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Schiefergas – ein alternativer Energierohstoff – oder nur eine goldrauschähnliche Euphorie?- Teil II

                   Seit Be­ginn der „Schie­fer­gas­re­vo­lu­ti­on“ ist nun so ei­ni­ges Was­ser nicht nur den Rhein und die Elbe he­run­ter­ge­flos­sen. So ist in­zwi­schen auf dem nord­ame­ri­ka­ni­schen Erd­gas­markt, auch wenn dies ge­leug­net wird, eine sys­te­mim­ma­nen­te Über­pro­duk­ti­ons­kri­se zu be­obachten. Das Prin­zip von An­ge­bot und Nach­fra­ge wirkt sich im kon­kre­ten Fall nun auf die Wirtschaft der USA derar­tig negativ aus, so dass ei­ni­gen wich­ti­gen „Play­ern“ auf dem nord­ame­ri­ka­ni­schen Erd­gasmarkt in­zwi­schen das Aus droht. Un­ab­hän­gig da­von gras­siert auf dem Welt­markt der natür­li­chen Koh­len­was­serstof­fe (be­son­ders Erd­öl) ein un­na­tür­li­cher* Preis­ver­fall.

                   Im Zuge der Er­ar­bei­tung vor­lie­gen­den Auf­sat­zes hat der Ver­fas­ser so ei­ni­ge ener­gie­po­li­tische „Pa­pers“ durch­ge­se­hen. Sie rei­chen von vor­ein­ge­nom­mer Ab­leh­nung (meist auf in­korrek­te un­wis­sen­schaft­li­che Art) bis hin zu gut­gläu­bi­ger vor­be­halt­lo­ser Be­für­wortung ei­ner In­an­griffnah­me der För­de­rung des un­kon­ven­ti­o­nel­len Rohs­tof­fes. Die Mehrheit der po­li­tischen Ab­handlun­gen kennzeich­net sich durch un­ab­wä­gen­de in­kom­pe­ten­te Ar­gu­men­ta­ti­ons­wei­sen – trägt  par-tei­enpo­li­tisch-ide­o­lo­gisch ein­deu­tig ge­präg­te Hand­schrif­ten. Um sich nä­her mit Ih­nen aus­ei­nan-der­zu­set­zen, wäre da­für ein ge­sonder­ter Ar­ti­kel not­wendig.

                   Wäh­rend man in der Öf­fent­lich­keit be­rech­tigt oder un­be­rech­tigt Kri­tik an der seit mehr als 50 Jah­ren in der Tief­bohr­bran­che in­ter­na­ti­o­nal prak­ti­zier­ten Me­tho­de des Fra­ckings übt, wird nicht be­merkt, wie man sich in­ter­na­ti­o­nal tat­säch­lich von der „Schie­fer­gas­re­vo­lu­ti­on“ be­ein­drucken lässt. So wur­den bspw. in Deutsch­land, von der Öf­fent­lich­keit fast unbe­merkt, im Jahr 2012 die sog. „Schie­fer­gasstu­die“ [14] und un­längst im Ja­nu­ar 2016 die „Schiefer­öls­tu­die“von der Bundesan­stalt für Geo­wis­sen­schaf­ten und Rohs­tof­fe ver­öf­fentlicht. Dabei wird nicht an die Öffent­lich­keit ge­tra­gen, was es wirk­lich be­deu­ten wür­de, eine För-de­rung der er­mit­tel­ten ver­lockend gro­ßen Res­sour­cen an Schie­fer­gas und Schie­fer­öl in An­griff zu nehmen. (Völ­lig un­ab­hängig von vie­len an­de­ren Fra­gen in die­sem Zu­sam­men­hang exis­tiert bspw. in Deutschland in der Wirt­schaft we­der ein leis­tungs­fä­hi­ger Bohr­sektor zur Be­wäl­ti­gung not­wendi­ger Bohr­ar­bei­ten noch das entspre­chen­de Know-how.)

                   Wie in den meis­ten Län­dern der Welt hat man in­zwi­schen auch in Russ­land [8, 16] eine öf­fent­lich zu­gäng­li­che Prog­no­se über das na­ti­o­na­le Schie­fer­gas­po­ten­ti­al erstellt.

                   Die Nie­der­schrift des drit­ten Teils er­folg­te im Re­sul­tat der et­was in­ten­si­ve­ren Aus­ei­nander­set­zung mit dem The­ma und der Er­kennt­nis, dass im Grund­cha­rak­ter in­ter­na­ti­o­nal üb­li­cher Klas­si­fi­ka­ti­o­nen z.B. von Rohs­toff­re­ser­ven zu­min­dest auf in­di­rek­tem Weg Zu­sam­men­hän­ge hinsicht­lich der Ent­wick­lung der ak-tu­el­len Si­tu­a­ti­on auf dem Welt­rohs­toff­markt u.a. zu fin­den sind.

