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SMR-2021, Xe-100

Das TRi Energy Partnership – ein Wortspiel aus dem TRISO-Brennstoff bzw. der Tri-Cities area – übernimmt die Projektentwicklung für die Genehmigung, den Bau und Betrieb des Kraftwerks. Der angedachte Standort ist neben dem Kernkraftwerk Columbia, einem 1,174-MWe Siedewasserreaktor nahe Richland im Bundesstaat Washington. An diesem Standort sind alle Voraussetzungen für den Transport (Schiene, Straße, Wasserweg) sowie fachkundiges Personal vorhanden. Damit sind erst einmal alle Bedingungen für eine hälftige Finanzierung (50% Staat, 50% privates Risikokapital) nach dem Advanced Reactor Demonstration Program des „US Energieministeriums“ erfüllt.

Der Entwurf

Der Xe-100 besteht aus zwei Zylindern: Dem Reaktor mit einem Durchmesser von etwa 4,9m und einer Höhe von 19,5m und dem Dampferzeuger mit einem Durchmesser von etwa 6,5m und einer Höhe von 25m. Der Reaktor dürfte etwa 200 to wiegen und der Dampferzeuger etwa 700 to. Beides Maße und Gewichte, wie sie z. B. bei Raffinerien und Chemieanlagen heute üblich sind. Insofern sind Montage und Transport für einschlägige Unternehmen kein Problem. Beide Zylinder sind nur durch ein Doppelrohr für das Helium miteinander verschraubt. Eine solche Einheit soll eine Wärmeleistung von 200 MWth und eine elektrische Leistung von etwa 75 MWel haben. Die Eintrittstemperatur in den Reaktor beträgt 260°C und die Austrittstemperatur 750°C. Um überhaupt mit dem Gas Helium ausreichend Wärme bei akzeptabler Strömungsgeschwindigkeit transportieren zu können (kein Phasenübergang), beträgt der Betriebsdruck 70bar. Damit muß man wieder die Festigkeitsprobleme beherrschen, die sich aus der Kombination von hohem Druck bei hoher Temperatur ergeben. Mit anderen Worten: Die beiden „Zylinder“ werden entsprechend dickwandig und damit teuer. Ähnliches gilt für die spiralförmigen Rohre des Dampferzeugers, da sie auf Werte (165bar, 565°C) konventioneller Kraftwerke ausgelegt sind. Alles technisch beherrschbar, aber schon vom Ansatz her teuer.

Die Leistung eines solchen Moduls ist auch durch das „Kugelhaufen-Prinzip“ begrenzt. Das Ganze funktioniert wie ein Silo: Es werden ständig oben frische Brennstoffkugeln dem Reaktor zugeführt (ca. 175 Kugeln täglich) und unten wieder die entsprechende Menge abgebrannter Brennelemente abgezogen. Da die spezifische Leistung bei diesem Prinzip etwa 30 mal geringer als in einem konventionellen Druckwasserreaktor ist, ergibt sich ein „Haufen“ aus rund 220 000 Kugeln. Je größer jedoch ein Reaktorkern ist, um so mehr neigt er zu einem „Eigenleben“. Die sich ergebenden ungleichen Zustände müssen durch Regelstäbe im Griff behalten werden. Ab einer gewissen Größe ist es aber praktisch unmöglich, Regelstäbe in solch einen Haufen einzufahren ohne die Kugeln und die Regelstäbe zu beschädigen.

Sicherheit

Zentrales Sicherheitselement sind auch hier die TRISO-Brennelemente. In jeder einzelnen „Brennstoffkugel“ (6 cm Durchmesser) befinden sich rund 18 000 einzelne „Brennelemente“. Jedes einzelne Körnchen hat seine eigene Schutzhülle aus mehreren Schichten aus denen Spaltprodukte erst einmal entkommen müssen. Hätten sie es geschafft, müßten sie noch die Speicher- und Schutzschichten der Kugel durchdringen. Erst dann könnten sie ins „Kühlmittel“ Helium – das ständig (mit einfachen Mitteln) überwacht wird – gelangen. Bis an die Umwelt müßten sie dann noch den Druckbehälter, das Gebäude etc. überwinden. Die Sicherheitsfrage konzentriert sich damit auf die Beständigkeit der Kugeln. Die Tests über Bestrahlung und Temperatur sind bereits erfolgreich abgeschlossen. Für die Freisetzung von radioaktiven Stoffen ist die Stabilität von Brennelementen (Harrisburg, Fukushima) maßgeblich. Graphitkugeln können nicht schmelzen, sondern sublimieren (unmittelbare Verdampfung ohne Verflüssigung) bei über 3900°C. Diese Temperatur kann aber unter keinen Umständen (nicht im Betrieb und auch nicht durch Nachzerfallswärme) im Reaktor erreicht werden. Jede einzelne Kugel übernimmt quasi die Funktion des Containments von konventionellen Reaktoren (Verhinderung der Freisetzung radioaktiver Stoffe an die Umgebung).

Die Menge an spaltbarem Material (auf 15,5% angereichertes Uran) bzw. der Spaltprodukte (maximaler Abbrand 160 MWd/kg) ist schon durch das Volumen des Reaktors begrenzt. Es ist nur soviel „Überschussreaktivität“ vorhanden, daß die Veränderungen im Betrieb (z. B. Xenonvergiftung im Lastfolgebetrieb) über die Regelstäbe (2 mal 9 Stück) kompensiert werden können. Selbst wenn alle Regelstäbe vollständig gezogen sind, bricht die Kettenreaktion (stark negativer Temperaturkoeffizent) lange vor Erreichen der zulässigen Temperaturen in sich zusammen – der Reaktor ist „walk away sicher“. Fehlbedienungen sind ausgeschlossen bzw. der Reaktor könnte (zeitweise) ohne Personal betrieben werden. Selbst bei einem Ausfall der Kühlung (entweichen des Heliums) reicht die passive Wärmeabfuhr über Strahlung und Wärmeleitung aus um ein Unglück zu verhindern (Fukushima).

Revolutionärer Bestandteil des Genehmigungsverfahrens wird der Nachweis sein, daß keine unzulässige Strahlenbelastung außerhalb des Betriebsgeländes (400m um den Reaktor im Gegensatz zu 10 Meilen) auftreten kann. Alle erforderlichen Nachweise und Auflagen (Besiedelungsdichte, Evakuierungspläne etc.) für eine Genehmigung würden entfallen. Mit anderen Worten: Ein solcher Reaktor könnte unmittelbar neben einem Wohngebiet (z. B. Fernwärme) oder in einem Industriegebiet (Raffinerie, Chemiepark) gebaut werden.

Geschichte

X-energy wurde 2009 von Dr. Kam Ghaffarian gegründet. Es gelang ihm einige Fachleute mit Erfahrung auf dem Gebiet der Kugelhaufenreaktoren anzuwerben. Leitender Ingenieur z. B. ist Dr. Eben Mulder, der schon in Südafrika in der Entwicklung von Hochtemperaturreaktoren tätig war und einst auf diesem Gebiet in Deutschland promovierte. X-energy wuchs schnell und hatte bis 2017 bereits über $34 Millionen Kapital eingeworben. In diesem Jahr startete das Projekt eines 320 MWel Kraftwerks, bestehend aus vier Reaktormodulen. Federführend beteiligt ist Southern Nuclear (betreibt mehrere Kernkraftwerke und baut Vogtle) als Energieversorger und Burns & McDonnell als Ingenieurunternehmen. Richtungsweisend für andere Industriezweige ist die Entwicklung eines „Digitalen Zwillings“ des Reaktors (separat gefördert durch das Energieministerium). Stark vereinfacht gesagt, ist die gesamte Konstruktion als 3D-Modell digital vorhanden und verknüpft mit einschlägigen Programmen zur probabilistischen Sicherheitsanalyse, virtual reality usw. Ziel ist die systematische Ermittlung von Schwachstellen bereits in der Konstruktionsphase und z. B. der Test von Fertigungsrobotern etc. vorab am digitalen Modell. Dieser Ansatz hat sich bereits als revolutionär bei der Entwicklung von Kampfflugzeugen gezeigt. Wie schon immer, ist die Kerntechnik das Labor des technischen Fortschritts für die gesamte Industrie. Nur hier (außerhalb der Rüstungsindustrie) arbeiten die notwendigen Spitzenkräfte aus unterschiedlichen Disziplinen eng zusammen.

Bei den gasgekühlten Hochtemperaturreaktoren handelt es sich nicht um eine neue Erfindung, sondern eine evolutionäre Entwicklung in verschiedenen Ländern: USA (1944 ORNL, 1966–1974 Peach Bottom, 1967–1988 Fort St. Vrain, ab 2005 NGNP), UK (1966–1975 Dragon), Deutschland (1967–1988 AVR, 1986–1989 THTR), Japan (ab 1998 HTTR) und China (ab 2000 HTR-10). Es kommen über 70 Jahre Forschung und Entwicklung allein in Demonstrationsanlagen zusammen. Dieser Schatz an Daten ist für ein schnelles Genehmigungsverfahren von ausschlaggebender Bedeutung.

Marktpotential

Die Demonstrationsanlage soll aus vier Reaktoren bestehen und eine Leistung von 320 MWel haben. Damit wäre der Beweis für ein funktionstüchtiges Kraftwerk zum Ersatz alter fossiler Kraftwerke an einem gegebenen Standort erbracht. Ob es allerdings eine schlaue Idee ist, ein „Großkraftwerk“ aus zig Modulen zusammenzusetzen, muß sich noch erweisen. Allerdings muß man ganz klar feststellen, daß das Prinzip Kugelhaufenreaktor aus physikalischen Gründen nicht beliebig skalierbar ist. Dieses Reaktorprinzip bleibt nur kleineren Leistungen vorbehalten. Man braucht zur Produktion elektrischer Energie auch keine hohen Temperaturen. Eine Verbesserung des Wirkungsgrades ist bei heutigen Uranpreisen eher eine akademische Fragestellung. Das (bisherige) Alleinstellungsmerkmal liegt vielmehr in der „Walk Away Sicherheit“: Gelingt es, eine Zulassung als Reaktor zu bekommen, der auch bei einem schweren Störfall nur Auswirkungen auf das Betriebsgelände, aber nicht auf die Nachbarschaft hat, eröffnen sich völlig neue Anwendungen:

  • Man kann unmittelbar neben chemischen Anlagen bauen,
  • man kann nukleare Fernwärme nahe Wohngebieten betreiben,
  • man kann einen zeitweiligen Betrieb ohne Personal anstreben,
  • man kann solche SMR dezentral einsetzen, bzw. an abgelegenen Verbrauchsschwerpunkten.

Die Produktion von Heißdampf mit 565°C erlaubt nicht nur den Kauf von Dampfturbinen von der Stange, sondern zielt auch auf typische verfahrenstechnische Anwendungen ab (Raffinerien, Grundchemikalien etc.). So hat X-energy allein in den petrochemischen Anlagen an der Golfküste 41 Dampferzeuger ermittelt. Letztendlich stellt sich die Frage, was eine MWhth bzw. MWhel aus einem Xe-100 Reaktor kostet. Liegt der Preis unterhalb einer Kesselanlage mit Erdgas, läuft das Geschäft in großem Maßstab an. Wenn nicht, ist das Reaktorkonzept eher eine Totgeburt. Die Branche steht nicht zum ersten Mal wieder vor einem Henne-Ei Problem…

Internationale Kontakte

Jordanien ist ein typischer Vertreter von Ländern, deren Mangel an Kühlwasser das Hauptproblem bei der Elektrifizierung ist. Hochtemperaturreaktoren lassen sich auch mit Trockenkühltürmen betreiben. Auch das keine ganz neue Idee: Der THTR in Hamm-Uentrop hatte bereits einen solchen. Schon 2017 hat die Jordan Atomic Energy Commission (JAEC) mit X-energy eine Kooperation abgeschlossen. Zusätzlich haben Saudi Arabien und Jordanien auch Verhandlungen mit China über Hochtemperaturreaktoren geführt.

Letztes Jahr hat X-energy auch ein Genehmigungsverfahren in Kanada gestartet. Es gibt dort die sog. Vendor Design Review (VDR). Ein Verfahren das risikoorientiert ist und drei Schritte umfaßt: Im ersten Schritt wird lediglich geprüft, ob der Reaktor grundsätzlich alle kanadischen Vorschriften erfüllt. Im folgenden zweiten Schritt werden die als kritisch empfundenen Punkte näher betrachtet und diskutiert. In der dritten Phase kann der Antragsteller alle Auflagen aus den vorhergehenden Schritten noch nachbessern. Diese Vorgehensweise erlaubt dem Antragsteller besonders bei innovativen Konzepten jederzeit die Notbremse ziehen zu können, wenn die Kosten explodieren sollten und eine Genehmigung zumindest in weiter Ferne erscheint. Da die Entwicklung des Xe-100 schon weit fortgeschritten ist, werden die ersten beiden Phasen zusammen abgehandelt. Eine Zulassung in Kanada ist für X-energy äußerst wertvoll, da Kanada über eine starke kerntechnische Industrie mit vollständigen Lieferketten verfügt. Die Zulieferer sind aber verständlicherweise erst bereit zu investieren, wenn sie genau wissen, was sie produzieren müssen. So konnte bereits Hatch als Partner für die Detailkonstruktion und den weltweiten Vertrieb gewonnen werden. Ontario Power Generation (OPG) hat in Zusammenarbeit mit anderen Provinzen federführend den (geplanten) Bau eines SMR und den Aufbau der Lieferketten in Angriff genommen. In die engere Betrachtung ist neben dem Xe-100 von X-energy, der Integral Molten Salt Reactor (IMSR) von Terrestrial Energy und der BWRX-300 von General Electric gekommen. Im Moment setzt kein Land außerhalb der USA so konsequent auf die Entwicklung von SMR, wie Kanada. Das macht Sinn, da Kanada mit dem Ausbau seiner Schwerwasserreaktoren mittlerer Größe langsam an die Grenzen stößt. Ein so weites Land mit seinen umfangreichen Bergbauaktivitäten, Ölsänden usw. braucht dringend dezentrale Einheiten. Hinzu kommt der erhebliche Heizwärmebedarf eines nördlichen Landes: Sonne geht gar nicht und mit Windparks hat man nur schlechte Erfahrungen gemacht.

Der Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors hier




Die Energiewende führt zur Strommangel-Wirtschaft und zur sozialen Spaltung

Während Politik und Medien nicht müde werden, vom Erfolg der Energiewende zu künden, stellt sich die reale Entwicklung anders dar. Sie kann als „alarmierend“ bezeichnet werden.

Henrik Paulitz denkt tiefer und weiter, als es Politiker in den Spinnennetzen der Macht können und wollen. Alles hängt mit allem zusammen. Die fundamentale Wirkung von absehbarem Mangel an Energie auf den inneren und äußeren Frieden hat in dieser Form noch niemand thematisiert.

 

Sehr geehrter Herr Paulitz, Sie haben in Ihrem Buch „StromMangelWirtschaft“ eindrucksvoll dargelegt, dass wir in Deutschland Zeiten des Strom- und Energiemangels entgegen gehen. In Ländern der Dritten Welt bildet er das gravierendste Hemmnis wirtschaftlicher Entwicklung. Oft sind es Wachstumsschmerzen. Erstmalig entscheidet sich mit Deutschland ein führendes Industrieland mit einer hoch arbeitsteiligen Wirtschaft für eine Entwicklung hin zu  begrenzter Verfügbarkeit von Energie. Welche Folgen wird das haben?

 

Der Bevölkerung ist es derzeit kaum bewusst, dass der Strom künftig nicht mehr zuverlässig aus der Steckdose kommen wird. Auch die extrem kritischen Bereiche wie Mobilität, Warmwasser, Beheizen von Häusern und Wohnungen, die Energieversorgung der gesamten Wirtschaft sind bald schon nicht mehr zuverlässig gewährleistet.

 

In der Öffentlichkeit ist dies nicht zu vernehmen.

 

In den Talk-Shows von Sandra Maischberger, Anne Will, Maybrit Illner, Frank Plasberg und Markus Lanz ist es seltsamerweise kein Thema, dass die Industrienation Deutschland ihrer Industrie heute schon regelmäßig den Strom abschalten muss. Im allabendlichen Polit-Talk werden keine Manager etwa der energieintensiven Aluminiumindustrie eingeladen, denen man beispielsweise 2018 fast 80-mal den Strom abgeschaltet hat. Stellen Sie sich mal ein Land vor, das vom Fischexport lebt, ohne dass man dort im Fernsehen regelmäßig über die Exportchancen von Fisch spräche. In Deutschland gelingt aber das fragwürdige Meisterstück, dass man sich mehr für die Kaiserpinguine in der Antarktis interessiert als für das ökonomische Überleben der Bevölkerung und der eigenen Exportwirtschaft. Das ist der Wesenskern des Versagens von Politik, Wissenschaft und Publizistik in unserem Land. Am Ende lassen wir es zu, dass die Grundlagen unseres Wohlstands innerhalb kürzester Zeit zerstört werden könnten.

 

Das ist großes Kaliber. Die meisten Menschen im Land, auch Politiker, Manager und Journalisten, scheinen dies nicht zu sehen.

 

Die Problemanalyse ist im Grunde sehr trivial: Laut dem Verband der Familienunternehmer ist die zuverlässige Versorgung mit Strom und anderer Energie der letzte große Vorteil des europäischen und deutschen Wirtschaftsstandortes gegenüber den globalen Wettbewerbern. Das Institut der deutschen Wirtschaft legte 2013 eine Studie vor, wonach ein Abwandern der energieintensiven Industrie einen Großteil der übrigen gewerblichen Wirtschaft mit in den Abgrund ziehen könnte. Die Deindustrialisierung Deutschlands hat längst eingesetzt und eine immer unzuverlässigere Energieversorgung würde Deutschland und Europa den Rest geben.

 

Welcher Denkfehler liegt dieser fatalen Entwicklung zugrunde?

 

Jedes Fisch-exportierende Entwicklungsland weiß, dass es Fisch exportieren muss. In Deutschland aber glauben manche, man könne mit der Bazooka „Helikoptergeld“, ein bedingungsloses Grundeinkommen und auch alle möglichen sonstigen Wohltaten „verteilen“, ohne noch irgendetwas auf dem Weltmarkt erfolgreich verkaufen zu müssen. Man meint, man könne reiche Kaufleute mit einer „Reichensteuer“ belasten, während man ihnen und ihren Beschäftigten zugleich die Geschäftsgrundlage entzieht. Man glaubt, der Staat könne Geld verteilen, welches die Europäische Zentralbank in x-beliebiger Menge aus dem Nichts schöpft, ohne dass dies negative Folgen hätte.

 

Deutschland plant nun Herstellung und Export von „grünem Stahl“: Aus Wind- und Solarstrom erzeugt man Wasserstoff, mit dem „klimaneutraler“ Stahl erzeugt und exportiert werden soll. Ist das eine realistische Option für den „Klimaschutz“?

 

Das mit dem grünen Stahl ist in der Theorie eine wunderschöne Idee. Tatsächlich kann man sich Wasserstoff als quasi „universelle Schnittstelle“, als Speicher und Sekundärenergieträger für eine fluktuierende Stromerzeugung mit Wind und Sonne und für alle möglichen Energieverbräuche sehr gut vorstellen. Diese wirklich schöne Vision einer all-umfassenden „Wasserstoffwirtschaft“ ist aber, das muss man wissen, alles andere als neu. Sie wird spätestens seit den 1970er, 1980er Jahren umfassend erforscht, entwickelt und im Rahmen von Pilotprojekten erprobt. Und, auch das muss man wissen: Wesentliche technisch-ökonomische Probleme einer solchen Wasserstoffwirtschaft wurden schon vor vier, fünf Jahrzehnten sehr umfassend beschrieben und diskutiert, und in der Substanz hat sich an den wesentlichen Problemfeldern seitdem nicht allzu viel geändert.

 

Warum „fliegt“ das Thema nicht, so wie es sich der Bundeswirtschaftsminister wünscht?

 

Die technischen Herausforderungen zur Handhabung des leicht flüchtigen Wasserstoffs sind hoch, der Systemwirkungsgrad einer Wasserstoffwirtschaft ist katastrophal schlecht, die dafür erforderliche Wind- und Solarstromproduktion wäre deswegen riesig und entsprechend wäre auch der Subventionsbedarf gigantisch hoch. Selbst die Wissenschaftsredaktion des „Spiegel“ weist darauf hin, dass sämtliche  2019 in Deutschland installierten Windräder an Land und zur See benötigt werden würden, „wollte die Stahlindustrie ihren Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen decken“. Da aber selbst laut Umweltbundesamt die praktisch verfügbaren Windenergiepotenziale noch nicht einmal für den konventionellen Stromsektor ausreichen, ist bei nüchterner Betrachtung klar, dass für „grünen Stahl“ und anderes kein überschüssiger Windstrom erzeugt werden kann – was ThyssenKrupp in einer Stellungnahme für den Düsseldorfer Landtag im Mai 2020 auch unmissverständlich klarstellte. Ebenso schreibt auch die Deutsche Bank Research in einer aktuellen Analyse, schnelle Lösungen sollte man nicht erwarten, und auch die Bundesregierung verfalle beim Thema Wasserstoff nicht in Euphorie.

 

Welche Folgen werden aus der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung erwachsen?

