Sommer am Limit – wann endet die sommerliche Erwärmung in Deutschland?

Sommer in Deutschland – Dank leichter Erwärmung angenehmer als früher. Doch keine Erwärmung hält ewig an. Foto: Stefan Kämpfe

Stefan Kämpfe
Anders als 2018 und 2019, bietet dieser Sommer 2020 bislang den typischen Mix aus kühlen und wärmeren Tagen bei wechselhafter, keinesfalls unfreundlicher Witterung. So, wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, muss ein einzelner, gemäßigter Sommer noch nicht zwangsläufig das Ende der Erwärmung bedeuten – doch der Rekordsommer von 2003 liegt nun schon 17 Jahre zurück, und wie wir gleich sehen werden, sind der sommerlichen Erwärmung in Deutschland, das etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Südkanada und Südsibirien liegt, in vielerlei Hinsicht Grenzen gesetzt. Niemand braucht also zu fürchten, dass unsere Sommer, von wenigen, auch nicht in jedem Jahr auftretenden Tagen einmal abgesehen, so heiß wie in den Tropen werden.

Die jahreszeitliche Erwärmung in Deutschland lang- und kurzfristig

Langfristig erwärmten sich alle Jahreszeiten in Deutschland. Am stärksten war davon der Winter betroffen. DWD-Werte sind erst ab 1881 verfügbar; doch kommt man mit der Zeitreihe nach BAUR bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, was für die weiteren Betrachtungen in diesem Beitrag noch wichtig sein wird. Betrachtet man jedoch nur den Zeitraum ab 1988 (damals setzte eine markante Erwärmung ein), so zeigt sich ein anderes Bild:

Abbildungen 1a und 1b: Entwicklung der Deutschland-Temperaturen in den meteorologischen Jahreszeiten. Langfristig (1a, oben) erwärmte sich der Winter früher und am stärksten, doch zeitlich anders, als Sommer und Herbst. Die starke Winter-Erwärmung im frühen und späteren 20. Jh. war eine Folge gehäufter Westwetterlagen infolge positiver NAO-Werte. Bei Sommer und Herbst lassen sich der annähernde Gleichklang und die starke Erwärmung seit 1988 (untere Abb.) unter anderem mit AMO-Warmphasen erklären, was gleich noch näher betrachtet wird. Alle Jahreszeiten profitierten langfristig vom Ausklingen der „Kleinen Eiszeit“ um 1900, einer sehr hohen Sonnenaktivität im 20. Jh. und von Wärmeinseleffekten. Zur besseren Veranschaulichung in einer Grafik wurden die Wintertemperaturen um 5 Kelvin angehoben und die Sommerwerte um 6 Kelvin abgesenkt; die Trends ändern sich dabei nicht.

Stark zunehmende Sonnenscheindauer

Im Sommer wirkt die Sonnenscheindauer am stärksten erwärmend. Sie nahm aus verschiedensten Gründen (Luftreinhaltemaßnahmen, AMO und geänderte Großwetterlagenhäufigkeiten, Austrocknung der Landschaft durch Bebauung, Windenergienutzung, Versiegelung und Melioration) in den letzten Jahrzehnten auffallend stark zu; drei Beispiele sollen das illustrieren:

Abbildung 2: Potsdam ist eine der wenigen Stationen mit langfristigen, lückenlosen Aufzeichnungen der Sonnenscheindauer; sie reichen bis 1893 zurück. Man erkennt sehr schön den Gleichklang zwischen AMO, Sonnenscheindauer und Lufttemperaturen im Sommer. Zur Mitte des 20. Jh. und besonders heuer, jeweils in AMO-Warmphasen, waren die Sommer sonniger und wärmer; zwischen den 1960er und den 1980er Jahren lag eine Abkühlungsphase – trotz deutlich steigender CO2-Konzentrationen. Zur besseren Visualisierung in einer Grafik mussten die sehr unterschiedlichen Größen in Indexwerte umgerechnet werden.
Abbildung 3: Fast zwei Drittel der Variabilität der sommerlichen Lufttemperaturen wird in Potsdam von der Sonnenscheindauer bestimmt – ein für klimatische Größen sehr enger, signifikanter Zusammenhang
Abbildung 4: Ein Deutschland-Flächenmittel der Sonnenscheindauer liegt erst seit 1951 vor, doch zeigen sich für den Sommer die gleichen Zusammenhänge, wie in Potsdam. Der bislang sonnigste Sommer (2003) verfehlte mit 793 Sonnenstunden die Marke von 800 Stunden nur knapp; er war mit 19,7°C auch der bislang wärmste Sommer. Zur besseren Visualisierung in einer Grafik mussten die sehr unterschiedlichen Größen in Indexwerte umgerechnet werden.

