der Wahlkreis von Michael Kauch, der als umweltpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion jetzt auch an der Verabschiedung der EEG-Novelle mitwirkt. Kurz vor den jetzt anstehenden parlamentarischen Gesprächen hatte sich Kauch für eine stärkere Kürzung, aber gegen eine feste "Deckelung" der Solarsubventionen ausgesprochen, wie sie etwa vom Wirtschaftsflügel der CDU gefordert wird. Der andere IBC-Spendenempfänger, der FPD-Kreisverband Regensburg, ist der Wahlkreis von Horst Meierhofer, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Bundestag.

Auch auf europäischer Ebene sind Solar-Lobbyisten erfolgreich: So gelang es etwa der Firma First Solar im vergangenen Jahr, bei der EU-Kommission in Brüssel eine Ausnahmegenehmigung für die Verwendung des krebserregenden Nervengifts Kadmium in der Verbindung Kadmiumtellurid zu erwirken.

Obwohl die EU-Kommission mit ihrer sogenannten RoHS-Richtlinie eigentlich die industrielle Verwendung giftiger Schwermetalle wie Quecksilber oder eben Kadmium zum Schutz von Mensch und Umwelt komplett untersagen wollte, machte sie dann für die Solarbranche doch eine Ausnahme. Die besonders günstigen und leistungsfähigen Solarmodule der Firma First Solar enthalten nach Angaben vom vergangenen Jahr pro Stück etwa sieben Gramm der toxischen Schwermetallverbindung. Nach Erkenntnissen der unabhängigen Initiative "Lobbycontrol" gab First Solar im Jahre 2009 für Lobbyarbeit in Brüssel zwischen 100 000 und 150 000 Euro aus. Dass First Solar im Kampf gegen das Kadmium-Verbot "mit problematischen Mitteln vorgegangen ist", sei "nicht auszuschließen", heißt es in dem Dossier der unabhängigen Initiative weiter.

10. Beitrag zum Klimaschutz?

Solarstrom gilt als "saubere" Energie, die klimaschädliche, fossile Kraftwerke verdrängt. Doch für Solarenergie gilt dasselbe wie für alle Ökostromvarianten: Unter dem Dach des Europäischen Emissionshandelssystems führen sie lediglich dazu, dass Emissionen verlagert, aber nicht vermieden werden.

Der Mechanismus wird von Vertretern der Ökostrom-Branche zwar immer wieder angezweifelt, gilt aber im Grundsatz als unwiderlegt. Denn im Kampf gegen die Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland und Europa ist seit 2005 der sogenannte Emissionshandel das erste Mittel der Wahl. Wirtschaftssektoren bis hinunter zum einzelnen Kraftwerk bekommen eine streng begrenzte Menge an Emissionszertifikaten zugeteilt. Das sind Gutscheine, die für den Ausstoß von jeweils einer Tonne Kohlendioxid (CO2) berechtigen. Anlagenbetreiber, die weniger CO2 ausstoßen als geplant, können überzählige Zertifikate am freien Markt verkaufen. Dieses System setzt marktwirtschaftliche Kräfte für den Klimaschutz frei und erzeugt "Preissignale", die dafür sorgen, dass die Investitionen der Unternehmen zuerst in die günstigsten und effizientesten Umwelttechnologien fließen.

Durch Subventionen für bestimmte Ökostrom-Techniken wird der Emissionshandel als marktwirtschaftlich konzipiertes Klimaschutzinstrument jedoch ausgehebelt. Denn der Solarausbau sorgt zwar für weniger CO2-Emissionen in Deutschland, doch zugleich fallen dadurch in gleichem Umfang die Preise für Emissionszertifikate an der Börse. Das führt dazu, dass "Vermeidungsmaßnahmen in anderen Sektoren nicht ergriffen werden, weil es kostengünstiger ist, stattdessen Zertifikate zu kaufen", beschreiben die Wissenschaftler des Essener Wirtschaftsinstituts RWI die Wirkung: Andere Industriesektoren im europäischen Ausland "weisen folglich höhere Emissionen auf und gleichen so die Emissionseinsparungen, die im deutschen Stromerzeugungssektor durch das EEG ausgelöst werden, gänzlich aus." Im Ergebnis, so die Ökonomen, "ergibt sich lediglich eine Emissionsverlagerung". Der "Nettoeffekt" jeglicher Ökostrom-Subventionen sei, jedenfalls solange das europäische Emissionshandelssystem existiert, genau "null".

Zudem stellt die Fotovoltaik die bei Weitem teuerste Art des Klimaschutzes dar. Wissenschaftler der Internationalen Energieagentur (IEA) oder des RWI haben errechnet, wie viel es kostet, den Ausstoß von jeweils einer Tonne des Treibhausgases Kohlendioxid aus einem fossilen Kraftwerkspark durch den Einsatz verschiedener Ökostrom-Techniken zu verhindern. Ergebnis: Die CO2-Vermeidungskosten der Fotovoltaik lagen zuletzt bei rekordverdächtigen 648 Euro je Tonne. Denselben Klimaschutzeffekt würde man mit Windkraft schon für 69 Euro pro Tonne erzielen. Die Tatsache, dass an der Europäischen Strombörse in Leipzig Emissionsgutscheine für nur 16 Euro pro Tonne gehandelt werden, weist darauf hin, dass die Fotovoltaik als reines Klimaschutzinstrument sogar rund 40-mal teurer ist als die günstigste derzeit verfügbare CO2-Vermeidungstechnik.

Die Subventionierung gerade der teuersten CO2-Vermeidungstechnik aber "konterkariert das Prinzip des Emissionshandels, den Treibhausausstoß dort zu verringern, wo es am kostengünstigsten ist", stellt Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen des RWI fest. Fazit: Welche Gründe es für die Subventionierung von Solarstrom auch immer geben mag: Klimaschutz gehört eher nicht dazu.

Obwohl also fast kein Argument der Solar-Befürworter einer kritischen Überprüfung standhält, droht der Solarzubau weiterzugehen. Denn weil die Preise für Solarmodule dank der chinesischen Billiganbieter allein im ersten Halbjahr 2011 um rund 30 Prozent gefallen sind, bleibt es für Investoren in Deutschland ein äußerst lukratives Geschäft, sich Solarzellen aufs Dach zu setzen. So sagen die Anlageexperten der Investmentbank Morgan Stanley voraus, dass in diesem Jahr erneut die Leistung von 6500 Megawatt auf deutsche Dächer geschraubt werden wird. Und die Credit Suisse erwartet sogar einen Zubau von 7500 Megawatt Solarleistung. Das ist fast die Menge, die im bisherigen Rekordjahr 2010 aufgestellt wurde. Und es wird noch mehr: Branchenbeobachter erwarten, dass Deutschland im kommenden Jahr mit einer wahren Flut von Billig-Solarmodulen überschwemmt wird, weil andere große Abnehmerländer wie Tschechien oder Italien ihre Solarförderung bis dahin drastisch zurückfahren wollen. Deutschland aber, das als einziges Land übrig bleibt, das Solarenergie weiter in unbegrenzter Höhe und Menge fördert, dürfte dann den größten Teil der Weltproduktion an Modulen geradezu aufsaugen. Nach inoffiziellen, aber gleichlautenden Schätzungen aus Kreisen des Bundesumwelt- und des Bundeswirtschaftsministeriums könnte so im kommenden Jahr erneut mindestens 10 000 Megawatt Solarkraft hinzukommen. Eine gewaltige Überkapazität, die den Spielraum für die Förderung anderer, effizienterer Ökostromarten stark einschränkt, und damit die Chancen für eine nachhaltige ökologische Energiewende zu vertretbaren Kosten verringert. Denn falls die Wirtschaftspolitiker der Unionsfraktion kommende Woche mit ihrer Forderung nach Deckelung der Solarausgaben scheitern sollten, ist die Messe erst einmal gelesen, glaubt ein Kenner der Solarszene: "Dann wird es wohl bis weit nach der nächsten Bundestagswahl 2013 dauern, bis man sich wieder mit dem Thema beschäftigt und endlich jemand die Notbremse zieht."