 

In der Öffentlichkeit versucht man, ein Bild zu zeichnen, wonach Deutschland bald schon „grünen Stahl“ exportiert. Tatsächlich aber greift ThyssenKrupp für sein „Vorzeigeprojekt“ in Duisburg zur Herstellung von Wasserstoff-Stahl notgedrungen auf Wasserstoff zurück, der aus Erdgas gewonnen wird. Mehr noch: Ein hochrangiger Vertreter der Wasserstoffforschung machte bei einer Veranstaltung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Dezember 2019 ganz offen deutlich, dass es gar nicht darum geht, auf Dauer Stahl-Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Vielmehr solle Deutschland ganz selbstlos als „Geschenk an die Welt“ die Markteinführung von grünen Wasserstoffprojekten subventionieren. Ähnlich wie bei den Photovoltaik-Modulen, die inzwischen nicht mehr in Deutschland, sondern in Asien produziert werden und dort Arbeitsplätze sichern, solle es nun auch für den grünen Wasserstoff zunächst in Deutschland „Geschäftsmodelle in geschützten Bereichen“ geben, nach der Technologie-Einführung würde der Solarwasserstoff dann aber beispielsweise in Saudi-Arabien produziert. Einem Bericht des Deutschlandfunks zufolge sollen nun mit Milliarden aus dem Corona-Konjunkturpaket „Produktionsanlagen in sonnenreichen Partnerländern entstehen“.

 

Was bedeutet das für Deutschland und die EU?

 

Deutschland wird so zu einem Land der Pilotprojekte und Markteinführungsprogramme, die dazu dienen, die Industrie in andere Länder zu verlagern. Laut einem Handelsblatt-Bericht von 2019  gilt es in der Stahlbranche als ausgemacht, dass die EU eines Tages harte Regeln für eine klimaneutrale Industrie festlegen wird. Der damalige EU-Kommissar für Klimaschutz und Energie, Miguel Arias Cañete, habe erklärt, bei einer vollständigen Dekarbonisierung Europas könnten möglicherweise ganze Industriezweige verschwinden. Ebenso mahnte auch IG Metall-Chef Jörg Hofmann im September 2019, es sei nicht möglich, die deutsche Industrie bis 2035 völlig emissionsfrei zu machen, ohne dass dann Massenarbeitslosigkeit und Wohlstandsverluste drohen.

 

Kommen wir zu den Privathaushalten. Der Energiemangel wird zwangsläufig zu steigenden Preisen für alle Endenergieformen und zu einer Suffizienzwirtschaft führen, angeheizt auch durch die CO2-Steuern.

 

Mit der in diesem Jahr eingeführten CO2-Abgabe gerät der Energieverbrauch im Gebäude- und im Verkehrsbereich von Jahr zu Jahr stärker unter Druck. In den nächsten fünf Jahren können da fürs Heizen leicht 1800 Euro Mehrkosten pro Haushalt entstehen, wie Modellrechnungen zeigen. Preissteigerungen beim Öl kommen möglicherweise noch on top dazu. Hinzu kommt auch das Verbot reiner Ölheizungen ab 2026, die Grünen wollten sogar ein Gasheizungs-Verbot. Man möchte die Bevölkerung zwingen, kostspielige Elektrowärmepumpen zu installieren, ohne dass man für diese den zusätzlichen Strom mit Wind und Sonne erzeugen könnte. Was machen Menschen, die sich das Heizen oder den teuren Austausch einer Heizungsanlage nicht leisten können?

 

Das alles wird die sozial Schwächsten am stärksten treffen. Was bedeutet dies für den sozialen Frieden und die grundgesetzliche Ordnung in Deutschland?

 

Der jetzt zum Teil abstürzenden Mittelschicht, Mietern und den sozial Schwächsten wird es immer schwerer fallen, im Winter ihre Wohnungen zu beheizen. Bei der populistischen Verzichtsdebatte wird gerne der Anschein erweckt, als ginge es um den SUV oder die Shopping-Trips nach New York. In Wirklichkeit aber stellt eine solche Klima- und Verzichtspolitik knallhart die Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Raumwärme und die Warmwasserversorgung in Frage. Es geht nicht um den Verzicht auf Luxus oder um „Konsumterror“, wie es gerne gesagt wird, sondern um unmittelbar lebensnotwendige Dinge. Der soziale Friede wird so in höchstem Maße gefährdet. Warum eigentlich diskutiert man in den politischen Talkshows und im Deutschen Bundestag nicht regelmäßig über all das?

 

Absehbar sind Eingriffe auf der Verbraucherseite, beginnend mit einer „Spitzenglättung“, später vielleicht sogar mit einer Rationierung von Energie. Führen diese damit verbundenen Zielverletzungen zum Beispiel des Paragrafen eins des Energiewirtschaftsgesetzes (die „möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit . . .“) zur Gefährdung des inneren Friedens und welche Konfliktlinien sind absehbar?

 

Weil Wind- und Solaranlagen mal zu viel und mal zu wenig Strom produzieren und die nötigen Langzeitspeicher weder verfügbar sind, noch im erforderlichen Umfang verfügbar gemacht werden können, sollen sich nun die Verbraucher „flexibel“ an das extrem schwankende Stromangebot anpassen. Aktuell ist ein Gesetz in der Diskussion, auf dessen Grundlage die Netzbetreiber bei Strommangel den Elektroautos und den Elektrowärmepumpen ferngesteuert den Strom abschalten können. Christoph Müller, Chef des Netzbetreibers Netze BW, spricht von einer „Engpassbewirtschaftung“. Es handelt sich um die Rationierung von Strom – um den Einstieg in eine „StromMangelWirtschaft“. Interessant ist, dass man laut Bundesverband Solarwirtschaft Besserverdienenden die Möglichkeit einräumen möchte, sich von den Stromabschaltungen freizukaufen. Für einen Netznutzungs-Preis von beispielsweise 2000 Euro pro Jahr soll bei den somit Privilegierten weiterhin der Strom zuverlässig aus der Steckdose kommen, während anderen bei Knappheit der Strom abgeschaltet wird. Die Stromversorgung wird also schon bald zu einer Frage des Geldbeutels. Eine solche Energiewende- und Klimaschutzpolitik führt zu einer extremen sozialen Spaltung, zu massivster sozialer Ungerechtigkeit, letztlich zur Wiederkehr der sozialen Frage. Es ist zur Bewahrung des inneren Friedens überfällig, diese Politik grundlegend zu überdenken.

 

Sind unter den absehbar eintretenden Bedingungen noch technisch-ökonomischer Fortschritt und eine Verbesserung der Lebensbedingungen – ein so genannter „Green Deal“ – möglich?

 

Die Verbesserung der Lebensbedingungen ist inzwischen eigentlich gar kein Thema mehr, längst geht es nur noch um einen substanziellen Wohlstandsverlust. Es werden Diskussionen geführt, ob nicht 20 Quadratmeter Wohnfläche für vier Personen genug seien. Dabei könnte es auch ganz handfest ans Eigentum der kleinen Leute gehen: Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat 2020 im Auftrag von „Fridays For Future“ ein Konzept entwickelt, wonach Hauseigentümer zu technisch fragwürdigen energetischen Gebäudesanierungen gezwungen werden sollen, die der Staat „vorfinanzieren“ soll. Da kann man sich die Frage stellen: Kommt es, wenn die Eigentümer die eventuellen Zwangshypotheken nicht zurückzahlen können, zu Zwangsversteigerungen und somit zu kalten Enteignungen von Wohngebäuden? Das Grundproblem besteht darin, dass der so genannte „Green Deal“ in seinen realen Konsequenzen in der Öffentlichkeit überhaupt nicht durchdekliniert wird. Es wird einfach nur postuliert, es handele sich um etwas Gutes und die Deutschen sind natürlich immer sehr dafür, Gutes zu tun. Was aber ist, wenn der Green Deal die Industrie aus Europa vertreibt und Massenarbeitslosigkeit und Massenelend hervorbringt?

 

Sowohl der Ausstieg aus der Kernenergie als auch der aus der Kohle sind nationale Vorhaben, die mit den Nachbarländern und anderen Ländern der EU und Europas nicht abgestimmt wurden. Welche Folgen sind für die Außenbeziehungen Deutschlands und vor dem Hintergrund der „ever closer union“ zu erwarten?

 

Dass in Deutschland die Energiewende völlig fehlgesteuert ist, ist das eine. Das andere ist die Tatsache, dass andere europäische Länder andere Wege gehen. Polen beispielsweise möchte auch weiterhin Kohlekraftwerke betreiben, um zuverlässig preiswerten Strom zu produzieren. Da drängt sich die Frage auf: Gelten auch weiterhin die europäischen Verträge, wonach die Mitgliedstaaten der EU über ihre Energieversorgungsstruktur selbst bestimmen können? Oder wird man auf Staaten wie Polen massivsten Druck ausüben? Und was ist, wenn die Zwangsmaßnahmen nicht zum Ziel führen sollten – führen wir dann „Klimaschutzkriege“ gegen Polen und andere Staaten, um dort Kohlekraftwerke, Kohlebergwerke und anderes mehr zu zerstören? Der Krieg in der Ostukraine zeigt, dass Kohlebergwerke und die sonstige Energie-Infrastruktur sehr wohl aktuelle Kriegsziele sind. Wir Deutschen sollten uns angesichts einer sich zuspitzenden Ideologisierung der Politik der Gefahr bewusst sein, stets Gutes tun zu wollen, aber gerade dadurch eventuell neue historische Schuld auf uns zu laden.

 

Wozu würden Sie raten?

 

Wenn wir Deutschen wirklich Gutes tun wollen, dann sollten wir dringend über solche Zusammenhänge nachdenken. Anstelle von verbissenen, ideologischen Streitigkeiten um Kleinlichkeiten, sollten wir versuchen, gangbare Wege zur Bewahrung des Wohlstands und des Friedens zu finden. Aktuell könnte die Entschleunigung anstelle einer Beschleunigung von Veränderungsprozessen überlebensnotwendig sein. Gerade in Krisenzeiten kommt es nicht zuletzt auf die Bewahrung einer robusten Infrastruktur an, möglichst auch in enger Abstimmung mit unseren europäischen und außereuropäischen Nachbarstaaten. Wenn es gelänge, einen fairen Ausgleich der energiewirtschaftlichen und der sonstigen Interessen zu finden, beispielsweise im Rahmen einer „Eurasischen Energie- und Friedenskonferenz“, wäre das möglicherweise die beste Garantie für den Erhalt des Friedens in Europa.

 

In Ihrem Buch zeigen Sie den absehbaren Mangel an Strom ab spätestens 2023 eindrucksvoll auf. Welche Optionen bleiben Ihrer Ansicht nach, durch kurzfristige Änderungen des politischen Kurses eine bedarfsgerechte Stromversorgung zu erhalten?

 

Dass ausgerechnet der Bundesverband Solarwirtschaft vor einer unmittelbar bevorstehenden, gigantischen Stromlücke von bis zu 30 Gigawatt warnt, sollte die Republik zum Nachdenken bringen. Aufgrund der Versäumnisse der vergangenen Jahre ist es jetzt kurzfristig gar nicht mehr möglich, den Empfehlungen der Kohlekommission folgend, rechtzeitig neue Gaskraftwerke als Ersatz für stillzulegende Atom- und Kohlekraftwerke ans Netz zu bringen. Es ist daher nicht zu verantworten, weitere Kraftwerke stillzulegen.

Henrik Paulitz (geb. 1968) ist Gründer und Leiter der „Akademie Bergstraße für Ressourcen-, Demokratie- und Friedensforschung“. Er ist der Autor mehrerer Bücher, darunter „StromMangelWirtschaft“ (2020), „Kriegsmacht Deutschland?“ (2018) und „Anleitung gegen den Krieg“ (2016).

Die Akademie Bergstraße befasst sich mit Ressourcen-, Demokratie- und Friedensforschung. Aktuelle Schwerpunkte sind die „Gefährdung der Versorgungssicherheit und des Wohlstands“ sowie ein „Atlas der Kriege und Ressourcenkonflikte“. Als Forschungsmethode entwickelte die Akademie die „deskriptive, ökonomisch orientierte Friedens- und Konfliktforschung“, mit der wesentliche, universelle Kriegsziele identifiziert und daraus friedenspolitische Empfehlungen abgeleitet werden können. Die Akademie Bergstraße stellt ihre Analysen und Empfehlungen der interessierten Öffentlichkeit, sowie Wirtschaft, Verbänden und Politik zur Verfügung.

https://www.akademie-bergstrasse.de/

 

 

[Buchhinweis]

ISBN 978-3-981-8525-3-0

20,00 €




Die EU verliert den Kampf um die Energie-Zukunft

Seit fast einen halben Jahrhundert mehr oder weniger gleichzeitig in zwei Nachbarländern lebend, habe ich anfangs aus naheliegenden Gründen sogar die Einführung des Euro begrüßt. (Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Journalist mitgefeiert zu haben, als Wim Duisenberg im Frankfurter BfG-Hochhaus auf provisorisch verlegten blauen Teppichen die ersten Euro-Banknoten vorstellte.) Der Franzose Jean Monnet, einer der Architekten des westlichen Nachkriegs-Europa, war kein Berufspolitiker, sondern ein Geschäftsmann, der zunächst mit Cognac handelte, was ihn in meinen Augen ohnehin sympathisch machte. International bekannter wurde Jean Monnet allerdings als Koordinator eines kriegswirtschaftlichen Beschaffungs-Kartells der Entente im Ersten Weltkrieg. Eine ähnliche Funktion übte er im Zweiten Weltkrieg für die Alliierten in den USA aus. Das hatte zwar wenig mit freier Marktwirtschaft zu tun, doch wie auf dem freien Markt kam es dabei darauf an, die wirtschaftlich effizientesten Problemlösungen zu finden. Was er dabei gelernt hatte, setzte Monnet nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau der im Krieg weitgehend zerstörten europäischen Volkswirtschaften um.

Monnet wurde 1946 erster Chef des französischen Plan-Kommissariats. Er setzte dort ein umfassendes Modernisierungsprogramm der französischen Wirtschaft („Monnet-Plan“) ins Werk. Dieses beruhte auf einem starken Ausbau der französischen Stahl-Kapazität. Zusammen mit dem mit ihm befreundeten französischen Außenminister Robert Schumann gewann Monnet den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer für die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) im Jahre 1952. Monnet war von 1952 bis 1955 deren Präsident. Doch die Verwaltungsarbeit lag ihm nicht. Deshalb gab er das Amt wieder auf, blieb aber bis 1975 politisch einflussreich und engagierte sich insbesondere für die friedliche Nutzung der Kernenergie. Schon drei Jahre später, im Juni 1955 stellten die Außenminister der sechs Gründerstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) bei einem wichtigen Treffen im sizilianischen Messina fest, dass Ludwig Erhards Vision vom „Wohlstand für alle“ eines großen Marktes für preiswerte Energie im Überfluss bedarf. Dabei gingen sie bereits davon aus, dass die friedliche Nutzung der Atomenergie (die damals in den offiziellen Dokumenten tatsächlich noch so hieß) bald die Kohle als wichtigste Energiequelle ablösen würde. Sie bereiteten damit den Weg für den Abschluss des Euratom-Vertrages im Jahre 1957. Euratom wurde im Jahre 1965 mit der Montanunion und den Kommissionen der EWG zur Europäischen Kommission fusioniert. Somit war die Bereitstellung preiswerter Energie, insbesondere in Form der Kernenergie als Bedingung für Wachstum und Wohlstand von Beginn an ein Grundanliegen der westeuropäischen Einigung. Die wichtigsten Impulse gingen dabei im Zeichen des Kalten Krieges mit dem kommunistisch beherrschten Osten eindeutig von der Politik, nicht von der Wirtschaft aus.

Doch seit der Jahrtausendwende gelten in der inzwischen zur politischen Union von 27 Staaten weiterentwickelten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft für die Energiepolitik auf einmal ganz andere Regeln: Energie soll zu einem immer knapperen, wetterabhängigen und dementsprechend immer teureren Gut werden. Und das wird den staunenden Europäern auch noch als entscheidender Schritt auf dem Weg in eine leuchtende Zukunft verkauft. Begründet wird die Kehrtwende zur archaischen Energieversorgung durch Sonne und Wind mit der für die Rettung des Weltklimas angeblich notwendigen Dekarbonisierung. Das wäre nun eigentlich die Stunde der Kernenergie, die über den gesamten Lebenszyklus der Energiegewinnung mit weniger als 6 Gramm je Kilowattstunde am wenigsten Kohlenstoffdioxid erzeugt – zehnmal weniger als die Photovoltaik und etwa dreimal weniger als Windkraftwerke. Doch sowohl die EU-Kommission als auch das EU-Parlament haben sich bislang geweigert, die Kernkraft in die Liste (Taxonomie) als „grün“ deklarierter Energien aufzunehmen. Die vereinbarten „Klima-Ziele“ (55 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2030 und Kohlenstoff-Neutralität bis 2050) sollen nach Meinung der Ton angebenden Grünen ausschließlich durch den Einsatz so genannter regenerativer Energien erreicht werden. Und deren Bereitstellung ist so ineffizient und teuer, dass sie durch staatliche Vorschriften erzwungen werden muss. Allenfalls das im Vergleich zu Kohle und Kernenergie ebenfalls teure Erdgas, soll als „Übergangsenergie“ zeitweise geduldet werden.

Dabei decken die so genannten „Erneuerbaren“ (Wind und Solar) bislang in der EU gerade einmal zweieinhalb Prozent des Primärenergie-Bedarfs. Mit ihnen den Energiebedarf zu 100 Prozent decken zu wollen, kommt einem Selbstmordprogramm gleich, was ich im Untertitel der zweiten Auflage meines Buches „Öko-Nihilismus“ („Selbstmord in Grün“) bereits ausgedrückt habe. Was ich im Jahre 2012 geschrieben habe, hat leider nichts an Aktualität eingebüßt. (Lediglich über China würde ich heute etwas anders urteilen.) Kurz: „100 Prozent Erneuerbare“ ist eine Idee von Menschen, denen es zu gut geht. Die 1,2 Milliarden Menschen, die nach Angaben der Internationalen Energie-Agentur noch immer keinen Zugang zur Elektrizität haben, würden wohl nicht auf solche Ideen kommen. Die Grünen nähren sich vom enttäuschten Narzissmus bzw. vom Selbsthass einer in Zeiten des Nachkriegs-“Wirtschaftswunders“ herangewachsenen und daher verhätschelten Generation. Wer das Buch „Der Todestrieb in der Geschichte“ des russischen Top-Mathematikers Igor R. Schafarewitsch nicht gelesen hat, wird schlecht verstehen, was sich heute in Europa abspielt.

Heute wird klar, wie illusorisch es war, nach dem Ende des Kalten Krieges geopolitische Erwägungen in der Energiepolitik als überflüssig zu erachten. Denn Westeuropa und vor allem Deutschland sind in der Energiepolitik, wie der ehemalige EU-Spitzenbeamte für Energiefragen, der Top-Ingenieur Samuel Furfari (heute Professor an der Freien Universität Brüssel) in einem aktuellen Aufsatz im Fachmagazin „La Revue de l’Énergie“ (n° 654) demonstriert, durch ihre Kapitulation vor der weltfremden Heilslehre der Grünen zum Spielball fremder geopolitischer Interessen geworden. Obwohl es der damalige französische Staatspräsident François Mitterand im letzten Moment schaffte, in der EU durchzusetzen, dass die Wahl der Energiequellen der nationalen Souveränität unterworfen bleibt, konnte er dadurch den französischen Alleingang bei der militärischen und zivilen Nutzung der Kernenergie nur dem Schein nach retten. Die französische Nuklearwirtschaft ist wegen des „Fadenrisses“ infolge einer langen Pause bei der Errichtung neuer Kernkraftwerke heute kaum noch in der Lage, Großaufträge in eigener Regie abzuwickeln. Davon zeugt die unendliche Geschichte des Reaktors der 4. Generation von Druckwasserreaktoren (EPR) in Flamanville am Ärmelkanal und auf der finnischen Insel Olkiluoto. Das mindestens 23 Milliarden Pfund teure Prestigeprojekt von Électricité de France (EdF) im südwestenglischen Hinkley Point kann nur mithilfe des chinesischen Projektpartners China General Nuclear Power (CGN) realisiert werden.

Chinesische Ingenieure haben immerhin gezeigt, dass auch die 4. Generation von Druckwasserreaktoren, die wegen ihrer überdimensionierten Sicherheitsvorkehrungen bei den meisten Fachleuten als technische und wirtschaftliche Sackgasse gilt, realisierbar ist. Sie stellten den Reaktor „Hualong“ (Drache) des Kraftwerks Fuqing in nur fünf Jahren fertig. Dieser nahm Ende Januar 2021 seinen kommerziellen Betrieb auf. Am gleichen Standort wird im Laufe dieses Jahres ein weiterer Reaktor des Typs HPR-1000 seinen Betrieb aufnehmen. Furfari erwartet, dass das, was von der französischen Nuklearindustrie noch übrig ist, d.h. der Konzern Framatome, bald zum Subunternehmen der chinesischen CGN oder auch der russischen Rosatom werden wird.

Die staatliche Rosatom konstruiert zurzeit die meisten Kernkraftwerke weltweit und verfolgt dabei nach Ansicht von Furfari ein höchst effizientes Geschäftsmodell, das den Kunden so gut wie alle Risiken abnimmt: Rosatom liefert die Kraftwerke und deren  Brennstoff und kümmert sich auch um die Wiederverwertung radioaktiver „Abfälle“. Alles bleibt Eigentum von Rosatom. Abzahlen müssen das die Kunden lediglich längerfristig mit einem Teil der Erlöse der mit den Rosatom-Kraftwerken erzeugten Elektrizität. So liegt das gute Funktionieren der Kraftwerke auch im ureigensten Interesse ihrer Konstrukteure. Die heute von Rosatom gebauten Reaktoren des Typs WWER haben mit dem 1986 bei einem waghalsigen Experiment explodierten Reaktor von Tschernobyl so gut wie nichts gemein und gelten sicherheitstechnisch als durchaus mit westlichen Standards vergleichbar. So konnten die Russen auch den ungarischen Staatschef Viktor Orbán überzeugen, das ältere Kernkraftwerk Paks um einen solchen Reaktor zu erweitern. Orbán konnte die damalige EU-Energiekommissarin im Jahre 2016 überzeugen, dass für diesen Erweiterungsbau keine internationale Ausschreibung erforderlich war.

