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Klimaschau 8 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

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Woher kommt der Strom? Überangebot im Markt

Woche 53. (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und mehr)

  1. Wenn die regenerative Stromerzeugung sehr stark ist, kommt es zu häufig zu einem Überangebot im Markt. Kommt dann noch wenig Bedarf hinzu, kommt dann noch die Mindesterzeugung (20 GW zwecks Netzstabilität) durch konventionelle Kraftwerke hinzu, dann muss der überschüssige Strom zu niedrigen Preisen verkauft, vielleicht sogar verschenkt werden. Verschenkt mit einem Bonusscheck, damit Deutschlands Nachbarn den Strom überhaupt abnehmen. Letzteres war am Sonntag, den 27.12.2020 beispielhaft der Fall.
  2. Wenn nach einem Zeitraum sehr starker regenerativer Stromerzeugung diese rapide und stark abfällt, kommen die konventionellen Stromerzeuger nicht schnell genug mit dem Hochfahren nach (Abbildung 1). Dann entsteht eine Stromversorgungslücke, die in aller Regel hochpreisig geschlossen werden muss. Genau das war am Montag der Fall (Abbildung 2)
  3. Wenn die konventionellen Stromerzeuger den Erzeugungsverlauf der erneuerbaren Stromerzeugung gut nachführen, also kaum ein Überangebot entsteht, sind die Preise, die Deutschland erzielt, häufig auskömmlich, ab und zu auch mehr als auskömmlich. Dies trifft in erster Linie auf die Mittags- und Vorabendzeit zu. Auch diesen Sachverhalt dokumentiert die 53. Woche.
  4. Kommt es hingegen aus welchen Gründen auch immer – es kann auch spekulative Gründe haben – zu einer Stromunterdeckung zu genau diesen Zeiträumen (Mittag 11:00 bis 13:00 Uhr/Vorabend 17:00 bis 19:00 Uhr), muss der Strombedarf mittels Importstrom gedeckt werden. Das war am besagten Montag, aber auch am Freitag und Samstag der Fall. Da wurden die höchsten Preise der 53. Woche aufgerufen. Höchstpreise, die Deutschland bezahlte.
  5. Je volatiler die Strompreise sind, desto besser können Preisdifferenzgeschäfte getätigt werden. Die 53. Woche liefert auch dafür gute Beispiele (Abbildung 3). Am markantesten sind selbstverständlich der Sonntag und der Montag. Vor allem Dänemark, aber auch Österreich, die Schweiz, Frankreich nahmen Gratisstrom plus Scheck an, um am folgenden Tag ihren Strom hochpreisig an Deutschland zu verkaufen.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 4, die Charts mit den Jahresdaten Import-Export, die Im-, Exportdaten der 53. Woche (beides bis 31.12.2020) liegen unter Abbildung 5 ab.

Die angenommene Verdoppelung der Wind- und Sonnenstromerzeugung hat zu überraschenden Ergebnissen geführt (Abbildung 6). Lediglich an 121 von 366 Tagen des Jahres 2020 hätte diese ausgereicht, um zumindest rein rechnerisch den Strom-Tagesbedarf Deutschlands zu decken. Eine stunden- oder gar viertelstundenscharfe Analyse könnte das Ergebnis durchaus noch negativer aussehen lassen. Wie auch immer. Nicht mal an einem Drittel der Tage des Jahres 2020 hätte eine Verdoppelung Wind- und Sonnenstrom ausgereicht. Noch ernüchternder ist die Analyse des Stromüberschusses bzw. der Stromunterdeckung.  An den 121 Tagen, wo die Verdoppelung ausgereicht hätte, wurden 32,1 TWh überschüssiger Strom produziert. An den Tagen, wo die Verdoppelung nicht ausgereicht hätte fehlten 95,73 TWh Strom.  Bemerkenswerterweise ist es auch hier ziemlich genau nur ein Drittel des fehlenden Stroms, der an den 121 Tagen „zu viel“ erzeugt wurde

Sonntag, 27.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 75,86 Prozent, davon Windstrom 63,45 Prozent, Sonnenstrom 2,07 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,34 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Sonntag, wenig Bedarf und auch deshalb viel zu viel Strom ist im Markt. Die konventionellen Stromerzeuger dürfen aus Gründen der Netzstabilität 20 GW nicht unterschreiten. Die Preise fallen ins Bodenlose. Es ist ein wirtschaftliches Desaster. Für Deutschland. Unsere Nachbarn langen zu. Nehmen Strom plus Scheck dankend oder gar feixend entgegen: Sie ahnen vielleicht, dass sie am folgenden Tag womöglich weitere gute Geschäfte machen können.

Montag, 28.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 41,88 Prozent, davon Windstrom 27,35 Prozent, Sonnenstrom 1,71 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,82 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Gestern viel zu viel Strom im Markt. Heute zu wenig. Die Windstromerzeugung ist nahezu komplett eingebrochen. Hinzu kommt der Bedarf eines Werktags. Ab 12:30 fehlt Strom, muss Strom importiert werden. Aus den Staaten, denen Deutschland noch gestern Strom plus Geld (Geld der Stromkunden) nachgeworfen hat. Der Zusammenhang mit dem regenerativ erzeugten Strom ist offensichtlich. Je weniger desto besser. Aber nicht so wenig, dass die Konventionellen nicht mehr nachkommen. Dann wird es teuer.

Dienstag, 29.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 42,15 Prozentdavon Windstrom 26,45 Prozent, Sonnenstrom 2,48 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,22 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Ab Dienstag 6:00 Uhr ist das Schlimmste vorbei. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen Erzeugung gut. Diese ist heute gut kalkulierbar. Dementsprechend sind die Preise, die erzielt werden.

Mittwoch, 30.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,89 Prozentdavon Windstrom 34,81 Prozent, Sonnenstrom 2,96 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,11 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch dieser Tag, der Mittwoch ist für die Konventionellen ein entspannter Tag. Es sei erwähnt, dass Bedarfs-Spitzen immer mit Pumpspeicherstrom abgedeckt werden. Deutschland exportiert. Von 8:00 bis 19:00 Uhr zu Preisen immer über 54€/MWh. Um 17:00 Uhr werden sogar 60€/MWh abgegriffen. Von diesen Nachbarn.

Donnerstag, 31.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 41,32 Prozent, davon Windstrom 25,26 Prozent, Sonnenstrom 3,31 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,40 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute lässt die Windstromerzeugung nach. Die konventionelle Stromerzeugung gleicht aber gut aus. Es entstehen keine Deckungslücken. Die Preise sind meist auskömmlich. Für Deutschland. Diese Nachbarn zahlen.

Freitag, 1.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 24,51 Prozent, davon Windstrom 7,84 Prozent, Sonnenstrom 1,96 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,71 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Am ersten Tag des neuen Jahres findet regenerative Stromerzeugung praktisch nicht statt. Zum Glück ist der Bedarf niedrig. So bleibt es bei einer auf Kante genähten konventionellen Stromerzeugung mit nur einer geringen Lücke zu Vorabend. Eine Lücke, die hochpreisig geschlossen werden muss.

Samstag, 2.1.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 24,07 Prozent, davon Windstrom 8,33 Prozent, Sonnenstrom 1,85 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,89 Prozent. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Annähernd das gleiche Bild wie gestern. Die Konventionellen halten sich zurück. Sie kommen über die „Kante“ kaum hinaus. Deutschland importiert den fehlenden Strom. Die Importpreise sind entsprechend.

Sonntag, 3.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,62 Prozent, davon Windstrom 34,92Prozent, Sonnenstrom 0,79 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,90 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung zieht moderat an. Die konventionelle Stromerzeugung kann recht gut folgen. Am Mittag, am Vorabend erzielt Deutschland gute Preise für seinen Exportstrom. Von diesen Nachbarn. Glück gehabt, dass die Windstromerzeugung dann doch moderat ist. So wurde eine Katastrophe wie am Sonntag, den 27.12.2020 vermieden.

Nach zwei Jahren und über 100 Artikeln „Woher kommt der Strom?“ möchte ich auf folgende Sachverhalte hinweisen. Alle Daten der Energy-Charts wurden und werden per Hand in eine Excel-Vorlage eingetragen. Leider werden diese Daten auch weit im Nachhinein von den Energy-Charts verändert. Hinzu kam ein Paradigmenwechsel im Oktober 2020. Die Im- und Exportdaten der Energy-Charts werden seitdem komplett in GWh angegeben und nicht mehr mit nur zwei Nachkommastellen in TWh. Die viel größere Genauigkeit machte ein Nachtrag dieser Zahlen in meiner Tabelle notwendig. Dennoch sind die Tabellen der Energy-Charts, welche auf der Achse veröffentlicht wurden, nicht korrekt. Um dieses Manko auszugleichen, werden wir die komplette Exceltabelle mit allen Charts veröffentlichen. Allerdings erst dann, wenn mit Energy-Charts noch einiger weitere Ungereimtheiten abgeklärt wurden. Im Lauf des Jahres ist auch für die Kolumne eine automatisierte Datenerfassung geplant.

Wahrscheinlich noch im Januar wird die Webseite www.stromdaten.info online gestellt werden. Diese Seite greift auf Daten des Agorameter und smard.de zu. Es kann zwischen beiden Datengebern gewechselt werden. Etliche Analysen in Sachen Strom werden möglich. Darüber hinaus wird das Thema „Wasserstoffwirtschaft“ zentral sein. Ein Simulationstool ermöglicht einen physikalisch realistischen Blick auf verschiedene Ideen, aber auch auf konkrete (Forschungs-) Projekte. Vervollständigt wird die Seite durch einen Info- und einen Debattenteil. Lassen Sie sich überraschen.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.




Wer rettet die Wissenschaft?

Amateur und Profi

Wissenschaft ist eine anspruchsvolle Sache. Da gibt es zwar populär-wissenschaftliche Literatur, die dem Amateur die Illusion vermittelt, er könne mitreden, aber tatsächlich hat er keinen Schimmer von professioneller Wissenschaft.

Hier ein Beispiel aus anderem Metier: Ich bin in München aufgewachsen, war vom zehnten Lebensjahr an jeden Winter im Gebirge und hielt mich für einen guten Schifahrer. Eines Tages nahm mich der Sohn unseres Gastwirts mit auf die Piste.

Wir standen an einem steilen und eisigen Hang und ich überlegte, ob ich da wohl heil runter käme. Mein Begleiter fuhr schon mal los, senkrecht bergab, mit lässigen Bewegungen und zog sich während der Schussfahrt die Handschuhe an und setzte die Mütze auf; dafür hatte er auch noch Zeit.

Das raubte mir meine Illusionen und zeigte mir den Unterschied zwischen Amateur und Profi. Ein kleiner Trost war, dass der Mann später die „Streif“, das Rennen am Hahnenkamm gewonnen hat.

Werfen wir jetzt einen Blick auf professionelle Wissenschaft, und zwar nicht Soziologie oder Genderkunde, sondern Physik, wo der Unterschied zwischen Amateur und Profi ebenso deutlich ist wie  beim Schifahren.

Kritik und Selbstkritik

Da gibt es zunächst die Unterscheidung zwischen experimenteller und theoretischer Physik. Letztere sucht nach allgemeinen Gesetzmäßigkeiten, welche die Natur beschreiben. Ein krönendes Beispiel, Einsteins Feldgleichung von 1916, ist hier abgebildet: .

Das ist theoretische Physik, und wie Sie sehen ist deren Sprache die Mathematik. Aus dieser Gleichung folgt – wenn auch nicht auf ersten Blick ersichtlich – dass es Gravitationswellen geben muss. Die zu finden ist nun Aufgabe der Experimentalphysik. Der Nachweis gelang dann genau hundert Jahre später.

In gigantischen Anlagen wurde gemessen, wie sich der Raum im Rhythmus besagter Wellen zusammenzog und ausdehnte, und zwar über eine Länge von mehreren Kilometern um weniger als ein Tausendstel des Durchmessers eines Atomkerns. Das ist verdammt wenig und es gibt viele Effekte, die solch eine Messung stören oder das gesuchte Ereignis vortäuschen könnten; etwa eine Harley Davidson, die Gas gibt. So grübeln die Experimentalphysiker Tag und Nacht, wo sie sich irren könnten, wo sie sich vielleicht selbst belügen. Es ist ein Marathon der Selbstkritik, bei dem auch Kritik von außen willkommen ist.

Und was bekommen wir für diese Anstrengungen?

Wissenschaft schafft Wissen, nicht Maschinen oder Reichtum. Dennoch hat es immer wieder zufällige „Spin Offs“ von praktischem Nutzen gegeben, etwa das Internet oder die Mikroelektronik. Aber das ist eine andere Geschichte.