Daniel Wetzel aus "Die Welt am Sonntag" vom 26.6.11 

mit freundlicher Genehmigung




Bild des Tages: „Sonnen-Energie-Feld“ in der Nähe von Markranstädt

Mit Dank an Prof. Löschke. Aufgenommen am 26.6.11




Update: Dreizehn und ein Energiewende-Märchen!

1. Im Kapitel 8 von der Sonne, die keine Rechnung schickt, habe ich eine eingehende .Erläuterung der produktionstechnischen Gründe für die Übernahme des Photovoltaikmarktes durch chinesische Hersteller eingefügt. Leser hatten angesichts der Preissenkungen in letzter Zeit etwas Unverständnis bezüglich meiner Aussage geäußert, daß die technologische Entwicklung weitgehend ausgereizt sei. Die Ergänzung erläutert die Gründe dafür.

2. Das Kapitel Ökostrom fehlte mir eigentlich von Anfang an. Es gehört ja zu den skurrilsten Auswüchsen des grünen Gutmenschentums, das von cleveren Geschäftemachern ausgenützt wird. Eine Recherche der Angebote und eine gründliche Betrachtung der Randbedingungen (EEG) hat mich nun veranlasst, doch ein längeres Kapitel dazu zu schreiben, wobei es einige Überraschungen gab, die Ökostrom-Kunden wohl nicht gefallen werden. Das ist nun Märchen Nr. 14. Deshalb habe ich den Titel so geändert, daß er weitgehend dem alten ähnelte.

3. Ein Teil des Schlußwortes eignete sich eigentlich besser als Anfangssequenz des Artikels. So geschehen.

Hier können Sie jetzt das 14. Energiewendemärchen lesen:

Nr. 14: Das Märchen vom Ökostrom

 Viele Deutsche meinen es gut und geben Geld aus, um die Welt ein bißchen besser zu machen. Das ist natürlich anzuerkennen. Aber freigiebig locker gemachtes Geld lockt gewisse Leute an, die es gerne hätten, ohne die damit verbundenen Wünsche ernst zu nehmen. Schon länger fließt etliches Geld aus Deutschland über den Atlantik, um dort zum Beispiel eine Patenschaft für eine Fledermaus in Nicaragua, einen Ara in Brasilien oder ein paar Quadratmeter Regenwald in Costa Rica zu finanzieren. Manches davon mag seriös sein, aber seit längerem hat sich in Übersee für das treuherzige, unkritische Finanzieren  gut gemeinter Projekte der böse Begriff "Stupid German Money" (Deutsches Idiotengeld) eingebürgert. 

Auch in Deutschland selbst kann man zum Beispiel durch seine Stromrechnung die Heimat angeblich etwas grüner machen, vorausgesetzt, man kauft bei einem der zahlreichen Anbieter "Ökostrom". Als Techniker ist man von diesen Vorgängen zunächst verwirrt, denn eins ist absolut klar: Aus der Steckdose eines jeden Kunden kommt überall der gleiche Strom, über dessen Quellen man sich erst am Jahresende ein Bild machen kann, wenn bilanziert wird, welche Erzeuger wieviel Strom eingespeist haben. 

Für 2010 sah dieser Strommix folgendermaßen aus:

Kernenergie 22%, Erdgas 14%, Braunkohle 24%, Steinkohle 19%, Wind 6,2%, Wasserkraft 3,2%, Biomasse 5,6%, Photovoltaik 2%, Sonstige (Müll, Öl, Grubengas; Klärgas) 5%. 

Die im EEG genannten "Regenerativen" (s.u.) haben also zusammen knapp 20%.

Wie sehen nun die Ökostrom-Angebote aus ?  Und was steckt tatsächlich dahinter ?

Variante A ist das Angebot, Wasserkraftstrom aus Deutschland zu liefern. Das bieten mehrere Stromversorger an. Einer dieser Anbieter schreibt: "In jedem Fall erhalten Sie ohne CO2-Emissionen produzierten Strom aus 100% Wasserkraft mit TÜV Nord-Zertifikat. Sie bestimmen, welcher Strom für Sie persönlich produziert wird. Aber nicht nur das: Sie sorgen dafür, daß der Anteil von Ökostrom im gesamten Netz immer größer wird."

Bewertung: Die beiden ersten Sätze sind irreführend und haben mit der Realität nichts zu tun. Der dritte Satz würde nur dann eine Winzigkeit Wahrheit enthalten, wenn sich dieser Anbieter verpflichtet hätte, seine Gewinne selbst in neue Anlagen der regenerativen Energieerzeugung zu investieren. (Siehe Variante D). Davon ist aber in seiner Werbung nicht die Rede.

Daß der Kunde den vom Anbieter gekauften Wasserkraftstrom komplett erhält, ist schon physikalisch unmöglich. Ebenfalls unmöglich ist aber sogar, daß durch diesen Kauf der gläubige Ökostromkunde oder auch irgendein anderer Stromkunde auch nur eine Winzigkeit mehr regenerativen Strom an seiner Steckdose ankommen sieht. 

Das verhindert nämlich das Erneuerbare Energie-Gesetz (EEG). Es bestimmt, daß die öffentlichen Netzbetreiber verpflichtet sind, sämtliche von den im EEG genannten Erzeugern (Wasserkraftwerke; Biomassekraftwerke; Geothermiekraftwerke; Windkraftanlagen; Photovoltaikanlagen; Stromerzeuger mit Deponiegas, Klärgas und Grubengas) produzierten Strommengen vorrangig – und das heißt restlos – gegen die gesetzlich festgelegte Vergütung anzukaufen. Anschließend müssen sie diesen Strom an einer Strombörse vermarkten.

Das bedeutet: Sämtlicher in Deutschland erzeugter regenerativer Strom wird qua Gesetz den Produzenten abgekauft – nichts bleibt an ungenutzten Kapazitäten übrig, deren Strom man noch extra als Ökostrom ankaufen und weiterverkaufen könnte. 

Ebenso unmöglich ist es, daß der Ökostromkunde "selbst bestimmt, welcher Strom für ihn persönlich produziert wird." Er bekommt wie alle anderen Verbraucher, die nichts extra bezahlen, z.Zt. knapp 20% Ökostrom – und kein bißchen mehr.

Variante B:  Wenn der Ökostrom nicht aus Wasserkraft, sondern angeblich aus anderen im EEG genannten regenerativen Quellen in Deutschland kommt, gilt das oben Gesagte genau so.

Variante C:   Ein Anbieter schreibt: "Es ist garantiert kein Atomstrom." Und: "Unser Strom aus erneuerbaren Energiequellen in Norwegen wird aus Wasserkraft gewonnen. Aus 100% Wasserkraft."

Bewertung:  Abermals gilt das oben zu der Unmöglichkeit der Beeinflussung des Strommixes an der Steckdose des Ökostromkunden Gesagte. Selbstverständlich erhält auch dieser Kunde seine ca. 20% regenerativ erzeugten Strom – und Wasserkraft hat daran (s.o.) ihre 3,2%. Deutsche Wasserkraft, selbstverständlich.

Das EEG-Argument gilt in diesem Falle nicht, denn es wird ja in Norwegen Strom eingekauft. Das klingt zwar besser, ist es aber auch wieder nicht. Norwegen hat viel Wasserkraft, aber nicht genug davon. Das hat zwei Konsequenzen: Zum einen brauchen und verbrauchen die Norweger ihren Wasserkraftstrom selbst. Und weil das nicht reicht, importieren sie Strom aus Schweden – und zwar Kernkraftstrom. 

Kaufen Ausländer wie der deutsche Ökostromanbieter den norwegischen Wasserkraftwerken Strom ab, fehlt dieser im dortigen Netz. Weil die Wasserkraftwerke wegen des deutschen Käufers auch nicht mehr als ohne ihn produzieren, ist der Umweltnutzen dieses Geschäfts Null.  Es muß nur mehr Kernkraftstrom in gleicher Menge importiert werden. Und weil man im norwegischen Netz genau wie im deutschen einen Strommix hat – in diesem Falle Wasserkraftstrom und schwedischen Kernkraftstrom – , ist auch in dem nach Deutschland gelieferten Ökostrom doch zusätzlicher Atomstrom dabei – der sich dann im deutschen Netz mit dem deutschen Atomstrom vereinigen würde, wenn das bei Strom überhaupt ginge. An der Steckdose des Kunden ist wieder "garantiert" 22% Atomstrom entnehmbar.

