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Vehicle-to-Grid – ein super Konzept?

Die Pumpspeicherkraftwerke (PSKW) sind bewährte Technik und haben einen vergleichsweise guten Wirkungsgrad. Es ist aber auch bekannt, dass deren Speicherkapazität für ein Stromversorgungssystem mit viel erneuerbaren Energien (EE), besonders mit den volatilen EE (VEE), also aus Wind und Sonne, bei weitem nicht reicht. Das ist schnell überschlagen: allein bei einem heutigen Verbrauch von 1.600 GWh pro Tag und einer Speicherkapazität der PSKW von 40 GWh dauert die Überbrückungszeit bei VEE-Mangel kaum mehr als 30 Minuten. Mangelsituationen können aber viele Tage dauern.

Daher benötigt man einen Langzeitspeicher der einen wetterlagebedingten und saisonalen Ausgleich schafft. Man muss Elektroenergie in einen Energieträger wandeln und diesen lange speichern können. Hierzu bietet sich Gas an (entweder Wasserstoff oder Methan). Mit der Rückverstromung kann dann die Versorgungslücke geschlossen werden. Das nennt man dann Power-to-Gas-to Power (P2G2P). Auf die großtechnische Verfügbarkeit, den Wirkungsgrad oder die Kosten wollen wir hier nicht eingehen, schließlich soll die Energiewende umgesetzt werden, koste es was es wolle. Fast verzweifelt werden die verrücktesten Ideen in den Raum gestellt, Speicher zu realisieren [2]. Zu den Speichervorschlägen gehört auch V2G (vehicle to grid). Soweit die Einleitung.

Daher stellt sich die Frage: Wie sinnvoll und nutzbringend ist die Integration von Batteriespeichern der E-PKWs in das Smart Grid? Auf der Basis eines vorhandenen Modells eines Stromversorgungssystems [3] werden zwei Szenarien modelliert, wobei eines ohne und eines mit V2G ausgestattet wurde [4].

V2G bedeutet in einer fiktiven Zukunft, dass sich viele E-PKW-Eigentümer bereiterklären einen Teil ihrer Autobatterie für die Stabilisierung der Stromversorgung abzutreten. Immer dann, wenn das Fahrzeug steht und eine Ladestation (mit steuerbarer Ein- und Rückspeisefunktion) verfügbar ist, soll es angeschlossen sein, also zu Hause, am Arbeitsplatz, am Supermarkt usw. Unterstellen wir dazu eine künftige Infrastruktur, die aus etwa so vielen Ladestationen besteht, wie es E-PKW gibt, denn nur so könnte bei fast jedem Parken ein Anschluss hergestellt werden. Diese Infrastruktur wird nicht billig. Die Anzahl der Ladestationen könnte deutlich geringer ausfallen, wenn es kein V2G gibt. Hier haben wir es daher mit Mehrkosten zu tun, die dem V2G-Konzept zuzurechnen sind, aber in meiner Modellierung fehlen.

Nehmen wir großzügig an,

  • • dass die V2G-PKW durchschnittlich zu 70% der Tageszeit am Netz (Smart Grid) angeschlossen sind, 
  • • dass es 30 Mill. E-PKW gibt, bei denen 50% der Eigentümer jeweils 10 kWh ihrer Batteriekapazität mit einem V2G-Vertrag zu netzdienlichen Zwecken abtreten. 

10 kWh ist durchaus denkbar, wenn man in fernerer Zukunft 80 kWh und mehr pro PKW unterstellt. Mit dieser Annahme kommt man dann auf 30∙106 ∙ 0,5 ∙ 0,7 ∙ 10 kWh ≈ 100 GWh.

Damit können diese E-PKW als ein Summenspeicher am Stromversorgungssystem mit 100 GWh Kapazität und ±100 GW Leistungsfluss angesehen und modelliert werden. Gemessen an den heute existierenden stationären Batteriespeichern ist das ein beträchtlicher Wert. Warum also nicht Batterien in PKWs in das Netz integrieren, die zukünftig vorhanden sind? 

Natürlich macht das kein PKW-Eigentümer umsonst, schließlich hat er ja viel Geld für seine Batterie bezahlt. Daher muss der V2G-Vertrag finanziell attraktiv sein. Alternativ könnte man aber auch einen Batteriespeicher von 100 GWh als Summe von vielen stationären Batteriespeichern realisieren. Auch könnten diese gezielt an geeigneten Stellen im Netz stehen. Diese Batterien sind pro kWh sicher günstiger zu bauen und zu betreiben als die in PKWs. Daher wurde hier ein Kostenaufschlag von 20% für einen gedachten V2G-Speicher angenommen.

Es wird ein Referenzsystem definiert, das 

  • • ca. 1.000 TWh/a nachfrageorientiert erzeugt und damit auch Wärmepumpen für Hausheizungen und 30 Mill. E-PKW versorgt. 
  • • Es werden keine Gas-Kraftwerke eingesetzt, da es eine Stromversorgung sein soll, die keine fossilen Energieträger verbrennt. 
  • • Zur Sicherstellung der Nachfrage werden die enthaltenen Speicher (PSKW, P2G2P ohne V2G) verwendet. 

Unter dieser Maßgabe wird über das Modell ermittelt, wie stark die VEE auszubauen ist und welche Kapazität der Langzeitspeicher (P2G2P) benötigt (Details in [4]).

Das gleiche Stromversorgungssystem wird dann mit V2G modelliert. Die Frage lautet nun, was sich an der Kapazität des P2G2P-Speichers und am nötigen VEE-Ausbau ändert. Wichtig ist auch die Frage nach den veränderten volkswirtschaftlichen Kosten. 

Die Ergebnisse sind naheliegend, aber auch aufschlussreich:

Da eine zusätzliche Speicherkapazität in das System eingefügt wird, kann rechnerisch die Kapazität des Langzeitspeicher etwas kleiner ausfallen. Der zusätzliche Batteriespeicher hat einen mehr als dreifach höheren Wirkungsgrad und verursacht damit weniger Energieverluste im Speicher. Diese Verluste müssen nicht durch VEE ausgeglichen werden, so dass sich auch der VEE-Ausbau reduziert. Wohl auf breiter Front ein Gewinn? Qualitativ ja, aber quantitativ marginal und über alles gesehen kein Gewinn, was wir noch sehen werden.

Die Kapazität des Langzeitspeichers wird rechnerisch lediglich um <0,3% kleiner. Da dieser Speicher sowieso großzügig bemessen werden muss, bedeutet das kein Gewinn. Der V2G-Speicher wird bei der Modellierung als erster Speicher zur Stabilisierung eingesetzt, bis er leer oder voll ist. Erst dann kommen andere Speicher (PSKW, P2L2P) zum Einsatz. Der Batteriespeicher liefert zeitlich selten Energie oder nimmt welche auf. Es sind nur ca. 19 % der 8.760 Jahresstunden. In der übrigen Zeit steht er entweder auf voll oder leer. Tatsächlich wird aber über das ganze Jahr Speicher für den Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch benötigt. In den 81% der Jahreszeit müssen das daher die anderen Speicher im System erbringen. 

Der erforderliche Ausbau der VEE fällt um 3,5 %. Aufgrund schwankender VEE-Ertragssituationen der Jahre, ist der VEE-Ausbau mit Sicherheiten zu versehen, also höher auszubauen, als es im Durchschnitt reichen würde. Dieser Zuschlag ist mit mehr als 50% zu veranschlagen [5]. Angesichts dessen sind die 3,5 % Ausbaueinsparung von keiner Bedeutung. Die Gesamtverluste, die sich aus den Verlusten in den Speichern und den Abregelungsverlusten zusammensetzen, reduzieren sich von 499 auf 451 TWh/a. Das sind immerhin 9 %. Diese Energie muss nicht unter Kostenaufwand mit VEE-Anlagen erzeugt werden. Also wenigstens hier ein spürbarer Vorteil?

Letztlich sind die Kosten das entscheidende Optimierungskriterium über alle Für und Wider. Dazu sehen wir uns den Vergleich durch die beiden Stromgestehungskosten an, die alle Kostenanteile enthalten:

Ohne V2G kommt die Modellierung zu 27,7 Ct/kWh und mit V2G auf 29,9 Ct/kWh. Der Unterschied von 2,2 Ct ist nicht gerade viel, aber bei 1.033 TWh/a sind das immerhin 22,7 Mrd.€/a. Hinzu kommen die Mehrkosten für die Ladeinfrastruktur mit grob geschätzten 4 Mrd.€/a [6]. Es entstehen also jährliche V2G-Mehrkosten von etwa 26 Mrd.€.

V2G ist unter Einbeziehung aller Kostenkomponenten zu teuer und technisch wird es komplizierter. Ich komme daher zum Fazit:

Es gibt weder volkswirtschaftliche noch technische Vorteile,
die für das Vehicle-to-Grid-Konzept sprechen.

Verweise:

[1] Sachbuch „Die Abrechnung mit der Energiewende“, Klaus Maier, Hardcover: ISBN 978-3-347-06790-5, Paperback: ISBN 978-3-347-06789-9

[2] Buch [1], Seite 306 ff

[3] Buch [1], Seite 396 ff

[4] Papier „Vor- und Nachteile des Vehicle-to-Grid-Konzepts – Wie sinnvoll ist die Integration von Batteriespeichern der E-PKWs in das Smart Grid“, Download: https://www.magentacloud.de/lnk/LtCIlfb8 

[5] Buch [1], Seite 336 ff

[6] Nimmt man eine öffentliche Ladestation inkl. Netzanschluss mit 4.000 € an und unterstellt, dass V2G ca. 10 Mio. mehr Ladestationen braucht, um die Wirksamkeit zu entfalten, entstehen etwa 40 Mrd.€ zusätzliche Investitionskosten. Bei 10% Betriebskosten wären das rund 4 Mrd.€/a.




EIKE Website ab kommenden Sonntag im Umbau!

Seit mehreren Monaten wird am Umbau der EIKE Website gearbeitet. Einerseits soll sie zwar einen hohen Wiedererkennungswert haben, andrerseits moderner wirken und sich besser überschauen lassen. Noch wichtiger aber ist, dass die neue Website pflegeleichter sein wird, denn die Website besteht aus dem Hauptthema und vielen, vielen sog. Plugins, welche die Arbeit im Redaktionsbereich aber auch im für Leser sichtbaren Bereich (frontend) erleichtern. Z.b. bei den Kommentaren.

All dies ließe sich rel. schnell verwirklichen, wenn man nicht auf die Vergangenheit Rücksicht nehmen müsste, heißt, alle bisherigen Artikel (mehr als 10.000) und alle Kommentare (fast als 220.000) sollen wieder aufrufbar bleiben. Nichts soll verloren gehen.

Das ist und war keine kleine Aufgabe, aber nun gibt es eine Lösung.

Wir ziehen ab 0.01 Uhr Sonntag dem 13.6.21 um. Die Webseite bleibt vermutlich bis Dienstag 15.06. 24:00 Uhr nicht erreichbar.

Wir hoffen auf gutes Gelingen und danken für Ihr Verständnis.




 „2054 – Ein Jahr im Paradies der Genügsamkeit“ – dystopischer Blick in  eine Zukunft, die durchaus die unsrige werden könnte

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 29.04.2021, in dem es heißt:

„Künftig können selbst gravierende Freiheitseinschränkungen zum Schutz des Klimas verhältnismäßig und verfassungsrechtlich gerechtfertigt sein.“

verlegte der Autor das Jahr der Handlung in seinem Buch um zehn Jahre nach vorn. Er hatte erkannt, dass diese vorauseilende höchstrichterliche Legitimation einer künftigen Ökodiktatur zu einem beschleunigten Eintreten der Zustände führen würde, die er in seinem Roman beschreibt. Dessen spannende Handlung spielt nach der „Großen Transformation“ in einer Gesellschaft, die Bedürfnislosigkeit zu einer hohen Tugend und Armut zur allgemeinverbindlichen Pflicht erklärt hat. Eine korrupte Oligarchie von Politeliten kaschiert ihren totalen Machtanspruch durch inflationären Gebrauch des Begriffes „demokratisch“. Weil in dem geschrumpften Wirtschaftssystem nur noch wenige gebildete Menschen benötigt werden, ist die allgemeine Schulpflicht auf vier Jahre reduziert worden. Die junge Mathematiklehrerin Carlotta Bernbach versucht an der Primarschule, lernunwilligen Kindern ein paar Grundkenntnisse des Rechnens beizubringen – eine Tätigkeit, die mit Raubtierdressur vergleichbar ist. Dabei hegt sie die verzweifelte Hoffnung auf Versetzung an eine weiterführende Schule. Doch die Aussicht darauf droht an ihrer Weigerung zu zerbrechen, sich eine Carbocard implantieren zu lassen.

Diese Dystopie ist außergewöhnlich, weil sie nicht nur das beklemmende Bild einer aus vielfältigen Gründen verarmten Gesellschaft im Jahr 2054 zeichnet, sondern auch überzeugend deren zwangsläufige Entwicklung aus der heutigen Situation beschreibt. Das Gesellschaftsbild in „2054“ ist detailreich und sorgfältig gemalt; der Autor hat darin sogar die für eine gendergerechte Sprache „unabdingbare neue Grammatik“ entworfen, die der  „Sprache unserer demokratischen Zukunft eine bislang ungeahnte Klarheit und linguistische Ästhetik verleihen wird“.

Das überaus lesenswerte, leider auch traurig niederschmetterndes Buch ist unter www.kaleidoscriptum-verlag.de für 16,80 € erhältlich.

Hier ein paar Leseproben daraus.

 

 

 

 




Claudia Kemfert bei Lanz: Gut behauptet ist glatt daneben!

Der Teil, in welchem Kemfert Markus Lanz und Friedrich Merz Rede und Antwort steht, ist hier als Video-Ausschnitt verfügbar. Die wesentlichen Aussagen (ab Minute 9:47) zur Energiewende und deren Machbarkeit sind hier transkribiert:

Merz: Wir können das hier alle machen, nur, wenn uns gleichzeitig hier in Deutschland die Wirtschaft kaputtgeht, wenn die Arbeitsplätze verlorengehen.

Kemfert: Das ist genau das Argument, was ich meine…

M.: Sie kriegen mit Windenergie und Sonnenenergie die Arbeitsplätze nicht ersetzt…

K: Doch, natürlich, so, doch, wir sind jetzt hier an einem Punkt…

M.: …die in der Stahlindustrie, der Zementindustrie in der gesamten Papierindustrie und überall ver … Nein, da sind wir an ´nem Punkt, wo wir uns nicht einig werden. Da sind einige unterwegs, die glauben, man könnte das ganze System sozusagen auf den Kopf stellen und dann Umwelt machen, und wir machen hier zwei Prozent der weltweiten Emissionen und drumherum werden die Kernkraftwerke hochgefahren und die Kohlekraftwerke hochgefahren, damit Deutschland mit Strom versorgt werden kann.

K: Das stimmt alles nicht

M.: Die Rechnung geht nicht auf, …

Kemfert: Ja aber, das stimmt [nicht], man muss jetzt wirklich massiv, nein, nein, aber man muss wirklich widersprechen, weil das tatsächlich nicht. … Keiner der Punkte. Also wir können auch dieses Land mit einer Energieversorgung aus erneuerbaren Energien sicherstellen. Sie haben in Ihrer Partei zugelassen, dass wir viele Jobs in der Solarindustrie verloren haben, auch in der Windindustrie. Wir könnten auch Solarenergie auch in Deutschland wieder produzieren, in Europa jetzt auch durch die Wirtschaftshilfen, die dort getätigt werden. Das ist das eine. Jobs entstehen … wichtige Industriejobs, die dort entstehen.

Installierte Leistung vs. Verbrauch per Mai 20121 á la Kemfert  verdreifacht.

