Zur Ethik und Wissenschafts­philosophie der Klimadiskussion

Bild: Maria Loposito-Monto

von Dr.-Ing. Andreas Geisenheiner
Wenn man geschliffene Argumente gegen den Klimaalarmismus sucht, spricht die Reputation von Prof. Gethmann als Wissenschaftsphilosoph und Mitglied des Deutschen Ethikrates dafür, sich seinen beinahe zweistündigen Vortrag anzuhören.

Der Vortrag von Prof. Dr. Carl Friedrich Gethmann fand per Internet-Chat in der neuen Reihe „Praktisch Philosophie?“ im deutsch-amerikanischen Institut Heidelberg DAI am 3.Feb. 2021 statt. Es ist als Youtube Video verfügbar:

Lassen Sie sich nicht von der ungewöhnlichen Länge des Vortrags  von etwa zwei Stunden abschrecken, Gethmann fesselt vom ersten bis zum letzten Moment. Strenge Erkenntnislogik, klare Erläuterungen und praktische Analogien wechseln sich ab. Wer einen weltfremden Philosophen erwartete, hatte sich getäuscht.

Die folgende kurze Rezension soll Appetit darauf machen und dem DAI Heidelberg und dem Referenten für mutiges „Gegen den Strom schwimmen“ danken.

Gethmanns Credo: „Wissenschaft weiß nicht alles, ist aber die einzige vernünftige Wissensbasis, die wir haben“. (so auch Dieter Nuhr)

Seine Kritik am Status der Klima-Diskussion war dreifach gegliedert:

  1. Es gibt einen Problem-Monismus (der Klimawandel sei eine einzigartige Bedrohung und unsere Lösungen sind alternativlos)
  2. Zu viele Wissenschaftler vertreten eine unhaltbare Gewissheit (Gewissheit, wieScience is settled“)
  3. Der politische Determinismus ist gefährlich (Es gibt nur einen Planeten, und den müssen wir jetzt retten, koste es was wolle)

Zu 1. Problem-Monismus

Ist der anthropogene Klimawandel (AGW) die einzige oder auch nur die größte der globalen Herausforderungen? Aktuell zeigt bereits die Corona-Krise, dass dies nicht stimmen kann.

Daraus leitet sich das Prioritätsproblem ab. Mit was begründet man den Klimaschutz als das TOP-Problem, und gibt es einen Klimaschutz überhaupt? Gethmanns vernünftige Antwort: Man kann das Klima nicht schützen, aber z. B. unseren Wohlstand, wenn er denn gefährdet sei.

Die verschiedenen konkreten Gefährdungs-Fragen lauten also – wobei  umgekehrte Fragen nach den Vorteilen der aktuellen globalen Erwärmung wie die Nordwärtsausbreitung von landwirtschaftlichen Anbauflächen, aber auch die zunehmende Pflanzenmasse unseres Planeten infolge des hinzugekommenen anthropogenen CO2 nicht angesprochen wurden:

Wohlstandsverluste? Übersterblichkeit? Wüstenwachstum? Überflutungen? Kulturgüterverluste? Biodiversitätsverluste? Die jeweiligen Wissenschaftler konzentrieren sich dabei logischerweise nur auf IHR Problemfeld. Sie werfen deshalb der restlichen Gesellschaft Blindheit oder Desinteresse für IHR Problem vor und driften mit Unterstützung der Medien in den Alarmismus ab.

Politische Entscheider aber müssen multikritkeriell und multidimensional denken!

Zu 2. Gewissheit

Unerschütterliche Gewissheiten gibt es in der Wissenschaft nicht!

Manche Klimaforscher vermitteln der Politik den Eindruck, ihre Forschungsergebnisse seien sicher. Das ist ein Verstoß gegen grundlegende wissenschaftstheoretische Postulate und birgt die Gefahr der Selbstdiskreditierung. Gethmann benennt explizit und namentlich die PIK-Forscher Schellnhuber und Rahmstorf, aber als positives Gegenbeispiel den Hamburger Klimaforscher Hans v. Storch. Er hätte auch sagen können „Science is not settled“. Zu Klima-Gretas „Listen to the Science“ bemerkte Gethmann, dass „to listen to“, eher mit „mit „zuhören“ als mit „folgen“ übersetzt werden sollte.

Beim Klima gibt es prinzipiell zwei verschiedene Ursachenfelder: physiogene Treiber, stellvertretend Vulkane, und anthropogene Treiber, stellvertretend Treibhausgase. Seltsamerweise erwähnt Gethmann hier den physiogenen Treiber Wasserdampf als stärkstes Treibhausgas nicht, was eine bewusste Auslassung zu sein scheint.

