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Woher kommt der Strom? ein weiterer Problemkreis

Hier wackelt Deutschlands Traum von der schnellen Energiewende.

Hinzu kommt, dass die Ungleichbehandlung von Braun- und Steinkohlekraftwerken in Sachen Entschädigungszahlungen von den Betreibern der Steinkohlekraftwerke nicht ohne Weiteres hingenommen werden wird. Während die Stilllegung von Braunkohlekraftwerken großzügig entschädigt wird, müssen sich die Besitzer von Steinkohlekraftwerken einem Auktionsverfahren unterwerfen. Ab 2026 könnten solche Kraftwerke sogar ohne Entschädigung stillgelegt werden. Dieses Verfahren gefährdet im Übrigen womöglich auch noch die Wärmeversorgung, welche zum Teil auch durch Steinkohlekraftwerke gesichert wird. Es sieht so aus, dass die Umsetzung der Reste des Kohlekompromisses – komplett übernommen und umgesetzt werden soll er ohnehin nicht – noch Jahre dauern kann.

In unserer 14. Analysewoche importiert Deutschland sehr viel Strom. Frankreich und die Schweiz sind die Hauptlieferanten, die Strom günstig von Deutschland kaufen, um dann – wenn benötigt – wieder an Deutschland zu verkaufen. Bedarfsspitzen werden vor allem durch Pumpspeicherstrom gedeckt. Sehr schön veranschaulicht dieser Chart den Zusammenhang von Stromerzeugung durch erneuerbare Energieträger, Bedarf und Preis.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts liefert die Detailzahlen, die in diesem Chart veranschaulicht werden. Der Import ist in dieser Woche besonders hoch, wie diese Grafik zeigt. Den Strom Im- und Export des Jahres 2020 finden Sie hier grafisch aufbereitet.

In dieser Woche verlässt sich Deutschland sehr stark auf den im benachbarten Ausland erzeugten Strom. Ob es sinnvoll ist, hier in Deutschland Kernkraftwerke abzuschalten, um dann Strom aus Kernkraftwerken anderer Länder (Schweiz, Frankreich) zu importieren, steht auf einem anderen Blatt. Bigott ist es schon.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 29.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,87%, davon Windstrom 34,57%, Sonnenstrom 4,79%, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,51%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Sonntag: Wenig Bedarf, aber viel Strom, vor allem aus Windkraftwerken. Der Höchstpreis, der erzielt werden kann, liegt bei 20,59 €/MWh der niedrigste Preis bei -15,80 €/MWh. Frankreich, die Schweiz und Österreich importieren günstig, zum Teil mit Bonuszahlungen für den abgenommenen Strom.

Montag, 30.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,40%, davon Windstrom 25,60%, Sonnenstrom 14,40%, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,40%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung lässt nach. Nur von 9:00 bis 16:00 Uhr reicht der in Deutschland produzierte Strom, um den Bedarf zu decken. Ansonsten wird importiert. Die konventionelle Stromerzeugung wird zwar hochgefahren. Doch um den Bedarf zu decken, reicht es nicht.

Dienstag, 31.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,92%, davon Windstrom 12,71%, Sonnenstrom 16,95%, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,25%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute fast das gleiche Bild wie am Montag. Strom-Hauptimporteure nach Deutschland sind wieder Frankreich und die Schweiz. Die konventionellen Stromerzeuger wollen den Bedarf nicht decken. Es steht ein Anstieg der Windstromerzeugung an.

Mittwoch, 1.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,14%, davon Windstrom 23,31%, Sonnenstrom 18,05%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,78%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Strom aus Windkraftwerken steigt an, die Sonnenkraftwerke produzieren reichlich, wie bereits die ganze Woche. Dennoch reicht das alles nicht, um den Bedarf komplett zu decken. Auch heute wird wieder Strom importiert. Relativ teuer. Im Gegensatz zum Export über Tag. Da fallen die Preise.

Donnerstag, 2.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,15%, davon Windstrom 33,81%, Sonnenstrom 15,11%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,23%. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Der Donnerstag stellt sich im Prinzip wie die Vortage dar: Heute ansteigende Windstromerzeugung  bei starker Sonnenstromerzeugung. Morgens und abends werden höhere Preise aufgerufen als über den sonnenstromstarken Tag. Das Mantra gilt: Je mehr erneuerbar erzeugter Strom im Markt ist, desto geringer werden die Preise.

Freitag, 3.4.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,40%, davon Windstrom 35,34%, Sonnenstrom 11,28% Strom Biomasse/Wasserkraft 12,78%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Um 0:00 Uhr erreicht die Windstromerzeugung den Peak. In der Nacht zum Samstag werden nur noch knapp 5 GW onshore erzeugt. 24 Stunden vorher waren es noch über 23 GW. Die Strompreise schwanken wie gehabt.

Samstag, 4.4.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,83%, davon Windstrom 15,09% Sonnenstrom 21,70%, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute, zum Wochenend-Samstag, noch weniger Bedarf als sonst. Die Corona-Krise zeigt Auswirkungen. „Zum Glück“ wird heute kaum Windstrom erzeugt. Dass sich das zum Sonntag ändert, deutet sich ab 20:00 Uhr an. Die Sonne scheint heute wieder sehr stark. Das Preisbild der Woche gilt auch heute. Dass auch heute der meiste fehlende Strom auf Frankreich und der Schweiz importiert wird, sei hier noch mal erwähnt.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen?

Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




„Mikroanalyse Städteregion Aachen“ – gewaltige Reaktion

Bemerkenswert ist, dass dem Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp mit seiner Einschätzung, die Analyse und die daraus gezogenen Folgerungen seien „verquerer Blödsinn“ teilweise zugestimmt wird. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, daß der EIKE-Blog nicht das richtige Medium sei, um über Corona zu berichten. Man solle sich auf „Klima, Energiewende usw.“ beschränken.

Die lebhafte, z. T. sachlich-hochwertige Diskussion läßt mich das Gegenteil denken. Zumal Corona die öffentliche Diskussion nahezu hundertprozentig in Beschlag genommen hat. Andere Themen sind kaum noch in den Medien zu finden. Rechtsextremismus oder Klimawandel finden nicht mehr statt. Und wenn, unter ferner liefen. Das wird sich spätestens dann ändern, wenn die wirtschaftlichen und psycho-sozialen Folgen des strikten Maßnahmenpakets gegen/wegen Corona offen zu Tage treten. Es würde nicht wundern, wenn Putin, die AfD mit den ihr folgenden Rechtsradikalen (Bundestagsfraktion hat eine Fraktionssitzung mit 60 Mann trotz Versammlungsverbot abgehalten) und Trump als Hauptverantwortliche für die Corona-Pandemie, die ja nicht mal eine Epidemie war, ist und sein wird, ausmachen wird. Verhältnismäßig kleine Fallzahlen, verhältnismäßig geringe Sterbezahlen bleiben klein und gering. Auch wenn sie bis in unerträgliche Größen aufgeblasen werden.

Bleibt die Frage, wem die ganze Sache nutzt. Zunächst und vor allem denen, die testen wollen, in welchem Maß ganze Völker so beeinflußt werden können, dass sie auch dem schlimmsten Diktator aus der Hand fressen. Da bietet die sogenannte Corona-Krise reichlich Anschauungsmaterial. Meine morgendliche Artikelvorschau beende ich seit geraumer Zeit mit dem Satz „Der Firnis der Zivilisation ist dünn“. Dieser Satz muß und wird durch „Demokratie“ ergänzt werden. Wer es heute noch wagt, die Menschen, die im Dritten Reich gelebt und gegen das NS-Regime nicht opponiert haben, zu verurteilen, dem sei gesagt, dass diese immer Gestapo, Sippenhaft und Konzentrationslager im Nacken hatten. Dies ist zur Zeit noch nicht der Fall. Dennoch ist eine ganz, ganz große Mehrheit der Bevölkerung für die Abschaung der Bürgerrechte wegen eines Vorgangs, von dem ihnen erzählt wurde, er sei ganz schlimm, es müßten Leben gerettet werden, der faktisch nur ein Fliegenschiß in der menschlichen Seuchengeschichte ist. Wenn von etwa 7,7 Milliarden bis heute etwa 115.000 Menschen seit Anfang 2020 an Covid-19 verstorben sind (0,0015%), dann sind das Stand 13.4.2020 gut 6% der Menschen, die in diesem Jahr bereits ohnehin an Infektionen der unteren Atemwege und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (Raucherlunge = bevorzugter Angriffspunkt für tödliche Corona-Infekte) verstorben sind (Quelle öffnen und staunen).

Im übrigen bin ich der Meinung, dass die sogenannte Krise eine gewaltige Eigendynamik entwickelt und letztendlich zu einer Massenhysterie geführt hat. „Wenn die so handeln, müssen wir das auch!“ Unterstützt wurde und wird die Entwicklung durch machtgeile Medien, die wahrscheinlich vollkommen ahnungslos in der Sache die Politik „unterstützen“, indem sie am „Aufblaseprozeß“ federführend mit wirken. Kritische, vernünftige Stimmen werden diskreditiert. Allen voran Dr. Wodarg, der bereits bei der Schweinegrippe mit seinen Prognosen richtig lag. Das sei denn „Glück“ gewesen, so Prof. Karl Lauterbach, der gesundheitspolitische Sprecher der SPD- Bundestagsfraktion. Das nenne ich mal Ignoranz.

Das alles wäre nicht so dramatisch, wenn die Verantwortlichen nicht auf die Wahnsinnsidee gekommen wären, die Bürger- und Freiheitsrechte einfach mal so flächendeckend außer Kraft zu setzen, wenn ihre Helfershelfer, Medien, nicht kritiklos dazugetrommelt hätten. So heißt der Tod von Demokratie und Rechtsstaat in Deutschland diesmal nicht Hitler, sondern Corona. Mit unabsehbaren Folgen. Denn ist die Büchse der Pandora erst einmal geöffnet, dann, ja dann … Wir werden sehen.




Alles steht still, nur atmosphärisches CO2 steigt

Die Ölnachfrage und der Ölverbrauch, so schätzt man bei der International Energy Agency wird im Jahr 2020 auf lange nicht gesehene Tiefen fallen, statt eines Wachstums in der Nachfrage nach Öl, sagt die Agentur einen Rückgang voraus. Einer der wichtigsten fossilen Brennstoffe ist damit im Jahr 2020 im Niedergang, deutlich sichtbar am Ölpreis, der von einem Tief zum nächsten fällt.

Quelle

 

Quelle

Der Flugverkehr, ein Rückgrat nicht nur des Tourismus, sondern auch des Welthandels, ist im Februar und März 2020 in einer Weise gesunken, die bemerkenswert ist, wie die Daten von Flightradar zeigen, denen man allein für März einen Rückgang um 27,7% bei den kommerziellen Flügen entnehmen kann:

Quelle

Quelle

Die Abbildungen geben einen Eindruck vom Rückgang des Welthandels und von der Reduktion der mit Produktion und Transport verbundenen Emissionen.

Flugreisen, energieintensive Produktionsprozesse, die Nutzung fossiler Brennstoffe, sind nur drei der Feinbilder, die ein Jünger des grünen Kults vom menschengemachten Klimawandel in seinem Katechismus eingeschlossen hat. Allen dreien würde er entweder gerne den Garaus machen oder sie doch zumindest in ihrer Verbreitung bzw. Nutzung reduzieren. Dadurch, so das Kalkül, könne man das Klima des Planeten retten, das von dem winzigen Anteil menschlich verursachten CO2 in der Atmosphäre vollständig determiniert werde, wie die Klimawandel-Hysteriker uns seit Jahren einreden wollen.

Nun. Der gewünschte Fall ist eingetreten.

  • Die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen ist eingebrochen.
  • Die industrielle Produktion, die energieintensiv ist, ist eingebrochen.
  • Flugreisen finden nicht mehr statt: Die Anzahl kommerzieller Flüge ist eingebrochen.

Das Klima ist, in der Erzählung des grünen Klimakults, damit gerettet oder sollte gerettet sein, weil das alles entscheidende von Menschen verursachte CO2, die 0.0016% des atmosphärischen CO2, die von Menschen beigetragen werden, stark reduziert wurde – oder doch nicht?

Nein.

Auf Hawaii, am Mauna Loa Observatory, wo der CO2-Gehalt der Atmosphäre, in ppm (parts per million) gemessen und an die interessierten Parteien verbreitet wird, damit sie ihre Erzählung vom menschengemachten Klimawandel weiterspinnen können, zeigt sich im März nichts was darauf hindeuten könnte, dass menschliches Nichtverhalten, Nichtemittieren von CO2, Nichtverbrennen von Öl, Nichtfliegen einen Einfluss auf die Menge atmosphärischen CO2 hat. 414,5 ppm CO2 wurden zum 6. April gemessen, 412 ppm wurden noch vor einem Jahr gemessen.

 




Gelingt es diesmal, die Ausbreitung der Pseudowissenschaft zu verhindern? Noch eine Statistik gegen die Viruspanik – Mikroanalyse Region Aachen

von Rüdiger Stobbe

Wichtige Vorabinformation: Der unten stehende Artikel einschließlich der Mikroanalyse wurde etlichen relevanten Stellen und Personen per E-Mail zugesandt. Der Oberbürgermeister der Stadt Aachen, Marcel Philipp, antwortete: Hier klicken

Was für ein verquerer Blödsinn
Bitte schicken Sie mir keine Mails mehr.

