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Ein Nachruf auf das AKW Grafenrheinfeld

Die Grundschullehrerin Gudrun Pausewang hat Albert Einstein und Niels Bohr besiegt. Sie hatte im Vorwort zum Buch „Die Wolke“ zum Widerstand gegen die „Atommafia“ aufgerufen und warnte vor einem „Ökozid“ der Gesellschaft. Der ist eingetreten und heißt „Energiewende“.

Am 27. Juni 2015 trennte sich die Anlage endgültig vom Stromnetz. Mehr als 30 Jahre hatte der Meiler zuverlässig, störungs- und CO²-frei die Arbeit von mehr als 3.000 Windrädern an Haushalte und Industrie geliefert, auch bei Windstille.

Die äußeren Umstände der Außerbetriebnahme trugen bizarre Züge. Während sich die Betriebsmannschaft loyal bis zum letzten Kilowatt still in ihr Schicksal fügte, feierte vor dem Tor die grüne Szene höhnisch ihren Sieg über die wirtschaftliche und ökologische Vernunft. Vor dem Kraftwerk fand eine „Abschaltparty“ statt, bei der nach dem Herunterzählen der Sekunden die Sektkorken knallten. Sie knallten im Schatten der Dampfschwaden aus den Kühltürmen des Kraftwerkes, das sich zu diesem Zeitpunkt und noch ganze vier Wochen weiter in Betrieb befand. Die Netzagentur hatte nämlich die Abschaltung untersagt, da der Strom gerade dringend gebraucht wurde. Die Medien feierten unverdrossen mit und kein Politiker ließ sich bei der Betriebsmannschaft blicken.

Wer heute durch die Anlage geht, traut seinen Augen nicht. Glänzender rostfreier Stahl, Ordnung und blitzsaubere Gänge – eine Technologie im neuwertigen Zustand. Immer noch wird nachgerüstet. Zu den dreifach-Sicherheitssystemen wird auf Anforderung der Behörde noch ein Kühlsystem für ein paar Millionen installiert.

Die meisten Kernkraftwerke weltweit haben eine Laufzeit von 60 Betriebsjahren. Grafenrheinfeld geht mit seiner überlegenen Sicherheitstechnik nach der Hälfte dieser Zeit in den vorzeitigen Ruhestand. Die Grünen nennen so etwas abfällig „Schrottreaktor“, obwohl sie die Anlage noch nie in Augenschein genommen haben.

Es ist nicht nur die gepflegte Technik, die solcherart verunglimpft wird. Auch die dreihundert Mitarbeiter müssen Verächtlichmachung ertragen. Und mit ihnen die über tausend Fremdfirmenmitarbeiter. Die meisten wohnen in der unmittelbaren Umgebung des Kraftwerkes. Ingenieure, hochqualifizierte Facharbeiter, Physiker, Köche, Wachmänner, Reinigungskräfte, Sekretärinnen, alles Menschen, die über Jahre hohes Verantwortungsbewusstsein gezeigt haben, müssen sich vorwerfen lassen, dass sie ihre Familien leichtfertig einer Katastrophe aussetzen würden, dass sie als „Atommafia“ gar die Zukunft ihrer Kinder gefährden.

Die Abschaltparty ist vorbei. Ein kalter Wind weht über den halbleeren Parkplatz vor der Anlage. Der Katzenjammer schleicht sich an. Die Energieversorger sind die ersten Opfer der vergurkten Energiewende. Sie wurden kalt enteignet. Die Strompreise sind fast doppelt so hoch, wie vor der Energiewende, der Steuerzahler und Stromkunde wird mit Strom zu ständig steigenden Höchstpreisen zur Kasse gebeten, von zwei Kugeln Eisist nicht mehr die Rede. Die Klimakanzlerin mutierte zur Flüchtlingskanzlerin und hat sich still von ihren Klimazielen verabschiedet. Auch sie redet nicht mehr über die 3,5 Cent EEG-Umlage, die sie den Wählern einst zugesichert hatte. Der CO² Ausstoß steigt von Jahr zu Jahr. Die Versorgungssicherheit sinkt.

Die Großindustrie flüchtet leise ins Ausland. Die verbleibenden Industriebosse heulen mit den Wölfen, weil sie begriffen haben, dass es sich besser mit Subventionen überleben lässt.

Weltweit sind mehr als 70 neue AKW im Bau, über 200 sind in Planung. Selbst das tsunamierschütterte Japan fährt seine AKW’s nach Modernisierung wieder an. Kein einziges Land der Welt folgt den deutschen Vorreitern einer archaischen Energievision. Wie auch, nach den spektakulären Pleiten der subventionsvernichtenden Solar- und Windfirmen? Wie auch, bei den Strompreisen? Der Traum von der deutschen Zukunftstechnologie wird schneller ausgeträumt sein, als bis Finnland sein radioaktives Endlager in Olkiluoto in Betrieb nimmt.

Die Deutschen sind im Jahre 2016 mit vollem Speed auf einer energiepolitischen Geisterfahrt unterwegs. Aber das ist ja nicht die einzige Geisterfahrt in diesem Jahr der Herausforderungen und Chancen.

Dem Kraftwerksgelände wird eines Tages wieder ein Rübenacker sein. Vielleicht werden sich dort einmal 20 Windräder drehen. Für die 2.880 anderen, die das Kraftwerk dann vollständig ersetzen könnten, müssen noch Standorte gefunden werden.

Übernommen von ACHGUT hier