Energiewirtschaftlich macht es auch Sinn, gerade wenn wir die Industrie dekarbonisieren, dass wir auch dort Ökostrom nutzen zur Herstellung von Wasserstoff, grünen Wasserstoff, und da auch die Möglichkeit schaffen, die Industrie hier im Land zu lassen. Wir wollen ja nicht, dass die abwandert. Nur Ihre Argumente sind immer, das muss man auch bezahlen, Sie sagen aber indirekt mit dem Marktinstrument, der Preis, das hab´ ich Ihnen eben schon vorgerechnet, der würde massiv nach oben gehen und das schadet ja der Industrie. Also insofern muss man da schon eine Balance finden, den Preis jetzt so vorzugeben macht dann Sinn, weil sich die Industrie auch auf diese Preisorientierung einstellen kann. Und: Der Strompreis sinkt, um diesen Punkt zu machen, mit einem höheren CO2-Preis sinkt der Strompreis, weil die EEG-Umlage sinkt. […].

Kommentar:

Zu diesem Wortwechsel einige Bemerkungen: Frau Kemfert meint, dass sich die Energieversorgung Deutschlands komplett mittels erneuerbarer Energieträger sicherstellen lasse. Dann springt sie zur Produktion von Solarmodulen und Windkraftanlagen, wo viele Jobs verloren gingen. Das hat mit Energieversorgung allerdings nichts zu tun. Wichtig scheint ihr der Seitenhieb gegen Merz zu sein: Sie haben in Ihrer Partei zugelassen, … „. 

Frau Prof. Kemfert macht nun das Fass „Industrie und Verhinderung der Abwanderung, grüner Wasserstoff, Dekarbonisierung und Kosten“ auf. Sie meint wohl den CO2-Preis, der vorgegeben werden sollte. Zwecks Kalkulierbarkeit. Ob und wann nach ihrer Meinung der Preis tragbar ist, darauf geht sie nicht ein.

Vom Zertifikatehandel spricht sie überhaupt nicht. Vor allem aber beantwortet sie nicht, weswegen es nicht stimme, was Friedrich Merz eingeworfen hat und weshalb wir „dieses Land mit einer Energieversorgung aus erneuerbaren Energien sicherstellen“ können. Frau  Kemfert belegt ihre Behauptung nicht. Deshalb fragt Markus Lanz höflich, aber bestimmt nach:

Lanz: […] Woher kommt der Strom für die ganzen Elektroautos, die wir demnächst haben? Woher kommt der Strom, für den Wasserstoff, den wir erzeugen müssen, wenn wir CO2-freien Wasserstoff, äh …, Stahl erzeugen wollen? Und so weiter…

K: Richtig!

L.: …und so weiter. Ich kenne Projektionen von Kollegen von Ihnen, die sagen, in den nächsten paar Jahren wird der Energiebedarf einfach sich verdoppeln.

K: Nein, das stimmt nicht!

L.: Exakt verdoppeln.

K: Nein, nein, also da muss man jetzt unterschei …

L.: Kurz, nur ganz kurz, darf ich mal kurz ausreden?

K: Bitte.

L.: Die Frage ist: Wo kommt dieser ganze Strom…

K: Genau!

L.: …her, wenn wir gleichzeitig sagen, wir gehen raus aus der Kohle, wir gehen auch raus aus der…

K: Guter Punkt! Genau!

L.: …Atomkraft.

K.: Genau. Der Strom kommt aus erneuerbaren Energien, weil…

L.: Der gesamte deutsche Strom!

K.: …weil zwei Dinge passieren. Und das ist einmal diese fehlerhafte Annahme, die hier zugrunde gelegt wird. Der sogenannte Primärenergiebedarf, das ist der Energiebedarf, den wir auch für Wärme und Mobilität nutzen, sinkt, wenn wir den Ökostrom sofort nutzen. Das heißt der Ökostrom in die Wärmepumpe plus energetische Gebäudesanierung sinkt der Primärenergiebedarf. Der Öko …, das stimmt, der Ökostrom, die Mobilität, aber auch dort sinkt der Primärenergiebedarf, weil wir eine viel höhere Effizienz haben, weil wir Elektromobilität nutzen … sprich der Primärenergiebedarf halbiert sich, aber der Strombedarf erhöht sich…

L: Ja!

K.: ...und der Strombedarf erhöht sich und da kommt es jetzt darauf an, wie effizient wir sind, wenn wir im großen Stil Wasserstoff produzieren, den in die Autos tun, dann verschwenden wir ganz viel Ökostrom und müssen ganz viel zubauen. Wenn wir den aber direkt in die Ökoau … , Elektroautos tun, den Ökostrom, dann reduzieren wir den Primärenergiebedarf. Und das können wir schon auch in Deutschland sicherstellen. Die Frage mit der Industrie…

L.: Wir sind das einzige Land der Welt, dass das geht.

K.: […] Es ist nicht nur Glauben, wir können´s empirisch belegen. Und wir können´s auch fach…, in der Fachwelt darlegen. Das sind nicht nur wir, das sind die Scientists for Future. Die haben im Rahmen eines umfassenden Projektes das dargelegt, dass das funktioniert und auch wissenschaftlich bewiesen. (bis Minute 13:44)

Kommentar:

Die Antwort von Claudia Kemfert ist ein Konvolut von Sachverhalten, die alle irgendetwas mit Energieversorgung, mit Energiewende und mit regenerativ verfügbar gemachter Energie zu tun haben. Nur mit der Beantwortung der Frage, die Markus Lanz gestellt hat, damit hat die Antwort nichts zu tun.

Hinzu kommt, dass die Aussagen in Teilen falsch sind. Wenn Frau Prof. Kemfert davon spricht, dass sich der Primärenergiebedarf halbiert, wenn sich der Strombedarf erhöht, ist das Unfug. Erneuerbar erzeugter Strom ist Teil des Primärenergieverbrauchs. Wobei im grünen Teil des Balkens auch die Gasherstellung und die Verflüssigung von Biomasse und nicht nur die Stromherstellung enthalten ist.

Dass Wasserstoffherstellung und die Rücktransformation in Strom sehr energieintensiv sind, weiß Frau Prof. Kemfert. „Ganz viel zubauen“ hieße konkret eine Versechzehnfachung (!) der installierten Leistung Windkraft und eine Verzweiunddreißigfachung (!) der installierten Leistung Photovoltaik, bezogen auf eine definierte Strommenge zum Laden von Autoakkus.

So viel zusätzliche installierte Leistung ist nötig, um den Strom über den (Um-)Weg „Wasserstoff“ (= aus 100 Prozent Strom werden 25 Prozent) bereitzustellen. Frau Kemfert hat also durchaus recht, wenn sie im Bereich Elektromobilität vom Wasserstoffpfad abrät. Das gilt jedenfalls so lange, wie die erneuerbare Stromerzeugung nicht 100 Prozent und mehr des Bedarfs Deutschlands zumindest im Durchschnitt deckt. Dieses Mehr kann dann als wirklich grüner Wasserstoff gespeichert werden. Das aber ist heute und wird auch in weiterer Zukunft nicht der Fall sein.

Frau Kemfert liegt mit ihrer Behauptung, die komplette Energieversorgung Deutschlands sei praktisch zu Tages- und Nachtzeit regenerativ sicherzustellen, komplett neben der Realität. Zur Frage, ob durch Elektromobilität tatsächlich fossiler Brennstoff eingespart wird, sei das Video mit den Ausführungen von Prof. Hans-Werner Sinn empfohlen.

Die regenerative Stromerzeugung sah in den vergangenen Jahren wie dieser Chart aus. Etwa 50 Prozent beträgt die regenerative Stromerzeugung. Sie ist, von den praktisch kaum ausbaubaren Energieträgern Biomasse und Wasserkraft abgesehen, höchst volatil und nur schwer kalkulierbar. Mangels ausreichender Speichermöglichkeiten wird ein weiterer Ausbau der Wind- und Photovoltaik zu zeitweise, vor allem in der Mittagsspitze, erheblichem Überangebot mit starkem Preisverfall führen.

Belege für meine Behauptungen liefern die wöchentlichen Analysen der Kolumne „Woher kommt der Strom?“. Wie Frau Kemfert hingegen etwas fachlich und empirisch belegen will, bleibt bis auf den Verweis auf den 16-Punkte-Diskussionsbeitrag der Scientists for Future ihr Geheimnis. Doch selbst eine Umsetzung von deren Ideen reicht bei weitem nicht aus, um den um mehr als die Hälfte steigenden Strombedarf Deutschlands ab 2030 zu decken. Also hakt Friedrich Merz nach. Friedrich Merz fragt Frau Prof. Kemfert noch mal (Minute 14:51):

Merz: Wo kommt der Strom für die Aluminiumindustrie her, die sekundengenau den Strom braucht?

Kemfert: Das erläutere ich Ihnen gerne, weil es dazu wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die da folgendermaßen sind. Wir müssen in der Tat Solarenergie und Windenergie ausbauen, der Ökostrom, damit produzieren wir Wasserstoff, der auch in die Industrie geht. Die Frage ist in der Tat, ob wir das in Deutschland alleine können, oder ob wir den Wasserstoff importieren müssen. Da gibt es ja auch Kooperationen in Ländern, wo Ökostrom preiswert zur Verfügung steht und diesen Wasserstoff dann zu importieren, halte ich durchaus auch für sinnvoll. Da laufen ja auch Projektevorhaben und Kooperationen. Der Rest der Energie, der Ökostrom, den wir da brauchen, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit produzierbar und auch speicherbar.

Es gibt genügend Studien, die belegen, dass wir ausreichend Speicher haben. Schon heute auch im Einsatz hätten, wenn wir den Markt dafür zulassen würden. Also eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien ist möglich

M.: Also ich komm‘ vom Land. Bei mir zuhause scheint nachts die Sonne nicht.

K.: Ja, aber da weht zum Beispiel auch der Wind, auch bei Ihnen. Dazu gibt es empirische Erkenntnisse…

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

M: Es gibt Tage, da weht null Wind, wir haben keine Sonne.

K.: …wie auch der Wind… Sie machen ein Extremszenario, was wir nachweisen können, was es einmal im Jahr maximal für zehn Tage gebe. Die restlichen Tage haben wir erneuerbare Energien im Überschuss. Und das ist wissenschaftlich belegt.

Kommentar:

Frau Kemfert meint, mit dem Begriff „wissenschaftlich“ einen Beleg für die Richtigkeit ihrer Aussagen an sich zu haben. Das erinnert an ein Kind, dass die Augen zu macht und glaubt, nicht gesehen zu werden. Der weitere Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen ist keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern für Energiewender eine Binsenweisheit. Dann präsentiert Frau Prof. Kemfert wieder das Thema „Wasserstoff“. Scientists for Future haben die Herstellung von Strom und Wasserstoff (ein feines Feature des Dlf zum Thema) völlig richtig problematisiert. Dass da „Kooperationen und Projektvorhaben“ laufen, ist ja schnell gesagt. Diese werden aber keinesfalls das Wasserstoffvolumen liefern können, das notwendig ist, um z.B die bundesdeutsche Stahl- und Chemieindustrie „grün“ zu machen. Das sind fromme Wünsche, die mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben. Genauso wie der letzte Satz nach dem Einwurf von Friedrich Merz:

Kemfert:

(M: Es gibt Tage, da weht null Wind, wir haben keine Sonne)

wie auch der Wind … Sie machen ein Extremszenario, was wir nachweisen können, was es einmal im Jahr maximal für zehn Tage gebe. Die restlichen Tage haben wir erneuerbare Energien im Überschuss. Und das ist wissenschaftlich belegt.

Kommentar:

Die letzten beiden Sätze von Frau Prof. Kemfert sind nicht „wissenschaftlich“. Sie sind falsch. Genau wie die Behauptung, es gäbe „ausreichend Speicher“, die angeblich der Markt nicht zulässt. Das ist Unfug. Ohne Wenn und Aber. Selbstverständlich gibt es Flauten. Auch nachts. Doch selbst wenn der Wind weht. Ohne konventionelle Energieträger, die regelmäßig fehlenden Strom bis zur Deckung des Bedarfs auffüllen, ohne die konventionelle Stromerzeugung wären in Deutschland schon längst die Lichter ausgegangen.




Die grosse Transformation- Corona und Klima. Der Weg in die globale Neuordnung.

Corona und Klima sind die allesbestimmenden Themen- und sie werden es bleiben. Denn sie dienen einem ‚höheren Zweck‘. Es wird Angst geschürt, um die Menschen gefügig für Änderungen zu machen.

Klima und Corona  werden durch Politik und Medien als eine viel höhere Gefahr dargestellt, als sie in Wirklichkeit sind. Der Autor weist mit Hilfe öffentlich zugänglicher Daten offizieller Stellen nach, dass wir sowohl beim Thema Klima als auch beim Thema Corona in die Irre geführt und manipuliert werden.

Corona und Klima dienen letztendlich demselben Ziel: dem Umbau des gesamten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zivilisationsgefüges. Klima und Corona sind die Transmissionsriemen, um das Ziel eines »Great Reset« oder einer »Great Transformation« (Weltwirtschaftsforum) voranzutreiben.

Schon fordert man nach dem Corona-Lockdown auch einen Klima-Lockdown. Dabei werden die Freiheiten und Grundrechte dauerhaft eingeschränkt und warnende stimmen diffamiert und in eine kriminelle Ecke gestellt.

Offizielle Aussagen u.a. des Weltwirtschaftforums belegen, dass das alles keine Verschwörungstheorie ist, sondern tatsächlich so von langer Hand geplant ist. Reiche werden reicher, Arme bleiben arm und werden mehr, die Bürger werden überwacht und umerzogen.

Das Buch trägt folgende Kennungen
SBN-10: 3887931645,
ISBN-13: 978-3887931643
ist IDEA- Verlag erschienen  und kostet 19,80€



Warum die Grünen für den Dual Fluid Reaktor sein werden

Deutschland aber sortiert Energieressourcen wacker nach Freund/Feindbild und steigt aus den wichtigsten Energieträgern aus. Dass es dabei zum energetischen Geisterfahrer geworden ist, macht den Bundeswirtschaftsminister Altmaier stolz:

Wir sind das einzige Industrieland dieser Größe, das gleichzeitig aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie und dann 15 Jahre später aus der Nutzung der Kohleverstromung aussteigt. Das sind die historischen Aufgaben und die Leistung, die wir zu vollbringen haben.“ Das ist eben so, einem Geisterfahrer kommen tausende Geisterfahrer entgegen.

Aus dem Ausland beobachtet man diese Entwicklung mit Kopfschütteln. Am 22.04. berichtete die FAZ über ein Interview mit William Magwood, dem Generaldirektor der Nuclear Energy Agency (NEA), in welchem die Energieversorgung der Zukunft beleuchtet wird. Der Titel des Artikels lautet; „Deutschland steuert in eine unglückliche Situation”.

Auf die Frage: „Wie steht es um die Sicherheit der modularen Mini-Reaktoren, von denen gerade viel die Rede ist?“ antwortet Magwood:

Ich halte diese kleinen modularen Reaktoren für mögliche Gamechanger, weil sie Charakteristika aufweisen, die die großen kommerziellen Reaktoren nicht haben. Das macht sie noch sicherer. Nehmen Sie zum Beispiel die, die Nuscale in den Vereinigten Staaten entwickelt und die durch die amerikanischen Aufsichtsbehörden gerade geprüft wird. Die Besonderheit dieses Kraftwerks ist, dass es aus mehreren kleinen Reaktorkernen besteht und jeder dieser Kerne von enorm viel Wasser umschlossen. So kann es niemals zu einer Kernschmelze kommen. Auch Pläne für gasgekühlte und Flüssigsalzreaktoren werden vorangetrieben“.

