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Klimaschau 14 – die Tagesschau von Sebastian Lüning




Woher kommt der Strom? – Zusätzliches Analysewerkzeug

stromdaten.info

Die Form der bisherigen Analyse wird zwar beibehalten. Das ist der Kontinuität und den Datenquellen Energy-Charts & Agora Energiewende geschuldet. Zusätzlich aber wird manchmal zusätzlich auf stromdaten.info verlinkt, wo die Leser eine weitergehende Analyse vornehmen können. Wie bisher erfolgt das außerhalb der Tagesanalysen auf der Seite Abbildungen & Mehr. Diese sollten Sie unbedingt anklicken. Sie haben dann Einblick und Zugriff auf die wesentlichen Daten der Analysewoche plus die zusätzlichen Analysemöglichkeiten mittels des neuen Analysetools. Nochmaliges Klicken auf die Abbildungen 1 bis 7 ist dann nicht mehr notwendig.

Die Windstromerzeugung der dritten Woche war recht stark (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen & Mehr). Zum Wochenende wurde sie zwar geringer. Der Bedarf fiel – wie immer zum Ende der Woche – ebenfalls. So konnte die konventionelle Stromerzeugung (Abbildung 1) der erneuerbaren im großen Ganzen so folgen, dass die Strompreise bis auf 3 Ausnahmen immer über 30€/MWh (Abbildung 2). Welche europäischen Nachbarn Deutschland den Strom zu welchem Preis abgenommen haben, zeigt Abbildung 3. Dort erkennen Sie auch die drei Tiefpreisphasen. Es war zu viel Strom im Markt. Doch insgesamt war es meines Erachtens dank der geschickten Nachverfolgung der regenerativen Stromerzeugung durch die konventionellen Stromerzeuger eine insgesamt befriedigende Strompreiswoche für Deutschland.

Die Tabelle zur dritten Woche und der daraus generierte Wochenchart mit den Werten der Energy-Charts finden Sie unter Abbildung 4.

Den Stromimport/Export des bisherigen Jahres mit den Charts, die aus den Daten der Energy-Charts erzeugt wurden, liegen unter Abbildung 5 ab.

In der dritten Woche waren es immerhin zwei Tage, an denen eine angenommene Verdoppelung der Wind- und Solarstromerzeugung ausgereicht hätte, um den Strombedarf Deutschlands zu decken. Insgesamt ist wäre das Ergebnis einer solchen Verdoppelung für das bisherige Jahr unbefriedigend. Nur an vier von 24 Tagen hätte der regenerativ erzeugte Strom ausgereicht, um Deutschlands Bedarf zu decken (Abbildung 6).

Selbstverständlich darf der Energierechner (Abbildung 7) nicht fehlen, mit dem der Fortgang der Energiewende (Was bewirkt welches Abschalten? Wie wird der wegfallende Strom ausgeglichen?) eindrucksvoll sichtbar gemacht werden kann.

Die Tagesanalysen

Montag, 18.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,12 Prozent, davon Windstrom 30,81 Prozent, Solarstrom 0,58 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,72 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Zum Wochenanfang setzte sich der Anstieg der Windstromerzeugung fort. Die konventionelle Stromerzeugung konnte der regenerativen gut folgen, so dass das Preisniveau für den Strom, den Deutschland exportierte ordentlich war. Man sieht sehr schön wie die Preise sinken, je mehr regenerativer Strom erzeugt wird. Diese Nachbarn kaufen, verkaufen Strom.

Dienstag, 19.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 53,59 Prozentdavon Windstrom 44,75 Prozent, Solarstrom 0,55 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,29 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Dienstag ist ein windstromstarker Tag. Dieses Niveau wird bis einschließlich Freitagmorgen gehalten, ja sogar noch etwas gesteigert. Die konventionellen Stromerzeuger führen gut nach, die Preisentwicklung ist entsprechend. Über Tag werden über 50€/MWh erzielt. Von Deutschland. Der Handel im Detail. Deutschland importiert heute keinen Strom. Das ist das erste Mal in diesem Jahr.

Mittwoch, 20.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,24 Prozentdavon Windstrom 50,56 Prozent, Solarstrom 2,25 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,43 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute liegen die Preise meistens unter 40€/MWh Strom. Die Stromnachführung der Konventionellen ist nicht mehr ganz passgenau. Ausnahme: Um 17:00 und 18:00 Uhr werden Spitzenpreise erzielt. Bedarf und passgenauer Erzeugung treffen sich. Auch heute wird fast kein Strom importiert.

Donnerstag, 21.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,54 Prozent, davon Windstrom 54,24 Prozent, Solarstrom 2,82 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,47 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Von 0:00 Uhr bis 7:00 Uhr wird der Windstromhöhepunkt der Woche erreicht. Die Konventionellen können/wollen (der Tagesbedarf steht an!) ihre Produktion nicht schnell (genug) drosseln: Der Strompreis fällt gegen Null! Diese Nachbarn profitieren. Schweden und vor allem Dänemark machen einträgliche Preisdifferenzgeschäfte.

Freitag, 22.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,50 Prozent, davon Windstrom 40,12 Prozent, Solarstrom 2,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,98 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Das Ende der starken Windstromerzeugung dieser Woche ist da. Ab 6:00 geht es abwärts. Vorher aber sind die Preise nochmal im Keller. Wahrscheinlich wollen die konventionellen Stromerzeuger eingedenk des bald steigenden Tagesbedarfs ihre Erzeugung nicht weiter absenken. Ein Herunter- und wieder Hochfahren von Kraftwerken käme wahrscheinlich teurer als die Inkaufnahme des geringen Erlöses für den zu viel erzeugten Strom. Die Rechnung geht auf. Ab 8:00 Uhr werden über 50€/MWh Strom gezahlt. Zum Vorabend (17:00 bis 19:00 Uhr) sogar über 60€/MWh. Von diesen Nachbarn. 

Samstag, 23.1.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 32,58 Prozent, davon Windstrom 18,98 Prozent, Sonnenstrom 2,27 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,36 Prozent. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Zum Einstieg ins Wochenende ergibt sich dieses Bild.  Den konventionellen Stromerzeugern gelingt es den ganzen Tag, den Strom ziemlich genau über der Bedarfslinie zu erzeugen. Die regenerative Erzeugung ist schwach, schwach und gut kalkulierbar. Das erleichtert die konventionelle Nachführung. Morgens um 4:00 Uhr erhält Deutschland 38,91€/MWh Strom. Ansonsten immer über 40€/MWh. In der Spitze sogar etwas über 66€/MWh.

Sonntag, 24.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 28,57 Prozent, davon Windstrom 14,29 Prozent, Sonnenstrom 2,38 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,90 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Sonntag ist bedarfsarm, die regenerative Erzeugung wiederum schwach und gleichmäßig. Die konventionelle Stromerzeugung passt. Es wird insgesamt nur wenig, aber immer über Bedarf erzeugt, so dass auch heute keine Stromlücken entstehen, die teuer geschlossen werden müssten. Dementsprechend attraktiv sind die Erlöse für den exportierten Strom. Diese Nachbarn kaufen/verkaufen: Halt, Fehler! Um 18:00 Uhr reicht der erzeugte Pumpspeicherstrom in der Spitze nicht aus, um den Bedarf zu decken. Es entsteht eine Unterdeckung von 289 Megawattstunden (MWh). Die kosten Deutschland 289 x 65€ = 18.785 €.

Immer wieder ist von möglichen – gewollten – Stromabschaltungen im Deutschland der Zukunft die Rede. Die werden sich im Rahmen einer künftigen zuteilungsorientierten Stromversorgung kaum vermeiden lassen. In anderen Ländern ist eine solche Zuteilung offensichtlich bereits gang und gebe.

Leser Andreas Gospodarek schreibt dazu:

Als wir uns vor ca. einem Jahr während unserer Weltreise Kapstadt von Nordosten her näherten, hatten wir eine Unterkunft auf dem Lande. Von der Vermieterin erfuhren wir zu unserer Überraschung, das zwischen 16 und 18 Uhr kein Strom da sei. Dann würde in der Nacht der Strom nochmal für zwei Stunden abgestellt. Kochen sei kein Problem, da ein Gasherd vorhanden sei.

Dieser Umstand von Stromabschaltungen begleitete uns die letzten vier Tage in und um Kapstadt vor unserer Weiterreise. In unserer vorletzten Privatunterkunft ließ ich mich vom Hausherrn genauer aufklären, über das „Wieso“ und das „Wie“ der Stromabschaltungen. Er erzählte mir, dass Südafrika Stromlieferverträge seinen Nachbarn hat und dadurch nicht ausreichend Strom für das Land selbst verfügbar sei. Deshalb werden abwechselnd, mehrmals bis zu drei täglich jeweils zwei Stunden ganze Stadtviertel bzw. Teilnetze von der Stromversorgung getrennt. Für die Verbraucher gibt es sogar extra ein App, in der man nachschauen kann, wann die jeweiligen Stromabschaltzeiten sind. Ich fragte Ihn noch, wie er das dann mit seinen elektrischen Toren und der Alarmanlage – hat jeder etwas Betuchte – macht. Dies Equipment läuft in den Stromausfallzeiten über Akkus, also so eine Art Notstromsystem im Dauereinsatz. Zudem betreiben die meisten Leute Gasherde, damit sie zumindest was die Nahrungszubereitung vom Strom unabhängig sind.

Mir kam zwangsläufig der Gedanke, dass solche Stromabschaltungen durch die „Energiewende“ auch unsere Zukunft sein werden. Mit dem Unterschied, dass Südafrika eine grundlastfähige Stromerzeugung hat und somit die Teilnetzabschaltungen langfristig und genau planen kann. Mit Wind- und Sonnenstromerzeugung wird das kaum möglich sein.

Ein „richtiges“ Stromausfallerlebnis hatten wir in Kapstadt ebenfalls. Wir waren gerade in einer sehr großen Einkaufsmall, als plötzlich die Alarmanlage los ging und die Kunden aufgefordert wurden, alles stehen und liegen zu lassen und den Gebäudekomplex zu verlassen. In dem Augenblick war es nur ein kleines Abenteuer auf der Reise. Trotzdem wurde uns klar, wie abhängig wir vom Strom sind. Es ging bis auf die Notbeleuchtung gar nichts mehr. Man konnte nicht mal mehr bezahlen, weil die Kassen nicht funktionierten.

Als wir dann Corona-bedingt ab März für fünf Monate in Mexiko (im wahrsten Sinne des Wortes am Karibikstrand) gestrandet waren, war es auch dort von Vorteil einen Gasherd in der Ferienwohnung zu haben. Es begann die Hurrikan-Saison und damit gingen ab und zu mehrstündige Stromausfälle einher. So waren der nichtkühlende, abtauende Kühlschrank und das nichtfunktionierende W-LAN unsere einzigen Probleme. In Gebieten, wo es Winter gibt, z.B. in Deutschland, wo fast alles nur mit Strom funktioniert, kann sowas schnell richtig unangenehm werden.

Soweit der Bericht von Andreas Gospodarek. Schreiben Sie mir, wenn Sie Erlebnisse in Sachen „Strom, Stromversorgung“ haben. Wenn es passt, wird auch Ihr Bericht veröffentlicht.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.




