1

Stahl vor dem großen Exodus

Diese Meldung, die im Sommerloch defacto spurlos unterging, bestätigt jetzt erneut die Prognose, die u.a. wir bei EIKE schon zu Beginn der Energiewende, damals noch „Energiekonzept“ genannt, stellten (z.b. hier). Nun wird sie zur immer deutlicher zur hässlichen Wirklichkeit. Und niemand nimmt sie zur Kenntnis. Ein gelungener PR-Coup der Verursacher.

So schrieb die Welt am 29.07.15

..Das Ergebnis der amerikanischen Bemühungen lässt sich mittlerweile zumindest in den Grundzügen in Corpus Christi bestaunen, einer Hafenstadt im Bundesstaat Texas. 550 Millionen Euro investiert Voestalpine dort in eine Direktreduktionsanlage, die ab 2016 jährlich zwei Millionen Tonnen sogenannte Eisenschwämme herstellen soll, ein Vormaterial für die Stahlproduktion. Und das obwohl sämtliche Hochöfen von Voestalpine in Europa stehen. Trotz der anfallenden Transportkosten liegt der Kostenvorteil jährlich bei satten 200 Millionen Euro. Noch dazu ist nicht mehr sicher, dass die Hochöfen der Oberösterreicher dauerhaft in Europa bleiben. Bis 2018 entscheidet Voestalpine, ob die in die Jahre gekommenen Anlagen eins zu eins ausgetauscht oder in anderen Regionen dieser Welt neu aufgebaut werden…

…Aktuell dürfte sich das Management wohl gegen Europa entscheiden. "Die Attraktivität des Stahlstandorts hat stark nachgelassen", sagt Eder. Europa signalisiere mittlerweile ein ums andere Mal, dass die Industrie hier nicht mehr erwünscht ist." Der streitbare Manager, der aktuell auch Präsident des Weltstahlverbandes Worldsteel ist, spielt damit auf die jüngsten Pläne der Europäischen Kommission zur Neuregelung des Emissionsrechtehandels an. Der Reformvorschlag für die sogenannte vierte Handelsperiode ab dem Jahr 2021 sieht vor, die Richtwerte für den CO2-Ausstoß zu erhöhen und gleichzeitig die Zahl der verfügbaren industriellen Verschmutzungsrechte zu verknappen. Zudem will die Behörde weniger Ausnahmen für energieintensive Branchen zulassen wie die Stahl-, Zement- oder die chemische Industrie.

Die Reaktionen darauf sind dementsprechend heftig. "Wenn der Kommissionsvorschlag so umgesetzt wird, ist das eine ganz krasse Existenzbedrohung für uns", sagt zum Beispiel Heinz Jörg Fuhrmann, der Vorstandsvorsitzende des niedersächsischen Stahlkonzerns Salzgitter. Die Mehrbelastung für sein Unternehmen läge bei über 100 Millionen Euro. "Das können wir nicht stemmen.

..Bei ThyssenKrupp dagegen hält man sich mit öffentlicher Schelte zurück. Deutschlands größter Stahlhersteller will sich zu den Kommissionsplänen nicht äußern. Dass Konzernchef Heinrich Hiesinger seinen Konzern aber nicht mehr als Stahlanbieter, sondern als "diversifizierten Industriekonzern" wahrgenommen wissen will und ihn dementsprechend umbaut, ist letztlich auch ein Statement zur deutschen und europäischen Klimapolitik.

Ohnehin dürfte der vorhergesagte Schrumpfungsprozess vor allem Deutschlandstark betreffen. Schließlich ist die Bundesrepublik der mit Abstand größte Stahlstandort in der EU. 2014 wurden hierzulande rund 43 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugt – und damit alleine ein Viertel der gesamten EU-Mengen von über 170 Millionen Tonnen. Fast 90.000 Menschen arbeiten derzeit noch in der deutschen Stahlindustrie, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen, wo mit Duisburg der größte Stahlstandort in ganz Europa verortet ist.

..Entsprechend groß ist die Aufregung bei der Wirtschaftsvereinigung Stahl. "In den Wochen, in denen es um zentrale Fragen der Zukunft Europas geht, fasst die Europäische Kommission in Brüssel mit der Verschärfung des Emissionsrechtehandels einen Beschluss, der an den Nerv industrieller Wertschöpfung in Europa geht", kritisiert Hans Jürgen Kerkhoff, der Präsident des deutschen Branchenverbandes. Allein für die deutschen Stahlerzeuger ergebe sich durch die Kürzung der Emissionsrechte und die gleichzeitig absehbaren Strompreissteigerungen eine Mehrbelastung von einer Milliarde Euro – uhiernd zwar jährlich. "Damit sind die Unternehmen überfordert."

Weiterlesen bei Die Welt