Doch wie viel Sonnenstunden sind in einem deutschen Sommer überhaupt möglich? Astronomisch wären das etwa knappe 1400 Stunden – im Norden, wo die Sonne in dieser Jahreszeit länger scheint, mehr als im Süden. Aber dabei dürfte kein Wölkchen und keinerlei Dunst bei Sonnenauf- und –untergang vorhanden sein – ein äußerst unrealistisches Szenario. Der Rekordsommer 2003 erreichte etwa 57% der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer. Denkbar wären (vielleicht) in ganz seltenen Fällen 850 bis 900 Stunden – schon die Marke von 1000 Stunden erscheint unrealistisch, denn die Luftreinhaltemaßnahmen sind ausgereizt – wir atmen heuer schon die sauberste Luft seit über einhundert Jahren. Und Wolken wird es in gewissem Umfang immer geben – kurzum, eine erhebliche, weitere sommerliche Erwärmung durch die Sonnenscheindauer wird es kaum noch geben können.

Wann endet die aktuelle AMO-Warmphase?

Die AMO (Atlantische Multidekaden-Oszillation; engl. atlantic multidecadal oscillation) ist die Bezeichnung für eine zyklisch auftretende Zirkulationsschwankung der Ozeanströmungen im Nordatlantik. Sie bringt eine Veränderung der Meeresoberflächentemperaturen des gesamten nordatlantischen Beckens mit sich, wodurch Einflüsse auf die Atmosphäre und die Großwetterlagen entstehen. Im April und von Juni bis November beeinflusst die AMO die Lufttemperaturen in West- und Mitteleuropa positiv; ein hoher AMO-Index geht mit tendenziell höheren Lufttemperaturen und im Sommer auch einer höheren Sonnenscheindauer einher; siehe Abb. 2. Die AMO-Werte liegen beim Amerikanischen Wetterdienst (NOAA) seit 1856 vor; die sommerliche Relation zu den Deutschland-Temperaturen stellt sich folgendermaßen dar:

Abbildung 5: Tendenziell wärmere Sommer in AMO-Warmphasen (Mitte des 20. Jahrhunderts und momentan). Der positive Zusammenhang zeigt sich auch, wenn man die AMO-Mittelwerte des Frühlings mit den Temperaturen des Sommers korreliert.

Die zwei markanten AMO-Warmphasen zur Mitte des 20. Jh. und gegenwärtig lassen einen zyklischen, etwa 50ig- bis 80ig- jährigen Zyklus zwar vermuten (danach stünde das Ende der aktuellen Warmphase unmittelbar bevor), doch reichen die Aufzeichnungen nicht weit genug zurück, um das zu verifizieren. Könnte hierbei vielleicht die bis ins Jahr 1659 zurückreichende Temperaturreihe von Zentralengland weiterhelfen (dort ist der sommerliche AMO-Zusammenhang noch etwas enger als in Deutschland)? Das markante „Wellenmuster“ der Sommertemperaturen (Abb. 5) müsste sich dann ja auch in früheren Jahrhunderten zeigen – tatsächlich sieht das Ergebnis aber so aus:

Abbildung 6: Keine der Neuzeit ähnelnde Rhythmik der Sommertemperaturen in Zentralengland. Einem markanten „Absturz“, welcher den Höhepunkt der „Kleinen Eiszeit“ um 1690 markiert, folgte im frühen 18. Jh. eine rasche Erwärmung; sehr kühle Sommer traten erst nach 1810 wieder häufiger auf. Von 1810 bis etwa 1920 zeigte sich eher ein schwacher Abkühlungstrend, bevor die neuzeitliche Erwärmung mit den beiden, markanten AMO-Warmphasen einsetzte.