Ob der deutsche Ökostrom-Aufkäufer die Norweger zu einem weiteren Ausbau ihrer Wasserkraft veranlassen kann, ist eine gute Frage. Aber nur wenn genau das der Fall wäre, hätte es einen Einfluß auf den Strommix im norwegischen und deutschen Netz.

Variante D: Der Ökostromanbieter erklärt verbindlich, daß er seine Gewinne in neue Anlagen der regenerativen Energieerzeugung investieren wird. Dies finden die Umweltverbände gut, denen die anderen Varianten verständlicherweise wohl weniger überzeugend vorkommen. 

Aber auch hierbei scheint der Umweltnutzen nur marginal zu sein: Es sind ja nicht die vom Kunden überwiesenen Ökostromkosten gemeint – der Löwenanteil davon geht an die vom EEG begünstigten Einspeiser, dann gibt es noch Verteilungskosten etc. – sondern nur die Gewinne, sofern sie anfallen. Außerdem befinden sich die Ökostromanbieter dann auf einem durch das EEG (d.h. durch die Zwangsabgaben der Verbraucher) recht lukrativ gewordenen Markt, in dem sich kapitalkräftige Investmentgesellschaften, EVU´s, Kommunen und andere Geldgeber tummeln.  Der Einfluß der Ökostromanbieter, hier noch Zusatzkapazitäten zu errichten, die man überhaupt quantitativ bemerkt, dürfte überschaubar sein. 

Dennoch haben die Ökostromkunden in unserem Wirtschaftssystem eine Wirkung, wenn auch eine nicht von ihnen beabsichtigte: 

Ihre Nachfrage nach regenerativ erzeugtem Strom bewirkt an den Strombörsen, an denen der Übertragungsnetzbetreiber seinen teuren EEG-Strom verkaufen muß, einen Preisanstieg. Den Netzbetreiber, der diesen Strom  ursprünglich bei den Wasserkraftwerken und den anderen EEG-begünstigten Erzeugern ankaufen mußte,  freut das, denn er zahlt beim Ökostrom immer kräftig zu, weil der Strompreis-Erlös an den Börsen viel niedriger liegt als der gesetzlich festgelegte Ankaufspreis. Jetzt bekommt er also etwas mehr Geld an der Börse und seine Verluste, die er auf alle Stromkunden umlegen darf, sinken etwas. 

Das Ökostromgeschäft führt somit zwar nicht zu mehr Ökostrom, – weder bei der Erzeugung noch beim Verbraucher – entlastet aber RWE, E.ON & Co. finanziell. Solche Wege nimmt die Entwicklung, wenn gutgemeinte Fördermechanismen auf Marktwirklichkeit stoßen.

Eigentlich müßte nun gemäß der Marktlogik auch der Endverbraucher-Strompreis etwas sinken. Aber mächtige Kräfte wirken in die entgegengesetzte Richtung: Die Stillegung preisgünstiger Grundlast-Kernkraftwerke, der Ersatz ihrer Strommengen durch teureren Importstrom, die Errichtung teuer produzierender schneller Gaskraftwerke für den Ausgleich der Solar- und Windkraft-Schwankungen, der riesenhaft geplante Ausbau des Höchstspannungsnetzes, der weiter gehende gewollte Ausbau der „Erneuerbaren“, deren Strom  teuer angekauft und ins Netz eingespeist werden muß… 

Wenn man es freundlich ausdrücken will, dann ist die deutsche Ökostrom-Liebe eine sympathische Liebhaberei. Diese Bezeichnung ist genau so gemeint, wie es die Finanzämter auch meinen, wenn sie das Tun der Steuerzahler einschätzen. 

Schlußwort

Die deutsche Angstpolitik ist nun Wirklichkeit. Für eine Hoffnung auf eine Rückkehr zu einer realistischen Politik besteht für mehrere Jahre kein Anlaß. Erst nachdem massive Schäden eingetreten sind, die sich politisch auszuwirken beginnen, könnte es zu einer Rückbesinnung kommen, allerdings wohl nicht innerhalb der zur Zeit im Bundestag vertretenen Parteien.  

Daß sich ein führendes Industrieland ohne real existierende Probleme nur aus Angst selbst wirtschaftlich ruiniert, ist in der Geschichte einzigartig.

Der Autor hat nicht die Hoffnung, mit seinen Zeilen noch irgend etwas an diesem Prozeß aufzuhalten; das wäre realitätsfern. Das mußte nur einfach aufgeschrieben werden, damit es jemand liest. Tatsächlich ist es  kein Artikel , sondern ein Nachruf.

Dr. Günter Keil im Juni 2011 

Die vollständigen dreizehn und ein Energiemärchen können Sie komplett als Anhang lesen

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Das IPCC macht Greenpeace so richtig bekannt; der jüngste Bericht des IPCC ist prall gefüllt mit noch heißerer Luft als sonst!

Was jedoch nach Veröffentlichung des gesamten Berichtes ans Licht kam, war die sonderbare Quelle dieser außerordentlich anspruchsvollen Behauptung. Sie basierte ausschließlich auf einem Papier, das unter der Ko-Autorenschaft eines Mitarbeiters von Greenpeace International sowie eines European Renewable Energy Council (EREC) geschrieben worden ist. Diese in Brüssel ansässige, von der EU großzügig unterstützte Institution, arbeitet für die Europäische Kommission, die für alle wesentlichen erneuerbaren Industrien zuständig ist, wie Wind und Solarenergie. Der leitende Autor dieser Studie von Greenpeace, Sven Teske, fungierte auch als leitender Autor des Kapitels 10 des IPCC-Berichtes. Dies bedeutet, dass die Schlagzeilen von einem in Vollzeit beschäftigten Umweltaktivist gekommen waren, mit Unterstützung durch eine Lobbygruppe, die diese Industrien vertritt, und die durch die Ergebnisse dieser Studie am meisten finanziell profitieren.

Es war keine Überraschung, dass Experten unter den Kritikern des IPCC rasch darauf hinwiesen, wie sehr dieser Vorgang die Enthüllungen vor 18 Monaten unterstrich, die mehr als alles andere in der Geschichte diese Institution der UN diskreditierten. Im Zentrum jener Skandale stand die Entdeckung, dass die am meisten alarmistischen Prognosen im IPCC-Bericht von 2007 – wie z. B. die Behauptung, dass die Gletscher des Himalaya bis 2035  verschwunden sein würden – nicht im Geringsten das Ergebnis sauberer wissenschaftlicher Arbeit waren. Es handelte sich dabei einfach um Angst machende Geschichten von Lobbygruppen der Umweltbewegung, die noch dazu auf eine Art und Weise propagiert wurden, die die vom IPCC selbst aufgestellten Regeln verletzten, denen zufolge die Berichte ausschließlich auf einwandfrei akkreditierten wissenschaftlichen Studien beruhen sollten.

Hinzu kam noch die unrühmliche Publicity des Vorsitzenden des IPCC, Dr. Rajendra Pachauri zu jener Zeit. Und doch hat er im Vorwort zu diesem neuen Bericht allen seinen speziellen Dank ausgesprochen, die ihn erstellt hatten. Nicht nur das – er schrieb auch eine Einführung zu der kontroversen Greenpeace-Studie, auf die sich seine Schlagzeile bezog.

Als Vorsitzender, der eigentlich unabhängig sein sollte, und als wohl einflussreichster öffentlicher Funktionär hat Dr. Pachauri – dessen Forschungsinstitut in Delhi in zahlreiche Projekte der erneuerbaren Energien verwickelt ist – auch Vorworte zu zwei früheren Veröffentlichungen von Greenpeace geschrieben.

Die Skeptiker waren so sehr damit beschäftigt, die fragwürdigen Ursprünge des neuen IPCC-Berichtes aufzudecken, dass sie sich noch nicht um diesen wohl noch größeren Skandal kümmern konnten. Dies ist die erstaunlich einseitige Berichterstattung im übrigen Report, welches sich nicht so sehr als ein wissenschaftliches Dokument, sondern viel mehr als eine Propagandaschrift für die weltweite Industrie der erneuerbaren Energien.