Noch interessanter ist das Geschäftsmodell, das Rosatom mit dem Bau modularer und mobiler Klein-Kernkraftwerken verfolgt. Die Fahrt der in Sankt Petersburg gebauten Barke „Akademik Lomonosov“ mit zwei Kernreaktoren durch die Weltmeere zur sibirischen Halbinsel Kamtschatka ging durch die Weltpresse – allerdings überwiegend mit negativen Schlagzeilen. Sogar von einer „nuklearen Titanic“ oder „Tschernobyl auf Eis“ war dort die Rede. Das sind Parolen der teuflischen Firma Greenpeace. Das schwimmende Kraftwerk versorgt die schwer zugängliche Siedlung Pevek zuverlässig mit Strom. Rosatom bietet solche schwimmenden Kraftwerke heute weltweit zu den gleichen Konditionen an: Die Kraftwerke bleiben Eigentum ihres Konstrukteurs. Bezahlt wird der Service über die Strom-Erlöse. Da viele Millionenstädte Asiens, Afrikas und Lateinamerikas an der Küste liegen, dürfte sich Rosatom über mangelnde Nachfrage nicht zu beklagen haben. Allerdings versucht die US-Regierung unter dem neuen alten Präsidenten Joe Biden mit allen Mitteln, Rosatoms Geschäftserfolg zu vereiteln.

Noch während der Amtszeit Donald Trumps haben sich die US-Republikaner und Demokraten auf eine Renaissance der Kernenergie in den USA geeinigt. Allerdings geht das wegen der in den USA noch längeren Pause bei der Konstruktion neuer Reaktoren nicht von heute auf morgen. Schon spielen die USA aber auf dem Feld der Nuklearenergie wieder eine aktive geopolitische Rolle. Offenbar um die dort bereits engagierten Chinesen aus dem Geschäft zu drängen, schlossen die USA im vergangenen Jahr einen Vertrag mit Rumänien über den Bau eines Natururan-Reaktors des kanadischen Typs CANDU in Cernavodã. Davon abgesehen, konzentrieren sich US-amerikanische  National-Laboratorien, Technische Universitäten und Ingenieur-Firmen auf die Entwicklung von Small Modular Reactors (SMR), die in Fabriken in Serie gebaut, mit Barken, Zügen oder LKWs an den Ort ihres Bedarfs transportiert und dort eventuell aus Gründen der Sicherheit vergraben werden können. Was mir besonders interessant erscheint: Die Verbreitung von SMR würde es endlich erlauben, die Nuklearenergie marktwirtschaftstauglich zu machen.

Bei diesem von prominenten Geschäftsleuten und Physikern wie dem Multimilliardär Bill Gates, dem Physik-Nobelpreisträger (und Energieminister unter Barrack Obama) Steven Chu und dem MIT-Professor Ernest Moniz angeheizten Wettlauf um einsatzfähige und preisgünstige SMR spielt Westeuropa nur die Rolle eines Zuschauers. Und das, obwohl die zivile Nutzung der Kernenergie in Frankreich 1948 in Fontenay-aux-Roses südöstlich von Paris mit der Inbetriebnahme eines vom Kommunisten Fréderick Joliot-Curie und dem kanadischen Kernphysiker Lew Kowarski konzipierten experimentellen Klein-Reaktors mit schwerem Wasser als Moderator und einem Graphit-Mantel begann, der gar nicht Reaktor, sondern „Pile“ (Batterie) hieß, nämlich „Pile Zoé“. Später hat sich Frankreich nicht zuletzt aus militärischen Gründen ganz auf den Bau großer Kernkraftwerke spezialisiert und sich zuletzt beim Bau der aufwändigen 4. Generation von Druckwasserreaktoren offenbar übernommen. Zurzeit gibt es keine nennenswerten europäischen Initiativen in Richtung SMR. Stattdessen verspricht sich die EU-Kommission viel von einer „Wasserstoff-Strategie“, die sich, so Samuel Furfari, als Neuauflage illusorischer Initiativen von vor hundert Jahren erweisen wird, sofern sie nicht auf der Kernenergie basiert.

Erst seit kurzem erinnern sich manche Politiker daran, dass die Förderung der zivilen Nutzung der Kernenergie einmal an der Wiege der westeuropäischen Einigung stand. Denn die Gemeinsame Forschungsstelle JRC = Joint Research Institut) der EU-Kommission, ein Überbleibsel des Euratom-Vertrags von 1957, meldete sich mit einem 2020 in Auftrag gegebenen Gutachten über die Einordnung der Kernenergie in die EU-Taxonomie zu Wort. Diese Taxonomie, eine Art Ampel soll ab 2022 anzeigen, welche Investitionen in der EU des „Green Deal“ als „grün“ akzeptiert werden können. Es gebe „keine wissenschaftlich fundierten Belege dafür, dass die Atomenergie die menschliche Gesundheit oder die Umwelt stärker schädigt als andere Technologien zur Elektrizitätsgewinnung“, steht ganz nüchtern im JRC-Gutachten zu lesen. Das war für Sylvia Kotting-Uhl, die atompolitische Sprecherin der Grünen im Deutschen Bundestag, schon zu viel. Sie forderte die Bundesregierung auf, eine Gegen-Expertise in Auftrag zu geben. (In anderen Ländern zeichnet sich dagegen eher eine Spaltung der Grünen über die Einschätzung der Kernenergie ab.)

Die Staatschefs von Tschechien, Frankreich, Ungarn, Polen, Rumänien, der Slowakei und Slowenien nahmen das zum Anlass, die aktuelle Präsidentin der EU-Kommission, ihren Stellvertreter sowie die Kommissare für Finanzen und Energie in einem gemeinsamen offenen Brief an die Ziele des Euratom-Vertrages zu erinnern. Die Kernenergie dürfe nicht aus der Energie- und Klimapolitik der EU verbannt werden, fordern sie. Ohne die Kernenergie seien die „Klimaziele“ der EU nicht erreichbar. Überdies schaffe die Kernenergie-Industrie zahlreiche hoch qualifizierte und längerfristig sichere Arbeitsplätze und biete in Form von Hochtemperatur-Reaktoren die Möglichkeit, auf wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Weise Wasserstoff zu erzeugen. Man kann nur hoffen, dass diese Mahnung nicht zu spät kommt.

 

Kasten

In den Diskussionsbeiträgen zu meinem kürzlich hier veröffentlichten Beitrag über Emmanuel Macrons Klimagesetz wurde die Angabe, dass moderne Kernkraftwerke, gerechnet über ihren gesamten Lebenszyklus (einschließlich der Urananreicherung) nur etwa 6 Gramm CO2 je Kilowattstunde freisetzen, angezweifelt. Diese aufgerundete Zahlenangabe (genau 5,29 g CO2/kWh) stammt aus einer Publikation des französischen Kommissariats für die Atomenergie (CEA) von 2014. Im gleichen Jahr veröffentlichte die französische Energiewende-Agentur ADEME eine mehr als zehnmal so hohe Zahl, nämlich 66 g CO2/kWh. Offenbar addierte ADEME dabei alle bislang für kommerzielle wie für experimentelle Kernkraftwerke verfügbaren CO2-Bilanzen, die von 1,4 bis 288 g CO2/kWh reichen, und bildete daraus den arithmetischen Mittelwert. Wer auch nur ein wenig Ahnung von Statistik hat, weiß dass eine Mittelwertangabe bei einer so großen Varianz unsinnig ist. Die Zahlengabe des CEA trägt im Unterschied zur Zahl der ADEME der Tatsache Rechnung, dass die Urananre1icherung heute fast ausschließlich mithilfe von Ultrazentrifugen erfolgt. Deren Strombedarf ist fünfzigmal geringer als der Bedarf des früher gebräuchlichen Diffusionsverfahrens. Die Anlage EURODIF bei Pierrelatte im Rhônetal ging im Jahre 2012 außer Betrieb. Sie fraß so viel Strom, dass man drei Kernreaktoren brauchte, um sie zu versorgen. Diese Reaktoren stehen heute für die Elektrizitätsversorgung Südfrankreichs zur Verfügung.

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Die Kernkraft erlebt eine Renaissance – nur nicht in Deutschland

„Es ist schlimmer als befürchtet“, stöhnte Sylvia Kotting-Uhl, „die Schlußfolgerungen des Joint-Research-Center sind eine Märchenstunde über die Harmlosigkeit der Atomkraft, deren Schadenspotential auch nicht größer sei als das der Erneuerbaren Energien“.

Denn so hatten sich die grüne Bundestagsabgeordnete Kotting-Uhl und grüne Umweltorganisationen das nicht vorgestellt: Da soll die EU in einem „Green Deal“ in ein neues gelobtes Zeitalter „transformiert“ werden, bei dem keine „Klimagase“ mehr ausgestoßen und eine Weltklimakatastrophe abgewendet werden kann. Das Heilsversprechen sieht klares Klima, Wohlstand und Gerechtigkeit für alle vor, die EU müsse nur „ambitioniert“ genug sein und Milliarden fließen lassen, sie „nachhaltig“ investieren, dann sei das Paradies nahe.

Expertengruppen der EU-Kommission sollten verschiedene Technologien analysieren und unter anderem empfehlen, wie ein „nachhaltiges“ Energiesystem aussehen soll. Doch die Empfehlung einer Expertengruppe sorgte für Aufsehen. Die kam, nachdem sie verschiedene Energieerzeugungstechnologien verglichen hatte, zu dem Schluß: Die Kernkraft ist nachhaltig. Mit ihr sei der Weg in eine „saubere“ und „nachhaltige“ Energieerzeugung möglich.

EU-Expertenkommmission lobt Kernkraft als nachhaltig

Jetzt müßte sich nur die EU-Kommission noch dieser Empfehlung anschließen, dann wäre der Weg für Anleger und Investoren für Investitionen in Atomkraft frei. Denn die sollen ihre Finanzströme nur noch in jene Energiesysteme lenken, die von der EU-Kommission als „nachhaltig“ und „sauber“ eingestuft wurden. „Die Analysen ergaben keine wissenschaftlich fundierten Beweise dafür“, so der Joint-Research-Centre-Report 2021, „daß die Kernenergie der menschlichen Gesundheit oder der Umwelt mehr Schaden zufügt als andere Stromerzeugungstechnologien, die bereits in der Taxonomie als Aktivitäten zur Unterstützung des Klimaschutzes aufgeführt sind“.

Auch der Atommüll, erklären die Experten, bereite keine Probleme mehr: „Gegenwärtig besteht ein breiter wissenschaftlicher und technischer Konsens darüber, daß die Endlagerung hochradioaktiver, langlebiger Abfälle in tiefen geologischen Formationen nach heutigem Kenntnisstand als ein geeignetes und sicheres Mittel angesehen wird, um sie für sehr lange Zeiträume von der Biosphäre zu isolieren.“

Ungelöste Fragen der Atommüll-Entsorgung waren für die Experten des vergangenen Berichtes vor zwei Jahren noch der Grund, die Atomkraft abzulehnen. Doch gerade Atomländer wie Frankreich und damals noch Großbritannien sowie andere osteuropäischen Länder mochten sich dieser Einschätzung nicht anschließen und beauftragten eine neue Analyse.

Man kann sich den Schock von Kotting-Uhl und anderen „Umweltschutzorganisationen“ ausmalen, die jetzt befürchten, daß die Atomlobby den „Green Deal“ kapern könnte, den sie doch so schön im Griff haben. Die grüne Bundestagsabgeordnete, unter anderem ehemalige Germanistikstudentin, Kindergartenleiterin, Fördermitglied von Greenpeace und jetzt Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, empfindet das Votum als persönliche Beleidigung, ist doch das Joint-Research-Centre – ehedem Institut für Transurane (ITU) – gewissermaßen Nachbar in ihrem Wahlkreis Karlsruhe-Stadt. „Das Joint-Research-Center mit seinem Sitz in meinem Wahlkreis Karlsruhe enttäuscht und entsetzt mich hier zutiefst.“

Früher wurden hier die Grundlagen der deutschen Kernindustrie gelegt, befand sich an diesem Flecken doch mit dem 1956 gegründeten ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe die Wiege der deutschen Kernkraftnutzung. Wissenschaftler erforschten hier die wesentlichen Grundlagen der Kernnutzung, die heute noch der Kernkraft dienen. Weltweit zumindest – in Deutschland nicht mehr.

Deutschland koppelt sich ab, weltweit werden Kraftwerke gebaut

Für die Sozialdemokraten war die Kernkraft – so hieß es 1959 noch im Godesberger Programm der Partei – „die Hoffnung dieser Zeit, daß der Mensch im atomaren Zeitalter sein Leben erleichtern, von Sorgen befreien und Wohlstand für alle schaffen kann“. Erst als die Kernkraft in Mißkredit gebracht wurde, war das Ende des Forschungszentrums besiegelt, und die Grünen verordneten dem Zentrum grüne Luftblasenforschung und begannen mit der systematischen Zerstörung der Energieversorgung Deutschlands. Ganz in der Nähe sprengten die Grünen vor genau einem Jahr das stillgelegte Kernkraftwerk Philippsburg in die Luft, ein voll funktionstüchtiges Kraftwerk im Wert von rund drei Milliarden Euro.

Zum Ende dieses Jahres sollen in Deutschland drei weitere Kernkraftwerke vom Netz gehen, die letzten drei dann Ende 2022. Klar ist niemandem, woher der Strom dann kommen soll. Der wird in Deutschland Mangelware, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) denkt über Rationierung der wichtigsten Lebensader eines Industrielandes nach und hofft, Strom aus Nachbarländern importieren zu können. Die aber haben selbst teilweise zu wenig Strom und werden im Zweifel ihren eigenen Bedarf zuerst decken.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD): „Deutschland ist das einzige Land, das gleichzeitig aus Kohle und Atom aussteigt. Das sollte man nicht unterschätzen – und das wird auch international anerkannt.“ Schulze scheint höfliches Kopfschütteln mit Anerkennung zu verwechseln, bemerkt nicht das komplette Unverständnis, wie ein Industrieland seine Energieversorgung kappen kann.

Deutschland koppelt sich von einer sicheren und preiswerten Energieversorgung ab, während weltweit neue Kernkraftwerke gebaut werden. In den meisten Industrieländern der Welt erlebt die Kernkraft einen richtigen Boom. So wird im Nachbarland Frankreich gerade in Flamanville ein neuer Druckwasserreaktor gebaut; in der EU erzeugen derzeit 109 Kernkraftwerke Strom, allein 96 davon in Frankreich. In Finnland wird ein Reaktor fertiggestellt, in Slowenien zwei. Tschechien und Bulgarien planen ebenfalls neue Reaktoren, Ungarn und Rumänien sogar zwei. In Rußland stehen 39 Reaktoren. In China arbeiten 49 Anlagen, 15 neue Kernkraftwerke sind im Bau, weitere 34 geplant. In den USA wird eine neue 1.250-Megawatt-Anlage in diesem Mai eingeschaltet. Insgesamt produzieren 96 Reaktoren in den USA 20 Prozent des Stromes.

Nur in Deutschland glauben Grüne, SPD, Linke und andere, man könne mit Wind- und Sonnenstrom den Energiebedarf eines Industrielandes decken. Windenergie – die wurde früher vor allem im Norden von Windmüllern genutzt, die ihr Getreide mit Windmühlen zu mahlen versuchten, während bei Flaute eben nichts mehr ging. Der Grund liegt in der zu geringen Energiedichte von Wind- und Sonnenenergie.

Nicht umsonst benötigten Segelschiffe möglichst große Flächen, um den Wind für den Vortrieb von relativ geringen Lasten zu nutzen. Wesentlich besser sieht es beim Dieselantrieb aus, mit dem eine verhältnismäßig geringe Menge an Kraftstoff mit hohem Energiegehalt die riesigen Schiffe mit über 20.000 Containern über die Ozeane treiben kann. Noch besser sieht das Verhältnis bei Kernantrieben aus, bei denen geringe Mengen Uranbrennstoff gewaltigen Flugzeugträgern monatelang Dampf machen können.

Denn das ist das Reizvolle an der Kernenergie: Sie ist viele Millionen Mal stärker als die Energie aus Kohle- oder Ölverbrennung oder – noch ungünstiger – aus Sonnenstrahlung oder Windenergie.

Im Kern schlummert eine enorme Energie

Die Ursache dafür liegt im Aufbau des Atoms. Außen umgibt jedes Atom eine negativ geladene Hülle von Elektronen. In dieser Ebene spielt sich das ab, was wir täglich erfahren: die Zustandsänderungen von Stoffen, wenn sich Atome mit anderen zu neuen Stoffen verbinden oder auch bei Verbrennungsprozessen und, natürlich, wenn elektrischer Strom fließt.

Doch diese Energien sind vergleichsweise schwach gegenüber denen im Innern des Atomkerns. Dringen wir in den Kern des Atoms vor, so herrschen hier 100 Millionen Mal stärkere Energien als außen in der Elektronenhülle. Die Protonen des Atomkerns werden durch extrem starke Kräfte zusammengehalten, während außen in der Hülle mal schnell ein Elektron abgegeben oder aufgenommen werden kann.

Genau diese Verhältnisse machen die Nutzung der Atomkraft so reizvoll. Spaltet man die Protonen des Atomkerns, so werden dabei gigantische Mengen an Energie frei – entweder explosionsartig wie bei der Atombombe oder kontinuierlich über einen längeren Zeitraum bei der Erzeugung von Strom in einem Kernkraftwerk.

Deutschland wird zum energiepolitischen Problemfall Europas

Zum ersten Mal erkannten deutsche Forscher wie Otto Hahn, daß die Spaltung bestimmter Isotope des Urans oder Plutoniums einen Teil der extremen Energie des Atomkerns freisetzt. Und – Zukunftsmusik – um noch ein Vielfaches höhere Energien verspricht die Verschmelzung von Wasserstoff-Isotopen, der sogenannten Kernfusion. Dieser Vorgang liefert die unvorstellbar großen Energiemengen in der Sonne.

Dies alles bedeutet: Deutschland schreitet mit voller Kraft rückwärts, greift auf die spärliche Energieversorgung früherer Jahrhunderte zurück und wird damit zum energiepolitischen Problemfall Europas. Die derzeit installierte Leistung von rund 63 Gigawatt an Windanlagen nutzt nichts, wenn der Wind nicht weht. Da hilft auch nicht, was die neue alte grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg plant: mindestens 1.000 neue Windräder. Auch 0 mal 1.000 bleibt null, kein Wind – kein Strom.

Microsoft-Mitbegründer Bill Gates will sich da nicht weiter in die deutsche Diskussion einmischen, betont er gern. Doch er rät zur Kernkraft, die das Klima retten soll: „Das Einzige, was ich den Deutschen sagen würde, ist dies: Falls es eine komplett neue Generation von Kernkraftwerken geben sollte, deren Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Müllbilanz dramatisch besser sind, dann solltet ihr angesichts des Klimawandels vielleicht dafür offen sein, zu schauen, ob sie Teil der Lösung sein könnten.“

Gates hatte bereits vor 15 Jahren das Unternehmen Terrapower mitbegründet, das neue Reaktortechnologien entwickeln soll. Die sollen vor allem die „Abfälle“ der bisherigen Reaktoren zur Energiegewinnung nutzen können. Mit diesen Resten könnten, so hat Terrapower ausgerechnet, fast alle Menschen über ein Jahrtausend mit Energie versorgt werden. Denn die bisherige Reaktortechnologie aus den fünfziger Jahren konnte nicht mehr als drei Prozent der Energie aus dem Brennstoff herausholen. Der Rest steckt immer noch in den atomaren Abfällen.

Deswegen ist es keine besonders gute Idee, radioaktive „Abfälle“ aus den Kernkraftwerken in Schächten zu vergraben. Sie sind der Brennstoff künftiger Generationen von Reaktoren. Und ja, die sind CO2-frei, sollte jemand auf dieses Argument Wert legen.

Der Beitrag erschien zuerst bei der JF hier




EIKE wünscht allen Leserinnen und Lesern…




Immer mehr klimarealistische Bücher kommen auf den Markt

Es scheint, als ob immer mehr Selberdenker, nüchterne Ingenieure, Naturwissenschaftler und Wissenschaftsautoren, ja auch diejenigen, die nicht unbedingt primär vom Fach sind, aber dank ihres hellen Geistes erkennen, dass sie, dass wir, von den „Klimaschützern“ in Politik, ihrer gekaufter Pseudoöffentlichkeit von NGO´s, die sich unter dem wohlklingendem Begriff  „Zivilgesellschaft“ versammeln, um uns gleichzeitig Freiheit und Wohlstand zu nehmen, nur nach Strich und Faden zum Narren gehalten werden.

Viele Selberdenker, wie auch nur einfach viele, die sich nicht mehr alles gefallen lassen wollen, sind endlich aufgewacht. Und verleihen ihrer Wut, geben ihrem Ärger jetzt eine Stimme. Indem sie Bücher schreiben.

Und plötzlich erscheint ein klimarealistisches Buch nach dem anderen auf dem Markt. Auf meinem Schreibtisch landeten in den letzten wenigen Wochen gleich vier von Ihnen. Ich will sie Ihnen daher kurz vorstellen.

Man gestatte mir dazu aber eine Vorbemerkung:

Die Bücher, wie auch ihre Autoren, sind alle grundverschieden, denn sie gehen von ganz verschiedenen Blickwinkeln an die Thematik heran, aber jedes einzelne ist es wert nicht nur gekauft und gelesen, sondern auch als Nachschlagewerk immer griffbereit zur Hand zu sein. Denn jedes für sich ist eine Fundgrube für Zitate, für Verfahren, für (nicht eingetroffene) Prognosen und Widersprüche der offiziellen Klimapropaganda und vieles, vieles mehr. Und allen ist gemein, dass eine unendliche Arbeit in ihnen steckt, eine Arbeit, die die Autoren sehr oft neben ihrer anspruchsvollen beruflichen Tätigkeit leisteten.