Folglich kann eine für Langfristvorhersagen brauchbare AMO-Rhythmik nicht zwangsläufig abgeleitet werden – man kann das baldige Ende der aktuellen AMO-Warmphase nur vermuten. Sollte sie enden, wäre das Ende der warmen Sommer in Deutschland besiegelt.

Sommerwarme Großwetterlagen

Die merkliche Häufigkeitszunahme warmer Süd- und Südwestwetterlagen und sehr sonniger Hochdrucklagen auf Kosten kühler, wolkenreicher West-, Nordwest- und Nordlagen trug erheblich zur sommerlichen Erwärmung in Deutschland bei:

Abbildung 7: Die seit 1881 vorliegenden Daten zur Häufigkeit der Großwetterlagen nach HESS/BREZOWSKY zeigt eine markante Häufigkeitszunahme der im Sommer entweder wegen der Zufuhr warmer Luftmassen und/oder wegen der hohen Sonnenscheindauer erwärmend wirkenden Großwettertypen Süd, Südwest, Ost und Hoch über Mitteleuropa. Sie sind momentan etwa doppelt so häufig, wie zu Aufzeichnungsbeginn; die Anzahl der sehr kühlen Lagen nahm dementsprechend stark ab. Besonders die Süd- und Südwestlagen treten in AMO-Warmphasen gehäuft auf. Das trug wesentlich zum sommerlichen Temperaturanstieg bei; zur besseren Veranschaulichung in einer Grafik mussten die Sommertemperaturen in Indexwerte umgerechnet werden.

Auch hier gilt jedoch: Eine weitere, wesentliche Häufung ist kaum noch möglich – jeder Sommer hat ja nur 92 Tage, und in den Hitzesommern 1947 und 1983 waren mit 63 und 64 Tagen schon gut zwei Drittel dieser maximalen, wohl nur theoretisch möglichen Anzahl erreicht.

Kühle Julitage 2020 – Sommerfrische statt Sommerhitze

Wie nach der „Siebenschläfer-Regel“ zu erwarten war, verliefen die folgenden Sommerwochen durchwachsen und nur mäßig warm. Dabei gab es neben warmen auch eine ganze Reihe empfindlich kühler Tage bei westlicher bis nordwestlicher Anströmung. Die Kaltluftzufuhr war dabei nicht einmal besonders intensiv und eher unspektakulär:

Abbildung 8: Wetterkarten-Ausschnitt vom 11. Juli 2020, 2 Uhr MESZ. Zwischen einem Hoch südwestlich von Irland und einem Tief über der mittleren Ostsee strömt kühle Nordseeluft nach Deutschland. Die Luftmasse stammte nicht einmal aus der Arktis. Bildquelle UKMO/Metoffice im Bildarchiv von wetter3.de, ergänzt.

An diesem 11. Juli erreichten die Höchstwerte in Norddeutschland trotz einiger Sonnenstunden meist nur kühle 17 bis 21 Grad, und die folgende Sommernacht erinnerte schon an den September:

Abbildungen 9a und 9b: Maximum-Temperaturen am 11.07.2020 (oben) und Minimum-Werte am folgenden Morgen des 12. Juli mit vereinzelten Werten unter 5°C.

Aus diesem aktuellen Beispiel ergeben sich zwei Schlussfolgerungen. Erstens ist eine „Erwärmungswirkung“ des Kohlendioxids (CO2) nicht erkennbar – schwacher Wind und klarer Himmel in einer relativ trockenen Subpolarluft reichen schon mitten im Hochsommer zur Abkühlung auf herbstliche Werte aus. Und zweitens wird klar, was bei einer Häufung derartiger Wetterlagen passieren würde – kühlere Sommer wären die Folge.