In einem langen Kapitel zur Windenergie werden beispielsweise einige der peripheren Vorbehalte gegen Windturbinen einfach vom Tisch gewischt; Vorbehalte wie der durch die Turbinen verursachte Tod einer großen Zahl von Vögeln und Fledermäusen oder auch die Auswirkungen auf die Preise von Immobilien. Und auf all den 108 Seiten gibt es keinen ernsthaften Versuch, den zentralen Vorbehalt gegen Windturbinen anzusprechen, nämlich deren lächerliche Ineffizienz und die teure Art und Weise, Energie zu erzeugen – so unzuverlässig wegen der Veränderlichkeit des Windes, dass die winzige Menge der erzeugten Energie keinen signifikanten Beitrag zum Weltenergiebedarf leisten kann.

Nirgendwo wird in dem Bericht der wesentliche Nachteil dieser Turbinen angesprochen, nämlich dass sie im Mittel nur 25 Prozent oder weniger ihrer nominellen Kapazität erzeugen. Die Abbildungen in dem Report dazu in einem kurzen Absatz, der sich um diese Sache dreht, sind auf absurde Weise übertrieben. Es wird behauptet, dass US-Windturbinen 30% ihrer Kapazität erreichen, ohne darauf hinzuweisen, dass der Output aller 12000 Windturbinen in Amerika im Mittel nicht größer ist als derjenige von zwei großen Kohlekraftwerken. Und nirgendwo werden in dem Bericht die exorbitanten Kosten dieser Maschinen angesprochen, bei denen niemand auf die Idee kommen würde, diese ohne die Hilfe von Subventionen, die in GB 100% des Wertes der von ihnen produzierten Energie ausmachen, überhaupt zu errichten (und 200% für Off-shore-Windparks).

Verlassen Sie dieses übel riechende IPCC-Tollhaus und betreten Sie die wirkliche Welt; überlegen Sie, was in Fullabrook Down in Nord-Devon vor sich geht, wo man etwas baut, dass demnächst die größte landbasierte Windfabrik in England sein wird. Die Entwickler prahlen damit, wie die 22 riesigen 3-MW-Turbinen, die sie auf den Hügeln zwischen Barnstaple und Ilfracombe für einen Preis von mehr als 60 Millionen Pfund errichten, die „Kapazität“ haben, 66 MW Strom zu erzeugen, und wie sie 100 000 Pfund pro Jahr an „kommunale Projekte“ überweisen wollen, um sich von der Gegnerschaft der lokalen Anwohner freizukaufen.

In Wirklichkeit wird der Output dieser Windfarm im Mittel nicht mehr als 16,5 MW betragen oder 25 Prozent der Kapazität (der mittlere Output der Windturbinen in UK betrug im vorigen Jahr 21 Prozent), das ist eine so bedauernswert kleine Menge, dass sie kaum 2 Prozent des Outputs eines mittelgroßem Gaskraftwerkes ausmacht. Und trotz all dem können die Entwickler darauf hoffen, 13 Millionen Pfund zu verdienen, von denen 6,5 Millionen Pfund durch Subventionen zustande kommen. Die 100 000 Pfund, die sie an die Kommunen vor Ort  weitergeben wollen, liegen unter 1 Prozent.

Eine andere ausgewählte Stelle in GB, an der sich durch die Errichtung von Windparks unter den Einwohnern gewaltiger Ärger erhebt, ist die Alstorp estate in Northamptonshire, wo Earl Spencer hofft, dass es einer französische Kompanie, EDF, erlaubt wird, für 2,5 Millionen Pfund 13 2-MW-Windturbinen zu errichten, die sich 385 Fuß [ca. 117 m] über dem kleinen Tal von Avon Dasset erheben werden. Dies wird ihren Besitzern Subventionen in Höhe von 650 000 Pfund pro Jahr einbringen, nur um eine so geringe Menge Energie zu erzeugen, dass der wechselnde, ins Netz fließende Anteil von dem Netz kaum bemerkt wird. Man vergleiche das mit dem Output von fast 900 MW des 400 Millionen Pfund teuren Gaskraftwerkes, das kürzlich in der Nähe von Plymouth eröffnet worden ist, und man sieht, dass die kapitalen Kosten dieser Windfarmen im Vergleich mit der kümmerlichen Energiemenge, die sie erzeugen, rund zehn mal so hoch sind. Die Kosten des 2-Milliarden-Pfund-Planes, 800 Windturbinen mit einer Höhe bis zu 415 Fuß [ca. 126 m] über einem ausgedehnten Areal von Mittelwales zu errichten, ebenso wie der Bau von 100 Meilen [ca. 161 km] Leitungen, um sie ans Netz anzuschließen, werden atemberaubend 15 mal höher sein als notwendig, wenn man die gleiche Menge Energie aus Gas erzeugt, ganz ohne Subventionen.

Dies ist die Sorte von harten Fakten, die nirgendwo in der jüngsten Propagandaübung des IPCC auftauchen. Das einzige Ziel dieses Berichtes ist es, Politiker wie unseren Energieminister Chris Huhne mit einem Stück Papier zu versorgen, mit dem sie winken können, um ihrer Behauptung Nachdruck zu verleihen, dass ihre Träume, die Erde mit Windturbinen zu bedecken, von „den führenden Klimawissenschaftlern der Welt“ in vollem Umfang gerechtfertigt wird.

Unsere Regierung, unterstützt von nahezu allen unseren Politikern, hofft, dass wir während der nächsten neun Jahre 100 Milliarden Pfund für Windturbinen ausgeben. Selbst wenn das in der Praxis erreichbar sein sollte, würde es den Bau einer Anzahl von Gaskraftwerken erforderlich machen, allein schon um ein sofortiges Backup zur Verfügung zu stellen, wann immer der Wind nicht mit der richtigen Geschwindigkeit weht. Diese müssten ständig in Bereitschaft gehalten werden, so dass jede theoretische Reduktion von CO2 in GB obsolet ist.

Diese Vernarrtheit in die Chimäre der Windenergie ist von gleicher Größenordnung wie der zusammenbrechende Euro und stellt eine der größten Torheiten unserer Tage dar. Da kommt der Umstand gerade recht, dass Dr. Pachauris jüngste Bemühungen mit den Warnungen von US-Wissenschaftlern zusammenfällt, dass die gegenwärtige dramatische Abnahme der Sonnenaktivität die Annäherung einer „Mini-Eiszeit“ ankündigen könnte. Aber angesichts der immer mehr verblassenden Angst vor der globalen Erwärmung liegt das wirkliche Problem darin, dass unsere Politiker so viel persönlichen Ehrgeiz in diesen Wahn gesteckt haben, dass es ihnen  selbst dann, wenn die Hölle zufriert, unmöglich ist zuzugeben, dass sie sich geirrt haben.

Christopher Booker im britischen Telegraph 

Übersetzt von Chris Frey für EIKE




IPCC-Arbeitsgruppe 3 und Greenpeace-Karaoke

Ich zum Beispiel war brennend daran interessiert, wie das IPCC zu dem Potential von 80% gekommen war. In Fortsetzung der widerwärtigen Praktiken des IPCC wurden unglücklicherweise die stützenden Dokumente für diese Studie zu den Erneuerbaren zum Zeitpunkt dieser Ankündigung nicht zugänglich gemacht. (Lediglich die Zusammenfassung für Politiker war verfügbar zu der Zeit). Dies zeigte einen Sorgen machenden Aspekt der Ankündigung. Der Bericht basierte auf 164 „Szenarien“, und das „bis zu 80%-Szenario“ im einführenden Satz ihrer Presseerklärung war für diese Szenarien nicht repräsentativ, sondern nur das absolute äußerste Maximum. Diese Art von Presseerklärung ist unzulässig, und es bleibt für mich unverständlich, warum so etwas bei akademischen Presseerklärungen oder solchen durch internationale Organisationen toleriert wird.