Die Temperaturen im Januar 2021 und die Erhöhung der CO2-Emissionen durch Holzverbrennung

 

Ist Holz die neue Kohle ? Der große Ökoschwindel durch Holzverbrennung

Am 14. Januar 2021 hat der Europäische Gerichtshof EUGH die Klage von sechs Klägern aus den Ländern Estland, Rumänien, Irland, Frankreich, Slowakei und USA abgewiesen, die gegen die europäische Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED-Renewable Energy Directive) geklagt hatten. Die Kläger führten in ihrer Klage an, daß die Richtlinie, die die Verbrennung von Holz als  Null-CO2-Technologie aufführt, zur Zerstörung der europäischen und außereuropäischen Wäldern führt, eine zusätzliche CO2-Emission erzeugt und zu hohen Subventionen der Holzverbrennung in den EU-Ländern führt. Das Gericht wies die Klage mit der Begründung ab, den Klägern fehle die Klagebefugnis, da sie nicht individuell von der Politik der EU betroffen seien.
Worum geht es im einzelnen ?
Seit 2009, dem Inkrafttreten der ersten
Europäischen Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED I) ermuntert die EU die Mitgliedsstaaten, Forstliche Biomasse zur Energiegewinnung einzusetzen. In Deutschland entstanden eine Vielzahl von kleinen Biomassekraftwerken (bis 20 MW), die ein Vielfaches des Börsenstrompreises (bis 20 ct/kwh)  vergütet bekamen und sogar einen zusätzlichen Bonus von 6 ct/kwh erhielten , wenn sie „nachwachsende Rohstoffe“ wie Pellets aus Forstbäumen einsetzten.

Mittlerweile werden ein Viertel aller gefällten Bäume in Europa zur Energieerzeugung verbrannt. Der größte Kohlekraftwerksbetreiber in Großbritannien DRAX  stellte seine Kraftwerke auf importierte Holzpellets um und erhält dafür pro Tag eine Subvention von zwei zwei Millionen Pfund. Insgesamt subventioniert Grossbritannien jährlich den Import von Holz zur Verbrennung mit zwei Milliarden Pfund. Holland subventioniert den Einsatz von Holzpellets in ehemaligen Kohlekraftwerken ebenfalls mit Milliardenbeträgen, hat allerdings im Oktober 2020 erklärt, die Subventionen auslaufen zu lassen.
Mittlerweile stammen
60 % der erneuerbaren Energien in Europa aus Biomasse (Holz, Biogas,Biosprit) und davon wiederum stammen 60 % aus Holz aus Wäldern.
Das heißt, mehr als ein Drittel der Erneuerbaren Energien Europas stammt aus der Holzverbrennung.

 Durch Holzverbrennung entsteht mehr CO2
Wie Timothy Searchinger von der Universität Princeton, zusammen mit anderen internationalen Wissenschaftlern, 2018 im Fachblatt Nature Communications („Europe’s renewable energy directive poised to harm global forests“) aufzeigte, emittiert ein Kraftwerk auf der Basis Holz 50 % mehr CO2 als ein Kohlekraftwerk, bezogen auf die gleiche produzierte Strommenge. Im Vergleich zu einem Gaskraftwerk ergeben sich sogar drei mal soviel CO2.
Die EU macht daraus Null, indem sie annimmt, dass ja durch die nachwachsenden Bäume  das CO
2 wieder aufgenommen wird und somit neutralisiert wird. Dies ist aber auf der Zeitachse ein schwerwiegender Irrtum, der 800 Wissenschaftler dazu führte, 2018 die EU aufzufordern, die Richtlinie hinsichtlich der Biomasseverbrennung zu ändern. EU-Kommission und EU-Parlament setzen sich darüber hinweg und hielten auch in der neuen Richtlinie (REDII) von 2018 an der Linie fest : Biomasseverbrennung emittiert kein CO2.
Dabei gab es zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die den auf der Hand liegenden Umstand problematisierten, dass es
Jahrzehnte benötigt um das beim Verbrennen von Holz entstandene CO2  durch nachwachsende Bäume wieder einzufangen. In einer umfassenden Studie bestimmten Wissenschaftler der kanadischen Forstverwaltung um Jerome Laganiere den Zeitpunkt der Parität, also die Zeit, die benötigt wird,um im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk oder einem Gaskraftwerk zu CO2-Verminderungseffekten durch Holzverbrennung zu kommen. Nutzt man 45 Jahre alte Bäume, so benötigt man beim Ersatz eines Kohlekraftwerks 78 bis 100 Jahre, um zu einem Verminderungseffekt zu kommen. Anders ausgedrückt: Fast ein Jahrhundert lang werden durch Holzverbrennung mehr CO2 ausgestossen als durch ein Kohlekraftwerk. Nimmt man 75 Jahre alte Bäume, so ist die Paritätszeit mehr als 100 Jahre. Das wird verursacht durch die höhere Emission bei der Verbrennung und das jahrzehntelange Fehlen des Baumes als CO2-Senke. Bei einem Gaskraftwerk sieht es noch dramatischer aus : Dort liegt die Paritätszeit weit über 100 Jahren, sowohl für 45 Jahre alte Bäume wie für 75 Jahre alte Bäume.
Die Autoren weisen daraufhin, dass diese Relation nur für die langsam wachsenden Wälder der Nordhalbkugel gilt.

Die EU sendet mit ihrer Biomasse-Politik das besorgniserregende Signal an den Rest der Welt, dass das Fällen und Verbrennen von Bäumen in irgendeiner Weise gut für das Klima sei. Länder wie Südkorea, China und Japan folgen bereits dem Beispiel der EU und wechseln von Kohlekraftwerken auf Biomasse – im sehr viel größeren Stil.
Da ja definitionsgemäß Holzverbrennung kein CO2 emittiert, sind Holzkraftwerke in Europa auch von den Kosten der CO2-Zertifikate freigestellt. Und auch für die Erfüllung der CO2-Ziele nach dem Pariser Abkommen sind die gewaltigen CO2-Mengen durch Holzverbrennung, die heute und in Zukunft augestossen werden, nicht existent.
Auch für die Bundesregierung sind diese CO2-Emissionen nicht existent, denn sie fördert in großem Stil den Ersatz von Gasheizungen durch Pelletheizungen.
Soviel zu „Follow the Science“.




„Klimabedingte Naturkatastrophen“: ARD, ZDF und Spiegel folgen kritiklos Darstellung der Lobbyisten

Der politisch-mediale Komplex, der die Länder des Westens regiert, beinhaltet seit über 40 Jahren immer mehr Nichtregierungsorganisationen (NGO), die als Lobbygruppen letztlich nur die Interessen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen bedienen und seit den 80ern immer stärker vom Steuerzahler finanziert werden – ganz offiziell übrigens. Der umverteilenden Politik ist es recht, weil sie sich damit eine eigene Öffentlichkeit konstruieren kann, die medial dann als „Zivilgesellschaft“ bezeichnet wird.

Die in Bonn ansässige NGO Germanwatch („Wir wollen eine starke Lobby für eine nachhaltige Entwicklung sein“) gibt einen Risiko-Index fürs Klima heraus, nach dem Deutschland unter den 20 gefährdetsten Ländern sei – auf Platz 18. Grund: durch Extremwetter verursachte Schäden und auch Todesfälle. Der erfahrene Leser merkt schon: Das riecht nach Versicherungszahlen. Und in der Tat: Der Germanwatch-Index beruht auf Zahlen der Münchener Rückversicherung (Munich Re) und des Internationalen Währungsfonds IWF. Daß im gut durchversicherten Deutschland auch viele Wetterschäden gemeldet und bezahlt werden, liegt auf der Hand. Man fühlt sich an die Corona-Infektionszahlen erinnert, die steigen, wenn mehr getestet wird.

Pikant ist, daß sogar die Lobbyisten gar nicht behaupten, der menschgemachte Klimawandel hätte etwas damit zu tun. Müssen sie aber auch nicht, da „Klimaforscher“ gern behaupten, daß steigende Temperaturen extremes Wetter wahrscheinlicher und intensiver machen. Ob das die Alpenbewohner und die Madrilenen bei den aktuellen Schneemassen dort auch so sehen?

In den 20 Jahren zwischen 2.000 und 2019 seien in Deutschland über 10.000 Menschen am Wetter gestorben, vor allem im Sommer. Man ahnt: Hier werden wie üblich die Hitzschläge bei älteren Patienten instrumentalisiert, die allerdings normal sind. Und selbst wenn es etwas wärmer geworden wäre, 35 oder 36 Grad Celsius am Mittag macht keinen Unterschied. Nichtsdestotrotz sterben im kalten Winter viel mehr Senioren – in Deutschland gibt es winters rund 3.000 Tote am Tag (alle Ursachen), sommers aber nur 2.000.

Der finanzielle Wetterschaden soll im Schnitt über dreieinhalb Milliarden Euro par anno betragen. Peanuts gegen die globalen Schäden in ärmeren Ländern: etwa 500.000 Menschen sollen in den 20 Jahren durch Wetterereignisse getötet worden sein; und der wirtschaftliche Verlust liege bei 2,1 Billionen Euro. An der Spitze der Liste stehen Mosambik und Simbabwe im südlichen Afrika. Der Äquator ist übrigens nicht weit – könnte die Lage der Staaten mit der „Klimagefährdung“ etwas zu tun haben? Außerdem führen die beiden Länder die Liste wegen eines einzigen Zyklons, Idai 2019, der heftige Verwüstungen anrichtete. Ist ein einzelner Wirbelsturm Grund, an einen generellen Klimawandel zu glauben?

Das Argument der immer heftiger werdenden Natur-Wetter-Katastrophen ist übrigens schlicht erfunden – tatsächlich gehen die Zahlen der Ereignisse kontinuierlich nach unten, während die Erntezahlen in vielen südlichen Ländern steigen. Unser Referent James Taylor von Heartland zeigte auf unserer letzten Konferenz in München eindrucksvolle Zahlen.

Björn Lomborg aus Dänemark liefert auf seiner FB-Seite eine schöne Grafik:

Wieso wird die Natur sanfter? Wird sie wahrscheinlich nicht, oder nur phasenweise einige Jahre. Nein, wir Menschen sind der Homo anpassicus und können besser als jede andere Spezies auf dem Planeten mit schwierigen Lebensräumen und extremen Bedingungen klarkommen, weil wir immer bessere Anbaumethoden, Vorhersage-Möglichkeiten, bessere Maschinen, Transportmittel und stabilere Gebäude entwickeln. Dabei haben übrigens die angeblich besonders schuldigen westlichen Staaten die Nase vorn. Man muß es klar sagen: Die Bevölkerungsexplosion in Asien früher und Afrika heute beruht fast nur auf westlicher Technologie und auf Kapitalismus.