Die nächste Frage lautet: „Was halten Sie von Dual Fluid Reaktoren, an denen auch deutsche Wissenschaftler forschen?“ Magwood:

Sie kombinieren verschiedene technologische Verfahren, die schon funktionieren. Dual Fluid Reaktoren könnten sich als sehr effizient erweisen, da sie mit hoher Temperatur arbeiten. Zudem sind sie klein, kompakt und sicher. Aber einen solchen Reaktor hat noch niemand gebaut, womit Fragen zur Genehmigung und Wirtschaftlichkeit offen bleiben. Wenn jemand die Ressourcen aufbringen würde, könnte ein Demonstrationskraftwerk innerhalb einer Dekade stehen“.

Das Zeug zum Game Changer

Der Dual Fluid Reaktor wurde in Deutschland erfunden und muss, wie so viele andere deutsche Erfindungen, auswandern. Die Dual Fluid Energy Inc. ist jetzt ein kanadisches Unternehmen. Warum? Die kanadische Regierung schätzt und fördert die Kernkraft als Zukunftstechnologie. Die kanadische Bevölkerung sieht Kernkraft überwiegend als Chance. Das Land ist nukleartechnisch erfahren und kann auf eine ununterbrochene Expertise zurückreifen.

Achgut.com hat schon mehrfach über den Dual Fluid Reaktor berichtet, etwa hier und hier. Der neue Kernkraftwerkstyp hat wirklich das Zeug zum Game Changer. Es ist richtig, es hat ihn noch niemend gebaut. Aber das ist wohl mit allen Neuerungen so.

Beim kleinsten Modell des Dual Fluid Reaktors beträgt der Erntefaktor 800 (energy returned on investment / EROI). Er bezeichnet das Verhältnis von gewonnener Energie zur Gesamtheit an eingesetzter Energie für Bau, Brennstoff, Unterhalt, Sicherheit, Rückbau eines Kraftwerks etc. Zum Vergleich – bei den „Erneuerbaren“ beträgt der Erntefaktor 4. Liebe Leser, schauen Sie sich die deutschen Windspargellandschaften an. Wir stehen erst am Anfang der Energiewende. Zur höheren Versorgung mit Ökoenergie muss künftig noch ein Vielfaches dieser Monster hinzugebaut werden. Die Windkraft benötigt viele hundertmal so viel Fläche für die gleiche Erzeugung, wie der Dual Fluid Reaktor.

Der Reaktor kann jedes spaltbare Material nutzen. Als Schnellspaltreaktor verwertet er neben Atommüll auch Natur-Uran oder Thorium. Atommüll wird dadurch zum Wertstoff. Der verschrieene deutsche Atommüll reicht mit dem Dual Fluid Reaktor für eine Vollversorgung Deutschlands bei heutigem Verbrauch ganze 350 Jahre lang. Im Ergebnis wäre kein Endlager mehr nötig, da die Strahlung der Reststoffe des neuen Reaktors nach 300 Jahren auf dem Niveau von Natur-Uran ist. Insofern wird aus der erfolglosen deutschen  Endlagersuche vielleicht eines Tages doch noch eine Erfolgsgeschichte.

Ich wage mal eine Prognose: In 10 Jahren werden diejenigen, die heute für die Zerstörung der Kernenergie gesorgt haben, die Kernkraft zur Rettung des Klimas propagieren. Sie werden völlig vergessen haben, dass sie, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, einen ganzen Wirtschaftszweig unter Milliardenverlusten zerstört haben. Sie werden ihren Irrtum aber nicht zugeben, sondern darüber rabulieren, dass die neuen Reaktortypen ja ganz anders sind, viel besser, viel sicherer, ohne den ewigen Abfall und zum Wohle der ganzen Menschheit. Konnte ja keiner ahnen.

Ein paar Milliarden müssen bis zum Moment der grünen Einsicht allerdings noch vernichtet werden und ein paar Jahre Schamfrist müssen wohl auch noch vergehen.

Niemand auf der ganzen Welt ist den deutschen Vorreitern gefolgt

Wie ich darauf komme? Erstens: Politiker haben kein Problem, ihre Ansichten um 180° zu ändern, wenn es ihnen opportun und nützlich für die Macht erscheint. Am 27. Mai 1998 sagte Merkel als damalige Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit dem deutschen Bundestag: „Meine Damen und Herren, ich habe immer deutlich gemacht und werde dies auch weiter deutlich machen, dass ich die friedliche Nutzung der Kernenergie für verantwortbar halte – gerade und insbesondere in Deutschland.“ Ein gutes Jahrzehnt später, nach dem Tsunami mit dem folgenden Reaktorunglück in Fukushima und den bevorstehenden Wahlen in Baden Württemberg änderte sie bekanntlich ihre Meinung und legte per Telefonanruf ach Kernkraftwerke sofort still, um danach den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie zu zementieren.

Merkel nutzte für die Begründung ihrer Atom-Wende eine von ihr handverlesene Ethikkommission, in der allerhand Volk vertreten war, nur keine Fachleute. Jetzt will es keiner gewesen sein. Leider sind inzwischen fast alle Kernkraftwerke Deutschlands abgeschaltet und nach 2022 ist Schluss.

Zweitens: Es lässt sich immer weniger kaschieren, dass die Energiewende krachend gescheitert ist. Niemand auf der ganzen Welt ist den deutschen Vorreitern gefolgt, nicht einmal die Japaner. Deutschland als energetisches Beispiel, wie man es nicht machen soll. Die Kosten dieser Fehlentscheidung explodieren immer weiter, kein Ende in Sicht. Die Energieversorgung verkommt zum Glücksspiel, keiner der medial gehypten dummsinnigen Energiewenderettungsringe funktioniert. (hier) (hier) (hier) und der blödsinnigste (hier).

Jetzt fabulieren grüne Bundestagsabgeordnete, dass man ja Grundlast gar nicht braucht. „Die Zukunft der Energieversorgung wird angebotsorientiert sein“, sagt Frau Silvia Kotting-Uhl im hohen Hause des Bundestags – und der ganze Saal bricht nicht in ein homerisches Gelächter aus. Frau Kotting-Uhl ist ihres Zeichens Germanistin und Kunstgeschichtlerin, was sie zur Vorsitzenden des wichtigen Umweltausschusses qualifiziert. Für sie ist Grundlast etwas Gestriges und wird nicht gebraucht. So wie im Mittelalter die Windmüller nur mahlen konnten, wenn der Wind wehte, so soll wohl nach ihrer Vorstellung Energie „angebotsorientiert“ für die Industrie zur Verfügung gestellt werden. Und der Bundeswirtschaftsminister Altmaier bastelt schon mal an einem entsprechenden Gesetz für den kommenden Stromsozialismus.

Doch die Wähler werden wohl irgendwann einmal unfroh reagieren, wenn es bei Flaute oder Dunkelheit regelmäßig zur Stromrationierung oder gar zum Blackout kommt. Der Umfragewind dreht sich, je mehr die Bürger mit den realen Folgen der Energiewende leben müssen. Daher will die Regierung die enormen Kosten des Energiewende-Unfugs mit dem massiven Einsatz von Steuermitteln kaschieren – für die Stromkunden und Steuerzahler heißt das: rechte Tasche, linke Tasche. Steuerzahler sind nämlich in der Regel auch Stromkunden.

Die Sprengung der rotgrünen Kernenergiegegnerschaft wird aus dem Inneren der grünen Bewegung kommen. So wie die Grünen heute die Gefahren der Kernenergie aufbauschen, werden sie übermorgen die Vorteile der Kernreaktoren der Vierten Generation preisen. So vehement, wie sie heute gegen Kernenergie sind, so vehement werden sie morgen dafür sein. Was stört einen Politiker schon ihr Geschwätz von gestern? Zumal, wenn er wohlversorgt seine Pension genießt.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

 




Klima-Paradigma (neue Ausgabe), ‚Great Reset‘, und das Problem von Philosophen mit Fakten und Klima

Der Autor Ernst Peter Ruewald hat die erste Auflage überarbeitet und erweitert

Wir haben sein  Buch „Das Klima-Paradigma“ bereits am 30.10.20 in erster Auflage auf hier vorgestellt.

Inzwischen ist eine verbesserte und aktualisierte Ausgabe (Paperback und gebunden erschienen; doch, damit man kein Restexemplar bekommt, muß man darauf achten, daß auf der Buchvorderseite der Haupttitel nicht-kursiv gedruckt ist).

Die Ebuch-Version ist unverändert, hat aber den Vorteil, daß die meisten der ca. 500 Quellenhinweise per Klick im Internet zugänglich sind; die zusätzlichen in der neuan Druckausgabe müssen noch per Hand eingegeben werden.

Beim Erscheinen im September 2020 konnte noch nicht auf „Unerwünschte Wahrheiten“ [1] Bezug genommen werden. Dies ist nun an vielen Stellen nachgeholt. Insbesondere ist ein kurzer Abschnitt über die „Kipppunkt-Hypothese“ (S. 45) eingefügt, wo auf die entsprechenden Kapitel zu den vermeintlichen Klima-Kippelementen in [1] verwiesen wird. Der Autor hat nämlich bei Diskussionen oft die Erfahrung gemacht, daß, nachdem in den meisten Fragen Einigkeit erreicht worden ist, schließlich der Einwand gebracht wird: „aber die gefährlichen Kipppunkte müssen doch vermieden werden!“.

Zielsetzungen des Klimaparadigma-Buchs sind nicht allein die wissenschaftstheoretischen Grundlagen, sondern auch die Ausleuchtung übergeordneter Gesichtspunkte, wie politische Hintergründe, philosophische Aspekte, Prioritätsfragen, etc. Eine Hauptthese ist, daß das Klima nicht das Weltproblem Nummer eins ist und die angebliche „Klimakatastophe“ ein virtuelles Konstrukt darstellt. Umso mehr folgt daraus, z.B. daß für den Staat die Versorgungssicherheit absoluten Vorrang vor Maßnahmen für eine fiktive, allenfalls in Jahrzehnten akut werdende „Klimakrise“ haben muß, insbesondere dann, wenn diese Maßnahmen das Risiko von Versorgungsblackouts maßgeblich erhöhen. (S. 99)

Die Prioritätensetzung hat zwei Aspekte: die der Wichtigkeit und die der zeitlichen Dringlichkeit. Diesbezüglich ist (S.17, S.100) u.a. die sehr besonnene Einschätzung von Vahrenholt/Lüning ( [1], S.12 und Kap. „Was tun?“ S. 344-347) hervorzuheben: «Wir haben ausreichend Zeit, nach technologischen Lösungen zu suchen, die fossilen Energieträger ohne Wohlstandsverlust und Naturzerstörung abzulösen.»   Allerdings bleibt offen, warum wir das tun sollten. Oder – um es mit dem Wissenschaftler und Technik-Philosophen Indur Goklany zu sagen: „Wenn die fossilen Ressourcen aus dieser Welt verschwinden, werden sie es nicht mit einem lauten Knall tun, sondern mit einem leisen Seufzer“ … und fährt sinngemäß fort: Einfach deswegen weil die Menschheit etwas Besseres gefunden hat.

Einige Kapitel wurden erweitert, z.B. (S. 74) „Konvergenz von Klima-, Migrations- und Corona-Politik“ bzw. (S. 107) „Exkurs: Staatsversagen in der Corona-Krise. Corona und Klima“.

Nach Meinung des Autors haben die „Klimakatastrophe“ bzw. die „Corona-Pandemie“ in ihrer Dramatik jeweils nur eine schwache Faktenbasis und es geht dabei nicht in erster Linie um die „Rettung“ des Klimas oder von Menschenleben, sondern um die Durchsetzung einer „Großen Transformation“ der gesamten Gesellschaft.

Besonders explizit äußert sich Klaus Schwab,  Direktor der Weltwirtschaftsforums WEF, der einerseits die relative Harmlosigkeit der Corona-Pandemie einräumt: «the least deadly pandemics the world has experienced over the last 2000 years», diese andererseits aber als einmalige Chance für einen totalen ‚Great Reset‘, d.h. Umbruch in Richtung einer „Ökodiktatur“  (die er natürlich mit humanitaristischen Wertbegriffen quasi-paradiesisch umschreibt) ansieht. (S. 109)

In Deutschland haben Parlament und Regierung das Feld gründlich beackert, unterstützt und defacto unangreifbar gemacht durch das BVerfG.

Fritz Vahrenholt hat sich zu dem BVerfG-Beschluß sehr sachlich und kritisch auf Tichys Einblick geäußert:  „Das Verfassungsgerichtsurteil zum Klimaschutz stützt sich auf fragwürdige Quellen„. Sein Fazit:

„Wir bräuchten dringend eine Abkühlung. Nicht nur in der CO2-Debatte. Sondern auch des Klimas selbst. Nur wenn die von vielen Wissenschaftlern erwartete Abkühlung in diesem Jahrzehnt eintritt, ist der deutsche soziale Rechtsstaat noch zu retten.“

 

Quellenangaben

[1] Fritz Vahrenholt/ Sebastian Lüning: „Unerwünschte Wahrheiten. Was Sie über den Klimawandel wissen sollten“, (Langen-Müller), Sep. 2020

 

[2] Christopf Lütge/ Michael Esfeld: „Und die Freiheit? Wie die Corona-Politik und der Missbrauch der Wissenschaft unsere offene Gesellschaft bedrohen“, München (Riva-Verlag), Apr. 2021.

 

[3] Gerhard Engel: „Von Fakten zu Normen“ (insbes. Kap. 3.2 „Klimaschutz“), S. 43-59 in:

Christopf Lütge/ Gerhard Vollmer (Hrsg.), „Fakten statt Normen? Zur Rolle einzelwissen-schaftlicher Argumente in der naturalistischen Ethik“, Baden-Baden (Nomos), 2004

 

[4] Gerhard Engel: »Menschengemachter Klimawandel«? Ein Symposion.
In: Aufklärung und Kritik 16 (2009), Heft 1, S. 65-93.

 

[5] Dieter Birnbacher: „Klimaethik. Nach uns die Sintflut?“, (Reclam), 2016




EuGH verurteilt den deutschen Staat wegen Luftverschmutzung

Der Europäische Gerichtshof verurteilt Deutschland wegen angeblich zu verdreckter Luft in den Städten. Das höchste Gericht der Europäischen Union hat einer Vertragsverletzungsklage stattgegeben, die die EU-Kommission gegen Deutschland angestrengt hatte. Denn in den Jahren 2010 bis 2016 seien die Grenzwerte von 40 µg/m3 überschritten worden. Die Klage bezieht sich ausdrücklich auf die Jahre von 2010 bis 2016, nicht mehr auf die Folgejahre 2017 und 2018.

»Mit seinem heutigen Urteil hat der Gerichtshof festgestellt«, so heißt es in der EU-Mitteilung, »dass Deutschland dadurch gegen die Richtlinie über Luftqualität1 verstoßen hat, dass der Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) in 26 der 89 beurteilten Gebiete und Ballungsräume vom 1. Januar 2010 bis einschließlich 2016 systematisch und anhaltend überschritten wurde.«

Es handele sich um den Ballungsraum Berlin, den Ballungsraum und den Regierungsbezirk Stuttgart, den Regierungsbezirk Tübingen, den Ballungsraum Freiburg, den Regierungsbezirk Karlsruhe (ohne Ballungsräume), den Ballungsraum Mannheim/Heidelberg, den Ballungsraum München, den Ballungsraum Nürnberg/Fürth/Erlangen, das Gebiet III Mittel- und Nordhessen, den Ballungsraum I Rhein-Main, den Ballungsraum II Kassel, den Ballungsraum Hamburg, Grevenbroich (Rheinisches Braunkohlerevier), Köln, Düsseldorf, Essen, Duisburg/Oberhausen/Mülheim, Hagen, Dortmund, Wuppertal, Aachen, die urbanen Bereiche und den ländlichen Raum im Land Nordrhein-Westfalen, Mainz, Worms/Frankenthal/Ludwigshafen und Koblenz/Neuwied.