Der Wärmeinsel-Effekt

Über Wärmeinsel-Effekte haben KOWATSCH/KÄMPFE in den vergangenen Jahren hier bei EIKE schon reichlich berichtet; sie trugen und tragen zur sommerlichen Erwärmung bei. Folgendes Beispiel, welches allerdings nur den städtischen Wärmeinseleffekt („Urban Heat Island Effect“ UHI) zeigt, veranschaulicht das:

Abbildung 10: Das ländliche Gießen erwärmte sich im Sommer weit weniger stark als die „Boomtown“ Frankfurt/Main mit ihrem wachsenden Flughafen. Man darf nicht annehmen, dass Gießen WI-frei ist; die Auswirkungen sind hier aber geringer.

Zwar werden in Deutschland trotz aller Absichtserklärungen noch immer etwa 60 Hektar pro Tag in Gewerbe-, Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt; neuerdings tragen auch Wind- und Solarenergienutzung in der freien Landschaft stark zu dieser Erwärmungswirkung bei. Trotzdem wird auch der WI-Effekt keine unendliche Aufheizung Deutschlands verursachen, denn er erzeugt, wie viele andere Faktoren auch, bei gleichbleibender Zunahme eine immer geringere Erwärmungswirkung:

Abbildung 11: Bei gleichmäßiger Zunahme eines Wirkungsfaktors steigt das Wirkungsergebnis anfangs steil an und flacht dann, ähnlich wie bei einer Logarithmus-Funktion, deutlich ab. Man kann sich das etwa wie bei einer Tasse Tee vorstellen: Das erste Stück Zucker macht den entscheidenden Geschmacksunterschied; das zweite süßt noch nach, aber spätestens vom vierten zum fünften Stück ergibt sich kaum noch eine Zunahme der Süße. Jeder Körper strahlt Energie mit der vierten Potenz seiner absoluten Temperatur ab (STEFAN-BOLTZMANNSCHES Gesetz, hier vereinfacht). Eine Verdopplung der Temperatur bewirkt also, dass die abgestrahlte Leistung um den Faktor 16 ansteigt. Das erklärt unter anderem die enorme Zunahme der Heizkosten in überheizten Wohnungen; in der Natur trägt dieses Gesetz wesentlich zur starken Dämpfung von Temperaturschwankungen bei.

Wie warm könnte ein Extremsommer im Deutschland-Mittel höchstens werden?

Der die 20-Grad-Marke knapp verfehlende Sommer 2003 hat die Messlatte sehr hoch gelegt. Wenn, was allerdings sehr, sehr selten auftreten dürfte, rund 900 Sonnenstunden mit über 70 Tagen stark erwärmend wirkender Großwetterlagen zusammenfallen, wären (vielleicht) um 21 bis knapp 22°C denkbar – sehr wahrscheinlich ist das aber nicht. Deutlich plausibler, wenn auch nicht sicher vorhersagbar, ist eher eine Stagnation oder gar eine mehr oder weniger deutliche sommerliche Abkühlung in naher Zukunft.

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19 Kommentare

  1. Wenn, wie in einem Beitrag hier berichtet wurde, die Alarm-Forschung den Bewölkungsrückgang dem anthropogenen CO2 zuschreibt und das ganze dann als positive Wolkenrückkopplung verbucht, dann müssen wir uns darauf einstellen, dass in den Alarm-Klimamodellen die Sommersonne zukünftig mindestens 30 Stunden am Tag scheinen wird. Schließlich sind wir daran gewöhnt, dass die Temperatur-Alarmprognosen beständig an Dramatik zunehmen – typische Schellnhuber-Strategie halt!
    Aber im Ernst: Auch vor diesem Hintergrund halte ich es für sehr hilfreich, wie Herr Kämpfe die Lage bei der Sonnenscheindauer einschätzt – und zwar ganz ohne Computer-Alarmspiele!

  2. Sollten sich die tageshöchsttemperaturen+niederschläge für den juli in meinem lebensumfeld (großraum münchen) so wie von wetteronline.de prognostiziert einstellen, bin ich gespannt, wie die klimahysteriker ihren „dürresommer“ + „klimawandel“ aufrecht erhalten wollen.