Da Germanwatch eine NGO ist, fordern sie natürlich mehr Geld vom Staat zur Unterstützung der stärker betroffenen armen Länder. (Finanziert wird die Organisation übrigens unter anderem von Brot für die Welt der Evangelischen Kirche.) Was mit Hilfszahlungen an NGOs passiert, ist dem geneigten EIKE-Leser nicht unbekannt: Selbst 40% „Verwaltungskosten“, die die Sammler von Spenden und staatlicher Alimentierung einbehalten, gelten noch als seriös. Hilfs- und Schutzorganisationen vor Ort, vor allem, wenn sie groß und nicht wirklich rechenschaftspflichtig sind, kann man als eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für quasi-beruflose Akademiker ansehen, die mit dem Moralargument ein schönes Auskommen haben. Das gilt natürlich nicht für alle; vor allem kleine, personalschwache Vereine, die nachvollziehbar an einzelnen Orten und Brennpunkten helfen, sind unterstützenswert. Aber schauen Sie sich einmal diese Personalliste und die Jobbeschreibungen an.

Die Forderung nach Unterstützung für die Dritte Welt, die unter „unserem“ Klimawandel leide erinnert an den unsäglichen ARD-Film Ökozid, in dem ein Gerichtsprozeß im Jahre 2034 dargestellt wird, der durch eine Klage von klimageschädigten armen Länder gegen Deutschland zustandekommt.

Man kann sich vorstellen, wie Profiteure aus nah und fern eines Tages im Saal sitzen und Behauptungen aufstellen, um an weitere deutsche Steuermilliarden zu kommen. Das ist realistisch – nicht nur im Film ergreift Angela Merkel das Wort für die angeblichen Opfer. Auch auf dem virtuellen Klimagipfel gab die Kanzlerin bereits eine allgemeine Zusage für Unterstützung.

Zum Glück ist die deutsche Presse nicht vollständig auf Kurs der Klimahysteriker in den Lobbyistenbüros. Ein erstaunlicher Artikel kam von der Welt, die schon häufiger Umwelt-Panikmachen als reine Erfindung enttarnte, zum Beispiel die Eiszeit-Hysterie in den 70ern oder das Waldsterben in den 80ern.

So schreibt Axel Bojanowski:

Dabei ist die Weltrangliste der Katastrophen in wesentlichen Teilen geschickte Selbstvermarktung.

Und:

Hier treffen sich die Medien, welche über den „Klima-Risiko-Index“ berichten, und Germanwatch: Sie stellen fälschlicherweise einen Zusammenhang zwischen den dokumentierten Schäden der Wetterkatastrophen und dem Klimawandel her.

Ein Leser von Bojanowski liefert den besten denkbaren Kommentar:

Man überlege, was los wäre, wenn es den Klimawandel plötzlich nicht mehr gäbe. All die Leute, die plötzlich nichts mehr zu verkaufen hätten!

Pikant ist, daß die gescholtene Interessenvertretung Germanwatch recht verschnupft in kürzester Zeit auf die peinliche Aufdeckung der Daten-„Nutzung“ durch Bojanowski reagierte. Fanden die Lobbyisten sogleich jede Menge unangenehme Fragen im Postfach?

Der aggressive Ton der Replik auf den Welt-Artikel zeigt, wie nervös die NGO-Vertreter werden, wenn man ihr Geschäftsmodell zerpflückt. Zitat:

In einem am 26.01.2021 auf welt.de erschienenen Artikel stellt der Journalist Axel Bojanowski eine Reihe von falschen oder teilweise falschen Behauptungen in Bezug auf unseren Klima-Risiko-Index 2021 auf.

Außerdem habe der Kritiker im Sinne „des guten Journalismus“ die Lobbyisten nicht vorab um eine Stellungnahme gebeten. Ob die Welt immer Organisationen oder Personen nach einer kritikwürdigen Publikation um zusätzliche Kommentare bittet, ist mir nicht bekannt. Ist allerdings auch nicht nötig, wenn es nur darum geht, eine einzelne hochoffizielle Veröffentlichung von Lobbyisten zu kommentieren. Anders sähe es aus, wenn das Ergebnis einer längeren Recherche unappetitliche inoffizielle Machenschaften zutage gefördert hätte; dann sollte man in der Tat vor dem Artikel mit Kamera und Notizblock vor der Bürotür stehen.

Und was wäre passiert, wenn Bojanowski vorher angefragt hätte? Wäre nur eine Mail mit einer Verteidigung gekommen; oder hätte man versucht, den Artikel zu verhindern? Unserem Referenten Prof. Nir Shaviv ist ähnliches schon mit Forbes passiert.

Was sagen die Germanwatcher konkret? Vieles. Eine Auswahl:

  1. Daß die Datenbank der Münchener Rückversicherung nicht nur gemeldete Schadensfälle enthalte, sondern auch wissenschaftliche Daten von Diensten, Staaten, der UN usw.  Mag sein, aber daß Deutschland auf Platz 18 der Risikoliste gelandet ist, obwohl in der gemäßigten Klimazone Europas mit kühlen Sommern und milden Wintern kaum Extremwetter auftreten, riecht schon sehr nach Verfügbarkeitsfehler; es gibt hier also schlicht eine höhere Versicherungsdichte als in südlichen Ländern.
  2. Daß der „Globale Klima-Risiko-Index“ keineswegs Informationen zur „Klimaanfälligkeit“ von Ländern biete, sondern nur ein „Teil im Gesamtpuzzle“ darstelle. Eine typische Taktik: Wird man beim Großtun erwischt, behauptet man schnell, man sei ja nur ein kleiner Teil des Systems. Der Name des Indexes hingegen suggeriert – wohl nicht ganz unabsichtlich – aber sehr wohl enorme Wichtigkeit, was von den Massenmedien denn auch so verstanden wurde. Die Einschränkungen des eigenen Konzeptes wurden daher im Kleingedruckten versteckt.
  3. Bojanowski wird vorgeworfen, er habe behauptet, daß Germanwatch GW im Klima-Index Gegenmaßnahmen der ärmeren Länder nicht thematisiere. Stimmt so nicht – er zitiert halt nur andere Quellen dafür als GW. Außerdem werden die Gegenmaßnahmen wieder nur ganz unten/ganz hinten genannt, wie diese Zusammenfassung (nicht) zeigt. Der Ton in den Interviews hört sich anders an: „Eine Reihe von Ländern wie Haiti, die Philippinen oder Pakistan werden mittlerweile so oft von Wetterextremen heimgesucht, dass sie kaum noch in der Lage sind, sich von den einzelnen Katastrophen zu erholen“
  4. Daß Bojanowski darauf verweist, daß Germanwatch zu Zahlungen an vom Klimawandel betroffene Länder aufruft, wird seltsamerweise aufgegriffen, obwohl es gar nicht unstrittig ist. Man erwähnt aber noch einmal, daß man nur fordere, zu was sich die Industrieländer bereits verpflichtet hätten. So deutlich klingt das in den Presse-Interviews aber nicht: „Sie, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, benötigen nun dringend finanzielle und technische Unterstützung, um sich soweit wie möglich an deren Folgen anzupassen“

Via Twitter reagierte Axel Bojanowski auf die Replik des politischen Leiters der NGO.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Klimaschau 13 – die Tagesschau von Sebastian Lüning




Klimaschau 12 – die Tagesschau von Sebastian Lüning




Schmilzt das Eis der Arktis? Die Statistik sagt „nein“

Jeder kennt den Versuch aus Schule und Kneipe: Cola oder Whisky „on the rocks“ ändert das Volumen nicht (bzw. kaum), wenn das Eis darin schmilzt. Das liegt an der Dichte-Anomalie des Wassers, die dazu führt, daß festes Wasser weniger wiegt als ein gleiches Volumen flüssiges Wasser.
Dennoch wird gern behauptet, daß das schmilzende Eis der Arktis den Meeresspiegel erhöhe oder die Eisbären ausrotte. Stimmt alles nicht; das im Sommer teils ordentlich abnehmende Arktiseis nimmt im Winter wieder derart zu, daß die Bären dort auf Robbenjagd gehen können und sich so seit 50 Jahren fleißig vermehren.
Die Facebook-Gruppe Fakten gegen Klimahysterie stellte gerade die Eisbedeckungszahlen von Arktis und Antarktis mit den Daten des Alfred-Wegener-Institutes AWI ins Netz.
Das Ergebnis ist eindeutig:



Nach europäischem Fast-Blackout im Januar: „Die Stromversorgung ist massiv gefährdet“

Mehrere Medien berichteten über den Fast-GAU der europäischen Stromversorgung am 8. Januar 2021. Telepolis/heise.de nahm das Ereignis zum Anlaß für ein bemerkenswertes Interview, publiziert am 21. Januar. 

von Marcus Klöckner

Wie sicher ist eigentlich die Stromversorgung in Deutschland und Europa? Immer wieder sind Meldungen zu vernehmen, wonach es zu einem großflächigen und auch länger andauerndem Stromausfall kommen könne. Erst vor kurzem wurde laut Medienberichten ein größerer Stromausfall in Europa gerade noch verhindert (Europa ist am Blackout vorbeigeschrammt).

Telepolis nahm die Meldungen zum Anlass, ein Interview mit Henrik Paulitz zu führen. Der Leiter der Akademie Bergstraße für Ressourcen-, Demokratie- und Friedensforschung, der sich seit Jahrzehnten mit der Energiepolitik befasst, legt im Interview dar, was die Hintergründe der Warnungen vor einem „Blackout“ sind. Einen Zusammenbruch der Stromversorgung hält Paulitz für alles andere als realitätsfern – die Folgen wären weitreichend, warnt Paulitz.