Meister und Gesell

Physik kann man an unseren Hochschulen studieren. Das ist notwendig, denn es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Die erste Phase der Ausbildung führt zum „Diplom“ (heute „Master“), das entspricht bei Handwerkern dem Gesellen. Dazu muss der Kandidat seine Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit beweisen, indem er ein anspruchsvolles „Gesellenstück“, eine Diplomarbeit abliefert.

Nun kann er versuchen, neue Entdeckungen zu machen, und wenn die dann wichtig genug sind gibt es dafür die Doktorwürde. Die genießt auch außerhalb von Akademia ein gewisses Prestige, und so versucht der eine oder andere, die beiden begehrten Buchstaben vor dem eigenen Namen zu erschleichen –  ohne Hang zur Wissenschaft zu haben oder die dafür notwendige intellektuelle Disziplin. Dabei wird mancher allerdings ertappt.

Es sieht so aus, dass solche Kandidaten und Kandidatinnen überproportional im politischen Umfeld zu finden sind. Aber warten Sie, es kommt noch schlimmer.

Der Papst, der sich selbst krönte

Es war einmal ein Mann, der bewarb sich um das höchste Amt der USA, aber er verlor die Wahl gegen George W. Bush. Da beschloss er Gelehrter zu werden. Es war ein kleiner Schritt für den Politiker, aber ein enormer Schaden für die Wissenschaft.

Al Gore machte sich über Nacht zum Papst in Sachen Global Warming – nicht durch fachliche Kompetenz, sondern durch perfekte Propaganda. Sein Film An Inconvenient Truth war ein riesiger Erfolg, sowohl an der Kasse als auch bei der Verbreitung seiner politischen Botschaft.

Ab jetzt war die Klimawissenschaft mit dem Virus der Politik infiziert. Der ist tödlich, denn in der Wissenschaft geht es um Wahrheit, in der Politik aber um Mehrheit. Als Folge davon ist heute eine sachliche Untersuchung der Physik der Erdatmosphäre nicht mehr möglich.

Weltweit entstanden jetzt Institutionen, welche die Unterstützung der Mächtigen genießen und dafür pseudo-wissenschaftliche Rechtfertigungen derer Politik liefern. Solche Arbeit ist nicht von Selbstkritik geprägt, sondern von der Hexenjagd auf externe Kritiker, die ihren Schwindel aufdecken könnten. Aber Selbstkritik wäre hier dringend notwendig, denn die zu messenden Effekte sind so schwach, dass man sich leicht selbst zum Narren halten kann, insbesondere, wenn man neben der Wissenschaft noch eine andere Agenda hat.

Wir folgen der Wissenschaft

Die Politisierung der Wissenschaft hat beim Thema Corona von der ersten Sekunde an logische Entscheidungen verhindert. Die Kanzlerin verteidigt zwar ihren Zickzack-Kurs mit der Aussage „wir folgen der Wissenschaft“ – aber welcher? Da gibt es etwa den Berliner Christian Drosten und den Amerikaner John Ioannidis, deren Erkenntnisse stark divergieren. Welcher Wissenschaft folgt man also?

Die deutschen Politiker ignorieren konsequent den US Experten. Als fachliche Amateure bzw. Laien missbrauchen sie ihre Macht, um zu entscheiden, welcher Wissenschaftler Recht hat! Als Folge davon fehlt seit zehn Monaten eine wirksame Strategie, um der Lage Herr zu werden.

Die selbsterklärten Experten hantieren mit „Fallzahlen“, die eher die Häufigkeit der Tests und deren Fehlerquoten wiedergeben, als die Durchseuchung der Bevölkerung.

Gibt es denn keine Dachorganisation, welche die Wissenschaft vor solch fataler Einmischung schützt?  Gibt es keinen „TÜV“, der hier Ethik und Qualität garantiert? Welcher die Unabhängigkeit von der Politik sicherstellt?

Wo bleibt die Rettung?

Gut, da gibt es die Nationale Akademie der Wissenschaften, genannt Leopoldina, gegründet 1652, die sich folgender Aufgabe verschrieben hat:

(Die Leopoldina) „… bearbeitet unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen aus wissenschaftlicher Sicht, vermittelt die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit und vertritt diese Themen national wie international.“ (Fettdruck vom Autor)

Unter den knapp 2000 Mitgliedern gibt es viele ältere, erfahrene Professoren (darunter den Ehemann der Kanzlerin), denen eine gewisse  Dekadenz in Deutschlands Wissenschaft aufgefallen sein müsste. Schon beim Klima, aber insbesondere jetzt bei Corona hätten da die Alarmglocken läuten müssen.

Das aber war nicht der Fall. Statt Merkels Aussage „Wir folgen der Wissenschaft“ öffentlich zu kritisieren, denn de facto folgt sie bestenfalls einem – durchaus umstrittenen – Wissenschaftler, gab die Leopoldina Anfang Dezember folgenden Text heraus:

Um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen, empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie:

Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen“ ein zweistufiges Vorgehen. Die Rahmenbedingungen Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und eingeschränkter Betrieb in vielen Unternehmen und Behörden – bieten die Chance, in der Eindämmung der Pandemie ein großes Stück voranzukommen…“

Der Text hört sich weniger nach sachlich-wissenschaftlicher Analyse an, als nach einem Statement, das der Sprecher des Kanzleramts hätte diktieren können.

Die andere Seuche

Das ist nicht gut so. Es scheint, wir leiden noch unter einer anderen Seuche, weit gefährlicher als Corona. Es ist der grassierende politische und kulturelle Nihilismus, der wie Termitenbefall das Bauwerk unserer westlichen Errungenschaften zerstört. Der Verlauf dieser Krankheit wurde vor hundert Jahren durch Oswald Spengler als „Der Untergang des Abendlandes“ prophezeit, und kürzlich von Douglas Murray in seinem Buch „The Strange Death of Europe“ beschrieben.

Können wir uns denn dagegen nicht wehren? Gibt es denn keinen Impfstoff gegen diese Pandemie?

Eines ist sicher: Die Leopoldina liefert ihn nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.




Klimaschau 7 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

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Hamburger Konferenz „Klima und Entwicklung“ 1988 – der politisch gemachte Klimawandel wird seit langem vorbereitet

Daß der „Klimawandel“ in der Eiszeit-Version seit Anfang 1970 von der (west-)deutschen Presse wie dem Spiegel propagiert wurde, ist unter informierten Klima-Journalisten Legion.

Daß die Massenmedien in den 1980ern radikal umschwenkten und nun von einer beginnenden Heißzeit warnten, ist spätestens seit dem legendären Spiegel-Titel mit dem in der Nordsee bzw. dem Mittelmeer versinkenden Kölner Dom klar.

Unser Referent Dr. Horst Borchert, leider schon 2015 verstorben, war als physikalischer Direktor im Umweltministerium von Rheinland-Pfalz schon in den 1970er Jahren unter Klaus Töpfer damit betraut, ein zentrales Immisions-Meßnetz (ZIMEN) im gesamten Bundesland aufzubauen und zu betreiben. Als quasi-amtlicher Umweltschützer wurde Dr. Borchert gern zu Kongressen und ähnlichen Treffen eingeladen, in denen es seit den 80ern auch um „Klimaschutz“ ging. In seinem wissenschaftlichen Nachlaß finden sich daher die Redebeiträge zur Welt-Konferenz Klima und Entwicklung in Hamburg vom 7. Bis 10. November 1988, die von der Anwesenheit Willy Brandts und der Schirmherrschaft Richard von Weizsäckers geadelt wurde.

Unter den Teilnehmerländern fanden sich damals schon etliche Staaten aus allen Ecken der Welt, ob kapitalistisch, sozialistisch, westlich, islamisch, Industrie- oder Entwicklungsland. Sogar die DDR und die Sowjetunion waren mit an Bord. Und, natürlich ganz wichtig, die damals schon omnipräsenten Akademiker-Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die Moral-NGOs, vor allem Greenpeace, das die spätere Umweltministerin Monika Griefahn vor Ort hatte. Man sieht – die rührige internationale Klimakonferenz 2018 in Polen, auf der Greta Thunberg inthronisiert wurde, war überhaupt nichts Neues.

Was waren die Themen der Konferenz, wer machte mit? Die große Überschrift lautete: Klimaveränderungen, Klimaschwankungen und ihre sozialen, ökonomischen und technologischen Konsequenzen.

Die Einzelvorträge befaßten sich unter anderem mit Komplexen wie

Politische Wahrnehmung der Klimaveränderung

Landwirtschaftliche Anbaumethoden und Wasser-Management

Klimaveränderung und Gesundheit

Klimaveränderung und soziale Folgen

Politikansätze und Optionen von Entwicklungsländern

Aktionsplan zur Reduktion der Klimagefahr

Landwirtschaftliche Bewältigung von Klimaschäden

Bewußtmachung von Umweltschäden in den Polarregionen

Bedeutung von Energieverbrauch auf globale Veränderungen

Implikationen bei der Auswahl von Energieträgern

Rolle von UNEP, UNESCO und EG

Ambivalente Rolle von NGOs

Langfristige Konzepte zur Reduktion von Trockenschäden in der Landwirtschaft (Dürre!)

UNICEFs Perspektive des Treibhauseffektes

Man ahnt, unser Atomphysiker Dr. Borchert hat sich wahrscheinlich gewundert, was dort besprochen wurde, da die „Klimaphysik“ offenbar schon als in Stein gemeißelt betrachtet wurde und man fast nur über Politik, NGOs, Wirtschaft und übernationale Organisationen sprach. Unterm Strich kann man schließen, daß es auf diesem Kongreß tatsächlich nicht um Wissenschaft ging, sondern um die mentale Verfestigung von „Gründen“ für die Umverteilung von Steuergeldern – das altbekannte Prinzip von Helmut Schelsky („Die Arbeit tun die anderen“, 1974).

Welche deutschen und amerikanischen Akteure waren damals bereits aktiv? Neben den genannten NGO-Schlingeln von Greenpeace findet man noch nicht die Namen Schellnhuber oder Rahmstorf. Das liegt zum einen an Altersgründen, aber wohl auch daran, daß manche heutigen Kardinäle der Church of Global Warming auch durch solche Kongresse darauf kamen, daß man mit Alarmismus viel mehr Ruhm, Macht und Geld herausholen kann als durch Kärrnerarbeit im Labor.

Ansonsten findet man im Programm des Kongresses nur einige wenige bekanntere Namen. Organisiert haben den Kongreß Ingenieur Hans-J. Karpe vom Institut für Umweltschutz der Universität Dortmund, Lutz Baehr von der UNO (UNCSTD), Michael Glantz von Nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung der USA (NCAR), und der Kongreßdirektor, Soziologe Dieter Otten vom Deutschen Institut zur Erforschung der Informationsgesellschaft (DII) in Osnabrück. Vor allem Otten repräsentiert die „Sozialpriester“, vor denen Schelsky eindringlich warnte. Wobei Otten schon in den 1970ern auf Technologie-Soziologie setzte, im Gegensatz zur damals eher verbreiteten klassisch marxistischen Thematik der Linksakademiker.

In dem Zusammenhang mag es interessant sein, daß die meisten gedruckten Redemanuskripte der Referenten den Vermerk „Es gilt das gesprochene Wort“ tragen. Ob das juristisch wasserdicht ist, ist fraglich, aber man wollte sich wohl gegen Vorwürfe absichern, daß hier politische Propagandisten auftreten, die faktenwidrig Weltuntergangsmärchen erzählen.

Ebenfalls dabei waren Forschungsminister Heinz Riesenhuber und der spätere Kanzleramtsminister Bernd Schmidbauer, CDU. Letzterer war auch Chef einer Öko-Kommission des Bundestags (s.u.) und Geheimdienstkoordinator unter Kohl.

Kennern des Ökokomplexes ist der Geograf Prof. Wilfrid Bach aus Münster bekannt, der dem Spiegel (S) nach dem Kongreß ein Interview zur Weltuntergangsthematik gab. Ein paar Schlaglichter:

„Die Zeit läuft uns davon“. Professor Wilfrid Bach über Programme zur Verhinderung der drohenden Klimakatastrophe

S: Sie haben geschrieben, die Menschheit verwandele die Atmosphäre mit ihren Abgasen in eine „chemisch-klimatologische Langzeitbombe“. Übertreiben Sie da mit der Angstmacherei nicht ein wenig?