Klimamodelle sind nach Hans v. Storch Approximationen des wirklichen Klimasystems. Was in die Approximation hineingerechnet wird, ist subjektive Entscheidung. Er stellt klar, dass bei chaotischen nichtlinearen Systemen aus winzigen Unterschieden der Anfangsbedingungen völlig andere Ergebnisse resultieren können (Butterfly-Effekt).

Prinzipiell ist die AGW-Hypothese keine ausreichende Klimawandelerklärung, weil weite Teile der Klimawissenschaft nicht umfassend untersuchen, was es noch geben könnte. Klima ist Wetterstatistik. Von Klima spricht man im Beobachtungszeitraum von 30 Jahren. Das macht es sinnlos, kurzfristige Schwankungen als Trends zu verkaufen und das macht die Verifizierung von Modellierungsergebnissen praktisch unmöglich. Einen Ausweg bietet aber die Prüfung von Modellrechnungen an der Klimavergangenheit. Deren Grenzen liegen aber dort, wo die Datengrundlage (z. B. Eisbohrkerne) zu große Toleranzen aufweist.

Die Klimaforschung behauptet, dass der gegenwärtige Temperaturanstieg höher als normal ausfällt, und dass die beste Erklärung hierzu die Wirkung der anthropogenen Treibhausgase ist.

Deren vorschnelle Empfehlung an die Politik lautet also: Reduktion der Emissionen/Dekarbonisierung.

Doch die „beste“ Erklärung muss nicht die wahre sein. Sie kann falsch sein!

Gethmann, der sich nach seinen Kommentaren wohl zu den Skeptikern zählt, unterscheidet in der Klimadebatte zwischen

– Bejahern der AGW-Hypothese als Alarmisten

– Ablehnern der AG-Hypothese als Verneiner

– „Keine Ahnung“ des Laienpublikums

– „Nichts ist gewiss“ der qualifizierten Skeptiker,

Wissenschaft ist immer nur Konsens über Bewährtes, nicht die Verkündung absoluter, ewiger Wahrheiten.

Zu 3. Politischer Determinismus

Gethmann kritisiert die wechselseitigen Übergriffe von Politik und Wissenschaft. Wissenschaft soll die wissenslogischen Prämissen liefern. Deshalb gilt für sie das Forschungs- und Falsifizierungsgebot. Politik handelt zu oft nach gesinnungsethischen Moralvorstellungen, simplen Mehrheitsforderungen oder Ideologie. Sie bedenkt die Folgen ihrer Handlungen in der Regel nicht.

Final stellt Gethmann zum vernünftigen Zusammenspiel von Gesellschafft und Politik folgende Forderungen auf:

  • Entscheidungen der Politik sollen zur rechten Zeit getroffen werden! Weder Alarmismus, noch Bequemlichkeit dürfen die Politik leiten, sondern Verantwortung für die Bevölkerung.
  • Entscheidungen sollen revidierbar sein (Kein Abbrechen aller Brücken hinter uns)
  • Keine Humanexperimente, wie ein Demokratiemoratorium wegen Klimaschutz

Die offene Gesellschaft braucht die Diskussion, um die notwendigen Kompromisse zu finden, in denen sie zwar keine Perfektion erreicht, aber die Vernunft bewahrt.

In der abschließenden Fragerunde war dem DAI-Moderator anzumerken, dass er Probleme mit den skeptischen  Aussagen Gethmanns hatte. Fragen aus dem Chat warfen Gethmann sogar unberechtigte Kritik an der Klimaforschung vor. Hier war seine Argumentationsstärke zu erkennen, als er wiederum klar zwischen seriösen Forschern und ideologisierten Klimaaktivisten differenzierte.

Auf eine Frage nach der vernünftigen Reversibilität politischer Entscheidungen brachte er zwei Beispiele: Die „Klimadeiche“ (weit vorausgreifender Küstenschutz) und den Braunkohlenausstieg (Ressourcenschonung bei Kohle). Kurz gesagt, Maßnahmen, die sowieso vernünftig sind, weil sie andere Vorteile als den fragwürdigen Klimaschutz aufweisen, sollte man durchaus auch jetzt ergreifen! Beide Beispiele hinken aber, weil deren Aufwand/Nutzen-Verhältnis nicht stimmt, und die Kollateralschäden (Flächenblockade und Umstieg von Kohle- auf Gasnutzung) nicht durchdacht sind.