Der Stundengrenzwert für NO2 sei in zwei Gebieten systematisch und anhaltend überschritten worden: Im Ballungsraum Stuttgart und im Ballungsraum I Rhein-Main.
»Daher hat der Gerichtshof der Klage der Europäischen Kommission für die genannten Zeiträume in vollem Umfang stattgegeben.«

Der EuGH weist ausdrücklich in einer Fußnote darauf hin, dass die vorliegende Klage nicht die Folgejahre 2017 und 2018 betreffen würde. Hier habe Deutschland geltend gemacht, dass die fraglichen Grenzwerte eingehalten worden seien. Der Gerichtshof verwarf das Argument Deutschlands, dass die EU-Kommission durch maßgebliche eigene Versäumnisse zum Missstand beigetragen habe. Denn die damals gültige Schadstoffnorm Euro 5 für Dieselautos habe sich als problematisch erwiesen.

Der Abmahnverein Deutsche Umwelthilfe e.V. begrüßt die Verurteilung und kündigt weitere Klagen an. Das Klagegeschäft in Sachen Umwelt ist offenbar immer noch sehr lukrativ, während der DUH-Chef Jürgen Resch sich selbst immer noch als Vielflieger betätigt.

Dagegen haben die Autobesitzer gigantische Wertverluste vor allem ihrer Dieselfahrzeuge erlitten. Diese teilweise neuwertigen Autos fahren zudem jetzt in östlichen Ländern und in Afrika.

Vielleicht liefert auch eine Feststellung im heutigen Urteil des EuGH eine neue Geschäftsgrundlage der Klimaklageindustrie: Denn Kraftfahrzeuge seien nicht die einzige Ursache von NO2, sagt der EuGH ausdrücklich. Die EU-Abgasnorm entbinde die Mitgliedsstaaten zudem nicht von der Verpflichtung, die Grenzwerte für Luftschadstoffe einzuhalten. Jetzt könnten Klagen gegen Kachelöfen losgetreten werden.

Erwartbar war dieses Urteil des EuGH. Nicht behandelt hat der EuGH, wie die gemeldeten Werte zustande kamen, wie richtig die Messstationen standen und welche Bedeutung die Grenzwerte tatsächlich haben.

Kritik am Urteil kam von der AfD. Marc Bernhard, Sprecher der Landesgruppe Baden-Württemberg der AfD-Bundestagsfraktion und Mitglied im Umwelt-Ausschuss kommentierte: »In Kindergärten gilt ein NO2-Richtwert von 60 Mikrogramm, an Arbeitsplätzen ein Grenzwert von 950 Mikrogramm. Ginge es den Lobbygruppen hinter dieser Klage tatsächlich um Gesundheitsschutz, würden sie sich nicht an wissenschaftlich unhaltbaren und von über 100 renommierten Lungenärzten infrage gestellten NO2-Grenzwerten an Verkehrswegen abarbeiten.«

Dass der NO2-Gehalt in der Luft mit Verkehr oder Industrie tatsächlich vermutlich wenig zu tun hat, zeigte sich an dem unfreiwilligen Experiment »Lockdown«. Der rapide gesunkene Verkehr in Stuttgart führte keinesfalls zu entsprechend sinkenden NO2- und Feinstaubwerten. Der Diesel ist also wohl kaum der Schuldige und der Wert der Messstationen generell fraglich.

Einen Zusammenhang mit möglichen Gesundheitsgefahren gibt es auch nicht. Weder NO2 noch Feinstaub zeitigen in den geringen Konzentrationen, um die es hier geht, irgendwelche gesundheitlichen Effekte. Die Grenzwerte, die die EU festgelegt hatte, sind offensichtlich politisch motiviert. Naheliegend ist das Muster: NGOs lobbyieren über die Bande in Brüssel für exorbitant niedrige Grenzwerte. Brüssel drängt daraufhin auf Einhaltung und kommt mit Klagen. Nutznießer sind schließlich Organisationen wie die »Deutsche Umwelthilfe«.

Doch der Blick auf die Daten der Messstellen fördert Überraschendes zutage: Die NO2-Jahresmittelwerte sind zwar stark gesunken. 2019 lagen sie am Neckartor laut Landesanstalt für Umwelt bei 53 µg/m3. Der Grenzwert liegt bei 40 µg/m3. Ein willkürlicher Wert, eine wissenschaftliche Grundlage dafür gibt es nicht. In den USA liegt er bei 103 µg/m3; am Arbeitsplatz sind in Deutschland 950 µg/m3, in der Schweiz sogar 6000 µg/m3 erlaubt.

Ein deutlicher Unterschied zu den gemessenen 53 µg/m3 an Deutschlands angeblich gesundheitsgefährlichster Straße.

Die CDU-Minister Baden-Württembergs setzten 2019 zusätzliche Messungen im Stadtgebiet Stuttgarts durch. Deren Ergebnisse: zwischen 20 und 30 µg/m3 NO2. Das ist extrem gering und liegt nahe an den natürlichen Werten, die zwischen 10 und 20 µg/m3 schwanken, bei Gewitter deutlich mehr. Zum Vergleich: Beim Spaghettikochen auf dem Gasherd erreichen sie schon mal bis zu 1400 µg/m3, im Kölner Dom lässt das Abbrennen der Opferkerzen den NO2-Wert auf 200 µg/m3 ansteigen.

 

Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier




Der grüne Frontalangriff auf das Landleben

Das Vorurteil, die Grünen von heute seien im Grunde nichts anderes mehr als eine wohlständige urbane Elite mit Hang zur Besserwisserei und Volkserziehung und würden sich vorwiegend aus Verwaltung und Campus rekrutieren (also aus staatsabhängiger Beschäftigung und einer akademischen Elite, die auf dem regulären Arbeitsmarkt nie tätig war), hat mittlerweile einige Mühe, nur als Vorurteil zu gelten. Der Versuch der grünen Spitzenkraft Baerbock, sich mit fragwürdigen akademischen Meriten bei potenziellen Wählern als „eine von uns“ darzustellen, spricht Bände. Die Grünen sind eben in Gänze nicht „Schweine, Hühner, Kühe melken“, sondern definieren sich heute eher „vom Völkerrecht her“, weshalb fast allen grünen Politikfelder im Zusammenwirken nichts anderes als ein Frontalangriff auf den sogenannten „ländlichen Raum“ sind.

Der Programmentwurf der Grünen ist noch im Entwurfsstadium, und dies darf noch als Ausrede dafür gelten, dass medial nur wenig Reibung daran stattfindet. Dass der Parteitag vom 11. bis 13. Juni aber die großen Linien ändern wird, darf als ausgeschlossen gelten.

Annalena Baerbock stolpert unterdessen durch die deutschen Medien und hinterlässt dort nicht nur Spott und peinliche Zitate, sondern zeigt auch immer wieder die Peitsche, mit der die Grünen nach gewonnener Wahl zur Züchtigung des CO2 emittierenden Landes schreiten wollen – natürlich nur zu unser aller Wohl und auf unseren ausdrücklichen Wunsch! Schließlich heißt es schon im ersten Satz des mit „Eine Einladung“ überschriebenen Programmentwurfs:

„… durch Wahlen entscheidet eine Gesellschaft, wer sie sein will.“

Da würde ich doch vor der Wahl gern noch das „Safeword“ erfahren. Aber konzentrieren wir uns auf die Pläne, die die Grünen für den „ländlichen Raum“ haben, die in meinen Augen in der Konsequenz die geballte Verachtung für alles zeigen, was an Lebensentwürfen und Realitäten jenseits der Städte existiert. Dabei klafft eine große Lücke zwischen Gesagtem und Gemeintem, denn nähme man das schriftlich Dargelegte für bare Münze, müssten vom ökobewegten Langzeitstudenten auf Gender-Lehramt bis zum dieselfahrenden und Fleisch aus Massentierhaltung essenden Arbeiter im Braunkohletagebau alle zu den Gewinnern grüner Politik zählen – was definitiv nicht der Fall ist. Wer Parteiprogramme lesen kann, der kennt natürlich die Neigung, allen alles zu versprechen – dem einen glänzenden Geschäfte und Subventionen und dem anderen eben „learn to code“.

Vielleicht funktioniert diese grüne Versprechensorgie in der Stadt, ich weiß es nicht. Auf dem Land reicht der Blick aber vielleicht etwas weiter, und wenn beispielsweise dem Schweinezüchter die Erweiterung seiner Ställe und der idyllischen Ortsrandlage bessere Luft versprochen würde, widerspräche sich das eben sehr offensichtlich, und man verscherzt es sich am Ende mit beiden Wählergruppen.

Angriff an drei Fronten

Mindestens drei Themenfelder sind es, die eng miteinander verzahnt sind und im grünen Krieg gegen die Realität des „ländlichen Raums“ eine wichtige Rolle spielen: Landwirtschaft, Wohnen und Mobilität. Den durchschnittlichen Landwirt nehmen die Grünen ohnehin fast nur noch als Feinstaubschleuder, Nitratquelle, Giftmischer und Zerstörer der Biodiversität wahr. Beklagt werden seine Monokulturen, versprochen werden ihm im Programmentwurf „vielfältige Fruchtfolgen und die Nutzung robuster Arten“, ganz so, als hätten die Grünen gerade die Dreifelderwirtschaft erfunden.

Man tut so, als wäre all dies nicht schon seit Jahrhunderten Praxis und die Landwirtschaft irgendwann bei der Erfindung des Pflugs in ihrer Krume steckengeblieben. Ein erheblicher Teil der Monokultur auf unseren Feldern besteht übrigens aus der Energiepflanze Mais, welche ausgerechnet jene Biogasanlagen benötigen, mit denen unsere künftige Kanzlerin Baerbock die Grundlast im Netz abdecken möchte, wie sie erst neulich bei Maischberger erklärte. Beim Pokern würde ich jetzt meinen Einsatz verdoppeln und sagen „ich will sehen“.

Eine weitere ihrer Monokulturen möchten die Grünen sogar noch ausweiten, „Photovoltaik in die Fläche bringen“ heißt es da. Also nicht nur auf jedes Dach (und die meinen wirklich jedes Dach, lesen Sie das Programm), sondern auch „… neben Autobahnen und Schienen auf versiegelten Flächen, etwa über Parkplätzen und Brachen und auf Konversions oder Bergbauflächen […] nicht auf wertvollem Ackerland.“

Vergessen wir mal die Parkplätze, sonst muss ich sofort lachen. Aber neben Autobahnen und Schienen, auf Brachen und ehemaligen Bergbauflächen befinden sich meist naturbelassene oder sogar renaturierte Flächen. Wenn man denen mit einem Solardach das Regenwasser abgräbt, ist das vielleicht keine so gute Idee für Artenvielfalt und besonders die Insekten, deren Rettung uns die Grünen doch stets ans Herz legen. Bislang gehörte Ackerland auch nicht gerade zu den „wertvollen Flächen“ für Grüne, sondern eben diese Brachen, auf denen die Natur nach Gusto walten kann. Mit einem Dach darüber, das Licht und Wasser abhält, wird das nichts werden. Wie „wertvoll“ Ackerland für die Grünen tatsächlich ist, zeigt sich an den Plänen zum Ausbau der Windenergie.

Fledermäuse, Vögel und Insekten an Windräder „gewöhnen“

„Beim Windausbau gilt es den Konflikt mit Natur- und Artenschutz zu minimieren, Anwohner*innen zu schützen und die Verfahren zur Genehmigung zu beschleunigen. […] exzessive Mindestabstände zu Siedlungen, müssen der Vergangenheit angehören.“ 

Man kann den Konflikt mit Natur- und Artenschutz aber nur minimieren, wenn man die Anzahl der Windkraftanlagen verringert, statt sie zu erhöhen. Fledermäuse, Vögel und Insekten werden sich schlicht nicht an die Anlagen „gewöhnen“, sondern von den Anlagen in Stücke gerissen. Mehr Anlagen, mehr Stücke, weniger Artenschutz. Solange, bis nichts mehr in Stücke gerissen werden kann. Von der Bodenversiegelung der tausende Tonnen wiegenden Fundamente reden wir hier erst gar nicht.

Auch der Schutz der Anwohner und die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren sind unvereinbare Gegensätze, weil die Anlagen eben gerade nicht im Interesse der Anwohner errichtet werden. Die Benutzung des Adjektivs „exzessiv“ ist in Zeiten von „Abstand halten“ geradezu eine Unverschämtheit. Zumal die Anlagen nicht den Städten, sondern stets den Dörfern immer dichter auf die Pelle rücken. So verwandelt man immer mehr Ackerfläche in Industriegebiete, in denen der Strom produziert werden soll (sei es nun mit Mais, Photovoltaik oder durch Wind), der in den Städten gebraucht wird.

Grüne Grausamkeiten

Was Wohnen und Mobilität angeht, muss man die geplanten grünen Grausamkeiten im Zusammenspiel betrachten. Es ist ja kein Geheimnis, dass das Eigenheim nicht gerade ein grünes Lieblingsprojekt ist. Der Flächenverbrauch sei zu hoch, sagen ausgerechnet jene, die zur Errichtung von Windparks große Waldflächen verbrauchen. Dass das Einfamilienhaus sich dennoch immer noch großer Beliebtheit erfreut, liegt sicher nicht an den nicht ganz bolzenfesten Eigentumsrechten, den Baukosten und den Bauvorschriften hierzulande. Es muss also etwas mit der Lebensqualität und dem Wunsch zu tun haben, sein Leben ganz generell selbstbestimmter, freier und in gewissem Abstand zu anderen Menschen (zum eigenen und zu dessen Nutzen) zu gestalten. Dass der Staat dabei so wenig mitzureden hat wie bei keiner anderen Wohnform, ist den Grünen ein Dorn im Auge. Doch man ist ja nicht dumm, man baut dem Wähler Gedankenbrücken, die nur leider nicht sehr tragfähig sind:

„Das Auto ist für viele Menschen im ländlichen Raum unverzichtbar und gerade für viele Familien im ländlichen Raum kaum wegzudenken. Dort setzen wir deshalb an erster Stelle auf die Chancen der Antriebswende. Das E‑Auto ist insbesondere im Paket mit Solaranlagen auf dem Dach, einem Stromspeicher im Keller und einer Wallbox in der Garage eine zukunftsfähige Lösung, die wir gerade im ländlichen Raum ausbauen wollen.“

Klingt gut, oder? Das Auto ist gerettet! Natürlich nicht in der Stadt, denn da ist es ja verzichtbar. Für alle meine Leser, die nicht auf dem Dorf, sondern in der Stadt leben, haben die Grünen anderes im Sinn: „Autonomes Fahren, vernetzte Mobilitätsangebote, nutzen statt besitzen.“

Aber auch auf dem Land gibt es bald nur noch das E‑Auto. Immerhin: Solar auf dem Dach, Speicher im Keller … der Realismus hält Einzug in grüne Politik. Man weiß sehr wohl, dass das Netz nicht der Speicher ist und dass die beschworene „Antriebswende“ zum E‑Auto nicht in der Masse funktioniert. Man möchte für die Energieversorgung der Elektroautos auf dem Land auf halbautonome Lösungen setzen, weil man ganz genau weiß, dass die Netze – egal in welcher Ausbaustufe – es nicht verkraften würden, wenn zwischen 18 Uhr und 6 Uhr Millionen Elektroautos ihre Batterien aufladen. Diese Insellösungen sind nicht beliebig skalierbar, die Ladeleistung schwankt mit dem Wetter, die Kosten sind hoch und da ist ja noch ein anderer Kampfbegriff (um nicht zu sagen Kemfertbegriff) der Grünen Weltretter: die Sektorkopplung. Für die Kopplung von Stromversorgung und Verkehr bedeutet dies zum Beispiel, dass der geladene Akku im Auto im Bedarfsfall auch Energie ins Netz speisen muss. Pech hat, wer dann gerade losfahren will. Auto, Smartmeter und Alexa sagen dann vielleicht: „Es gibt Wichtigeres, übe Energiesolidarität, bleib im Homeoffice!“

Förderung der Landflucht

Besser wäre es also, und das ist das eigentliche Ziel der Grünen, wenn man auf individuelle Mobilität gleich ganz verzichtet und auf den ÖPNV umsteigt. Das Parteiprogramm ist voll von diesbezüglichen Ankündigungen neuer Segnungen, gerade für den ländlichen Raum. Glaubhaft ist davon wenig, weil viel zu teuer. Zum Beispiel, wenn die Reaktivierung stillgelegter (und teilweise seit Jahrzehnten abgerissener) Bahnstrecken versprochen wird. Allein die Planung würde Jahrzehnte dauern und käme zur angepeilten Weltrettung bis 2040 sicher zu spät.