Die Veröffentlichung des zugrunde liegenden Berichtes war für den 14. Juni vorgesehen und wurde dem gemäß auch heute bekannt gemacht. Natürlich war ich am Ursprung dieses 80%-Szenarios interessiert und daran, welche außerordentliche Sorgfalt [due diligence] das IPCC an den Tag gelegt hatte, um vor der Veröffentlichung in der Presseerklärung festzustellen, wie realistisch dieses Szenario war. Ich hegte wider besseres Wissen die Hoffnung, dass es etwas mehr war als nur eine Coverversion des IPCC für eine Studie von Greenpeace, aber ich wurde enttäuscht.

Die Szenarien finden sich in Kapitel 10 des Berichtes. Autoren dieses Kapitels waren (hauptsächlich Deutsche):

CLAs -Manfred Fischedick (Deutschland) und Roberto Schaeffer (Brasilien).

Leitende Autoren: Akintayo Adedoyin (Botswana), Makoto Akai (Japan), Thomas Bruckner (Deutschland), Leon Clarke (USA), Volker Krey (Österreich/Deutschland), Ilkka Savolainen (Finnland), Sven Teske (Deutschland), Diana Ürge?Vorsatz (Ungarn), Raymond Wright (Jamaica).

Die 164 Szenarien beziehen sich auf einen gerade erst veröffentlichten und bezahlten [paywalled?] Artikel von zwei der leitenden Autoren (Krey und Clarke 2011, Klimapolitik). Update – seit man sich seitens des IPCC auf diesen Artikel verlassen hat, wurde er hier offiziell gemacht [liberated].

Im Kapitel 10 wurden vier Szenarien isoliert, um sie detaillierter zu beschreiben. Eines davon kann mit dem Szenario in der Presseerklärung des IPCC identifiziert werden. Die Identifikation erfolgt auf der Basis von Tabelle 10.3, die 77% Erneuerbare bis 2050 für das ER-2100-Szenario zeigt, wie es Teske et al. 2010 zugeschrieben wird. (Teske ist ein weiterer leitender Autor von Kapitel 10). Dieses Szenario wird folgendermaßen beschrieben:

Niedriger Bedarf (z. B. durch eine signifikante Zunahme der Energieeffizienz) in Kombination mit einer hohen Entfaltung der Energierevolution, keine Verwendung von CCS und einem Auslaufen nuklearer Energie bis 2045 in der dritten, abgemilderten Version, beschleunigter Energierevolution (ER) 2010 (Teske et al. 2010; im Folgenden ER-2010).

Teske et al. – online hier wird folgendermaßen zitiert:

Teske, S., T[homas] Pregger, S[onja] Simon, T[obias] Naegler, W[ina] Graus, und C[hristine] Lins (2010). Energy [R]evolution 2010—ein nachhaltiger Ausblick auf die Weltenergie. Energieeffizienz, doi:10.1007/s12053-010-9098-y.

Allerdings führte mich das Googeln dieses Titels zunächst zu einem anderen Artikel mit fast gleicher Überschrift: ‚Energie(r)evolution 2010 – EIN NACHHALTIGER GLOBALER AUSBLICK AUF DIE WELTENERGIE‘, online hier. Diese Version ist eine gemeinsame Publikation von Greenpeace und des European Renewable Energy Council [etwa: Europäischer Rat für erneuerbare Energien], der sich selbst als ‚Dachorganisation der Industrie für erneuerbare Energie‘ bezeichnet. Die Titelseite zeigt:

project manager & lead author: Sven Teske
EREC: Oliver Schäfer, Arthouros Zervos,
Greenpeace International: Sven Teske, Jan Béranek, Stephanie Tunmore
research & co-authors: DLR, Institute of Technical Thermodynamics, Department of Systems Analysis and Technology Assessment, Stuttgart, Germany: Dr. Wolfram Krewitt, Dr. Sonja Simon, Dr. Thomas Pregger.
DLR, Institute of Vehicle Concepts, Stuttgart, Germany: Dr. Stephan Schmid
Ecofys BV, Utrecht, Niederlande: Wina Graus, Eliane Blomen.

Das Vorwort zu dieser Greenpeace-Studie  stammt von einem gewissen R. K. Pachauri, der darin feststellt:

Diese Zusammenstellung von Szenarien der Energie(r)evolution stellt eine detaillierte Analyse des Potentials der Energieeffizienz sowie ausgewählte Transportmöglichkeiten zur Verfügung. Das Material, das in dieser Publikation präsentiert wird, stellt eine brauchbare Basis dar, um sich spezifische politische Maßnahmen und Entwicklungen zu überlegen, die nicht nur für die Welt als Ganzes wertvoll sind, sondern auch für verschiedene Länder in ihrem Versuch, die globale Herausforderung, der sie sich gegenüber sehen, anzunehmen. Die auf den folgenden Seiten beschriebenen durchgeführten Arbeiten sind umfassend und rigoros, und selbst diejenigen, die dieser Analyse nicht zustimmen, könnten vielleicht durch eine vertiefte Studie der zugrunde liegenden Hypothesen profitieren, sind sie doch mit spezifischen Szenarien der Energiezukunft  verbunden.

Dr. R. K. Pachauri
DIRECTOR-GENERAL, THE ENERGY AND RESOURCES INSTITUTE (TERI) AND CHAIRMAN, INTERGOVERNMENTAL PANEL ON CLIMATE CHANGE (IPCC)

Kehren wir nun zu der Originalpresseerklärung des IPCC zu den Erneuerbaren zurück:

Einem aktuellen Bericht zufolge kann nahezu 80% des Weltenergiebedarfs bis zur Mitte des Jahrhunderts durch Erneuerbare zur Verfügung gestellt werden, falls sie durch richtige politische und öffentliche Maßnahmen unterstützt werden.

Die Basis für diese Behauptung ist ein von Greenpeace entworfenes Szenario. Der leitende Autor, der dieses Greenpeace-Szenario begutachtet hatte, war der gleiche Mitarbeiter von Greenpeace, der die Greenpeace-Szenarien vorbereitet hatte, zu denen der IPCC-Vorsitzende Pachauri seine Einführung geschrieben hatte.

Die Öffentlichkeit und die Politiker hungern nach einer unabhängigen und maßgebenden Analyse dazu, wie viel Gewicht genau den Erneuerbaren in der Energiezukunft beigemessen werden kann. Sie erwarten mehr von der IPCC-Arbeitsgruppe 3 als eine Karaoke-Version eines Greenpeace-Szenarios.

Es ist vollkommen inakzeptabel, dass das IPCC einen Greenpeace-Mitarbeiter als einen leitenden Autor des kritischen Kapitels 10 bestellt, und dass dieser Greenpeace-Mitarbeiter als leitender Autor des IPCC sozusagen dafür verantwortlich ist, seine eigene Arbeit zu begutachten (wie es Michael Mann und Keith Briffa in vergleichbaren Situationen getan haben), und dass ein solches mit einer solchen mangelhaften und nicht-unabhängigen ‚außerordentlichen Sorgfalt‘ entworfenes Greenpeace-Szenario in einer Presseverlautbarung des IPCC zum Thema Erneuerbare erscheint.

Jeder Einzelne in der Arbeitsgruppe 3 des IPCC sollte abgelöst werden, und falls die Institution am Leben gehalten werden soll, muss sie ohne diese Kratzer neu strukturiert werden.

Dieser Beitrag wurde von Steve McIntyre geschrieben und am 14. Juni 2011geposted, gelistet unter Uncategorized und unterder Rubrik IPCC, renewables, wg3. Bookmark den permalink. Follow any comments here with the RSS feed for this post. Post a comment or leave a trackback: Trackback URL.