                   An die­ser Stel­le sei auch be­merkt, dass der in­ter­na­ti­o­nal üb­li­che Aus­druck „Re­ser­ven“ im Zu­sam­men­hang mit na­tür­li­chen Rohs­tof­fen – Na­tur­res­sour­cen in fach­lich kor­rek­tem Deutsch als „Vor­rä­te“ be­zeich­net wer­den. Um „Vor­rä­te“ bzw. „Re­ser­ven“ han­delt es sich dann, wenn die­se im Er­geb­nis geo­wis­sen­schaft­lich ba­sier­ter Un­ter­su­chun­gen (ge­o­lo­gi­sche Kar­tie­rungs­ar­bei­ten (Map-ping), Pro­spek­ti­on, Su­che und Er­kun­dung (Ex­plo­ra­ti­on)) und da­rauf fol­gen­der Wirts­chaf­lich­keitsbe­trach­tun­gen als wirt-schaft­lich nutz­bar er­ach­tet wer­den. Das im eng­lischspra­chi­gen Raum für rohs­toffwirt­schaft­li­che Sach­ver-hal­te ge­nutz­te Wort „Re­ser­ve“ kann in sei­ner Über­set­zung ins Deutsche als „Re­ser­ve“ für er­hebli­che Miss­verständ­nis­se sor­gen. Ähn­lich ver­hält es sich mit den Be­grif­fen „Vor­kom­men“ und „La­ger­stät­te“. In der Wirt­schafts­geo­lo­gie** sind dies, streng ge­nommen, ökono­mi­sche Katego­ri­en. Man spricht dann von ei­ner „La­ger­stät­te“, wenn es sich um ein wirt­schaft­lich nutz­ba­res „Vor­kommen“ han­delt. Die ge­nann­ten Sach­ver­hal­te wer­den im öf­fent­lichen In­for­ma­ti­ons­we­sen voll­kom­men miss­verständ­lich kom­mu­ni­ziert (was eher eine Richt­igstellung als eine Kri­tik sein soll).

                   Aus fach­li­cher Sicht wird die Spe­zi­fik von Erd­öl und Na­tur­gas durch ihre Ag­gre­gat­zustände be­stimmt. Bspw. in Koh­len­flö­zen er­weist sich die Be­rech­nung von Vor­rä­ten als re­la­tiv un­kompli­zier­tes Un­ter­fan­gen. Da­ge­gen stellt sich die Er­mitt­lung von Vor­rä­ten flüs­si­ger und gas­för­miger Stof­fe, wel­che sich in­ner­halb der Erd­krus­te in Hohl­räu­men, Po­ren­räu­men und Klüf­ten be­finden, schon et­was schwie­ri­ger dar. So werden hier quanti­ta­ti­ve Aus­sa­gen über Rohs­toff­men­gen in Form von För­der­men­gen pro Zeit­ein­heit über be-stimm­te Zeit­räu­me an­ge­ge­ben*. (Des­halb erschei­nen An­ga­ben bspw. über die Erd­öl­förde­rung meist in bbls/d (bar­rels pro Tag, m³/d o.ä.))

                   Als Bei­trag zur Bil­dung ei­ner Ge­samt­über­sicht bei der Le­ser­schaft bzw. um zu ver­mit­teln, wovon die Rede ist, wer­den die Ab­bil­dungen 1 und 2 dem Text vo­ran­gestellt.

 

Abb. 1: Die Schie­fer­gas­ressour­cen der Welt

 

Abb. 2: Die Po­si­ti­on von Schie­fer­gas un­ter den Na­tur­gas­ar­ten

                   Die Aus­ar­bei­tung jeg­li­cher Art o.g. Klas­si­fi­ka­ti­o­nen zur Ein­stu­fung von Vor­rä­ten na­tür­licher Rohs­tof­fe steht vor dem Hin­ter­grund des ob­jektiv exis­tie­ren­den vom Ver­fas­ser so ge­nannten „Di­lem­mas der Er­kun­dungs­geo­lo­gie“. Es besteht da­rin, dass der tat­säch­li­che Rohs­toff­in­halt ei­ner La­ger­stät­te im Re­sul­tat auch nach ih­rer noch so inten­si­ven Er­kun­dung aus ob­jek­ti­ver Sicht nicht in Er­fah­rung ge­bracht wer­den kann. Grund­sätz­lich tra­gen des­halb ermit­tel­te La­ger­stät­tenvor­rä­te Wahr­schein­lich­keits­cha­rak­ter. Ein Gü­te­zei­chen einer ge­o­lo­gi­schen Er­kun­dung und der da­raus er­mit­telten Vor­rä­te ist des­halb, in­wie­weit die er­mittel­ten Vor­rä­te von 100 % des fak­tischen Rohstof­fin­halts ei­ner La­gerstät­te ab­wei­chen. Der fak­tische Rohs­toff­in­halt ei­ner La­ger­stät-te kann je­doch aus­schließ­lich im Zuge ih­res Ab­baus exakt er­mit­telt wer­den. Es ist sehr un­wahrschein­lich, dass die­ses „Di­lem­ma“ je­mals ei­ner voll­kom­me­nen Lö­sung zu­geführt wird.

                   Nach­fol­ge­nd wird eine Rei­he von Klas­si­fi­ka­ti­ons­sys­tem von Vor­rä­ten na­tür­li­cher Roh­stof-fe vor­ge­stellt. Ur­sprüng­lich sind sie mehr­heit­lich für die Si­cher­heit der Vor­rats­nach­wei­se, d.h. für die Si­cher­heit gro­ßer In­ves­ti­ti­o­nen bzw. für die Ge­währ­leis­tung der per­spek­ti­vi­schen Wirt­schaft-lich­keit der Rohs­toff­för­de­rung aus­ge­legt und die­nen so­mit der Mini­mie­rung (volks)wirt­schaft­li-cher Risiken.

(Falls Sie am The­ma wei­ter in­te­res­siert sind, kön­nen Sie sich wei­ter un­ten den ge­sam­ten Bei­trag als PDF-Da­tei he­run­ter­la­den)

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