Frank Schätzing will das Klima retten – mit Kernkraft

Vorstellung des Kalenders 2016 des Historischen Archivs der Stadt Köln. Von © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44057833

von AR Göhring

Der deutsche Michael Crichton, Wissenschafts-Thrillerautor Frank Schätzing, schaltet sich in die Klimadebatte ein und legt ein Buch mit dem Titel „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ vor.

Frank Schätzing gehört seit den 90er Jahren zu den wichtigsten Bestseller-Autoren des deutschsprachigen Raums. Allein sein Thriller Der Schwarm verkaufte sich weltweit rund 4,5 Millionen mal. In Feuilletons war einmal zu lesen, daß seine Bücher nicht dafür konzipiert seien, Literaturpreise zu gewinnen, weil sie nicht auf die Ansprüche der Intellektuellen zielen, sondern auf alle Bürger. Völlig zu Recht – Thema, Plot, Spannung, das kann der Mann wirklich.Vielleicht hat das aber einen gewissen Til-Schweiger-Effekt zur Folge – Schätzing ist wie sein Kollege aus den darstellenden Künsten reich, populär und bei Frauen begehrt. Nur die Anerkennung des kleinen Spitzenzirkels von Feuilleton-Journalisten, Philosophen und Edel-Literaten, das bleibt ihm verwehrt.

Schätzing ist nicht so ungeschickt wie Schweiger und läßt seiner Enttäuschung freien Lauf, so er sie denn bewußt empfindet. Das typische virtue signalling, also die zeitgeistige „Tugend-Signalisierung“ im Stil eines George Clooney, die läßt er aber schon erkennen. In seinem letzten Roman Die Tyrannei des Schmetterlings schießt der Autor – völlig unnötig für die Geschichte – gegen Präsident Trump und gibt damit dem Feuilleton seine „richtige“ Gesinnung zu erkennen. Nützte nichts – das Buch wurde verrissen. (Kleine Rezension von uns: Der Schmetterling war tatsächlich kein Höhepunkt, ob mit oder ohne Trump. Aber ganz ok. Limit, Schwarm oder Breaking News, das sollten Sie unbedingt lesen.)

Nun legt Schätzing nach und veröffentlicht nach Nachrichten aus einem unbekannten Universum ein weiteres Sachbuch – nun ja, es geht ums Klima, ist also eher ein polit-aktivistisches Werk. Ganz fremd ist ihm der Themenkomplex der „menschgemachten“ Katastrophen ja auch nicht: Schon im „Schwarm“ ging es um den Angriff einer Mikrobenzivilisation vom Meeresboden, die uns Menschen als planetare Krankheit betrachtet und daher ausradieren will. In anderen Büchern wie Limit versuchen böse Ölmanager, ihren Konkurrenten das zukunftsträchtige Geschäft der Kernfusion mit Helium-3 vom Mond zu entreißen, um selber absahnen zu können. Man sieht, das grün-sozialistische Framing des naturfeindlichen Kapitalismus war in Schätzings Werk stets präsent.

Ob es dem Autor mit Was, wenn wir einfach die Welt retten? gelingt, sowohl hohe Verkaufszahlen wie auch die Anerkennung der Zeitgeist-Generatoren zu erreichen? Vermutlich wird beides nicht gelingen. Sein buntgemischtes Publikum legt Wert auf eine gute Geschichte und Spannung, und wird aktivistisches Weltrettungs-Gedröhne nach den entnervenden Greta- und Coronajahren 2019 und 20 wohl nicht bezahlen und konsumieren wollen. Bei den Intellektuellen wird das Buch wahrscheinlich auch nicht besonders hoch im Kurs stehen, weil Schätzing ähnlich wie Bill Gates einen Rest Realismus bewahrt und Kernkraft befürwortet. Bei titel thesen temperamente in der ARD bemühte er sich zwar redlich, den Journalisten seinen Abscheu vor der Atomkraft, gegen die er als Junge auf die Straße ging, glaubhaft zu machen; letztlich spricht er sich aber doch für sie aus.