Ihre Titel lauten:

  1. „Klimawandel, Freiheit und der Rand des Chaos“ von Marc Krecher

ISBN 9-783-7-5342-4354, 394 Seiten BoD Verlag Norderstedt, in Kürze (Mitte April) im Manufactum Verlag unter dem Titel „Von Klimawandel zu Corona – Mit System in die Unfreiheit“ – zu kaufen

  1. „Kritische Analyse zur globalen Klimatheorie“ von A. Agerius

ISBN (Paperback) 978-3-347-24749-9 180 Seiten (A4) Verlag Tredition

  1. „Warum sich das Klima ändert und die Katastrophe ausbleibt“ von Bernd Fleischmann

Eigenverlag über das Internet hier herunter ladbar 174 Seiten (A4)

  1. „Klimaangst und anderer Unfug“ von Jan Deichmole

ISBN 9-780-2-4421-5279 526 Seiten Verlag LULU

Allen Autoren ist auch die fundamentale Erkenntnis gemein, bei aller Unterschiedlichkeit des Herangehens, dass es den führenden Protagonisten der Klimahysterie keineswegs um das Klima geht, sondern allein darum, uns unsere Freiheit zu nehmen. Die geschürte Klimahysterie mit ihrer metastatischen Durchdringung inzwischen fast aller Politik- und Regel/Gebots- und Verbotsbereichen, dient allein diesem Zweck. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass damit auch gewaltige Kapitalströme in Gang gesetzt oder umgelenkt werden, an denen sich wunderbar und von der Scheinöffentlichkeit beklatscht verdienen lässt. Aber eben nicht nur das. Die Menschen lassen sich dadurch auf wunderbare Weise gängeln, schikanieren, und dirigieren. Und weil das alles einem viel höheren Zweck dient, nämlich nichts Geringerem als die Rettung der Menschheit, wird Widerspruch nicht nur verboten, sondern auch höchst unmoralisch abqualifiziert.

Daher war selten eine Prophezeiung zutreffender als die von Nigel Calder 1998, dem vielfach ausgezeichneten britischen Wissenschaftsjournalisten, und jahrelang Herausgeber vom „New Scientist“ und BBC-Autors.

„Alle Parteien der Industriestaaten, ob rechts oder links, werden die CO2- Erderwärmungstheorie übernehmen. Dies ist eine einmalige Chance, die Luft zum Atmen zu besteuern. Weil sie damit angeblich die Welt vor dem Hitzetod bewahren, erhalten die Politiker dafür auch noch Beifall. Keine Partei wird dieser Versuchung widerstehen.“

Nicht das Klima ist bedroht, sondern unsere Freiheit, so lautet der gemeinsame Nenner.

 

„Klimawandel, Freiheit und der Rand des Chaos“ von Marc Krecher

 

Marc Krecher ist promovierter Geologe und hält zusätzlich einen M.Sc. Energiemanagement der Universität Koblenz/Landau. Er wohnt und arbeitet im grünen Freiburg. Sein Ansatz und auf 394  Seiten umfassend belegt und beschrieben ist viel mehr als der bloße Vergleich jüngster Klimadaten mit denen der geologischen Vergangenheit. Dazu hätte er zwar mehr als genug Beispiele, die alle zeigen, dass die einzige Besonderheit der gegenwärtigen Klimaentwicklung der Umstand ist, dass zu seiner Auswertung und zu seinen Entstehungshypothesen, statt der Feldforschung und des Rechenstiftes früherer Meteorologen und Klima-Paleogeologen, nunmehr weltanschaulich geprägte Computer-Modellierer und Klimafolgenforscher mit sehr mächtigen Computern ihre Phantasien in die Daten einbauen, damit sie zu ihren Modellen passen. Damit einher geht der Anspruch dieser Leute, dass der Mensch (natürlich immer nur die anderen), wenn er nur sein Verhalten in der von ihnen als richtig erkannten Art und Weise verändern würde, zur Not und wegen der Dringlichkeit die „Menschheitskatastrophe“ zu vermeiden,  dass „Klima“ sich diesen Veränderungen anpassen würde. „Kontrollillusion“ nennt der Autor treffend diesen wahnhaften Ansatz.

Einer der wichtigsten Aktivisten auf diesem Feld ist der PIK Mit-Gründer Hans-Joachim Schellnhuber, ordentlicher Professor und promovierter Physiker. Eine Liste im Buch zeigt, welch ungeheure Fülle von politischen und administrativen Aktivitäten dieser Mann nahezu täglich betreibt oder betrieben hat, und trotzdem noch in der medialen Öffentlichkeit (oder gerade deshalb) den Eindruck erweckt, er vertrete die Stimme „der Wissenschaft“. Wann forscht der denn eigentlich noch, wann betreibt der echte Wissenschaft, fragt sich angesichts dessen, der wohl naive Leser.

Bild links:  Hans-Joachim (John) Schellnhuber Mitgliedschaften

Doch das ist nur ein kleiner Auszug aus dem, mit dem sich der Autor insgesamt beschäftigt. In seinem Buch geht er weit darüber hinaus. Der Klappentext zeigt, worauf er hinaus will:

„Der Begriff Klimawandel wird als menschengemachte Klimaerwärmung verstanden. Dies aber einfach nur auf Physik zu reduzieren wird den Tatsachen nicht gerecht. Vielmehr reiht sich Klimawandel als gesellschaftspolitisches Phänomen in Prozesse ein, die bereits seit der Aufklärung immer wieder die Historie der westlichen Welt beeinflusst haben. So hat sich die Angst vor einer Übervölkerung der Erde mit den New Sciences zu einem neuen Systemdenken verbunden. Die daraus entwickelten Computersimulationen berechneten Millionen von Hungertoten, danach die totale Versteppung der Waldgebiete, dann extrem steigende Temperaturen und ganz aktuell Abermillionen von Pandemietoten. Verliert das Erdsystem mit der Übervölkerung also sein Gleichgewicht? Mit der Ökosystemtheorie und deren extremer Weiterentwicklung hin zu einer Erde als Superorganismus wird der Mensch einer Ganzheit unterworfen und dabei zur Krebszelle gemacht. Die Heilung des Planeten erfordert somit eine politische Selektion gangbarer Szenarien, deren Auswahl dem Eingriff des Bürgers jedoch entgleitet. So läuft er Gefahr, seine Souveränität zu verlieren, weil er sich durch die permanent auf ihn einwirkende Angst blenden lässt. Aus der geologischen Perspektive heraus wird gezeigt, warum CO2 kein on/off-Schalter für das Klima ist. Es soll verdeutlicht werden, dass Naturwissenschaft stattdessen Räume ausleuchtet, in denen Wahrheit zwar möglich ist, der Konsens aber doch nur eine Art Mittelwert selektierter Möglichkeiten darstellt.

Der politisch propagierte Klimawandel stellt die freiheitlich-liberale Gesellschaft in Frage. Eine globale Systemdynamik bringt uns an den Rand des Chaos, von dem aus der Staat transformiert werden soll. Das Buch versucht vor diesem Hintergrund, Klimawandel in einen größeren Zusammenhang zu historischen und soziologischen Prozessen zu stellen.“

Wenn man erstmal anfängt zu lesen, dann muss man immer weiter.

Zusätzlich zum Buch betreibt der Autor auch seine eigene Webseite:  www.freiheit-ist-fortschritt.de

Der Autor hat inzwischen den Verlag gewechselt daher wird das Buch in Kürze (Mitte April) im Manufactum Verlag unter dem Titel „Von Klimawandel zu Corona – Mit System in die Unfreiheit“ – erscheinen und zu kaufen sein

„Kritische Analyse zur globalen Klimatheorie“ von A. Agerius

Der Autor ist im normalen Leben Diplom Bauingenieur mit Fachschwerpunkt Baustatik (Hoch- und Tiefbau) und u. a. mit einer universitären Ausbildung in Ingenieurgeologie und Bauchemie. Die Anwendung komplexer höherer Mathematik, ist daher sein tägliches Werkzeug. An der Nachbildung der der Treibhaushypothese zugrunde liegenden Annahmen und ihrem Vergleich mit den seit den 1980 er Jahren vorliegenden Satellitendaten arbeitet er nun schon seit ungefähr 10 Jahren. Er schreibt hier aus naheliegenden Gründen unter Pseudonym.

Aufgrund dieser Vergleiche konnte er feststellen, dass die Satellitendaten sich keineswegs alle im von ihm  -pars pro toto- untersuchten Kiehl/Trenberth Diagramm mit den dort eingestellten Zahlenwerten decken. Im Gegenteil, viele passten einfach nicht, und noch merkwürdiger, die die nicht passten wurden passend gemacht, oder schlicht weggelassen.  Korrigiert man dies, und das hat der Autor minutiös getan, dann bleibt auch für den natürlichen Treibhauseffekt der die globale atmosphärische Mitteltemperatur von -18 ° C auf (vormals) +15 °C jetzt neuerdings 14 °C heben soll, einfach kein Platz. Er wird zu deren Herleitung nicht gebraucht. Ab in die Tonne.

Die 2. Auflage, 2021, jetzt in gelbem Umschlag, erweitert und vertieft alle bereits in der 1. Auflage angesprochenen Kapitel und nimmt neue Felder hinzu. Sie ist dadurch von 88 auf 200 Seiten gewachsen und enthält zahlreiche Grafiken, Darstellungen und neue Einzelnachweise.

Als Beispiele, als Stichpunkte seien stellvertretend herausgegriffen:

– Der Verteilungsfaktor ½ (mit der die eingestrahlte solare Energie statt auf die Kugelfläche auf die Halbkugel projiziert wird) wird über verschiedene Integrationen bewiesen, aber auch über die Bahn des Satelliten ERBS siehe Kap 5.1 bzw. Anhang 2.

– Prof. F.K. Reinhart, Swiss Federal Institute of Technology, Lausanne hatte die Klimasensitivität von CObei Verdopplung der Konzentration von 400 auf 800 ppm zu dela T< 0.24 K errechnet, siehe 1.Auflage. Ebenso wie Dr. Ferenc M. Miskolczi der 0,24 K bei  CO2– Verdopplung feststellt und damit exakt das Ergebnis von Prof. Reinhart. Die finnischen Professoren Kauppinnen (expert rewiewer of IPCC AR5) und P. Malmi bestätigen widerum völlig unabhängig wieder exakt den Wert von 0.24 K, S.47

– Prof. Guus Berkhout in seinem offenen Brief vom 11. Juni 2020: „Als offizieller IPCC-Gutachter habe ich den bevorstehenden Klimabericht geprüft und bin zu dem Schluss gekommen, dass es keine Wahrheitsfindung mehr gibt. […] Das Schlimmste am IPCC-Ansatz ist jedoch, dass er totalitäre Merkmale aufweist und Kritik nicht toleriert wird. Kritische Eingaben werden ausnahmslos abgelehnt oder weit entfernt gestoppt.“ Kap 9.11, S.167

– Man kann zeigen, IPCC Klimamodelle arbeiten mit Verstärkungsfaktoren der Strahlung, Kap. 4.22 und 4.23. Diese werden einzeln nachgewiesen und erhöhen so künstlich in den IPCC Modellen das an sich sehr geringe Reemissionsverhalten unsymmetrischer, atmosphärischer Moleküle.

– Es kann gezeigt werden, dass in Messgeräten der Gegenstrahlung der Treibhauseffekt bereits voreingestellt ist, Kap. 4.24.

–  Der Bedeutung der Net- Strahlungswerte des ERBS- Satelliten und ihre Interpretation widmet sich speziell Kapitel 5.4.2 bis 5.4.5 und der Anhang 6. Diese Betrachtungen führen damit zum nächsten Stichpunkt.

– Die Entstehung von Temperatur aufgrund von Einstrahlung einer stets nur halbseitig beleuchteten Erdkugel und Speichereffekte vom Tag in die Nacht und Berücksichtigung aller gefunkten ERBS Satellitendatensätzen bekommt eine besondere Gewichtung, siehe Varianten Kap. 5 und Anhänge 1, 7 und vor allem Anhang 8. Das auf ERBS- Messungen – unter Einbindung der maximal möglichen Anzahl der gefunkten Datenreihen (vgl. Kap.4.1.3 und Kap. 1.14)

Die gesellschaftspolitischen Auswirkungen werden in Kap 10.  S.168 im Fazit des Buches beschrieben. …..

Es sei jedem Interessierten ans Herz gelegt sich in das Buch zu vertiefen und sich auch nicht von der manchmal spröden Darstellung mathematischer Formeln oder grafischen Einfachdarstellungen abschrecken zu lassen. Es ist keine leichte Kost. Man muss dem Autor aber hohe Achtung zollen, in den beschriebenen Prozessen nicht den Überblick verloren zu, sondern seine Erklärlinie stringent durchgehalten zu haben. Sazu braucht es ein großes Maß an Konzentration und vor allem Disziplin. Sie zu widerlegen dürfte schwerfallen.

 

„Warum sich das Klima ändert und die Katastrophe ausbleibt“ von Bernd Fleischmann

Der Autor hat Elektrotechnik an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg bis zum Vordiplom studiert und anschließend Nachrichtentechnik und Kybernetik an der Technischen Universität München bis zum Diplom. Er wurde auf dem Gebiet höchstfrequente akustische Oberflächenwellenfilter (das hat viel mit Physik und Mathematik zu tun) zum Dr. Ing. promoviert. Für die Klimathematik interessiert er sich seit ca. 30 Jahren. Er ist parteilos, in keiner Abhängigkeit von irgendwelchen Forschungsgeldern oder Industriefirmen, hält keine Anteile an Energiekonzernen und handelt immer noch nicht mit CO2- Zertifikaten.

In seinem Buch fordert er, sich auf die Aussagen der Thermodynamik und insbesondere deren Interpretation durch den genialen schottischen Wissenschaftler James Clerk Maxwell zu besinnen. Sie sollten ausreichen, um die Physik der Atmosphäre im Hinblick auf deren Klimaentwicklung zu verstehen. So nutzt der Autor die Physik der kinetischen Gastheorie und das Stefan-Boltzmann-Gesetz um reale Temperaturen auf der Erde und der Venus zu berechnen, die – welch Wunder – auch sehr exakt mit den vorliegenden Messwerten übereinstimmen. Er widerlegt darüber hinaus auch, auf über 170 Seiten (A4) mit minutiöser Quellenangabe, alle gängigen Behauptungen der Klimahysteriker, zumindest so, wie der Autor sie versteht.

Und wie das so ist, und meiner Meinung nach zu Recht, kann keines der vielen Klimaklischees bestehen. Auch wenn sie uns täglich von eifrigen Medien, einer staatlichen geförderten Scheinöffentlichkeit, die sich NGOs nennen, sich dazu noch als „Zivilgesellschaft“ tarnen aber das ganze Gegenteil davon sind, vorgebetet werden. Warum das falsch ist – falsch sein muss – zeigt bereits die Zusammenfassung, aus der ich hier auszugsweise zitiere:

 

Übersicht der wichtigsten Fakten mit Kapitelverweisen

  • Es gibt keine „globale“ Temperaturerhöhung über die letzten 100 Jahre, sondern nur regionale Temperaturveränderungen im Rhythmus der Sonnenzyklen und Ozeanzyklen, vor allem da, wo die Wolkenbedeckung stark veränderlich ist (Kapitel 4 bis 7).
  • Der Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre korreliert nicht mit den unverfälschten Temperatur- werten ländlicher Messstationen (Kapitel 6 bis 8).
  • Die Treibhaustheorie hat viele gravierende Fehler; sie kann die mittleren Temperaturen auf der Erde und anderen Planeten und die Temperaturgradienten nicht erklären. Der Einfluss des Kohlendioxids auf das Klima ist eine schon lange widerlegte Spekulation (Kapitel 4 und 5).
  • Die strahlungsbasierten Modelle des IPCC liefern unphysikalische Ergebnisse (Kapitel 5.2).
  • Mit dem konvektiv-adiabatischen Modell hingegen werden die Temperaturen auf allen Planeten mit dichter Atmosphäre richtig berechnet (Kapitel 4).
  • Die „Berechnungen“ des Weltklimarates IPCC für eine Verdoppelung des CO2-Gehalts ergeben eine Temperaturerhöhung von weniger als 1 °C bis 6 °C – das ist ein Zeichen von Nichtwissen (Kapitel 5).
  • „The science is settled“, bzw. “Die Wissenschaft ist sich einig” ist deshalb eine Lüge.
  • Klimaprognosen des IPCC beruhen auf manuellen Anpassungen von Computerprogrammen, die keine fundierte physikalische Basis haben und sind darum blanke Spekulation (Kapitel 5).
  • Die Auswirkungen durch die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte sind hysterisch überzeichnet und teilweise frei erfunden (Kapitel 8 bis 13).
  • Die globalen von Wetterstationen gemessenen Temperaturdaten sind lückenhaft und manipuliert, z. B. weil der Effekt der urbanen Hitzeinseln bewusst falsch „korrigiert“ und die Vergangenheit kälter gemacht wurde um einen Temperaturanstieg „dokumentieren“ zu
    • ……und und und
  • Was auf dem Spiel steht ist nicht die Umwelt. Es ist unsere Freiheit.“ (Kapitel 18)

 

Der Autor betreibt seine eigene Websseite Klimawahrheiten.de http://klima-wahrheiten.de/Startseite/

„Klimaangst und anderer Unfug“ von Jan Deichmohle

Das neue Buch von Jan Deichmohle thematisiert die internationale Klimapolitik, ihre Ursachen und Folgen. Obwohl Deichmohle Mathematiker mit Ausrichtung Informatik und Physik ist, hat er absichtlich nicht die wissenschaftliche Schiene gewählt, um das Thema umfassender anzugehen, schiefe Ansätze und Voraussetzungen von Aktivisten herauszuarbeiten, darunter auch bei Klimaaktivisten. Das Buch beginnt damit, 60 Jahre falsche Klimavorhersagen vorzustellen, Quellen ihre Absurdität zeigen zu lassen. Klimaaktivisten und ihre Hintergründe werden untersucht, Widersprüche, falsche Methoden und extremistische Verstrickungen aufgezeigt. Der Autor trägt seine Befunde nach gründlicher Recherche, gut belegt in flotter Sprache sehr eloquent vor.

Ein Leser schreibt dazu:

Jan Deichmohle hat in seinem Portfolio eine große Anzahl veröffentlichter Bücher zu den verschiedensten Themen. Auch in diesem Werk beweist er seine Sicherheit, das Wesentliche eines Wissensgebietes zu erfassen und es gelingt ihm, den Hauptstamm der sich mäandernden Zweige der Klimaproblematik fokussiert herauszustellen.  Das von ihm gewählte Darstellungsmittel ließe sich gut mit realistisch-dokumentarischer Literatur beschreiben.

Anstatt eines Textes, der umfangreich den Kenntnisstand zum Klima referiert, lässt er das Thema sich selbst äußern.  Hierzu wählt der Autor aus der Vielzahl vorhandener Quellen die sprechendsten und lässt sie so aufeinander folgen, dass ihre Widersprüche ins Augen fallen und der Erkenntnisgewinn beim Leser maximal wird. Angenehm augenzwinkernd nimmt der Autor die Aufgeregtheit rund um das Klima Thema aufs Korn, womit der Titel des Buches – Klimaangst – seine zutreffende Bedeutung erhält.

Inhaltlich beginnt der Autor mit einer Darstellung der chronologischen Abfolge der Gegenstände der Klimadiskussion und endet mit aktuellen Überlegungen zum Einfluss von Planetenbewegungen auf das Klima, sowie zu Auswirkungen der Klimapolitik Deutschlands auf Umwelt und Wirtschaft.“

 

Das Buch kann auf Lulu.com als Vollfarbdruck bezogen werden:
https://www.lulu.com/en/en/shop/jan-deichmohle/klimaangst-und-anderer-unfug/paperback/product-1y5n8weq.html

 

 




Pandemie der Dummheit.

Schon in der 2007 erschienenen ersten Auflage meines Buches „Öko-Nihilismus“ habe ich davor gewarnt, man werde wohl bald nicht mehr zwischen Computersimulationen mathematischer Modelle und der realen Welt unterscheiden können. Inzwischen ist die Konfusion Realität. Seit der im Auftrag des Club of Rome erstellten Computersimulations-Studie „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) werden staatliche Eingriffe in Grundrechte wie das Recht auf Privateigentum sowie Meinungs- und Bewegungsfreiheit immer öfter mit dem Verweis auf theoretische Modelle eines angeblich exponentiellen Wachstums von Problemen wie Umweltbelastung, Rohstoffverbrauch und neuerdings Virusinfektionen gerechtfertigt. Dabei tritt unbegrenztes exponentielles Wachstum sowohl in der Natur als auch in der Gesellschaft nur sehr selten auf. Bei einer Epidemie nur im theoretischen Fall, dass in der Bevölkerung keinerlei Abwehrkräfte vorhanden sind. In der Regel kommt es nur als aufsteigender Ast einer sigmoidalen Sättigungskurve vor. Das hat Angela Merkel nicht davon abgehalten, ein angeblich exponentielles Wachstum der SARS-CoV-2-Infektionen als Begründung für den von ihr unter Umgehung des Bundestages durchgedrückten Oster-Lockdown zu benutzen. Immerhin wurde sie schon am Folgetag, dem 24. März 2021, gezwungen, den drastischsten Teil ihres Beschlusses zumindest dem Anschein nach wieder zurück zu nehmen. In Wirklichkeit hält sie daran fest, im Einsperren der Menschen die einzig wirksame Maßnahme gegen die Verbreitung von Viren zu sehen.