„Die seit Jahrzehnten versprochenen Langzeitstromspeicher gibt es nicht“

Marcus Klöckner: Herr Paulitz, Deutschland ist ein hochentwickeltes Land. Die ausreichende Versorgung mit Strom ist elementar. Aber seit geraumer Zeit mehren sich Meldungen, wonach es in Deutschland zu einem weitflächigen, länger anhaltenden Zusammenbruch des Stromnetzes kommen könnte. Was ist an diesen Meldungen dran? Worum genau geht es?
Henrik Paulitz: Wenn die aktuellen energiepolitischen Beschlusslagen zum Abschmelzen von Kraftwerkskapazitäten umgesetzt werden, wird es in Deutschland schon in Kürze keine zuverlässige Stromversorgung mehr geben. Die Bevölkerung ist sich weithin völlig im Unklaren darüber, dass nicht nur „ungeplante Blackouts“ drohen, bei denen es laut eines Berichts von 2011 des „Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag“ zu zahllosen Todesopfern kommen kann.
Etwa wenn Menschen in Bahnen und Fahrstühlen dehydrieren, es zu einer deutlich erhöhten Zahl von schweren Verkehrsunfällen kommt, die Wasserinfrastruktur nicht mehr funktioniert, das Risiko von Bränden in Wohn- und Gewerbegebäuden steigt, die Kühlung von lebenswichtigen Medikamenten und Lebensmitteln nicht mehr funktionieren, die Versorgung in Krankenhäusern und Pflegeheimen zusammenbricht, Gewaltkriminalität zunimmt und so weiter und so fort.
Strukturell sehr viel zerstörerischer dürften „geplante Brownouts“ wirken, wenn also die Netzbetreiber Industriebetrieben und Privathaushalten regelmäßig den Strom abschalten müssen, weil die Solar- und Windenergieanlagen nachts und bei Windflaute nur wenig Strom erzeugen. Einen Gesetzentwurf für eine solche Strom-Mangelverwaltung hat das Bundeswirtschaftsministerium unlängst vorgelegt, dann aber wieder zurückgezogen, um ihn zu überarbeiten.
Marcus Klöckner: Sie sagen, dass Kraftwerkskapazitäten abgeschmolzen werden. Aber es sollte doch dann einen Ausgleich geben, so dass die Stromversorgung nicht in Gefahr ist.
Henrik Paulitz: Ja, das sollte man meinen. Der Atomausstieg allein wäre nicht das Problem gewesen. Dieser war immer abgesichert, weil bei Bedarf stets Kohle-, Wasser-, Öl-, Biomasse- und Gaskraftwerke die Stromversorgung sichergestellt haben.
Inzwischen befinden wir uns in akuter Gefahr: Die seit Jahrzehnten versprochenen Langzeitstromspeicher gibt es nicht, unter anderem wegen den großen Wirkungsgradverlusten, also aus technisch-ökonomischen Gründen. Kurzzeitspeicher wie Batterien sind unterm Strich zur Lösung des Problems nicht geeignet. Sonne und Wind benötigen daher einen absolut zuverlässigen konventionellen Backup-Kraftwerkspark. Der aber geht uns nun mit dem Atom- und Kohleausstieg in den nächsten Monaten und Jahren verloren.
Marcus Klöckner: Um welche Größenordnungen geht es eigentlich?
Henrik Paulitz: Deutschland braucht heute mehr als 80 Gigawatt absolut zuverlässige Stromerzeugungsinstallation. Wind und Sonne liefern aber häufig weniger als 10 Gigawatt, gelegentlich sogar nur rund 1 Gigawatt.
Marcus Klöckner: Selbst bei einer angenommenen Verdreifachung der Wind- und Solarkapazitäten bliebe das Problem bestehen.
Henrik Paulitz: Einem Bedarf von 80 Gigawatt stünden auch dann zeitweise weniger als 5 Gigawatt gesicherte Wind- und Solarleistung gegenüber. Und es kommt sogar noch schlimmer.
Marcus Klöckner: Wegen der Elektroautos?
Henrik Paulitz: Ja, denn Millionen Elektroautos sollen weiteren Strom beziehen. Hinzu kommen Ölheizungen, die durch Elektrowärmepumpen ersetzt werden sollen. Dadurch könnte der Leistungsbedarf in den kommenden zehn Jahren auf 120 Gigawatt ansteigen. Zusammen mit Wasser- und Biomassekraftwerken kämen die erneuerbaren Energien insgesamt aber nur auf eine Größenordnung von 17 Gigawatt gesicherte Leistung.
Marcus Klöckner:Das hört sich aber nach einer extremen Unterversorgung an.
Henrik Paulitz: Absolut. Die Stromversorgung ist massiv gefährdet.
Marcus Klöckner: Wären Gaskraftwerke eine Lösung?
Henrik Paulitz: Das war die Empfehlung der Kohlekommission! Nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur bräuchte man allerdings bei einem Atom- und Kohleausstieg bis 2030 rund 75 Gigawatt Gaskraftwerkskapazität, weit mehr als 100 Gaskraftwerksblöcke.
Marcus Klöckner: Es werden doch aber kaum Gaskraftwerke gebaut?
Henrik Paulitz: Richtig. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Durch die EU-Umweltgesetzgebung geraten die bestehenden Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von rund 30 Gigawatt unter Druck, so dass ihnen die Stilllegung droht.
Marcus Klöckner: Wenn es jetzt noch nicht genügend Gaskraftwerke gibt, dürfte es aufgrund der langen Genehmigungszeiten auch nicht so schnell gehen, neue zu bauen.

Henrik Paulitz: Es sind sowohl die Planungs-, Genehmigungs- als auch die Bauzeiten, die Zeit benötigen. Wir reden von vier bis sieben Jahren. Der kritische Jahreswechsel ist aber 2022/2023. Dieser Zug ist also längst abgefahren. Kurzfristig bieten auch Gaskraftwerke keine Lösung.

„Stromlücken“

Marcus Klöckner: Nochmal: Wie real ist es, dass es zu einem Zusammenbruch des Stromnetzes kommen kann?
Henrik Paulitz: Zahlreiche mit der Thematik befasste Institutionen und Fachleute, beispielsweise auch die der Leopoldina, weisen unmissverständlich darauf hin, dass Deutschland wegen der nicht verfügbaren Langzeitspeicher auch weiterhin ein absolut zuverlässiges, konventionelles Backup-Kraftwerkssystem wie im heutigen Umfang benötigt. Selbst der Bundesverband der Solarwirtschaft teilte unlängst mit, dass schon in den kommenden rund zwei Jahren eine Stromlücke von bis zu 30 Gigawatt Leistung droht, was rein rechnerisch der Leistung von mehr als 20 großen Atomkraftwerken oder rund 40 Kohlekraftwerksblöcken entspricht.
2022 gäbe es bereits eine „aufreißende Stromlücke“. Schon 2023 werde der europäische Stromverbund die Stromlücke nicht mehr schließen können. Die Laufzeitverlängerung von Kohlekraftwerken werde dann unausweichlich, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesverbands Solarwirtschaft. Wir werden es also vermutlich schon innerhalb der nächsten drei Jahre deutlich zu spüren bekommen, wie sich eine „StromMangelWirtschaft“ anfühlt, in der nicht mehr genügend Strom erzeugt bzw. importiert werden kann.
Marcus Klöckner: Gab es denn schon mal einen Fall, bei dem es eng wurde?
Henrik Paulitz: Ja. Obwohl wir unlängst noch einen theoretisch „absolut“ zuverlässigen Backup-Kraftwerkspark hatten, wurde es wiederholt schon ziemlich eng. Im Januar 2017 fehlte es sowohl in Frankreich als auch in Süddeutschland an Stromerzeugungskapazitäten, nachdem mehrere Kraftwerksblöcke nicht zur Verfügung standen und die Windenergieanlagen nur wenig Strom erzeugten. Es musste auf Kraftwerke in Nordrhein-Westfalen zurückgegriffen werden.

Dennoch kam es am 18. Januar 2017 in Deutschland zum stundenlangen Verlust der geforderten Netzsicherheit. Der französische Übertragungsnetzbetreiber musste mit mehreren Sondermaßnahmen reagieren, u.a. wurde die Bevölkerung zum Stromsparen aufgerufen.

„Nicht nur ein deutsches Problem“

Marcus Klöckner: Was war im Juni 2019?
Henrik Paulitz: Da gab es drei sehr kritische Tage, das waren der 6., der 12. und der 25. Juni 2019. Das Problem waren extrem wechselhafte Wetterlagen mit Windverhältnissen, die nur schwer prognostizierbar waren. Es kam zu Winden, die plötzlich abflauten. Deshalb standen weniger Stromerzeugungskapazitäten zur Verfügung, als gebraucht wurden.
Am letzten Tag kamen erschwerend möglicherweise noch Spekulationen hinzu. Um das Stromnetz zu stabilisieren, mussten alle Register gezogen werden. Am Ende konnten nur noch gewaltige Stromimporte die Situation retten, sonst wäre es möglicherweise zum Zusammenbruch des europäischen Stromnetzes gekommen.
Marcus Klöckner: Es geht hier also nicht nur um ein deutsches Problem?
Henrik Paulitz: Nein. Am 9. August 2019 waren weite Teile Großbritanniens von einem Stromausfall betroffen. Deutsche Nachrichtenmagazin-Leser erfuhren nur etwas von zwei fehlerhaften Stromgeneratoren. Bei Bloomberg News war zu erfahren, dass eine Gasturbine gleichzeitig mit einem großen Offshore-Windenergiepark ausgefallen war.
Marcus Klöckner: Wie sieht es denn mit der Bundesnetzagentur aus? Was sagt sie?
Henrik Paulitz: Offiziell dementiert das zuständige Bundeswirtschaftsministerium, dass es ein ganz massives und stetig wachsendes Problem mit der Versorgungssicherheit gibt. Gleichzeitig aber muss die dem Wirtschaftsministerium unterstehende Bundesnetzagentur heute schon regelmäßig geplante Kraftwerks-Stilllegungen untersagen, weil auf die Kraftwerke nicht verzichtet werden kann.
Da man nach den nun sehr unmittelbar bevorstehenden Stilllegungen nicht mehr genügend Strom auf zuverlässige Weise erzeugen kann, sollen die Stromkunden auf Strom verzichten: Das Bundeswirtschaftsministerium hatte unlängst den Entwurf für ein „Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz“ vorgelegt, welches kurz auch als „Schlechtes-Strom-Gesetz“ bezeichnet werden könnte, mit dem die Grundarchitektur für eine „StromMangelWirtschaft“ mit ständigen Stromabschaltungen gelegt werden sollte.
Nach Protesten musste das Gesetz vorläufig zurückgezogen werden: Es war öffentlich kaum zu vermitteln, dass die Bürger Elektroautos kaufen sollen, denen dann aber per Gesetz jederzeit der Strom abgeschaltet werden kann.
Wir dürfen auf den neuen Regelungsvorschlag gespannt sein, mit dem der Strom künftig rationiert werden soll. Es könnte auf so genannte marktbasierte Lösungen hinauslaufen, wonach sich dann nur noch Reiche den Strom fürs Elektroautos leisten können. Vermutlich verschiebt man das Problem jetzt bis nach der Bundestagswahl, um keine Wähler zu verschrecken. Es zeichnet sich jetzt schon ab: In der künftigen „StromMangelWirtschaft“ wird es ein Hauen und Stechen um jede Kilowattstunde geben.
Marcus Klöckner: Das heißt: Wir müssen uns in Zukunft demnach auf regelmäßige Stromunterbrechungen einstellen? Eigentlich ein Kennzeichen von Entwicklungsländern.
Henrik Paulitz: Ja, und das soll nun, wie gerade dargelegt, in Deutschland ganz offiziell eingeführt werden.
Marcus Klöckner: Was wäre denn nun, wenn es zu einer Unterdeckung der gesicherten Stromleistung kommt? Was bedeutet das für die Bürger?
Henrik Paulitz: Die Folgen für die Bürger wären desaströs. Großflächige und lang andauernde Stromausfälle kämen einer nicht beherrschbaren nationalen Katastrophe gleich, wie einer Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag zu entnehmen ist.
Eine „StromMangelWirtschaft“ mit ständigen Stromunterbrechungen für Privathaushalte, Gewerbe und Industrie, mit einer Wirtschaft im dauerhaften Stop-and-Go-Modus, also im regelmäßigen Teil-Lockdown, würde den wirtschaftlichen Niedergang und die schon längst eingesetzte schleichende Deindustrialisierung Deutschlands beschleunigen. Welcher Industriebetrieb würde noch in Deutschland investieren?
Das hätte möglicherweise sehr weitreichende Folgen für Wohlstand und Arbeitsplätze, für die Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme und für die Möglichkeit, die Milliardenschulden, die jetzt aufgetürmt werden, zurückzuzahlen.