Marcel Philipp 

OB Philipp  scheint nicht verstanden zu haben, worum es mir mit der Analyse, die auf den Zahlen und Infos der Webseite der Stadt Aachen beruht, geht:

  • Covid-19 betrifft in der Städteregion Aachen nur einen ganz kleinen Teil der Bevölkerung akut.
  • Covid-19 ist in der Städteregion Aachen in den allermeisten Fällen nicht tödlich. Die Sterberate geht höchst wahrscheinlich in der allgemeinen Sterberate auf.
  • Wenn es in der Städteregion Aachen mit oder durch Covid-19 zum Tod eines Menschen kommt, ist dieser entweder bereits schwer krank, oder, in den allermeisten Fällen schwer krank und in einem Alter jenseits der 70.
  • Eingedenk dieser Tatsachen, sind die Maßnahmen, die in der in der Städteregion Aachen getroffen wurden, und für die OB Philipp sowie Städteregionsrat Tim Grüttemeier mit verantwortlich zeichnen, vollkommen überzogen und unverhältnismäßig.

Um das Virus einzudämmen und Infektionen zu verhindern, reichen die Hygienemaßnahmen aus, die ich größtenteils bereits im Elternhaus in den 50-er Jahren anerzogen bekommen habe:

  • regelmäßig die Hände waschen
  • niemanden anhusten
  • niemanden anniesen
  • immer Einmal-Taschentücher am Mann haben und benutzen
  • keine für alle zugänglichen Dinge, z. B. Obst im Supermarkt, mit bloßen Händen anfassen.
  • wenn man eine ansteckende Krankheit hat, muss zu anderen Personen, vor allem und insbesondere zu alten kranken Menschen,  mindestens 1,5 Meter Abstand gehalten werden. Am besten bleibt man zu Hause und kuriert den Infekt aus.
  • ambulantes Pflegepersonal, Krankenhaus-Pflegepersonal, Altenpfleger, Ärzte, alle Personen, die beruflich nahen Kontakt zu kranken, zu alten, kranken Menschen haben, müssen regelmäßig auf Covid-19 getestet werden. Als Vorsichtsmaßnahme. Im Prinzip reicht es, wenn das allgemeine Verantwortungsprinzip gilt: Wer Symptome einer Erkältung (Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit egal, ob mit oder ohne Fieber) hat, bleibt zu Hause, bis die Symptome weg sind. Es ist nämlich vollkommen egal, ob alte, kranke Menschen an Covid-19 oder an einer anderen Infektion erkranken. Beides kann im Zusammenwirken mit den Vorerkrankungen zum Tod führen (Der letzte Tropfen, der das Lebensfass zum Überlaufen bringt)

Mit Beachtung dieser wenigen, im Prinzip selbstverständlichen Hygiene-Regeln sind weitergehende Maßnahmen, mit denen aktuell Deutschland komplett vor die Wand gefahren wird, unnötig.

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Die Stadt Aachen – Teil der Städteregion …

… mit etwa der Hälfte der Einwohner – legt täglich die aktuellen Zahlen zur sogenannten Corona-Krise vor. Diese Zahlen wurden in einer Excel-Tabelle systematisch erfasst und die prozentualen Werte ermittelt, die sich bezüglich der jeweiligen Werte in Bezug auf die Bevölkerungsanzahl ergeben. Die  Tabelle steht jedem Interessierten zur Verfügung. Jeder kann mit den Daten seine eigenen zusätzlichen Analysen fahren.

PDF der Exceltabelle: Hier klicken

Das wichtigste Ergebnis meiner Analyse ist die Tatsache, dass die Zahlen in der Städteregion Aachen nicht den Ansatz einer Pandemie hergeben. Die für die Städteregion getroffenen freiheitsberaubenden Maßnahmen sind vollkommen unverhältnismäßig. Die aktuell 50 seit dem 17.3.2020 Verstorbenen wären zu 95% auch an jeder anderen etwas schwereren Infektion (Influenza, normale Lungenentzündung, aber auch eine einfache schwere Erkältung usw.) verstorben. Das lässt sich aus Alter und Vorerkrankungen der Betroffenen schließen. Aber auch wenn dem nicht so wäre: In einem Zeitraum von 25 Tagen ist der Tod von 50 alten, kranken Menschen nichts Ungewöhnliches. Jeden Tag sterben in der Städteregion etwa 18 Menschen (12,1 Promille pro Jahr). Das sind vom 17.3.2020 (erste beiden Corona-Toten) bis zum 11.4.2020 =24 Tage gleich 450 Verstorbene gesamt. Da sind die 50 Corona-Toten ganz sicher enthalten. Ansonsten sind weit mehr als die Hälfte (854) der in der Städteregion infizierten 1.508 Personen bereits  wieder genesen, so dass in der gesamten Städteregion offiziell 654 Personen infiziert sind. 654 von 550.000 Einwohner (Stand 10.4.2020).

Die Städteregion Aachen liegt  mit seinen Zahlen im Deutschland-Vergleich sehr hoch. Anderswo sind die Werte noch viel geringer. Bezogen auf die jeweilige Einwohnerzahl. Rechnet man die Aachener Zahlen (1.506 Infizierte brutto) auf 83.000.000 Bewohner Deutschlands hoch, wären 227.269 statt 122.332 Menschen infiziert und 7.545 Menschen verstorben. Statt 2.736 real // Stand 11.4.2020 ZEITonline): Hier klicken.

Kurz: Das Gerede von der Pandemie ist dummes Zeug!

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Skandalös ist, dass bis heute weder im Bund, noch im Land oder der Städteregion der Versuch unternommen wurde, zu ermitteln, wie viele Personen ohne Symptome das Virus in sich tragen (Aufhellung der Dunkelziffer). Lediglich Prof. Streeck hat eine Studie in Gangelt initiiert. Auch gibt es keine verlässlichen Zahlen zur bisherigen Anzahl der Tests. Nur dann aber sind Infiziertenzahlen aussagekräftig*. Vor allem aber sollten die Menschen repräsentativ ermittelt werden, die bereits Antikörper in sich tragen (macht Streeck jetzt in Gangelt). Menschen also, die Covid-19 überstanden haben. Egal, ob mit oder ohne Symptomatik. Nur so kann der Grad der Herdenimmunität ermittelt werden.

Eins ist dennoch klar. An Covid-19 stirbt der gesunde Mensch offensichtlich nicht. Alte, kranke Menschen – Corona hin, Corona her – sterben nun mal. Eine wie auch immer zu bestehenden Krankheiten hinzukommende Infektion ist sehr oft der letzte Tropfen, der das Lebensfass zum Überlaufen bringt. Das kann dann auch Corona sein.

Warum aber die komplette Städteregion deswegen in Geiselhaft genommen wird, erschließt sich nicht. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind etliche Menschen an und mit anderen Infekten gestorben. Viel mehr als durch Covid-19. Da wurde kein solcher Aufriss gemacht. Zu Recht. Denn der Tod ist gewiss. Vor allem für alte, kranke Menschen. So ist das nun mal.

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Zu ähnlichen Ergebnissen wie oben  kommt Rechtsmediziner Püschel:

Lesen: Hier klicken

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Warum ab diesem Jahr alle Menschen gerettet werden sollen: Hier klicken.

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Die Exceltabelle enthält zu jedem Todesfall in der Städteregion Aachen genauere Hintergrundinfos. Laden Sie die Tabelle herunter: Hier klicken

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*Damit man überhaupt getestet wird, ist in der Städteregion Aachen ein unglaubliches Prozedere notwendig (Stand 8.4.2020):

Abstrichzentren: Die Abstrichzentren in Eschweiler und am Aachener Tivoli sind wochentags, 8 bis 18 Uhr, erreichbar. Alle Menschen, die getestet werden wollen, müssen vorher die Telefonhotline 0241/5198-7500 anrufen. Gehörlose können sich per E-Mail an KAZ-Leitung@staedteregion-aachen.de wenden, um einen Termin nach Prüfung zu erhalten. Bei der Vorprüfung wird abgeklärt, ob die erforderlichen Bedingungen für eine Testung grundsätzlich erfüllt sind.

An der Hotline wird abgeklärt, ob folgende Bedingungen grundsätzlich erfüllt sind:

  • Als Grundbedingung, die immer erfüllt sein muss, müssen die Anrufenden entsprechende Krankheitssymptome aufweisen (Abgeschlagenheit, grippeähnliches Gefühl, Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Fieber).

Zudem muss noch eine dieser weiteren Bedingungen erfüllt sein:

  • Entweder die Anrufenden hatten innerhalb der letzten 14 Tage Kontakt zu einem positiv getesteten Menschen (also 15 Minuten Kontakt von Angesicht zu Angesicht in einem geschlossenen Raum oder Kontakt mit Körperflüssigkeiten)

  • oder die Anrufenden üben eine Tätigkeit in Pflege (ambulant, stationär), Arztpraxen, Krankenhäusern oder bei Rettungsdiensten oder Einrichtung der Behindertenhilfe aus oder ist in einer KRITIS-Struktur tätig (z. B. Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr, Energie-/Wasserversorgung).

  • oder die Anrufenden gehören einer Risikogruppe an. (Die genaue Definition findet sich beim RKI unter:  www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogruppen.html)

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Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de

Ein Hinweis von EIKE: Die Massenpresse und Prof. Drosten schießen bereits gegen die Studie von Prof. Streeck, wegen „methodischer Fehler“.




Fridays for Hamstern: Die Vertagung der Ideale

Interview ; Buch „Technik.Kapital.Medium“

Dies ist ein Gedanke, der, meines Erachtens, recht schlüssig erscheint, und ich würde ihn so interpretieren: In normalen Zeiten, in denen Vermehrung und Wachstum, Innovationen und Optimierungen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben bestimmen, bilden sich idealistische Konstrukte heraus, politische Ordnungen, die aber eben an diese Voraussetzungen des Geschehens in diesen normalen Zeiten gebunden sind.

Tritt die Krise ein, dann stehen die wirtschaftlichen und politischen Ordnungen ohne ihre idealistischen Konstrukte da und sind somit höchst fragil. Diejenigen, die von der Krise als Chance sprechen, wissen das ganz genau. Mitunter führt das so weit, dass Gesellschaftskonstrukteure scheinbare Krisen heraufbeschwören, um ihre großen Transformationsvorstellungen leichter umsetzen zu können. Stichwort: Klimakrise. Die ist aber keine reale, sondern eine konstruierte, ein idealistisches Konstrukt, um damit das reale Leben umzugestalten.

Geschulte Linksintellektuelle werden nun auch an Antonio Gramsci denken und seine Theorie vom Interregnum: „… Der ‚Tod der alten Ideologien‘, so fügt er [Gramsci] hinzu, eröffnet zugleich günstige Bedingungen für die ‚unerhörte Ausbreitung des historischen Materialismus‘“. Neue oder andere Ideologien haben nun die Chance, als Weg aus der Krise angesehen zu werden. Überhaupt, ohne diese aus linksintellektuellen und linksradikalen Ideologien diffundierten Vorstellungen, von der Krise als Hilfsmittel zur Umgestaltung und Transformierung von Gesellschaften, ist beispielsweise diese ganze Klimaschutzbewegung nicht zu verstehen. Da hat sie ihre Wurzeln, von da bezieht sie ihre Kraft.

Idealistische Konstrukte aus Optimierungszeiten

Nun haben wir aber durch das Coronavirus eine reale Krise, keine imaginierte, die in der Regel nur Verbildlichungen von intellektuellen Unzufriedenheiten sind, sondern eine echte Bedrohung. Kein Wunder, dass nun vereinzelt Kriegsrhetorik zu vernehmen ist. Und doch unterscheidet sich eine Pandemie in ihrem Charakter ganz wesentlich von anderen Bedrohungsszenarien wie Krieg oder Naturkatastrophen, bei der die Suche nach Verbündeten im Vordergrund steht, um die eigene Gruppe zu stärken und zum Sieg zu führen oder wenigstens das Überleben dieser zu sichern. Hier geht es nur noch um das Individuum, um den eigenen Leib, um Hunger und Durst, alles reduziert sich auf das Überleben, auf den Kampf um die letzten Ressourcen. Gerüchte gehen um, irgendwo wären Atemschutzmasken gestohlen worden, das Hamstern von Toilettenpapier darf in diesem Zusammenhang nicht fehlen.

Anhand dieser beiden Beispiele wird deutlich, von einer Existenzbedrohung im apokalyptischen Stil sind wir noch weit entfernt, dennoch zeigen sie an, was sich verändert. Die idealistischsten Konstrukte der Vermehrungs- und Optimierungszeiten werden unwichtig, genauso wie das Klimakrisengeschwafel der intellektuell Unzufriedenen oder jedes andere ideologische Konstrukt. Ernste Krisen – Corona gehört da noch nicht dazu – sind keine Chance, wie es sich all diese Gesellschaftstransformierer oder sonstige Welterklärer vorstellen, sie sind lediglich so was wie ein Reset des Programms, in dem wir leben, und das heißt eben: Überleben! Es geht ums Überleben des Subjekts, das leben will, das Hunger und Durst empfindet, das empfinden kann, sprich, ums Individuum. Konstrukte können nicht empfinden, sie fühlen weder Schmerz noch Leid, Glück auch nicht.

Dieser Beitrag ist auch auf Quentin Quenchers Blog „Glitzerwasser“ erschienen, und auf der Achse des Guten. Mit freundlicher Genehmigung.