B: Nein, ich glaube, die Zeit läuft uns davon, und es ist nicht mehr gerechtfertigt, nur noch um die Sache herumzureden. Die zu erwartenden Auswirkungen durch die Aufheizung der Atmosphäre sind von so großer Tragweite, daß wir Klartext reden müssen.

S: Das klingt, als sei ein vom Menschen verursachtes Ansteigen der Temperatur in der Atmosphäre schon heute eine bewiesene Tatsache.

B: Nein, das ist es nicht. Aber Tatsache ist, daß die vergangenen vier Jahre im weltweiten Mittel die wärmsten waren, seitdem es kontinuierliche Meßprogramme gibt.

Zum absolut sicheren Treibhauseffekt sagt er:

B: Ja, und das Tragische ist, wenn dieser Effekt dann wirklich unbestreitbar zu messen ist, dann ist es für Gegenmaßnahmen zu spät. (…) Niemand kann präzise sagen, wann und in welchem Ausmaß das Klima sich verändert. Aber wir können Modellrechnungen durchführen, um das Problem abzuschätzen. (…) Dabei muß man von einem oberen Wert der Erwärmung ausgehen, der möglichst nicht überschritten werden sollte. Den haben wir bei ein bis zwei Grad Celsius für das Jahr 2100 angesetzt.

Kernkraft lehnt er kategorisch ab, was bei der damaligen politischen Gemengelage nicht wundert (Klima interessierte niemanden; die Bürger hatten Angst vor dem Atom-GAU):

B: Um wenigstens circa 30 Prozent der fossilen Energie durch Atomenergie zu ersetzen, wäre ein Kostenaufwand von mehreren hundert Milliarden Mark jährlich notwendig. Das geht ökonomisch nicht, und das geht wegen der Sicherheitsfragen nicht. Ein solches Vorhaben wäre absurd. (…)
Daran wird deutlich, daß eine starke Ausweitung der Atomkraftwerkskapazität Hand in Hand geht mit einem weiteren Anstieg des fossilen Brennstoffverbrauchs.

Mehr Kernkraft bedeutet also mehr CO2? Eine irrationale Logik; man sieht, der Professor denkt eher politisch als wissenschaftlich. Von einer Atemgas-Steuer, die ab 1. Januar gerade unser Benzin verteuert, sah Bach noch ab, forderte aber schon Strafsteuern auf Energie:

Wir müssen gleichzeitig die Bundestarifordnung ändern, das heißt: Je mehr Strom verbraucht wird, um so mehr muß das kosten, und nicht umgekehrt, daß Energieverschwender auch noch belohnt werden. Um es kurz zu fassen: Wir müssen unser Energieerzeugungs- und -verbrauchssystem umstrukturieren.

Nebenbei: Geografie ist ja auch das Fach, das Luisa Neubauer von FFF studiert, was sie laut eigener Auskunft (Instagram) bereits an etliche ferne Studienorte wie Kanada führte. Von Insidern wurde mir berichtet, daß die Geografie, da sie sich per definitionem schlicht auf alles auf der Erdoberfläche bezieht, eine sehr, sehr breit gefächerte Thematik besitzt. Man kann sich als Geograf eher geologisch orientieren, aber auch wirtschaftlich oder sozialwissenschaftlich. Da tut es nicht Wunder, daß die Sozial-Geografen sich ähnlich wie Soziologen oder Politikwissenschaftler verhalten, die sich nach dem Schelsky-Prinzip Probleme zurechtdefinieren, die sie dann für ein schönes Gehalt „beforschen“ kann.

Die Klimakonferenz in Hamburg war natürlich kein Startschuß der Entwicklung, sondern sichtbarer Ausdruck eines Prozesses, der im deep state, wie Parteirepublikaner in den USA es formulieren würden, längst etabliert war. Sichtbarer Ausdruck dafür ist eine Enquête-Kommission des Deutschen Bundestags namens „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“, die 1987 unter der Regierung Helmut Kohls eingerichtet wurde.

Solche Untersuchungskommissionen der Parlamente sind überfraktionelle Arbeitsgruppen, die Sachfragen bearbeiten, die von einer Mehrheit der Bürger getragen werden sollen. Theoretisch, denn die Erfahrung zeigt, daß Interessensgruppen mit ihren NGOs über Parteien gern Angst mit Umwelt- und Gesundheitsthemen schüren, was auch rechte Parteien wie die Kohl/Strauss-Union und die FDP damals nicht durchschauten und mitmachten.

Fazit bis hierher: Erst erfinden clevere Wissenschaftler wie James Hansen ein Weltuntergangs-Szenario, das von der Presse dankend angenommen wird, um die Auflage zu steigern. Das Thema wird langsam eingeschlichen wie ein Wirkstoff im Leib des Patienten; und dann wird politisch im Hintergrund – interessanterweise von den meisten oder sogar allen relevanten Parteien- ein Programm zur Umsetzung der mit dem Narrativ begründeten Umverteilung von unten nach oben ausgetüftelt. Das Ganze erfolgt nur scheinbar demokratisch, weil die komplexe und technokratische Gremienarbeit im Bundestag den Wählern weitgehend verborgen bleibt – da sind Kartelleffekte vorprogrammiert.




„Madrid kollabiert und erlebt mit dem Schneesturm des Jahrhunderts einen Notfall“

Quelle: metsul.com

In The Day after Tomorrow von unserem „Spielbergle“ Roland Emmerich führt die Erderwärmung zum Abreißen des Golfstromes und anderen Effekten, was die nördlichen USA und Europa in tiefgekühltem Eis erstarren läßt; nur wenige Menschen überleben.

Solche für Kracher-Filme nützlichen Ideen werden in der politischen Klima-Wissenschaft meist nicht laut vertreten; zu schwachsinnig erscheint die Argumentation, wenn Lesch & Co. sonst von Hitze, Dürre und Waldschäden erzählen.

Möglicherweise wird dieses Orwellsche Doppeldenk – alles und sein Gegenteil gilt, gleichzeitig – bald wichtiger, wenn die nach realer Atmosphärenphysik erwartete neue Kühlphase immer deutlicher wird. Nicht nur die Gletscher wachsen weltweit wieder fleißig (berichtet wird nur von denen, die noch schrumpfen), auch das Schneechaos in den Alpen, Japan, NO-USA und nun in Mittelspanien kündigt eine unheilvolle Abkühlung des Weltklimas an.

Der Blizzard in Spaniens Hauptstadt, administrativ die sechstgrößte Europas, läßt sich nicht vertuschen und wird selbst von Tagesschau.de ungeschönt dargestellt. Es liegt ein halber Meter Schnee in den Straßen und auf den Autos, der droht, die Scheiben einzudrücken. Eingeschneite Autofahrer mußten teils 15 Stunden warten, bevor sie von Rettungskräften befreit wurden. Auf sechsspurigen Schnellstraßen rodeln Kinder mit dem Schlitten. Nur die Untergrundbahn fährt noch; Flugzeuge haben Start- und Landeverbot. Es soll schon Tote gegeben haben.

Für die meisten Madrilenen ist ein Schneesturm völlig unbekannt, da der letzte im kalten Jahrzehnt, den 70ern, vor genau 50 Jahren stattfand. In Anbetracht der anstehenden Kaltphase (Minimum etwa um 2100) dürften solche Phänomene aber gehäuft auftreten. Nebenbei: Die meisten Inseln der Malediven sind in den letzten Jahren gewachsen, nur ein paar sind etwas geschrumpft. Möglicherweise wird also Meerwasser abseits der Kameras bereits in großen Mengen als Eis gebunden.

Da fast jede Medaille zwei Seiten hat, kann der Kälteeinbruch auch etwas Gutes haben: Das Corona-Sars2-Virus hat in den heißen Ländern des Südens ja tatsächlich zu erhöhter Übersterblichkeit geführt. Wird die Kälte Spanien nun regelrecht desinfizieren?




Die Temperaturen im Dezember 2020 und das deutsche Stromabschaltungsgesetz

Aber zunächst zur Temperaturentwicklung.Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen ging im Dezember stark zurück. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug nur noch 0,27 Grad Celsius (November 0,53 Grad Celsius). 2020 blieb allerdings das zweitwärmste Jahr seit 1979 (hinter 2016). La Nina wird sich in den nächsten Monaten noch stärker bemerkbar machen, so dass im neuen Jahr 2021 mit einem weiteren Temperaturrückgang zu rechnen ist.

Trotz Rückgang der CO2– Emissionen steigt die Konzentration in der Atmosphäre

Die weltweiten CO2-Emissionen gingen in 2020 um 6,7 % zurück, und zwar von 36,4 Milliarden Tonnen CO2 auf 34,1 Milliarden Tonnen. Die Emissionen gingen Coronamaßnahmen-bedingt in den USA um 12,1 %, in Europa um 11,2 % zurück. In China blieben die Emissionen aus Kohlekraftwerken unverändert ; die Gesamtemissionen gingen nur um 1,7 % zurück. Der Anteil Chinas an der Gesamtemission der Welt stieg demzufolge auf 29,3 %. Fast jede dritte Tonne CO2 stammt nunmehr aus China. Der Anteil wird weiter steigen, da China nach dem Pariser Abkommen für sich den Status eines Entwicklungslandes beansprucht und demzufolge bis 2030 die Emissionen an CO2 weiter ansteigen lassen darf. Allein der Anstieg in diesem Jahrzehnt bis 2030 entspricht der Gesamtemission von Europa.

Die Verteilung des Rückgangs der CO2-Emissionen zeigt die Grafik des Global carbon projekts. Sie zeigt eindrucksvoll, dass es seit Mai keinen Rückgang der CO2-Emissionen in China mehr gegeben hat.


Und warum gehen die CO2 Konzentrationen nicht zurück ?

Trotz des Rückgangs der Emissionen gehen die Konzentrationen in der Luft nicht etwa zurück, sondern steigen weiter. Im Jahre 2019 hatten wir eine CO2– Konzentration von 409,5 ppm im Jahresmittel und 2020 von 412 ppm.

In 2020 wurden nur noch 34 Milliarden Tonnen CO2 emittiert. Zusammen mit den Landnutzungsänderungen ergeben sich rund 40 Milliarden Tonnen CO2. Mehr als die Hälfte wurden durch die Pflanzen und die Meere aufgenommen, so dass 19 Milliarden Tonnen in der Luft verblieben. Das entspricht einem Anstieg von 2,5 ppm in 2020 gegenüber 2019. In 2018 war der Anstieg 1,9 ppm, in 2019 betrug er 2,8 ppm. Die Messungen von Mauna Loa zeigen die Entwicklung sehr anschaulich. Die rote Kurve zeigt die jahreszeitlichen Schwankungen. Bei der schwarzen Linie sind die jahreszeitlichen Schwankungen herausgemittelt.

Die Schwankungen entstehen durch die Vegationsunterschiede von Sommer zu Winter in der Nordhemisphäre und der unterschiedlichen Aufnahme des CO2 von Sommer zu Winter durch die größeren Ozeanflächen der Südhemisphäre. Die CO2-Zunahme würde langfristig erst gestoppt, wenn die Emissionen um die obengenannten 19 Milliarden Tonnen vermindert würden. Eine Emissionsminderung um 40 Milliarden Tonnen auf Null ist nicht erforderlich,denn die Aufnahme von etwa 21 Milliarden Tonnen CO2 durch Pflanzen und Meere richtet sich allein nach der Gesamtkonzentration von 412 ppm und wird sich daher nach einer Emissionssenkung nicht wesentlich ändern.

Das deutsche „steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz“ oder Stromabschaltungsgesetz

Wenn man sich die oben beschriebenen globalen CO2-Emissionsentwicklungen vergegenwärtigt und betrachtet die völlig aus den Fugen geratenen europäischen und deutschen Massnahmen zur Energiewende, so wird man sprachlos.

Das neueste Produkt der Energiewende ist das Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen Gesetz. Die Politik hat sich einreden lassen, dass der Umstieg auf die Elektromobilität aus Klimaschutzgründen dringend geboten sei (wer sich vom Gegenteil überzeugen will, sollte dies in unserem Buch „Unerwünschte Wahrheiten“ nachlesen). Das Niederspannungsnetz, das unsere Häuser und Wohnungen versorgt, kommt aber mit steigender Zahl an Ladestationen für E-Autos an seine Kapazitätsgrenze. Das gleiche Problem einer Überlastung der Netze ensteht auch beim Umstieg von Gas-und Ölheizungen auf elektrisch betriebene Wärmepumpen. Beides zusammen kann den Strombedarf und den Anschlusswert einer Wohnung oder eines Hauses schnell verdoppeln bis verdreifachen und die Niederspannungnetze zum Zusammenbruch führen, wenn die E-Auto -Besitzer nach Hause kommen und ihr E-Auto aufladen wollen oder wenn alle Wärmepumpenbesitzer gleichzeitig ihre Wohnung mit Strom heizen wollen.