„Die Energiepolitik bedarf dringend der Korrektur“

Marcus Klöckner: Wie könnten sich Mobilität und Wärmemarkt entwickeln?
Henrik Paulitz: Wenn in den Städten Kohle-Heizkraftwerke stillgelegt werden oder – wegen politischer Widerstände – eine Umstellung der Anlagen auf Erdgas misslingen würde, dann wären Millionen Haushalte ohne Fernwärme, sie wären ohne Raumwärme und Warmwasserversorgung. Wenn Öl- und Gasheizungen verboten werden würden, wie es zum Teil schon beschlossen und zum Teil gefordert wird, dann wären die Bürger gezwungen, auf Elektroheizungen und Elektrowärmepumpen umzusteigen, ohne dass der dafür benötigte Strom zuverlässig bereitgestellt werden kann.
Die Bürger wären vielfach ohne Heizung und Warmwasserversorgung. Wenn wie gefordert Verbrennungsmotoren verboten werden würden und für die propagierten Elektroautos nicht genügend zuverlässiger Strom bereitgestellt werden kann, was der Fall ist, dann steht das teure und hoch-subventionierte Elektroauto die meiste Zeit fahruntüchtig herum und wartet vornehmlich darauf, dass wieder etwas Strom fließt, der dann unter Umständen sehr teuer bezahlt werden muss.
Anders formuliert: Ein motorisierter Individualverkehr wäre dann nur noch in geringfügigem Umfang realisierbar. Er wäre wohl nur noch für Reiche erschwinglich. Wenn dann in der Konsequenz auch noch Bahnen und Busse völlig überfüllt und unzuverlässig wären, weil sie zum Teil von der Stromversorgung abhängig sind, hätte auch das massive Folgen für diese Volkswirtschaft und die von ihr lebende Bevölkerung.
Marcus Klöckner: Sie zeichnen ein düsteres Bild!
Henrik Paulitz: Ja, leider. Ich beschreibe aber eigentlich nur die aktuelle Politik, die uns im Fernsehen mehr und mehr auch von Philosophen angepriesen wird, die uns auf eine solche Mangelwirtschaft einschwören wollen. Dabei habe ich bei diesen Sendungen den Eindruck, dass nicht wirklich zum Mitdenken und zum eigenständigen Reflektieren angeregt werden soll. Vielmehr bekommen wir Ideologie- und Polit-Häppchen serviert, die vielleicht gut klingen, aber wir wissen meist gar nicht, was das in der Wirklichkeit bedeuten würde.
Marcus Klöckner: Können Sie das vielleicht mal konkret machen?
Henrik Paulitz: Es ist aktuell sehr beliebt, über SUVs zu lästern, Plastik und die Industrie zu verteufeln, und leichtfüßig dem Verzicht das Wort zu reden. Wie aber fühlt es sich wohl an, wenn wir kein funktionierendes Verkehrssystem, ständige Stromausfälle und immer weniger Industrie und Arbeitsplätze haben und wenn wir im Winter in der eiskalten Wohnung sitzen?
Marcus Klöckner: Sie befürchten weitreichende volkswirtschaftliche Schäden?
Henrik Paulitz: Insgesamt zeigt sich, dass viele der längst eingeleiteten Maßnahmen dieses Land massiv verändern und den Wohlstand wohl substanziell verringern würden. Und zwar schon morgen. Letztlich steht das ökonomische Überleben Deutschlands und Europas auf dem Spiel.
Nach Einschätzung des Verbands der Familienunternehmer ist die Versorgungssicherheit, also die zuverlässige Versorgung mit Strom und anderer Energie, vermutlich der letzte große Vorteil des europäischen und deutschen Wirtschaftsstandortes gegenüber den globalen Wettbewerbern.
Das bedeutet: Wenn in Deutschland und Teilen Europas in den kommenden Jahren die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet ist, dann wird das massive wirtschaftliche Folgen für Deutschland und für Europa haben.
Marcus Klöckner: Sie haben es schon angesprochen. Die Folgen für unser gesellschaftliches Gefüge wären weitreichend.
Henrik Paulitz: Mit der Mobilität, der Raumwärmeversorgung und vielen Stromanwendungen stünde auf sehr umfassende Weise die Befriedigung von Grundbedürfnissen in Frage. Eine solche Ökonomie des Verzichts wäre auf demokratische Weise auf Dauer nicht durchsetzbar, weil die Menschen das nicht wollen, sobald sie spüren, was das in der Realität bedeutet.
Das heißt: Es müsste zu repressiven, totalitären staatlichen Strukturen kommen, die mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung unvereinbar sind. Die Deutsche Bank Research spricht bereits von Öko-Diktatur. Nicht zuletzt wäre auch die innere und äußere Sicherheit massiv gefährdet. Eine solche Entwicklung kann sich eigentlich niemand wünschen.
Marcus Klöckner: Wie erklären Sie sich, dass wir in dieser Situation sind? Was genau hat die Politik falsch gemacht?
Henrik Paulitz: Man hat sich in Deutschland zu lange darauf verlassen, dass die seit Jahrzehnten angekündigten Langzeitspeicher nicht nur versprochen, sondern auch geliefert werden. Heute sehen wir, dass das nicht der Fall ist und dass sich das auf absehbare Zeit technisch wie auch ökonomisch als äußerst schwierig darstellt.
Die Konzeption der Energiewende, wie sie in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren propagiert wurde, ist daher nicht realisierbar. Die Energiepolitik bedarf dringend der Korrektur, und zwar sehr kurzfristig, weil sich zeigt, dass ein Verlust des konventionellen Kraftwerksparks nicht zu verantworten wäre.
Marcus Klöckner: Rechnen Sie mit einer Korrektur der Energiepolitik?
Henrik Paulitz: Das ist schwer zu beurteilen. Die Probleme bestehen darin, dass sich viele Akteure ideologisch sehr festgelegt haben, dass eine kritische Rationalität bei der Beurteilung von technischen und ökonomischen Fragen mehr und mehr blinden Glaubensbekenntnissen gewichen ist und dass jährlich auch sehr viele Milliarden in diesem Bereich fließen, was Strukturen zementiert, so dass ein Umsteuern schwierig werden dürfte.
Andererseits nimmt der Realitätsdruck mit den anstehenden Kraftwerks-Stilllegungen ganz drastisch zu. Das Problem ist einfach nicht mehr wegzudiskutieren. Die Versorgungssicherheit wird daher vermutlich bald schon zu einem, wenn nicht zu dem beherrschenden Thema der Politik.
Marcus Klöckner: Was müsste aus Ihrer Sicht nun getan werden?
Henrik Paulitz: Bei nüchterner Betrachtung gibt es praktisch keine ernsthaft vertretbaren Handlungs-Alternativen mehr, da selbst die Erneuerbare-Energien-Branche sich in den vergangenen Jahren nicht für den Erhalt bzw. für die Gestaltung eines Backup-Kraftwerksparks eingesetzt hat, den sie aber doch so dringend benötigt, sondern stets nur meinte, mit immer mehr Wind- und Solarenergieanlagen alles lösen zu können.
So wurden zuletzt auch die Empfehlungen der so genannten Kohlekommission sträflich missachtet, wonach bei einem Atom- und Kohleausstieg – als einzig mögliche Lösung – sehr schnell Gaskraftwerke in großer Zahl hätten gebaut werden müssen. Die bittere Realität ist nun, wenn man zunächst nur die kommenden Monate und Jahre in den Blick nimmt: Entweder lässt man bestehende Kraftwerke weiter am Netz oder dieses Land versinkt im Chaos einer „StromMangelWirtschaft“.



Woher kommt der Strom? Eine zweigeteilte Woche

2. Woche 2021

Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen & Mehr

Abbildung 1

Dahinter steckt eine Meisterleistung der Ingenieure und Techniker, der Kraftwerksmeister, die das auf und ab der Windstromerzeugung nahezu perfekt nachbilden können. Nur einmal ist zu viel Strom im Markt; der Preis fällt in der Nacht von Sonntag auf Montag auf gut 15€/MWh. Zu Beginn des Mittwochs beträgt die regenerative Stromerzeugung noch über 40 GW. Um 12 Uhr mittags sind es nur noch gut 15 GW, die regenerativ erzeugt werden. Dass sich mit diesem gewaltigen Absturz der erneuerbaren Stromproduktion eine Strom-Versorgungslücke ergibt, ist fast selbstverständlich. Das Hochfahren der konventionellen Produktion braucht seine Zeit. Deshalb fallen für den Importstrom Preise bis zu über 100€/MWh (17:00 Uhr) an. Am Donnerstag fallen nochmals so hohe Preise an. Diesmal profitiert Deutschland. Der Saldo Im-, Export ist manchmal gerade noch positiv. So wird Gewinn eingefahren.

Ab Mittwochmittag verbleibt die regenerative Stromerzeugung für den Rest der Woche auf niedrigem Niveau. Den Beitrag, den die Steinkohleverstromung zur Deckung des Bedarfs liefert, liegt zum Beispiel am Donnerstag um 9:00 Uhr bei knapp 12 GW. Gasstrom liefert knapp 20 GW. Das sind übliche Werte. Es hat den Anschein, dass Moorburg und die weiteren stillgelegten Steinkohlekraftwerke durch die Aktivierung anderer Steinkohlekraftwerke ersetzt wurden (Abbildung 2). Abbildung 3 liefert detaillierte Aussagen zum Strom-Im- und Export der zweiten Woche.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts finden Sie unter Abbildung 4. Dort liegt auch der aus dieser Tabelle generierte Chart der zweiten Woche 2021 ab.

Bei der angenommenen Verdoppelung der Wind- und Solarstromerzeugung fällt auf, dass diese lediglich an 2 Tagen der bisher analysierten 17 Tage ausgereicht hätte, um den Strombedarf Deutschlands zumindest im Tagesdurchschnitt zu decken (Abbildung 5). Gut 10 TWh zusätzlich benötigter Strom stehen 0,34 TWh überschüssiger Strom gegenüber. Für 17 Tage. Ein erschütterndes Ergebnis für die angenommene Verdoppelung. Erst bei einer angenommenen Verfünffachung reicht der Strom an zehn Tagen. An diesen 10 Tagen würde eine erhebliche Überproduktion von insgesamt mehr als 12 TWh anfallen. Der stünden nur gut 3 TWh zusätzlich benötigter Strom für die restlichen sieben Tage gegenüber. Diese 3 TWh würden ziemlich genau übrigbleiben, wenn die 12 TWh Überschuss in Wasserstoff gespeichert und per Brennstoffzelle wieder in Strom gewandelt würden. Zur Erinnerung. Damit das auch so funktioniert müsste die fünffache Menge Strom mittels Wind- und Solarenergie gewonnen werden. Was mindestens fünfmal so viel installierte Leistung in diesen Bereichen nötig machen würde wie heute. Plus Elektrolyseanlagen, plus Wasserstoffspeicher, plus Brennstoffzellen in erheblichem Umfang. Ein weiterer Netzausbau, der der nun komplett dezentralisierten Stromerzeugung gerecht wird, ist ebenso notwendig wie die Digitalisierung des Stromnetzes inkl. Smartmeter für jeden Stromkunden, ein digitales Stromnetz, welches über Wechselrichter die Netzstabilität gewährleisten soll. Dass es dabei zu großflächigen Strom-Abschaltungen/Stromzuteilungen kommen kann, ist Bestandteil der Energiewende in der Endphase. Große Schwungmassen in Großkraftwerken, welche die Netzfrequenz konstant bei 50 Hertz halten, gibt es nicht mehr.

