Gas-Öl-Unternehmen aus Argentinien will auf Wasserstoff umsatteln – auf deutsche Kosten?

Kaltes windiges Patagonien. Inselgruppe ganz im Süden: Feuerland. De Jacques Descloitres, MODIS Rapid Response Team, NASA/GSFC - http://visibleearth.nasa.gov/view_rec.php?id=6061, Dominio público, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1453343

von AR Göhring

Der argentinische Öl-Gas-Förderer Capsa-Capex will die feuerländischen Winde nutzen, um Wasserstoff zu elektrolysieren.

Es ist eine alte Lehre der Wirtschaft: Den Unternehmen ist es innerhalb ihrer Branche gleich, womit genau sie ihr Geld verdienen. Der Waggonbauer aus Gotha baute große Bombenflugzeuge, die London angriffen. Nähmaschinenhersteller bauten Maschinengewehre und Pistolen. Der Polymer-Spezialist Glock revolutionierte die Herstellung besonders leichter Automatik-Pistolen aus Kunststoff. Kohle- und Kernkraft-Anbieter RWE betreibt Windparks in Texas; ähnliches gilt für US-Konkurrent General Electric.

Da tut es nicht Wunder, daß ein argentinischer Gas-Öl-Förderer mit Windkraftanlagen im stürmischen Feuerland (das ist da, wo XR-Klimaschützerin Carola Rackete gern trekkt) Wasserstoffgas herstellen will, das in großen Mengen in den Westen oder nach Japan exportiert werden soll.

Stellt sich die Frage, wie man das kleinste Molekül des Universums verlustarm um den halben Planeten transportieren will. Geht wohl nur mit Tiefkühlung, die allerdings ordentlich Energie für die Linde-Maschinen an Bord der Frachter benötigt. Nicht vergessen: Patagonien liegt ganz unten in Südamerika, und die energiehungrigen Industriestaaten fast alle auf der Nordhalbkugel. Man muß also den heißen Äquator überqueren.

Warum macht Capsa-Capex den Unfug also?

„Wir wollen eine absolut saubere Energie erzeugen, die das Klima vor den Treibhausgasen schützt und eine nachhaltige Alternative zur Verbrennung von fossilen Brennstoffen bietet“, sagt der Chef.

Heißt im Klartext, man will die unter ideologischer Kontrolle stehenden Wirtschaften des Westens mit einem Produkt beliefern, das die Ingenieure und Käufer eigentlich nicht wollen, aus politischen und PR-Gründen aber kaufen müssen. Um die Ökopolit-Strategie der Firma zu betonen, behauptet der Vorsitzende, daß Gas und Öl in zwanzig Jahren alle seien, oder die Restförderung zu teuer. Das alte „Peak-oil“-Argument des Römischen Clubs von vor 50 Jahren. Oder von vor 120: Daß das Erdöl bald alle sei, behaupteten schon Unwissende, bevor es mit der Ölindustrie überhaupt losging. Der Mann ist übrigens Mitglied im WWF…

Capsa-Capex will innerhalb von zehn Jahren eine gigantische Infrastruktur mit Windrädern, Elektrolyseuren und Wasserstoff-Speichern aufgebaut werden, für fast 19 Milliarden US-Dollar. Wo soll das Geld herkommen? Die Firma tagt gerade auf der Internationalen Konferenz für Erneuerbare Energien. Die findet statt – natürlich im Land der Energiewende, in Bonn. Sammeln die Vertreter von Capsa-Capex da etwa Spenden bei deutschen Ministerien ein?

„Mit diesem Projekt kann Argentinien zum Kuweit des 21. Jahrhunderts werden“,

sagt der Chef der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer, der mit den Firmenleuten in Bonn gerade die Werbetrommel rührt.

Immerhin will unsere Wissenschaftsministerin die verkorkste Energiewende von Merkel ja mit afrikanischem Wasserstoff retten. Daß das nix wird, dürfte ihr mittlerweile klar geworden sein, PR-Artikel in der Massepresse hin oder her. Da könnte der Anbieter aus dem halbwegs stabilen Argentinien gerade recht kommen.

Die Wirtschaftsleute können im Gegensatz zu deutschen Ministern aber rechnen – glaubt die Führung von Capsa-Capex wirklich, nennenswerte Mengen Flüssiggas an uns zu liefern? Und was soll dann mit dem ganzen Knallgas bei uns geschehen? So viele U-Boote hat die Bundesmarine nicht. Und wo sind die Wasserstoffautos? Was kosten sie? Wo sind die zahlreichen Tankstellen? Man sieht – alles unausgegoren und wahrscheinlich viel zu umständlich und teuer. Es darf vermutet werden, daß die Wasserstoffirma deutsches Steuergeld gerochen hat und auf Subventionen aus ist. Am Ende vom Lied ergeht es dem Projekt wie Desertec – eine Investitionsruine, die aber Forschern wie Quaschning und diversen Anlagenbauern Geld für ihr letztlich unnützes Tun in die Kassen spült – und zwar ordentlich.