Der Gesetzentwurf des Bundesministers für Wirtschaft schreibt nun vor, dass bei einem Anschluss einer Ladestation oder einer Wärmepumpe der Netzbetreiber das Recht hat, den Strom für zwei Stunden abzuschalten. Wir kennen das aus Entwicklungsländern, in denen reihum der Strom abgeschaltet wird. Dort nennt man es „load shedding“ ( Lastabwurf oder Stromabschaltung). Im deutschen Gesetzentwurf nennt man dies schönfärberisch Spitzenglättung:

„Die Einführung der Spitzenglättung ist ein erster Schritt, um die Flexibilität in den Verteilernetzen zu stärken.“ In der Begründung heisst es, „das Gesetz ist erforderlich, um Flexibilität in den Verteilernetzen zu stärken und den bevorstehenden Hochlauf der Elektromobilität zu unterstützen“.

Wir können uns schon vorstellen, wie das Gesetz als Vorkehrung bei tagelangen Dunkelflauten weiterentwickelt wird. Denn selbstverständlich wird der Stromkunde auch verpflichtet, über smart meter seine Stromverbrauchsdaten durch den Netzbetreiber rund um die Uhr per internet überwachen zu lassen. Eine beeindruckende Kritik dieses Gesetzentwurfes gibt es hier durch Dr. Humpich.
Nachdenklich stimmt, dass kaum eine deutsche Zeitung über diesen geplanten Eingriff in die autonomen Entscheidungen der Bürger über ihre Energieversorgung berichtet hat. Wird nicht berichtet, weil es vielleicht eher ein Zeichen für die bevorstehende Strom-Mangel-Wirtschaft ist ? Oder ist es gar eine zu abschreckende Nachricht für alle, die beabsichtigen, sich ein E-Auto anzuschaffen ?
Es ist ein Offenbarungseid der Energiewende und der Einstieg in die planwirtschaftliche Zuteilung von Strom und Energie. Und darüber berichtet man ungern, wenn man die bejubelte Energiewende für alternativlos hält.




Klimaschau 6 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

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CO2-Steuer: ordentlicher Anstieg der Kraftstoffpreise

Wie?
So:

Quelle: https://www.benzinpreis-aktuell.de/benzinpreise-entwicklung

In Zahlen:

  • 30.12.2020: 1 Liter Benzin: 1,30 Euro;
  • 31.12.2020: 1 Liter Benzin: 1,32 Euro;
  • 01.01.2021: 1 Liter Benzin: 1,37 Euro;
  • 02.01.2021: 1 Liter Benzin: 1,38 Euro;

8 Cent Preiserhöhung innerhalb von vier Tagen sind das Ergebnis des neuen CO2-Preises der Bundesregierung auf fossilen Brennstoff.
8 Cent mehr, das wird ihnen die Umwelt doch wert sein – oder? Die 8 Cent gibt es als dritte Zugabe zur CO2-Abgabe, die über die Kfz-Steuer zu entrichten ist und zur Ökosteuer, die ohnehin auf Kraftstoffe erhoben wird.

Damit reiht sich Deutschland in die Reihe der Hochpreisländer in Europa ein. Der Liter Benzin kostet in Schweden: 1,39 Euro,

in Dänemark: 1,43 Euro,

in Griechenland: 1,45 Euro.

Billiger ist der Liter Benzin in Frankreich: 1,36 Euro,

im Vereinigten Königreich: 1,28 Euro,

in Spanien: 1,19 Euro,

in der Tschechei: 1,06 Euro,

in Taiwan: 0,74 Euro oder

in Ägypten: 0,44 Euro.

Doch Deutsche werden nicht nur bei fossilen Brennstoffen für die Umwelt geschröpft, auch beim Strompreis ist Deutschland Spitze. Derzeit zahlt ein deutscher Endverbraucher für eine Kilowattstunde 34,71 Cent. Damit liegt der Strompreis für deutsche Konsumenten weit über dem Strompreis, den die meisten anderen Europäer pro Kilowattstunde Strom bezahlen müssen. Eine Auswahl (Durchschnittspreise):

  • Spanien: 21,8 Cent/kwh;
  • Italien: 20,8 Cent/kwh;
  • Schweden: 19,9 Cent/kwh;
  • Vereinigtes Königreich: 18,6 Cent/kwh;
  • Frankreich: 17,6 Cent/kwh;
  • Griechenland: 16,2 Cent/kwh;
  • Tschechien: 14,9 Cent/kwh;

Die hohen Kosten entstehen, weil die deutsche Bundesregierung einen Spleen mit Erneuerbaren Energien verfolgt, einen Spleen, der nicht nur dazu führt, dass die Strompreise in Deutschland steigen, wenn sie an den Strombörsen fallen, eine Perversion mit System, die wir hier erklärt haben, sondern der auch dazu führt, dass die Stromsicherheit in Deutschland zunehmend gefährdet wird. In den letzten Tagen haben Erneuerbare Energien die folgenden Beiträge zur Deckung des Stromverbrauchs in Deutschland erbracht:

Angeblich erneuerbare Energieträger (angeblich, weil Windräder und Solarzellen natürlich nicht erneuerbar sind. Sie stellen vielmehr Sondermüll dar, dessen Entsorgung nach wie vor ungeklärt ist) haben in den letzten Tagen zwischen 22% und 62,7% zur Deckung der Stromnachfrage beigetragen. Wie man es dreht und wendet, die Abschaltung konventioneller Kraftwerke und die Stilllegung von Kernkraftwerken erhöht die Abhängigkeit von Stromimporten und damit die Unsicherheit der Stromversorgung.

Während derzeit alle Augen auf den Dilettantismus der deutschen Regierung im Zusammenhang mit der Corona-Hysterie gerichtet sind, vollzieht sich mehr oder weniger abseits des medialen Hypes eine schleichende Katastrophe, die dem Wirtschaftsstandort Deutschland und dem Wohlstand seiner Bürger einen Schaden zufügt, der die Vokabel “Katastrophe” rechtfertigt und die Vokabel “Apokalypse” vielleicht nahelegt.


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Woher kommt der Strom? Volatile Weihnachtswoche

52. Woche 2020 (Abbildung, es öffnen sich alle Abbildungen und Mehr).

Eine verlässliche Kalkulation der Entwicklung der regenerativen Stromerzeugung war unmöglich. Man mühte sich redlich (Abbildung 1). Dennoch: Die Weihnachtswoche war Bescherungswoche (Abbildung 2) für unsere Nachbarn. Dreimal wurde der Strom nicht nur verschenkt. Negative Strompreise sorgten für Bonusschecks, die unsere Nachbarn mit dem Gratisstrom entgegennahmen. Die Augen glänzten vor Freude (Abbildung 3).  

Abbildung 4 bildet die Ex-/Importzahlen des aufgelaufenen Jahres 2020 und die der 52. Woche ab. Die Tabelle mit den Werten der Energy Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 5 ab. Dreimal musste Deutschland zusätzlich Geld zum geschenkten Strom mitgeben. Dreimal reichte die angenommene Verdoppelung von Wind- und Sonnenstromerzeugung aus, um den Strombedarf Deutschlands zu decken (Abbildung 6). Der Energierechner nebst Benutzerhinweisen liegt als Download unter Abbildung 7 ab. Sie können vielfältige Simulationen berechnen. Energiewende live. Probieren Sie es aus. Es ist richtig spannend. 

Tagesanalysen

Sonntag, 20.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,15 Prozent, davon Windstrom 33,33 Prozent, Sonnenstrom 2,44 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,38 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Sonntag wartet mit einer ruhigen, kontinuierlichen regenerativen Stromerzeugung auf. Die konventionelle Stromerzeugung wird von Ingenieuren und Technikern (Wie viele Frauen sind in diesem Bereich tätig? Weiß das jemand?) sehr gut der erneuerbaren Stromerzeugung angepasst, so dass die Strompreise überwiegend im auskömmlichen Bereich liegen.  Diese Nachbarn kaufen, verkaufen Strom.

Montag, 21.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,77 Prozent, davon Windstrom 39,72 Prozent, Sonnenstrom 2,13 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,93 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Montag, Werktag. Der Strombedarf wird größer. Bis zum Abend gelingt die Nachführung durch die Konventionellen. Dann steigt die Windstromerzeugung. Der Bedarf sinkt. Der Strompreis auch. Gegen Null €/MWh. Weil die Konventionellen die Produktion nicht stark genug absenken (können/wollen). Um die 20 GW Strom aus konventionellen Kraftwerken muss in das Netz gespeist werden, um die Netzsicherheit zu gewährleisten. Diese Nachbarn kaufen, verkaufen den Strom.

Dienstag, 12.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,49 Prozentdavon Windstrom 49,32 Prozent, Sonnenstrom 1,35 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,81 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute ist es umgekehrt. Die Windstromerzeugung sinkt ab Mittag rapide ab. Die Konventionellen gleichen aus, so gut es geht. Um 17:00 Uhr passt es: Deutschland erzielt den Stromhöchstpreis des Tages. Zahlen tun diese Nachbarn.

Mittwoch, 23.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,70 Prozentdavon Windstrom 23,77 Prozent, Sonnenstrom 0,82 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,11 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Tag vor Heiligabend zeichnet sich durch Stromerzeugung auf Kante aus. Leichte Lücken müssen per Import geschlossen werden. Ab Mittag zieht die Windstromerzeugung an. Die Preise fallen.  Nur in der Vorabendzeit passt die Stromerzeugung. Da wird teuer exportiert. Dann fallen die Preise weiter. Ins Bodenlose, wie der Heiligabend zeigen wird. Der Verlauf der konventionellen Stromerzeugung und die Nachbarn, die Strom kaufen/verkaufen.

Donnerstag, 24.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,33 Prozent, davon Windstrom 45,45 Prozent, Sonnenstrom 1,65 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,22 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heiligabend, Tag der Bescherung. Strom wird für unter 5€/MWh abgegeben. Um 3:00 Uhr sogar mit Minibonus verschenkt. Die Konventionellen geben ihr Bestes in Sachen Stromnachführung. Ihnen ist zu verdanken, dass Strom nur billig abgegeben werden und nicht teuer importiert werden muss. Diese Nachbarn handeln den Strom.

Freitag, 25.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 45,45 Prozent, davon Windstrom 26,26 Prozent, Sonnenstrom 3,03 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,16 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der erste Weihnachtstag. Stromgeschenke werden nachgereicht. Der morgens billig verkaufte Strom wird – es ist nicht derselbe Strom – teuer zurückgekauft. Die Konventionellen schaffen heute es nicht, die Versorgungslücke zu schließen. Diese Nachbarn kaufen/verkaufen den Strom.

Samstag, 26.12.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 62,50 Prozent, davon Windstrom 46,67 Prozent, Sonnenstrom 2,50 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,33 Prozent. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Die Weihnachtstage gehen mit einem fetten Stromgeschenk zu Ende. Die Windstromerzeugung zieht heftig an, was die Preise folgen lässt. Allerdings nach unten. Es ist auch angesichts des geringen Bedarfs zu viel Strom im Markt. Die konventionelle Stromerzeugung liegt knapp über der 20 GW-Grenze, kann als nicht mehr gedrosselt werden. Folge: Ab Mittag kontinuierlicher Preisverfall, der erst tags drauf um 6:00 Uhr mit -33,58€/MWh sein erstes Tief erreicht. Macht einen Bonus von gut 381.000 € zusätzlich zu den 11,586 GW geschenkten Strom. Nur um 6:00 Uhr. Nachbarn, die das Weihnachtsabschlussgeschenk gerne genommen haben. 

Dieser Artikel erscheint bereits im Jahr 2021, behandelt aber die 52. Woche 2020. Am 10.1.2021 wird die 53. Woche das Jahr 2020 abschließen. Mit Sonntag, dem 3.1. 2021. Die 1. Woche 2021 unserer Betrachtungen wird am Montag den 4.1.beginnen. Womit der korrekte Wochenrhythmus Montag bis Sonntag für diese Kolumne eingeführt wird. Der Versatz um jeweils eine Woche wird selbstverständlich beibehalten. Nur so sind die Werte der Energy-Charts und von Agora zumindest einigermaßen verlässlich. Wobei von deren Seite Änderungen/Korrekturen immer möglich sind und manchmal sogar weit in der Vergangenheit vorgenommen werden. Da die Werte, welche in der Kolumne analysiert werden, alle per Hand eingetragen werden und deshalb fix sind, kann es zu Differenzen zwischen den offiziellen Werten und den von mir verarbeiteten/berechneten Werten kommen. Erst wenn alle möglichen Differenzen und Unstimmigkeiten geklärt sind, werde ich einen Jahresrückblick 2020 wagen.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. 