 




Woher kommt der Strom? 1. April in der ARD

(Abbildung). Grundlage ist eine Pressemitteilung des BDEW (Abbildung 1)

Was aber im Prinzip nur eine marginale Rolle spielt. Natürlich müsse an der Energiewende weitergearbeitet werden. Insbesondere der Windkraftausbau stocke, der Deckel (52 GW) des Ausbauvolumens für Photovoltaikanlagen sei fast erreicht und müsse aufgehoben werden.

Sonst würde das nichts mit den 65 Prozent Strom, erzeugt mittels erneuerbarer Energieträger bis zum Jahr 2030. Wobei unsere Energiewender davon ausgehen, dass der Stromverbrauch bis dahin kaum steige. Man geht immer davon aus, dass das Mehr an Strombedarf wegen Verkehrs- und Gebäudewende (E-Mobilität und Heizen mittels Wärmepumpen) anderswo eingespart wird. Das „Einsparpotenzial“ ist im Übrigen die Komponente, die regelmäßig dann herangezogen wird, damit eine Energiewende-Rechnung aufgeht. Dem Bürger wird weder vom BDEW noch vom ZDF erzählt, dass – Rekord hin, Rekord her – zum Beispiel vom 22.1. bis 26.1.2020 kaum Strom mittels Wind- und Sonnenkraftwerken erzeugt wurde (Abbildung 2). Das mussten die konventionellen Stromerzeuger richtig zubuttern. Sonst wären die Lichter ausgegangen. Apropos zubuttern: Das müssen die konventionellen Stromerzeuger jeden Tag. Wind- und Sonnenstrom plus Biomasse/Wasserkraft haben noch nicht einen Tag, nicht eine Stunde ausgereicht, um den Strombedarf Deutschlands zu decken (Abbildung 3)

Auch nicht in der 13. Woche unserer Analyse. Diese war dennoch ein Paradebeispiel für regenerative Stromerzeugung. Der Wind wehte bei sonnigem Wetter insgesamt kräftig. So wurden in dieser Woche nicht nur die 49% des Durchschnitts erstes Quartal 2020 erreicht. Es waren sogar 64,20%. Das waren fast die 65%, die für 2030 anvisiert werden. Die Tabelle mit den Detailzahlen der Energy-Charts und der daraus generierte Chart zeigen, wie viel konventioneller Strom trotz dieser fast idealen Stromerzeugung mittels regenerativer Energieträger hinzu erzeugt werden muss. Wenn man nun noch mal an den obigen Zeitraum mit kaum Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenkraftwerken denkt, dann weiß man, dass es ganz schwierig wird, ganz schwierig mit Deutschlands Energiewende

Die Tagesanalysen

Sonntag, 22.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 74,81%, davon Windstrom 44,44%, Sonnenstrom 17,04%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,33%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Es ist Sonntag. Es ist für einen Sonntag viel zu viel Strom im Markt. Und das, obwohl die konventionellen Stromerzeuger ihre Produktion schon stark gedrosselt haben. Die Preise liegen zwischen 0,02 € und 22,93 €/MWh, wenn sie nicht negativ sind. Das ist vom 9:00 bis 16:00 Uhr der Fall. Um 13:00 Uhr werden für die Abnahme des Stroms aus Deutschland 55,05 €/MWh mitgegeben. Das freut vor allem Dänemark, das ab 18:00 Uhr Strom an Deutschland verkauft. Zu den Höchstpreisen des Tages. Obwohl die Pumpspeicherstromerzeugung hochgefahren wird, reicht es nicht, den kompletten Strombedarf mit selber erzeugtem Strom zu decken. Deshalb muss der über Tag mit Bonus verschenkten Strom am Abend zum Teil zurückgekauft werden. (Für unsere ganz genauen Leser: Es ist natürlich anderer, zum jeweiligen Zeitpunkt erzeugter Strom, den Dänemark liefert!)

Montag, 23.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,96%, davon Windstrom 36,46%, Sonnenstrom 17,73%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,77%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Strombedarf steigt. Obwohl die erneuerbaren Energieträger wieder „super“ Strom produzieren, fällt der Preis heute nicht unter die Null-Linie. Gleichwohl ist das Preisniveau zumindest über Tag recht niedrig. Denn Deutschland exportiert Strom. Die meiste Zeit bewegt sich der Preis zwischen 10 und 20 €/MWh. Bis 16:00 Uhr. Dann kommt die „berühmte“ Abendstromlücke. Die Sonne geht unter; Windstrom steht nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung, um den in diesem Zeitraum steigenden Bedarf abzudecken. Obwohl die Konventionellen anziehen und Pumpspeicherkraftwerke aktiviert werden: Es reicht nicht. Was ein Hochschnellen des Strompreises zu Folge hat. In der Spitze liegt er bei 33,14 €/MWh. Was nicht viel scheint. Wenn aber zum Beispiel an Frankreich, die Schweiz und Österreich über Tag der Strom für um die 10 € verkauft wurde, dann ist der Bezug von Strom aus eben diesen Ländern ein paar Stunden später für Preise bis zu 33,14 €/MWh kein gutes Geschäft. Zumindest nicht für Deutschland.

Dienstag, 24.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,27%, davon Windstrom 30,99%, Sonnenstrom 17,61%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,68%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute tun sich zwei Stromlücken auf. Am Morgen und am Abend. Das Preisniveau ist insgesamt moderat. Es liegt zwischen 13 und 33 €/MWh. Wobei die Preisverteilung ähnlich ist wie an den beiden Vortagen. Das benachbarte Ausland kauft günstig ein und verkauft verhältnismäßig teuer.

Mittwoch, 25.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,27%, davon Windstrom 30,82%, Sonnenstrom 17,12%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,33%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Insgesamt das gleiche Bild wie gestern. Die Stromlücken sind kleiner. Die Pumpspeicher schaffen fast den Ausgleich. Das Preisniveau ist moderat. Deutschland verkauft seinen hoch subventionierten Wind- und Sonnenstrom mit Verlust. Wie immer. Denn das, was den Windmüllern, den Sonnenstrom-Erntern dank 20 Jahre EEG gezahlt wird, zahlen nicht die Akteure an der Börse. Das zahlt der Stromkunde in Deutschland.

Donnerstag, 26.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,99%, davon Windstrom 33,33%, Sonnenstrom 14,89%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,77%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Ein kleine Stromlücke zum Abend, die relativ teuer gedeckt wird. Die Schweiz und Frankreich profitieren.

Freitag, 27.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,42%, davon Windstrom 29,71%, Sonnenstrom 16,67%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,04%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute keine Stromlücke. Der zum Morgen und zum Abend erzeugte Strom aus den Pumpspeichern (= konventionelle Kraftwerke, weil mit fossilem und Atomstrom betrieben), reicht aus. Für Preise zwischen 15 und 30 €/MWh wird der Strom per Saldo exportiert. Vor allem die Schweiz und Frankreich machen gute Geschäfte. Österreich füllt seine Speicher in den Alpen zu günstigen Preisen mit Strom aus Deutschland.

Samstag, 28.3.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 66,67%, davon Windstrom 32,50% Sonnenstrom 19,17%, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,00%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Strompreis schwankt heute zwischen -0,72 und etwas über 20 €/MWh. Die Stromversorgung ist heute auf Kante genäht. Die starke Sonnenstromerzeugung führt wie praktisch jeden Tag zu einem Einbruch der Preise, was heute – wie zu Wochenbeginn – zu einem negativen Strompreis führt, der allerdings bei weitem nicht so hoch ausfällt wie am Sonntag.

Eine starke Woche der erneuerbaren Energieträger mit fast 65% Stromerzeugung, bezogen auf die Gesamtstromerzeugung, belegt auch diesmal, dass dieser Sachverhalt mit Wirtschaftlichkeit verbunden ist. Wenn man bedenkt, dass diese Woche eine Ausnahmewoche war, kommen einem sofort die Kosten in den Sinn, die aufzuwenden sind, um insbesondere die Windkraft so auszubauen, dass die 65% zumindest im Durchschnitt regelmäßig erreicht werden. Sonnenstrom, der lediglich mit Faktor 8 (8 GW installierte Leistung = 1 GW Strom) geerntet wird, spielt – auch wegen der Deckelung – kaum noch eine Rolle. Windstromanlagen sind mittlerweile auch in der Gunst der Betroffenen stark gefallen. Es sieht düster aus für Deutschlands Energiewende.

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Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Corona-Hysterie: höherer Strom­verbrauch durch Quarantäne­maßnahmen führt zu höheren Preisen

Obwohl der Strompreis an den Börsen sank, erhöhen einige Anbieter die Preise für den Verbraucher. Mehr Nachfrage, höhere Kosten? Da das Volk zu Hause eingesperrt ist, werde mehr Strom verbraucht.

„Trotz der jetzigen Senkungen halten Stromanbieter an den Preiserhöhungen weiter fest“, betonte Meyer. „Und das obwohl zahlreiche Preiserhöhungen erst noch zum 1. Mai erfolgen und Anbieter somit die gefallenen Stromkosten noch berücksichtigen könnten“,

vermeldet die Junge Freiheit. Kommunale Stadtwerke könnten wegen Umsatzeinbußen zu Personalabbau gezwungen sein.

 




Energiewende am Himmel: Wann kommt das E – Flugzeug?

Dennoch bleibt es nicht aus, dass man nun auch im Himmel, so wie auf Erden, den E-Antrieb fordert. Politiker und brave Journalisten lassen sich mit E-Planes ablichten und künden ein neues Zeitalter für den Luftverkehr an.

Zuhauf finden wir Überschriften wie diese:

Why the age of electric flight is finally upon us

By Tim Bowler

BBC News, Le Bourget, Paris, 3.7.2019

Ich schlage vor, wir schauen uns das mal an.

Der Preis des Auftriebs

Wenn Sie als Kind den Arm aus dem Autofenster gestreckt haben, dann spürten Sie den Druck des Fahrtwinds. Das funktioniert übrigens auch bei Erwachsenen, die jung geblieben sind. Je nachdem wie die Hand gedreht wird wirkt da eine Kraft nach oben oder nach unten, auf jeden Fall aber nach hinten.  Die nach oben, auch „Lift“ genannt, ist nützlich für die Fliegerei, damit können wir Maschinen fliegen lassen, die schwerer sind als Luft. Die Kraft nach hinten stört uns, weil sie das Flugzeug abbremst. Sie heißt „Drag“.

Die Tragflächen an einem Flieger will man nun so gestalten, dass sie möglichst viel Lift bei wenig Drag produzieren, mit anderen Worten man will das Verhältnis Lift / Drag (L:D) so groß wie möglich machen. Darüber haben die Ingenieure viel nachgedacht und herausgefunden,  dass dieses L:D umso besser wird, je länger man den Flügel macht und je kürzer das Maß von Vorder- zur Hinterkante der Tragfläche ist, genannt „Sehne“.

Bei Segelflugzeugen finden wir extrem lange Tragflächen mit ganz kurzen Sehnen. Das gibt ein optimales L:D, bis zu Zahlen von 40 oder 50. So ein Segelflieger sinkt bei ruhiger Luft gerade mal einen Meter und kommt dabei 50m voran. Aus guten Gründen haben Motorflugzeuge nicht so schlanke Flügel, aber man kommt dennoch auf ein L:D zwischen 10 und 20. Dabei wird der Drag natürlich nicht nur von den Tragflächen geliefert, sondern auch von Rumpf und Zubehör. Letzteres kann durch glatte, aerodynamische Formen stark gemindert werden, so wie bei Ihrem Sportwagen.

Ein Helikopter, dessen Tragflächen sich nicht geradeaus bewegen sondern im Kreis, hat ein L:D von 4-5; in dieser Kategorie liegen auch die Drohnen. Und der König der Lüfte und Schrecken der Fische, der Albatros, bringt es bei einer Spannweite von 3,5m auf ein rekordverdächtiges L:D von 20.

Egal wie der Flieger angetrieben wird, durch Muskelkraft, elektrischen Strom oder Benzin, und egal wie wir ihn „streamlinen“, der Drag der Tragflächen wird immer bleiben. Das ist der Preis, den wir für den Lift bezahlen müssen. Das ist der große Unterschied zum Auto – das braucht keinen Auftrieb. Deswegen ist Leichtbau beim Flugzeug oberstes Gebot. Deswegen sind Flieger aus Aluminium und Autos aus Stahl.

Unterwegs in der Boeing 737

Eine volle Boeing 737 wiegt 70 Tonnen und hat ein L:D von 14. Der Luftwiderstand in Flugrichtung entspricht also 70:14 Tonnen = 5 Tonnen. Das sind, als Kraft ausgedrückt, 50.000 Newton. (Die Zahlen die Sie hier lesen – außer die 737 – sind übrigens nicht auf das Hundertstel genau, aber das tut der ganzen Betrachtung keinen Abbruch. Denken Sie sich vor jeder Zahl immer ein gedrucktes „etwa“. Lieber ungenau und richtig als genau und falsch.)

Jetzt kommt noch etwas mehr Physik: um einen Gegenstand mit bestimmter Kraft und Geschwindigkeit zu bewegen brauchen wir eine bestimmte Leistung = Kraft x Geschwindigkeit. Die Kraft bei unserer B737 wissen wir schon, das sind die 50.000 Newton. Ihre Geschwindigkeit ist 250 m/sec. Multipliziert ergibt das eine Leistung von 12.500 Kilowatt  (Das gilt im Reiseflug. Die Triebwerke der B737 müssen bei Bedarf wesentlich mehr leisten, als die oben geforderten 50.000 Newton, etwa bei Start und Steigflug.)

