Die Märchentante vom Umwelt-Ministerium

Ministerin B. Hendricks; Bild: Maximilian Bühn CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

von Peter Heller
Die Beziehung von Umweltpolitikern zu Fakten als gestört zu bezeichnen, wäre verharmlosend. Denn in Wahrheit agieren Ökologisten völlig losgelöst von der Realität. Einen schönen Beleg für diese These lieferte jüngst einmal mehr Barbara Hendricks.

 In Vorbereitung des Gipfeltreffens der zwanzig wichtigsten Industrienationen im Juli in Hamburg hatte unsere Umweltministerin für den 16. und 17. März nach Berlin geladen, um über das Thema Ressourceneffizienz zu diskutieren. Daniel Wetzel von der „Welt“ zitiert sie in diesem Zusammenhang mit folgender Aussage:

Der Bedarf an Lithium, das für Informationstechnik wie etwa Smartphones bislang unersetzlich ist, könnte sich bis zur Jahrhundertmitte vervierfachen. „Eine solche Menge“, sagte Hendricks, „steht überhaupt nicht zur Verfügung.“

Und das ist falsch.

Der geologische Dienst der USA (USGS für United States Geological Survey) vermeldet für das Jahr 2015 eine globale Lithium-Produktion von 32.500 Tonnen. Die wirtschaftlich nutzbaren Reserven werden mit 14 Millionen Tonnen angegeben, die technisch erreichbaren Ressourcen mit 40 Millionen Tonnen. Die statische Reichweite allein der Reserven liegt damit bei über 400 Jahren beziehungsweise bei über 100 Jahren, wenn sich der Bedarf wirklich vervierfacht. Es gibt also für alle halbwegs sinnvollen Planungszeiträume mehr als genug Lithium.

Warum verkündet Frau Hendricks trotzdem eine so offensichtliche Unwahrheit? Ist es schlicht ein Mangel an Wissen? Oder steckt politisches Kalkül dahinter? Es geht vielleicht vor allem darum, in Zeiten, in denen sich die Klimakatastrophe hartnäckig ihrem Eintreten verweigert, das alte Märchen von der Ressourcenknappheit wieder aufzuwärmen, um eine zusätzliche Begründung für ökologistischen Aktivismus zu konstruieren. Man darf es sich aussuchen: Entweder ist Barbara Hendricks inkompetent oder selbstherrlich genug, anzunehmen, die Wähler würden die Bären nicht bemerken, die man ihnen aufbindet.

Immer wieder die gleichen grundsätzlichen Denkfehler

Mehr als 40 Jahre nachdem der „Club of Rome“ seine Fehlprognosen hinsichtlich ausgehender Rohstoffe veröffentlichte, sollten sich die grundlegenden Denkfehler hinter den „Grenzen des Wachstums“ doch auch bis zu den Aktivisten im Umweltministerium herumgesprochen haben. Nicht unzureichende Daten oder ein Mangel an Rechenleistung waren ursächlich für den Irrtum, sondern die Ignoranz gegenüber der schieren Größe der Erde einerseits und der Erfindungskraft des Menschen andererseits.

Bei einer mittleren Tiefe von 35 Kilometern und einer mittleren Dichte von 2,7 Tonnen pro Kubikmeter beträgt die Masse der Erdkruste etwa 10 hoch 19 Tonnen. Lithium macht, so die Geologen, mehr als ein hundertstel Promille davon aus, das wären 10 hoch 14 oder 100.000 Milliarden Tonnen. Aus dieser schier unglaublichen Menge kann der Mensch schöpfen. Neue Bergbautechnologien, die dann entstehen, wenn wachsende Bedarfe Investitionen in solche Innovationen induzieren, füllen die Ressourcen- und schließlich auch die Reservenbasis immer wieder auf.

Es scheint paradox, aber es entspricht der Faktenlage: Je intensiver ein Rohstoff genutzt wird, desto größer werden die Vorräte, die noch übrig sind. Weil die Menschheit sich durch technische Fortschritte nicht etwa bestehenden Grenzen annähert, sondern diese immer weiter hinausschiebt. Und dieser Prozess wird allein auf diesem Planeten noch viele, viele Jahrtausende anhalten können. Wenn wir unsere Ambitionen nicht zurückschrauben, eine Welt zu schaffen, in der jeder Mensch seine Bedürfnisse so gut wie möglich stillen kann. Der Weg verzichtserzwingender Regulierungen aber, den Hendricks mit den Worten „eigentlich dürften SUVs nur für Bauern und Jäger erlaubt sein“ vorzeichnet, führt am Ende nur in die Mangelwirtschaft, die vermeiden zu wollen man doch eigentlich vorgibt.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT

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14 Kommentare

  1. Selbstverständlich weiß die Frau Ministerin über alles sehr genau Bescheid, sonst hätte sie diesen Job nie bekommen. Vor allem weiß sie, wem sie dient. Wer zahlt, schafft an, heißt es da so schön. Und auch Macht gehört zu den geldwerten Vorteilen einer Spitzenposition. Insofern macht sie genau den Job, für den sie auserwählt wurde. Und zwar bisher ziemlich perfekt. Andere haben sich schon bei diesem oder jenem erwischen lassen, sie nicht. Und wer glaubt, daß unsere politische Führung im stillen Herzen ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen ausbrütet, ist bei der Flat Earth Community bestimmt besser aufgehoben.

  2. Die Dame hat grundsätzlich keine Ahnung von irgend etwas. Sie erkennt keine Zusammenhänge und Abhängigkeiten.

    Sie meint, dass man mit biodynamischer Schamanen-Landwirtschaft das Welthungerproblem lösen könnte. Sie will in Deutschland den Monokultur-Anbau verbieten, merkt aber nicht, dass sie damit der einzigen zuverlässigen “erneuerbaren” Energieform, der Biomasse, den Todesstoß versetzen würde.

    Sie will die Tierhaltung verbieten, was für ihre geliebte Bio-Landwirtschaft mangels Dünger das Aus bedeuten würde.

    Wasserkraft wird nicht gefördert, angeblich wegen Beeinträchtigungen für die Umwelt (was ist mit den Windrädern?), obwohl inzwischen neue, äußerst effektive Turbinen mit minimaler Beeinträchtigung der Flußsysteme entwickelt wurden (z.B. TU München).

    Sie will 2030 die Gasheizungen abschaffen, obwohl diese im Power-to-Gas-Kreislauf eine wichtige Rolle spielen würden.

    Wenn sie meint, die Lithium-Vorräte seinen begrenzt, dann müsste sie eigentlich sofort den Ausbau der volatilen Energieträger WKA und PV stoppen. Diese benötigen nämlich dringendst gewaltige Speicherkapazitäten auch in Form von Li-Akkutechnik, um überhaupt sinnvoll eingesetzt werden zu können. Insbesondere nach der Abschaltung der KKWs und der geforderten Abschaltung der Kohlekraftwerke wären hier Investitionen in Billionenhöhe erforderlich.

    Stattdessen pusht sie die vollkommen kontraproduktiven E-Autos, die noch mehr Stromkapazitäten erfordern, bei gleichzeitigem Rückbau von grundlastfähigen Kraftwerken.

    Alles, was diese Frau fordert und leider auch durchsetzen kann, schließt sich gegenseitig aus. Ideologie statt Fakten, und das in seiner extremsten Form.

  3. Die eigentliche Sensation in diesem Artikel  lautet :

    Frau Hendricks läutet indirekt das Ende des Elektro-Autos ein. Wieso?

    Wenn das Lithium bis Mitte des Jahrhunderts nicht mal für Smartphones reicht, woher soll dann die zig-fache Menge für die Lithium-Ionen -Batterien für die E-Autos kommen?

    wie ist Fr. Hendricks Aussage zu bewerten?

    • @gerhard kuehn

      Wenn man einen Rohstoff teuer (profitabel) halten will, dann redet man diesen „knapp“ bzw. „wertvoll“ oder auch „selten“.

      Oder man gründet ein Kratell…wie z.b. ein Oel-Kartell namens OPEC in dem dann regelmäßig beschlossen wird, das Angebot zu Drosseln um die Nachfrage und damit den Preis nach dem Rohstoff „Oel“ in die Höhe zu treiben.

      Mit dem Fracking und den Einstieg von anderern Ölfördergesellschaften (Länder), die nicht der OPEC angehören, hat dieses OPEC Kartell an Bedeutung verloren und der Verbraucher (Markt Gesellschaft) kann wieder etwas ruhiger schlafen.

       

  4. Zitat:
    Der Bedarf an Lithium, das für Informationstechnik wie etwa Smartphones bislang unersetzlich ist, könnte sich bis zur Jahrhundertmitte vervierfachen. „Eine solche Menge“, sagte Hendricks, „steht überhaupt nicht zur Verfügung.“

     

    Vervierfachen???