  3. Ich kann es bald nun nicht mehr hören oder sehen, von den öffentlich rechtlichen herumposaunt: „Dieser Sommer ist ein ganz normaler Sommer wie er in den letzten 30 Jahren üblich wäre.“ Dabei ist es viel zu kalt, das sieht man am Pflanzenwuchs: das Mais ist auf vielen Höhenlagen viel zu klein gewachsen, aber eben nicht aud trockenheit, es fehlt das notwendige warme Klima!
    Wie kann man sich nur so selbst belügen um die Mär vom Klimawandel durch CO2 öffentlich rechtlich medial hochzuhalten.

    • Grundsätzlich zum Mais: Der Mais ist eine wärmeliebende, tropische Kultur. Der Maisanbau gehört deshalb nicht in Höhenlagen. Sie bestätigen das ja auch selber, wenn Sie feststellen, dass wir einen ganz normalen Sommer haben. Dass der Mais auf Höhenlagen in ganz normalen Sommern schlecht gedeiht, liegt also am falschen Standort und nicht am ungewöhnlichen Sommerwetter.

      • Kleiner kann der Mais ja nur sein, weil er früher so vor 5 Jahren – an selben Standorten – zu dieser Zeit – Mitte July – größer war!
        Und zu trocken ist es nicht, denn der Mais roll seine Blätter nicht!
        Es ist einfach zu kalt – bisher diesen Sommer!

      • Ich laufe am Rande des Ruhrgebietes fast täglich an verschiedenen Maisfeldern vorbei, etwa 100m über NN. Einmal gibt es unterschiedliche Sorten, die unterschiedlcih hoch wachsen, in guten Jahren wächst eine Sorte an die 3m hoch. Dann spielt wohl auch die Menge an Dünger (Gülle) eine Rolle, und der Zeitpunkt der Aussaat, der bei den von mir beobachteten Feldern unterschiedlich war. Selbstverständlich brauchen alle Maissorten Wärme und Sonne, allerdings, wenn der Boden dann derartig ausgetrocknet ist, weil es montelang, muss man sagen, nicht regnete wie 2018, dann rollt er die Blätter ein um die Verdunstung zu reduzieren und verkümmert, wenn überhaupt gab es nur wenige und kleine Maiskolben, Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Dieses Jahr dagegen steht der Mais, trotz der anfänglichen Trockenheit während der Jungpflanzen-Phase sehr gut, große kräftige Pflanzen mit beginnender Blüte und Fruchtstand, einige Felder schon locker bei 2,50m Höhe. Für mich sieht es normal aus für die Jahreszeit, so wie es soll!

      • Apropos Mais,
        da fällt mir der Spruch „von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“ ein. In der verblichenen DDR mussten wir alles so wie in der siegreichen Sowjetunion machen, auch „die Wurst am Stiel“ (Mais) gehörte dazu. Man übersah, dass das DDR-Klima kälter als in der südlichen Sowjetumion war – der Mais wurde nie reif und konnte bloß als Grün- und Silagefutter genutzt werden. Heuer wollen wir grüner als grün sein und bauen Unmassen umweltschädlichen Mais für „Bio-Gas“ an – von der DDR lernen, heißt siegen lernen… .

        • „In der verblichenen DDR mussten wir alles so wie in der siegreichen Sowjetunion machen, auch „die Wurst am Stiel“ (Mais) gehörte dazu. “

          Die Geschichte mit dem *Mais, die Wurscht am Stengel*, hat m.M. nach einen anderen Hintergrund: Chruschtschow, bäuerlicher Herkunft, hatte 1959 eine zweiwöchige USA- Besuchsreise gemacht, u.a. auch US- Farmen besucht. Dort hat er erstens die Maiswirtschaft gesehen und zweitens die sog. *Offenställe* für Rinder. Dahinter standen dann Milchleistungen, die man nur träumen konnte. (zu der Zeit hatten die Kühe meiner Großmutter 1800 Liter/jahr, 2200 die Beste.)