Dafür wollen die Triebwerke gefüttert werden. Auf einen Flug von sechs Stunden nimmt man, einschließlich Reserve, Treibstoff für acht Stunden mit. Dann berechnet sich der an Bord notwendige Energievorrat– sei es Kerosin oder elektrischer Strom – folgendermaßen: 12.500 Kilowatt mal acht Stunden, das sind genau 100.000 Kilowattstunden. (Tatsächlich braucht man mehr, weil die eingespeiste Energie nicht zu 100% in Antrieb umgesetzt wird, aber so genau wollen wir das jetzt nicht wissen.)

Batterien

Normalerweise ist das Futter für die Motoren in Form von Kerosin an Bord, aber wir wollen ja jetzt elektrisch fliegen. Bauen wir also Elektromotoren an den Flieger und packen Batterien an Bord. Wie viele?

Eine typische Autobatterie hat 12 Volt Spannung und die Kapazität von 80 Amperestunden. Damit hat sie ziemlich genau eine Kilowattstunde gespeichert. Davon bräuchten wir jetzt nur 100.000 in den Flieger zu stellen und los geht’s. Als verantwortungsvolle Piloten checken wir vor Abflug gerade noch das Gewicht, das wir uns da einladen. Eine Batterie hat so etwa 20 kg, wir packen uns also 100.000 x 20 kg = 2000 Tonnen Batterien ein. Das passt mit den 70 Tonnen Maximalgewicht unserer 737 nicht so recht zusammen!

Zurecht weisen Sie mich jetzt darauf hin, dass diese schweren Bleibatterien von vorgestern seien, und  dass Elon Musk für seinen Tesla eine wesentlich leichtere Lösung gefunden hat. Einverstanden, die bringen aber immer noch 6 Kg pro kWh auf die Waage, also 600 Tonnen für den Betrieb unserer Boeing. Und auch die bringen wir in besagten 70 Tonnen nicht unter.

Sie wenden ein, dass es in der Vergangenheit schon immer unerwartete technische Durchbrüche gab, welche die geheiligten Thesen von gestern Lügen straften. Mag sein, aber hier wäre es nicht unerwartet, sondern herbeigesehnt. Und da kann man sich die Wartezeit nur damit vertreiben, dass man an inkrementellem Fortschritt arbeitet. Wir müssten aber eine Gewichtsminderung der Batterien um den Faktor 20 erreichen, um mit Kerosin gleichzuziehen. Das hört sich verdammt schwierig an und ist auch so.

Erinnern Sie sich an Boeings Schwierigkeiten mit dem nagelneuen B787 Dreamliner vor sieben Jahren? Da gab es “elektrische Feuer“ an Bord, verursacht durch die Batterien des Flugzeugs.

In unserem Auto startet die Batterie bekanntlich den Motor und versorgt das Radio, wenn wir auf jemanden warten müssen. Ähnlich ist es im Airliner; der hat zwei davon. Eine dient zum Anlassen der APU (Auxiliary Power Unit), eines Hilfsaggregats, welches dann seinerseits die großen Triebwerke startet. Die andere betreibt Funk und Elektronik, wenn alle Motoren noch schlafen.

Typischerweise sind das Nickel-Cadmium-Batterien und nicht viel größer als die im Auto. Um ein paar Kilo abzuspecken wurde im Dreamliner nun die modernere Lithium-Ionen-Variante eingesetzt. Und da gab es dann häßliche Überraschungen, die zum Grounding der 787 führten. Das war eine sehr teure Innovation, nur um das Gewicht von ein paar Touristenkoffern einzusparen. Und jetzt wollen wir den ganzen Flieger mit Lithium vollpacken?

In diesem Sinne ist kaum anzunehmen, dass unsere lieb gewonnenen Dinosaurier, die Kerosin verbrennen und Kondensstreifen hinterlassen, in den nächsten Jahrzehnten aussterben werden.

Ein elektrischer Biber

Jetzt aber halten Sie mir den ultimativen Trumpf vor die Nase, einen Zeitungsausschnitt von The Guardian vom Januar 2020. Da steht es schwarz auf weiß:

… Das E-Flugzeug – ein 62 Jahre alte DHC-2 de Havilland Beaver mit sechs Passagieren, die mit einem 750 PS starken Elektromotor nachgerüstet war – wurde von Greg McDougall, Gründer und Geschäftsführer von Harbour Air, pilotiert. „Für mich war dieser Flug wie das Fliegen einer Beaver, aber es war eine Beaver voller elektrischer Steroids. Ich musste tatsächlich die Leistung zurückdrehen “, sagte er nach der Landung. McDougall hatte das Flugzeug kurz nach Sonnenaufgang auf eine kurze Reise entlang des Fraser River in der Nähe des internationalen Flughafens von Vancouver genommen, vor rund 100 Zuschauern. Laut AFP-Journalisten vor Ort dauerte der Flug weniger als 15 Minuten.

Ein interessanter Artikel. Aber haben Sie auch den letzten Satz gelesen?

Wie funktioniert das? Der Motor leistet 750PS, das sind ca. 560 kW. Die brauchte er aber nur zum Start, dann wurde Leistung zurückgenommen – hat er selber gesagt – auf 60%. Dann hat er also eine viertel Stunde lang 60% von 560 kW = 336 kW verbraten, macht ca. 84 kWh. Und dann ist er gelandet.

Woher hat er die 84 kWh gehabt? Vielleicht von Freund Musk. Eine Standard Tesla-Batterie wiegt 540 kg und lieferte 85 kWh – dann ist sie leer. Eine halbe Tonne Sprit für 15 Minuten Flug! Hatten wir nicht gesagt, dass Flieger leicht sein müssen?

Reality Check

War das ein guter „Reality Check“ in Sachen E-Flugzeug?

Ich selbst bin zwar nie eine Beaver geflogen, dafür die Beech Bonanza. Sie ist etwas schlanker und hübscher als die Beaver, und schneller. Die sechssitzige A36 hat einen 220 kW 6-Zylinder Boxermotor, den man auf Strecke mit 60% Leistung fliegt und dabei pro Stunde 50 Liter Flugbenzin verbrennt. Das sind 0,3 Kilogramm Sprit pro Kilowattstunde im Vergleich zu 6kg bei der Tesla Batterie.  Anders ausgedrückt, mit den 540kg der Tesla-Batterie als Sprit an Bord  könnte man über 10 Stunden unterwegs sein, im Vergleich zu 15 Minuten im E-Beaver – am Fraser River entlang.

Und noch etwas: mit jeder Stunde Flug wird der Tank der Bonanza um 40 kg leichter. Die Batterien aber bleiben immer so saumäßig schwer, auch wenn sie ganz leer sind.

Elektrisches Fliegen ist ein attraktives Thema für Start-Ups, die mit guter PR Investoren ausfindig machen. Das ist eine realistische Zielsetzung. Die Physik aber lässt sich auch von bester PR nicht beeindrucken. „You cannot fool nature“.

Dieser Artikel erschien zuerst bei www.think-again.org und im Buch Grün und Dumm




Woher kommt der Strom? Deutschland ist abgeschaltet.

In diesem Zusammenhang eine Frage, die von einem interessierten Leser gestellt wurde:

Was hat die deutsche Stromwirtschaft an diesem, dem nächsten und so fort Tag verdient oder in den Sand gesetzt. In Euro will ich es wissen! Das selber aus obigen Angaben zu errechnen bin ich leider nicht imstande.

Lieber Leser, ich kann das auch nicht. Weil es diese eine Zahl nicht gibt. Stromhandel ist, auch wenn es in den Charts recht einfach aussieht, höchst komplex. Unabhängig von der physischen Bereitstellung des Stroms. Die Charts suggerieren, dass Stromhandel ausschließlich an der Börse (Abbildung) stattfindet. Das ist durchaus nicht der Fall. Das weitaus größere Handelsvolumen wird über den Tresen (OTC = Over The Counter) gehandelt (Abbildung 1). Da sind die Preise – der OTC-Handel ist bilateral, das heißt intransparent, die Marktteilnehmer handeln den Preis untereinander aus – nicht bekannt. Marktteilnehmer bedeutet, dass sehr viele Akteure Strom handeln. Es gibt also nicht DAS Deutschland, welches Strom kauft und verkauft. Deshalb gibt es auch keine Zahl, die Verlust oder Gewinn insgesamt ausweist. Gewinne und Verluste stellen sich praktisch für jeden Marktteilnehmer individuell dar. Dennoch: Die Börsenwerte liegen vor und sind ein wichtiger Anhaltspunkt für das Marktgeschehen. Deshalb fließen diese Daten in die Analyse ein.

Die 12. Analysewoche ist durch einen Windstrombuckel in der Wochenmitte gekennzeichnet. Vor und nach diesem Buckel ist die Windstromerzeugung minimal. Einmal „rettet“ der erzeugte Sonnenstrom die Gesamterzeugung. Doch die meiste Zeit weist Deutschland eine Stromunterdeckung auf. Nur am Sonntag ist viel zu viel Strom im Markt. Der wird – zum Teil mit Bonus – verschenkt. Das gleiche Spiel am darauffolgenden Wochenende. Der Strompreis geht gegen Null. An drei Tagen muss Strom per Saldo importiert werden.

Tabelle und Chart, welche mit den Zahlen der Energy-Charts erstellt wurden, belegen dies. Selbstverständlich wirkt sich der starke Import auch auf die Im-/Exportstatistiken (Woche 12Jahr 2020) aus. Hauptstromlieferant bleibt Frankreich, gefolgt von Dänemark, den Niederlanden und Schweden. Weshalb Stromimporte von unseren nördlichen Nachbarn? Wenn der Wind nicht weht, nutzen auch abertausende Windkraftanlagen in Norddeutschland so gut wie nichts. Kein Wind, kein Strom. Dafür braucht es kein Studium.

Doch manche Zeitgenossen, oder sind es gar viele, scheinen das nicht zu verstehen. Nun komme mir bitte keiner mit den „Speichern“. So viel Strom aus Speichern, wie bei einer mehrtägigen Dunkelflaute benötigt wird, so viel Speicher ist nicht annähernd zu realisieren (Abbildung 2). Der „Speicher“ Wasserstoff, der Traum unserer Energiewender, hört sich immer gut an, ist auch immer für irgendwelche Fördergelder gut, wird aber in absehbarer Zeit mit Sicherheit nicht in dem Umfang mit regenerativ erzeugtem Strom hergestellt werden können, wie es notwendig wäre. Denn „überschüssigen“ Wind- und/oder Sonnenstrom hat es in Deutschland und anderswo noch nie gegeben (Abbildung 3).

Die Tagesanalysen

Sonntag, 15.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 70,21%, davon Windstrom 44,68%, Sonnenstrom 13,48%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Es ist viel zu viel Strom im Markt. Bis 8:00 Uhr kann noch etwas Ertrag erzielt werden. Dann wird der Strom mit Bonus verschenkt. Erst um 16:00 Uhr gleitet der Strompreis wieder in den positiven Bereich. 0,07 €/MWh werden erzielt. Um 22:00 Uhr werden gerade mal 30 €/MWh erreicht. Am meisten profitiert heute Dänemark. Kauft mit Bonus ein und verkauft ab 17:00 Uhr zu Preisen zwischen 17 und 30 €/MWh. Die konventionellen Stromerzeuger werfen ab 16:00 Uhr die Pumpspeicher an. Deren Strom kann den Import aus Dänemark und Schweden jedoch nur minimieren. Unter dem Strich wird aber Strom aus Deutschland exportiert.

Montag, 16.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,70%, davon Windstrom 16,67%, Sonnenstrom 15,15%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,88%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung lässt im Verlauf des Tages massiv nach. Hilft über Tag noch die Sonnenstromerzeugung aus, ergeben sich am Vormittag und zum Abend Stromunterdeckungen, die Importe nötig machen. Es wundert nicht, dass zumindest um 19:00 Uhr ein Spitzenpreis gezahlt werden muss. Vor allem an die Schweiz und Frankreich. Lander, die über Tag Strom für unter 30 €/MWh eingekauft haben. Vor allem „überschüssigen“ Sonnenstrom? Nein, es ist konventioneller Strom, dessen Erzeugung über Tag hochgefahren wird. Am heutigen Tag importiert Deutschland etwas mehr Strom, als exportiert wird.

Dienstag, 17.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,44%, davon Windstrom 22,22%, Sonnenstrom 9,63%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12.59%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung steigt ganz langsam wieder an. Gleichwohl sind Stromimporte am Morgen und zum Abend unabdingbar. Obwohl Strom mit Pumpspeicherkraftwerken erzeugt wird, bleiben Lücken. Das Preisniveau ist insgesamt moderat.

Mittwoch, 18.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 53,19%, davon Windstrom 28,37%, Sonnenstrom 12,77%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,06%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute um 6:00 Uhr ist der Höhepunkt des kleinen „Windstrombuckels“. Ab dann versiegt der Windstrom auf der ganzen Linie. Was ab 16:00 Uhr wieder Stromimporte nötig macht. Wieder vor allem aus der Schweiz und Frankreich. Länder, die neben Österreich vor 16:00 Uhr den Strom verhältnismäßig viel günstiger eingekauft haben. Von Deutschland.

Donnerstag, 19.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 33,33%, davon Windstrom 5,83%, Sonnenstrom 13,33%, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,17%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung geht gegen Null. Das wird im nächsten halben Jahr öfter der Fall sein. Frühlingsanfang steht bevor. Auch eine immer stärker werdende Sonnenstromerzeugung kann da nicht genügend Ausgleichsstrom liefern. Den ganzen Tag erzeugt Deutschland nicht genügend Strom, um den eigenen Bedarf zu decken. Auch wenn spekulative Gründe dahinterstehen mögen. Es ist in diesen (Corona-)Zeiten kein gutes Zeichen. Sogar aus Polen wird am frühen Morgen nennenswert Strom importiert. Ich befürchte, nein, ich behaupte, niemand hat mit solch einer massiven Windflaute gerechnet.