Was Prof. Gethmann verschwieg:

  • Die Vorteile der aktuellen globalen Erwärmung
  • Die ungeklärte Rolle des Wasserdampfes bei den Treibhausgasen (Rückkopplung)
  • Das Eigeninteresse der IPCC-Mitglieder an erwartungsgerechten Aussagen (Bias), das dazu führt, bestimmte Forschungsergebnisse (Einfluss der Sonnenaktivität aufs Klima) zu unterdrücken.
  • Das Eigeninteresse der Politiker an Angstpsychosen zwecks demokratisch nicht legitimierter Transformationsziele, wie dem Great Reset, der inzwischen von der sogenannten Zivilgesellschaft (Club of Rome, WEF, Big Tech, Big Finance, UN, EU, WHO, WBGU, Wuppertalinstitut, Kirchen, NGOs) gefordert wird.
  • Die Unsinnigkeit und Übergriffigkeit durch „Klimanotstände“ und „Klimaflüchtlinge“
  • Die zukunftsichernde Kernenergie als den einzigen Weg, der sowohl ressourcen- als auch umweltschonend ist

Ich hätte gerne noch die Frage gestellt, was eigentlich im Ethikrat der Bundesregierung abgeht, wenn im Nachbarraum der WBGU die „Große Transformation“ plant?

Nachschlag: die „ WELT+“ vom 7.2.2021 berichtet, dass die Bundesregierung im Jahre 2020 mindestens 20 mal ein Treffen mit „FFF“ hatte.

image_pdfimage_print

8 Kommentare

  1. Prima, dass auch ein Ethikrat-Mitglied nicht nur hirnlosen Klima-Alarm betreibt! Und zugestanden, die mehr als fragwürdigen „Ergebnisse“ und Prognosen einer Alarmforschung würden ihn wohl überfordern. Ich habe mir den langen Film zwar nicht angeschaut, aber zwei Punkte scheinen mir zu kurz gekommen: Kann man von Politikern, Menschen, Medien und der Straße überhaupt rationales Handeln erwarten, wenn systematisch und rund um die Uhr Klima-Weltuntergangspanik geschürt und verbreitet wird? Und je Grün-gläubiger, desto anfälliger für Grün-Verblödung ist man? Und weil es um Panik geht, wird nur noch „Forschung“ finanziert, die maximale Panik verbreitet. Man braucht sich doch nur die irren Toleranzbereiche anzusehen, die die Alarmforschung für die Klimasensitivität errechnet, und es kommt unweigerlich die Frage auf: Weshalb wird seit Jahrzehnten der immer gleiche Schwachsinn benutzt, um die Menschen in größtmögliche Klimapanik zu versetzten – anstatt den Schwachsinn im Papierkorb zu versenken? Sind Alarmforscher jetzt besonders dumm, besonders begriffsstutzig und lernresistent? Keineswegs, denn diese unglaublichen Irren-Modelle bewahren ihnen die Spielraum für fortwährende Klima-Alarmierung samt Verdummung des Publikums! Die alleinige Schuld trägt eine abenteuerlich perverse Politik, die die Alarmforschung genau zu diesem Zweck eingerichtet hat! Und weil eine sture Merkel und eine noch dümmere von der Leyen partout nicht über ihren Schatten springen wollen, werden fortlaufend und munter Billionen verplempert! Es sind diese unsäglichen Politiker, die uns den Klima-Irrsinn eingebrockt haben. Nicht zu vergessen den Klima-Deppen Obama, der seine schöne Reden einem Prediger abschaute und damit nur Unheil angerichtet hat. Eine Merkel stammt aus einem Pfarrers-Haushalt und hat ihre politische Prägung von der SED erhalten. Und einer der größten Alarm-Prediger namens Al Gore, fachlich vollkommen unbedarft, hält als typischer Amerikaner seinen einfältigen Klimaalarm schon deshalb für richtig, weil er damit reich geworden ist. Und von der Leyen, die erwiesenermaßen unfähigste unter diesen Irren, weiß genau, dass Merkel Schleimspur-Gehorsam erwartet – dementsprechend Ihre komplett irre Klima-Politik. Und Grüne, die deshalb von den Allerdümmsten gewählt werden, geben von Haus aus die kriminellen Panikverstärker!