Dabei zeigt der Vergleich zwischen Deutschland und dem US-Ferienparadies Florida, wo es seit dem letzten Sommer keinerlei Corona-bedingte Beschränkungen des täglichen Lebens gibt, dass Lockdowns keinerlei positiven Einfluss auf die Infektionskurven und die Anzahl der Todesopfer haben – negativen dagegen schon. In 98,4 Prozent der Paarvergleiche der Google-Bewegungsdaten von 87 Ländern und Regionen hat ein Lockdown keinerlei Einfluss auf die Entwicklung der Zahl der Covid-Toten, wo bei noch zu berücksichtigen wäre, dass viele der statistischen Covid-Opfer nicht an, sondern mit Covid (neben Vorerkrankungen) gestorben sind. Das ist das Ergebnis einer sauberen statistischen Analyse der ersten Covid-19-Welle vom 15. Februar bis zum 21. August 2020 (Savaris, R.F., Pumi, G., Dalzochio, J. & Kunst, R. (2021).

In Deutschland hat sich die Physikerin Viola Priesemann vom Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation mit ihren Modellen der Ausbreitung von Covid-Epidemie-Wellen hervorgetan beziehungsweise wurde von unkritischen Massenmedien in die Rolle der Pythia gelobt. Viola Priesemann machte im Dezember 2020 auch als Mitverfasserin des Aufrufs „Contain Covid 19“ von sich reden, der im Januar 2021 zunächst im Fachmagazin „The Lancet“ erschien. Darin forderte sie zusammen mit Melanie Brinkmann, Sandra Ciesek und anderen einen radikalen EU-weiten Lockdown bis die positiven PCR-Tests auf täglich zehn von einer Million Einwohner gesunken sind. In Deutschland wurde dieser Appell von der überwiegend linksradikalen Bewegung „Zero Covid“ aufgegriffen. Zu den Erstunterzeichnern des Appells mit dem Titel „Das Ziel heißt null Infektionen. Für einen solidarischen europäischen Shutdown“ gehörten bekannte linksradikale Wiederholungstäter*Innen wie Georg Restle, Margarete Stokowski, Luisa Neubauer, Stefanie Sargnagel, Natascha Strobl, Rudolf Hickel, Frigga und Wolfgang Fritz Haug. Darin fordern sie einen grundlegenden Strategiewechsel. Der Versuch, die Pandemie durch eine Abflachung der Infektionskurve zu kontrollieren, sei gescheitert. Das Ziel müsse vielmehr lauten: „Gemeinsam runter auf null.“ Ob und wie weit das überhaupt realistisch ist, wird nicht gefragt. Umsetzen ließe sich die Forderung einer „solidarischen Pause von einigen Wochen“ nur mit totalitären Methoden, die darauf hinauslaufen, die Staatsbürger wie unmündige Kinder oder gar wie Sklaven zu behandeln. Aufs Ganze gehen, ist ja wohl die ursprüngliche Definition von Totalitarismus. Umso bedenklicher ist es, dass auch Regierungsmitglieder (wie zuletzt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit seiner Forderung eines zweiwöchigen Total-Lockdown) sich immer öfters der Argumentation von „Zero Covid“ anschließen. Die bekannteste Definition der Dummheit lautet bekanntlich, von der Wiederholung oder gar Steigerung einer unwirksamen Maßnahme bessere Ergebnisse zu erwarten. Aber vielleicht ist die Kontrolle der Epidemie gar nicht das Ziel der Bundesregierung…

Inzwischen hat Jörg Phil Friedrich in der Tageszeitung DIE WELTonline, die selbst mitgeholfen hat, Frau Priesemann in die Rolle einer Wahrsagerin zu hieven, am 24. März grundsätzliche Kritik an den politisch gefälligen Modellspielereien geübt. Dort liest man u.a.: Kann es sein, dass wir trotz einer jahrhundertelangen Geschichte der Rationalisierung der Welt immer noch so etwas wie „Wahrsager“ brauchen und dass die modellierende Naturwissenschaft, so ungenau sie auch immer sein mag, heute die Rolle dieser magischen Kräfte übernehmen muss? (…) Weil die Modelle mit Inzidenzen und R-Werten rechnen, meinen wir, diese Zahlen hätten auch direkte Bedeutung für politische Entscheidungen. Andere Dinge, die nicht in den Modellen vorkommen oder sich erst gar nicht mathematisch fassen lassen, wie die gesellschaftliche Stimmung, die Veränderung des kulturellen Klimas, die Auswirkungen auf die Lebensqualität, scheinen unwichtig zu werden, weil sie ja nicht in den Modellen stehen.“

Zwei Tage zuvor stand im gleichen Blatt ein ausführliches Interview mit dem Stanford-Professor John Ioannidis, der als führender Epidemiologe der Welt gilt. Der auch in Deutschland aktive Forscher erklärte schon im Januar in einer gemeinsam mit anderen Forschern im „European Journal of Clinical Investigation“ veröffentlichten Studie, drakonische Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie wie eine Verschärfung eines bereits bestehenden Lockdowns seien überflüssig. Diese Studie stieß zumindest in Deutschland auf methodische Einwände. Inzwischen betont Ioannidis sogar, die Lockdowns hätten insgesamt eher einen negativen Effekt gehabt. Leider sei das aber wegen der opportunistischen Haltung der meisten jungen Forscher nicht deutlich geworden, beklagt Ioannidis im Interview mit der WELT: „…  bei der großen Mehrheit meiner Kritiker handelt es sich nicht um Wissenschaftler, sondern um Aktivisten oder um Anfänger, die selbst noch wenig publiziert haben. (…) Viele Forscher versuchen, ihre Analysen so anzupassen, dass es zu einem bestimmten Narrativ passt. Inzwischen haben rund 459.000 Wissenschaftler etwas zu Covid-19 veröffentlicht. Die kamen ganz plötzlich aus dem Nichts. Das mögen kluge, in Datenanalyse gut ausgebildete Leute sein, aber sie haben nicht die geringste Ahnung von Epidemiologie oder Infektionskrankheiten oder dem Gesundheitswesen. Ihre überambitionierten Modellierungen beruhen auf unsicheren, sehr fehleranfälligen Daten – das ist, als ob man einen Mercedes-Motor in einen alten Holzkarren einbaut. In ihrem Enthusiasmus glauben viele dieser Wissenschaftler, sie könnten fehlerhafte Daten analysieren, als handelte es sich dabei um Messwerte aus einem Teilchenbeschleuniger. Dabei bieten Modellierungen immer nur eine schwache Evidenz. Sie sollten auch auf meine Modellierung nicht vertrauen.“

Modelle sind provisorische Hilfsmittel der Forschung. Sie sollten niemals mit der Realität verwechselt werden, weil sie komplexe Zusammenhänge mehr oder weniger extrem vereinfachen müssen. Statt als Hilfsmittel der Forschung erscheinen Modelle heute aber immer öfters als deren eigentliches Ziel. Dieser Verdacht drängt sich auch bei der Corona-Forschung auf. Hat das von den Medien verbreitete Virus-Modell eines bunten Plüschballs überhaupt eine eindeutige Entsprechung in der Realität? Diese ketzerische Frage sollte zumindest so lange nicht als abwegig betrachtet werden, als es noch nicht gelungen ist, SARS-CoV-2 in Reinform zu isolieren und sein Genom vollständig zu sequenzieren. Zumindest einige „Querdenker“ halten SARS-CoV-2 für ein „Phantom-Virus“, hinter dem sich in Wirklichkeit mehr oder weniger harmlose Exosomen verbergen. Daher ist es auch unklar, ob PCR-Tests nach Christian Drosten das Virus an asymptomatischen Probanden wirklich nachweisen können oder ob der Test nicht vielmehr das Virus mithilfe des Primers aus wenigen Aminosäuren quasi „erschafft“.

Weil heute offenbar zu viele Forscher vor allem auf die Bestätigung eines Narratives aus sind, anstatt ergebnisoffen nach der Wahrheit zu suchen, verschwimmen die Grenzen zwischen Science und Science fiction immer mehr. Damit einher geht eine Renaissance des magischen Denkens. Dieses offenbart sich kaum irgendwo deutlicher als in der Behauptung, die „Energiewende“ mit dem Ziel der CO2-Neutralität wirke als Vorsorge gegen Covid-19. Was nicht wie gewünscht eintritt, wird notfalls inszeniert oder aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt, indem man einfach beschließt, über reale Probleme nicht mehr zu reden: Zum Beispiel über die Kohlekraftwerke, die nur acht Tage nach ihrer offiziellen, vom Staat entschädigten Abschaltung ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, um das Stromnetz vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Oder über die enormen Umweltbelastungen, die E-Autos bei der Rohstoffgewinnung in armen Ländern verursachen. Oder nicht zuletzt über die immensen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Kollateralschäden der Corona-Lockdowns.

Immerhin läutet nun der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums, Professor Michael Baumann, die Alarmglocke, indem er darauf hinweist, dass die einseitige Ausrichtung der Krankenhäuser zu massiven Kollateralschäden führt. Wegen der Verschiebung von Untersuchungs- und OP-Terminen rechnet er mit bis zu 40.000 zusätzlichen Krebstoten. Darauf hatte schon im Frühjahr 2020 der Oberregierungsrat Stephan Kohn im Bundesinnenministerium (BMI) in einer 80-seitigen Studie hingewiesen. Zweieinhalb Millionen Menschen seien durch die einseitige Ausrichtung des Gesundheitswesens auf Covid-19 nicht medizinisch versorgt worden, schätzte Kohn. Es sei dadurch eine potentielle Lebenszeit im Umfang von mehreren Millionen Jahren geopfert worden. Kohn wurde daraufhin sofort seines Amtes enthoben. Dabei hatte er nur angewandt, was in seinem Ministerium schon im Jahre 2012 aus einer realistischeren Risikoanalyse möglicher Epidemie-Ereignisse gefolgert worden war, nämlich Maßnahmen zur Eindämmung einer Epidemie einem realistischen Kosten-Nutzen-Vergleich zu unterwerfen. Nach Oberregierungsrat Kohn führt die Nichtbeachtung der Risikoanalyse von 2012 nun zu bedenklichen Konsequenzen: „Die Resilienz des hochkomplexen und stark interdependenten Gesamtsystems Kritischer Infrastrukturen ist gesunken. Unsere Gesellschaft lebt ab sofort mit einer gestiegenen Verletzlichkeit und höheren Ausfallrisiken von lebenswichtigen Infrastrukturen. Das kann fatale Folgen haben…“. Im Parallel-Universum, in dem sich Angela Merkel und ihre handverlesenen Berater bewegen, scheint diese Schlussfolgerung allerdings unerwünscht, da „nicht hilfreich“ zu sein.

 




Der Katastrophenreaktor in Tschernobyl

Die Thermodynamik war eines meiner Lehrfächer; ich habe mich bemüht, Studenten der Verfahrenstechnik mit diesem aufschlussreichen und schwierigen Fachgebiet vertraut zu machen. Zu Beginn der neunziger Jahre eskalierte in Deutschland die Auseinandersetzung mit dem Thema Kernenergie. Die neue Partei der GRÜNEN versprach sich viel davon, gegen Kernkraftwerke zu opponieren: „Atomkraft, nein danke“ war die tausendfach plakatierte Parole, die auf andere Parteien übergriff; schließlich wollten sie alle gerne davon profitieren. Das Wort Atom war wegen der allseits gefürchteten Atombombe extrem negativ konnotiert.

In dieser Zeit wollte ich meine Studenten fachgerecht informieren und lud sie immer wieder zu gemeinsamen Besichtigungen des Kernkraftwerks Philippsburg ein, an denen viele teilnahmen. Die Kraftwerksleitung genehmigte den Studentengruppen jeweils über eine Schleuse und mit entsprechender Schutzkleidung den Zugang zum Innenraum des Reaktorgehäuses oder Containments. Wir standen auf dem aktiven Reaktor und spürten die Wärme unter den Fußsohlen. Ich nehme an, dass niemand von uns dabei Angst empfunden hat.

Vor der Besichtigung nahmen wir an informativen Referaten teil. Dabei wurde selbstverständlich die Reaktorkatastrophe Tschernobyl behandelt. Die Sowjetunion (SU) hatte der Fachwelt nach anfänglicher Zögerung ausführliche und wie uns schien korrekte Informationen und Pläne zur Verfügung gestellt; es war ja schließlich die „Glasnost“-Periode. Im August 1986, also 4 Monate nach dem Unfall, hat die SU bei der IAEA[1]in Wien über den Unfall berichtet; darüber hat die GSF[2] einen deutschsprachigen Bericht herausgegeben, der heute noch als am meisten verlässlich gilt. Später wurden ja alle Berichterstattungen zu Tschernobyl durch die politische Agenda verfälscht.

Die wesentlichen Aussagen, die ich mir gemerkt habe, aber über die ich keine schriftlichen Unterlagen besitze, und die ich durch weitere Informationen ergänzt habe, will ich kurz zusammenfassen:

  • In Tschernobyl gab es mehrere Kernreaktoren. Einer davon (Reaktorblock 1) diente der Stromerzeugung; er war von 1978 bis 2000 in Betrieb. Ein anderer Reaktorblock (der Reaktorblock 4) war dafür vorgesehen, waffenfähiges Plutonium zu erzeugen.
  • Die bei dieser Reaktion entstehende Wärme wurde zur Stromerzeugung verwendet und ins Netz eingespeist. Die Hauptaufgabe war aber die militärische Nutzung der Kernenergie und nicht die friedliche.
  • Dieser Reaktorblock bestand aus sehr vielen Kleinstreaktoren, die sich alle in einem großen Graphitblock befanden, der beim Reaktorunfall am 26.4.1986 in Brand geriet.
  • Die Aufteilung in Kleinstreaktoren war hierbei zweckmäßig, um das erbrütete Plutonium einzeln entnehmen zu können.
  • Zur Erleichterung dieser Entnahme von Brennstäben gab es für diesen Reaktorblock keine Betonkuppel oder kein Containment, wie es bei allen friedlich genutzten Reaktoren weltweit üblich ist. Die Überdachung bestand aus Eternitplatten.
  • Wegen des fehlenden Gehäuses gelangten bei dem Unfall der Abbrand und das entstehende CO2 in die Atmosphäre und verbreiteten sich bekanntlich weltweit.
  • Die vielen Kleinstreaktoren wurden mit je speziellen Kühlsystemen ausgestattet, deren Durchflüsse (kg/h) wie in der Verfahrentechnik üblich mit Lochscheiben (Messblenden) ermittelt wurden. Diese bewährte Messmethode hat den Nachteil, dass sie im unteren Messbereich sehr ungenau wird. Zu Versuchszwecken wurde bei der Katastrophe verbotenerweise dieser Bereich bewusst ausgewählt.
  • Es kam zur Reaktorkatastrophe, weil man durch einen Versuch feststellen wollte, ob der auslaufende Generator ab 30% Leistung noch genug Strom liefern könnte, um andere Anlagenbereiche eine Weile damit zu versorgen. Aber man verpasste beim Abfahren des Reaktors auf Grund von Bedienungsfehlern diesen Punkt und war plötzlich bei 1% der Leistung angelangt. Dann wurde versucht, den Reaktor wieder hochzufahren, um den Versuch dennoch durchführen zu können. Das ist aber prinzipiell unmöglich, weil eine so genannte Xenon-Vergiftung eintritt; es wäre erforderlich gewesen, den Reaktor ganz abzuschalten, 2 bis 3 Tage zu warten, bis die Xe-Vergiftung abgeklungen ist und dann erneut anzufahren. Diese Xe-Vergiftung ist den Fachleuten bekannt; sie hat zur Konsequenz, daß man Kernkraftwerke nicht unter 50% Leistung herabfahren darf. Wenn man diese Grenze unterschreitet, darf man erst nach einigen Tagen die Leistung wieder erhöhen.

Der Reaktor wurde zerstört, Bauteile flogen weit weg. Und die senkrechten Druckröhren der Kleinstreaktorenn wirkten wie ein Kamin, Graphit geriet in Brand, der durch restliche Nuklearwärme weiter angeheizt wurde.

Zu der Tatsache, daß man trotz der Xe-Vergiftung das Wieder-Anfahren versuchte (was man nicht darf und nicht kann und was jeder Fachmann weiß), wird in Fachkreisen kolportiert, dass sich die Reaktorfahrer geweigert hätten, den Versuch durchzuführen, und dass Militärpersonen an deren Stelle gesetzt wurden.

  • Am Standort Tschernobyl gab es vier Reaktoren, alle vom gleichen Typ: mit Graphit moderiert und Wasser gekühlt. Auch an anderen Orten gab es Reaktoren dieser Art; in der Sowjetunion 1986 beispielsweise mehr als 15, heute allerdings nur noch 10. Diese Reaktoren wurden alle zur Gewinnung von Waffen-Plutonium gebaut, weil man bei ihnen während des Betriebes einzelne Druckröhren absperren und die Brennstäbe herausholen kann. Derartige Reaktoren gab es auch in den USA, aber nicht lange, weil man die Gefahren erkannte. In der Sowjetunion wurden die Reaktoren später auch zur Stromgewinnung eingesetzt, weil sie ja vorhanden waren. Und man konnte sie auch sicher betreiben, man durfte nur keine dummen Experimente damit machen. In Jahre 1986 hatte man in der Sowjetunion sicherlich bereits so viel Kernwaffen, daß man man mit diesen Reaktoren nur noch Strom erzeugte

Für diese neun Punkte – ich betone es noch einmal – besitze ich keine schriftlichen Unterlagen; ich kann mich also lediglich auf mein Gedächtnis berufen. Mit großer Sicherheit kann ich aber davon ausgehen, dass im Kernkraftwerk Philippsburg diese mir fehlenden Unterlagen damals vorhanden waren.

Der havarierte Reaktor war nicht zur Verwendung für friedliche Zwecke konzipiert, sondern speziell zur Erzeugung von Waffen-Plutonium. Es ist unvernünftig und verschwenderisch, daraus die Entscheidung zu begründen, wie es geschehen ist, den in jeder Hinsicht völlig sicheren deutschen Kugelbett-Reaktor stillzulegen. Und noch immer wird der Hinweis auf Tschernobyl unzulässigerweise dazu benutzt, auf allgemeine Gefahren der Kernenergie hinzuweisen.

[1] Internationale Atomenergie-Organisation

[2] Forschungsstelle für Umwelt und Gesundheit

Über den  Autor

Er studierte Physik und wurde in diesem Fachgebiet auch promoviert. Seine berufliche Tätigkeit war geprägt durch die chemische Verfahrenstechnik und die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik. In diesem Fachgebiet war er u.a. für größere Neubaumaßnahmen zuständig, beispielsweise für die BASF-Antwerpen N.V. Nach seiner Pensionierung lehrte er an der Fachhochschule Mannheim – Hochschule für Technik –  Thermodynamik und Regelungstechnik und außerdem – im Rahmen des Studium generale – in den Fächern Wirtschafts-, Unternehmens- und Führungsethik.




10 Jahre Fukushima – 10 Jahre Ausstieg aus der Kernenergie

Es war die Bundeskanzlerin, die in einer Kurzschlussreaktion vier Tage nach dem Störfall erklärte, dass die ältesten acht Kernkraftwerke  abgestellt werden sollten. Da die Bundesregierung ein vom Parlament verabschiedetes Gesetz wie das Atomgesetz nicht einfach außer Kraft setzen kann, sprach der Bundesverfassungsrichter Hans-Jürgen Papier von verfassungswidrigem Vorgehen.

Wie immer in krisenhaften Situationen, wie etwa bei der Öffnung der Grenzen 2015 oder in der Coronakrise, ließ sich die Bundeskanzlerin treiben von der öffentlichen Meinung. Die war aber durch Angst- und Panikmache, insbesondere der öffentlich-rechtlichen Medien, aufgeputscht und klar auf der Seite des Ausstiegs. Wir erinnern uns noch gut an die täglichen abendlichen Brennpunkte in ARD und ZDF mit dem immer wiederkehrenden Yogeshwar, in deren Folge in Deutschland, 9000 Kilometer von Japan entfernt, die Geigerzähler ausverkauft waren.

Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass ein anderer Bundeskanzler zunächst Ursachenforschung betrieben hätte und nach dem Abklingen der ersten verständlichen Erregung und Angst entschieden hätte, was im Interesse Deutschlands und nicht im Interesse des eigenen politischen Überlebens notwendig war. Noch im Jahr 2010 war die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke um 8 – 14 Jahre durch den deutschen Bundestag beschlossen worden. Noch 2008 sagte Bundeskanzlerin Merkel: „Ich halte es nicht für sinnvoll, dass ausgerechnet das Land mit den sichersten Atomkraftwerken die friedliche Nutzung der Kernenergie einstellt.“

Eine nähere Untersuchung hätte ergeben, dass der Unfall in Deutschland niemals hätte passieren können, wie auch die Reaktorsicherheitskommission feststellte. Denn abgesehen davon, dass die Kraftwerke von Fukushima zu gering gegen Flutwellen und Überschwemmung geschützt waren, gab es dort auch nicht das im Jahre 1986 in Deutschland eingeführte »Wallmann-Ventil«. Ein solches Ventil sorgt dafür, dass bei Überdruckbildung im Sicherheitsbehälter (containment) Gase gefiltert entlastet werden können. Das Wallmann-Ventil war im Zuge der Überarbeitung der Sicherheitskonzepte deutscher Kernkraftwerke nach der Katastrophe von Tschernobyl eingeführt worden. Auch die sogenannten »Töpfer-Kerzen«, d. h. Wasserstoff-Rekombinatoren, mit denen deutsche Kernkraftwerke längst nachgerüstet waren, hätten eine Wasserstoffexplosion wie in Fukushima in Deutschland vermieden.