Link: http://climateaudit.org/2011/06/14/ipcc-wg3-and-the-greenpeace-karaoke/

Übersetzt von Chris Frey für EIKE




CDU/CSU Energiepolitischer…. Dialog der Abzocker. Gastbeitrag von Vera Lengsfeld Ex CDU MdB

Das erste Impulsreferat hielt der Staatsekretär im Wirtschaftsministerium Homann. Es war eine Zeitreise. Seit den realsozialistischen Tagen unseligen Angedenkens habe ich nicht mehr einen solchen planwirtschaftlichen Vortrag vernommen, mit allem, was dazu gehört, realitätsfernen Planzielen, samt Festlegungen, wodurch sie zu erreichen seien. Ganz wohl war dem Beamten nicht dabei, deshalb riß es ihn zu einigen brisanten Aussagen aus dem wirklichen Leben hin: die „finanziellen Folgen der Energiewende seinen unabsehbar“, es gäbe „keine belastbaren Zahlen“, was das alles kosten würde, „nicht einmal Schätzungen“. Er referierte über den politischen Beschluss, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu forcieren und wies gleichzeitig darauf hin, dass die Netzkapazität für die bereits installierte Leistung längst nicht mehr ausreicht. Das heißt, der forcierte Ausbau der „Erneuerbaren“ wird kaum ein anderes Resultat haben, als das gegenwärtige Netzchaos noch zu verstärken. Jede verantwortliche Regierung würde den Ausbau der „Erneuerbaren“ stoppen, bis adäquate Netze zur Verfügung stehen. Das Kabinett Merkel jedoch, das seinen „Handlungsbedarf“ aus dem Reaktorunglück in Fukushima und denn Vorgaben der von ihr eingesetzten „Ethikkommission“ ableitet, verfährt nach dem sozialistischem Muster, dass der politische Wille erfüllt werden muss, egal, was es kostet, oder wie die Realität aussieht. 
Welche Schwierigkeiten es dabei gibt, entnimmt man, auch wie zu sozialistischen Zeiten, aus den Botschaften, die sich zwischen den Zeilen verbergen: die beiden am häufigsten wiederkehrenden Begriffe im Referat waren „Versorgungssicherheit“ und „Bezahlbarkeit“. Da weiß zumindest der gelernte DDR-Bürger, dass beides in den Sternen steht. Über Versorgungssicherheit ist im Westteil unseres Vaterlandes seit Gründung der BRD nicht mehr geredet worden, weil sie selbstverständlich war. Die DDR-Bürger lasen diesen Begriff im „Katastrophenwinter“ 1978/78 häufiger bei Kerzenlicht in den SED-Parteizeitungen, als immer öfter der Strom abgeschaltet werden musste, weil die realsozialistische Misswirtschaft nicht in der Lage war, die Grundversorgung zu sichern. 
Was die „Bezahlbarkeit“ betrifft, so machte die zweite Referentin, Katharina Reiche, Staatssekretärin im Umweltministerium, die ihren Minister vertreten musste, den ich gern gefragt hätte, woher er denn weiß, dass die Energiewende nicht mehr als 39 € pro Kopf kosten würde, eine aufschlussreiche Bemerkung. Noch, sagte sie, sei man bemüht, die „Umlage stabil zu halten“, aber dieses „gegenwärtige Ziel“ sei im Anbetracht der vielen Wünsche und Forderungen nach mehr Förderung wohl nicht einzuhalten. Reiche bemühte sich auch, den Eindruck zu erwecken, die Partei Ludwig Ehrhards würde sich weiterhin bemühen, irgendwann marktwirtschaftliche Elemente in das Staatsplan-Konstrukt „Energiewende“ einzuführen. Es war aber allzu offensichtlich reine Rhetorik. 
Das wurde in der nachfolgenden Diskussion ganz offensichtlich. Einer nach dem anderen standen die Vertreter der Erneuerbaren Energiebranche auf und meldeten weitergehenden Förderbedarf an. Es ging zu wie auf dem Weihnachtsbasar. Jeder lieferte seinen prall gefüllten Wunschzettel ab, gepaart mit der Erwartung, dass die Wünsche umgehend und in vollem Umfang erfüllt werden müssten. Die Damen und Herren Profiteure der größten Umverteilung von unten nach oben ließen durchblicken, dass sie keine Moralkeule zu schwingen sich scheuen würden, damit das Steuer-, und Abgabengeld weiter munter in ihre weit geöffneten Kassen fließt. 
Der Markt ist für sie schon deshalb das größte Übel, weil sie sich auf ihm nicht behaupten können. Sie wollen es auch gar nicht. Staatliche Zuwendungen fließen schließlich unabhängig von der Leistung und dem erzielten Ergebnis. Back in the GDR- und das nach nur zwanzig Jahren. Willkommen in Angelas Alptraum. 

Vera Lengsfeld

mit freundlicher Genehmigung zuerst erschienen auf ACHGUT




Ab in die Zukunft: Wie sieht die Versorgung mit Windenergie bis 2050 aus?

Die Grafik 1 zeigt die Windstromerzeugung  vom 1.3.2011 bis 31.3.2011.

Man kann folgende Datenpunkte entnehmen (Angaben in Gigawatt) :

1. Maximale Windleistung 19GW

2. Minimale Windleistung 0,1GW

3. Mittlere Leistung 4,1GW

4.Installierte Windleistung 27,214GW

5.Installierte Windkraftanlagen 21.607 –5443-

6.Geleistete Arbeit 3057GWh

7.Nutzungsgrad 15%

Um die ungleichmäßige Windstromerzeugung zu glätten und damit in einen kontinuierlichen Leistungsfluß zu erreichen ist die elektrische Arbeit, die grün über der roten Mittelwertmarke gezeigt ist, dem Netz zu entnehmen und zu speichern und in dem Bereich, der weiss unterhalb der roten Mittelwertlinie dargestellt ist, dem Speicher wieder zu entnehmen und dem Netz zuzugefügen. Die obere grüne Fläche ist gleich groß wie die untere weisse Fläche. Für diese Aufgabe stehen gegenwärtig Pumpspeicherwerke mit einer maximalen Leistung von 7GW für Pump- und Generatorbetrieb zur Verfügung. Um die Windleistung oberhalb der mittleren Leistung im Pumpbetrieb einspeichern zu können ist aber eine maximale Pumpleistung von 14,9GW erforderlich.

Erforderliche Pumpleistung =Maximale Windleistung – Mittlere Windleistung

Da die Pumpleistung sowie die Speicherkapazität der vorhandenen Pumpspeicherwerke, als blaue Fläche in der Grafik zum Vergleich dargestellt,  nicht ausreicht um die weissen Flächen zu füllen, wäre schon jetzt der Zubau an Pumpspeicherwerken auf die Größe von 14,9GW Pumpleistung erforderlich.

Da der Windstrom fast vollständig in Norddeutschland gewonnen wird und Standorte für Pumpspeicherwerke wegen der erforderlichen Fallhöhe nur in Süddeutschland gefunden werden könnten, was ja kaum möglich ist, muss also, um einen gleichmäßigen Leistungsfluß von 4,1GW aus Windenergie zu erreichen 14,9GW nach Süddeutschland gebracht und als Pumparbeit eingespeichert werden können. Eine solche Belastung für ein Hochspannungsnetz nur zur Speicherung ist einmalig auf der Erde. Die maximale Generatorleistung der Pumpspeicherwerke müßte bei 4,0 GW liegen.

Maximale Generatorleistung = Mittlere Windleistung – Minimale Windleistung

Die Einspeicherungskapazität der Pumpspeicherwerke müßte bei ca. 330GWh liegen. Das ist notwendig um die als weisse Fläche unterhalb der roten Linie dargestellte Arbeit abzudecken. Der Wert 330GWh ist eine Abschätzung der Größe der weissen Fläche unterhalb der roten Linie. Dazu teilt man die untere Datumsskala statt in Tage in Stunden ein und kann dann die in diesen Bereich fallende Arbeit durch Multiplikation von Leistung und Zeit errechnen. Heute sind ca. 56GWh Pumpspeicherkapazität installiert.

Speicherkapazität = 7GW * 8h =56GWh.