Mit dem Energierechner unter Abbildung 6 können Sie den Weg zur Endphase der Energiewende nachzeichnen. Die Auswirkungen des (Teil-) Wegfalls diverser konventioneller Energieträger in den nächsten Jahren, und die deshalb notwendigen Maßnahmen können Sie mit dem Rechner durchspielen.

Brandaktuell

Die Seite mit den Strom-Analysetools http://www.stromdaten.info ist ab sofort online.

Die Tagesanalysen

Montag, 11.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,28 Prozent, davon Windstrom 38,51 Prozent, Solarstrom 1,15 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,62 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung zieht über den Montag kontinuierlich an. Solarstrom wird erzeugt, spielt aber für die Gesamtstromerzeugung kaum eine Rolle. Die konventionelle Stromerzeugung führt gut nach. Spitzenbedarf kann von Pumpspeicherstrom = konventioneller Strom gedeckt werden. Die Preise für den Exportstrom sind insgesamt auskömmlich und werden von diesen Nachbarn bezahlt. Schweden, Dänemark und Polen exportieren Strom nach Deutschland. Tschechin verkauft am Morgen den Strom günstig, um ihn über Tag teuer zurückzukaufen. Verkalkuliert, oder?

Dienstag, 12.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 50,86 Prozentdavon Windstrom 41,71 Prozent, Solarstrom 0,57 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,57 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die Windstromerzeugung ihren Peak. Sie sinkt dann leicht ab, um auf dann auf dem Niveau um die 40% der Gesamtstromerzeugung zu verbleiben. Die konventionelle Stromerzeugung wird der regenerativen wieder gut angepasst, so dass über Tag erquickliche Exportpreise von Deutschland erzielt werden. Die Nachbarn kaufen/verkaufen Strom.

Mittwoch, 13.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,59 Prozentdavon Windstrom 46,70 Prozent, Solarstrom 1,65 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,24 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Noch ein recht starker Windtag. Konventionell wird wieder gut nachgeführt. Die Preise liegen von 6:00 bis 22:00 fast ausnahmslos (Ausnahme 14:00 Uhr) über 40€/MWh. In der Spitze um 8:00 Uhr sogar über 56€/MWh. Über Mittag lassen die Preise dann etwas nach. Das liegt an Sonnenstromerzeugung, die wohl unerwartet hoch ist und etwas Überangebot im Markt verursacht. Der Stromhandel sieht so aus.

Donnerstag, 14.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 32,30 Prozent, davon Windstrom 21,74 Prozent, Solarstrom 0,62 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,94 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der massive Rückgang der Windstromerzeugung führt heute ab etwa 11:00 Uhr zu einer Strom-Versorgungslücke. Die konventionellen Kraftwerke bullern kräftig. Der zur Deckung der erwarteten Lücke bereitgestellte Pumpspeicherstrom reicht dann allerdings nicht aus, um die Lücke zu schließen. Der notwendige Importstrom liegt in der Spitze mit um die 100€/MWh im hochpreisigen Bereich. Diese Nachbarn profitieren.

Freitag, 15.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 22,78 Prozent, davon Windstrom 10,76 Prozent, Solarstrom 1,90 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,13 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Ein feiner Freitag für den Stromexport. Deutschland produziert nahezu passgenau den konventionellen Strom mit teilweise über 60 GW fast in Rekordmengen. Dementsprechend hoch sind die Preise, die den ganzen Tag erzielt werden. Sie lieg den ganzen Tag immer über 46€/MWh. In der Spitze sogar bei 99,5€/MWh. Diese Nachbarn zahlen/verdienen trotzdem.

Samstag, 16.1.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 24,31 Prozent, davon Windstrom 11,81 Prozent, Sonnenstrom 1,39 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,11 Prozent. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Das Preisniveau ist auch am heutigen Samstag hoch. Die Konventionellen führen so gut nach, dass es kaum zu einem Überangebot im Markt kommt. Da ab 10:00 Uhr die regenerative Stromerzeugung etwas – und nicht nur wegen der Solarenergie – anzieht, kommt es von 11:00 bis 16.00 Uhr zu einem Preisrückgang auf hohem Niveau. Wird diese Volatilität zu Preisdifferenzgeschäften genutzt? Ja, von Dänemark.

Sonntag, 17.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 23,85 Prozent, davon Windstrom 10,77 Prozent, Sonnenstrom 1,54 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,54 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wochenende. Wenig Bedarf. Deshalb reicht konventionelle Stromerzeugung von um die 50 GW aus. Die erneuerbaren Energieträger Wind- und Solarkraft bleiben den ganzen Tag über schwach. Sie liefern nur etwa 12 Prozent des Gesamtstrombedarfs. Deutschland exportiert  per Saldo den ganzen Tag überschüssigen Strom zu diesen Preisen an diese Nachbarn.

Peter Hager aus Lauf in Franken liefert eine feine Analyse zur E-Mobilität des Jahres 2020:

Die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) für 2020 (VJ-Zeitraum in Klammern).

Gesamtzulassungen 1-12/2020: 2.917.678 (3.607.258): – 20%

Anmerkungen zum Jahr 2020:

Die Einschätzung von KBA-Präsident Damm „Die E-Mobilität ist in der Mitte der mobilen Gesellschaft angekommen. Positive Nutzererfahrungen, verlässliche Technologien und ein wachsendes Angebot erleichtern den Umstieg in die E-Mobilität.“ kann ich nur bedingt teilen.

Es sind vor allem die massiven Subventionen plus nochmalige Erhöhung der Kaufprämie durch den Bund (z.B. bei E-PKW: 6.000 statt 3.000 €)

plus

  • zehnjährige Kfz-Steuerbefreiung
  • geringerer geldwerter Vorteil bei Dienstwagen
  • Bezuschussung von privaten Ladestationen
  • individuelle Zuschüsse von Bundesländern, Kommunen oder Energieversorgungsunternehmen

die besonders stimulierend auf den Absatz wirkten.

Weitere Wachstumsfaktoren waren die deutlich erweiterte Modellpalette der Hersteller sowie die befristete Reduzierung der Mehrwertsteuer auf 16% im zweiten Halbjahr.

Hybrid-PKW sind vornehmlich Fahrzeuge ab Mittelklasse bei diesen Marken der deutschen Premiumhersteller:

  • Audi (1 unverändert),
  • Mercedes (von 3 auf 2)
  • BMW (von 4 auf 3)

liegen jetzt vorne.

  • Verlierer ist Toyota (von 2 auf 4)
  • Ford und VW mit sehr hohen Zuwächsen

Elektro-PKW

Neuzulassungen bei reinen Elektro-PKW sind überwiegend Klein- und Mittelklassewagen, zunehmend auch kleine SUV, nennenswerte Ausnahme ist Audi mit dem E-Tron

Bei diesen Marken:

  • VW ist der große Gewinner (von 4 auf 1),
  • gefolgt von Renault (Platz 2 wie bisher) und Tesla (von 1 auf 3)
  • Großer Verlierer ist der deutsche E-Autopionier BMW (von 3 auf 6)
  • Opel, Škoda und Peugeot mit sehr hohen Zuwächsen

Hybrid-PKW: 527.864 (239.250): + 220%

  • Audi: 20,1% (37%)
  • Mercedes: 15,3% (15,3%)
  • BMW: 12% (5,8%)
  • Toyota: 8,6% (19,9%)
  • Ford: 6,3% (0,8%)

Elektro-PKW: 194.163 (63.281): + 307%

  • VW: 23,8% (13%), mit 5 Modellen
  • Renault: 16,2% (14,9%), mit 2 Modellen
  • Tesla: 8,6% (16,9%), mit 3 Modellen
  • Smart: 8,3% (12,1%), mit 2 Modellen
  • Hyundai: 8,2% (8%), mit 2 Modellen

Die beliebtesten zehn E-Modelle in 12/2020 (Gesamt: 43.671)

  • VW ID3: 7.144
  • Renault ZOE: 5.349
  • Tesla Model 3: 3.293
  • Hyundai Kona: 2.995
  • VW ID4: 2.306
  • VW Up: 2.196
  • Smart FourTwo: 2.120
  • VW Golf: 1.652
  • Mazda MX-30: 1.509
  • Opel Corsa: 1.299

Meine Einschätzung für 2021:

Auch 2021 dürfte das prozentual starke Wachstum bei Hybrid- und Elektro-PKW anhalten. Gründe:

  • viele Subventionen (u.a. erhöhte Kaufprämie bis 2025, Kfz-Steuerbefreiung) laufen weiter
  • + Betrieb von PKW mit Verbrennungsmotoren wird teurer: Erhöhung der Kfz-Steuer ab 115 g CO2 / km
  • Einführung der CO2-Abgabe auf Benzin (+ 7 Ct / l) und Diesel (+ 8 Ct / l) mit jährlicher Erhöhung
  • weiter verschärfte Abgaswerte von 95 g CO2 / km für Neuwagen in der EU: um Strafzahlungen möglichst zu vermeiden bieten immer mehr Hersteller Modelle mit E-Antrieb an, z. T. mit sehr attraktiven Konditionen

Bei den E-PKW dürfte Tesla – der große Liebling der E-Mobilisten – weiter an Marktanteilen verlieren, da immer mehr Anbieter Modelle im Kleinwagenbereich und bei kleinen SUV anbieten (in beiden Segmenten hat Tesla kein Modell)

Bei Tichys Einblick gibt es einen sehr guten Artikel von Helmut Becker, der den Hype ums „Steckdosenauto“ geraderückt:

Lesen Sie unter Abbildung 7 auch die Ausführungen von Peter Hager zur E-Mobilität in Norwegen.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

 




Klimaschau 11 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

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Klimaschau 10 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

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Woher kommt der Strom? Zwangs-Ladepausen für Elektroautos

(Abbildung, bitte anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und MEHR.)

1. Woche 2021

Daß solche Überlegungen bereits lange in den Köpfen der Energiewender herumspuken, wurde in dieser Kolumne bereits häufig unter dem Stichwort „Stromzuteilung“ angedeutet. Dass auch Wärmepumpen, die Heizungen von Morgen, darunter fallen wundert ebenfalls nicht. Es ist besser, wenn die Bürger im Kalten sitzen, der großflächige Blackout aber vermieden wird. Das wäre der Energiewende-Gau. Das Ganze nennt sich Güterabwägung.

Wetterlagen, wie in der ersten Woche des neuen Jahres 2021, sind bestens geeignet, die Notwendigkeit von gewollten Stromabschaltungen, sogenannten „Brownout“ darzustellen. Nur mal angenommen, der Strom aus Kernkraft plus Strom aus Stein- und Braunkohle wäre heute nicht verfügbar: Die deutsche Stromversorgung hinge am Fliegenfänger (Abbildung 1, die unteren drei Horizontalbalken fallen weg.). 35 GW würden diese Woche in den meisten Tagesstunden fehlen. 35 GW von 73 GW in der Spitze. Selbstverständlich kommen jetzt die Rechenkünstler der Energiewende, die vom Speichern, Importen und Gaskraftwerken fabulieren. Nein, die realistische Folgerung werden Stromabschaltungen, Stromzuteilungen sein. Geprobt wird bereits im Bereich Corona. Grundrechte für Geimpfte wurden von Minister Heiko Maas ins Spiel gebracht (Abbildung 2). Strom zuerst für staatskonforme, systemrelevante Bürger könnte, wird die Zukunft der Stromversorgung in Deutschland sein.