Freitag, 20.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,26%, davon Windstrom 20,49%, Sonnenstrom 9,84%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,93%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken  & Samstag, 21.3.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 72,39%, davon Windstrom 51,49%, Sonnenstrom 7,46%, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,43%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Langsam, ganz langsam, ab Mittag immer mehr zieht die Windstromerzeugung an. Strom wird praktisch nur noch nach Österreich und nach Polen exportiert, Länder, die vom Strom aus Deutschland übrigens auch abhängig sind, die mit Strom aus Deutschland in gewissem Umfang für den eigenen Bedarf kalkulieren. Der Preis, der für den Import gezahlt werden muss, liegt unter 40,- €/MWh. Ab 20:00 Uhr gibt es keine Stromunterdeckung mehr. Zum Wochenende steigt die Windstromerzeugung immer mehr an. Die konventionelle Stromerzeugung wird rapide zurückgefahren. Dennoch ist ab Samstag, 0:00 Uhr zu viel Strom im Markt. Die Preise sinken unter 20,- €/MWh und erreichen um 14:00 Uhr mit 0,39 €/MWh den Tiefpunkt des Tages.

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Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de

 

 




Stefan Rahmstorf: „Geldgierige Wissenschaftler verbreiten […] grundlose Panik“

Unser Autor Reto Härlin, und nicht zuletzt unsere wunderbaren Leser-Reporter haben vor kurzem Stefan Rahmstorfs Artikel  in Scilogs-Spektrum analysiert und kritisiert. Darin bringt der PIK-Forscher Aussagen, die einen sprachlos zurücklassen.

Andererseits: ein Arzt ist kein Wissenschaftler.

Wie bitte? Ich kenne zwar einige Leute, die ebenfalls Ärzte auf diese Weise beleidigen (frustrierte Patienten?). Das tun sie meist aber in Gesprächen oder in den Kommentarspalten von EIKE und anderen. Daß ein Politik- und mediennaher Klimaforscher, der laufend in den Massenzeitungen und in ARD&ZDF zu sehen ist, sich derart herablassend über Mediziner äußert, ist erstaunlich. Formal sind Ärzte keine Naturwissenschaftler, müssen aber, genau wie diese, Physik, Biologie, Biochemie (Hammerprüfung!) und vieles andere pauken und anwenden. Die meisten Ärzte haben in Praktika und in der Dissertation sehr wohl wissenschaftlich-forschend gearbeitet. Und da Ärzte im Umgang mit Patienten mit der Realität konfrontiert sind, wissen sie über diese mit Sicherheit mehr als ein Theoretiker im Chefsessel, der auf Annahmen basierende Szenarien in Computern ausrechnet.

Zur Klarstellung: Ich positioniere mich hier weder für Wodarg noch gegen ihn. Zum Thema Corona-Seuche höre und lese ich völlig unterschiedliche Positionen, wobei lechts und rinks diesmal durchaus in dieselben Hörner blasen, und andersherum. Nichts Genaues weiß ich nicht.

Das heißt aber nicht, daß ich Dr. Wodarg wegen des einen Videos sogleich als aufmerksamkeitssüchtigen „Coronaleugner“ bezeichnen würde. Das würde ich erst tun, wenn er mehrere Videos und Statements derselben, unreflektierten Art publiziert hätte, deren Wissenschaftlichkeit und Wahrheitsgehalt nach aller Erfahrung gering wäre. Diesbezüglich gibt es ganz andere Wissenschaftler, die eindeutig ruhm- und aufmerksamkeitssüchtig sind, sehr viel Geld, teils mit fadenscheinigen Methoden, verdienen und jahrzehntelang mit Panikmache sehr gut vom Steuerzahler leben und ihre erstklassigen Gebäude und Professuren mit öffentlichen Geldern finanzieren.

Wenn jemand tatsächlich Einsichten hat, die den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand fundamental infrage stellen, weshalb wendet er sich damit an ein Laienpublikum?

Nun ja, das nennt man Meinungsfreiheit im Internetzeitalter. Gefällt nicht jedem, der an eine privilegierte Position im politisch-medialen Komplex gewöhnt ist. Außerdem sind es gerade die Klimaforscher vom PIK, die besonders gerne Interviews und Artikel an ein Laienpublikum in den Massenmedien lancieren. Im Glashaus sitzend bitte nicht mit Steinen werfen…

Die Forschung ist bunt, pluralistisch und belohnt den Querdenker. Galileis Thesen wurden von der Kirche bekämpft, unter den führenden Forscherkollegen quer durch Europa fanden sie dagegen rasch Anklang, weil er empirische Belege hatte.

Lang ist‘s her, kann man da nur sagen. Heute leben wir paradoxerweise in einer Zeit, in der die katholische Inquisition von eher laizistischen Epigonen ersetzt wurde. Und mutige Persönlichkeiten wie Galileo Galilei wurden von modernen Lyssenkos verdrängt.

Wer meint, man könne in der Wissenschaft eine methodisch gut begründete Hypothese unterdrücken, nur weil sie nicht zum herrschenden Mainstream passt, der kennt die Wissenschaft nicht.

Da hat er allerdings Recht, wie er selbst beweist. Man braucht die Unterstützung von Interessensgruppen in Politik und Medien.

Warum äußert sich Rahmstorf eigentlich überhaupt zur aktuellen SARS-Krise? Nun, aus demselben Grund wie viele seiner Kollegen, etwa Harald Lesch im ZDF; weil er sich als Allround-Wissenschaftler sieht, der zu allem und jedem etwas Gehaltvolles sagen kann und seine privilegierte Position in den Medien ausnutzt. Ein verantwortungsbewußter Wissenschaftler würde das nie tun, weil er, wie Newton so poetisch sagte, auf den „Schultern eines Riesen steht“ und deswegen so weit blicken kann. Es gibt zudem mehrere Riesen, für jedes Fach einen anderen. Wer behauptet, von einer Schulter zur nächsten zu hüpfen und daher alles sehen zu können, ist nur ein Narziß, aber kein Experte.

Ein zweiter Grund, vielleicht der wichtigere, ist der politische Kampf um Ressourcen, Macht oder Einfluß, den Wissenschaftler auch immer austragen müssen, aber nicht in der Zeitung, sondern im Institut oder in der Fakultät:

Mit den „Klimaskeptikern“ haben die „Coronaskeptiker“ auch gemeinsam, daß sie einen ganzen Berg von Belegen für den Ernst der Bedrohung einfach ignorieren.

Einen Kommentar dazu erspare ich mir; Kollege Härlin hat sich dazu viel fachkundiger geäußert. Noch eine Bemerkung: Ein verantwortungsvoller und respektabler Wissenschaftler braucht nicht die Medien, um seine inhaltlichen Gegner zu diffamieren. Der Disput reicht für die Auseinandersetzung, dafür hat die Universität ihn im Mittelalter erfunden. Und man braucht auch keine fachfremden Medienikonen ohne jeden wissenschaftlichen oder auch nur schulischen Abschluß, um seine Sicht der Dinge zu veranschaulichen. Wenn man es doch tut, darf man einem Dr. Wodarg nicht seine angeblich mangelhafte Qualifikation vorwerfen.

Und so ist es auch in der Realität: wie im Märchen sind es unsere Kinder, allen voran Greta Thunberg, die einen ungetrübten Blick auf die wissenschaftliche Wahrheit haben. […] Ich kenne Greta Thunberg persönlich und habe Stunden mit ihr über Wissenschaft diskutiert – daher weiß ich aus eigener Anschauung, dass sie eine sehr klare Sicht auf die Klimawissenschaft hat.
(Stefan Rahmstorf im Artikel und im Kommentarbereich)

Die von Härtlin und mir vorgebrachten Kritikpunkte scheinen auch viele Leser zu sehen. Rahmstorf sah sich sogar genötigt, seinen kontroversen Text zu ergänzen.  Hier einige Beispiele von Leserkommentaren, die nicht gelöscht wurden:

Ich finde den Artikel schwach. Er geht nicht auf die Sachargumente ein, sondern setzt einzig Autoritätsargumente dagegen. Dies ist in der Tat vergleichbar zur Klimadebatte. (…) Daher ist dieser Artikel für mich auch unsachlich, und versucht nur andere Meinungen zu diffamieren. Das mag politisch ok sein, aber ist wissenschaftlich unangebracht. Ich sage nicht , dass Herr Wodarg Recht hat, das kann ich nicht, aber ihn als Trottel abzutun ist schäbig, denn Herr Wodarg war nicht nur Amtsarzt und hat jahrelang Influenzaausbrüche gescreent, sondern war auch viele Jahre MdB, und hat sicher dadurch ein etwas breiteren Einblick als “nur ein Amtsarzt” hat.

Ist das ernst gemeint:
„Und so ist es auch in der Realität: Wie im Märchen sind es unsere Kinder […] die einen ungetrübten Blick auf die wissenschaftliche Wahrheit haben“ Wenn ja, lässt sich das auch belegen? Wie überhaupt kann der Blick der Kinder auf Wissenschaft “ungetrübt” sein? Ist die Realität tatsächlich wie im Märchen (die sich übrigens Erwachsene ausdenken)? Bin etwas verwirrt.

Ausgerechnet Herr Rahmstorf, er kennt sich ja aus im Wissenschaftsbetrieb. Wenn es denn wirklich so zuginge wie geschildert, dann dürften begründete Hypothesen wie die von Svensmark nicht so entschieden bekämpft werden. Im übrigen, es gibt einfach keine neutrale Wissenschaft mehr, alle sind irgendwie abhängig von Fördergeldern usw.und wer sägt schon an dem Ast, auf dem er es sich bequem gemacht hat. Und noch etwas, dieser “Konsens”begriff ist schon mal per se unwissenschaftlich, er passt in die Politik aber nicht in eine seriöse Wissenschaft. Aber dies ist die Klimatologie offensichtlich nicht.

Antwort Rahmstorf: Svensmark hatte keine Probleme, seine Thesen in der Fachliteratur zu publizieren. Sie haben nur (m.E. aus guten Gründen) kaum jemanden überzeugt. Genau so funktioniert Wissenschaft: man kann Thesen publizieren und zur Diskussion stellen, wenn sie bestimmten fachlich-methodischen Mindeststandards entsprechen (dazu ist peer review da). In diesem Wettbewerb der Ideen setzen sich diejenigen durch, die gut belegt sind und auch kritischer Diskussion stand halten.

Märchen denken sich schon Erwachsene aus, aber nicht alle Erwachsene laufen blind der Herde hinterher.

Sehr geehrter Herr Rahmstorf, leider muss ich sehr flappsig und direkt beginnen und sagen: sorry, bleiben Sie lieber beim Thema Klima. Dort sind Sie ein unverzichtbarer Teil derer, die gar nicht genug vor den Folgen des Klimawandels warnen können. (…) Auf der anderen Seite haben wir die dünne Wissensbasis bzgl. des Covid19-Virus, dem Sie sicher nicht widersprechen. Dass wir einfach recht wenig wissen, sollte Konsens sein.

Und jetzt packen Sie diese zwei unterschiedlichen Themenkomplexe in einen Sack und vergleichen die (sorry für die Wortwahl) Spinner, die den gut dokumentierten Klimawandel und seine Folgen leugnen, mit denen, die Zweifel an der Richtigkeit von Behauptungen haben, welche aufgrund einer extrem dünnen Faktenbasis getroffen wurden. Noch schlimmer, Sie vergleichen Klimaleugner mit Menschen, die Bauchschmerzen bekommen, wenn der Parlamentarismus und gewisse Grundrechte eingeschränkt werden mit der Begründung Corona, und das, obwohl die Faktenbasis so dünn ist. Von der an die Wand fahrenden Weltwirtschaft mit allen hässlichen Folgen (Arbeitslosigkeit, Armut, Erstarken rechter Tendenzen etc.) will ich mal gar nicht anfangen.

Ich sage es, wie ich es im Augenblick empfinde. Ich finde den Vergleich schäbig und gefährlich. Aufgrund der (noch) geringen Faktenbasis ist ein Hinterfragen nicht nur gerechtfertigt, sondern notwendig! Das sollte ich Ihnen als Wissenschaftler eigentlich nicht sagen brauchen. (…)

Ihr Artikel kommt mir lediglich ideologisch aufgeladen vor. Allein schon eine Parallele zur sog. Klimakrise zu ziehen ist mehr als absurd. Sie wähnen sich auf der “richtigen” Seite der Diskussion in ihrem Fachgebiet und benennen Leute, die ihre Ansicht nicht teilen, als Klimaskeptiker. Dabei geht dabei meist nur darum, wie hoch denn der menschliche Anteil am Klimawandel ist.

Jetzt wagt es jmd., der Epidemiologie studiert hat, eine dem Panik-Mainstream in Sachen Corona entgegengesetzte Meinung zu vertreten und schon wird er von Ihnen in die Ecke nicht “ernst zu nehmender” Beiträge “zu einer Sachdiskussion unter Experten ” gestellt.