     

    Wenn all die vielen Millionen Autos, die Frau H. mit Elektro-Antrieb allein nur (!) in  Deutschland bald  fahren lassen will, eines Tages wirklich Realität werden sollten…
    …dann wird der Bedarf an Lithium für die Millionen Tonnen von Akkus ganz gewiss mehr als nur das Vierfache betragen.
    Das sagt mir der Bauch des Ingenieurs. Ohne alles gleich bis aufs Komma nachgerechnet zu haben.

     

    Wenn die „Umweltschützer“ weiterhin, als angestrebte Endlösung, eines Tages die ganze Welt auf Elektro-Autos umstellen wollen,
    dann brauchen sie  bestimmt „ein paar“ neue Tagebaue für noch mehr  Millionen von Tonnen an Rohstoff für Akku-reifes Lithium.
    Natürlich überwiegend in von Deutschland sehr entfernten Ländern, die von dem Bedarf unserer „Umweltschützer“ an ihren Bodenschätzen bis heute noch keine Kenntnis erlangt  haben.

     

    Insofern sollte sich Frau H. nochmal überlegen, was sie an diesem Tag des Gipfeltreffens gesagt hat.

  5. Ergänzung zu meinem Kommentar: in der bisherigen Menschheitsgeschichte war es immer so, daß man etwas anderes gefunden hat z.B. statt  Steine Metalle. Bei Li ist es sicher sehr viel sinnvoller eine andere technische Lösung zu finden als das Li bis in die größten Tiefen und bei geringsten Konzentrationen auszubeuten.

  6. Wer weiß schon, mit was Barbara Hendricks in Zukunft rechnet? Vielleicht mit einer starken Zunahme der psychischen Störungen bei der Bevölkerung, welche das Lithium verbraucht?

    Aus Wicki:

    Bei der Lithiumtherapie wird Lithium in Form einiger seiner Salze bei bipolarer Störung, Manie oder Depressionen einerseits als Phasenprophylaktikum, andererseits auch zur Steigerung der Wirksamkeit in Verbindung mit Antidepressiva eingesetzt. Eine weitere Anwendung ist die vorbeugende Behandlung bei Cluster-Kopfschmerz.

    Letzteres dürfte bei der Energie-Wende von Nutzen sein!

  7. Was ist ein(e) Umweltpolitiker(in)? Ist Umwelt ein Lehrfach? Muß man „Politik Wissenschaft“ studieren? Wird man ernannt? Genügt es, als Umweltminister(in) beschäftigt zu werden? Hat man zum Thema publiziert?  Bitte beachten:

    1. Frau Dr. Barbara Hendricks ist ein treues Mitglied der SPD. 2. Frau Dr. Barbara Hendricks hat mit der „Geschichte der Margarine Herstellung am unteren Niederrhein“ (ohne abzuschreiben!) promoviert. 3. Frau Dr. Barbara Hendricks kann das Wort „Lithium“ fehlerfrei schreiben! – Noch Fragen?

  8. Natürlich Herr Heller kann man darauf hoffen, daß entsprechende Technik und günstige Energie rechtzeitig zur Verfügung steht, wobei ich zu bedenken gebe, daß bis heute die tiefste Bohrung etwa 13-14 km tief war. Natürlich reicht für Smartophones die Li_menge für eine lange Zeit. sollen die Li-Akkus aber in Autos verwandt werden, dann sieht dies schon ganz anders aus. Allein in Deutschland gibt es über 40 Millionen PKW. Nur mal angenommen für jeden PKW würde 500 kg Li gebraucht, dann ist damit schon die Hälfte des technisch gewinnbaren LI nur für Deutschland verbraucht.

  9. Ich bin eigentlich dagegen, Menschen Namen aus der Märchenwelt anzuhängen. Bei Frau Dr. Hendricks ist der Name Märchentante aus meiner Sicht goldrichtig. Was hat sie allein den erneuerbaren für Vorzüge angedichtet – dabei fehlen ihr Grundlagen, die in Fachkreisen das Mindeste sind. Ich meine, eine übergroße Rücksicht auf diese Person darf es nicht länger geben, wenn man den Schaden betrachtet, den sie mit ihren Aussagen mit verursacht.

  10. Das einzige was es der Menschheit (und hier vor allen Deutschen Politiker und Wähler) mangeld, ist das Wissen um den unendlichen Kreislauf des Leben.

    1. Geht auf unserer Erde nichts verloren.

    2. Wird alles und jeder im Kreislauf des Leben auf der Erde wieder und wieder einen Recycling System zugeführt.

     

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