  2. Werter Ethikrat Herr Prof. Gethmann, <br>sieht aus als Sie haben in zwei schöngeistigen Stunden ihre Zuhörer mit dem Gesellschaftssystem beschäftigt, anstatt mit allen Teilen der Gesellschaft selbst (z.B. Steuergeldtrog und Nettosteuerzahler). <br>Aber alles, was die KlimaUn!wissensenden zu bieten haben, ist Zwang und Armut [sie selbst ja nicht], und wenn die etwas Besseres zu bieten hätten, gäbe es keine Notwendigkeit für CO2-Steuern, Staatswerbemüll, Klimasperren, Pipeline-Stilllegungen und Strafen für Nichteinhaltung. Die Menschen würden sich aus freien Stücken auf Klima-Lösungen einlassen.

    • Die naheliegendsten Fragen werden medial nie gestellt: erstens, welche konkreten Belege gibt es dafür, daß CO2 die Atmosphäre zusätzlich erwärmt und zweitens an Alarmisten wie Rahmstorf, wie konkret weist er nach, daß CO2-Einsparung eine Trendumkehr in der „Klimaentwicklung“ bewirkt.

      Ersteres müßte breit zur Aufnahme in alle Lehrbücher der theoretischen Physik  auf Uniniveau geführt haben, was nicht der Fall ist.

      Zweiteres müßte Klimamodelle in die Lage versetzen, die bereits passierte Vergangenheit mit hoher Genauigkeit nachzuvollziehen. Auch das scheitert sowohl in Bezug auf länger zurückliegende historische Vergangenheit, als auch bzgl. der aktuellen Entwicklung bis zum heutigen Zeitpunkt.

      Beides deutet für skeptische Leute darauf hin, und Wissenschaftler müssen von Berufs wegen skeptisch sein, daß in den zugrundeliegenden Theorien wesentliche Fehler vorliegen. Der Schwerpunkt der Arbeit müßte also der Hinterfragung der aktuellen Theorie dienen und nicht deren gewaltsamer Eintrichterung in die Gehirne von Politikern und leichtgläubigen Halbwüchsigen.

      Ich stelle mir als Vergleich immer vor, was antwortet ein Georg Simon Ohm jemandem, der den von ihm erkannten Zusammenhang zwischen Leitwert, Spannung und Strom bezweifelt und was antworten Alarmisten Zweiflern an der CO2-Erwärmungstheorie?

      FfF und andere Organisationen fragen gar nicht, sie fordern „Handeln“, ohne allerdings konkret zu sagen, was genau sie unter Handeln verstehen.

    • Ein Ethikrat ist getipptes Etikett für Phantombastion der Organisatoren der Verantwortungslosigkeit; wären es Ethiker würden die als erstes Austreten, das lukrative Verleihen von Etiketten (analog Klerikerelite) ist unethisch (e.g. Ökostrom aus Dreckstrom-Zertifikaten).

Schreibe einen Kommentar zu Wolfgang Röhrborn Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.



Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:

  1. Bitte geben Sie Ihren Namen an (Benutzerprofil) - Kommentare "von anonym" werden gelöscht.
  2. Vermeiden Sie Allgemeinplätze, Beleidigungen oder Fäkal- Sprache, es sei denn, dass sie in einem notwendigen Zitat enthalten oder für die Anmerkung wichtig sind. Vermeiden Sie Schmähreden, andauernde Wiederholungen und jede Form von Mißachtung von Gegnern. Auch lange Präsentationen von Amateur-Theorien bitten wir zu vermeiden.
  3. Bleiben Sie beim Thema des zu kommentierenden Beitrags. Gehen Sie in Diskussionen mit Bloggern anderer Meinung auf deren Argumente ein und weichen Sie nicht durch Eröffnen laufend neuer Themen aus. Beschränken Sie sich auf eine zumutbare Anzahl von Kommentaren pro Zeit. Versuchte Majorisierung unseres Kommentarblogs, wie z.B. durch extrem häufiges Posten, permanente Wiederholungen etc. (Forentrolle) wird von uns mit Sperren beantwortet.
  4. Sie können anderer Meinung sein, aber vermeiden Sie persönliche Angriffe.
  5. Drohungen werden ernst genommen und ggf. an die Strafverfolgungsbehörden weitergegeben.
  6. Spam und Werbung sind im Kommentarbereich nicht erlaubt.

Diese Richtlinien sind sehr allgemein und können nicht jede mögliche Situation abdecken. Nehmen Sie deshalb bitte nicht an, dass das EIKE Management mit Ihnen übereinstimmt oder sonst Ihre Anmerkungen gutheißt. Wir behalten uns jederzeit das Recht vor, Anmerkungen zu filtern oder zu löschen oder zu bestreiten und dies ganz allein nach unserem Gutdünken. Wenn Sie finden, dass Ihre Anmerkung unpassend gefiltert wurde, schicken Sie uns bitte eine Mail über "Kontakt"

*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.