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.




Klimaschutz und Virenhysterie: Instrumente des kommenden Machtmodells – Teil 2

Etwas später (1979) startete George Soros die Open Society Foundations, unter der er noch heute seine Aktivitäten zur Vertiefung der Globalisierung bündelt. Diese und viele andere private und staatliche Institutionen arbeiten seit Jahrzehnten an einem neuen Herrschaftsmodell, das die im Nationalstaat gegründete, rechtstaatlich-repräsentative Demokratie ablösen soll. Was ist die Agenda dieser Vordenker, die das reichste Promille der Eigentumspyramide vertreten? [1]

Einerseits hat das bisherige Modell die Entstehung der heutigen globalen Eigentumselite ermöglicht. Andererseits erkennen deren Vordenker, dass das Modell ökonomisch wegen der ohne Staatsbankrotte nicht mehr aufzulösenden Überschuldung am Ende ist und dass es Alternativen gibt, die ihre Vorherrschaft noch deutlich besser absichern.

Das neue Herrschaftsmodell soll die Trennung von Eigentum und politischer Macht, die mit dem Ende des Absolutismus zumindest formell und teilweise auch de facto erfolgte, rückgängig machen, und Oligopoleigentum wieder mit der vollständigen politischen Macht vereinigen – wie zur Zeit des Feudalismus, aber mit besseren Herrschaftstechniken. Das Modell hat folgende essenzielle Komponenten:

  1. Eine Schwächung des Nationalstaats mit dem mittelfristigen Ziel seiner Ablösung durch supranationale Regierungsformen ohne wirksame Gewaltenteilung und effektive demokratische Kontrolle – ein Verzicht auf die „veraltete“, aufklärerische Fiktion der Volkssouveränität.
  2. Eine Ablösung der traditionellen Rechtsstaatlichkeit des Common Law (USA, Commomwealth) und des römischen Rechtsprinzips (Kontinentaleuropa und Einflussgebiete) durch politisiertes Recht in Form einer Modifikation des klassischen Rechts mit Aufhebung der Isonomie und der Einführung eines Zuteilungsrechts.
  3. Eine möglichst umfassend Kontrolle von Medien, Kultur und politischer Willensbildung. Insbesondere eine hoheitliche Definition der Realität – was real ist, soll von den Eliten gesetzt werden.
  4. Eine Verwendung der großen Mehrheit derjenigen, die kein Eigentum an Produktionsmitteln haben, als passive Angestellte und Konsumenten der möglichst globalen Unternehmen.
  5. Eine umfassende Überwachung der Bevölkerung über die Nutzung des Internets.

Dabei wird der dekonstruktivistische Westmarxismus eingesetzt, um die Reste des noch bestehenden, legitimen Modells zu diskreditieren, wie etwa bei Derrida oder Butler. Der aufklärerisch-liberale Westmarxismus wird hingegen verwendet, um das neue Herrschaftsmodell als Gipfel der Aufklärung zu idealisieren. So, wie es sich etwa in den politischen Schriften von Jürgen Habermas findet, wo er sich für den Europäischen Zentralstaat einsetzt. Die ideologische Begleitung der Herrschaftskomponenten ist ubiquitär und penetrant. Sie beruft sich nur scheinbar auf die Werte der Aufklärung.

Die optimale Verwaltung

Was sind die Motive für diese Hauptkomponenten und wie sollen sie durchgesetzt werden? Die Schwächung des Nationalstaats ist in der Europäischen Union am weitesten fortgeschritten. Das Ziel ist ein Supranationalstaat, der die optimale Verwaltung einer von der Partizipation weitgehend ausgeschlossenen Bevölkerung erlaubt. Die nicht oder nur scheinbar gewählten, von der Elite bestimmten Politiker sollen die Interessen der Eigentumseliten möglichst reibungslos durchsetzen, deutlich effektiver als im Nationalstaat.

Dabei sollen Besteuerung und Steuermittelverwendung willkürlich festgelegt werden, es soll wieder das Prinzip der „taxation without representation“ (eine Abkehr vom Bill of Rights von 1688) gelten. Dies ist in der Eurozone dank der EZB bereits partiell gelungen. Die EZB-Bilanz wird durch Gelddrucken und den Kauf von Schrott-Assets Mitte nächsten Jahres wohl das Volumen des Bruttosozialproduktes der Eurozone erreichen, was bedeutet, dass dort gewaltige zukünftige Verpflichtungen des Staates angehäuft werden. Für diese wird der Steuerzahler oder, im Fall des Staatsbankrotts, jeder Immobilienbesitzer, aufkommen müssen. Bei anderen Zentralbanken ist das Legitimitätsdefizit zwar nicht ganz so groß wie bei der EZB, weil die Institutionen national sind, doch auch diese handeln nicht im Interesse der Bürger, sondern verwerten zukünftige Steuereinnahmen. In beiden Fällen fließen die Erträge der Geldschöpfung den Reichsten und den Politikern zu. Letztere nutzen sie zum Legitimitätskauf über Staatskonsum in Form von Sozialausgaben. Die nächste Stufe des Vorgangs ist die Abschaffung des Bargeldes und die Einführung einer internationalen Fiktivwährung, die von einem demokratisch nicht legitimierten Zentralkomitee verwaltet werden könnte, wie dies etwa von Facebook, aber auch von staatlichen Akteuren und NGOs vorgeschlagen wird.

Der Umbau des klassischen abendländischen römischen Rechts und des Common Law in ein neues Willkürrecht soll es ermöglichen, gesellschaftliche Normen nicht durch spontane Herausbildung oder politische Willensbildung zu verrechtlichen, sondern Normen beliebig zu setzen. Entscheidend für die Eliten des neuen Modells ist dabei die Aufhebung der Isonomie, aber ein vollständiger Ersatz wäre nicht zielführend, da ohne Rechtsrahmen keine moderne Wirtschaft funktionieren kann. Ein wichtiges Beispiel dafür sind die (medizinisch sinnlosen) Corona-Gesetze, die fast überall im Westen ohne Beteiligung der Parlamente von den Regierungen durchgesetzt wurden. Andere Beispiele sind Energiewende, Atomausstieg oder die willkürliche Bekämpfung des Individualverkehrs durch technisch nicht umsetzbare Abgasverordnungen. An der chaotischen und widersprüchlichen Ausformulierung solcher Vorhaben lässt sich schon ablesen, welche Folgen diese Art der Normensetzung hat.

Doch insbesondere ist die Corona-Politik nicht nur Symptom des neuen Herrschaftsmodells, sondern, nachdem die Errichtung globaler Herrschaftsstrukturen mit Hilfe der Klimapanik nicht recht gelungen ist, derzeit auch deren wichtigstes Durchsetzungsmittel. Denn diese Politik beschleunigt die globale Eigentumskonzentration gewaltig, da sie große Unternehmen schützt, gleichzeitig aber kleine und mittlere, oft eigentümergeführte oder zumindest im kleinteiligen Eigentum befindliche Unternehmen zerstört. Damit geht noch mehr Eigentum an den Finanzsektor und dessen Eigentümer über. Hier nutzt der Globalismus die klassische Rechtsordnung des Westens (Schuldeintreibung statt Erlass), um die Eigentumskonzentration so lange voranzutreiben, bis man sich wesentlicher Elemente des Rechtsmodells entledigen zu können glaubt.

Gestaltete Alarmrealität

Die Kontrolle der Medien ist ein weiteres wichtiges Herrschaftsinstrument, dessen Ausbau bereits weit fortgeschritten ist. In Deutschland ist der Marktanteil von Facebook, das die hier geschilderte Herrschaftsagenda vorbildlich vertritt, an Selbstdarstellungsplattformen nahe 100 Prozent. Das Internetoligopol aus Facebook, Google, Netflix, Amazon und wenigen anderen bedient in der Wahl der Inhalte und der Art, wie Suchergebnisse angezeigt und Produkte empfohlen oder beworben werden, ebenfalls diese Ideologie. Klassische private Medien, wie die traditionellen Zeitungen und Zeitschriften, private Radio- und Fernsehsender, sind unter dem hohen Druck des dekonstruktivistischen Westmarxismus (Rassismus- und Genderkampagnen, Kampf-gegen-Rechts, Kontaktschuldkampagnen) weitgehend eingeknickt und mehrheitlich sogar begeisterte Verbreiter dieses nihilistischen Kulturmarxismus; von den staatlichen Medien ganz zu schweigen. Alle beteiligen sich an der propagandistischen Diffamierung und Diskreditierung von Kritikern des Herrschaftsgeschehens als „Rechtsextremisten“. Doch die Propaganda erreicht ein neues Niveau, wenn Tatsachen der Realität verfälscht werden, um die Subjekte besser zu kontrollieren. Orwell beschreibt es in „1984“ überdeutlich: Geschichte, Gegenwart und die Aussicht auf die Zukunft werden nach Belieben der Partei beschrieben, und die Ideologie entscheidet alleine über die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Es wird ein Framing über die Realität gelegt, wie man neuerdings sagt. Schon heute wird die Realität des endemischen Virus SARS-CoV-X, eines medizinisch in seiner Gefährlichkeit unter der von Influenza liegenden Erregers grippaler Infekte [11], von NGOs und Regierungen zur Pandemie erklärt. Sie setzen damit die eigentliche Realität außer Kraft und ersetzen sie durch eine gestaltete Alarmrealität, die die Journalisten und Bürger dann wahrnehmen und verbreiten. Entsprechend reagieren die Bürger mit Panik und befürworten totalitäre Maßnahmen – das Herrschaftsnarrativ ist bisher erfolgreich, die Herrschaft wird stabilisiert.

Besonders radikale Befürworter des neuen Herrschaftsmodells setzen sich für weitere Migration von Menschenmassen aus Gegenden mit geringem Zivilisationsniveau in die OECD-Staaten ein. Diese Menschen, die im Westen nach Wohlstand und Frieden suchen, aber lediglich Sozialität in Form der Vergemeinschaftung kennen und nicht in der Lage sind, sich in moderne Vergesellschaftungsstrukturen einzugliedern, sollen die Zusammengehörigkeit unterminieren und dadurch die zivilgesellschaftliche Willensbildung zur Abwehr der Herrschaftsagenda verhindern.

Eine weitere Komponente des neuen Modells ist die Überwachung. Jede Aktivität im Internet, ob durch Surfen oder der Nutzung von Gegenständen, die mit dem Internet verbunden sind (Autos, Zahlungsmittel, Wearables, Haushaltsgegenstände) erzeugt Spuren, die zur Überwachung von Individuen genutzt werden können. In einer Gesellschaftsordnung ohne Repräsentation und durchgehende Rechtsstaatlichkeit ist Überwachung essenziell, um Widerstand aufzuspüren und zu brechen.

Die führenden politischen Parteien in Westeuropa und Nordamerika, die die Prinzipien der repräsentativen politischen Willensbildung und der Amtstreue im Wesentlichen im Parteienstaat ausgelöscht haben, tragen diese Herrschaftsagenda weitgehend mit [1]; die einzige echte Ausnahme ist Donald Trump, dessen Wirkungsradius allerdings beschränkt blieb.

Es handelt sich allerdings nicht um eine Verschwörung, und dieser Aufsatz skizziert keine Theorie einer solchen, sondern Vertreter von Machtinteressen und ihre Vordenker erkennen Möglichkeiten und nutzen diese.

Die Probleme des neuen Modells

Was sind die Probleme dieses Herrschaftsmodells?

Erstens Widerstand der Bürger der Nationalstaaten, die das etablierte Legitimitätsmodell behalten wollen. Dazu könnten auch die Ordnungskräfte gehören. Der dauerhafte Wechsel von einem legitimen zu einem illegitimen Modell ist schwierig. Russland und China sind keine Gegenbeispiele, denn in beiden Ländern stehen totalitärer Zentralismus und lokale Patronatsstrukturen in langer Tradition der absolutistischen Vorgängerstaaten. Zwar wurden die Eliten ausgetauscht, aber nicht die Strukturen.

Zweitens eine Erosion der ökonomischen Produktivität infolge der Effekte der Migration und der aktiven (kulturmarxistischen) Normenzerstörung im Bildungswesen, aber auch in der parlamentarischen Normengestaltung und deren exekutiver Durchsetzung. Doch ohne die hohe Produktivität der voll ausgebauten Industriegesellschaft verfällt die wichtigste Legitimitätsgrundlage der Herrschaft. So kann es von der raschen Wohlstandserosion, deren Zeugen wir gerade werden, bis zur Versorgungskrise kommen.