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12 Kommentare

  1. Wie so so weit weg.Wir haben Windkraft , und wir haben Solarenergie. Wenn wir zuviel davon haben, also bei Sonnenschein und Win.  Wird der Strom  verkauft nach Österreich, die Pumpen Wasser den Berg hoch, und bekommen Geld dafür. Wenn dann in Deutschland , kein Wind und keine Sonne . Dann kaufen wir ( Deutschland ) Strom aus Österreich. Die lassen das Wasser von den Bergen laufen in Turbinen, und schon hat Deutschland Strom. Aber nicht kostenlos, sondern zum zweiten bezahlt, Argentinien ist schon nach dem Krieg , ein beliebtes Land für Auswanderer aus Deutschland gewesen. Nur mal angenommen, Merkeline wird nicht wieder als BK gewählt, dann muss man als Politiker, mit Gefolge irgend wo hin. Wenn dann die Infrastruktur in Argentinien, sich dem der BRD angenähert hat. Dann könnte man doch auf einer Kaffeeplantage als Großgrundbisitzer, vielleicht gut leben. Haben schon viele Deutsche so gemacht.Merke:Investiere rechtzeitig, falls BRD den Bach runtergeht, dann braucht man, oh entschuldigung . Ein Politiker eine nette Bleibe im Ausland. Gerne auch durch Steuergelder , aufgewertet…..

  2. Man könnte doch den argentinischen Wasserstoff nach Afrika verschiffen, dort umladen, und nach Deutschland transportieren. Dann hätte Altmaier doch noch recht und könnte die Energiewende retten.

  3. Durch Zuteilung von Hülsenfrüchten an die Bevölkerung könnten die feuerländischen Winde noch weiter „beflügelt“ werden. Diese Ertragssteigerung könnte dann als Energie zur Kühlung des Wasserstoffs während des Transportes dienen.

  4. Hat Altmaier nicht gerade an die 6 Millionen Euro aus Steuergeldern für dieses Projekt springen lassen, oder war das für ein ähnliches Projekt in Chile? Egal. Wenn er zu Eröffnung der Anlage hindüst, wird der Flieger etwa eine Jahresproduktion verheizt haben. Im besten Fall bleibt er dann zwei Jahre dort um den Rückflug zu kompensieren.

  5. Bei der Speicherung von Wasserstoff gibt es noch andere Ideen. Ob die was taugen, kann ich nicht beurteilen. Aber man müsste sie doch erwähnen:Ein radikal anderes Wasserstoff-Speichersystem, umgeht die Nachteile der bisher verfolgten Ansätze. Dabei wird Amminboran-Polymer-Komposit in Form von kleinen, leichten und vor allem recycelbaren Kügelchen als Trägermittel genutzt, aus denen sich der Wasserstoff erst bei einer Erwärmung auf 100 °C löst.https://www.ke-next.de/industrie-forschung/forschung/wasserstoff-ohne-druck-und-tiefe-temperaturen-speichern-278.html#:~:text=Bisher%20wurden%20vor%20allem%20zwei,°C%20herunter%20gekühlt%20werden.

    • Leider fehlt im Artikel eine Angabe über den Energiegehalt der Brühe. Scheint sich mal wieder um eine Methode zum Abgreifen von Fördergeldern zu handeln. Zur Wasserstoffspeicherung gibt es bereits ein großtechnisch anwendbares Verfahren. Nennt sich Haber-Bosch und produziert Ammoniak. Hoher Energiegehalt, niedriger Speicherdruck, kein CO2 und kann im Verbrennungsmotor genutzt werden. MAN baut gerade die ersten Schiffsmotoren um.

    • Tja… und um die 100 Grad zu erreichen braucht man… Energie!

      Das wird immer wieder gern vergessen… auch bei allen anderen Konzepten.

      Denn, an Tankstellen braucht man natürlich auch zusätzlich Energie, um den Wasserstoff in den Tank zu pressen… Kühlung und Druck.

  6. Es gibt ganz offenbar noch immer sehr viel dummes Geld, das in derartige Projekte drängt. Allein in Tesla- Aktien zu investieren reicht nicht aus, wenn man etwas diversifizieren möchte.  

  7. Selten bis nie analysieren Firmen, ob Produkte über alles beurteilt vernünftig sind. Entwickelt wird, was entweder der Markt von selbst verlangt oder von dem so getan wird, als wird es der Markt demnächst verlangen. Dabei kann man sich auch verschätzen, besonders dann, wenn man anhand der Physik beurteilen könnte, was im großen Maßstab möglich ist oder auch nicht. Alle, die sich dabei verschätzen, riskieren den Bankrott ihrer Firma. Solche Fälle werden in Zukunft vermehrt an der Tagesordnung sein. Wie überlebensfähig eine Wasserstoffproduktion sein kann, wird davon abhängen, in welchem Umfang sich Bedarf nach Wasserstoff entwickelt und wie man den Wasserstoff dorthin bringen kann, wo er gebraucht wird. Eines ist aber sicher, ein Teil der staatlichen Fördergelder landet in privaten Taschen und vielen „Playern“ in diesem System geht es vor allem darum. Ich bin etwa überzeugt, daß z. B. ein Herbert Diess in seinem ganzen Leben nie wird Hunger leiden müssen, egal wie sich Volkswagen entwickelt …

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