Trotz Fukushima kamen alle anderen Kernenergieländer der Welt zu anderen Schlussfolgerungen. Spanien, Belgien, Schweiz, USA und Schweden verlängerten die Laufzeit ihrer Kernkraftwerke. Holland und Polen planen den Einstieg in die Kerntechnik. Schweden, das in den 1980er-Jahren beschlossen hatte, bis 2000 alle Kernkraftwerke zu schließen, hat mittlerweile den Betrieb einzelner Kraftwerke bis 2040 erlaubt. Sogar der Ersatz bestehender Kernkraftwerke ist dort nunmehr möglich.

In Deutschland war die Laufzeitverlängerung ein halbes Jahr vor dem Ausstiegsbeschluss ebenfalls erfolgt: Im Herbst 2010 beschloss der Deutsche Bundestag eine Verlängerung der Laufzeiten um acht Betriebsjahre für ältere Kraftwerke und um 14 Jahre für jüngere Kraftwerke. Danach wäre Brokdorf im Jahre 2036 vom Netz gegangen.

Durch die Einrichtung einer Ethikkommission, die sich dadurch auszeichnete, dass in ihr kein einziger Energiefachmann vertreten war, allerdings mehrere Kirchenvertreter und Ausstiegsaktivisten, erhielt die Bundeskanzlerin ein Votum, das sie für eine gesetzliche Regelung brauchte. Am 9. Juni 2011 erklärte sie im Deutschen Bundestag „Die Nutzung der Kernenergie wird bis 2022 beendet“. Am 30. Juni 2011 beschloss der Bundestag in namentlicher Abstimmung bei wenigen Gegenstimmen (einer der wenigen Mutigen war Arnold Vaatz (CDU)) das »13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes«, das die Stilllegung aller Kernkraftwerke bis 2022 vorsah.

Die Folgeschäden der Fehlentscheidung der Kanzlerin und des deutschen Bundestages für den Wohlstand Deutschlands sind immens. Denn in der Regierungserklärung von 2009 hatte die CDU-FDP Koalition das Ziel der Vorgängerregierung einer 40%-igen CO2-Minderung bis 2020 übernommen.

Ein Großteil der durch den Ausstieg wegfallenden, CO2-freien Stromproduktion musste nun durch Kohle- und Braunkohlekraftwerke ersetzt werden. Dadurch blieben die CO2-Emissionen durch die Stromerzeugung bis 2018 weitgehend konstant, obwohl massive Subventionen in Höhe von 400 Milliarden € für Windkraftanlagen und Photovoltaikdächer zu einem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien führte. Hinzu treten die Kosten von etwa 100 Milliarden €, die für die Hochspannungstrassen auszugeben sind, um Windstrom vom Norden in den früher kernkraftreichen Süden zu transportieren. Die Subvention, die auf jeden Stromkunden umgelegt wurde, führte zu einem massiven Strompreisanstieg.

Deutschland hat mit 32 Eurocent pro Kilowattstunde den höchsten Strompreis der Welt, der internationale Durchschnitt liegt bei 12 Eurocent/kWh. Die Erneuerbaren-Energie-Umlage beträgt mittlerweile 10 Eurocent /kwh, die mittlerweile zum Teil vom Steuerzahler bezahlt wird. Der höchste Strompreis der Welt, eine Folge der falschen Entscheidung im Jahre 2011, trifft nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit von Industrie und Gewerbe und deren Arbeitsplätze, soweit sie nicht zu den wenigen Betrieben gehören, die von der Umlage befreit sind. Der Wirtschaftsstandort Deutschland zerbröselt. Schon heute investiert die chemische Industrie vor allen Dingen wegen der prohibitiv hohen Stromkosten weniger als die Höhe der Abschreibungen. Die Industrie schrumpft.

Um die CO2-Ziele trotz Kernenergieausstiegs dennoch einzuhalten, mussten andere Bereiche herangezogen werden wie der Verkehr, die Wärmeversorgung und die Landwirtschaft, die mit weiteren CO2– Einsparvorgaben belastet wurden. Am Ende wurde sogar der Verbrennungsmotor geopfert, eine Schlüsseltechnologie Deutschlands. Es war allerdings schon 2011 erkennbar, dass im Jahre 2020 die CO2-Ziele nicht eingehalten werden konnten – diese fehlende Zielerreichung war einer der Gründe, die zum Anschwellen der »Fridays for Future«-Bewegung 2019 führte. Dank eines umfassenden Corona-Lockdowns wurde das Minderungsziel allerdings kurzfristig erreicht.

Durch den Doppelschlag des Verzichts auf Kernenergie und Kohle fallen 80 % der gesicherten Leistung an Strom weg und werden ersetzt durch Strom, der von Wind und Wetter abhängt und mit Dunkelflauten im Winter von bis zu 10 Tagen eine Strommangelwirtschaft hervorrufen wird, die wir nur von Entwicklungsländern kennen. In Anbetracht dieser Tatsache, Verkehr und Wärmeversorgung zukünftig auch noch zusätzlich von fluktuierenden Stromquellen wie Sonne und Wind abhängig zu machen, grenzt an politisch-wirtschaftlichen Harakiri. Die hierfür notwendige Speicherung durch Wasserstoff oder Batterien ist schlicht unbezahlbar.

Mit der Stilllegung der Kernkraftwerke ist das Problem der radioaktiven Rückstände in den abgebrannten Brennelementen, die in 12 Zwischenlager neben den Kernkraftwerken aufbewahrt werden, ungelöst. Eine neue Generation von Kerntechnologien, die inhärent sicher sind und das Endlagerproblem auflösen, wird weltweit entwickelt, nur nicht in Deutschland. Denn die bis 2011 gültige Zweckbestimmung des Atomgesetzes, die Erforschung der Nutzung der Kernenergie zu fördern, wurde ersatzlos gestrichen. Die Kernforschung zum Zwecke der Energieerzeugung wurde eingestellt.

Die Kerntechnik der 4. Generation, an der weltweit geforscht wird, arbeitet überwiegend mit schnellen Neutronen. Sie sind in der Lage, auch nicht spaltbare Atomkerne durch Neutroneneinfang zu spaltbaren zu machen. Damit wäre das Problem der Reichweite gelöst, denn herkömmliche Reaktoren nutzen lediglich 5% des Urans durch Kernspaltung. Zugleich wird aber auch das Problem des Atomabfalls gelöst, denn dieser kann als Ausgangsstoff eingesetzt werden. Selbst wenn es nicht um die kostengünstige CO2-freie Stromerzeugung durch Kernenergie ginge, müsste sich Deutschland mit dieser Technologie befassen, denn sie sichert die Umwandlung der über Zehntausende von Jahren langlebigen Rückstände in Stoffe, die bereits nach einigen hundert Jahren als abgeklungen gelten.

Ein neues Konzept der    IV. Generation ist auch der Dual-Fluid-Reaktor (DFR). Er wurde als privates Projekt von Kernphysikern aus Deutschland ohne staatliche Zuschüsse entwickelt und hat mittlerweile weltweit Patente.

Die Beschreibung des Reaktors durch die Erfinder liest sich wie die Beschreibung des Steins der Weisen:

-Der DFR erzeugt wie die meisten Konzepte der 4. Generation keinen langlebigen Atommüll, im Gegenteil, er baut den bestehenden Atommüll ab;

-die Energieeffizienz ist etwa 1000 Mal so groß wie bei Stromerzeugungen auf Basis Erneuerbarer Energien;

-das Kraftwerk ist inhärent sicher;

-die Erzeugungskosten für Strom sollen für ein Großkraftwerk von 1500 Megawatt elektrischer Leistung bei  1 €ct pro Kilowattstunde liegen.

Die Patentinhaber, die sich im privaten Institut für Festkörper-Kernphysik in Berlin organisiert haben, haben ihre Zelte mittlerweile in Vancouver in Kanada aufgeschlagen.

Je mehr die desaströsen Unzulänglichkeiten der Energiewende auf Wind- und Solarbasis in den nächsten Jahren zutage treten werden, umso mehr sollte auch die Offenheit kluger politischer Köpfe auch in Deutschland wachsen, sich mit einem neuen, sicheren Kapitel der Kernenergie zu beschäftigen. Dazu braucht es einen Wechsel in der politischen Führung, vor allen Dingen aber ein Umdenken in den Redaktionsstuben deutscher Medien, in denen nach einer Untersuchung von Prof. Kepplinger 70 % der Journalisten immer noch der Auffassung sind, dass Fukushima „endgültig bewiesen“ habe, dass „die Risiken der Kernenergie nicht tragbar sind“.

Aber bevor es den ersten „Brennpunkt“ in ARD oder ZDF zur Technologie der 4. Generation gibt, müsste uns alle die berechtigte Angst um die Sicherheit unserer Energieversorgung erschüttern. Aber das dauert nicht mehr lange.

Dieser Artikel erschien zuerst in Cicero (11.3.2021)




Svenja Schulze und der weltweite Atomausstieg

So kam sie in die „Schüler*innenvertretung“ (bei dieser Schreibweise wehrt sich meine Rechtschreibkontrolle mit Händen und Füssen). Die Jusos waren für Frau Schulze „wirklich klasse“ – so wurde sie Juso-Landesvorsitzende. Von da war es nicht weit bis zur AStA-Vorsitzenden, wo sie gegen den Golf-Krieg demonstrierte unter dem Motto „Kein Blut für Öl“. Nachdem sie die „Studiengebühren in NRW wieder abschaffen und viel Geld für die Hochschulen in NRW mobilisieren konnte“ – man fragt sich unwillkürlich, wessen Geld? –, wurde sie Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Und als solche verfolgt die studierte Germanistin und Politikwissenschaftlerin nun ambitioniert globale Zielsetzungen, nämlich den „deutschen europäischen und weltweiten vollendeten Atomausstieg“.

In dem „12 Punkte Programm für die Vollendung des Atomausstiegs – die Position des Bundesumweltministeriums“ vom 11.03.21 heißt es:

„Das Bundesumweltministerium sieht seinen Einsatz für den Atomausstieg aber noch lange nicht als beendet an. Im Gegenteil: Wir arbeiten mit voller Kraft weiter. Denn vollendet ist der Atomausstieg Ende 2022 noch nicht. Es bleiben nukleare Risiken, die weitere konsequente Schritte erfordern: in Deutschland, in Europa und weltweit.“

Weltweit und vollendet, darunter machen es deutsche Politiker niemals. Hört mal, ihr Russen, Amerikaner, Chinesen und Franzosen und wer da noch so mit den Atomen rumspielt, eure Risiken machen nicht an den deutschen Landesgrenzen halt.

Deshalb ist die weitere Nutzung der Atomenergie im Ausland nicht im deutschen Interesse, schon gar nicht staatlich geförderte Neubauten in der EU. Insbesondere in den grenznahen Regionen sind viele Menschen über den Betrieb alter Atomkraftwerke in Nachbarländern besorgt. Gleichzeitig sollen für diese Reaktoren in vielen Fällen die Laufzeiten teils erheblich über die ursprünglich genehmigten Betriebsdauern hinaus verlängert werden. Das Bundesumweltministerium teilt die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger und setzt sich dafür ein, dass ihre Interessen gewahrt werden“.

Der Fadenriss ist noch nicht endgültig genug

Wie sich Svenja Schulze im einzelnen für die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger einsetzt, bleibt nebulös, aber vielleicht gibt es ja noch ein paar Versprengte von der Kavallerie ihres Genossen Steinbrück.

Als Grund für die Sinnlosigkeit der „Atomkraft“ führt die Umweltministerin an, „Ihr Anteil am weltweiten Primärenergieverbrauch beträgt nicht einmal 5 Prozent. Sie kann schon deshalb keinen substanziellen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele erbringen“. Oh, chère Madame, dünnes Eis. Die Heilsbringer Wind und Sonne schaffen nämlich mit 4,5 Prozent noch weniger. Können die womöglich auch keinen substanziellen Beitrag erbringen?

Deshalb will das BMU „vollständig raus aus der Atomkraft“. Der Fadenriss ist noch nicht endgültig genug. Jetzt sind die „Atomfabriken“ Lingen und Gronau dran. Brennelemente herstellen geht gar nicht, sie sollen in der nächsten Legislaturperiode geschlossen werden, per Gesetz, versteht sich. „Nach Auffassung des BMU ist eine gesetzliche Regelung zur Beendigung der Brennelementfabrikation in Deutschland und des Betriebs der Urananreicherungsanlage in Gronau die rechtssichere, richtige Lösung, um die untragbare Situation zu beenden, dass grenznahe ausländische Alt-AKW mit Brennelementen aus deutscher Produktion betrieben werden“.

Was scheren Svenja Schulze von der Arbeiterpartei SPD die 300 Angestellten von Gronau? Was stört sie, dass die etwa 350 Angestellten von Lingen ihren Arbeitsplatz verlieren? Schließlich werden der Ministerin ihre 25.000 Euro monatlich pünktlich überwiesen, auch oder gerade in Corona-Zeiten. „Nach Gutachten im Auftrag des BMU wäre eine Schließung rechtssicher möglich“. Hau wech, die Sch…

Um den Atomausstieg zu vollenden, braucht man nach Ansicht von Svenja Schulze nur „konsequent den nächsten Schritt zu gehen und angesichts eines höheren EU-Klimaziels beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Anstrengungen bis 2030 zu verdoppeln“. Anstrengungen verdoppeln, Gemeint sind natürlich die Steuerzahler und eine Verdoppelung der hübschen Windräder von derzeit 30.000 auf 60.000. Zur Information für Frau Schulze die Information in leichter Sprache: Bei Windstille ist 30.000 mal null gleich null. Und 60.000 mal null ist auch gleich null.

Wie man Freunde gewinnt

Und dann will das BMU noch den „Schulterschluss der atomkritischen Staaten suchen“. Steht etwa die Gründung einer internationalen Anti-Atom-Kavallerie unter deutscher Führung im Raum? Im Positionspapier heißt es dazu:

Zielbestimmungen des Euratom-Vertrages hinsichtlich der Nutzung der Atomenergie müssen an die Herausforderungen der Zukunft angepasst werden. Staatlich geförderte AKW-Neubauten in der EU sind nicht im deutschen Interesse und auch nicht im Sinne von Klimaschutz und Energiewende… Dank zielstrebiger Verhandlungen gelang es unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft im Dezember 2020, zur Espoo-Konvention über grenzüberschreitende UVP einen völkerrechtlich verbindlichen Leitfaden zu verabschieden, der klarstellt, unter welchen Voraussetzungen bei Laufzeitverlängerungen eine UVP geprüft und durchgeführt werden muss. Der Espoo-Konvention gehören 45 Staaten an. Der Leitfaden macht die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken, die unter bestimmten Bedingungen eine UVP-Pflicht auch bei Laufzeitverlängerungen klarstellt, zum allgemeinen Maßstab und damit auch für Nicht EU-Mitgliedstaaten mit alten AKW – wie die Schweiz, Großbritannien, Ukraine und Belarus – bindend.“

Mein Kommentar dazu: Wie man Freunde gewinnt.

Den Atomsündern soll darüber hinaus der Geldhahn zugedreht werden: „kein öffentliches Geld für Atomkraftwerke in der EU und darüber hinaus“ (sic), während den Atomskeptikern der Ausstieg mit deutschem Geld vergoldet werden soll: „Das BMU setzt sich dafür ein, dass bei der laufenden EU-Beihilfereform die Interessen der Mitgliedstaaten der EU, die aus der Atomenergie aussteigen wollen oder ausgestiegen sind, umfassend berücksichtigt werden“.

Das BMU schließt das Positionspapier mit der Forderung, dass Deutschland auch in Zukunft „Kompetenz erhalten und solide Fakten in den internationalen Atom-Diskurs und zu neuen Reaktorkonzepten einbringen“ soll. Wie dies aussieht, kann man unmittelbar auf der letzten Seite des BMU-Positionspapiers in einer Stellungnahme zu den neuen Reaktoren der Generation 4 nachlesen – eine Argumentation, die direkt aus der Feder eines Greenpeace-Volontärs mit Abschluss in Germanistik und Politologie stammen könnte.

Corona-Lesetipp: Manfred Haferburg ist Autor des Romans „Wohn-Haft“ (4,9 von 5 Punkten bei 148 Bewertungen), der sich immer mehr in eine Dystopie entwickelt.

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Grüße aus Frankreich: Emmanuel Macrons Klimagesetz

Macron hat sich offenbar in den Kopf gesetzt, bei der Umsetzung des Pariser Klima-Abkommens von 2015 nachhaltigen Ruhm zu erwerben. Gilt doch das Pariser Vertragswerk als Meisterstück französischer Diplomatie. Deshalb kündigte er schon bei seiner Wahl im Jahre 2017 ein umfassendes Klimaschutzgesetz (loi sur le climat) an. Dieses soll sowohl die verschiedenen Formen der Energiegewinnung als auch des (sparsamen) Energieeinsatzes regeln. Um ein solches Gesetz auf den Weg zu bringen, war der Rat von Fachleuten offenbar zunächst wenig gefragt. Um dem Ruf der „Gelbwesten“ und anderer Bürgerbewegungen nach etwas mehr direkter Demokratie in der nach wie vor überzentralisierten Republik zumindest formal nachzugeben, berief die Regierung stattdessen eine „Convention citoyenne sur le climat“ ein. Diesem Bürger-Komitee gehörten 149 angeblich nach dem Zufallsprinzip ausgewählte einfache Franzosen an.

Wie man sich denken kann, stellten diese Menschen eine nicht zuletzt durch den Medienstar Greta Thunberg beeinflusste Wunschliste zusammen, in der so gut wie nichts zusammenpasst: Zum Beispiel 100 Prozent Elektromobilität und gleichzeitiger Ausstieg aus der Kernenergie-Nutzung. Viele Vorschläge waren so utopisch, dass sie bei der Abfassung eines Gesetzesvorschlags durch ein Redaktions-Komitee von vornherein nicht berücksichtigt werden konnten. Der in der zweiten März-Woche einem Ausschuss der Nationalversammlung vorgelegte Gesetzentwurf umfasst 79 Artikel, die in sechs Kapitel unterteilt sind. Der Ausschuss muss sich mit mehr als 5.000 Änderungsvorschlägen herumplagen. Am Ende wird wohl niemand mit dem gewählten Prozedere glücklich sein.

Emmanuel Macron selbst repräsentiert im Grunde nicht mehr Franzosen als die, die ihn 2017 im ersten Wahlgang gewählt haben, das heißt 24 Prozent der Wähler. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass er in der Zwischenzeit mehr Franzosen überzeugen konnte. Bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 2020 wurde Macrons Bewegung „La République en Marche (LREM)“ gar von der Splitterpartei der Grünen überrundet. Seither versucht Macron noch deutlicher als zuvor, den Grünen durch Anbiederung Wind aus den Segeln zu nehmen. Für die energetische Zukunft Frankreichs bedeutet das nichts Gutes.

Barbara Pompili, Macrons Ministerin für die ökologische Wende, übt sich schon jetzt fleißig in Anti-Kernkraft-Propaganda und macht Reklame für 100 Prozent erneuerbare Energien. Nur so sei das Ziel, die Energieversorgung bis zum Jahre 2050 CO2-frei zu machen erreichbar. Sie „vergisst“ dabei, dass die französische Elektrizitätsversorgung dank des hohen Anteils von Kernkraftwerken von über 70 Prozent und eines beachtlichen Beitrags von Wasserkraftwerken schon jetzt deutlich über 90 Prozent CO2-frei ist. Durch die Ausweitung des Beitrags von Wind- und Solarkraftwerken würde die Kohlenstoff-Intensität der Energiegewinnung unweigerlich wieder steigen. Denn während Kernkraftwerke über ihren gesamten Lebenszyklus nur 6 Gramm je Kilowattstunde ausstoßen, sind es bei der Windenergie 15 und bei der Solarenergie sogar 50 Gramm. Noch ungünstiger fällt der Vergleich des Flächenbedarfs aus: Je erzeugter Terawattstunde sind es bei der Kernenergie 8 Hektar, bei der Solarenergie jedoch 1.600 und bei der Windenergie gar 14.000 Hektar. Wer oder was treibt die französische politische Klasse, ihren Trumpf, die Kernenergie so leicht aus der Hand zu geben?




Diesel – das Nachrüstungs-Desaster

Die Autos fahren dafür jetzt in östlichen Ländern. Wesentlich verantwortlich: der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann.

Die Bauernfängerei verfing nicht. Die Diesel-Nachrüstung wurde zum Megaflop. Kaum ein Dieselfahrer wollte sein Auto nachrüsten lassen, obwohl ein erheblicher politischer Druck von Grünen und dem Abmahnverein Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) aufgebaut wurde. Deren Forderung: Die Autoindustrie sollte die Nachrüstung bezahlen. Die Hersteller legten schließlich 3.000 Euro pro Diesel dazu – doch fast niemand wollte die haben. Laut Stuttgarter Zeitung hat Daimler knapp 900, VW knapp 200 mal den Zuschuss bezahlt.

Was bleibt: Milliardenschäden für Tausende von Dieselfahrern und eine grüne Landesregierung von Baden-Württemberg, die in Stuttgart das einzige Diesel-Fahrverbot für eine komplette Region verantwortet. Dort dürfen sogar relativ neue Euro 5 Diesel-Fahrzeuge nicht fahren.

Aber auch Hersteller von Nachrüst-Systemen wurden nicht glücklich, obwohl sie doch so schön Umwelt-NGOs geschmiert und Millionen in die Entwicklung der Nachrüstsätze investiert hatten. Einer der Hersteller, der auf fette Gewinne durch Abgas-Nachrüstsysteme spekulierte, war die Baumot-Group, laut Eigenwerbung »führender Anbieter ganzheitlicher Lösungen im Bereich der Abgasnachbehandlung«. Die hatte Mitte Januar Insolvenzschutz beantragt. Ihre große Hoffnung auf viele Nachrüst-Systeme hat sich nicht erfüllt.