Drittens die mangelnde machttechnische Absicherung des Modells. Wenn es zu der Versorgungskrise kommt, auf die wir uns gerade zubewegen, werden westliche Staaten mit datensetzender, instrumenteller und autoritativer Macht und Machtmitteln wie Propaganda, Sprachkontrolle und Diffamierung nicht mehr auskommen, sondern auf die Urform der Herrschaftssicherung, die Aktionsmacht [7], zurückgreifen müssen. Wo werden dann die bewaffneten Ordnungskräfte stehen?

Teil 1 finden Sie hier.

Zuerst erschienen bei der Achse, mit freundlicher Genehmigung.

Literaturhinweise

  1. Hans Herbert von Arnim. Staat ohne Diener: was schert die Politiker das Wohl des Volkes? Rowohlt Verlag GmbH, 2018.
  2. Egon Flaig. Die Niederlage der politischen Vernunft: wie wir die Errungenschaften der Aufklärung verspielen. zu Klampen Verlag GbR, 2017.
  3. Friedrich A von Hayek. Denationalisation of money: The argument refined. Ludwig von Mises Institute, 2009.
  4. Gertrude Himmelfarb. On looking into the abyss: Untimely thoughts on culture and society. Knopf New York, 1994.
  5. Bernard Manin. The principles of representative government. Cambridge University Press, 1997.
  6. Thomas Piketty. “About capital in the twenty-first century”. In: American Economic Review 105.5 (2015), S. 48–53.
  7. Heinrich Popitz. Phänomene der Macht. Tübingen: Mohr Siebeck, 1992.
  8. Guido Preparata. The Ideology of Tyranny: Bataille, Foucault, and the Postmodern Corruption of Political Dissent. Springer, 2007.
  9. Richard Rorty. Achieving our country: Leftist thought in twentieth-century America. Harvard University Press Cambridge, MA, 1998.
  10. Murray N Rothbard. Man, economy, and state. Ludwig von Mises Institute, 2009
  11. John P. A. Ioannidis: Global perspective of COVID‐19 epidemiology for a full‐cycle pandemic, E J Clin Invest, 10/2020. https://doi.org/10.1111/eci.13423



Das Web und das Klima

Schadet das Internet dem Klima?

Ich frage Sie jetzt nicht, ob Sie manchmal im Internet surfen. Und so lange Sie bei THINK-AGAIN oder EIKE unterwegs sind ist das völlig in Ordnung. Aber ich habe den Verdacht, dass Sie noch in ganz andere Regionen streunen; dass bei der Hausarbeit ein Musik-Stream im Hintergrund läuft und Sie sich abendfüllende Filme in HD genehmigen.

Haben Sie sich jemals überlegt, wie viel Elektrizität dabei verbraucht, wie viel CO2 produziert wird? Vielleicht sind Sie ja sonst energiebewusst; vielleicht protestieren Sie gegen elektrische Zahnbürsten und stellen die Waschmaschine auf 30° ein, machen sich aber andererseits über all die Kilowattstunden, die Sie im Web verbraten keine Gedanken.

Dazu möchte ich Ihnen jetzt die Fakten präsentieren, vorher aber ein paar Begriffe klären.

Ein IQ-Test

Der Verbrauch eines elektrischen Gerätes wird in Watt angegeben. Die gute alte Glühbirne brauchte 60 Watt, eine neue 10 Watt, ist aber genauso hell. Ein vernünftiger Staubsauger zieht sich neben dem Staub vom Teppich auch noch 1500 Watt = 1,5 Kilowatt (kW) aus der Steckdose rein, etwa so viel wie ein Wasserkocher. Diese Zahlen beschreiben die „Leistung“ und sind eine Kenngröße jeden elektrischen Gerätes.

Wenn Sie also jemandem erklären, dass Ihr Computer 100 Watt verbraucht, und der fragt dann: „pro Stunde oder pro Tag?“ dann stellen Sie dem eine Gegenfrage: „Wieviel PS hat dein Auto?“ Der antwortet dann ganz stolz: „180 PS, ich hab den Turbo“. Dann fragen Sie dagegen: „180 PS? Ist das pro Stunde oder pro Tag?“.

Wenn Sie eine Stunde lang die Leistung von ein kW aus der Steckdose ziehen, dann haben Sie eine Kilowattstunde (kWh) an „Energie“ verbraucht und müssen 0,30 € dafür bezahlen. Leistung mal Zeit ergibt Energie. Wenn Sie diese Unterscheidung beherrschen, dann sind Sie klüger als die meisten Politiker, die bei dem Thema oft unfreiwillig ihren zweistelligen IQ offenbaren.

Zur Sache

Ich unterstelle Ihnen jetzt, dass Sie beim Surfen moderne Hardware wie Smartphone oder Tablett einsetzen. Der Schnelllade-Adapter für die Geräte holt sich etwa 15 Watt aus der Steckdose. Wie viel ist das pro Tag? Das ist die falsche Frage, denn Sie laden ihre elektronischen Lieblinge ja während der Nacht. Da ist der Akku dann nach einer Stunde wieder voll.

Eine Stunde lang haben wir also 15 Watt aus der Leitung geholt, macht 0,015 kWh. Wenn Sie das 30 mal im Monat machen, dann gibt das rund eine halbe Kilowattstunde. Im Vergleich zu Ihrem typischen monatlichen Gesamtverbrauch von, sagen wir, 350 kWh können wir das getrost vergessen. Und auch wenn zusätzlich noch diverses Gerät der im Hause ansässigen Minderjährigen geladen wird bleibt der Verbrauch dennoch sehr niedrig.

You Ain’t Seen Nothin‘ Yet

Was soll dieser Artikel also?“, werden Sie jetzt protestieren „So viel Text, nur um mir zu erklären, ich bräuchte mir um den Stromverbrauch beim Surfen keine Sorgen zu machen? Die hab ich mir eh nie gemacht!“

Warten Sie, Sie haben noch nicht alles gesehen. Während Sie, mit dem Tablett auf den Knien und einer Tasse Cappuccino in der Hand auf dem Sofa sitzen, und einen Artikel auf der Website „Think-Again“ lesen wollen, spielt sich hinter den Kulissen eine digitale Großveranstaltung ab.

Beim Anklicken des entsprechenden Links erzeugt Ihr Tablett eine kurze Botschaft, die über den Wi-Fi Router in der Zimmerecke und das Modem – das ist das Kästchen gleich daneben – in eine Glasfaser eingespeist wird. Von hier geht es zum professionellen Computer Ihres Internet Service Providers.

Dieser Computer schaut sich die Botschaft an. Er erkennt, wohin die Reise gehen soll, schickt die Sache weiter an einen regionalen Datenverteiler und von dort geht es zu einem der großen deutschen Datenzentren, vielleicht in der Nähe von Frankfurt. Letzteres ist durch Kabel mehr oder weniger direkt mit dem Rest der Welt verbunden.

Ihr Auftrag wird jetzt in die Stadt Orem geschickt, rund 8.400 km westlich von Frankfurt im US Staat Utah. Dort lagert das blog „think-again“ im datenzentrum von Bluehost, einem der großen amerikanischen web-anbieter. Das Zentrum ist eine größere Anlage, deren Ausdehnung etwa vergleichbar ist mit dem Volkswagenwerk in Wolfsburg.

Hier wird Ihre Botschaft dann gelesen und Ihr Wunsch wird erfüllt. Der angeforderte Artikel von Think-Again wird gesucht, gefunden und auf gleichem Weg, aber in der anderen Richtung, auf die Reise geschickt, sodass er schließlich vor Ihren Augen auf dem Tablett erscheint.

Tatsächlich werden Ihre Botschaft bzw. der gewünschte Artikel nicht in einem einzigen Paket transportiert, sondern sie werden in viele kleine Päckchen zerteilt, die selbstständig und auf unterschiedlichen Wegen zu ihrem Bestimmungsort gelangen, um sich dort dann spontan wieder zusammenzusetzen – und das auch noch in der richtigen Reihenfolge. Damit das funktioniert hängt an jedem Päckchen ein „Zettel“ mit seiner Destination, ähnlich wie an unseren Koffern beim Fliegen. Allerdings ist im Web dieser Zettel oft größer als das Stück „Gepäck“ an dem er hängt.

Sie werden verstehen, dass der ganze Vorgang dann schon mal ein oder zwei Sekunden dauern kann. Seien Sie also nicht ungeduldig, wenn Sie warten müssen; vielleicht ist ja gerade eines Ihrer Päckchen im Unterseekabel südlich von Grönland in einen Stau geraten.

Die Gretchenfrage

Das Bearbeiten und Versenden der Daten über größere Entfernungen benötigt Energie und zwar außerhalb Ihres Wohnzimmers. Da werden irgendwo Kilowattstunden verbraten, die niemals auf ihrer Stromrechnung stehen. Ein Maß dafür sind die verbrauchten kWh pro Gigabyte Datenmenge.

Eine Londoner Firma fand heraus, dass 2017 durchschnittlich 1,8 kWh pro Gigabyte Datenmenge verbraucht wurden. Wenn Sie sich also ein zweistündiges HD Video reinziehen, dann laden Sie bei der Gelegenheit 4GB herunter und verbrauchen 4 x 1,8 kWh = 7,2 kWh. Eine typische Website hat dagegen nur um die 2 MB, kostet also ganze 0,0036 Kilowattstunden. Surfen Sie also lieber auf Think-Again oder EIKE, statt sich zum x-ten Mal einen alten „James Bond“ anzuschauen.

Die oben erwähnten Experten haben auch ausgerechnet, dass pro Jahr durch das Internet weltweit 416,2 Terawattstunden (TWh) verbraucht würden. Das entspricht drei Vierteln des jährlichen deutschen oder 5% des weltweiten Stromverbrauchs.

Kann man die Zahlen glauben?

Seit sich jegliche Industrie (außer in China) vor den sehr mächtigen und wenig kompetenten Klima- Aposteln rechtfertigen muss, werden Verbrauchszahlen von den Betreibern nicht an die große Glocke gehängt. Die Forderung nach dem „Sustainable Web“ hängt wie ein Damoklesschwert über Netflix, Google, Facebook und Co. Die versuchen also den Ball flach zu halten, betonen die Nachhaltigkeit ihrer Energiequellen und pflanzen symbolische Solarpanels neben ihre gigantischen „Hyperscale Data Centers“.

Derzeit gibt es weltweit rund 500 dieser Zentren, die jeweils Zehntausende von Servern, also individuelle Computer beherbergen. Falls so ein Server, wild geschätzt, 500 Watt verbraucht, dann kommen wir auf „Zig“ Megawatt für solch ein Zentrum. Das lässt die oben erwähnten „416,2 TWh“ plausibel erscheinen, wobei ich die Zahl hinter dem Komma nicht ganz ernst nehmen würde.

Das Paradoxe ist nun, dass auf den Serverfarmen 50% der Leistung dazu gebraucht wird, die Hitze zu beseitigen, welche die anderen 50% erzeugen. Diese Situation kann man entschärfen, wenn man sich in kalten Gegenden ansiedelt. Und so ist aus Island ein beliebter Standort für Server Farmen geworden, so wie auch Norwegen – dort nördlich des Polarkreises. Zudem haben beide Länder jede Menge Strom aus Wasserkraft bzw. auch aus Geothermie, aus erneuerbaren Quellen also.

Wie geht’s weiter?

Der Verkehr im Web, gemessen in Gigabyte, wird in den kommenden Jahren weiterhin „exponentiell“ wachsen. Der Löwenanteil kommt von dem Trend, dass Daten nicht mehr vom Benutzer auf dem eigenen Gerät gespeichert werden, sondern in der „Cloud“ eines der riesigen Datenzentren.

Zwar wird der spezifische Energieverbrauch kWh/GB durch Fortentwicklung und weitere Miniaturisierung der Hardware abnehmen, aber diese Einsparung wird durch das enorme Wachstum des Datenverkehrs locker überrollt.

Derzeit werden neue Hyperscales mit einer Rate von weltweit 50 bis 100 pro Jahr gebaut. Eines der größten Europas ist gerade in Frankfurt entstanden, mit einem Bedarf von geschätzten 70 MW elektrischer Leistung. Zum Vergleich: der durchschnittliche Verbrauch eines deutschen Haushalts beträgt 3500 kWh. Nach Adam Riese verbraucht besagtes Datenzentrum so viel Strom  wie 200.000 Haushalte bzw. 400.000 Einwohner.