Offenbar fühlen Sie sich immer auf der Seite der Mehrheitsmeinungen sicherer, wohler und auch irgendwie überlegener. Dr. Wolfgang Wodarg leugnet nicht stumpf die Corona-Epidemie, sondern er erklärt z.B., wie die WHO den Pandemie-Begriff angepasst hat. Auch bei einer Grippewelle treten immer mal wieder neue Erreger auf. Mal passen die verabreichten Impfungen und mal nicht. Und was gibt es daran nicht zu verstehen, dass etwas nur nachgewiesen werden kann, wenn man gezielt danach sucht… In den vergangenen Jahrzehnten wurden Viren-Epidemien schlicht nicht weltweit relativ zeitgleich getestet. Und selbst die nicht validierten Tests scheinen zumindest umstritten. Sie als Wissenschaftler sollten neugierig auf “abseitige” Meinungen sein und diese nicht auf dem Altar einer wie auch immer gearteten Ideologie opfern.

 

 

 

 

 

 

 




Extinction Rebellion: Menschen seien eine Krankheit und Corona-SARS die Heilung

von Michael Klein, ScienceFiles

Falls es noch jemanden gibt, der nicht weiß, dass Extinction Rebellion ein Kult von übergeschnappten Hysterikern ist, die das wenige, was sie an Denkfähigkeit entwickelt hatten, im Zuge ihres Kreuzzugs gegen fossile Brennstoffe, Kapitalismus und die bösen CO2-Emittenten mutwillig zerstört haben, hier der neueste Beleg.

https://sciencefiles.org/2020/03/25/das-ideal-von-extinction-rebellion-eine-erde-ohne-menschen/

Übersetzung:

Die Erde heilt. Luft und Wasser werden sauber.
Corona ist die Heilung.
Menschen sind die Krankheit.

Wer im Stande ist, einen solchen Blödsinn von sich zu geben, von dem darf man mit Fug und Recht behaupten, dass er ein durchgeknallter hysterischer Spinner ist, der nicht weiß, was er sagt. Falls wir uns irren, gibt es eine einfache Möglichkeit, zu belegen, dass die Aussagen nicht der Auswurf eines durchgeknallten, hysterischen Spinners, sondern ernst gemeint ist.

Wenn alle Extinction-Rebellen ihre Existenz beenden, und damit zeigen, dass es ihnen Ernst darum ist, die Erde von der Krankheit “Mensch” zu befreien, dann ist die Behauptung, Menschen seien die Krankheit, ein Virus die Heilung, zwar immer noch strunzdumm, aber die Ernsthaftigkeit, mit der Dumme Dummes behaupten, wird von uns nicht mehr angezweifelt.

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Woher kommt der Strom? Deutschland wird seine Klimaziele erreichen

(Abbildung)

Die 11. Woche war sehr wechselhaft. Markant ist der rapide Rückgang der Windstromerzeugung um 80 Prozent von Freitagmittag bis zum Samstagmorgen. Strom wurde mehrfach verschenkt. Allerdings fielen keine nennenswerten Boni für die Abnehmer an. Generell gilt auch diese Woche wie fast immer: Benötigt Deutschland per Saldo Strom, ist er teurer, als wenn Deutschland Strom exportiert.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart, sowie die Im-/Exportzahlen der Woche und des bisherigen Jahres. Zum Schluss noch der Agora-Chartmix für die komplette Woche.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 8.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 66,91%, davon Windstrom 45,59%, Sonnenstrom 8,82%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,50%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wochenende, ein ruhiger Tag. Die Windstromerzeugung läuft gleichmäßig. Die Sonne scheint recht ordentlich. Alles im grünen Bereich. Deutschland exportiert Strom. Den ganzen Tag. Ok, die Preise liegen den größten Teil des Tages unter 20 €/MWh. Der Höchstpreis, der erzielt wird, beträgt 34,80 €/MWh. Alles nicht auskömmlich. Aber die Stromversorgung ist gesichert. Gegen Abend fahren die konventionellen Stromerzeuger ihre Kraftwerke hoch. Denn die Windstromerzeugung sinkt.

Montag, 9.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 43,48%, davon Windstrom 24,64%, Sonnenstrom 6,52%, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,32%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung sinkt weiter. Dafür steigt der Bedarf. Denn es ist Montag, Werktag. Die konventionelle Stromerzeugung inkl. Pumpspeicher wird weiter hochgefahren. Dennoch entsteht eine stundenlange Deckungslücke. Sie wird durch Stromimporte geschlossen. Genauso wie die Lücke am späten Nachmittag / frühen Abend. Im Verhältnis zu den Exportpreisen, die Deutschland erzielt, werden für den Import Spitzenpreise gezahlt.

Dienstag, 10.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,65%, davon Windstrom 55,88%, Sonnenstrom 1,76%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,00%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung zieht wieder an. Zum Glück gibt es wenig Sonnenstrom. Sonst würden die Preise richtig in den Keller gehen. So werden wenigsten von 8:00 bis 13:00 Uhr Preise von sehr knapp über 30 €/MWh erzielt. Der Tiefpreis des Tages liegt bei 4,93 €/MWh um 23:00 Uhr. In dieser Stunde exportiert Deutschland auch die Höchstmenge des heutigen Tages: 11,233 GW.

Mittwoch, 11.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 66,24%, davon Windstrom 49,04%, Sonnenstrom 5,73%, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,46%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Gestern wurden noch fast 5 €/MWh zu Tagesende erzielt. Jetzt, zu Beginn des neuen Tages, wird der Strom verschenkt. Erst um 4:00 Uhr steigt der Preis wieder an und erreicht um 8.00 Uhr einen ersten Höhepunkt. Da allerdings importiert Deutschland. Genauso wie um 19:00 Uhr.

Donnerstag, 12.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 73,10%, davon Windstrom 55,56%, Sonnenstrom 7,02%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,53%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute verschenkt Deutschland von 10:00 bis 13:00 Uhr Strom. Die Sonnenstromerzeugung ergänzt den Windstrom so, dass viel zu viel Strom im Markt ist. Die konventionellen Stromerzeuger fahren allein deswegen ihre Produktion nicht herunter, weil neben dem Sonnenuntergang ein Rückgang der Windstromerzeugung plus Mehrbedarf zu erwarten ist. Richtig kalkuliert. Eine Unterdeckung wird dennoch nicht komplett vermieden. Um 18:00 und 19:00 Uhr importiert Deutschland per Saldo Strom. Selbstverständlich zu Tageshöchstpreisen.

Freitag, 13.3.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,51%, davon Windstrom 50,61%, Sonnenstrom 7,93%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,98%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Viel Wind, viel Sonne = viel Strom im Markt = Geringe Exportpreise und zum Teil verschenkter Strom. Zum Abend sinkt die Windstromerzeugung massiv. Da muss dann wieder importiert werden. Zu Höchstpreisen. Denn eine Stromunterdeckung kann auch nicht durch das Hochfahren der konventionellen Kraftwerke verhindert werden.

Samstag, 14.3.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,17%, davon Windstrom 21,74%, Sonnenstrom 14,78%, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,65%. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Hätte die Sonnenstromerzeugung am heutigen Samstag nicht ihr Jahreshoch gehabt, dann hätte es fast den ganzen Tag eine Stromunterdeckung gegeben. Oder haben die konventionellen Stromerzeuger spekuliert. Der Höchstimportpreis lag bei lediglich 38,53 €/MWh. Da kann man nicht selber den Strom produzieren. Wie auch immer. Um 6:00 Uhr wurden mittels regenerativer Energieträger insgesamt 10 GW von benötigten 50 GW produziert. Macht 20%. Klar, die Windstromerzeugung zog später wieder an. Doch es werden mit dem in der nächsten Woche beginnenden Frühling wieder vermehrt die Tage mit schönem Wetter kommen. Dann gibt es generell wenig Windstrom. Da die Sonne nachts nicht scheint – wirklich! – wird die regenerative Stromerzeugung im Durchschnitt wieder sinken. So war es vergangenes Jahr, so wird es in diesem Jahr sein.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt?

Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten; mit freundlicher Genehmigung.

Rüdiger Stobbe betreibt seit vier Jahren den Politikblog  www.mediagnose.de




Apokalyptisches Gerede und echte Probleme – Klimapanik und Corona-Sars

What a Diff’rence a Day Made…

Noch Ende Februar gab es in Hamburg FFF+Antifa-Aufmärsche mit Greta Thunberg, auf denen eine junge fanatische Frau brüllt:

Ich fasse es nicht, daß 2019 als das „Klimaschutz-Jahr“ betitelt wurde, obwohl so viel Schlimmes passiert ist. In Brasilien ist eine Fläche Regenwald verbrannt, so groß wie Liechtenstein! Der Amazonas ist die Lunge unserer Erde! In Australien haben die Buschfeuer schon eine Fläche Bayerns und BaWüs verwüstet! Und sie wüten weiter, während Siemens u.a dort die Kohle abbauen will! Ich stehe seit März fast jeden Freitag auf den Straßen, statt zur Schule zu gehen. Ich will nicht weiter in einer Welt leben müssen, wo trotz vorhandener Technologien für erneuerbare Energien weiter Kohle- und Atomkraftwerke gebaut werden! Ich will kein Artensterben mehr, ich will keine Überschwemmungs- und Hungertoten mehr! Es MUSS gehandelt werden!

Sehen Sie selbst:

Nun, da die – teilweise menschgemachte – Katastrophe in Form eines SARS-Virus und einer internen Wirtschaftsblockade tatsächlich über uns gekommen ist, was sagen die FFF-Kinder und die Medien da?

Nun, das hier: Greta Thunberg hat nach eigner Angabe das SARS2-Virus und wartet in einer eigens angemieteten Wohnung in Stockholm auf Genesung. Wohl als Folge der Tatsache, daß das kranke Mädchen von ihren Eltern und Medienstrategen seit Ende 2018 um den Planeten gejagt wird, teils in Segelschiffen, die für Mädchen und Minderjährige denkbar ungeeignet sind, sah Greta schon in Madrid und bei vd Leyen in der EU-Kommission abgemagert und krank aus.

Daß sie jetzt einen Infekt hat, SARS oder „nur“ Grippe, tut nicht Wunder. Eine richtige Auszeit wird ihr aber auch in dem Zustand nicht vergönnt, weil die Infektion schon wieder benutzt wird, um in die Schlagzeilen zu kommen, aus denen man von der Wuhanseuche verdrängt wurde. Es ist zum Heulen.

Quelle: Twitter, Gretas Konto

 




Corona und Klimaalarm: Denkfehler vermeiden

Warum führen vorschnelle Analogien in die Irre?

Unter der Überschrift Wissenschaftsleugnung in Zeiten von Corona nahm der Klimaforscher und Alarmist Stefan Rahmstorf kürzlich abwertend Stellung zu einem millionenfach geklickten Video des Arztes und Politikers Wolfgang Wodarg, in welchem dieser die Corona-Angst als unbegründet und die aktuellen Maßnahmen als unnötigen Schaden kritisiert. „Die wirtschaftlichen Folgen werden mehr Menschen umbringen als jedes Virus“, fasst ein Kommentator das Wodarg-Video zusammen.

Rahmstorf nimmt das Video zum Anlass, soziologische und argumentative Gemeinsamkeiten von Corona- und Klimaskeptikern aufzulisten. Er subsumiert sie unter dem Begriff „Wissenschaftsleugnung“ und meint, damit beide gemeinsam als unseriös, unwissenschaftlich und unverantwortlich entlarvt zu haben.

Abgesehen davon, dass einige von Rahmstorfs Vorwürfen gegen Klimaskeptiker schlichtweg falsch sind (es gibt durchaus zahlreiche seriöse Wissenschaftler dort, die sich eben nicht „nur an ein Laienpublikum“ wenden, sondern in anerkannten internationalen Fachzeitschriften publizieren), mag sein Vergleich vielleicht soziologisch interessant sein, trägt zur Coronadebatte aber ebenso wenig bei wie zur Klimadebatte. Sind extrem wirtschaftsschädliche, sogar lebensfeindliche, Maßnahmen angebracht, um eine möglicherweise größere drohende Gefahr abzuwenden? Corona und Klima sind naturwissenschaftlich unabhängige Problemfelder und erfordern separate Beurteilungen.

Naturwissenschaftliche Erkenntnisse wurden noch nie durch Analogiebetrachtugen zwischen verschiedenen Disziplinen gefunden.

(Ebenso käme kein Mediziner auf die Idee, die Abwägungen von Nebenwirkungen gegen Therapienutzen von einer Krankheit auf eine ganz andere zu übertragen.)

Daher möchte ich uns Klimarealisten davor warnen, uns auf das Niveau von Rahmstorf zu begeben. Wir sollten nicht aufgrund vordergründiger wissenschafts- und wirtschaftssoziologischer Gemeinsamkeiten unsere begründeten Erkenntnisse im Bereich Klima und Energie vorschnell auf die Coronakrise übertragen, über die wir noch so wenig wissen. Gerade diejenigen von uns, die seit Jahrzehnten eine Wissensbasis im Bereich Klima und Energie aufgebaut haben, sind möglicherweise anfällig für Denkfehler in vordergründig ähnlichen Situationen. Bevor ich dazu komme, diese Vermutung zu begründen, möchte ich Sie zu einem kleinen Experiment auffordern. Es wäre schön, wenn Sie sich dazu etwas Zeit nehmen könnten. Lesen Sie die folgenden zehn Aussagen und notieren Sie zu jeder Aussage eine der folgenden Zahlen: 1 = ich lehne die Aussage ab, 2 = ich bin unentschieden, 3 = ich stimme zu.