          Zuhause hat er ebendieses propagiert.
          Was in bestimmten Gefilden der SU rein klimatisch noch gut funktionierte, wurde in der DDR zwar schon schwieriger, aber der Hauptgrund, warum es nicht funktionierte, war erstens die komplette Ablehnung, ja Boykottierung dieses *russischen Unfugs* (immerhin stand die DDR- LW gerade im Umbruch zur *Kollektivierung*, gegen die es massive Widerstände gab) und zweitens die Unkenntnis des gesamten technologischen Prozesses, bzw. dessen Feinheiten. Die Genossen konnten ja schlecht sagen: „Schaut mal in die USA, wie die das machen! Von dort haben wir es das abgekuckt!“ Ich persönlich nehme an, die haben das auch gar nicht gewusst, dass das eigentlich aus den USA kam.

          Man hat auf Körnermais- Sorten gesetzt und als die nicht reif wurden und die Pflanzen nach dem ersten Frost braun waren, hat man geschimpft wie ein Rohrspatz und den Mais untergepflügt. Das Silieren von nahezu trockenem Siliergut war nicht üblich, die dazu nötigen technischen Voraussetzungen nicht vorhanden.
          In den Offenställen erfrohren die Kühe sich die Zitzen, weil erstens wirklich alles offen war und auch bei exteremen Wetterlagen blieb, auch war die Ernährungslage diesen Haltungsbedingungen nicht angemessen.

          Heute haben wir Offenställe (*die Kuh ist wie ein Hochleistungsmotor! Der braucht Luft wie aus dem Turbolader!* O-ton unseres Agrarchefs), die bei Bedarf mit Jalousien geschützt werden können.
          Wir haben den Mais, der geziehlt dem ersten Frost ausgesetzt wird, um die Feuchte des Siliergutes zu reduzieren, wir haben die Häcksel- und Siliertechnik…

          Und wir haben Milchleistungen von über 10500 Liter pro Kuh im Stalldurchschnitt (bei mir im Ort; 350-er Stall).
          Der Russen- Mist, eigentlich Ami- Mist, funktioniert also doch… 😉

      • Danke Herr Kämpfe für den interessanten und aufwändigen Bericht!

        Zur Abbildung 10 eine Anmerkung :

        Ich hatte gegenüber Herrn Kowatsch schon mehrfach den Einwand gebracht, dass die Station Gießen2005 aus der WI-behafteten Einzelhausbebauung in die frei Landschaft verlegt wurde.

        Wird dies nicht in der Grafik vermerkt sinf Fehlinterpretationen fast schon zwangsläufig. So auch leider auch bei Ihnen. Details finden Sie hier:

        Der Mai will nicht wärmer werden. Wo bleibt die CO2-Treibhaus­wirkung?

        Mit freundlichen Grüßen
        Ketterer

        • Herr Ketterer
          Standortverlegung von Gießen im Jahre 2005. Sie haben das bei meinem Maiartikel bereits angemerkt. Der DWD teilte mir mit, dass man stets Parallelmessungen durchführe und die geringen Höhenunterschiede würden kaum ins Gewicht fallen. Sie haben mir dann als Vergleich Löhneberg-Obershausen genannt. Die Station besteht seit 1994. Ich habe dann zur Überprüfung die Maitemperaturen von Wettenberg und Löhneberg-Obershausen seit 1994 verglichen. Die Maitrendlinie ist bei beiden Stationen eine Gerade, also keine Maierwärmung/Abkühlung seit 1994. Wie es sich bei den Sommermonaten verhält weiß ich allerdings nicht.

