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Unfair: Die Sonne will nachts nicht scheinen – zum Energiepolitischen Manifest II (hier Version 2)

Von Günter Keil 

Unfair: Die Sonne will nachts nicht scheinen

Die Sonne meint es ja grundsätzlich gut mit der Energiewende, denn sie schickt bekanntlich keine Rechnung. Diese schicken andere, zum Beispiel die Chinesen für die Photovoltaik (PV)– Paneele, die sie jetzt konkurrenzlos billig herstellen können, seit ihnen Deutschland mit großzügigen KfW-Krediten auf Kosten der Steuerzahler die gesamte Produktionstechnologie beigebracht hat. Für den Klimaschutz. Woraufhin dann leider die deutsche PV-Industrie, die eine Zukunftsbranche werden sollte, pleiteging.

Dennoch verhält sich die Sonne auch sehr unfair, denn sie scheint nachts nicht – zumindest nicht auf der Seite der Erde, auf der wir uns befinden. Genauer betrachtet, besteht das Problem also darin, dass sich die Erde dreht. Das hat die Regierung noch nicht im Griff. Aber das macht nichts, denn sie hat schließlich die Photovoltaik zu einer der Säulen der Energiewende ernannt.

Unfair ist es auch, dass die Sonne im Winter so gut wie gar nichts an PV-Strom erzeugen möchte. Weniger Tageslichtstunden, flacher und ungünstiger Einfallswinkel und dazu noch grauer Himmel, Nieselregen, Schnee und ähnliche Energiestopper verurteilen den Solarstrom in dieser Jahreszeit zu einem vernachlässigbaren Nischendasein. Auch das hat die Regierung noch nicht im Griff; aber sie konnte das auch nicht voraussehen.

Sie fördert entschlossen weiterhin die chinesische PV-Industrie und ihre deutschen PV-Monteure auf den Dächern mit gigantischen Subventionen, die sie den Stromkunden direkt per Stromrechnung abnimmt.

Zu den Zahlen: Im Juli 2015 betrug die installierte Leistung aller PV-Anlagen bereits enorme 39.000 MW. Die aus den oben beschriebenen Gründen kläglichen Jahres-Volllaststunden sorgten aber dafür, dass nur relativ wenig Strom für die immensen Kosten erzeugt wurde. Und das absolut nicht bedarfsgerecht, weil wetterabhängig.  Im Jahre 2014 hatte die PV gerade einen Anteil von 5,8 % an der Stromerzeugung, aber bekam dafür 53 % der EEG-Umlage – gut 10 Milliarden Euro – von den Stromkunden.

Die Erfinder und Erfinderinnen der Energiewende haben allerdings auch bei diesem Thema die Kollateralschäden und Nebenwirkungen nicht bedacht: Die Sonne, die ja grundsätzlich schuld ist, scheint nämlich nicht nur nachts nicht; sie wartet mit ihrer vollen Einstrahlung auch noch bis in den späten Vormittag, um sie dann gegen Ende des Nachmittags wieder herunter zu regeln.                           Die Folge: Bei wolkenarmem Himmel (die Wolken sind ja auch noch so ein Problem) und um die Mittagstunden liefert die geballte PV-Installation in Deutschland kurzzeitig eine riesige Strommenge in das Netz – und weil diese Stromeinspeisung gesetzlich (per Erneuerbare Energien-Gesetz PAGE   * MERGEFORMAT1EEG) Vorrang hat, darf kein Netzbetreiber diese Erzeuger abschalten. Weitere Folge: Der Preis an der Strombörse bricht dann regelmäßig ein. Damit wird den bisherigen Spitzenlast-Kraftwerken – das sind Gaskraftwerke – ihre wichtigste Verdienstmöglichkeit genommen. Sie gehen jetzt reihenweise in die Pleite und werden stillgelegt.

Das spektakulärste Beispiel ist das Gaskraftwerk Irsching 4, das 2011 in Betrieb ging, weltweit das modernste ist und mit seiner inzwischen legendären riesigen 578 MW Siemens-Gasturbine SDT5-8000H und seinem bisher unerreichten Wirkungsgrad von 60,75 % im Jahre 2014 noch keine einzige Sekunde Strom geliefert hat.  Es ist nach alter Rechnung hochrentabel und es wurde durch das EEG zum Dasein als modernste Kraftwerksruine verurteilt. Die beiden Blöcke Irsching 4 und 5 sollen nun mit Zustimmung der Bundesnetzagentur am 31.3.16 „vorläufig“ stillgelegt, also erst ein Jahr nach der Antragstellung durch E.ON und Partner, wie es das Gesetz will.

Wir erinnern uns: Die Gaskraftwerke sollten doch der umweltfreundliche Ersatz für die Kernkraft- und auch die Kohlekraftwerke werden. Bereits dieser Plan war reiner Blödsinn, weil Erdgas der mit Abstand teuerste Brennstoff für Kraftwerke ist, weshalb es nur für diese Spitzenlast und für die ertragreiche Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt wird. Nun werden die Gaskraftwerke durch die Energiewende ausgerottet.  Bitter ist das vor allem  für die Stadtwerke, die häufig Gaskraftwerke in Kraft-Wärme-Kopplung betreiben, also damit auch Fernwärme verkaufen. Sie verdienen mit  diesen Anlagen kein Geld mehr; die Stadtwerke Gera z.B. mussten  deshalb vom Land vor dem Bankrott gerettet werden.

Es ist nur logisch, dass inzwischen niemand mehr in den Neubau von Kraftwerken investiert; Stilllegungen sind das Thema.

Wer nun an den menschengemachten Klimawandel und an die maßgebliche  Wirkung des Spurengases CO2 glaubt und daher meint, dass mit der Photovoltaik in diesem Punkte eine Verbesserung erzielt werden kann, den müssten neuere Erkenntnisse über die Auswirkungen der PV-Produktion sehr irritieren. Die Fabriken sind alles andere als umweltfreundlich, denn sie emittieren eine Gruppe höchst problematischer Fluorverbindungen, insbesondere Hexafluorenäthan C2F6, Stickstofftrifluorid NF3 und Schwefelhexafluorid SF6. Wer sich für Treibhausgase interessiert: C2F6 ist 12.000-mal wirksamer als CO2 – bei 10.000 Jahren Verweilzeit in der Atmosphäre; NF3 kommt auf 17.000-mal und SF6 ist 23.000-mal wirksamer als CO2. Diese Gase sind laut NOAA (die US-Umweltbehörde für Ozeane und die Atmosphäre) bereits in der Atmosphäre messbar; der SF6-Anteil wächst exponentiell.

Damit ist diese Säule der Energiewende eine ineffiziente Stromerzeugungs-Technik, eine Netzstörung, ein Mittel zur Ruinierung der Kraftwerkswirtschaft, ein riesiger Geld-Aderlass für die Stromkunden – und dazu noch umweltschädlich. Aber ein gutes Geschäft für die Lobby.

Aber an allem ist irgendwie die Sonne schuld.

Die Natur selbst ist leider unfair.   

Dies ist ein kleines Stück aus der einzigartigen Geschichte der deutschen Energiewende.  Die ganze Story können Sie unten lesen.

Günter Keil,  23.8.2015

Sankt Augustin           

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