  1. Klimawandel gab es schon immer.
  2. Es gibt nicht genügend verlässliche Messungen globaler Daten über einen genügend langen Zeitraum zurück, um zu beurteilen, ob der aktuelle Klimawandel gegenüber früheren Klimawandeln Besonderheiten aufweist.
  3. Ohne die Ursachen von früheren und aktuellen Klimawandeln verstanden zu haben, ist es unmöglich, zukünftige zu prognostizieren. Modelle, die dies versuchen, sind nicht aussagekräftig.
  4. Der Anteil von menschlichen CO2-Emissionen an aktuellen Klimawandeln ist nicht vorhanden oder gering; insofern hat der Mensch keine oder geringe Einwirkungsmöglichkeit auf die weitere Entwicklung. (Schutz gegen Klimawandel ist nicht möglich.)
  5. Gefahren des aktuellen Klimawandels sind nicht größer als die Gefahren früherer Klimawandel. Extremwetter haben nicht nachweislich zugenommen.
  6. Eine deutliche Reduktion von menschlichen CO2-Emissionen in kurzer Zeit ist nur durch erhebliche Beschädigung unserer Lebensgrundlagen möglich, zerstört die globale Fortentwicklung des Wohlstands und damit verbunden Gesundheit, Bildung und Umweltschutz. Sie bringt im Ergebnis ungleich mehr Schaden als Nutzen.
  7. Die westlichen, insbesondere deutschen, Medien schüren die Angst, indem sie fast gleichgeschaltet über den zunehmenden Klimawandel berichten sowie über Extremwetter, die alle den menschlichen CO2-Emissionen zugeschrieben werden.
  8. Die Regierung lässt sich ausschließlich von klimawandel-alarmistischen Wissenschaftlern beraten.
  9. „Experten“, die in den Medien auftreten, sind durchweg Alarmisten, die den aktuellen und bevorstehenden Klimawandel und Extremwetter übertreiben, und daher unglaubwürdig.
  10. Linke Gruppierungen versuchen, unter dem Deckmantel des Schutzes vor Klimawandel und Extremwetter die Abschaffung der Marktwirtschaft und Demokratie voranzutreiben.

Wenn Sie sich schon länger kritisch mit dem Klimathema beschäftigen, stimmen Sie vermutlich den meisten der Aussagen zu und können ihre Meinung gut begründen oder sogar wissenschaftlich belegen. Nun kommt die zweite Runde. Gehen Sie die obigen Aussagen noch einmal durch und ersetzen Sie überall menschliche CO2-Emissionen durch Infektionen mit dem neuen Coronavirus, Klimawandel durch Virusepidemie(n) und Extremwetter durch Todesfälle (die Farben sollen Ihnen dabei helfen).  Beobachten Sie sich dabei: Fühlen Sie sich bei der Beantwortung der abgewandelten Aussagen sicher, und haben Sie das Gefühl, genug über Corona zu wissen, um ggf. auch die Politik verantwortlich beraten zu können? Oder fühlen Sie sich eher unsicher und unwohl, wenn man Sie nach Ihrer Meinung fragt? Vergleichen Sie anschließend Ihre Antworten zwischen beiden Runden. Meine Vorhersage wäre, dass diejenigen, bei denen die Antworten zwischen beiden Runden stark übereinstimmen, sich in der zweiten (Corona)Runde eher wohl und sicher fühlten, und dass umgekehrt diejenigen mit abweichenden Antworten sich eher unwohl und unsicher fühlten.

Niemand will sich unwohl und unsicher fühlen. Psychologisch ist es daher verlockend, uns mit einer Analogie à la Rahmstorf, nur mit umgekehrten Vorzeichen, über fehlendes Wissen hinwegzuhelfen und neben „Klimaschutz“ nun auch gleichsam automatisch gegen Coronaschutz zu sein. Ich kenne Sie nicht, aber wenn Sie sich beim Ersetzen von Klima durch Corona wohl gefühlt haben, könnte es sein, dass Sie unbewusst bekannte psychologische Strategien zur Reduktion von Komplexität und Unsicherheit angewandt haben: Die so genannte PSI-Theorie, die auf den deutschen Psychologen Dietrich Dörner zurückgeht und u.a. von Harald Schaub weiterentwickelt wurde, beschreibt, durch welche typischen Denk- und Problemlösefehler menschliches Handeln und Entscheiden in komplexen Situationen gekennzeichnet ist. Ca. 95% aller Menschen erliegen zunächst spontan diesen Fehlern. Der nächste Abschnitt enthält Auszüge aus dem Enzyklopädie-Aufsatz von Schaub [1], die ich im folgenden Abschnitt wörtlich wiedergebe.

 

Denk- und Problemlösefehler in komplexen Situationen

Was zeichnet nach Schaub [1, S. 2 – 4] eine komplexe Situation aus?

  • Vielzahl der Faktoren: Es gibt eine große Anzahl von Variablen, die alle wichtig sind und beachtet werden müssen. [..] Mögliche Problemlösefehler resultieren aus dem inadäquaten Umgang mit der Schwerpunktbildung (entweder zu rigide an einem Schwerpunkt festhalten oder keinen Schwerpunkt bilden).
  • Vernetztheit: Die Variablen einer Situation beeinflussen sich wechselseitig. In einem vernetzten System kann kaum nur eine Sache gemacht werden. Ein vernetztes System gleicht einer Sprungfedermatratze. Wird die Matratze an einer Stelle gedrückt, dann wackelt es an vielen anderen Stellen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, beim Entscheiden Neben- und Fernwirkungen zu beachten. Mögliche Problemlösefehler resultieren vor allem aus dem Nichtbeachten von Neben- und Fernwirkungen und dem ausschließlichen Berücksichtigen der Hauptwirkung.
  • Dynamik: Ein eigendynamisches System verändert sich selbst auch ohne direkte Eingriffe des Entscheiders. Die Dynamik ergibt sich oft aus der Vernetztheit, z.B. wenn diese aus positiven und negativen Rückkopplungen besteht. Aus der Eigendynamik entsteht häufig Zeitdruck und die Notwendigkeit der Prognose der Zukunft. Mögliche Problemlösefehler resultieren aus keinen oder falschen Prognose. So werden typischerweise exponentielle Entwicklungen nur linear extrapoliert.
  • Intransparenz: Die meisten Problemsituationen sind nicht vollständig durchschaubar. Es gibt oft Bestandteile der Situation, die eigentlich beachtet werden müssten, die aber nicht zugänglich sind. Der Entscheider muss sich ein Modell der Situation bilden und ist auf die Verwendung von Indikatoren angewiesen. Mögliche Problemlösefehler resultieren aus der Verwendung falscher Indikatoren, oder zu stark simplifizierter Modelle.
  • Polytelie: Das Handeln ist in der Regel auf mehr als ein Ziel hin ausgerichtet. In politischen Situationen sollten und werden z.B. oft ökonomische, ökologische und persönliche Ziele gleichzeitig verfolgt. Viele dieser Ziele sind nicht miteinander verträglich, d.h. sie widersprechen sich. Aus dieser Tatsache leitet sich die Notwendigkeit ab, Ziele zu balancieren und zu hierarchisieren. [..] Mögliche Problemlösefehler resultieren u.a. daraus, dass Ziele nicht konkretisiert werden, und damit Zielwidersprüche und -inkompatibilitäten nicht erkannt werden.
  • Neuartigkeit: Viele Bereiche in komplexen Situationen sind, zumindest zum Teil, neuartig. Der Problemlöser kennt ihre Strukturen nicht und sollte versuchen, etwas darüber in Erfahrung zu bringen [..] Mögliche Problemlösefehler resultieren aus dem Nichterkennen der Neuartigkeit und aus einer reduzierten Hypothesenbildung.

Auf die aktuelle Coronakrise treffen leider alle fünf Punkte zu.

Was sind Ursachen von Denkfehlern in komplexen Situationen?

Dörner unterscheidet in der PSI-Theorie zwei Gruppen von Ursachen [1, S. 20].

  1. a) Kognitive Ursachen
  • Begrenzte Verarbeitungskapazität des Denkens
  • Begrenzte Kapazität des Gedächtnisses
  1. b) Motivationale Ursachen
  • Überwertigkeit des aktuellen Motivs
  • Schutz des eigenen Kompetenzempfindens

 

Wie kann man solche Denkfehler vermeiden?

Schon die Kenntnis typischer Denk- und Problemlösefehler von Menschen, die in kritischen und komplexen Situationen Entscheidungen treffen müssen, kann helfen diese zu vermeiden. (Dörner hat darüber hinaus Trainings mit Computersimulationen entwickelt, aber die helfen uns hier nicht weiter.)

Das Hauptproblem, das am Ende zu Fehlentscheidungen führt, ist selektive Informationssuche. Im Einzelnen handelt es sich dabei um folgende „Fallen“, die es zu vermeiden gilt [2]:

  • Hypothesengerechte Informationssammlung: Nur das zur Kenntnis nehmen, was zur eigenen Meinung passt.
  • Übergeneralisierung: Übertragung eines Denkmodells auf andere Situationen ohne Prüfung der strukturellen Passung.
  • Ungeprüfte Übertragung von Vorwissen: Bekannte Lösungen aus anderen Bereichen werden ohne Prüfung der Anwendungsbedingungen übertragen.
  • Bildung reduktiver Hypothesen: Wenige Variablen scheinen alles zu bestimmen, die Komplexität einer Situation wird ausgeblendet.
  • Dogmatische Verschanzung Verteidigung des eigenen Denkmodells gegen Falsifizierung, bis hin zum Aufstellen von Verschwörungstheorien.
  • Keine oder unangemessene Extrapolation der Situation in die Zukunft.

Alle derartigen Strategien unseres Unterbewussten reduzieren zwar Komplexität und Unsicherheit, führen aber in der Sache nicht weiter. Leider sind sie auch bei verantwortlichen Politkern festzustellen. Als mündige Bürger sollten wir also eine möglichst gut begründete rationale Meinung zu den aktuell relevanten Fragen haben. Dazu gehört im ersten Schritt zum Beispiel, bei Corona nicht in Analogien zur Klimadiskussion zu denken und zu argumentieren. Daher mein Appell besonders an die Experten im Thema Klima und Energie: Gehen Sie zurück auf Los, drücken Sie die mentale Reset-Taste.

Bei Corona kann alles ähnlich wie beim Klima sein oder eben auch ganz anders.

Angesichts der Kürze der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus wissen wir wenig, und es gibt einen Zielkonflikt. Um angemessene Entscheidungen zu treffen, müsste man (insbesondere die verantwortlichen Politiker) aber wissen:

  1. Wie gefährlich ist das neuartige Coronavirus, d.h. wie viele Menschen in welcher Zeit werden daran schwer erkranken und sterben, wenn man keine Maßnahmen ergreift?
  2. Wie viele Schwerkranke und Tote sind durch Maßnahmen welcher Art und welcher zeitlichen Ausdehnung zu verhindern?
  3. Wie hoch werden die Kosten solcher Maßnahmen sein, wirtschaftlich, psychosozial und gesundheitlich?
  4. Wann werden wirksame Behandlungs- und vor allem Impfstoffe verfügbar sein?

Diese Informationen werden in der Zeit, in der weitreichende Entscheidungen anstehen, nicht verfügbar sein.

Zuverlässige Information liefert aktuell fast ausschließlich das tägliche Geschehen und dessen Bewertungsversuche durch Menschen, die Wissen und Erfahrung in entsprechenden Bereichen erworben haben. Niemand kann evidenzbasiert vorhersagen, welche Kosten-Nutzen-Rechnung schließlich aufgehen wird. Dennoch stehen täglich Entscheidungen mit weit reichenden Folgen an, und ich gebe zu, ich bin froh, dass ich am grünen Tisch darüber sinnieren darf und sie nicht verantwortlich treffen muss.

Die oben genannten Psychologen Dörner und Schaub raten für das Handeln in unbekannten komplexen Situationen [1, S. 22, leider nur in Computerszenarien getestet]: Probieren Sie Entscheidungen aus und beobachten Sie sorgfältig die Folgen. Das scheinen die Politiker aktuell zu versuchen, aber ich befürchte, sie erliegen nur zu leicht den oben beschriebenen Denkfallen, vor allem aufgrund von b) „Überwertigkeit des eigenen Motivs“.

Wie können wir als Bürger ein möglichst umfassendes Wissen über die komplexe, neuartige und dynamische Situation ansammeln?

Es klingt einfach: Vermeiden die oben genannten Fallen der selektiven Informationssuche, das heißt: Informieren Sie sich so umfassend und unvoreingenommen aus so verschiedenen Quellen wie möglich. Nutzen Sie möglichst viele verschiedenartige Quellen, auch und gerade solche, die Ihrer aktuellen Haltung widersprechen oder von Gruppierungen kommen, denen Sie normalerweise nicht zuhören. Kultivieren Sie Ihr Gespür für Widersprüche zwischen und sogar innerhalb verschiedenen Statistiken und Expertenmeinungen. Versuchen Sie dann, durch weitere Information und Gedankenaustausch Widersprüche aufzulösen, oder halten Sie sie auch zunächst aus. Vielleicht ergeben sich schon bald neue Informationen.

Zum Ausprobieren hier ein paar Leseempfehlungen, welche, aber nur (!) in ihrer Gesamtheit, hoffentlich die wichtigsten mit Stand 24. März 2020 verfügbaren Informationen beinhalten und, gerade auch mit ihren Widersprüchen, zum Nachdenken anregen können. (Auf eine Diskussion in den Kommentaren freue ich mich. Bitte erst lesen, dann ergänzen.)

A) Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.: COVID-19: Wo ist die Evidenz? März 2020.