Es war eine fast viertägige Dunkelflaute (Abbildung 3), die das Stromjahr 2021 eröffnete. Solarstrom ging gegen Null (unter 1% an der Gesamtstromversorgung). Windstrom trug an allen sieben Tagen! der ersten Woche ebenfalls nur weit unter Durchschnitt zur Stromversorgung Deutschlands bei. Nur Biomasse und Laufwasserkraftwerke erzeugten verlässlich um die 10% des benötigten Stroms. Würden diese herkömmlichen Technologien nicht zu den Erneuerbaren gezählt, sähe es noch viel schlechter in Sachen Energiewende aus.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart spiegeln die erste Woche im Überblick (Abbildung 4). Die konventionelle Stromerzeugung wird detaillierter dargestellt. Der im Chart dunkelgelbe Balken mit der Summe „Erneuerbare“, der rote Balken mit der Summe „Konventionelle“, diese Balken sind jeweils schwarz umrandet, so dass der Vergleich leichter in´ s Auge fällt.

Die Strompreise (Abbildung 5) waren dank der fast immer passenden, guten Nachführung der konventionellen Stromerzeugung für Deutschland meistens (sehr) auskömmlich. Wenn mal etwas Strom fehlte: Deutschland zahlte satte Preise! Wie fast immer in diesen Fällen. Insgesamt aber war der Ertrag in der ersten Woche für Deutschlands konventionelle Stromerzeuger gut. Das – es muss einfach noch mal gesagt werden – vor allem daran lag, dass die regenerative Stromerzeugung mittels Wind- und Solarenergie schwach und wenig volatil war. So wird das Nachführen erheblich einfacher. Die im Markt befindliche Strommenge ´passt`. Der Überschuss kann zu guten Preisen veräußert werden.

Abbildung 6 zeigt genau, wann Deutschland Strom per Saldo importieren musste. Es war in der Tat nur sehr wenig. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass nach Wegfall der Stromerzeugung des Kohlekraftwerks Moorburg und anderen Steinkohlekraftwerken praktisch jede Stunde der Woche (Kohle-) Strom aus Polen (schwarze Balken) importiert wird. Besteht da womöglich ein Zusammenhang? Ich behaupte, dass das genauso ist. Wundern wir uns? Nein, natürlich nicht. Deutschland schaltet ab, Deutschland importiert den regional fehlenden Strom aus großen Kohle- und Kernwerken. Deutschland ist Energiewendeland mit Vorbildcharakter für die Welt. Ironie aus!

Der Vollständigkeit halber, die Charts mit dem Ex-, Import der 1. Woche (Abbildung 7). Selbstverständlich darf die angenommene Verdoppelung von Wind- und Solarstrom nicht fehlen (Abbildung 8). An einem Tag der ersten Woche hätte diese angenommene Verdoppelung ausgereicht den Strombedarf Deutschland mit 0,25 TWh Überschuss zu decken. An den anderen Tagen hätte Strom hinzuerzeugt werden müssen. Womöglich in Polen, in Frankreich? Nein, natürlich aus Wasserstoff, oder? In diesem Zusammenhang der Hinweis auf die Webseite stromdaten.info, die diesen Monat freigeschaltet wird und vielfältige Simulationen in Sachen „Wasserstoffspeicher“ ermöglicht. Was die bayerischen Landtagsgrünen in Sachen Wasserstoff denken, hat Peter Hager aus Lauf, Frankenland dankenswerterweise untersucht (Abbildung 9).

Die Tagesanalysen

Montag, 4.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,09 Prozent, davon Windstrom 26,49 Prozent, Solarstrom 0,66 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,93 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der erste Tag der Woche zeichnet sich durch eine außerordentliche Gleichmäßigkeit der regenerativen Stromerzeugung aus. Das macht es den konventionellen Stromerzeugern relativ einfach den fehlenden Strom hinzu zu produzieren. Den ausgleichenden Part in der Feinabstimmung übernehmen immer die Pumpspeicherkraftwerke. Der Preis, der von Deutschland zwischen 7:00 Uhr bis 19:00 erzielt wird, liegt immer über 50€/MWh. In der Vorabendzeit sogar über 60€/MWh. Das ist zufriedenstellend. Diese Nachbarn kaufen, verkaufen den Strom. Deutschland muss Strom zukaufen. Wohl um regionalen Bedarf zu decken. Hauptsächlich von Dänemark, von Polen, von Schweden. Der dänische Strom ist sehr oft nur „durchgeleiteter“ aus Norwegen Schweden. Mehr dazu nach den Tagesanalysen.

Dienstag, 5.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 33,96 Prozentdavon Windstrom 23,90 Prozent, Solarstrom 0,63 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,43 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Dienstag ist ebenfalls ein ruhiger Tag für die konventionellen Stromerzeuger. Ein Viertel des benötigten Stroms wird gleichmäßig über den Tag verteilt regenerativ erzeugt. Den Rest machen die Konventionellen.  Der Preisverlauf ähnelt dem gestern. Deutschland macht gute Geschäfte. Polen verkauft den ganzen Tag Strom an Deutschland. Die Schweiz, Österreich machen kleine, aber feine Preisdifferenzgeschäfte.

Mittwoch, 6.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 26,35 Prozentdavon Windstrom 15,54 Prozent, Solarstrom 0,68 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,14 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der erste Tag der fast 4-tägigen Dunkelflaute, in der Wind- und Solarstrom an einem Tag weniger als 17%, an 3 Tagen sogar weniger als 11% des Stroms auf die Bedarfs-Waage bringen. Die Konventionellen haben keine Probleme nachzuführen. Lediglich kurz nach Mittag wird es knapp. Es entsteht aber keine Lücke, so dass den ganzen Tag gute Geschäfte getätigt werden. Auch heute ist Polen dabei. Es verkauft seinen Strom teuer an Deutschland. Es dürfte wohl Kohlestrom sein. Das trübt den Tag ein wenig, oder? Die cleveren Schweizer, die ausgefuchsten Österreicher machen gute Preisdifferenzgeschäfte. Glücklich ist das Land, was naturbedingt viel Strom-Speicher hat.

Donnerstag, 7.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 20,81 Prozent, davon Windstrom 10,07 Prozent, Solarstrom 0,67 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,07 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der zweite Tag der Dunkelflaute hat in der Nachführung durch die Konventionellen einen kleinen Schönheitsfehler. Von 15:00 bis 17:00 Uhr reicht der Pumpspeicherstrom nicht. Eine, gleichwohl teure Stromlücke entsteht. Wer profitiert?

Freitag, 8.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 19,87 Prozent, davon Windstrom 8,61 Prozent, Solarstrom 0,66 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,6o Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Still ruht die See. Auch an Land weht kaum Wind. Sonnenstrom: Fehlanzeige. Die Konventionellen erzeugen Strom auf Kante. Meist reicht es. Einige Stunden aber nicht. Die Lücke wird mit Preisen um die 96€/MWh geschlossen. Diese Nachbarn kaufen/verkaufen Strom. Preisdifferenzen nutzt Österreich aus.

Samstag, 9.1.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 17,91 Prozent, davon Windstrom 5,22 Prozent, Sonnenstrom 1,49 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,19 Prozent. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Wochenende. Wenig Bedarf macht wieder ein gutes Nachführen zur praktisch nicht vorhandenen Stromerzeugung mittels Wind- und Solarenergie möglich. Die konventionellen Stromerzeuger müssen ihre Möglichkeiten nicht komplett ausreizen. Es reicht den ganzen Tag. Deutschland verdient per Saldo durchgängig gutes Geld. Mit diesen Nachbarn wird gehandelt. Gutes Geld, wie an allen Tagen der Woche.

Sonntag, 10.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 31,34 Prozent, davon Windstrom 17,91 Prozent, Sonnenstrom 2,24 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,19 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Dunkelflaute neigt sich dem Ende zu. Die Konventionellen wissen bereits, dass es nächste Woche mit Wind- und Solarstrom bergauf gehen wird. Am heutigen Sonntag wird der Anfang gemacht. Die Strompreise, die von Deutschland erzielt werden, sind auskömmlich. Es war eine gute Woche für die konventionellen Stromerzeuger. Wer kauft, wer verkauft Strom?

Strom-Import aus Dänemark, so schreibt unser Leser Dipl.-Ing. Jørgen Sørensen, Däne, wohnhaft in Flensburg, hat fast ausschließlich seinen Ursprung in Norwegen*. Die dänischen Kraftwerke sind überwiegend KWK-Anlagen, die vielfach mit Stroh und Holzhackschnitzel betrieben werden und kaum zu konkurrenzfähigen Preisen den Strom in Richtung Deutschland vermarkten könnten.

Dass der Strom den Dänemark selbst benötigt oder exportiert, überwiegend aus norwegischer Wasserkraft oder schwedischer Kernkraft kommt, kann man auch am momentanen CO2 -Ausstoß ablesen, der heute Morgen nur 74g/kWh betrug.

Interessant ist auch, dass Dänemark bei hohem Windaufkommen regelmäßig Strom aus Deutschland bezieht, obwohl man selbst einen Windüberschuss hat. Das kann daran liegen, dass der Strom weiter in Richtung Norwegen geleitet wird, die so Wasser sparen, aber auch daran, dass niedrige Strompreise es wirtschaftlich erscheinen lassen dänische WKA abzuschalten, wenn der Strom z.B. mit negativen Preisen bezogen werden kann.

Beim Blick auf die Karte heute Morgen war zu sehen, dass Schleswig-Holstein an Dänemark liefert, während Mecklenburg-Vorpommern aus Dänemark bezog. Da fragt man sich, warum der Strom nicht innerdeutsch verteilt wird, ohne den Zwischenhandel über Dänemark. Netztechnisch ist das nicht zu erklären.

Interessant wird die nächste Zeit, nachdem Nord-Link in Betrieb gegangen ist. Nun kann Deutschland Strom direkt aus Norwegen beziehen/liefern und sich die Durchleitungskosten durch Dänemark sparen. Leider kann man die Belastung dieser Leitung nicht einsehen.

*Die Originalseite mit aktuellen Daten: ernerginet.dk aufrufen und runterscrollen.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier. Übersicht zu allen Artikeln bei der Achse hier.

 




Klimaschau 9 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

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Klimawarner Eckart v. Hirschhausen: Mehr Hitzetote als Corona-Opfer

Medien-affine Wissenschaftler und Ärzte, denen ihr Job im Krankenhaus oder Labor nicht glamourös genug ist, betätigen sich heuer gern als Weltuntergangswarner, die nach der üblichen Medienlogik damit fast todsicher zu Nachrichten-Prominenten werden. Da die Corona-Sars2-Infektion in den Medien die Klima-Erzählung fast völlig verdrängt hat, fühlen sich deren Profiteure mißachtet und versuchen, „ihr“ Thema irgendwie in die Corona-Hysterie hineinzuquetschen. So saß kürzlich Eckart von Hirschhausen, der ARD/ZDF-Wissenschaftserklärer bei Maybrit Illner neben Spahn, Kretschmer und Lauterbach.