Zur Erinnerung: Nachrüstung – das war eines jener großen Themen im Gefolge des Dieselskandals. Diesel-Motoren sollten viele 100.000 »vorzeitige Tote« verursachen, wie in Simulationsmodellen ausgerechnet wurde. Über die EU wurden sinnlose, absurd niedrige Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide festgelegt. Die lieferten die Begründung, dass Dieselfahrzeuge nicht mehr in viele Innenstädte fahren durften, und legten die Grundlage für eine regelrechte Flut an Klagen der DUH vor Verwaltungsgerichten, damit Städte Fahrverbote verhängen sollten.

Die angepriesene Lösung: Nachrüstsätze sollten scheinbar einfach in den Diesel-Abgasstrang eingebaut werden, und Dieselfahrzeuge damit wieder in verbotene Innenstädte fahren dürfen.

»Seien Sie einer der ersten, dessen Auto nicht von Fahrverboten betroffen sein wird.« Der Werbespruch kam von einer »Aktion Hardwarenachrüstung«. Die wiederum war eine Initiative des Aktionsbündnisses »Gerechtigkeit im VW-Abgasskandal«.

Seinerzeit mit bei den Gerechtigkeitsfanatikern: Mitbegründer Axel Friedrich, Hartmut Bäumer von Bündnis 90/die Grünen, ehemaliger Richter und Landtagsabgeordneter, und einer der Hersteller der SCR-Nachrüstsysteme, die Baumot Group AG, die den Autofahrern da so nett Gerechtigkeit widerfahren lassen wollten.

Der Chemiker und Aktivist Axel Friedrich ist eine ominöse Figur, die mal Abteilungsleiter des Umweltbundesamts war, dann die internationale NGO international Council on clean Transportation (ITCC) mit begründete – die hatte den VW-Skandal ausgelöst – und der schließlich mit seinem Institut … dem Abmahnverein DUH zuarbeitet.

Er, der um die von langer Hand vorbereiteten schrittweisen Herabsetzungen der Grenzwerte für Abgase bis in technisch nicht erreichbare Bereich genau Bescheid wusste, warnte seinerzeit das Bundesumweltministerium mit dem SPD-Mann Siegmar Gabriel an der Spitze vor einem drohenden Desaster.

Unter den Akteuren weiterhin: Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik des ADAC. Der brachte die frühere Interessensvertretung der Autofahrer auf dunkelgrünen Kurs. Kolke arbeitete vorher als Ingenieur bei einem Hersteller der Nachrüstsysteme. Er wirkte zudem, bevor er beim ADAC diese Lösung eifrig verfocht, beim Umweltbundesamt – unter wiederum jenem Axel Friedrich. Dann war Kolke noch bei – HJS.

HJS wiederum ist ein Hersteller von Partikelfilter in Menden im Sauerland. Der war einer der Lieferanten der Test-Katalysatoren, die in Baden-Württemberg der ADAC im Augenblick in einem Langzeittest unter die Lupe nahm. HJS ist jener Filterhersteller, der sich schon früh gegenüber der (DUH) erkenntlich gezeigt hat und diesen Verein mit Spenden bedachte.

Fachleuten war bereits damals klar, dass eine solche Nachrüstung teurer absoluter Unsinn ist. Zu tiefgreifend mussten die Eingriffe in Technik des Abgasstrangs und Motorensteuerung sein. Auch der Effekt war vernachlässigbar, um willkürlich festgelegte Grenzwerte ohne Sinn nahe an der natürlichen Grenze noch ein wenig herunterzudrücken. Verwaltungsrichter winkten jedoch praktisch im Fließbandverfahren sämtliche Klagen der Deutschen Umwelthilfe durch.

Völlig verblüfft hörten die Abgeordneten im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages, dass es technisch enorm komplex ist, in das sorgfältig ausgetüftelte und getestete Abgassystem eines Autos nachträglich eine neue Technologie einzubauen. FDP und Linke hatten eine Anhörung von Experten beantragt. Der Stuttgarter AfD-Bundestagsabgeordnete und Verkehrsexperten Dirk Spaniel: »Nachrüstung ist Unsinn. Es ist nicht damit getan, SCR-Kats, AdBlue-Tanks, Leitungen, Pumpen für AdBlue, Gasgenerator für die Harnstoff-Hydrolyse, Steuerelektronik einzubauen. Das Ganze muss im Sommer und Winter getestet werden ebenso mit Crashtest. Man will ja auch wissen, ob sich die Katanlage im Falle eines Crashs in den Passagierraum bohrt.«

Er sah »überhaupt keinen Handlungsbedarf«, die Diskussion um Stickoxide sei reine Panikmache, die von dubiosen Umweltverbänden gesteuert werde. Außer dem ehemaligen Daimler-Automobilingenieur hat vermutlich noch kein Abgeordneter einen Motor von innen gesehen.

Eine gespenstische Debatte setzte ein, bei der Fakten keine Rolle mehr spielten. Auch externe Fachleute wie der Maschinenbau-Professor Dr. Koch vom Karlsruher Institut für Technologie KIT wiesen auf die enormen Kosten und den geringen Nutzen und die hohen Risiken einer Nachrüstung hin.

Demgegenüber forderten Deutsche Umwelthilfe und BUND lautstark Hardware-Nachrüstung auf Kosten der Hersteller. Der ADAC hatte es eilig: »Um Fahrverbote für Euro-5-Dieselfahrzeuge zu vermeiden und die Luft in besonders belasteten Städten wie Stuttgart rasch zu verbessern, müssen so schnell wie möglich Nachrüstsätze für volumenstarke Modelle anderer Hersteller auf den Markt kommen.«

Doch jetzt stellt sich das gesamte Nachrüst-Unterfangen als millionenteures Desaster heraus. Ein Sprecher von VW zur Stuttgarter Zeitung: »Das Konzept der Hardware Nachrüstung darf als gescheitert angesehen werden. Die Kunden fragen die Lösung so gut wie nicht nach.«

Für die Dieselfahrer bleiben Schäden in Milliardenhöhe. Ihre teilweise fünf, sechs Jahre neuen Autos waren plötzlich wertlos. Sie konnten nicht mehr mit ihren Autos in die Innenstadt von Stuttgart fahren. Die Autos fahren dafür jetzt in östlichen Ländern.
Wesentlich verantwortlich für das Dieseldesaster in Baden-Württemberg: der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann. In dessen Ministerium wirkt Uwe Lahl, ebenfalls ein ehemaliger Mitarbeiter des Umweltbundesamtes. In seiner Zeit in diesem Amt wurden Autokäufer mit Steuervergünstigungen zum Kauf »sauberer« Euro-5 Diesel geködert. Lahl wusste schon damals, dass mit diesen Diesel-Fahrzeugen die Luftgrenzwerte bis 2020 nicht eingehalten werden konnten.

Verkehrsminister Hermann lehnt übrigens eine Aufhebung des Diesel-Fahrverbotes im Großraum Stuttgart standhaft ab. Euro 5 Diesel dürfen nicht fahren in der Stadt, in der einst das Automobil erfunden wurde.

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Fukushima und die deutsche Angstkompetenz

Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr Ortszeit ereignete sich 160 Kilometer vor der Küste der japanischen Hauptinsel Honshu das viertstärkste je gemessene Erdbeben (9,0). 50 Minuten später traf eine gigantische Tsunami-Welle die Küste. Fast 20.000 Menschen fielen dieser tragischen Naturkatastrophe zum Opfer. In der Folge wurden mehr deutsche als japanische Kernkraftwerke zerstört.

Das Kernkraftwerk (KKW) Fukushima-Daiichi steht nur zehn Meter über dem Meeresspiegel. Die Flutschutzmauer ist für Wellen bis acht Meter ausgelegt. Ein fataler Fehler des Projekts, der sich bitter rächten. Zunächst hatte sich das KKW Fukushima-Daiichi (wie auch Fukushima-Daiini, Onagawa und Tokai-2) nach dem Beben selbst abgeschaltet und in den sicheren Zustand versetzt. Die Notstromgeneratoren liefen und die Blöcke waren weitgehend unbeschädigt.

Die Tsunami-Welle flutete dann aber die Gebäude mit weitreichenden Folgeschäden an elektrischen Anlagen und der prekären Folge des Ausfalls der Notstromdiesel.  Die Nachzerfallswärme in den Reaktoren der Blöcke 1 bis 3 konnte nicht mehr abgeführt werden, so dass Druck und Temperatur im ersten Kreislauf stiegen. Durch chemische Reaktionen kam es zur Bildung großer Mengen von Wasserstoff. Da die Ventile zur Druckentlastung über den Kamin nicht funktionsfähig waren, gelangte Wasserstoff in das Reaktorgebäude und bildete Knallgas. Dieses entzündete sich und verpuffte, wodurch das Dach des Gebäudes abhob. Die entsprechende Filmsequenz wurde auf deutschen Fernsehkanälen x-fach wiederholt, es gab zu diesem Ablauf keine technischen Erklärungen. Man ließ den Anti-Atom-Michel in seinem Glauben, der Reaktor sei „explodiert“ wie eine Atombombe. Dazu aber fehlte schlicht die kritische Masse, die eine ungesteuerte Kettenreaktion ermöglicht hätte. Diese Erläuterung wiederum hätte die deutsche Bevölkerung in ihrer systematisch anerzogenen Atomangst verunsichern können.

Dennoch war es natürlich der „größte anzunehmende Unfall“ (GAU), gekennzeichnet durch die Kernschmelze und den Austritt radioaktiven Materials in die Umgebung. Letztlich forderte der GAU keine Todesopfer infolge Verstrahlung. Es gab sie durch die Flutwelle und die Evakuierungen von etwa 150.000 Menschen, auch aus Krankenhäusern und Altenheimen. Im Rückblick betrachtet hätten die Evakuierungen auf Grund der Strahlenbelastung nicht in diesem Umfang erfolgen müssen. Es gab keine Strahlenopfer, aber Strahlenschutzopfer.

Weltweit fanden nach der Havarie Überprüfungen an Kernkraftwerken statt, auch  an Plänen und Projekten zu Neubauten. In der EU wurden Stresstests an allen KKW durchgeführt. In Japan gab es ebensolche Prüfungen, nach und nach gingen einige Werke wieder in Betrieb. Zeitweise musste viel Kohle und Öl importiert werden, um die Stromversorgung zu sichern. Umgehend beklagten NGOs die Tatsache, dass die japanischen CO2-Emissionen stiegen.

Der deutsche Medien- und Politik-Tsunami

Kurz nach dem GAU waren in Deutschland die Geigerzähler ausverkauft. Eine Reaktion, wohl nur möglich in einem Land, in dem inzwischen der dritten Generation von Kindesbeinen an Atomangst eingeimpft wird. Analysen ergaben, dass in keinem anderen Land der Welt – Japan ausgenommen – mehr über das havarierte Kernkraftwerk berichtet wurde als in Deutschland. Ein medialer Tsunami ergoss sich über die Kernkraft. Die Todesopfer wurden mit dem Kraftwerks-GAU in Verbindung gebracht. Interviewpartner suchte man tendenziell in Kreisen von NGOs, Grünen und Atomkritikern. Symbolisch formuliert durfte der stellvertretende Energiebeauftragte der Grünen Jugend Hintertupfingen seine Betroffenheit ins Mikro sprechen, der Leiter eines Lehrstuhls für Kernphysik wurde nicht gefragt.

Es gibt kein Leid auf der Welt, das nicht von deutschen Politikern instrumentalisiert werden würde. Die Fachfrau für Empörungskommunikation und Mythenbildung Claudia Roth stellte sich dabei an die Spitze:

 „Heute vor zwei Jahren ereignete sich die verheerende Atom-Katastrophe von Fukushima, die nach Tschernobyl ein weiteres Mal eine ganze Region und mit ihr die ganze Welt in den atomaren Abgrund blicken ließ. Insgesamt starben bei der Katastrophe in Japan 16.000 Menschen . . .“,

vertraute sie in gewohnter Betroffenheit ihrem Facebook-Account an. Nach einigem Widerspruch ruderte sie zurück. Ihr Parteigenosse Trittin äußerte sich ähnlich („19.000 Menschen starben bei Tsunami und Reaktorkatastrophe“). Auch öffentlich-rechtliche Medien folgten der grünen Umdeutung:

„Japan gedenkt heute der Opfer der verheerenden Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vor zwei Jahren. Ein Erdbeben der Stärke neun hatte damals den Nordosten des Landes erschüttert und eine bis zu 20 Meter hohe Tsunamiwelle ausgelöst. In der Folge kam es zu einem Reaktorunfall im Kernkraftwerk Fukushima. Dabei kamen ungefähr 16.000 Menschen ums Leben . . . “.

So der Originalton der ARD-„Tagesschau“ vom 11. März 2013. Eine sprachlich nachlässige Formulierung kann man hier ausschließen, es ging um die Meinungsbildung in der Bevölkerung, um die Deutung von Geschichte in eine gewünschte Richtung. Ein GEZ-Medium als verlängerter Arm der richtunggebenden Politik. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns Schulkinder erzählen werden, dass in Japan 2011 die Explosion eines Atomkraftwerks einen Tsunami verursachte.

Auch die zeitgeistkompatible und regierungstreue Kirche sprang der Propaganda bei. Kardinal Marx bezeichnete die Kernkraft als Teufelszeug. Vermutlich werden deutsche Kirchenfürsten die Windkraft bald als „Geschenk des Himmels“ feiern.

Kanzlerin Merkel erkannte, dass die veröffentlichte Meinung drehte und Machtverlust drohte. Die Wahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt standen vor der Tür. Wie immer änderte sie flexibel ihre Überzeugungen, verabschiedete sich von den erst 2010 beschlossenen Laufzeitverlängerungen für die deutschen KKW und erklärte die Kernenergie für nicht beherrschbar. Vergessen ihre Äußerungen aus dem Bundestagswahlkampf 2005:

 „Ich halte es nicht für sinnvoll, dass ausgerechnet das Land mit den sichersten Atomkraftwerken die friedliche Nutzung der Atomenergie einstellt. Deutschland macht sich lächerlich, wenn es sich dadurch ein gutes Gewissen machen will, dass Atom- und Kohlekraftwerke stillgelegt werden und gleichzeitig Strom, der aus denselben Energieträgern erzeugt worden ist, aus den Nachbarländern importiert wird.“

Zur Legitimation des Purzelbaums wurde die „Ethikkommission Sichere Energieversorgung“ eingesetzt, dominiert von Bischöfen, Philosophen, Soziologen und anderen Geisteswissenschaftlern. Zwei Alibi-Exoten wurden auch aufgenommen. Ein Gewerkschaftsvorsitzender und ein Manager aus der chemischen Industrie durften ihre Anmerkungen machen. Am Ende erklärte die Kommission im Abschlussbericht den Kernenergieausstieg für möglich, unter anderem deshalb, weil  das Projekt „Desertec“ ein wichtiger Ansatz sei, also Wüstenstrom nach Deutschland kommen würde. Heute lautet die Lösung bekanntlich: Wasserstoff aus Afrika. Beides ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten.

Schon Ende Juni 2011, nur reichliche drei Monate nach dem Tsunami, verabschiedete der Bundestag die Novelle des Atomgesetzes mit konkreten Abschaltterminen, ein weltweit einmaliger Vorgang. Die CSU hatte bereits im Mai 2011 auf einem Parteitag das Abschalten der bayrischen KKW bis Ende 2022 beschlossen. Der ab dann  absehbare Strommangel in der Südzone sollte jedenfalls nicht zu bayrischen Vorwürfen gegenüber der Bundesregierung führen.

Hochbezahlte Minderleister

Die hastig gestrickten Gesetze und Verordnungen erwiesen sich als handwerklich schlampig und kostenmaximierend. Schon die vor Fukushima eingeführte Brennelementesteuer hielt vor dem Verfassungsgericht nicht stand, die Einnahmen mussten verzinst zurück gezahlt werden. Auch das „Atom-Moratorium“, die angeordnete sofortige Abschaltung der sieben ältesten Kernkraftwerke nach dem Ereignis in Fukushima, war nach Spruch des Bundesverwaltungsgerichts rechtswidrig. Die Ereignisse in Japan seien kaum auf Deutschland übertragbar, meinte das Gericht. Der damalige Umweltminister Röttgen (CDU) rechtfertigte die Anordnung mit dem „Gebot äußerster Vorsorge“, das die Bundesregierung hinsichtlich infraschallgeschädigter Windkraftanwohner oder heutzutage bei der Besorgung von Corona-Impfstoff allerdings nicht erkennen lässt.

Um den Schadenersatzforderungen der Kernkraftbetreiber zu entgehen, einigte man sich darauf, diese aus der Endlager-Verantwortung zu entlassen. Dadurch kommen vermutlich 100 Milliarden Euro (oder mehr) auf die Steuerzahler zu.

Bei der Novelle des Atomgesetzes 2011, die den Ausstieg terminlich festschrieb, vergaß man, die vereinbarten Strommengen aus dem Atomgesetz 2002 sauber zu berücksichtigen. Dort waren Reststrommengenfestgeschrieben worden, die zwischen den Anlagen verschoben werden konnten. Nun hatte man die Laufzeiten limitiert, in denen allerdings die festgelegten Strommengen nicht mehr produziert werden können. Im November 2020 gewann Vattenfall vor dem Bundesverfassungsgericht eine Klage gegen den Zwangsverkauf dieser Produktion an Eon. Nun hat man sich geeinigt und weitere 2,4 Milliarden Euro darf der Steuerzahler für den formalen Pfusch zum Atomausstieg berappen. Auch der Streit mit Vattenfall vor dem internationalen Schiedsgericht (ICSID) ist damit beigelegt. Insgesamt lässt es sich Deutschland viele Milliarden Euro kosten, um emissionsarme Stromproduktion einzustellen, Strommangel zu verursachen und Haushalte wie Wirtschaft künftig weiter steigenden Preisen auszusetzen.

Am Ende ließ sich nicht vermeiden, dass in Stuttgart ein grüner Landesfürst den Thron bestieg, aber immerhin ein Katholik, der heute die Kanzlerin in seine Gebete einschließt. Ein über Parteigrenzen hinweg relativ seltener Vorgang.

Energiewende national

Offensichtlich war der Regierung und dem Bundestag völlig gleichgültig, dass so umfangreiche  Abschaltungen gesamteuropäische Auswirkungen haben würden. Nicht nur die direkten Nachbarländer sind in ihren nationalen Energiestrategien und –plänen betroffen. Während Merkel bei jedem sich zeigenden Problem nach einer „europäischen“ (sie meint natürlich die EU) Lösung ruft, ist die deutsche Energiewende ein streng nationales Projekt. Angesichts der fehlenden Rücksichtnahme auf die Nachbarländer könnte man sie auch als nationalistisch bezeichnen.

Unverdrossen behaupten die regierungsbegleitenden Medien, der Atomausstieg (wie auch der Kohleausstieg) seien weltweit im Gang. In Wahrheit setzt die Kernenergie weltweit zu einer Renaissance an. Europäische Länder verlängern Laufzeiten, bauen aus oder steigen ein, auch vor dem Hintergrund entfallender deutscher Kapazitäten: Großbritannien, Frankreich, Holland, Finnland, Gretas Schweden, Weißrussland, Russland, Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Rumänien und Bulgarien. Darüber hinaus gibt es Investitionen in der Türkei, Ägypten, den Emiraten, Saudi-Arabien, Bangla-Desh und ohnehin in den wachstumsstarken Ländern wie Indien, China und Südkorea. In den USA sieht Präsident Biden die Kernenergie als Mittel des Klimaschutzes.

In Nairobi gründete sich 2019 die „Africa Nuclear Business Platform“. Der Kontinent benötigt sichere und saubere Energie und will die Kräfte bündeln beim Einstieg in die Kernkraft.  Teilnehmer sind Algerien, Ägypten, Ghana, Kenia, Marokko, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda,  Sambia, Senegal, Sudan, Tansania, Tunesien und Uganda.

Dies wird in unseren Medien weitgehend verschwiegen. Wenn die genannten Länder in Wind- und Solaranlagen investieren, kommt es allerdings zu prominenter  Berichterstattung. Die Verbreitung von Halbwahrheiten ist Methode, um die Realitäten in ein gewünschtes Weltbild zu kleiden. Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge, heißt es.

Fukushima heute

Die drei havarierten Blöcke in Fukushima-Daiichi sind wirtschaftliche Totalschäden und ihr Abriss wird Jahrzehnte dauern. In der Region ist weitgehend Normalität eingezogen. Einwohner durften zurückkehren, so sie wollten. Deutsche Medien berichteten, sie „müssten“ zurückkehren. Als Badestrände in der Nähe wieder freigegeben wurden, ereiferten sich einige deutsche Medien ob der angeblichen Verantwortungslosigkeit. Dass die Japaner in ihrem Hochtechnologieland durchaus Geigerzähler bedienen und mit Grenzwerten umgehen können, wurde damit schlicht angezweifelt. Unter deutscher hochmütiger Moral und Atomangst lässt sich latent vorhandene Ausländerfeindlichkeit gut transportieren.

Ein Windkraft-Offshoreprojekt vor Fukushima wurde inzwischen wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt.

Deutschland heute

Durch das Erdbeben vor Japan am 11. März 2011 wurden mehr deutsche als japanische Reaktoren zerstört. Spätestens ab 2023 wird es in Deutschland nicht mehr ausreichend selbst produzierten Strom an jedem Tag des Jahres geben. Die Verknappung der Ware Strom wird einen Kostentsunami zur Folge haben.

Dennoch sieht man sich dabei als Vorreiter einer vorgeblich weltweiten Entwicklung. Das ist ein Trugschluss. Niemand folgt uns, wir sind der Geisterfahrer der globalen Energiewirtschaft.