(u.a. Vergleich von COVID-19 mit Grippewellen und Todesursachen)

https://www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/nachrichten/covid-19-wo-ist-die-evidenz

B1) T. Pueyo: The Hammer and the Dance. 21. März 2020. Deutsch von Christina Müller: Der Hammer und der Tanz

(Warum die aktuellen Maßnahmen nötig sind und wie es weitergehen sollte; diese Publikation wurde von einer US-Autorengruppe aus Medizin, Statistik und Wirtschaft erstellt und wird derzeit u.a. von schweizerischen und deutschen Klinikärzten gelobt.)

https://medium.com/tomas-pueyo/coronavirus-der-hammer-und-der-tanz-abf9015cb2af

Dazu gehört eine frühere Publikation:

B2) T. Pueyo: Coronavirus: Why You Must Act Now. 12. März 2020. Deutsch von Max Balbach: Coronavirus: Warum Du jetzt handeln musst

(Über statistische Zusammenhänge bei den Fallzahlen, auf die man vielleicht nicht unmittelbar kommt.)

https://medium.com/@maxbalbach/coronavirus-warum-du-jetzt-handeln-musst-fb26b1ccb207

C1) H.-W. Sinn: „In Europa droht die Vergemeinschaftung der Schulden“. 20. März 2020.

(Wirtschaftliche Folgen der Maßnahmen, mit EU-Kritik)

https://www.welt.de/wirtschaft/plus206671483/Hans-Werner-Sinn-zu-Coronavirus-In-Europa-droht-die-Vergemeinschaftung-der-Schulden.html

C2) D. Gaisenkersting: Corona-Krise in Deutschland: Soziale Katastrophe zeichnet sich ab. , World Socialist Web Site, 20. März 2020.

(Anschauliche Berichte von Arbeitern, Angestellten und Kleinunternehmern über die ersten wirtschaftlich-sozialen Folgen der Maßnahmen)

https://www.wsws.org/de/articles/2020/03/20/deut-m20.html

Es war ein Anliegen dieses Beitrags, die Coronakrise aktuell nicht mit der Klimathematik zu vermengen. Dennoch möchte ich mit der Prognose schließen, dass nach überstandener Coronakrise jedes der beiden „Klima-Lager“ vermutlich versuchen wird, die Erfahrungen für sich zu interpretieren. Die Alarmisten werden sagen: Bei Corona haben die Menschen erlebt, dass eine Einschränkung möglich ist. Wir Realisten werden sagen: Bei Corona haben die Menschen erlebt, was das kostet. Vielleicht werden sich die „Klimaziele“ dann schon von selbst erfüllt haben. Und vielleicht ist auf absehbare Zeit auch ganz einfach kein Geld mehr aufzubringen für einen „Green Deal“ …

Quellennachweise

[1] Schaub, H. (2006). Störungen und Fehler beim Denken und Problemlösen. In: Joachim Funke (Hrsg.). Denken und Problemlösen. Enzyklopädie der Psychologie / C / 2 ; 8), S. 447 – 482. Göttingen: Hogrefe.

[2] Hofinger, G. (2003). Fehler und Fallen beim Entscheiden in kritischen Situationen. In: Stefan Strohschneider: Entscheiden in kritischen Situationen. Frankfurt: Verlag für Polizeiwissenschaft.

 

 

 

 




Empathie für die Opfer der „Klimakatastrophe“ und mitleidslos gegenüber SARS-Kranken

Ich denke nicht, dass ein Quantum Gutes im Holocaust enthalten war, nicht einmal ein Quäntchen, und ich glaube nicht daran, dass Menschen in Grenzsituationen über sich selbst hinauswachsen, plötzlich freundlich und hilfsbereit werden, wie sie es vorher nie waren. Das mag so sein, wenn sie sich bei einem Stromausfall mit Kerzen und Batterien aushelfen, aber nicht, wenn es um ein letztes Stück Brot geht oder auch nur eine Rolle Toilettenpapier. Dann fallen sie übereinander her, und es wäre unfair, es ihnen übelzunehmen. Not macht erfinderisch, aber sie lässt nicht das Gute über das Böse siegen. Homo homini lupus est.

Dennoch gibt es so etwas wie „positive Kollateralschäden“. Klingt erst einmal absurd, stimmt aber. Die Medizin ist durch Kriegsverletzungen wesentlich vorangekommen, jeder Flugzeugabsturz hilft, das Fliegen sicherer zu machen. Trotzdem würde kein Mensch freiwillig an Bord eines Flugzeugs gehen, dem ein halber Flügel fehlt, nur um zu sehen, wie lange sich die Maschine in der Luft halten kann. Aber das ist es, was wir derzeit erleben, einen Absturz nach dem anderen. Ein Virus macht’s möglich.

„Warum ist in Zeiten von Corona so viel möglich, wo doch andere politische Entscheidungen, z.B. beim Klima, immer so wahnsinnig lange dauern“, fragte sich die Redaktion eines Hörfunk-Magazins beim Radio Berlin-Brandenburg und reichte die Frage an den Soziologen Harald Welzer weiter. Das sei in der Tat „merkwürdig“, antwortete dieser.

„Der Klimawandel ist langfristig eine weit größere Gefahr für das Überleben als das Corona-Virus, aber wir sehen in der Klimapolitik das exakte Gegenteil“, da sei alles „total kompliziert“, man müsse „auf alle Rücksicht nehmen“,

die Bürger, die gelben Westen, die Autoindustrie, während in den Talk-Shows Politiker sitzen und ständig darüber reden würden, dass man den Menschen nichts vorschreiben kann“, Freiheit sei doch das Wichtigste, und eine Öko-Diktatur dürfe es nicht geben. Dagegen sei

„die Corona-Story eine Lerngeschichte allererster Güteklasse, Flugzeuge bleiben am Boden, Massenevents bleiben aus“.

Im Ergebnis werde das nicht nur eine Wirtschaftskrise zur Folge haben, sondern auch einen „signifikanten Rückgang der Treibhausgas-Emissionen weltweit“, am Ende werde man sehen, dass es auch „mit weniger von allem geht, ohne dass die Welt untergeht“. So etwas, sagt der Soziologe, habe es schon mal gegeben, beim Ausbruch eines isländischen Vulkans, „der den europäischen Flugverkehr völlig lahmgelegt hat“, auch damals sei die Welt nicht untergegangen.

„Das heißt, wir können aus dieser Geschichte lernen, dass wir vieles von dem, das wir jetzt als notwendig voraussetzen, am Ende gar nicht brauchen“. Fazit: „Von Corona lernen, heißt Überleben lernen.“

Eine Lichterkette der Dummheit und Niedertracht

Nun gehört Welzer mit seinen Arbeiten zu den Gütern, die wir weder am Anfang noch am Ende unbedingt brauchen. Gäbe es sie nicht, würden wir deren Fehlen nicht mal bemerken. Auch hat der Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 – ich war dabei – mitnichten den europäischen Flugverkehr völlig lahmgelegt. Ein Sprecher der Lufthansa bezeichnete „die Auswirkungen“ als „gering“. „Die Flugzeuge umfliegen das betroffene Gebiet einfach und kommen ein paar Minuten später in New York an. Das ist kein Drama.“ – Außer vielleicht für Harald Welzer, der eine Book-Party in New York verpassen könnte.

Allerdings liegt er vollkommen richtig, wenn er sagt, wir könnten aus der Corona-Krise lernen. Zum Beispiel, wie deutsche Intellektuelle ticken, die derzeit eine Lichterkette der Dummheit und Niedertracht bilden. Luisa Neubauer, das „deutsche Gesicht“ der Fridays-for-Future-Bewegung hat die Lage schnell und intuitiv erfasst. Sie ahnt, dass der „menschengemachte Klimawandel“ angesichts der Corona-Katastrophe seinen Schrecken verliert, dass es sehr lange keine FfF-Demos geben wird und Schulschwänzer keine Ausrede haben werden, dem Unterricht zugunsten des Weltuntergangs fernzubleiben. Sie hakt sich bei Welzer unter und gibt bekannt, „was unsere Demokratie jetzt braucht“, nämlich:

„Solidarität, Verantwortungsbewusstsein, Weitsicht & Umsicht. Daher verlegen wir unseren Austausch, Kontakt, Leben ins digitale und häusliche.“

Und so, wie Igor Levit und James Blunt jetzt im eigenen Wohnzimmer oder vor leeren Rängen spielen und ihre Konzerte ins Internet streamen, werden auch die Öko-Kids nur noch digital demonstrieren. Was natürlich auch ein Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen sein könnte.

Der Hamburger Kleinverleger und Großbürger Jakob Augstein fragt sich und seine Twitter-Freunde, ob

„angesichts einer Sterblichkeit von z. Zt. vielleicht 4% die Panik in Sachen #Corona gerechtfertigt“ sei. „Das ist weniger als bei echter Grippe.“

Und wie Luisa Neubauer macht er sich weniger Sorgen um seine eigene Gesundheit als um die der Demokratie.

„Demokratie braucht Austausch, Kontakt, Leben. Die eingesperrte Gesellschaft ist keine offene Gesellschaft. Lässt sich der Schutz der Wenigen wirklich nicht ohne Einsperren der Vielen gewährleisten?“

Ungesagt bleibt, ob sich Augstein zu den Wenigen, die geschützt werden müssen, zählt oder zu den Vielen, die jetzt eingesperrt werden. Eine offene Gesellschaft kann sich auch eine Pandemie leisten, so lange die Sterblichkeit vier Prozent nicht überschreitet und Augstein nicht zu den Wenigen gehört.

Welzer, Neubauer, Augstein, Precht et alii debili

Ähnlich entspannt reagiert auch der Arzt und Sprecher der „Scientist for Future“, Eckart von Hirschhausen, der über das Thema Wirksamkeit einer intravenösen Immunglobulintherapie in der hyperdynamen Phase der Endotoximänie beim Schwein promoviert hat. Danach verlegte er sich erfolgreich auf „medizinisches Kabarett“ und bespaßt als „Deutschlands Arzt Nummer Eins“ ARD-Zuschauer und Teilnehmer von Betriebsfesten mit Themen wie Warum pupsen wir im Flugzeug häufiger als auf der Erde?

Auf die Frage, was er über das Corona-Virus denken würde, antwortete er am Rande eines Empfangs des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, die Debatte darüber sei „eine Scheindiskussion“.

 „Wir wissen, dass Grippe letztes Jahr 25.000 Leute getötet hat, warum reden wir so viel über ein Virus, das wahrscheinlich harmloser ist?“

Einen solchen suizidalen Optimismus zu toppen, das schafft nur einer – der Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht. Corona, sagt er, sei so gefährlich wie eine Grippe, „mit einer Mortalitätsrate von 0,3% der Betroffenen eine sehr kleine Bedrohung“, der Klimawandel dagegen „eine ganz große Menschheitsbedrohung“. Es sei doch seltsam, dass „die Leute mehr Angst um ihr Leben haben, als um das Überleben der Menschheit“. Er selbst trete dem Corona-Virus „völlig unbefangen“ entgegen. „Alles, was ich bis jetzt von dem Virus verstanden habe, ist, dass es gefährlich ist für Leute mit schwachem Immunsystem und für sehr alte Menschen. Und da ich zu beiden nicht dazuzähle, fühle ich mich nicht besonders bedroht…“

Welzer, Neubauer, Augstein, von Hirschhausen, Precht et alii debili – mein Immunsystem ist stabil, aber nicht stabil genug. Mir wird schlecht. Diese selbstverliebten Maskengesichter, die von „Sterblichkeit“ und „Mortalitätsrate“ reden, als ginge es um von Aussterben bedrohte Insekten oder Käfer. Voller Empathie für die Opfer der Klimakatastrophe auf Kiribati und vollkommen mitleidslos für die Alten und Schwachen in den Plattenbauten nebenan.

Wir sind an einem Punkt angekommen, den die SPD-Politikerin und ehemalige Beauftragte für Migration und Integration, Aydan Özoguz, in einem „Strategiepapier“ vom September 2015 vorhergesagt hat:

„Unsere Gesellschaft wird weiter vielfältiger werden, das wird auch anstrengend, mitunter schmerzhaft sein. Unser Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden.“

Özoguz meinte damals die Folgen der Zuwanderung. Nun ist es ein Virus, das uns zwingt, unser Zusammenleben täglich neu auszuhandeln. Gestern wurden Fußballspiele abgesagt, heute Gottesdienste aller Religionen verboten, morgen könnten die Blutkonserven knapp werden. Bis das Virus besiegt ist.

Das kann eine Weile dauern. Und vielleicht findet jemand bis dahin das Quantum Gutes, das im Schlechten versteckt sein könnte.

„Die Krise wird vieles verändern, manches davon können wir ins Gute wenden“,

sagt Christian Lindner, der Vorsitzende der Freien Demokraten, dessen Partei auch ohne Corona gegen das Ableben ankämpft. Was könnte er gemeint haben?

Die nächste Weltklimakonferenz, die in Glasgow stattfinden soll, wird ausfallen. Greta kehrt in ihre Schule zurück, und Ursula von der Leyen wird sich nicht daran erinnern können, sie jemals nach Brüssel eingeladen zu haben. Die staatlichen Subventionen für den Kauf von E-Autos werden eingestellt, die Dieselverbote aufgehoben. Bayern erklärt sich zu einem souveränen Staat und bietet Österreich und der Schweiz eine alpine Föderation an.

Alles wird wieder gut. Aber nie wieder so, wie es einmal war.

Zuerst erschienen auf Broders Achse des Guten. Mit freundlicher Genehmigung.