„Wir wollen den Wechsel zu Fahrrad, Bus und Bahn für alle möglich machen und auch finanziell fördern. Deshalb wollen wir mit dem Mobilpass auch attraktive Tarife und Sozialtarife fördern. Ein Haushalt, der sein Auto dauerhaft abmeldet, soll zudem für ein Jahr eine Mobilitätsprämie für die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel bekommen.“

Die ausgelobte Mobilitätsprämie ist nichts anderes als die Förderung der Landflucht jener, die sich die teure neue Elektromobilität und den Sanierungszwang für Immobilien nicht mehr leisten können. In der Stadt nähme sie die Abschaffung individueller Autos per Zwang vorweg. Denn nur in der Stadt macht es überhaupt Sinn, ganz auf das Auto zu verzichten, und wer im fünften Stock in einer subventionierten Sozialwohnung lebt, für den sind Ladeinfrastruktur, Wallbox und Stromspeicher im Keller ohnehin Kokolores.

Man anerkennt also die Notwendigkeit des Autos auf dem Land, möchte dessen Nutzung perspektivisch aber so teuer und exklusiv wie nur möglich machen, damit es die Menschen zurück in die Städte zieht, wo es ÖPNV gibt. Der grüne Alltagsheld fährt dort selbstverständlich ohnehin nur Fahrrad. Das mag auch jeder machen, der dies will. Aber er sollte es schon freiwillig wollen sollen.

Die an den Schrauben drehen

Das Wort Marktwirtschaft kommt im grünen Programmentwurf auf 137 Seiten ganze sechs Mal vor. Geht man mal mit dem Taschenrechner durch den Text, fragt man sich natürlich, wo all das Geld herkommen soll, das unsere künftige grüne Kanzlerin in ihrer Phantasie schon mit vollen Händen ausgegeben hat. Besteuern, umverteilen, fördern, dann noch mehr umverteilen und besteuern, um mehr fördern zu können. Bestes Beispiel ist die gerade in Vorschlag gebrachte Erhöhung der Benzinpreise um 16 Cent, mit der Baerbock durch die Medien tingelte.

Warum gerade 16 Cent? Vielleicht hat irgendein Kobold das alles ausgerechnet? Vielleicht klingen in ihren Ohren Literpreise von 1,80 Euro nach Happy Hour? Vielleicht ist ihr auch einfach egal, wie die Krankenschwester, der Paketbote oder die Busfahrerin zur Arbeit kommt. Doch auch für das energiearme Prekariat dafür haben die Grünen eine passende Umverteilungsantwort: das Energiegeld! 75 Euro pro Kopf und Jahr sollen es sein, die „betroffene Familien“ als Segnung aus der Grünen Umverteilungsmaschine erhalten sollen.

Ein schlechter Witz angesichts der bevorstehenden Mehrkosten. Ich bezweifle auch, dass erst eine Bahnstrecke bis hinter jede Fichte gebaut wird, bevor Frau Baerbock die Benzinpreise anheben lassen würde, um dem Umstieg auf ÖPNV Nachdruck zu verleihen. Der Preisdruck hat keine steuernde Wirkung, wenn die Alternativen zum Auto schlicht fehlen. Zudem darf man annehmen, dass für die Prüfung der „Betroffenheit“ eine umfangreiche Verwaltungsmaschine aufs Gleis gesetzt werden wird, die ihrerseits wieder Energie (und vor allem viel Geld) verbraucht.

Und so soll mit der individuellen Mobilitätsentscheidung der nächste Lebensbereich staatlicher Kontrolle überstellt werden – zumindest für jene, die von explodierenden Preisen und der Verkomplizierung ihres Lebens betroffen sind, weil sie nicht über ein gut dotiertes politisches Mandat verfügen und über die Höhe von Weihnachtsgeld und Boni selbst bestimmen können und, ohne zu überlegen, für all die geforderten Ausgleichszahlungen, Ablasszettel, Schweigegelder und Zertifikate blechen zu können. So wie Annalena Baerbock selbst, die zwar gern grillt, aber dann natürlich nur „Grillkohle mit Zertifikat“ verwendet (hier ab Minute 21:05).

Unter dem Strich würde sich grüne Politik für ländliche Gegenden als besonders verheerend und einschneidend erweisen, weil man dort weder auf die Segnungen des ÖPNV auf dem Niveau einer Stadt noch an ein autofreies Paradies oder dessen elektrische Ableitung hoffen kann. Auch weil man dort in Einfamilienhäusern wohnt, weil man es eben so will und für diese Freiheit auch längere Wege zur Arbeit in Kauf nimmt, die sich am Ende oft nicht als zeitaufwändiger erweisen als eine Bus-und-Bahn-Odyssee durch Hannover oder Berlin. Niemand braucht hier auf dem Land die Grünen, schon weil man hier bereits seit Jahrhunderten die Äcker mit wechselnden Fruchtfolgen bestellt, ohne dass dies je in einem grünen Parteiprogramm als der ganz neue heiße Scheiß verkündet werden musste.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

 




Nach dem Klima-Urteil gegen Shell kommt wohl die Chemieindustrie an die Reihe

Doch der Erfolg der Kläger wird Nachahmer auf den Plan rufen. Bald könnte die deutsche Chemieindustrie dran sein.

Ein niederländisches Gericht in den Haag hat den Ölkonzern Royal Dutch Shell auf Grund der Klage von sieben Umweltschutzverbänden und zahlreichen Bürgern verpflichtet, den CO2- Ausstoss nicht nur in der Produktion, sondern auch bei den Öl -, Kraftstoff- und Gaskunden um 45 Prozent bis 2030 zu verringern.

Der Tenor des Urteils erinnert stark an die Argumentation des deutschen Bundesverfassungsgerichts. So heißt es in Ziffer 2.3.1 des Urteils: „CO2 wird in die Atmosphäre emittiert, wo es für hunderte von Jahren oder sogar länger verbleibt“, ein Sachverhalt der hochumstritten ist, wie ich unten ausführen werde. Die Aufnahme durch Ozeane und Pflanzen stellt das Gericht zwar fest, allerdings „wird die Aufnahme ständig kleiner wegen der Waldzerstörung und der Erwärmungen der Ozeane“.

Das ist dann genauso falsch wie die Begründung des Bundesverfassungsgerichtes, ich erinnere an diese grandiose Fehlleistung des Gerichtes: „Nur kleine Teile der anthropogenen Emissionen werden von den Meeren und der terrestrischen Biosphäre aufgenommen“. Die Aufnahme von CO2 in die Ozeane steigt entsprechend den physikalischen Gesetzen mit der CO2 Konzentration in der Luft. Ebenso ist die Aufnahme der Pflanzen angestiegen, da sie dem erhöhten CO2- Angebot folgend mehr CO2 aufnehmen und stärker wachsen.

NEUER GESCHÄFTSZWEIG FÜR NGOS?

Urteil in Den Haag gegen Shell: Verstoß gegen „globale Klimaziele“

Von den 2019 ausgestoßenen anthropogenen 5 ppm werden 55 Prozent von Ozeanen und Pflanzen aufgenommen. Da 1 ppm 7,8 Gigatonnen CO2 entspricht, werden also 39 Gigatonnen emittiert und 21,45 Gigatonnen von Ozeanen und Pflanzen aufgenommen. Das ist selbst im letzten IPCC-Berichtauf Seite 471 nachzulesen. Ganz wichtig für das Verständnis ist – und ich habe ernsthafte Zweifel, ob die holländischen und deutschen Richter das verstanden haben –, dass die zusätzliche Aufnahme des CO2 durch Ozeane und Pflanzen proportional zur Konzentrationszunahme des CO2 in der Atmosphäre gegenüber 1860 verläuft und nicht proportional zur jährlichen Emission. Denn man kann davon ausgehen, dass vor 1860 das CO2 in der Luft, in den Ozeanen und in den Pflanzen sich in einem Gleichgewicht befand.

Die Aufnahme hängt also ab von dem Unterschied der aktuellen Konzentration in der Atmosphäre (aktuell 419 ppm) gegenüber der vorindustriellen Zeit (280 ppm) und nicht von der Höhe der Emission (aktuell 5 ppm). Das bedeutet aber auch, dass bei einer Emission, die dem heute erreichten Senkenfluss von 21,45 Gigatonnen entspricht, kein CO2 Anstieg mehr erfolgt. Das CO2-Budget wäre also unbegrenzt, wenn die 21,45 Gigatonnen eingehalten werden und es gäbe keinen weiteren Anstieg der CO2-Konzentration. Anders ausgedrückt: Bei einer Halbierung der Emissionen wäre die Katastrophe abgesagt und die CO2 Konzentration sinkt sogar leicht.

Wer die Berechnungen nachvollziehen will, kann das in einer Arbeit von Kees Le Clair tun. Le Clair zeigt, dass selbst bei einer jährlichen Reduktion der globalen Emission um nur 1,5 Prozent die vom IPCC als kritisch angesehenen 450 ppm niemals überschritten werden.

Die folgende Grafik des global carbon projects zeigt die Dynamik der Quellen und Senken. Würde man die obere Hälfte (Emissionen) um 50 % absenken, würde die dunkelblaue und grüne Fläche bestehen bleiben und die Konzentration in der Luft (hellblau) leicht sinken.

Die Halbwertszeit des CO2 in der Luft beträgt 37 Jahre

WISSENSCHAFTLICHE UNSICHERHEITEN

Das Verfassungsgerichtsurteil zum Klimaschutz stützt sich auf fragwürdige Quellen

Die vom IPCC eingeführten Emissionsbudgets, die die Gerichte übernommen haben, führen völlig in die Irre und sind unwissenschaftlich, weil sie die immer noch wachsenden Senken ignorieren. Dies wäre zutreffend, wenn der IPCC nachweisen könnte, dass die Senken in absehbarer Zeit versiegen. Das kann das IPCC aber nicht, denn die Ozeane haben noch ein gigantisches Speichervermögen. In den arktischen und antarktischen Breiten sinken jährlich eine Million Kubikkilometer sehr salzhaltigen Meerwassers mit mehr als 100 Milliarden Tonnen CO2 in die Tiefe, um dann wieder in niedrige Breiten zurückzuströmem und erst nach mehreren hundert Jahren (400 im Atlantik, 1000 Jahre im Pazifik wieder aufzutauchen. Da ist keine Sättigung in Sicht.

Das Gericht in Den Haag macht dann im nächsten Schritt den gleichen Fehler wie das BVG, wonach „es einen direkten Link zwischen menschengemachten CO2-Emissionen… und der globalen Erwärmung gibt.“ (Ziffer 2.3.2)

Die Abbauzeit des CO2 lässt sich relativ einfach berechnen. Teilt man die gegenüber dem Ausgangszustand (280 ppm) anthropogen erzeugte CO2-Konzentration eines Jahres durch den Abbau (durch Aufnahme in Ozeane und Pflanzen) in dem jeweiligen Jahr, so erhält man die Abbauzeit, in der der Ausgangswert auf einen Wert von 1/e (36,79 Prozent) abgeklungen ist. Sie betrug 1959 insgesamt 55 Jahre (34 ppm : 0,64 ppm) und 2019 etwa 50 Jahre (130 ppm : 2,6 ppm). Um die Abbauzeiten mit den Halbwertszeiten des IPCC vergleichbar zu machen, müssen diese mit dem Faktor ln 2 (0,6931) multipliziert werden. So erhalten wir eine Halbwertszeit von 38 Jahren in 1959 und 35 Jahren in 2019. Es zeigt sich eher eine Verringerung der Halbwertszeiten, was im Einklang steht mit der deutlich angestiegenen Photosyntheseleistung der Pflanzen. (Quelle: Unerwünschte Wahrheiten, Kap.9, S. 108). Kees Le Clairkommt in seinen Berechnungen auf 37 Jahre.

In 2.3.4 rechnet das holländische Gericht vor : „Globale Emissionen befinden sich bei 40 Gigatonnen CO2 pro Jahr… Jedes Jahr, in dem die globalen Emissionen sich auf diesem Niveau befinden, verringert das globale Budget um 40 Gigatonnen.“ Nach Rechnung des Gerichtes haben wir nur noch 12 Jahre, um das 1,5 °C Ziel nicht zu brechen. Das hatten wir schon von Greta gehört.

Wann stehen endlich die ernstzunehmenden Klimaforscher auf und beenden diese Klippschulen-Rechnerei?

Die Folgen

Das Gericht leitet dann aus dem 1,5° C Report des IPCC (wonach weltweit die Emissionen bis 2030 um 45 Prozent sinken werden – sie werden aber dank Chinas, Indiens und der sich entwickelnden Welt eher um 10 % steigen) die Verpflichtung gegenüber Shell ab, die CO2-Emissionen der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens um 45 Prozent bis 2030 (Basis 2019) zu reduzieren.

Das einzig tröstliche an dem Shell-Fall ist, dass offenbar andere Länder eine ähnlich „bekloppte“ (Sigmar Gabriel) Klimapolitik machen wie Deutschland. Das Appeasement, das Shell schon seit geraumer Zeit in Sachen CO2 an den Tag legt (wir stehen voll hinter den Pariser Abkommen, wir wollen bis 2050 um 45 Prozent CO2 reduzieren), und selbst die großzügige Finanzierung von Klima-NGOs hat Shell nicht genutzt. Insofern hält sich unser Mitleid in Grenzen.

DIE ARGUMENTATION HÄLT KEINEN TAG

Bundesverfassungsgericht hebt Grundgesetz zu Gunsten der Klimapolitik auf

Erst, wenn es den Firmen an den Kragen geht, erwachen die Manager vom wohlfühligen Mitschwimmen im Mainstream. Jetzt meldet sich sogar Herr Brudermüller zu Wort, CEO der BASF, der bislang eher dadurch aufgefallen ist, dass er auf grünen Parteitagen das grüne hohe Lied gesungen hat. Nun kommt auch er zum Ergebnis, dass der Ersatz fossiller Rohstoffe zu einer Vervielfachung des Strombedarfs führen wird: „Für unseren Standort Ludwigshafen wird er sich verdreifachen“. Zur Erinnerung: Die BASF in Lugwigshafen verbraucht schon heute eine Strommenge wie ganz Dänemark.

Als die Kernenergie stillgelegt wurde, schwiegen die Manager, als die Stromindustrie auseinandergenommen wurde, kam kein Protest, als die Automobilindustrie ihrer Grundlagen beraubt wurde, ebenso Schweigen. Nun geht es um die Chemie und die Petrochemie, den Kern jeder Industriegesellschaft. Die deutsche chemische Industrie ist die größte in Europa und liegt weltweit hinter China , USA und Japan an der vierten Stelle. 464 000 Arbeitsplätze gibt es hierzulande in 2000 Unternehmen der Chemieindustrie, mit Zulieferern eine Million hochwertige Arbeitplätze.