Wie man auch sehen kann reicht am Monatsanfang die grüne Fläche nicht aus um die weissen Flächen unter der roten Mittelmarke zu füllen. Es ist also ein vorausschauendes Speichermanagement erforderlich um Reserven im Vormonat anzulegen. Gedankenspiele der Politik Speicher in Norwegen zu bauen kann man als Utopie abhaken. Dann würden die Leitungen gegen den Willen der Bevölkerung durch Norwegen, Schweden und Dänemark oder als Kabel durch die Nordsee gehen müssen. Der dafür erforderliche Netzausbau ist riesengroß und dieses Beispiel zeigt ja nur den heutigen Zustand im März 2011. Von Netzverlusten und Wirkungsgraden soll in diesem Bericht, obwohl sie wichtig sind, nicht die Rede sein. Schon heute kann die Netzstabilität wegen fehlender Speicher nur von fossilen oder nuklearen Kraftwerken garantiert werden. In dieser Situation geht nun die Bundesregierung daran und will Deutschland voll auf Wind und Sonne umstellen.

Ich habe jetzt folgendes gemacht. Ich habe die Grafik 1 umgerechnet auf den gleichen Monat des Jahres 2050. Zufällig sind in diesem Monat die gleichen Windverhältnisse wie 2011. Man hat kräftig neue Windkraftanlagen gebaut. Die installierte Leistung ist jetzt gleich mit der Maximalleistung von 80GW mit 63524 (16000) Windkraftanlagen.

Inst. Windkraftanl.2050 (Inst.Windleistung2050/Inst.Windleistung2011) x Inst.Windkraftanl.2011

Wo die in Nord-und Ostsee stehen sollen weiß nur die Bundesregierung.

Die Grafik 2 zeigt die Windstromerzeugung  vom 1.3.2050 bis 31.3.2050.

Sie ist durch die Multiplikation der Werte vom 2011 mit 2,94 entstanden.

2,94=Inst.Windleistung2050/Inst.Windleistung2011

Man kann folgende Datenpunkte entnehmen:

1. Maximale Windleistung 56GW

2. Minimale Windleistung 0,3GW

3. Mittlere Leistung 12,05GW

4.Installierte Windleistung 80GW

5.Installierte Windkraftanlagen 63524  (16000)

6.Geleistete Arbeit 8986GWh

7.Nutzungsgrad 15%

Pumpspeicherwerke konnten in der vergangenen Zeit nicht gebaut werden wegen Standortmangel und Bürgerprotest. Auch die Norweger haben sich nicht so gezeigt wie die deutschen Politiker es gerne gesehen hätten. Für die Berechnung tu ich mal so als wäre tüchtig gebaut worden. Jetzt muss mit einer maximalen Pumpleistung von 43,95GW eingespeichert werden.

Erforderliche Pumpleistung =Maximale Windleistung – Mittlere Windleistung

Für das Hochspannungsnetz ist diese Belastung einmalig auf der Welt da sie ja nur fürs Speichern erforderlich ist. Eine Utopie !!! Die maximale Generatorleistung der Pumpspeicherwerke beträgt 11,75GW.

Maximale Generatorleistung = Mittlere Windleistung – Minimale Windleistung

Eine Vollversorgung Deutschlands mit Windenergie ist nicht möglich. Dafür müßten im März 2050 406524 (106231) Windkraftanlagen installiert sein.

Erford.Windkraftanl.=(80 GW / mittlereWindleistung) x Inst.Windkraftanl.

Wie schon 2011 muß der Bereich zwischen mittlerer Leistung und tatsächlicher Leistung mit überwiegend fossilen oder nuklearen Energien abgedeckt werden. Wieviele Pumpspeicherwerke brauchen wir denn jetzt ? Nehmen wir als Beispiel die Anlage Goldisthal. Diese hat eine Leistung von 1,05GW und kann diese Leistung ca.8 Stunden liefern. Dann ist der Speicher leer.  Das ist eine Speicherkapatität von ca.8,4 GWh. Um den Monat März zu überstehen müssen wir 44 Anlagen dieser Art bauen, denn die Pumpleistung einer Anlage ist 1,05 GW, wir müssen aber 43,95 GW einsetzen um zu Speichern. Um die Abgabeleistung zu erreichen müßten wir 12 Anlagen bauen.

Maximale Generatorleistung = Mittlere Windleistung – Minimale Windleistung

Dazu gehört auch ein gewaltiger Netzausbau um die Leistung von 43,95GW von Norddeutschland an die Standorte der Pumpspeicherwerke in Süddeutschland zu bringen. Alles gegen den Willen der Bevölkerung. Völlige Utopie !!!

Da ja keine Pumpspeicherwerke gebaut werden konnten geht das nicht, daher muss jetzt wieder die fossile oder nukleare Energie ran. Man hat also in Windkraft Milliarden Euro investiert und ist keines der ungeliebten Dampfkraftwerke losgeworden. Aber Kohle, Oel und Nuklear will die Bundesregierung 2050 nicht mehr haben, dafür sollen gasgefeuerte GUD-Kraftwerke mit CCS-Technologie gebaut werden. Wieviele brauchen wir denn ? Die größte von Siemens lieferbare Anlage  SCC5-8000H 1S hat eine Leistung von 570MW. Um 80GW abdecken zu können müßten 140 Werke gebaut werden. Das ist alles gigantisch und utopisch. Weiss die Bundesregierung auch wieviel flüssiges CO2 anfällt und wo es bleiben soll, für alle Ewigkeit und gegen den Willen der Bevölkerung ? Ich fürchte das weiss sie nicht .

Ökofreunde werden jetzt nach Photovoltaik rufen. Aber die hat täglich  schlimmere Probleme als die Windenergie. Wie ist es mit Biogas, BHKW, Erdwärme, Sonnenkraft aus der Sahara, Wasserstoff, Luftspeicherkraftwerke. Alle diese Dinge haben nicht das Potenzial 80GW abzudecken und noch viel wichtiger, alle diese Dinge können nicht die Netzstabilität gewährleisten. Darunter ist zu verstehen:

1.Netzfrequenz

2.Netzspannung

3.Kurzschlußleistung

4.Blindleistungskompensation

5.Schwarzstartfähigkeit (nur Luftspeicher,Laufwasser oder Pumpspeicher)

Wer bis jetzt nicht die Unsinnigkeit des Vorhabens nicht bemerkt hat bekommt jetzt die volle Ladung. Jetzt kommt die Berechnung für den Idealfall Vollversorgung mit Windenergie im Hochlastbereich im Winter 2050 mit dem Wind vom März 2050 :

 

1. Maximale Windleistung 371GW (Utopie)

2. Minimale Windleistung 2GW  (Utopie)

3. Mittlere Leistung 80GW entspricht der maximalen Netzlast

4.Installierte Windleistung 531GW (Utopie)

5.Installierte Windkraftanlagen 406524 = 0.86km2/WKA (Utopie) 106231 = 3.3km2/WKA (Utopie)

6.Installierte Leistung GuD 80 GW

7.Installierte Anlagen GuD 140

8.Installierte Speicherpumpen 291GW = 277 mal Goldisthal (Utopie)

9.Installierte Speichergeneratoren 80GW = 76 mal Goldisthal (Utopie)

Die Bundesregierung setzt auf ein grosses Einsparpotenzial, will aber bis zu 40 Millionen PKW als Elektrofahrzeuge auf die Strasse bringen. Eine absolute Horrorvorstellung und Utopie.Wir können nur hoffen das die Bundesregierung weiss was sie macht. Ich fürchte sie weiss es nicht. Über die Kosten mache ich mir keine Gedanken. Die werden über das EEG an den Stromverbraucher weitergegeben. Null Problemo !!!!

Jetzt zu dem Geheimnis der fett gesetzten Zahlen. Die Berechnungen gingen von dem Bestand an WKA des Jahres 2011 aus. Zu dieser Zeit gab es noch kleine WKA die man 2050 nicht mehr bauen würde und die auch 2050 nicht mehr existieren. Ich habe daher die Anzahl der WKA umgerechnet auf eine mittlere Leistung von 5MW/WKA und diesen Wert als blaue Zahl in den Text gestellt. Trotzdem sind die sich egebenden Stückzahlen gigantisch.

Da ich jetzt soweit gekommen bin mit meinen Überlegungen kommt mir der Gedanke  :  Windkraftanlagen haben ja nur eine Lebensdauer von 20 Jahren. Wir brauchen dann ein Management für Bau und Abriss von WKA. Da kommen Ewigkeitskosten wie im Ruhrgebiet auf uns zu.