Die Kollegen von der Achse haben die Aussagen des Dr. Hirschhausen notiert:

„Könnte man sich vorstellen, dass die Großeltern dann im Gegenzug, wenn wir durch diese Pandemie durch sind, auch etwas Solidarisches tun? Zum Beispiel nicht Kreuzfahrten machen, nicht sozusagen aufholenden Konsum machen, sondern die viel größere Krise ernst nehmen, nämlich die Klimakrise.“

„Die Pandemie ist für mich ein Zeit- und Energiefresser, die wir – wir bräuchten diese Ressourcen, um die größte Gesundheitsgefahr, nämlich die Klimakatastrophe anzugehen. Und ich habe große Sorge, dass das dann im Nachhinein heißt, ja, jetzt haben wir keine Ressourcen mehr dafür, jetzt müssen wir erst mal alles wieder normal machen. Die Welt vorher war nicht normal, wir schliddern in diesem Jahrzehnt auf die entscheidende Phase zu, in der sich entscheidet, ob Menschen überhaupt auf dieser Erde bleiben können.“

Die berühmten „zehn Jahre“, nach deren Ablauf alles verloren sei – erstaunlich, daß das immer noch funktioniert.

„Wir haben 20.000 Hitzetote im letzten Jahr gehabt! Das waren sehr viel mehr sozusagen Übersterblichkeit im Sommer als an Covid. Hat keiner drüber geredet. Wir sind das Land mit den dritthäufigsten Hitzetoten nach China und Indien. Warum kommt das in den Medien nicht vor?“

„Hat keiner drüber geredet“ – obwohl das Thema „Erderwärmung“ rauf- und runterberichtet wird? Unglaubwürdig – die „20.000“ waren wohl eher Senioren, die, für Europa heute üblich, an Herz-Kreislauf-Versagen starben. „An oder bei Hitze“ , wie man in Anlehung an „an oder mit Corona“ sagen könnte. Nichts Genaues weiß man nicht – behaupten kann man aber immer.

Wie der Achse-Autor Robert von Loewenstern einwirft, haben südeuropäische Länder, die mit oder ohne Klimakrise wärmer sind als Deutschland, weniger Hitzetote. Wie geht das? Erinnert an die Warnung des Urologen, der meinte, daß wegen der Erderwärmung deutsche Männer unfruchtbar werden könnten; Äquatorial-Afrika explodiert aber durch erheblichen Nachwuchs.

Lustiger Moment in der Suada Hirschhausens, der sich darüber aufregte,

„daß wir natürlich auch mediales Verzerren haben, wenn wir jedem, der die extreme Meinung hat, immer ein Mikrofon vor die Nase halten“.

Er ist damit natürlich nicht gemeint; er hat ja auch keine extreme Meinung…..

Gemeint waren wohl eher Attila Hildmann oder einer von uns bei EIKE; aber mir ist nicht bekannt, daß man uns laufend ein Mikro für die Nase hält.

 




Event 201 – die Wirklichkeit vorweg genommen

Ein Spiel mit der Zukunft

Für den 18. Oktober 2019 hatte das Johns Hopkins Center for Health Security, in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum und der Bill and Melinda Gates Foundation eine gutes Dutzend Auserwählte in das Hotel Pierre am Central Park in New York eingeladen. Auf sie wartete eine Veranstaltung mit dem Namen Event 201 .

Die Teilnehmer waren “Versuchskaninchen”, die in einem Rollenspiel die Mitglieder eines „Pandemic Emergency Board (PED)“ verkörpern sollten. Sie kamen aus aller Herren Länder und waren im wirklichen Leben höhere Manager in unterschiedlichen Organisationen. Sie sahen sich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal.

Unter ihnen war auch ein deutscher Teilnehmer, Herr Martin Knuchel, „Head of Crisis, Emergency & Business Continuity Management Lufthansa Group Airlines” (…wie auch immer das auf Deutsch heißen mag).

Die brasilianischen Schweine

Keiner von ihnen war vorab über die Aufgaben informiert worden, die sie zu meistern hätten; sie erfuhren vor Ort zum ersten Mal über den Inhalt des Rollenspiels:

Es handelte sich um eine durch ein Corona Virus verursachte Pandemie, die in Brasilien ausgebrochen war und sich inzwischen weltweit verbreitet hatte.

Hier das Szenario im Detail:

Der Ausbruch eines neuartigen Coronavirus, das von Fledermäusen auf Schweine und dann auf Menschen übertragen wird, führt zu einer schweren Pandemie. Der Erreger und die Krankheit ähneln SARS, allerdings ist auch Übertragung durch Kranke mit nur milden Symptomen möglich.

Die Seuche tritt zuerst in brasilianischen Schweinefarmen auf, greift aber dann rasch um sich. In den Slums südamerikanischer Megastädte kommt es explosionsartig zu einer Epidemie. Per Flugzeug gelangt das Virus in den Rest der Welt. Einige Länder können sich zwar zunächst wehren, doch schließlich setzt sich die Seuche überall durch.

Es zeigt sich, dass Im ersten Jahr auf keinen Fall ein Impfstoff verfügbar sein wird; es gibt nur ein antivirales Medikament, welches zwar den einzelnen Patienten hilft, die Ausbreitung der Krankheit jedoch kaum bremst.

In den ersten Monaten der nun weltweiten Pandemie verdoppelt sich die Zahl der Fälle jede Woche und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Notlage verschlimmert sich von Tag zu Tag.

Zu Ende der Simulation, nach 18 Monaten, sind 65 Millionen Todesfälle zu beklagen. Wegen einer gewissen Durchseuchung verlangsamt sich jetzt die Ausbreitung des Virus, er wird aber bleiben, bis es einen wirksamen Impfstoff gibt oder bis 80-90% der Weltbevölkerung exponiert wurden.

Ab diesem Zeitpunkt handelt es sich dann um eine endemische Kinderkrankheit.

Die Tatsache, dass erste Fälle von Covid-19 nur zwei Monate nach dieser Simulation tatsächlich auftraten, und dass das Szenario der späteren Wirklichkeit so frappierend ähnlich war, gab natürlich Anlass zu Fragen und Spekulationen. Die Veranstalter verneinen jedoch irgend eine frühere Kenntnis von dem realen Covid 19-Virus und der kommenden Seuche gehabt zu haben.

Ein internationales Rollenspiel

Das Event war aus jeder Perspektive perfekt ausgestaltet und organisiert. Die Gastgeber hatten weder Geld noch Mühen gescheut, um eine täuschend echte Simulation zu schaffen. Die Vorbereitung muss Monate in Anspruch genommen haben, das Event selbst wurde an einem Tag abgewickelt.

Es begann mit dem ersten „Emergency Meeting“, in dem die Teilnehmer über die Situation gebrieft wurden. Hier wurde dann auch das Problem der internationalen Verteilung von medizinischen Materialien, etwa Impfsoffen diskutiert.

Es folgten zwei weitere Sitzungen, die jeweils nach mehreren simulierten Wochen stattfanden, im Hotel aber jeweils nach einer Kaffeepause. Diese informierten über den aktuellen Stand der Pandemie und behandelten die Themen Reisen und Handel sowie die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie.

Die Moderation hatte ein echter Experte der Johns Hopkins Universität, die auch andere Fachleute zu bestimmten Themen zu Wort kommen ließ, um die Teilnehmer mit der notwendigen fachlichen Information zu versorgen.

Die Sitzungen wurden auf Video mitgeschnitten. Springen Sie im ersten Segment auf 14:20, wenn Sie sich die einleitenden Worte der Gastgeber sparen wollen. Der Zuschauer vergisst nach ein paar Szenen, dass alles ein Rollenspiel ist. Die eingeblendeten TV Ausschnitte sind simuliert, und auch den Sender GNN gibt es nicht, zumindest nicht in dieser Aufmachung. Ab und zu kommen Sekretärinnen ins Bild, die Teilnehmern einen Zettel zuschieben, was irgendwie störend wirkt. Aber auch das gehörte zu dem Spiel. Auf den Zetteln standen dann so Dingen wie „Die Seuche hat jetzt auch in Borneo erste Opfer gefordert“.

Es ist frappierend, mit welcher Präzision dieses Szenario dem späteren Ernstfall gleicht und es ist erstaunlich, wie hilflos und unprofessionell die meisten Regierungen reagierten, obwohl der ungefähre Lauf der Ereignisse vorherzusehen war.

Ratschläge für die Wirklichkeit

Die Simulation führte zu Empfehlungen für Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die hier zusammengefasst sind.

Wir wissen nicht, ob unsere politischen Entscheidungsträger diese Empfehlungen kannten, meines Wissens spielte Event 201 niemals eine Rolle im öffentlichen Diskurs. Auf jeden Fall widersprach das Handeln unserer Entscheidungsträger mancher Empfehlung ganz massiv.

Hier einige der Empfehlungen, zusammengefasst in meinen Worten. Ich überlasse es meinen geschätzten Lesern, diese mit der politischen Wirklichkeit zu vergleichen.

  • Kontinuität der Wirtschaft muss trotz Krankheit und trotz Gegenmaßnahmen garantiert sein. Andernfalls würde ein ökonomischer Dominoeffekt zu galoppierender Inflation, Armut und gesellschaftlicher Instabilität führen.

  • Reisen im Inland und ins Ausland müssen möglich sein, so wie üblich. Grenzen dürfen nicht aus Panik geschlossen werden.

  • Die Bevölkerung muss zuverlässig informiert werden und persönliche Verantwortung für die eigene Sicherheit übernehmen. Das ist wirksamer als Vorschriften und Verbote.

  • Entscheidungen müssen von seriösen, respektablen Persönlichkeiten kommen.

  • Länder mit unterschiedlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie müssen die Wirksamkeit ihrer Vorgehensweisen vergleichen und von einander lernen.

Der Unterschied

Bei aller Perfektion des Event 201, trotz aller Sorgfalt bei der Schaffung eines realistischen Szenarios, konnte ein zentraler Faktor nicht simuliert werden: die Moral der Entscheidungsträger. Im Rollenspiel war es wohl das oberste Ziel jeden Teilnehmers, eine gute Figur zu machen. Dazu schlug er möglichst intelligente und wirksame Maßnahmen zur Lösung der Probleme vor.

In der Realität aber ist die Zielsetzung eine andere. Oberste Priorität hat die Frage: ist diese Entscheidung nützlich für mich persönlich? Wie kann meinem Feind maximaler Schaden zugefügt werden? Kann man mich später zur Rechenschaft ziehen?

In dieser Kaskade der Prioritäten spielt die Suche nach der optimalen Lösung für die Bevölkerung nur vorgeblich und in Worten die wichtigste Rolle, nicht aber in den Taten.

Aber auch abgesehen davon: eine optimale Lösung für alle zu finden ist wesentlich anspruchsvoller, als die eigenen Interessen zu verteidigen. Zu sagen, „das paßt mir nicht“ erfordert weder Intelligenz noch Moral. Einen Beitrag zu leisten, der für die Allgemeinheit größten Nutzen bringt, nicht aber für den Entscheider selbst, das erfordert hinsichtlich Ethik und Klugheit einen Typ von Menschen, der am Aussterben ist.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.