Schauen Sie sich um in Ihrem Umfeld, um zu entdecken, worauf man verzichten würde ohne Petrochemie, ohne Pharmaka, ohne Handy-Bildschirm, ohne Kabelummantelung, Dämmstoffe, Kosmetika, Farben, Lacke, Beschichtungen, Kunstfasern, Klebstoffe, Wasch-und Reinigungsmittel. Und stellen Sie sich vor, es müsste aus Wasserstoff aus Windmühlen produziert werden. Ist das realistisch? Nach der Strommangelwirtschaft mit Abschaltungen droht die Chemiemangelwirtschaft mit dreimal so teuren Produkten – oder auf Bezugsschein.

Denn eines ist klar: Nach dem Urteil von Den Haag werden die Deutsche Umwelthillfe, FFF und Greenpeace versuchen, auch der Deutschen Chemieindustrie per Gerichtsbeschluss den Garaus zu machen.

Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier

 

 




Neues Buch: „Klimadämmerung Vom Ausstieg zum Abstieg – ein Plädoyer für mehr Vernunft in der Energiepolitik“

Der bekannte Energietechniker und Autor Frank Hennig hat ein neues Buch über die Energiewende und ihre tiefere Begründung – den „menschgemachten Klimawandel“- veröffentlicht.

„So what“ ist vielleicht mancher geneigt zu sagen. „Es gibt doch schon sooo viele davon“. Letzteres ist sicher nicht ganz falsch, insbesondere gibt es viele Titel, welche die Energiewende, bar jeder Vernunft und realer Argumente, in den grünen Öko-Himmel loben, und, wenn das immer noch nicht reicht, jeglichen Widerspruch damit abbürsten, dass sie behaupten, um die Welt zu retten, müsse man unbedingt in Deutschland die Energiewende vorantreiben.

Doch merke: Wer die Menschheit retten will, will betrügen, sagte mal ein kluger Kopf.

Und offensichtlich sieht das der Autor genau so. Denn gnadenlos – allein auf Fakten basierend, die jeder nachprüfen kann- nimmt er die Energiewende und ihre unendlich schädlichen Folge auseinander.

„Das Gute an diesem Buch … ist, dass sich kein Politiker und kein Journalist später herausreden kann, dass er nicht habe wissen können, was auf uns zukommt.“              

schreibt Professor Fritz Vahrenholt im Vorwort

Damit hat, wie in so vielem, recht. Dass man trotzdem aus seinem Vorwort auch herauslesen kann, dass der Klimawandel, wenn auch nur „zu ca. 50 % menschgemacht“ sei, geschenkt.

Auch geschenkt, dass er damit begründet, dass wir deshalb noch viel Zeit haben ihm zu begegnen, auch durch den langsamen Aufbau einer neuen Energieinfrastruktur. Seine Empfehlung  ist trotzdem richtig und eindeutig.

Denn allein durch die unwahrscheinlich dichte Faktenmenge im Buch ist es das Beweismittel schlechthin, das helfen könnte die Politiker und „Wissenschaftler“ samt ihren Propagandisten in NGO`s und Medien, die uns diesen, für unser Land tödlichen Schlamassel eingebrockt haben, zur Verantwortung zu ziehen, Sie sind alle bekannt und das Internet vergisst nichts.

Wenn man im Klappentext liest:

Es dämmert im Land, seitdem der »Klimaschutz« zum alles überstrahlenden Oberziel erklärt wurde, zulasten von Umweltschutz, Ökonomie und sozialem Ausgleich. Dieses Buch ist ein Versuch, von verschiedenen Seiten Licht in die Dämmerung zu bringen, die das Interessengeflecht der Energiewende- gewinner verdeckt. Am Ende heißt es immer »cui bono – wem zum Vorteil«.

..dann werden viele das für Wunschdenken halten, auch wenn immer mehr sich bange fragen, wohin die Reise gehen soll. Die schlechte Nachricht ist, es sind immer noch viel zu wenige, die gute, es werden täglich mehr. Es ist schon bittere Ironie, wenn dieser Tage der Chef des Chemieverbandes jammert, sie bräuchten doch bitte schön soviel „bezahlbaren“ Strom, aber es solle doch „grüner Strom“ sein, wo der denn herkommen solle?

„Alleine seine Branche benötige für das neue Ziel mehr grünen Strom als Deutschland derzeit insgesamt verbrauche, so VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup.“ wird er in der Tagesschau zitiert.

Ja guter Mann, möchte man ihm zurufen: Eure Tage sind gezählt. Eure ständige Appeasement Politik in Sachen „Klimaschutz“ machte nicht nur Euren Verbandsmitgliedern- nämlich der chemischen Industrie- das Verweilen in diesem Lande unmöglich, sondern auch Euch braucht man dann nicht mehr. Gibt´s keine chemische Industrie mehr hierzulande, braucht die auch keinen Verband. So einfach ist das, auch wenn das nun wirklich nicht das schlimmste wäre.

Genau das habe ich schon im Herbst 2010, anlässlich der Vorstellung des „neuen Energiekonzeptes“ durch Umweltminister Röttgen assistiert von der Grünen Bärbel Höhn (Röntgen damals: „zwischen uns passt kein Blatt Papier) dem Abteilungsleiter des VCI  für Energie, Klimaschutz und Rohstoffe Herrn Dr. Rothermel ins Gesicht gesagt. Er widersprach nicht, lächelte nur und machte weiter.

Summa summarum:

Es ist ein spannendes, gut lesbares Buch nicht nur zum Mit- und Weiterdenken, sondern auch zum Verschenken, gerade auch an den einen oder anderen FFF Hüpfer oder seine große Schwester. Vorausgesetzt, sie wollen und können lesen.

Ich habe es in zwei Tagen durchgelesen. Es hat Spaß gemacht.

Sehr zu empfehlen!

Aus dem Inhalt:

Die magischen 50 Hertz / Kein Leben ohne Gleichgewicht / Vom Brownout zum Blackout / Management des Mangels / Glück ab, der Steiger geht / Gib Gas, Wladimir / Die Legende vom Strom ohne Ende / Politische Wissenschaft /

Energiewende in Blond / Virtueller Glaube / Kein grüner Frieden / Das Katastrophenklima / Future for Fridays / Der Energiewendeerfolgsjournalismus / Das Elend der Eliten / Der deutsche Sonderweg / Glaube und Hoffnung – und mehr.

Warum kann man isländischen Strom aus Wasserkraft kaufen, obwohl es keine Kabelverbindung gibt? Warum gab es früher die Begriffe Marktstammdatenregistrierungsverordnung und Reststrommenge nicht? Gibt es einen Elektro-Tankwart? Warum folgen andere Länder nicht begeistert der deutschen Energiewende?

Frank Hennig verschafft interessierten Lesern einen Überblick über die notwendigen technischen Voraussetzungen der Energiewende: Wie funktioniert ein Stromnetz? Wie ist es entstanden und welche globalen Entwicklungen gibt es? Wie lässt sich Energie speichern? Und er hinterfragt, inwiefern diese technischen Fakten im politischen Diskurs berücksichtigt werden.

Es ist im Finanzbuchverlag München erschienen 320 Seiten stark. und kostet 22 €. Man kann es auch als E-Book bekommen.

Erhältlich über den Buchhandel oder

https://live.tichyseinblick.shop/produkt/hennig-klimadaemmerung

Über den Autor

Frank Hennig, Diplom-Ingenieur für Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung, arbeitete viele Jahre in Kraftwerken eines großen Stromunternehmens. Er war langjähriger Betriebsrat und hier für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, was ihn zum Studium der PR an der Deutschen Presseakademie führte. Heute ist er freier Autor und in der technischen Fortbildung als Referent tätig. Er erhellt regelmäßig mit seinen Beiträgen für Tichys Einblick die obskuren Aspekte der “Energiewende”.  In der Edition Tichys Einblick erschien von ihm bereits sein erfolgreiches Werk „Dunkelflaute oder warum Energie sich nicht wenden lässt“, das ebenfalls im TE Shop oder im gut sortierten Buchhandel erhältlich ist.

 




Die Mehrheit der Kernkraftgegner schmilzt

Als Angela Merkel 2011 den endgültigen Atomausstieg durchsetzte, hatte sie dafür die Zustimmung von fast drei Vierteln der Bevölkerung. Nach einer aktuellen Umfrage sind es nur noch 56 Prozent. Sogar ein Teil der Grünen-Wähler befürwortet Atomkraft.

Der Rückhalt für den Ausstieg aus der Atomkraft schwindet offenbar. Mehr als die Hälfte der Befragten in einer repräsentativen Meinungsumfrage finden den Ausstiegsbeschluss zwar noch richtig – doch mit nur noch 56 Prozent ist ihre Mehrheit im Laufe der vergangenen Jahre kleiner geworden. Das berichtet die Welt vorab aus einer Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von Nuklearia e.V. und des Deutschen Arbeitgeberverbands e.V. (DAV) durchgeführt hat. Die beiden Vereine sind Kernkraft-freundlich. Doch das ändert nichts daran: die Umfrage ist repräsentativ.

»Der Trendverlauf der letzten gut zehn Jahre«, zitiert Welt die Allensbach Meinungsumfrage, »zeigt jedoch, dass der Rückhalt für den Ausstiegsbeschluss schwindet.« 2012 hielten noch 73 Prozent der Bevölkerung die Entscheidung der damaligen Regierung, aus der Kernenergie auszusteigen, für richtig. 70 Prozent waren es 2014, noch 65 im Jahre 2016 und 2019 bereits nur noch 60 Prozent. Im gleichen Zeitraum vergrößerte sich der Anteil derer, die den Ausstiegsbeschluss kritisch sehen, von 16 auf 25 Prozent.

Zustimmung kommt für den Vorschlag, Kernkraftwerke länger laufen zu lassen und dafür Kohlekraftwerke schneller abzuschalten. 42 Prozent der Befragten stimmt diesem zu, 34 Prozent lehnen eine Verlängerung der Laufzeit für Kernkraftwerke ab.

Erstaunlicherweise glaubt offenbar nur eine Minderheit, dass der Atomausstieg auch wirklich wie vorgesehen bis Ende 2022 durchgesetzt wird. 47 Prozent der Befragten halten dieses Datum für nicht realistisch. Sie haben offenkundig Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass ein Industrieland freiwillig seine wichtigsten Energiequellen abschaltet.

Allerdings lassen sich Kernkraftwerke nicht beliebig schnell ein- oder ausschalten und wieder weiterbetreiben. Es gibt lange Vorlauffristen allein für die Bestellung von Brennmaterialien. Die Abschalter tun im übrigen viel, sofort vollendete Tatsachen zu schaffen. Das Beispiel der Sprengung der Kühltürme des Kraftwerkes Phillipsburg rasch nach dessen Abschaltung bietet dafür ein beredtes Beispiel.

Doch es kommt offenbar Bewegung in die Diskussion rund um den Atomausstieg. Die wesentliche Rechtfertigung für den Ausstieg lieferte seinerzeit eine merkwürdig besetzte Ethikkommission. Genau zehn Jahre, nachdem von Fachkenntnissen befreite Wissenschaftler mit einer servilen Ergebenheitsadresse ihre Empfehlung abgeliefert haben, werden diese Wissenschaftler heute massiv kritisiert. TE berichtete:

ANDRÉ D. THESS

Kritik an der Ethikkommission zum Atomausstieg: Vereinnahmung durch die Regierung

Die beiden Vereine, die die Umfrage in Auftrag gegeben haben, stellen die vollständigen Ergebnisse in der kommenden Woche ausführlich vor. Denn neben dem Meinungsforschungsinstitut Allensbach hat zusätzlich Civey die Ansicht von 10.000 Bundesbürgern zur Kernkraft erfragt. Erstaunliches Fazit: 50,1 Prozent finden Kernkraft gut.

Der Wahlkampf der FDP solle stärker Energiepolitik zu einem zentralen Thema machen, empfiehlt der Deutsche Arbeitgeberverband. Denn drei Viertel der FDP-Wähler finden Kernkraft in Ordnung, bei den Anhängern der AfD sind es rund 80 Prozent, bei der CDU etwa zwei Drittel – und sogar mehr als ein Fünftel der Grünen-Wähler stehen der Kernkraft positiv gegenüber. »Das ist doch eine ziemlich signifikante Minderheit«, sagt der Physiker Björn Peters, zugleich Ressortleiter Energiepolitik DAV und empfiehlt der FDP: »Es sieht danach aus, als könnte die FDP mit größerer Offenheit pro-Kernkraft Wählerstimmen gewinnen.«

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Genehmigungs­verfahren als Entwicklungs­bremse

 

Vorbemerkung

Grundsätzlich muß man festhalten, daß jedwede von der Politik geforderte Vorschrift zu ihrer Einhaltung Kosten in der Form von Arbeitskraft und Ressourcen (Rechner, Teststände etc.) erfordert. Viel besser als die kerntechnische Industrie, hat dies die öko-sozialistische Bewegung verstanden. Durch die Erfindung immer neuer „potentieller Gefahren“ ist es gelungen, die Kernenergie als „unwirtschaftlich“ darzustellen. Deutschland ist dabei international der Meister, durch „Industriepolitik“ die eigenen politischen Phantasmen (Klimakatastrophe, Gefahren der Gentechnik ect.) durchzuziehen. Die handelnden Politiker waschen dabei ihre Hände in Unschuld. Sie setzen ja nur die vorgeblichen „Ängste der Bevölkerung“ um. In Wahrheit mißbrauchen sie Technik und Naturwissenschaft für den „Umbau der Gesellschaft“ in ihrem Sinne und zu ihrem Vorteil (Sonnenbarone, Windmühlen-Verpächter etc.). Die hier gemachten Aussagen gehen daher weit über die Kerntechnik hinaus. Es sind grundsätzliche Überlegungen von großer Tragweite für jede Gesellschaft. Letztendlich geht es immer um die Abwägung von Vorteil (für wen?) und Risiko (nicht nur als Schaden, sondern auch als entgangene Chance).

Notwendige Überwachung

Alle technischen Systeme müssen regelmäßig überwacht werden, damit Unfälle auf ein Minimum begrenzt bleiben. Die Frage ist nur durch wen (Staat oder private Institutionen) und in welchem Umfang (z. B. Hauptuntersuchung beim Kfz oder ständig bei einem Kernkraftwerk). Allgemeiner Maßstab ist hier der mögliche Schaden. Schon hier wird es höchst politisch: Wenn ein Flugzeug abstürzt sind üblicherweise alle Insassen tot. Bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk (Fukushima) ist der Sachschaden sehr hoch, aber es sind kaum bis keine Menschenleben zu beklagen. Bei Unfällen in Chemieanlagen (Bophal, BASF in Ludwigshafen) hat es schon tausende Tote und hunderttausende Verletzte gegeben. Der Aufwand für die Überwachung steht allerdings eindeutig nicht im Verhältnis zu den Opferzahlen – Risiko ist für Laien eine empfundene Größe und ist damit politisch beliebig missbrauchbar.

Darüberhinaus muß noch zwischen laufender Überwachung und Zulassung unterschieden werden. Bei der Zulassung eines neuen Produkts (Reaktor, Flugzeug, Medikament, Mobilfunk etc.) bewegt sich die mögliche Bandbreite zwischen „keine Zulassung erforderlich“ bis zur Klärung aller möglichen Auswirkungen in der Zukunft. Beide Grenzwerte sind nicht praktikabel. Beispielsweise ein neues Medikament ohne jede Zulassung auf den Markt zu bringen, wäre grob fahrlässig. Alle Auswirkungen in der Zukunft voraussagen zu wollen, ist prinzipiell unmöglich. Mit diesem Anspruch wäre kein neues Produkt mehr möglich, da man immer neue Bedenken konstruieren könnte. Wie so etwas funktioniert, ist hinlänglich von der „Endlagersuche“ bekannt. Die praktikable Bandbreite liegt also irgendwo dazwischen.

Organisation

Wenn man Genehmigungen als nötig erachtet, stellt sich die Frage der Zuständigkeit. Staatsgläubige werden sofort an eine Behörde denken. Auf China und Russland soll in diesem Sinne gar nicht eingegangen werden. Japan reichte als negatives Beispiel. Ministerien sind immer für den Vollzug des politischen Willens zuständig. Wenn man die Kernenergie politisch fördern wollte, war es logisch, die Genehmigungen sehr nahe an dem Wirtschaftsministerium anzusiedeln. Der Erfolg war in Japan durchschlagend – aber am Ende stand leider auch Fukushima. Wenn man Sicherheit in den Vordergrund stellt, sollte eine Genehmigungsstelle möglichst unabhängig sein, auch vom Staat. Sonst werden sehr schnell z. B. Umweltbelange dem politischen Willen untergeordnet. Aktuell kann man das sehr eindringlich bei Windkraftanlagen in Deutschland beobachten.

Für die Unabhängigkeit ist eine ausreichende finanzielle Ausstattung die Grundlage. Dabei müssen erst die Aufgaben eindeutig definiert werden und anschließend die dafür erforderlichen Mittel bereitgestellt werden. Es muß eine klare Trennung von Anforderung und Ausführung bei strikter Verantwortlichkeit geben. In einer Demokratie ist das Parlament für die Definition der Anforderungen z. B. in der Form von Grenzwerten zuständig. Wie und wodurch diese eingehalten werden, ist allein die Aufgabe der Genehmigungs- und Überwachungsstelle. Die Finanzierung muß nach dem Verursacherprinzip durch die Nutzer erfolgen. Werden die „Gebühren“ staatlich festgelegt und sogar eingetrieben, ergibt sich daraus eine indirekte Einflussnahme wie beim „Staatsfernsehen“ in Deutschland. Man ist voll und ganz von der Festlegung dieser Gebühren abhängig und erliegt damit nur noch den politischen Wünschen. Die Nähe zur Politik wird überlebenswichtig. Faktisch kommt dieses Modell einer Finanzierung aus Steuergeldern gleich.

Insofern war das Modell der Nuclear Regulatory Commission (NRC, ab 1975 zuständig) richtungsweisend. Die NRC erstellt jährlich einen Haushalt. Anfangs wurde der vollständig aus Steuergeldern finanziert. Noch 1978 wurden lediglich 20% durch Gebühren abgedeckt. In dieser Zeit wurden dutzende Lizenzen für Reaktoren bearbeitet. Insofern sollte man bezüglich Russland und China keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Hier wie dort, stand die Förderung der Kernenergie im Vordergrund. Nach zahlreichen Diskussionen und Gerichtsverfahren erreichte 1990 die NRC eine 100%ige Finanzierung aus Gebühren. Bis zum Jahr 2007 wurde die Gebührenfinanzierung wieder auf 90% zurückgefahren, da man anerkannte, daß gewisse Aufgaben der NRC nicht unmittelbar der Überwachung dienten. Ein solches System ist jedoch nur so lange stabil, wie der Markt stetig ist. Seit ca. 2015 ist das Budget der NRC um rund 30% zurückgegangen und die NRC hat rund 25% ihres Personals (2020 nur noch 3000 Beschäftigte gegenüber 3900 in 2015) verloren, da Kernkraftwerke geschlossen wurden und kaum noch neue Genehmigungsanträge gestellt wurden. Der Stundensatz schoß in schwindelerregende Höhen von etwa 300 US$. Eine erhebliche Belastung für laufende Kernkraftwerke und Neuzulassungen. Eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale hat eingesetzt. Dieses Modell funktioniert nur für konventionelle Reaktoren (Flotte aus Leichtwasserreaktoren in den USA) und finanzstarke Energieversorger, die Millionen vorfinanzieren können.

Gebühren als Innovationsbremse

Genehmigungsgebühren haben die gleiche Wirkung wie Pigou-Steuern. Es werden (vermeintliche) externe Kosten internalisiert. Typische Beispiele sind hierfür die Alkohol oder Tabaksteuern. Ihr Aufkommen ist zwar für den Staatshaushalt gering, sie entfalten aber eine mächtige Lenkungswirkung durch die relative Verteuerung gegenüber anderen „Vergnügungen“. So hat man durch überzogene Sicherheitsanforderungen bei der Kernenergie systematisch andere Energieformen bevorzugt und gefördert (z. B. fiktives Krebsrisiko durch Unglücke gegenüber tatsächlichem durch Abgase). Dies betrifft schon heutige Reaktoren: Bevor man ein Kernkraftwerk mit jahrelangem Genehmigungsverfahren kauft, kauft man lieber ein Gaskraftwerk von der Stange. Bevor man jedoch gar einen Flüssigsalzreaktor oder einen natriumgekühlten Reaktor mit unkalkulierbaren Genehmigungskosten kauft, nimmt man doch lieber einen zugelassenen Leichtwasserreaktor. Um welche Dimensionen es dabei geht, zeigt das Verfahren für den Small Modular Reactor (SMR) von NuScale. Das Verfahren im engeren Sinne dauerte 3,5 Jahre, mit den erforderlichen Vorstudien rund 10 Jahre. Es sind dadurch über 500 Millionen Dollar Kosten und Gebühren angefallen. Wohlgemerkt, der NuScale-SMR ist „nur“ ein integrierter Druckwasserreaktor mit rund 70 MWel Leistung. Gerade in diesem Marktsegment kann sich keine Gemeinde eine solche Investition leisten. Ohne staatliche Anlauffinanzierung – die im wesentlichen die staatlich verursachten Kosten abdeckt – wird es keinen Erstbesteller geben. In der guten, alten Zeit war das noch „geringfügig“ anders, weil die Energieversorger solche Kosten auf die Vielzahl ihrer Kunden umlegen konnten. Je kleiner der Reaktor, je durchschlagender das Genehmigungsproblem. Daran sind bisher alle Projekte in Alaska gescheitert. Will man ernsthaft den Einsatz von Kleinreaktoren, muß man die Finanzierung der Genehmigungsverfahren ändern.

Bei „innovativen“ Reaktorkonzepten ergibt sich für die NRC noch ein grundsätzliches Problem. Es müssen vorab ganz neue Fachabteilungen (z. B. für Flüssigsalze) aufgebaut werden. Die Grenze zur Forschung ist dabei gleitend. Sollen all diese Aktivitäten voll über Gebühren gedeckt werden, würde das zur Explosion der Stundensätze führen. Dabei ist das geltende Recht besonders hinderlich, da 90% der Ausgaben über Gebühren gedeckt werden müssen, müßten für jeden Dollar Zuschuss, neun weitere Dollar über zusätzliche Gebühren eingetrieben werden. Besonders irreführend ist, daß die Subventionen aus dem Advanced Reactor Demonstration Program (ARDP), die als Subventionen für neue Reaktorkonzepte gedacht sind, fast vollständig als Gebühren an die NRC fließen. So können wenigstens die „Atomkraftgegner“ ihre Legende von der subventionierten Kernenergie aufrecht erhalten. Erschwerend kommt hinzu, daß der latente Personalmangel bei der NRC zu erheblichen Verzögerungen führt. Für junge Unternehmen kann das sehr schnell tödlich wirken, da Investoren wenig Verständnis für nicht eingehaltene Terminpläne haben.

Besonders deutlich zeigt sich die „Abneigung gegen Atomkraft“ im Vergleich zu den fossilen Energien. Sie unterliegen maßgeblich der Überwachung durch die Environmental Protection Agency (EPA), die nur relativ geringe Gebühren erhebt, da sie überwiegend aus Steuermitteln finanziert wird.

Blick über den Zaun

Da die Kerntechnik ein besonders ideologisiertes Gebiet ist, lohnt der Blick auf zwei andere, ebenfalls mit besonderen Risiken und Emotionen versehene Fachgebiete: Die Luftfahrt und Medikamente. Bedenkenswert erscheint die Tatsache, daß in beiden Sektoren jährlich unzählige Tote und Verletzte ziemlich klaglos hingenommen werden. Wahrscheinlich liegt das an den auch von Laien unmittelbar erfahrbaren Vorteilen (Urlaubsflug, Krankheiten), während der „Strom aus der Steckdose“ kommt. Irgendwelchen abstrakten Strahlenrisiken steht für den Laien kein greifbarer Nutzen gegenüber.

Die Federal Aviation Administration (FAA) ist für die Sicherheit der zivilen Luftfahrt in den USA verantwortlich. Sie ist ebenfalls durch Gebühren finanziert. Allerdings werden 85–95% ihrer Ausgaben durch einen Treuhandfond abgedeckt. Dieser wird überwiegend durch Abgaben auf Flugtickets und Treibstoff gespeist. Die Gebühren sind also an der Nutzung orientiert. Durch das Fondsmodell ergibt sich die Möglichkeit notwendige Ausgaben flexibel abzudecken. Dies hat sich bei der außerordentlich schnellen Einführung von Drohnen bewährt (Aufbau neuer Fachabteilungen, Neueinstellung von Fachleuten etc.). Für die Typenzulassung werden keine Gebühren erhoben. Dieses Modell fördert Innovationen und behindert sie nicht durch hohe Ausgaben in der Entwicklungsphase sondern erhebt erst Gebühren bei erfolgreicher Anwendung.

Die Food and Drug Administration (FDA) ist seit 1927 für die Lebensmittel und Arzneimittelüberwachung zuständig. Bis 1992 wurde sie vollständig aus Steuermitteln finanziert. Ab 1992 wurden zusätzlich Gebühren eingeführt. Heute beträgt der Anteil der Gebühren über 40%. Allerdings sind die Ausgaben durch zusätzliche Aufgaben stetig angestiegen. Anders als bei der NRC wurden die Einnahmen nicht geringer (Abschaltung von Kernkraftwerken), sondern stetig angepaßt. So wurde durch den Ausbau die Zeit für Zulassungen verkürzt und ausdrücklich die Neuzulassungen gefördert.

Zusammenfassung

Zulassungs- und Überwachungsinstitutionen sollten möglichst unabhängig sein – ausdrücklich auch von der Politik. Deshalb ist eine Finanzierung durch Gebühren sinnvoll. Es sollte das Nutzerprinzip gelten. Nicht der „Erfinder“ von sicheren Reaktoren sollte bezahlen, sondern der Stromverbraucher. Die höhere Sicherheit kommt der gesamten Bevölkerung zu gute. Deshalb muß eine ausgewogene Belastung der unterschiedlichen Energieträger (Windmühlen und Sonnenkollektoren) durch Gebühren gemäß ihrer Umweltbelastung und ihrer Versorgungssicherheit erfolgen. Kraftwerke sind Teil der Infrastruktur und dienen der „Daseinsfürsorge“ genauso wie Brücken und Straßen. Innovationen bei Reaktoren sind sehr eng mit Forschung verknüpft. Will die Gesellschaft „sicherere“ Reaktoren, muß sie für die Kosten aufkommen. Sei es durch Subventionen in der Genehmigungsphase oder für die Prototypen. Grundsätzlich ist die Frage einer Überregulierung zu klären. Warum kann man bei Autos, Flugzeugen, Schiffen etc. Prototypen bauen und braucht erst eine Zulassung, wenn man damit in den Verkauf geht? Das Risiko kann man heute sehr genau im Voraus abschätzen. Einfacher und genauer jedenfalls, als bei jedem Impfstoff oder Medikament. Allerdings müßte man dafür die Ideologie der „Anti-Atomkraft-Bewegung“ aufgeben.

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Alles kommt irgendwann raus: Die Gespenster des Ethikrats

Zehn Jahre zu spät hat André D. Thess, Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart und DFG-Fachkollegiat von 2008 bis 2016 einen offenen Brief an seinen Professorenkollegen Matthias Kleiner, den amtierenden Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft und weitere hochkarätige Professoren wegen ihrer Rolle in der sogenannten Ethikkommission zum deutschen Atomausstieg geschrieben.„Schwere Vorwürfe gegen Ethikkommission wegen Zustimmung zum Atomausstieg“, titel Die WELT.

Zur Begründung ihres Panikentschlusses, nach dem Fukushima-Reaktorunfall als Folge eines Tsunami aus der Kernenergie auszusteigen, bediente sich die Kanzlerin eines Hütchenspielertricks. Sie ließ ihre Entscheidung von einem Ethikrat begründen, in den sie alles mögliche Volk berufen hatte, nur keine Fachleute.

Die 17-köpfige Kommission wurde geleitet von:

Als weitere Mitglieder berief Merkel

Folgerichtig seiner Zusammensetzung erteilte der Ethikrat dem alternativlosen Entschluss der Kanzlerin den höchstethischen Segen, und das Zerstörungswerk begann. Es wird am Ende des nächsten Jahres abgeschlossen sein. Viele Milliarden Euro werden vernichtet sein, das Rückgrat der Deutschen Energieversorgung ist gebrochen. Deutschland hat sich für viele Jahre aus der Kernenergie verabschiedet. Auf die Deutschen wartet der Stromsozialismus.

Was von dieser Kommission zu halten ist, hieß es auf Achgut.com schon 2011 – also unmittelbar nach deren Verdikt: „Die Kapitulation der Wissenschaftler in der Ethikkommission“:

„Es sollte für das, was ohnehin beschlossene Sache war, noch die „ethischen“ Argumente liefern. So verkündete [Klaus] Töpfer schon vor Beginn der Beratungen am 27. März in einem Interview mit „Bild am Sonntag“: „Die Kernenergie bringt Risiken mit sich, die über das menschliche Maß hinausgreifen und die eine Herausforderung sogar für die Schöpfung darstellen“

Der Inhalt des aktuellem offenen Briefes André D. Thess bestätigt die damalige Achgut.com-Einschätzung voll und ganz und ist ist es Wert, hier vollständig wiedergegeben zu werden:

„Sehr geehrter Herr Kollege Kleiner,

„wir haben unsere Arbeit in diesen zwei Monaten in aller Unabhängigkeit getan […] das möchte ich zu Beginn deutlich hervorheben und an dieser Stelle auch meinen Dank insbesondere für diese Unabhängigkeit, die wir genossen haben, an die Bundesregierung, die Bundeskanzlerin sagen.“ Diese Worte [1] sprachen Sie am 30. Mai 2011 auf der Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung des Abschlussberichts „Deutschlands Energiewende – Ein Gemeinschaftswerk für die Zukunft.

In Ihrer damaligen Funktion als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) repräsentierten Sie als einer von acht Professoren die Stimme der Wissenschaft in dem siebzehnköpfigen Gremium. Auf der Grundlage Ihres Berichts beschloss der Deutsche Bundestag am 30. Juni 2011 den Atomausstieg. Am zehnten Jahrestag der Veröffentlichung Ihres Berichts wende ich mich als Fachkollege an Sie.

Im weiteren Sinne richtet sich dieser offene Brief an das gesamte Professorenkollegium der Ethikkommission: Neben dem Umformtechniker Matthias Kleiner von der TU Dortmund  an den Soziologen Ulrich Beck von der LMU München, an den Mikrobiologen Jörg Hacker von der Universität Würzburg, an den Forst- und Bodenwissenschaftler Reinhard Hüttl von der BTU Cottbus, an die Philosophin Weyma Lübbe von der Universität Regensburg, an die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin Lucia Reisch von der Copenhagen Business School, an den Soziologen und Risikoforscher Ortwin Renn von der Universität Stuttgart sowie an die Politikwissenschaftlerin Miranda Schreurs von der TU München.

In diesem Brief geht es nicht darum, ob der Atomausstieg „richtig“ oder „falsch“ war. Ich stelle vielmehr die Frage: Haben die acht Professoren – wie in Ihrer Presseerklärung gesagt – unabhängig votiert und sind damit dem Vertrauen gerecht geworden, welches die Gesellschaft beamteten Hochschullehrern auf Lebenszeit schenkt?

Obwohl Ihr Bericht schon zehn Jahre alt ist, halte ich diese Frage gerade jetzt für zeitgemäß. Viele Deutsche äußern angesichts der gegenwärtigen Pandemie- und Klimapolitik Zweifel an der Unabhängigkeit der Wissenschaft.

An einem solchen Zeitpunkt gilt es deshalb, aufmerksam in die Vergangenheit zu blicken und aus ihr zu lernen. Aus diesem Anlass habe ich die 115 Seiten Ihres Berichts mit zehnjährigem Abstand studiert. Dabei habe ich speziell die Frage beleuchtet, wie Sie bei Ihrer Arbeit in der Kommission den Leitlinien guter wissenschaftlicher Praxis Ihrer eigenen Organisation sowie den von den Kommissionsmitgliedern Hüttl und Renn mitgestalteten Leitlinien Politikberatung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gefolgt sind. Diese Grundsätze betrachte ich bei meiner politischen Beratungstätigkeit stets als Geschäftsgrundlage.  

Die Ergebnisse meiner Überlegungen möchte ich zu sechs Thesen verdichten.

  1. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium verfügte nicht über hinreichende Fachkompetenz, um die Risiken eines Verbleibs in der Kernenergie gegenüber denen eines Ausstiegs umfassend und sachgerecht abzuwägen. Im Kollegium befand sich kein Kraftwerkstechniker, kein Elektro­techniker und keine renommierte Ökonomin. Bei der DFG wäre es undenkbar, etwa einen Sonder­forschungsbereich zu Pandemien von einer Gutachtergruppe ohne Virologen zu begutachten. Wie soll ein Gremium ohne spezifisches Fachwissen über Gefahrenanalysen von Kernkraftwerken, über die Stabilität von Stromnetzen sowie über materielle und immaterielle Kosten von Wind- und Kernenergie Risikoabwägungen zur Energieversorgung einer Industrienation vornehmen? Unabhängigkeit der Wissenschaft hätte nach meiner Meinung eine Ablehnung der Mitarbeit in einem Gremium mit ungenügender Interdisziplinarität erfordert.
  2. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat eine Aufgabenstellung mit politisch vorgegebenem Untersuchungsergebnis anscheinend widerspruchslos entgegengenommen. Dem Kapitel 2 „Anlass und Mandat“ fehlt eine professionell formulierte Aufgabenstellung. Es enthält lediglich den dürftigen Satz: „Die Bundesregierung hat die Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung berufen, um die verantwortungsethischen Entscheidungsgrundlagen und ihre Schlussfolgerungen ganzheitlich zu betrachten.“ Unmissverständlich wird die Aufgabe hingegen im „Pressestatement [2] von Bundeskanzlerin Merkel, Bundeswirtschaftsminister Brüderle und Bundesumweltminister Röttgen zur Nutzung der Kernenergie in Deutschland“ vom 22. März 2011 formuliert: „Wie kann ich den Ausstieg mit Augenmaß so vollziehen, dass der Übergang in das Zeitalter der erneuerbaren Energien ein praktikabler ist, ein vernünftiger ist, und wie kann ich vermeiden, dass zum Beispiel durch den Import von Kernenergie nach Deutschland Risiken eingegangen werden, die vielleicht höher zu bewerten sind als die Risiken bei der Produktion von Kernenergie-Strom im Lande?“ Diese Aufgabenstellung macht klar, dass Ihre Kommission nicht das „Ob“, sondern lediglich das „Wie“ eines Kernenergie­ausstiegs zu beantworten hatte. Die im Raum stehende Risikoabwägung war damit anscheinend gegenstandslos. Wäre in meiner achtjährigen Amtszeit als gewählter Fachkollegiat bei einem Fördergesuch an die DFG eine Forschungshypothese in solch alternativ­loser Form vorgetragen worden, so hätte ich eine Ablehnung des Projektantrages empfohlen. Die Unabhängigkeit der Professoren der Ethikkommission hätte meines Erachtens durch Widerspruch zu dieser Aufgabenstellung glaubhaft gemacht werden können.
  3. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die politische Vorgabe durch ein Sondervotum zu einer ergebnisoffenen Aufgabe auszuweiten und die Risiken von Kernenergieausstieg versus Kernenergieverbleib aus ganzheitlicher Perspektive fachgerecht abzuwägen. Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis gelten nicht nur für den Forschungs­­betrieb. Sie werden von vielen Kollegen auch als Leitlinien für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft angesehen. Hierzu gehört die Maxime, lege artis – nach den Regeln der Kunst – zu arbeiten. Deren Berücksichtigung hätte erfordert, für jede der beiden Alternativen die Risiken systematisch zusammenzutragen und in einer Gesamtschau zu bewerten. In Ihrem Dokument fehlt hingegen die Abwägung zwischen dem Risiko eines schnelleren Klimawandels ohne Kernenergie und dem Risiko eines langsameren Klimawandels mit Kernenergie. Aber gerade diese Abwägung wäre für eine solche Analyse konstitutiv gewesen! Gute wissenschaftliche Praxis umfasst übrigens auch eine neutrale Darstellung gegensätzlicher Positionen in Wissenschaft und Gesellschaft. Mit den Worten „Hier stehen sich eine kategorisch ablehnende und eine relativierend abwägende Position gegenüber“ stellen Sie den Diskussionsstand einseitig zugunsten der Kernenergiegegner dar. Eine neutrale Formulierung hätte gelautet: „Hier stehen sich eine ablehnende und eine befürwortende Position gegenüber.“ Unabhängige Wissenschaft hätte einen politischen Beratungsauftrag vervollständigt und das gesellschaftliche Meinungsbild unparteiisch dargestellt. 
  4. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat den internationalen Stand der Wissenschaft unberücksichtigt gelassen und dadurch einem nationalen Alleingang Deutschlands Vorschub geleistet. Wissenschaft ist international. Zu den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis gehört die umfassende Würdigung sämtlicher weltweit vorliegenden Forschungsergebnisse, auch wenn diese zu eigenen wissenschaftlichen Ansichten im Widerspruch stehen. Dem Dokument fehlt vor diesem Hintergrund eine Einordnung in die internationale Forschung zur Ethik der Kernenergienutzung. Der Bericht erweckt konkret den Eindruck, es gäbe außerhalb Deutschlands keine ethischen Abwägungen zur Atomenergie. Sie sind der Öffentlichkeit eine Begründung schuldig geblieben, in welcher Hinsicht sich die ethischen Maßstäbe einer deutschen Professoren­gruppe etwa von denen einer französischen unterscheiden. Unabhängige Wissenschaft hätte gegenüber der Öffentlichkeit eine sachliche Begründung für eine deutsche Sonderperspektive gegeben und das Abweichen vom Grundsatz europäischer Einheit erklärt.
  5. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat anscheinend versäumt, bei der Formulierung des Abschlussberichts eine klare Trennung von Fakten und Meinungen durchzusetzen. Die Leser des Berichts haben das Recht zu erkennen, welche Aussagen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und wann es sich um persönliche Werturteile handelt. Die Vermengung von Fakten und Meinungen wird an folgendem Kernsatz des Berichts besonders deutlich: „Für die Kernenergie mit ihrem besonders hohen Katastrophenpotenzial ist es ethisch nicht hinnehmbar, die außerhalb dieser (gesetzten) Grenzen befindlichen und durch Fukushima belegten Ereignisabläufe der Havarie und Havarie-Folgen als ‚Restrisiko‘ abzutun.“ Würde es sich bei dieser Aussage um eine wissenschaftliche Erkenntnis handeln, so müsste daraus folgen, dass der Rest der Welt unethisch denkt und handelt. Glaubhafte Unabhängigkeit der Wissenschaft hätte erfordert, auf eine klare Kennzeichnung von Meinungen zu dringen.
  6. Das von Ihnen repräsentierte Kollegium hat einem Dokument zugestimmt, dessen Präsentationsform den Grundsätzen wissenschaftlichen Politikberatung nicht gerecht wird. Die Leitlinien Politikberatung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 2008 besagen: „Werden Handlungsempfehlungen gegeben, so sind sie vom wissenschaftlichen Untersuchungsergebnis möglichst klar abzugrenzen.“ Dies ist im Bericht nicht geschehen. Anstatt strukturell zwischen Fragestellung, Voraussetzungen, Methoden, Ergebnissen, Schlussfolgerungen und Empfehlungen zu differenzieren, nimmt das Kapitel 3 „Gemeinschaftswerk Energiezukunft Deutschlands“ wesentliche Aussagen wie „Die Energiewende muss […] gestaltet werden“ vorweg. Dies passiert, bevor in Kapitel 4 „Ethische Positionen“ die Analyse erfolgt. Die Gliederung wird weder wissenschaftlichen Standards gerecht, noch besitzt sie einen für Außenstehende nachvollziehbaren roten Faden. Unabhängige Wissenschaft hätte auf eine klare und stringente Darstellungsform gedrungen.

Zusammenfassend komme ich zu dem Schluss, dass die drei Professorinnen und fünf Professoren der Ethikkommission dem Leitbild unabhängiger Wissenschaft nicht gerecht geworden sind. Sie haben sich allem Anschein nach vereinnahmen lassen und das politisch erwartete Ergebnis geliefert. Um das in der heutigen Zeit beschädigte Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft wiederzuerlangen, sollten sich alle Professoren auf die intellektuelle Freiheit besinnen, die der Staat ihnen durch den Beamtenstatus ermöglicht.

Mit freundlichen Grüßen,

André D. Thess

Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart

DFG-Fachkollegiat von 2008 bis 2016

 

Jetzt will es keiner gewesen sein. Professor Kleiner wies den Vorwurf, gegen die gute wissenschaftliche Praxis verstoßen zu haben, zurück: Es sei „in der Ethikkommission um eine gesellschaftspolitische Bewertung des Atomausstiegs gegangen, nicht um ein fachliches Gutachten“. Die Professoren hätten sich also lediglich als Mitglieder der Zivilgesellschaft geäußert, nicht als Fachwissenschaftler.

Was wir von handverlesenen Ethikräten zu halten haben, bestätigte der kürzlich erfolgte Rausschmiss von Professor Lütke aus dem Bayrischen Ethikrat durch den bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder wegen einer eigenen Meinung zu den Corona-Maßnahmen.

Und weil das Ganze so schön lief, wiederholte Merkel ihren Hütchenspielertrick ein paar Jahre später mit der Kohleausstiegskommission gleich nochmal. Natürlich mit dem selben Ergebnis. Wir können uns schon auf den nächsten Ethikrat freuen, der die Fortsetzung der  Corona-Maßnahmen durch die Bundesregierung für richtig and angemessen erklärt.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

 

 




Was sind Klimazyklen?

Von den etwa zwanzig Klima-Einflussfaktoren sind  die meisten natürliche astrophsikalisch bedingten Klimazyklen, z.B.

  • der 145-150 Mio.Jahres-Zyklus (Solarsystem)
  • der 32 Mio.-Jahre Zyklus (Sonne)
  • der 413 000-Jahreszyklus (Exzentrizität Erdbahn)
  • der 100 000-Jahreszyklus (tatsächlich abwechselnd mit 82 000 oder 125 000 Jahre)
  • der 41 000-Jahre-Zyklus der Erdachsen-Schwankung (Milankovic)
  • der 19-26 000 Zyklus der Nutation der Erdachse
  • der Hallstadt- oder Bray-Zyklus mit 2200-2500 Jahren
  • der Eddy-Zyklus von 1000 Jahren (950-1100 Jahre) mit +/- 1°C
  • der Suess/deFries Zyklus von 210-240 Jahren, mit +/- o,3°C
  • der Gleissberg-Zyklus von 80-90 Jahren, (+/- 0,3°), Solar-Intensität
  • der „Ozean-Zyklus (PDO, AMO) mit +/- 0,2° . und
  • der Sonnenflecken-Zyklus von 11 Jahren, bzw. 8 bis 14 Jahre.

Diese natürlichen Zyklen werden von den meisten Klimaforschern und speziell vom IPCC ignoriert.

(ein ehemaliger Mitarbeiter des amerikanischen NOAA-Behörde sagte, dass es dort „unerwünscht“ sei, sich mit dem Klima der Vergangenheit zu beschäftigen“).

Tatsächlich hat die United Nations Framework Convention on Climate Change (UN-FCCC) 1992  festgestellt, dass „climate change“ aus zwei verschiedenen Faktoren besteht:

(1) change of climate which is attributed directly or indirectly to human activity that alters the composition of the global atmosphere, which is addition to

(2) natural climate variability observed over comparable time periods.

Dieser zweite Teil wurde von Klimaforschern jedoch weitgehend ignoriert, da er nicht – im Gegensatz zu (1) auf staatlich (finanziell) gefördertes Interesse stiess. Dabei läßt sich der reale anthropogene  Einfluss erst ermitteln, wenn der natürliche Klimawandel identifiziert ist.

Vermutlich wäre jedoch kein Unterschied zu finden, wie die Klimadaten der letzten 8000 Jahre zeigen (kein Temperaturanstieg, aber einen Abfall um 0,7°C trotz Anstieg des CO2-Gehalts von 260 auf 410 ppm (!).

Alleine diese Tatsache stellt die Hypothese von dem angeblichen “Klimagas CO2” komplett infrage. Aber das IPCC wurde speziell für die Verteufelung von CO2 gegründet – von ideologischen Kämpfern gegen den Kapitalismus und die Industrie-Gesellschaft. Dies zeigt die Feststellung von Maurice Strong,

IPCC_Funktionär und „Vater des Kyoto-Protokolls“ :

 

 

„Besteht nicht die einzige Hoffnung für diesen Planeten in dem Zusammenbruch der Industriellen Zivilisation? Liegt es nicht in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass dieser Zusammenbruch eintritt?”

 

Doch nun zuück zur Fragestellung des Titels:

Der für uns in dieser Zeit maßgebliche Faktor ist der 1000-Jahre-Klimazyklus, dessen aktuelles zyklisches Maximum wir derzeit erreicht, bzw.überschritten haben.Der von den Medien als “Klimakatastrophe” gefeierte Temperaturanstieg von 1°C in den letzten Hundert Jahren war nichts anderes als ein Teil des letzten Zyklus und hatte mit dem CO2-Anstieg nichts zu tun.

Das ist dadurch bewiesen, dass bei den Zyklen-Maxima vor 1000 und 2000 Jahren etwas höhere Temperaturen aufgetreten waren als heute, obwohl die CO-Anteile der Atmosphäre mit 177 ppm deutlich niedriger lagen als derzeit. Die CO2-baserten Klimamodelle sind deshalb auch nicht in der Lage, die damalige Situation zu rekonstruieren. Aber Modelle sind heute wichtiger als Fakten.

Die verschiedenen Klimazyklen überlagern ihren Einfluss, d.h.addieren oder reduzieren die aktuellen Temperaturwert, was die Analyse der Zyklen erschwert.

Während der 1000-Jahreszyklus vor dem Abfall um ca.2°C in eine neue Kaltzeit steht wie beim letzten Minimum im Zeitraum1500-1700 (auch als “Little Ice Age” bezeichnet), ist beim 230-Jahre-Zyklus ebenfalls ein Temperatur-Abfall bis zum Minimum um 2075 zu erwarten.

Der Abfall wird jodoch voraussichtlich durch den Anstieg des “Ozean-Zyklus” bis zum Jahr 2060 um bis zu 0,6°C teilweise ausgeglichen. Als zusätzliche Unsicherheit kommen natürlich Vulkanausbrüche, Schwankung der mittleren Wolkenbedeckung und die ENSO-Ereignisse hinzu.