Rezepte zur Irreführung, mit Beispielen aus der Energiepolitik

Danach sollen auch die Kohlekraftwerke weg, weil man das Klima schützen will. Nun ist allbekannt: die Sonne geht abends unter und der Wind hat zumeist Flaute – und dennoch macht Deutschland mit seiner Energiewende unbeirrt weiter, und zwar ganz freiwillig.

Wie kann das sein?

Ein riesiges Land von 83 Millionen Menschen mit klugen und fleißigen Menschen – die zum Beispiel als Meisterleistung den Ressourcen sparenden Dieselmotor für Pkw’s entwickelt haben – will mehrheitlich ganz freiwillig zurück in die vorindustrielle Zeit ohne Stromversorgung!?!?

Mit Vernunft ist das nicht erklärbar, es ist ein Meisterstück der Demagogie.

 

Die Versuche von Solomon Asch und Stanley Milgram

Der Mensch verhält sich wie ein Herdentier: er folgt der Herde und er gehorcht dem Leittier. Das Herdenverhalten des Menschen wurde von Solomon Asch untersucht und in einem beeindruckenden Versuch bewiesen. Der Mensch glaubt, was ihm in ständiger Wiederholung immer und immer wieder vorgebetet wird. Wer zu Beginn noch zweifelt, folgt schließlich doch der Herde. Frau Prof. Elisabeth Noelle-Neumann begründete auf diesen Versuch ihre Untersuchungen zur „Schweigespirale“ [1]. Sie hat ein Buch dazu geschrieben, dessen Lektüre ist sehr zu empfehlen.

Die Gehorsamkeit des Menschen gegenüber der Obrigkeit wurde von Stanley Milgram in seinem Experiment untersucht und nachgewiesen. Das Erschreckende daran ist, daß auch gehorcht wird, wenn damit anderen Menschen geschadet oder sogar wehgetan wird.

Auf die Einzelheiten beider Versuche kann hier nicht eingegangen werden, sie wurden oft beschrieben, zum Beispiel (hier), (hier), (hier).

Jeder einzelne Mensch ist ein Individuum in der großen Herde eines Volkes oder der Menschheit. Die Medien vermitteln den Kontakt zwischen den einzelnen Individuen der riesengroßen Herde, sie sind das Bindeglied. Ohne die Medien gäbe es keinen Kontakt zwischen den einzelnen Menschen, anders als bei einer Herde von Tieren. Die Medien sind daher ungeheuer wichtig, damit sich ein Herdenverhalten unter Menschen ausbildet.

Das Trommelfeuer der Medien, immer wieder in allen Kanälen die gleiche Botschaft, steuert das Herdenverhalten der Menschen. So gehorcht der Einzelne der Herde. Und die Medien werden von der Obrigkeit gesteuert, sie bestimmt deren Überleben durch Zuckerbrot und Peitsche.

Die Lehren aus beiden Experimenten werden in der Politik angewandt um Wahlen zu gewinnen. Die Lehren aus beiden Experimenten wurden benutzt, um die Deutschen zum freiwilligen Ausstieg der lebensnotwendigen Stromversorgung zu bringen: zurück zum Mittelalter, und das inzwischen freiwillig mit Freude.

 

Beispiel 1

Die Energiewende begann, als in 1998 die Regierung Schröder – Fischer an die Macht kam und Minister Trittin die Energiewende startete. In einer Vereinbarung vom 14. Juni 2000 [2] hatte die Regierung mit den Stromversorgern den Ausstieg besiegelt. Man wollte für die Zukunft „eine umweltverträgliche und im europäischen Markt wettbewerbsfähige Energieversorgung weiter entwickeln“. Das bedeutete den Ersatz der Kernkraft durch die sogenannten „Erneuerbaren“, im wesentlichen Sonne und Wind. Natürlich wusste man, daß eine sichere Stromversorgung so nicht möglich ist, weil ja die Sonne abends unter geht und der Wind meist Flaute hat. Dennoch hatten die CEO’s der Stromversorger die Vereinbarung unterschrieben. Angesichts der vorherigen jahrelangen Kampagnen gegen die Kernkraft haben sie der Obrigkeit gehorcht, womit das Schicksal mit Deutschlands Ausstieg aus der Kernenergie seinen Lauf nahm. Zur Ehrenrettung der CEO’s muß allerdings gesagt werden:

  • Sie sahen in der Zustimmung zu der „Erpressung“ durch Trittin die Möglichkeit, zukünftig ohne ständige Behinderungen den Betrieb der KKW’s weiter führen zu können.
  • Es ist wohl so, daß die Herren durch das jahrelange Arbeiten unter der strengen Strahlenschutzverordnung an die Strahlengefahr geglaubt haben, die virtuelle Strahlengefahr wurde für sie zur Realität.

Den Gesetzen muß nun einmal gehorcht werden, wir wissen das. Aber wir wissen auch aus der Geschichte von Galileo bis zur Neuzeit, das es immer wieder falsche Gesetze gab und die Menschen unter Zwang zum Gehorchen gebracht wurden.

 

Beispiel 2

Beim Fukushima-Unfall (eine gute Zusammenfassung der Ereignisse finden Sie hier) am 15.3.2011 bestimmte die Kanzlerin Angela Merkel eine 180-Grad-Wende in der Kernenergiepolitik unseres Landes. Nachdem gerade ein halbes Jahr zuvor eine 10-jährige Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke beschlossen worden war, kehrte sie zurück zum Programm der Regierung Schröder – Fischer. Die gesamte CDU/CSU gehorchte und folgte dieser 180-Grad-Wende der Kanzlerin, Widerworte gegen diese Entscheidung von Frau Merkel wurden nicht oder kaum bekannt. Ich bin wenige Monate nach dieser 180-Grad-Wende aus der CSU ausgetreten, meine Mitgliedschaft in dieser Partei hatte etwa 5 Jahre betragen.

Die Ursache für dieses Gehorchen in diesem Beispiel ist eine tief verwurzelte Angst bei den Deutschen vor Strahlung von radioaktiven Stoffen. Eine gute Zusammenfassung zu den radiologischen Folgen des Unfalls in Japan finden Sie hier. Die Angst vor Strahlung hat eine Tradition seit dem Beginn der friedlichen Anwendung der Kernkraft und wurde mit den Medien im Volk verbreitet. Bei den Parlamentariern ist es hingegen die Angst vor dem Verlust eines gut bezahlten Postens, die sie zum Gehorchen ihrer Parteioberen getrieben hat.

Die Mitarbeiter in den Kernkraftwerken wurden ausgebildet und dabei haben sie die gesetzlichen Bestimmungen gelernt. Mit einer einfachen Modellvorstellung zum Zusammenhang von Strahlung und Krebsentstehung „Jedes Becquerel kann Krebs erzeugen“ wird die Lehrmeinung plausibel gemacht. Diese Modellvorstellung sollte im Experiment geprüft werden. Das machen die Strahlenbiologen, die sich mit der Wirkung von Strahlung auf einen lebenden Organismus befassen. In Fachzeitschriften wie der StrahlenschutzPRAXIS wird darüber berichtet. Der Gesetzgeber – das sind die Parlamentarier im Bundestag – gehorcht der Führung seiner Partei und kennt sich in der Sache nicht aus und die genannte Fachzeitschrift wird ignoriert.

 

Beispiel 3

In Fukushima hatte die Tsunami-Welle das Kraftwerksgelände überflutet. Die Kraftwerke waren etwa 45 Minuten zuvor beim Erdbeben schon automatisch abgeschaltet worden. Das Wasser der Flutwelle brachte die Stromversorgung zum Erliegen, die Reaktoren konnten nicht mehr gekühlt werden. Es kam zu Kernschmelzen und der entstehende Wasserstoff mußte irgendwann abgelassen werden. Der Wasserstoff explodierte und zerstörte die Gebäude. Dabei wurde auch Radioaktivität frei gesetzt, das war verboten. Durch die automatischen Strahlungsmessungen auf dem Kraftwerksgelände und der weltweiten Verbreitung der Meßwerte war zu sehen, daß niemand durch die Zusatzradioaktivität geschädigt werden konnte.

Dennoch, eine zusätzliche Strahlendosis ist laut Gesetz verboten. Die Menschen glauben, daß mit dem Grenzwert für Strahlung eine Gefahr verbunden ist und es entsteht Angst vor der Strahlung. Es wurden ca. 100 000 Personen im Umkreis aus ihren Häusern evakuiert, desgleichen die Menschen aus Krankenhäusern und Altenheimen abtransportiert. Und nach anfänglichem Zögern wurden sogar die Patienten aus den Intensivbereichen abtransportiert. Jedermann weiß, für Intensiv-Patienten ist die Versorgung durch die vielfältigen Gerätschaften lebensnotwendig. Dennoch wurde dem Befehl zur Evakuierung gehorcht, ca. 50 Intensivpatienten starben unmittelbar danach. Diese traurige Folge der Evakuierung wird oft verschwiegen, wie zum Beispiel in folgendem Bericht. Es war per Gesetz angeordneter Tod von Unschuldigen, durchgeführt von gehorsamen Untertanen und ist ein tragisches Paradebeispiel für die Lehre vom Stanley Milgram-Versuch. Und es gab weitere Todesopfer infolge der Evakuierungen der Altenheime: Der SPIEGEL sprach von 150 bis 600 Opfern, die Fachzeitschrift StrahlenschutzPRAXIS nannte >1000 Opfer und in japanischen Quellen stand 1600 Opfer geschrieben. Das Gehorchen hatte tödliche Folgen.

 

Beispiel 4

In der Folge der Ereignisse von Fukushima wurde in Deutschland die Strahlenschutzgesetzgebung verschärft. Es wurde ein Strahlenschutzgesetz geschaffen, wo zuvor eine Strahlenschutzverordnung galt. Das ist eine juristische Höherstufung. Und es wurden die Sicherheitszonen rund um die Standorte der Kernkraftwerke von 2/10/25km auf 5/20/100km erweitert. Der Anstoß für diese Erweiterung kam von der Politik, die Strahlenschutzkommission gehorchte der Politik und schrieb dazu eine Begründung, nachzulesen in Diskussionsbeiträgen in der StrahlenschutzPRAXIS 3/2014 (nur in ausgedruckter Form beim Autor erhältlich). Der Präsident der Strahlenschutzkommission war damals Prof. Dr. Wolfgang-Ulrich Müller, er kennt sich exzellent aus in der Problematik von biologischer Strahlenwirkung, das belegen seine Arbeiten zu dem Thema. Dennoch gehorchten die Fachleute der Kommission den unwissenden Politikern.

 

Beispiel 5

Aus dem Auspuff eines Autos kommen die Verbrennungsgase: hauptsächlich H2O und CO2. Elektromotoren haben keine Abgase, daher will die Politik Autos zukünftig mit Elektromotoren antreiben. Und die großen Autokonzerne gehorchen diesem Ansinnen, obwohl (fast) jedermann um die Unsinnigkeit dieser Idee weiß. Verkehr auf der Straße geht am besten mit Benzin oder Diesel. Woher sollte der Strom für e-Mobilität kommen, wenn aus der Stromerzeugung ausgestiegen wird???

Die Autohersteller hätten die Macht, durch Anzeigen in den großen Zeitungen auf den Unsinn der e-Mobilität hinzuweisen. Leider machen sie das nicht, sie gehorchen der Politik und werben stattdessen für e-Mobilität.

 

Beispiel 6: Ein Paradebeispiel für die Demagogie in den Medien durch ZDF Nachrichten am 26.4.2016 um 19:00 Uhr mit Frau Petra Gerster

Es werden zunächst Emotionen erzeugt durch Angst erzeugende Worte. Dann wird schließlich der entscheidende Satz gesagt: „Innerhalb von 25 Jahren sind ungefähr eine Million Menschen gestorben“. Dieser Satz ist derart in den ZDF-Bericht eingeschoben, daß der Zuhörer die Todesopfer dem Unfall zuordnet, was aber nicht gesagt wurde und was auch nicht geschehen ist. Daher ist der Satz richtig und nicht angreifbar. Was Petra Gerster vorgelesen hat, stammt von ausgebildeten Fachleuten in Agitation und Propaganda.

Hier der Wortlaut aus den ZDF-Nachrichten:

Petra Gerster: Tschernobyl, der Name steht für die bislang schwerste Atomkatastrophe weltweit. Heute vor 30 Jahren explodierte in dem ukrainischen Kernkraftwerk ein Reaktor. Eine radioaktive Wolke breitete sich bis nach Westeuropa aus, insgesamt 200 000 km² wurden verstrahlt, vor allem nahe des Unglücksortes mit schweren Folgen für Mensch und Natur bis heute. Der Reaktorblock 4 wurde damals zwar mit Beton versiegelt, mittlerweile aber ist die Hülle brüchig geworden. Strahlung entweicht. Nun wird vor dem Reaktorkomplex ein neuer Schutzmantel gebaut, eine bogenförmige Stahlkonstruktion, 160 m lang und knapp 110 m hoch. Dieser tonnenschwere Sarkophag soll 2017 über die Kraftwerksruine geschoben werden.

Wienand Wernicke berichtet.

Wienand Wernicke:     Besuch in der alten Heimat. Alexander lebte in Pritjat, einer Stadt mit etwa 50 000 Einwohnern ganz nahe am Kernkraftwerk. Heute eine Geisterstadt, verlassen und verstrahlt. 1986 war Alexander 10 Jahre alt, gemeinsam mit seiner Mutter bewohnte er eine 1-Zimmer-Wohnung. Hier schliefen sie, als in der Nacht das Unglück passierte. Heute erzählen viele, man hätte eine Explosion gehört. Wir nicht, wir haben geschlafen. Am Morgen bin ich wie viele meiner Klassenkameraden dann ganz normal zur Schule gegangen. Es gab keine Warnung, erst später wurde evakuiert. Das Ausmaß der Katastrophe, lange verschwiegen von der Sowjetunion. 26. April 1986 ein Reaktortest gerät außer Kontrolle. Es gibt eine Explosion und einen anschließenden einen Brand. Radioaktives Material wird frei gesetzt. Die Ersthelfer, kaum geschützt und mit bloßen Händen im strahlenden Schutt ohne daß ihnen gesagt wurde wie gefährlich, wie tödlich die Arbeit war, ganze Landstriche werden verstrahlt.

Alexej Jablokow untersucht seit Jahren die Folgen des Reaktorunfalles. Sein Fazit: Die Langzeitwirkung der Strahlung ist verheerend.Innerhalb von 25 Jahren sind ungefähr eine Million Menschen gestorben und es gab durch die Strahlung etwa 2 Millionen Fehlgeburten.

Der ukrainische Präsident erinnert am Jahrestag der Katastrophe an die Opfer und zeichnet Helfer aus und erklärt, daß die Ukraine an der zivilen Nutzung der Atomkraft festhalten wolle. Ein Abschalten der noch vorhandenen Kraftwerke im Land sei vorerst nicht möglich. Zur Zeit wird ein sogenannter Sarkophag gebaut. Er soll 2017 über die Trümmer geschoben werden. Unter ihm geschützt soll dann die Reaktorruine abgerissen werden. Was danach mit dem hoch verstrahlten Areal geschieht ist noch unklar.

Petra Gerster: Frage an Wienand Wernicke vor der Kraftwerksruine in Tschernobyl: Wie gefährlich ist denn nun heute die Strahlung noch?

Wienand Wernecke:    Die Strahlung hier in dem Gebiet ist relativ hoch und insofern ist es nur immer stundenweise möglich in diesem Gebiet zu sein. Das gilt auch für die Arbeiter, die an dieser Schutzhülle, diesem sogenannten Sarkophag arbeiten. Und wie stark die Strahlung ist erkennt man auch an der Tatsache, daß dieser Schutz, diese Hülle, nicht direkt über dem alten Reaktorblock gebaut wird, sondern das sind 100 oder 120 Meter Entfernung, wo das gebaut wird und dann nach Fertigstellung wird es erst darüber geschoben. Direkt an dem alten Reaktorblock wäre die Strahlung zu hoch, also insofern kann man schon ablesen, hier ist schon noch eine ganz schöne Gefahr.

Petra Gerster: Besorgnis erregende Informationen. Vielen Dank Wienand Wernecke nach Tschernobyl.

 

Dem geneigten Leser wird empfohlen, die aktuellen Ereignisse zu Corona unter dem Gesichtspunkt von Gehorchen und Herdenverhalten zu betrachten.

 

 

[1] „Die Schweigespirale, Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut“ von Elisabeth Noelle-Neumann

[2] „Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen vom 14. Juni 2000“. Es wurden die Restlaufzeiten der KKW’s in Deutschland festgelegt, die Erforschung von Gorleben beendet und das Recycling von abgebrannten Brennelementen verboten.

 

 




Fritz Vahrenholt: Die Temperaturen im Februar 2021 und der Ausstieg aus der Versorgungssicherheit Deutschland und China

Hochgerechnet bis zum Ende des Jahrhunderts wären das noch einmal etwa 1,1 Grad Celsius, die  auf die bislang gemessene Erwärmung von 1,1 Grad Celsuis  seit 1880 hinzukommen. Letztere ist zu einem guten Teil auf die natürliche Erwärmung seit dem Ende der Kleinen Eiszeit  zurückzuführen. Es sollte nicht vergessen werden, dass der Temperaturmittelwert der letzten 2000 Jahre etwa um 0,4 Celsius höher liegt als das Referenz-Niveau zwischen 1850 und 1880.Und dieser Durchschnitt entspricht dem der Jahre 1940 bis 1970.
Wer sich näher dafür interessiert, sei auf unser Buch „Unerwünschte Wahrheiten“ verwiesen.

Ausstieg aus der Versorgungssicherheit
Der Kohlekraftwerksausstieg nimmt Gestalt an, die damit verbundenen Probleme auch.

Zum 1. Januar 2021 wurden in Deutschland elf Steinkohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 4700 Megawatt abgeschaltet und die Betreiber für das vorzeitige Aus mit 317 Millionen € vergütet. Wie Daniel Wetzel in „Die Welt“ berichtete, wurde u.a. das leistungsstärkste deutsche Steinkohlekaftwerk  Heyden zum 1. Januar 2021 abgeschaltet – fünf Jahre vor dem eigentlich geplanten Aus.Die Anlage musste auf Ersuchen des Netzbetreibers Tennet seit dem Jahreswechsel bereits sechsmal wieder hochgefahren werden. Grund hierfür waren einerseits Störungen im europäischen Netz ( am. 8. Januar und 25. Februar ) und Dunkelflauten im Verlaufe des Januars und Februars. Zwei weitere Anlagen, die zum 1. Januar stillgelegt wurden, müssen wohl auf unbestimmte Zeit in Betrieb bleiben: Der Netzbetreiber Amprion beantragte bei der Bundesnetzagentur, das Kraftwerk Walsum 9 der STEAG und das Kraftwerk Hamm Westfalen E der RWE als „systemrelevant“ einzustufen und die Eigentümer zum Weiterbetrieb als Reservekraftwerke zu verpflichten.
Die Strommangelsituation wird in den  Dunkelflauten des nächsten Winters offenkundig werden, wenn weitere 3 Kernkraftwerke ( Brokdorf, Grundremmingen, Grohnde) abgeschaltet werden sollen.

Wie die Darstellung von Rolf Schuster von Vernunftkraft zeigt, konnte die Solarenergie (gelb) naturgemäss keinen Beitrag leisten. Die Windenergie (blau) lieferte nur mit 25 % der Nennleistung Strom und zeigte die üblichen 4-7 tägigen Dunkelflauten, in denen Kohlekraftwerke, Gaskraftwerke und Kernkraftwerke ( im Diagramm braun) aus dem In- und Ausland einspringen mussten. Diese Mangelzeiten sind auch durch eine Vervielfachung der Wind-und Solaranlagen nicht aus der Welt zu schaffen. Wo kein Wind ist, fliesst bei 1 aber auch bei 6 Windkraftwerken kein Strom. Oder anders ausgedrückt: 6 mal Null ist Null.  Über die horrenden und nicht bezahlbaren Verluste durch Erzeugung von Wasserstoff, Speicherung und Rückverstromung zur Füllung der Dunkelflauten können Sie im November-newsletter  nachlesen.
Wie relevant ist unser Kohleausstieg weltweit ?
Während Deutschland sich von Kohlekraftwerken verabschiedet, sieht das global anders aus. Zwar gingen weltweit 17 000 MW Kohlekraftwerke vom Netz ( vornehmlich in den OECD Staaten) aber fast doppelt soviel Kapazität wurde  in China netto zugebaut. ( 8660 MW gingen 2020 in China vom Netz,36400 MW neue Kohlekraftwerke gingen ans Netz).

Im vierzehnten 5-Jahresplan der Volksrepublik China, der in diesen Tagen verabschiedet wird, streut die KP Chinas der Weltöffentlichkeit Sand in die Augen. Um 18 % soll die CO2-Emission, bezogen auf das Bruttosozialprodukt (BSP) bis 2025 gesenkt werden. Das hört sich doch grossartig an. Das BSP soll aber im nächsten und den darauffolgenden Jahren um 6 % steigen. Das wären dann also 30 % -18 % = 12 % CO2-Mehremissionen allein in den nächsten 5 Jahren. Dieser Zuwachs sind 1,2 Milliarden Tonnen CO2 , fast das doppelte der Gesamtemissionen Deutschlands. Aber China, der Weltexportmeister, hat im Pariser Abkommen den Status eines Entwicklungslandes. Das Land kann machen, was es will.

Die Botschaft des 5-Jahresplans  der chinesischen Staats- und Parteiführung dagegen lässt keinen Zweifel: Peking will einen dominanten Platz in der Weltwirtschaft. Das oberste Ziel lautet Autarkie.Wie gesagt : Laut UNO immer noch ein Entwicklungsland.