        • Sehr geehrter Herr Ketterer,
          auf Ihren Einwand hin habe ich mir Gießen versus FFM mal von 1949 bis 2004 angesehen – also bis vor der Verlagerung von Gießen. Ergebnis: Auch bis dahin zeigt sich die „Spreizung“ der sommerlichen Trendlinien zwischen dem sich stärker erwärmenden Frankfurt und Gießen – wenngleich schwächer (zur Erinnerung: Es ging um den wachsenden UHI-Effekt, der nur eine Teilmenge der gesamten WI-Effekte ist). Und mit der Verlagerung gibt der DWD ja zu, dass es massive Probleme mit dem WI-Effekt gibt – es wird immer schwiegiger, noch einigermaßen unbelastete Standorte zu finden. Um das Ergebnis nochmals zu verifizieren, habe ich das Flächenmittel Hessen (DWD) versus FFM 1949 bis 2019 getestet – auch hier merklich stärkere Erwärmung von Frankfurt – und das, obwohl ja in dem Flächenmittel auch UHI-Effekte „stecken“, die man eigentlich rausrechnen müsste. Was sagt unsd das?
          1. Der DWD als „Behörde“ schludert und schlampt – denn ein neuer Stationsname und eine neue ID-Nr. wurde für „Gießen-neu“ NICHT vergeben – obwohl das sinnvoll gewesen wäre (in dem mir bekannten Datensatz wird die Station mit der ID 1639 als Gießen-Wettenberg über das Verlegungsdatum hinaus geführt). Leider ist solcher Murks üblich, und vertrauenswürdige Temperaturdaten gibt es ohnehin kaum; selbst solche „Paradepferde“ wie der Hohenpeißenberg wurden laufend verlegt; hinzu kommen wechselnde Instrumente und Ablesetermine – siehe hierzu die Arbeiten von Herrn Limburg.
          2. Trotz dieser offensichtlichen Mängel lässt sich aus den Datensätzen ein UHI in der Größenordnung von etwa 0,5 bis höchstens 1K für Mitteleuropa erkennen; siehe hierzu meine Untersuchungen zu Berlin und Wien – das bedeutet, in den Zentren der Großstädte ist es um diesen Betrag wärmer, als im freien Umland. Der Gesamt-WI dürfte etwas größer sein; neuerdings befeuert durch Wind- und Solarparks in der freien Landschaft.

          • Für den Mitleser noch schnell eine Ergänzung zum Unterschied zwischen WI- und UHI-Effekt: Beim UHI-Effekt mißt man parallel über einen kurzen Zeitraum die Stadttemperaturen mit einem Vergleichspunkt außerhalb. Dabei weiß doch jeder, dass auch das Umland einer Stadt sich wärmend durch menschliche Eingriffe verändert hat. Im Grunde müßte man einen Umland-Standort finden, der über einen größeren Zeitraum unverändert geblieben ist, nur so könnte man den Wärmeinseleffekt (WI) der Stadt ermitteln. Beim WI-effekt kommt also die zeitliche Dimension dazu. So ein Beispiel gibts tatsächlich mit Hof und Amtsberg. Die DWD-Station Hof hat nach der Einheit einen hohen WI entwickelt, während im benachbarten Sachsen im kleinen Teilort Amtsberg-Dittersdorf nahezu alles unverändert blieb, bestätigt uns der Stationsleiter. Betrachten wir den Monat Juli seit 1991: In Hof wurde dieser Sommermonat seit 1991 um 1,5 Grad wärmer und in Dittersdorf um nahezu 1 Grad kälter. Der WI-unterschied beträgt in 30 Jahren somit 2,5 Grad. 2,5 Grad, die keinesfalls durch CO2-verursacht wurden, denn im erweiterten Vogtland sind die CO2-Konzentrationen seit 1991 um fast 50 ppm gestiegen wie überall in Deutschland. Frage an die Leser: Wurde der Juli im erweiterten Vogtland seit 1991 nun wärmer oder kälter?

  4. Man kann sagen, die Warmphase ist vorbei und geht möglicherweie in eine Kaltphase über? Würde auch den mangelnden Sonnenflecken entsprechen. Prof. Vahrenholts „Kalte Sonne“ entfaltet für die klimatische Zukunft ihre Wirkung.
    Die Klimaentwicklung müsste sich demnach auf allen Erdteilen bemerkbar machen.

    • Trotzdem gibt es bemerkenswerte regionale Unterschiede, wie sie auch bei einer globalen Abkühlung auftreten könnten: Wie Roy Spencer zeigte, sind die Temperaturen in dem wichtigen US-Korngürtel während der letzten 50 Jahre etwa um einen Faktor 5 langsamer gestiegen als es die Klimamodelle prognostizierten. Die Niederschlagsmengen blieben ziemlich unverändert. Auch aus Indien wurden hier kürzlich Temperaturverläufe berichtet, die, zumindest relativ, eher den USA entsprachen. Deutschland ist dagegen vergleichsweise klein und das Wetter wird sehr stark vom Atlantik bestimmt.

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