Vorreiter Deutschland?

Diese Computerfarm alleine hat also den CO2-Fußabdruck einer richtigen Großstadt! Darf man das hinnehmen? Hier könnte Deutschland ein weiteres Mal Vorbild für den Rest der Welt sein. So wie man heute den Kraftwerken in Philippsburg und Moorburg den Garaus macht, so könnte man es vielleicht morgen mit dem Datenzentrum in Frankfurt tun.

Als ersten Schritt könnte man sich allerdings auch einen „sanften“ Eingriff vorstellen. Neben dem „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ könnte ein „Netzwerkklimaschutzgesetz“ verabschiedet werden, welches die Nutzung des Webs nur durch„systemrelevante“ Anwender zulässt. Und was systemrelevant ist, das wird, wie gehabt, durch spezielle NGOs entschieden.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wieso dieses riesige Zentrum genau in Frankfurt gebaut wurde, wo doch der Strom in Deutschland so teuer und flatterhaft ist, und die Bevölkerung so grün und unerbittlich. Die Antwort: der deutsche Cloud-Kunde hat ein besseres Gefühl, wenn seine wichtigen und sensitiven Daten in Computern  gespeichert werden, die auf deutschem Boden stehen.

Das soll mir mal jemand erklären.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.




Klimaschau 5 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

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Klimaschutz und Virenhysterie: Instrumente des kommenden Machtmodells – Teil 1

Zahlreiche Autoren haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir derzeit in den westlichen OECD-Staaten, also in Europa und seinen ehemaligen Siedlerkolonien, eine Erosion des gesellschaftlichen Legitimitätsmodells der Nachkriegsära und die Herausbildung eines neuen, usurpatorischen (nicht legitimen) Herrschaftsmodells beobachten.

Ich betrachte im Folgenden die Eigenschaften des alten Modells, die Ursachen für den Übergang, sowie die Herrschaftstechniken und -probleme des neuen Machtmodells.

Jede urbane Gesellschaft benötigt ein Gewaltmonopol, weil Gesellschaften – anders als Gemeinschaften – mit ihren nicht nur auf persönlichen, sondern auch auf rechtlichen Normen beruhenden, anonymen sozialen Beziehungen zur Prävention von Gewalt darauf angewiesen sind [7]. Die Amtsträger, die dieses Monopol ausüben, neigen stets dazu, es für eigene Zwecke zu missbrauchen und ihre Stellung zu perpetuieren. Dies gilt für alle Staatsformen von den ersten Städten bis zur Demokratie der Nachkriegszeit, wobei die Arten des Missbrauchs um die Hauptthemen des Eigentums und der Gestaltungsmacht variieren. Das Ausmaß dieses Missbrauchs ist die Summe des illegitimen Herrschaftsertrages.

Mißbrauch des Gewaltmonopols ist immer an Eigentumskonzentration gebunden. Im extremsten Fall ist das Eigentum nahezu vollständig in den Händen des Herrschers konzentriert, der in traditionellen Gesellschaften dann den Status eines Gottes erhält. In Gesellschaften mit moderater Eigentumskonzentration ist die Tendenz zum Machtmissbrauch schwächer. Im Übergang vom Absolutismus des 17. und 18. Jahrhunderts zur konstitutionellen Monarchie und zur Republik im 19. Jahrhundert erfolgte eine deutliche Verbreiterung der Eigentumsbasis auf das Bürgertum, der Trägerschicht des neuen Herrschaftsmodells. Daher wurde der Eigentumsbegriff in den bürgerlichen Verfassungen seit 1776, anders als im Sozialismus, der Ideologie der Eigentumslosen, nicht problematisiert.

Die Nachkriegsordnung des Westens hatte folgende wesentliche tragende Strukturen: funktionstüchtige und verlässliche Rechtsstaatlichkeit mit einem historisch fast nie anzutreffenden Ausmaß an Isonomie wie im frühen römischen Prinzipat, repräsentative Demokratie mit einem geringen Ausmaß an Partizipation [5], homogene Bevölkerungsstruktur mit einem kleinen Anteil an Migranten, hohes Maß an innerer Sicherheit, außenpolitische Sicherheitsarchitektur unter der Hegemonie der USA, relativ breite Eigentumsverteilung und Goldbindung der Papierwährung.

Der Anteil der Bürger, die von der Nutzung des eigenen Besitzes lebten – sei es als Händler, Landwirte, Dienstleister oder Industrielle – lag bei etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung. Die überwältigende Mehrheit der unselbstständigen Angestellten arbeiteten in kleinen oder mittleren Betrieben mit einer persönlichen Beziehung zum Unternehmer. Insgesamt war die Legitimität dieser Ordnung bis in die 1970er Jahre hinein überwältigend, auch wenn die marxistische Studentenrevolte seit 1968 das Herrschaftsparadigma infrage zu stellen begann.

Die Voraussetzungen des neuen Herrschaftsmodells

Das heutige, illegitim-usurpatorische Modell hat Voraussetzungen, die in den 1970er Jahren zu finden sind und dann, nach einem langen Vorlauf, Ende der 1990er Jahre voll zu wirken begannen, um sich zum derzeitigen Zustand zu entfalten. Es handelt sich um drei wesentliche Gruppen.

Westmarxismus

Der wichtigste kulturelle Voraussetzung war der Westmarxismus mit zwei Varianten, einer aufklärerisch-idealistischen und einer Heidegger’sch-dekonstruktivistischen. Die erste Variante findet man beispielsweise in der Frankfurter Schule bei Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas sowie bei John Rawls, die zweite vor allem bei Michel Foucault, Jacques Derrida, François Lyotard, Richard Rorty, Paul de Man, oder Judith Butler. Beide Strömungen sind sehr gut untersucht [4, 8] – sogar am Ende seines Lebens von Richard Rorty selbst, der zu merken begann, dass etwas nicht stimmte [9].

Sehr verkürzt gesagt, dient diese Ideologie besonders in der dekonstruktivistischen Ausprägung dazu, dem Westen Selbstbewusstsein und Stolz auf die Errungenschaften der Zivilisation zu nehmen und diese als Geschichte von Unterdrückung und Ausbeutung im Inneren und nach Außen (Kolonialismus) umzudeuten, um so der freiheitlichen Gesellschaft das Substrat zu nehmen und eine kollektivistische Gesellschaftsform zu bahnen [2]. Beide Varianten sind in den 1980er Jahren eine Symbiose mit dem globalen Liberalismus eingegangen, viele der Vertreter beider Ideologien haben dessen Ideen aufgegriffen.

Fiktivwährung

Die Schaffung einer reinen Fiktivwährung war ein weiterer entscheidender ökonomischer Faktor. Als US-Präsident Richard Nixon 1971 die Goldbindung des Dollars, der Weltleitwährung im Bretton-Woods-System, aufhob, entstand schlagartig weltweit in allen bedeutenden Wirtschaftsnationen ein System der ungedeckten Papiergeldwährung – in Kombination mit dem Teilreservesystem der Banken (was bedeutet, dass Banken ein Vielfaches ihres Eigenkapitals als Kredite vergeben und Geld aus dem Nichts schöpfen können). Wie Rothbard [10], Hayek [3] und andere Vertreter der Österreichischen Schule gezeigt haben, führt diese Kombination zu einer unkontrollierten Ausweitung der Geldmenge, chronischer Inflation, massiv verschärften Konjunkturzyklen („boom and bust“), galoppierender Staatsverschuldung mit regelmäßigen Staatsbankrotten und vor allem zu einer radikalen Konzentration des Privateigentums auf einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung.

Es seien hier zumindest kurz die wichtigsten Ursachen der Eigentumskonzentration genannt. Im System der Fiktivwährung mit Teilreserve wird ständig neues Geld geschaffen, und zwar deutlich schneller, als die Realwirtschaft wächst. Dadurch steigen die Preise, und zwar in einem Umfeld zunehmender Rationalisierung und Auslagerung von Arbeit in das Ausland vor allem die Preise für hochwertige Realgüter: Immobilien, Unternehmen, Edelmetalle und -steine sowie Kunstwerke und andere Sammlerstücke – zunächst nicht aber die Preise des alltäglichen Warenkorbes.

Dadurch werden Eigentümer dieser Güter im Verhältnis zu denen, die nur ihr Einkommen haben, automatisch wohlhabender. Außerdem erhalten diejenigen Akteure, die als erstes das frisch erschaffene Geld empfangen, einen höheren Wert als die Letztempfänger – wie Angestellte und Sozialhilfeempfänger. Insbesondere Anleger, die seit den 1970er Jahren am Finanzsektor beteiligt waren, konnten sich durch die Kombination dieser Effekte massiv bereichern. Die Verzinsung ihrer Vermögen war viel höher als die Einkommenszuwächse der abhängigen Angestellten, weshalb sie den überwiegenden Teil des Wirtschaftswachstums der letzten 50 Jahre vereinnahmt haben; ohne Veränderung der fundamentalen Faktoren wird sich dieser Trend weiter beschleunigen [6].

Skaleneffekte, Privatisierung, Globalisierung

Der technische Fortschritt ermöglichte nach dem zweiten Weltkrieg eine schnell fortschreitende Konzentration der Produktionsmittel des Primär- und Sekundärsektors mit Hilfe massiver Skaleneffekte. Der Investitionsbedarf in vielen Branchen wurde so enorm, dass nur noch große Einheiten ihn bewältigen konnten. Gleichzeitig ermöglichten globale Produktion, Vertrieb und Konsum eine bisher nie dagewesene Skalierung von Unternehmensideen und Branchen.

So wurde es beispielsweise möglich, Agrarkonzerne zulasten selbstständiger Landwirte zu schaffen und diese von nicht-vermehrungsfähigem Saatgut großer Biokonzerne abhängig zu machen. Der kleinbürgerliche Einzelhandel wurde weitgehend abgeschafft und durch Handelskonzerne ersetzt, bis hin zum virtualisierten Handel per Internet (wie etwa Amazon oder Zalando). Kleine Pharmaunternehmen gibt es kaum noch; fast alle Branchen sind von diesem Konzentrationstrend betroffen. Gleichzeitig sank der Anteil selbstständig geführter Unternehmen an der volkswirtschaftlichen Leistung, der Anteil der Konzerne daran nahm zu.

Insgesamt hat sich die Wertschöpfung in den letzten 50 Jahren auf deutlich weniger Akteure konzentriert; immer mehr Berufsgruppen werden in das Angestelltenverhältnis gedrängt, neuerdings auch „Trägerberufe der bürgerlichen Gesellschaft“ (John Dewey) wie Ärzte oder Apotheker. Die Haupteigentümer der großen Unternehmen oder der Ketten abhängiger Angestellter oder Franchise-Nehmer sind sehr reiche Familien mit vielfachem Millionen- oder Milliardenvermögen (die oberen 0,5 bis 1 Prozent der globalen Eigentumspyramide).

Durch die Privatisierungspolitik ab den 1980er Jahren wurde Staatseigentum an Infrastruktur, Immobilien und Dienstleistungskonzernen im Wesentlichen direkt dieser kleinen Schicht verkauft, was zu einer weiteren Eigentumskonzentration geführt hat. Die Globalisierung hat ebenfalls dazu beigetragen, Nutznießer waren die Finanzindustrie, die wohlhabenden Eigentumsschichten und die Exportwirtschaft im Westen und in Asien (erst Japan, dann China und andere) sowie die asiatischen Arbeitnehmer. Verlierer sind die Arbeiter und Angestellten im Westen.

Zwischen Papierwährung, Teilreservesystem, technischen Skalierungsmöglichkeiten, Globalisierung und weiteren Faktoren sind zahlreiche sich gegenseitig verstärkende Interaktionseffekte entstanden. Dadurch hat sich das globale Privateigentum in den letzten 50 Jahren derartig konzentriert, dass nun deutlich weniger als 1 Prozent der Weltbevölkerung zwischen 40 und 50 Prozent und die oberen 10 Prozent etwa 85 Prozent des globalen Privateigentums besitzen, wobei das Tempo der Konzentration laufend zunimmt (Global Wealth Report der Crédit Suisse, 2019). Die Konzentration könnte noch deutlich höher sein, was aber sehr schwer abzuschätzen ist.