Wenn wir 2010 mit dem Bau von 400 WKA/Jahr kontinuierlich angefangen hätten wären wir im Jahr 2030 schon bei 8000 Stück angelangt. Nur sind die ältesten WKA jetzt 20 Jahre alt und müssen abgerissen werden. Wiederum mit 400St/Jahr, so dass im Jahr 2050 keine dieser Anlagen mehr da ist. Gleichzeitig müssen wir ab 2030 die Produktion von WKA auf 800 Stück/Jahr steigern damit wir 2050 auf 16000 Stück kommen. Die ersten die wir 2030 bauen sind 2050 schon 20 Jahre alt und müssen abgerissen und ersetzt werden. Es ist  also die Produktion von WKA auch nach 2050 für die Ewigkeit auf 800Stück/Jahr zu halten. Die Kosten werden sich auf ca. 20 Mrd.€/Jahr belaufen. Dazu kommen die Abrisskosten von Schätzungsweise 10% des Neuwertes also nochmals 2 Mrd.€/Jahr. Auch über diese Kosten mache ich mir keine Gedanken. Die werden über das EEG an den Stromverbraucher weitergegeben. Null Problemo !!!!

Grafik 1

Grafik 2

Michael Treml für EIKE

Prozessleittechiker und Windkraftkenner mit 40 jähriger Erfahrung in Kraftwerkstechnik 

jetzt im Ruhestand

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Der deutsche Atomausstieg bereitet den Franzosen keine Freude!

In Frankreich liefern heute insgesamt 58 Kernreaktoren, die zunächst auf der Grundlage einer Lizenz des US-Reaktorbauers Westinghouse errichtet wurden, über 78 Prozent des nationalen Strombedarfs zu einem unschlagbar niedrigen Selbstkostenpreis von etwa 24 Euro je Megawattstunde. Der Stromtarif für die Privathaushalte („Tarif bleu“) wurde bislang vom Staat festgesetzt. Er liegt zurzeit noch bei etwa 15 Cent je Kilowattstunde. Davon können deutsche Stromverbraucher nur träumen. Doch wird der „Tarif bleu“, Vorgaben der EU folgend, demnächst auslaufen. EdF wird dann den französischen Verbrauchern den Strom nicht mehr so günstig liefern können. Denn der in der Folge der panikartigen Abschaltung von acht deutschen Kernkraftwerken bereits eingetretene sprunghafte Anstieg der Strompreise an der Europäischen Strombörse in Leipzig (EEX) wird sich auch auf den nun geöffneten französischen Strommarkt auswirken. Hinzu kommt, dass die Kernenergie von der EU nicht als „erneuerbar“ anerkannt wird. Frankreich muss also neben dem völlig CO2-freien Betrieb seiner KKW noch teure und obendrein unnütze Wind- und Solarkraftwerke bauen, um die 20-Prozent-Quote des EU-Klima-Energie-Pakets für „Erneuerbare“ zu erfüllen.

Der in Deutschland durch die Vorgaben des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) künstlich verteuerte Strom wird die Strompreise im gesamten europäischen Binnenmarkt nach oben ziehen. Das wird die Begeisterung für die europäische Einigung in Frankreich sicher nicht steigern. Im Gegenteil dürfte davon in den im kommenden Jahr anstehenden Präsidentschaftswahlen vor allem die schon jetzt aussichtsreiche nationalistische Kandidatin Marine Le Pen profitieren. Allerdings würde der Strom in Frankreich auch nach den zurzeit gültigen Plänen der Erneuerung der französischen Kernkraft-Kapazitäten, die im Wesentlichen zwischen 2020 und 2030 erfolgen soll, spürbar teurer werden. Denn die derzeit noch arbeitende erste Generation von Druckwasserreaktoren, deren Investitionskosten bei ungefähr anderthalb Millionen Euro je Megawatt lagen, soll durch sicherere Reaktoren der dritten, wenn nicht vierten Generation erfolgen, die mindestens doppelt so viel kosten.

Es scheint, dass der von AREVA und Siemens gemeinsam entwickelte Evolutionary Power Reactor (EPR), der zurzeit in Olkiluoto (Finnland), in Flammanville in der Normandie und in China gebaut wird, wie einst das Überschall-Verkehrsflugzeug „Concorde“ nur einen sehr eingeschränkten Markt finden wird. Denn der in Flammanville entstehende Reaktor kostet fünf Milliarden Euro und wird den Strom zu einem Preis von schätzungsweise über 47 Euro je Megawattstunde liefern, der bei weitem den Preis von Strom aus modernen Gas- und Dampf-Kraftwerken überschreiten wird. (Vermutlich ist das der tiefere Grund für das vor kurzem beschlossene gesetzliche Verbot der Förderung von „unkonventionellem“ Gas in Frankreich und für die Flucht von Siemens aus dem EPR-Konsortium AREVA NP.) Zu Beginn dieses Jahres hat AREVA die Ausschreibung von vier Kernreaktoren durch das Emirat Abu Dhabi an den südkoreanischen Nuklear-Newcomer KEPCO verloren, was in Paris als beschämende Niederlage empfunden wurde. Im Unterschied zum EPR von AREVA, der auf dem Prinzip aktiver Sicherheit mit vierfacher Redundanz beruht, fußt der von KEPCO erfolgreich angebotene Reaktor vom Typ AP1400 auf passiver Sicherheit und ist deshalb bei vergleichbarem Sicherheitsniveau deutlich preisgünstiger.

Das Konzept passiver Sicherheit wurde von der inzwischen zu 60 Prozent dem japanischen Mischkonzern Toshiba gehörenden Reaktorbaufirma Westinghouse entwickelt. Im Falle einer drohenden Kernschmelze führt die Aufheizung des Druckgefäßes zur Bildung von Wasserdampf, der bis zur Spitze des Sicherheitsbehälters aufsteigt, dort durch den Kontakt mit einer Wasserdusche kondensiert und dann als Regen auf den heißen Druckbehälter zurückfällt. Die Überhitzung des Druckgefäßes treibt so seine automatische Kühlung an. Westinghouse Electrique France hätte dieses Konzept natürlich gerne den Franzosen verkauft. Doch die zuständige regionale Sicherheitsbehörde untersagte AREVA, ein passives Sicherheitskonzept anzuwenden. Jean Bergougnoux, ehemaliger Chef von EdF, erklärte am 9. Juni 2011 bei einer vom liberalen Institut Turgot in der Pariser Nationalversammlung organisierten Diskussion über die Zukunft der Kernenergie in Frankreich, die Entwicklung des EPR sei ein großer Fehler gewesen, der auf den Einfluss der deutschen Reaktorsicherheitskommission zurückgehe.

Auch in Frankreich ist die Kernenergie nach Fukushima alles andere als unumstritten. In der Medienöffentlichkeit mehren sich Stimmen, es Deutschland und der Schweiz gleichzutun und den Ausstieg aus der Atomkraft einzuleiten. In den Gremien, die über die energiepolitische Zukunft des Landes diskutieren und energiepolitische Entscheidungen vorbereiten, sind die Gegner einer Renaissance der Kernenergie inzwischen sogar zahlenmäßig in der Mehrheit. Außerdem ist es schwer geworden, den Ausbau der Nuklearenergie über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Die meisten Großbanken verlangen für Kredite an Nuklearfirmen überhöhte Zinsen, wenn sie die Finanzierung von Kernkraft-Projekten nicht ganz ablehnen. Die französische Atom- und Stromwirtschaft steht heute vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Es läge nahe, dass AREVA und EdF das EPR-Projekt begraben und für die Erneuerung des französischen Nuklearparks einen Reaktortyp mit passivem Sicherheitssystem wählt. Doch es ist derzeit noch nicht absehbar, dass die beiden Staatskonzerne diesen Schritt tun werden. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die am 16. Juni 2011 verkündete Ablösung der langjährigen AREVA-Chefin Anne Lauvergeon durch ihren bisherigen Stellvertreter Luc Oursel als Schritt in diese Richtung gedeutet werden könnte.

Von Edgar L. Gärtner EIKE

Literatur: Jean-Michel Bélouve: Nucléaire Civil: Le Rebond! Edition Liber Media, Vendeuvre du Poitou 2011