… Aber wofür ich plädiere, vor allem in einer Krise, wie der, in der wir stecken; in einer existenziellen Krise – uns bleiben vielleicht noch zehn Jahre Zeit, die Weichen zu stellen – darf es keine Denkverbote geben. Und ich muß eine Technologie, auch wenn sie vor einigen Jahrzehnten einmal katastrophal versagt hat…ich muß sie immer wieder aufs neue darauf überprüfen, ob sie sich in einer Weise weiterentwickelt hat, daß ihre Vorzüge die Risiken übersteigen.

Warum fühlen sich Musiker, Schriftsteller, Kultur-/Sozialwissenschaftler und Schauspieler eigentlich so oft berufen, uns die Welt erklären, und sie zu retten? Das können Naturwissenschaftler, Ärzte und Ingenieure viel besser, aber die haben meist wenig Zeit und Motivation, sich in der Öffentlichkeit zu produzieren. Die Persönlichkeiten, die einfache, aber einträgliche Jobs wählen, sind meist viel „priesterlicher“ eingestellt und wollen im Sinne der Selbstoptimierung als Sinngeber wahrgenommen werden. Mit verheerenden Folgen, wie die jüngere Geschichte lehrt.

Was außer Eitelkeit und Kernkraft-Fürsprache finden wir noch in Schätzings neuem Buch?

Nicht viel – nur olle Kamellen (rheinisch für Bonbons) wie „der Mensch verbraucht die Ressourcen des Planeten, bis nichts mehr da ist“ und Behauptungen, daß der Klimaschutz nicht nur Verzicht bedeutet:

„Unterm Strich wird das Leben sogar schöner“

Für Multimillionäre wie Schätzing und den Reemtsma-Clan vielleicht, weil Krethi und Plethi dann nicht mehr in den Urlaub fliegen und Auto fahren können und fließend warmes Wasser im Haus haben. Da steigt die soziale Distinktion der Privilegierten deutlich an.

Ansonsten wiederholt er die Thesen von PIK-Leuten und anderen, nachdem das Corona-Sars2-Virus mit dem Klimawandel zu tun habe und es sogenannte Kipp-Punkte gäbe, nach denen es nicht mehr möglich sei, etwas zu retten (die berühmten „x Jahre, die wir noch Zeit haben“).

Fazit: Der ansonsten begnadete Erzähler und Rechercheur Frank Schätzing hat mit diesem Buch lediglich die bekannten alarmistischen Erzählungen von umstrittenen Wissenschaftlern und Investoren wie Schellnhuber und Gates aufbereitet. Er hält sich dabei weitgehend an die Vorgaben der Interessensvertreter, was erlaubt ist zu sagen und was nicht. Im Interview treibt er seinen politischen Aktivismus auf die Spitze, als er meint:

Vielen ist zuletzt klar geworden, dass etwas grundlegend schiefläuft: Klima, Pandemie, Massentierhaltung, Armut, häusliche Gewalt, Sexismus, Rassismus, alles hängt zusammen. Die Bereitschaft, sich zu ändern, wächst. Vielfach noch unterschwellig, aber es geschieht. Ich glaube, 2021 wird ein Klimajahr.

„Kapitalismus“ hat er noch vergessen. Denn der ist für viele der Intellektuellen sogar der Ausgangspunkt der anderen „Katastrophen“, die er benennt.

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23 Kommentare

  1. Frank Schätzing schreibt Geschichten. Mal lässt sich ein Buch gut verkaufen, wenn man eine kritische Welle „reiten“ kann und mal ist es umgekehrt. So verdient der halt sein Geld. Mit dem CO₂‑Schwindel lässt sich noch immer viel Geld verdienen.

  2. Der letzte Satz dieses Berichtes sagt alles aus:„Kapitalismus“ hat er noch vergessen. Denn der ist für viele der Intellektuellen sogar der Ausgangspunkt der anderen „Katastrophen“, die er benennt.Was sind „Intellektuelle“ denn? Inzwischen nur noch ein Synonym für linke neo-marxistische Idealisten, die vergessen haben, dass die alles meisten Katastrophen im 20.Jahrhundert durch sozialistische Systeme verursacht wurden, von der Unterdrückung über Umweltzerstörung bis zum Massenmord. Roland Baader hat dies in seinem Buch „Totgedacht“ auf den Punkt gebracht.http://www.roland-baader.de/wp-content/uploads/Baader_totgedacht.pdfhttps://www.youtube.com/watch?v=JArYIqlbTHEhttps://www.youtube.com/watch?v=XQbiIjhm3Jk

  3. Man sollte die obskuren Kipppunkte in die Tonne kippen. Der einzige Kipppunkt, der in den letzten Jahrzehnten aufgetreten ist, ist die Vergrünung der Erde durch zunehmendes CO2.

  4. Na ja, Schätzing selbst ist nun gar kein Klimaschützer. Der ist ein Lebemann. Seine wiss. Romane sind ganz gut, da er sich dort gut beraten lässt. Durch Wissenschaftler. Herrn Bohrmann kenne ich da sogar. 

  5.  Blah Blah Blah „darf es keine Denkverbote geben“Außer für Menschen die eine andere Meinung vertreten. Blah Blah Blah „der Mensch verbraucht die Ressourcen des Planeten, bis nichts mehr da ist“Da zeigen sich seine exzellenten Physikkenntnisse, weder kann der Mensch Materie erschaffen noch verbrauchen.

  6. Der Vergleich mit Michael Crichton ist eine schwere Beleidigung für Crichton. Leider kann der sich nicht mehr wehren. 

    • Ich gebe zu: ja, der Vergleich ist oberflächlich. Crichton hat Mut; Schätzing ist ein anpasserischer Mitläufer.

      • Crichton hatte ja den ganzen Klimaschwindel durchschaut. Schätzing dagegen schwimmt auf der offiziellen Klimaschutzwelle.

         

  7. Weltrettungspläne sind eine typische Erscheinung des manisch depressiven Irreseins.Solange die Betroffenen keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen dürfen sie frei herumlaufen.Kritisch wird es wenn sie einflußreiche Positionen in der Gesellschaft erreichen- insbesondere Politiker –  ,was durchaus nicht ungewöhnlich ist ,da Genie und Wahnsinn nahe beeinander liegen.

  8. Den „Schwarm“ hatte ich auch gelesen, der Wertung von Herrn Göhring stimme ich zu. Und bedanke mich für die Information, dass ich mit dem neuen Klima-Buch von Schätzing nichts versäume…

  9. „Letztendlich ist das nur jemand, der nur das labernd verbreitet, was politisch gewollt wird, aber nix mit der Naturwissenschaft zu tun hat.“Absolut richtig!Die Welt muß sicherlich nicht vor CO2 gerettet werden (im Gegenteil…) wohl aber vor hirnlosen Nachplapperern.

  10. Der Typ hat nur Kommunikationswissenschaft studiert. Welche Kenntnisse von der Naturwissenschaft, insbesondere der Meteorologie, hat der Typ denn erworben, die zur Beurteilung der Klimavariabilität notwendig sind? Soweit ersichtlich hat der gar keine erworben.Letztendlich ist das nur jemand, der nur das labernd verbreitet, was politisch gewollt wird, aber nix mit der Naturwissenschaft zu tun hat.Wer sich die täglichen Meßdaten der Station USW00093808 BOWLING GREEN WARREN CO AIRPORT, KY US beschafft wird beweisen können, daß es zwar seit 1894 da bis 1930 wärmer geworden ist, danach aber wieder kälter und dann wieder wärmer, aber nicht wärmer als 1930 – 1950. Und soweit ersichtlich gegen die Temperaturen da wieder nach unten, nach dem Maximum von 2010. Und da, fernab der Ozeane wird der Temperaturverlauf fast nur von der Meteorologie bestimmt, sprich Sonneneinstrahlung. Und die hat schon immer das „globale Klima“ bestimmt. 

    • Er lässt sich bei wiss. Romanen idR von Wissenschaftlern beraten. Wie Gerhard Bohrmann beim Schwarm. Der taucht auch im Buch auf. Mit Bohrmann war ich mal auf Forschungsfahrt unterwegs.

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