Literaturhinweise

  1. Hans Herbert von Arnim. Staat ohne Diener: was schert die Politiker das Wohl des Volkes? Rowohlt Verlag GmbH, 2018.
  2. Egon Flaig. Die Niederlage der politischen Vernunft: wie wir die Errungenschaften der Aufklärung verspielen. zu Klampen Verlag GbR, 2017.
  3. Friedrich A. von Hayek. Denationalisation of money: The argument refined. Ludwig von Mises Institute, 2009.
  4. Gertrude Himmelfarb. On looking into the abyss: Untimely thoughts on culture and society. Knopf New York, 1994.
  5. Bernard Manin. The principles of representative government. Cambridge University Press, 1997.
  6. Thomas Piketty. “About capital in the twenty-first century”. In: American Economic Review 105.5 (2015), S. 48–53.
  7. Heinrich Popitz. Phänomene der Macht. Tübingen: Mohr Siebeck, 1992.
  8. Guido Preparata. The Ideology of Tyranny: Bataille, Foucault, and the Postmodern Corruption of Political Dissent. Springer, 2007.
  9. Richard Rorty. Achieving our country: Leftist thought in twentieth-century America. Harvard University Press Cambridge, MA, 1998.
  10. Murray N Rothbard. Man, economy, and state. Ludwig von Mises Institute, 2009
  11. John P. A. Ioannidis: Global perspective of COVID‐19 epidemiology for a full‐cycle pandemic, E J Clin Invest, 10/2020. https://doi.org/10.1111/eci.13423

 




Auf Corona-Krise folgt Klima-Krise: Lauterbachs Plan

Karl Lauterbach macht sich bereits über seine Anschlussverwendung Gedanken, irgendwann wird das Corona-Thema politisch ein lahmer Gaul sein und nicht mehr für große Sprünge taugen. Laut Wikipedia war das Markenzeichen Lauterbachs  lange Zeit die Fliege, die er des Öfteren anstelle einer Krawatte trug. Und insofern ist es nachvollziehbar, dass er ein weiteres mal die Fliege machen möchte.

Und da kommt ihm selbstverständlich das Nächstliegende in den Sinn: Die „Klimakrise“, was auch immer man im Näheren darunter zu verstehen hat. Hauptsache Krise. Wobei die Corona-Krise einen kleinen Nachteil hat: Wenn die Endabrechung kommt, weilen die Verantwortlichen höchstwahrscheinlich noch unter den Lebenden, womöglich sogar in Ihren Ämtern, deshalb sind sie ja so nervös. Sie müssen damit rechnen, mit dem Erfolg oder Misserfolg, Risiken und Nebenwirkungen ihrer Massnahmen konfrontiert und je nach Ausgang sogar zur Verantwortung gezogen zu werden.

Das verhält sich beim Klima praktischerweise anders: Es handelt sich ja bislang um eine hypothetische Katastrophe, die unser Menschengeschlecht irgendwann in ferner Zukunft  heimsuchen soll. Die Erfolgs- respektive Misserfolgskontrolle erfolgt also erst, wenn die Protagonisten betriebssicher tot sind. Politisch ist die Klimakrise somit ein Perpetuum mobile.

Greta & Friends sind auch schon darauf gekommen, da muss Karl der Alarmierte auf den Zug aufspringen, bevor die erste Klasse besetzt ist. Im Interview mit „Die Welt“ vom 27. Dezember  lässt er schon mal wissen:

 „[…] Somit benötigen wir Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, die analog zu den Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der Pandemie-Bekämpfung sind.“

In der Pandemie-Bekämpfung gibt es ja noch viel zu viele Freiräume, deren Beseitigung man virologisch eher schlecht begründen kann. Nehmen wir nur das Autofahren, das eine deutlich gesündere Art der Fortbewegung verspricht als Busse und Bahnen. In der Klimakrise wird deshalb die zweite Stufe des Ausgehverbotes verhängt, das Ausfahrverbot.

Ich könnte mir das als zentralen Punkt eines „Lauterbach-Planes“ vorstellen, genannt nach dem Mann aus der Corona-Hall of Fame und wie geschaffen für den ewigen Lockdown. Alles  unter 1.000 Jahren wäre eine Enttäuschung. Die Vorarbeiten sind ja längst  gemacht, die Ideen für einen Aktionsplan, der diesem großen Namen gerecht wird, muss man nur von der Staude pflücken wie eine reife Banane. Ich meine jetzt nicht den Morgenthau-Plan, der wies zwar in die richtige Richtung, verstand es aber irgendwie nicht, die Menschen „mitzunehmen“. Laut Wikipedia zeichnet Karl Lauterbach für 294 Publikationen und zehn Bücher verantwortlich, er ist somit prädestiniert seinem Schaffen einen weiteren Höhepunkt hinzuzufügen.

Als Erfolgsformel empfehle ich daher eine Wortschöpfung, die ja bereits Karriere gemacht hat: der ökologische Fußabdruck. Der ist umso größer, je mehr Ressourcen ein Land pro Kopf seiner Bewohner verbraucht. Wenn man beispielsweise den Energiekonsum betrachtet, haben die Amerikaner die größten Füße, Europäer und Japaner liegen im Mittelfeld. Die kleinsten Füße haben die Bewohner der Entwicklungsländer.

Doch das soll sich schon lange ändern: Künftig, so wird von Ökos aller Länder und Generationen gefordert, sollen alle Menschen auf der Welt gleich große Füße haben. Das nennt sich „Klimagerechtigkeit“, und schließt sich nahtlos an den 20. Parteitage der KPDSU  aus dem Jahre 1956 unter Nikita Chruschtschow an  („Wiederherstellung der Gerechtigkeit“).

Da der Energieverbrauch eng mit dem Ausstoß von Kohlendioxid zusammenhängt, verlangte beispielsweise Lutz Wicke, der ehemalige Präsident des Umweltbundesamtes: „Das demokratische ‚One man/one vote“-Prinzip wird auf den Klimaschutz übertragen. Das bedeutet zunächst fünf Tonnen Kohlendioxid pro Kopf der Weltbevölkerung. Mit diesem Verteilungsschlüssel erhalten die bevölkerungsreichen Entwicklungsländer Überschuss-Zertifikate, die sie verkaufen können“.

Armut verbessert die Kohlenstoffbilanz!

Das klingt bestechend einfach und äußerst gerecht. Doch drängen sich rasch Fragen auf: Menschen in kalten Ländern müssen heizen und haben deshalb einen viel höheren Energieverbrauch als die Bewohner warmer Regionen. Darf man Sibirien und die Südsee einfach gleichsetzen? Außerdem: Haben die Menschen in einem armen Land demokratischen Zugang zu Wohlstand und Ressourcen oder profitiert nur eine kleine Oberschicht? Denn jeder hinzukommende Mensch am Existenz-Minimum verbessert rein rechnerisch die Kohlenstoff-Bilanz eines Landes. Ist das tatsächlich im Sinne der Erfinder?  In jedem Falle schlägt die Stunde der Bürokraten. Wie man schon an den Absurditäten des Corona-Regimes erkennen kann, werden denen die absurden Einfälle nicht ausgehen.

Die Waren- und Energieströme einer globalisierten Welt entziehen sich ja zunächst mal einfachen Aufrechnungen. Die Ressourcen, die da in den reichen Nationen verbraucht und verfeuert werden, sind ja oft Rohstoffe, auf deren Export die Entwicklungsländer dringend angewiesen sind. Selbst Bananen, werden nicht zu uns gezaubert, sondern kommen mit Schiff und LKW. Verzichten die Europäer zugunsten des Apfels, bleiben die Produzenten in Südamerika oder Afrika auf ihren Bananen sitzen. Umgekehrt mag ein europäischer Pharmaforscher mit seiner Arbeit einen großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen, das Ergebnis – etwa ein neues Medikament (oder ein Impfstoff ) – kommt aber Menschen in aller Welt zugute. Was nun?

Auch das Ende des Ferntourismus wäre für viele arme Länder eine Katastrophe, wie wir gerade beobachten können. Die afrikanischen Nationalparks beispielsweise verdanken ihre Existenz dem Ferntourismus. Fallen diese Einnahmen daraus weg, werden Wilderei und landwirtschaftliche Nutzung in diesen Gebieten sofort wieder zunehmen. Genau wie die vagabundierenden Kapitalströme gibt es auch immer mehr vagabundierende Energie, die sich nicht so ohne Weiteres einem Land zuordnen lässt. Das beste Beispiel ist der Flugverkehr. Nach dem Konzept des ökologischen Fußabdruckes schädigt ein indischer Geschäftsmann, der nach Deutschland fliegt, die Umwelt erheblich weniger als ein Deutscher Geschäftsmann, der nach Indien fliegt.

Wie immer alle gleich und ein paar noch gleicher

So wird der Kohlendioxidausstoß zur absoluten moralischen Leitgröße gemacht, der sich alle anderen gesellschaftlichen Ziele unterzuordnen haben. Es wird vielerorts ernsthaft in Erwägung gezogen, auch Privatpersonen ihr persönliches Kohlendioxid-Kontingent zuzuteilen – Lebensmittelmarken vergleichbar. Die Apologeten der Idee haben bereits Entwürfe für persönliche „Carbon-Cards“ in der Schublade, die jeder Bürger wie eine Geld- oder Kreditkarte etwa beim Tanken oder beim Buchen eines Fluges vorzeigen muss.

Sollen Reisen, Einkaufen und Wohnen demnächst nur noch unter Klimavorbehalt stehen? Der britische Supermarkt-Gigant Tesco hat in vorauseilendem Gehorsam angekündigt, keine Lebensmittel mehr aus weit entfernten Ländern zu importieren, was für Farmer in Kenia oder Bauern in Peru den Ruin bedeuten kann.

Auch in Deutschland werden von Medien schon mal „Klimakommissare“ und dergleichen Polizeikräfte losgeschickt, auf dass sie nach „Klimasünden“ fahnden, seit etlichen Jahren ein wiederkehrender Gag ökologisch bewegter Fernsehredakteure. Ich erinnere mich an eine Szene in einem Supermarkt in Sachsen.

Eine Familie erwirbt dort preiswerte Lebensmittel für vierzig Euro. Doch sie freuen sich zu früh über den günstigen Einkauf. Denn da kommt die Klimakommissarin und kontrolliert ihren Wagen. Spargel, Rindfleisch und Milch gefährden das Weltklima, belehrt sie die verdatterte Familie. „Was gleich ins Auge sticht ist der Spargel,“ erläutert ein Gutachter, „der ist aus Peru, der ist mit dem Flugzeug gekommen.“ Das fahrlässige Einkaufsverhalten entspricht einer CO2-Emission von 37 Kilo, was die Klimakommissarin mit einem Stapel aus 37 Tüten Mehl deutlich macht. Dennoch kommen die Missetäter noch mal ungeschoren davon, denn es sind ja keine echten Polizisten, die den Einkaufswagen kontrollieren, sondern nur Mitarbeiter der Sendung „exakt“ des Mitteldeutschen Rundfunks. Das war vor 15 Jahren, bald sind wir einen Schritt weiter.

Dann hätte der Staat die totale Kontrolle über das Leben des einzelnen Bürgers. Dabei würden – wie immer – alle gleich und ein paar noch gleicher sein. Bekommt ein Kind genauso viel Emissionsrechte wie ein Erwachsener? Ist ein Flug privat oder im Dienste der Allgemeinheit? Darf ein Landarzt mehr Auto fahren als ein Handelsvertreter? Sicher dürfte nur eins sein: Politiker und Bürokraten haben freie Fahrt, sie sind systemrelevant.

Welche Auswüchse die Sache treibt, mag ein Aufsatz verdeutlichen, den die Wissenschaftszeitschrift „Climatic Change“ schon vor 15 Jahren veröffentlichte. Darin ging es um die „externen Treibhaus-Kosten“ eines Neugeborenen. Jedes Baby, so die Forscher, werde Treibhausgase produzieren und damit zum Klimawandel und in der Folge zur Schädigung der Gesellschaft beitragen. Für Industrieländer taxieren sie den Schaden (!) eines neuen Erdenbürgers auf 28.200 Dollar, in einem Entwicklungsland auf 4.400 Dollar. Merke: Klimagerecht sollten also nur noch Kinder unterhalb der Armutsgrenze geboren werden.

Die Einkind-Familie haben wir ja schon. Andererseits hat sich inzwischen eine Bewegung etabliert, die aus Klimagründen ganz auf Kinder verzichten möchte. So berichtet die NZZ:

„Weil sie um die Zukunft des Planeten fürchten, entscheiden sich immer mehr Frauen, auf eigene Kinder zu verzichten. Zwei von ihnen erzählen, warum sie es für verantwortungslos halten, weitere Kinder in die Welt zu setzen“.

In der Tat wäre ein Kinderverbot eine sehr zuverlässige Art und Weise den Kohlendioxid-Ausstoß Deutschlands auf Null zu senken. Und übrigens auch, um das Virus zu besiegen. Egal welches.

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten.