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Der Wind bläst stetig– die Sonne steht still – wenn mein starker Arm es will oder warum gehen in Bayern die Lichter (noch) nicht aus

Auch die bayerische Energieministerin fand lobende Worte für dieses geschichtsträchtige Ereignis.

[2] „Die problemlose Abschaltung von Grafenrheinfeld zeigt, wie weit wir mit der Energiewende in Bayern und Deutschland bereits gekommen sind“, sagt Ilse Aigner. „Das ist ein guter Moment, um einmal positiv über die Energiewende zu sprechen“, betont die bayerische Wirtschafts- und Energieministerin mit Blick auf die Tatsache, dass die in Grafenrheinfeld wegfallende Strommenge durch Erneuerbare-Energien-Anlagen und konventionelle Kraftwerke ersetzt werden kann.

Nun fragt man sich: Wenn so viel Kraftwerkskapazität wegfällt und alle begrüßen es, wurde der Strom dann nicht benötigt?

Ganz so scheint es nicht zu sein. Es gibt kritische Stimmen 

[3]Strukturwandel in der Stromerzeugung

Im Jahr 2015 wird in Bayern das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld abgeschaltet. Damit fehlen der öffentlichen Stromversorgung jährlich weitere bis zu 10.000 Millionen kWh Strom. Spätestens bis 2022 gehen mit den Kernkraftwerken Gundremmingen (2 Blöcke) und Isar 2 weitere rund 30.000 Millionen kWh in Bayern vom Netz.

Damit haben die bayerischen Elektrizitätserzeuger in 10 Jahren rund zwei Drittel ihrer angestammten Stromproduktion verloren. Es wird große Anstrengungen erfordern, diese Lücke unter Aufrechterhaltung von Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit zu schließen. Wer dabei nur auf heimische Sonne, Wind und Biomasse setzt, gibt sich einer Illusion hin.

Untermauert wird dies mit einer Grafik.

 

Bild 1[4] (Mit Zufügungen durch den Autor); Stromverbrauch Bayern 90 TWh; Erzeugungsminderung durch KkW-Abschaltung.

Allerdings darf man diese Kritik der Versorger nicht ernst nehmen. Denn sie ließen sie sich von der bayerischen Energieministerin genau für das auszeichnen, was sie laut eigener Publizierung für kritisch  halten. Sie bekamen von ihr die Plakette „Gestalter der Energiewende“ überreicht[5] – und haben diese nicht nur angenommen, sondern waren stolz darauf, wie der VBEW Vorstandvorsitzende verkündete:

 „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Unser Verband wird sich mit allen Mitgliedern weiterhin für das Gelingen der Energiewende engagieren“

Genau das ist das Problem bei der Energiewende. Die Entscheider wissen, was damit „verbrochen“ wird. Es ist aber „von oben“ angeordnet. Ein Verstoß dagegen könnte die Karriere gefährden – und ist damit nicht denkbar. Aber vorsichtshalber wird Protest hinterlegt. Man weiss ja nie, wann man diesen in der Zukunft für die „Richtigstellung“ der Geschichtsschreibung brauchen kann.

Doch zum Bild 2

Es zeigt, dass mit dem Abschalten der Kernkraft in Bayern Elektro-Energie in erheblichem Umfang fehlt – und  fragt sich: wo kommt diese dann in Zukunft her?

Für die Grünen ist es klar und selbstverständlich. In einem SZ Interview erklärte ihr bayerischer Fraktionsvorsitzender als Energieexperte:

[1] Auszüge: Dass Grafenrheinfeld nun umstandslos verzichtbar ist, liegt vor allem daran, dass Deutschland Strom im Überfluss produziert.  

 Zwar führt die Abschaltung von Grafenrheinfeld zu einer Exportdelle. Schließlich braucht Deutschland seinen Exportstrom nun vermehrt selbst. Aber die Delle dürfte nur kurz anhalten und klein sein. Einige Experten rechnen sogar damit, dass Deutschland seine bisherigen Exportrekorde bald erneut bricht. Die Ursache ist der Erfolg der Windkraft und der Photovoltaik.

Windkraft und Solarstrom kompensieren den Wegfall des Atomstroms

…..Diese gigantischen Zuwächse sind der Grund, warum es kaum Verschiebungen geben wird in dem Kraftwerkspark, der künftig zum Einsatz kommt. Kritiker der Energiewende führten lange an, mit jedem AKW, das vom Netz geht, würden vermehrt alte Kohle- oder Gasanlagen reaktiviert. Das wird nicht geschehen, zumindest nicht in spürbarem Ausmaß. Windkraft und Solarstrom haben das Potenzial, den Wegfall des Atomstroms aus Grafenrheinfeld zu kompensieren.

Nun weiß ein Informierter, dass Deutschland zwar Strom exportiert. Allerdings ist dies nicht verwertbarer Überflussstrom, der zu niedrigen Preisen „entsorgt“ werden muss. In Flautezeiten muss er dann teuer zurückgekauft werden, mit der Konsequenz: Seit 2003 erzielt dieser hochgelobte deutsche Stromexport ausschließlich Verluste[6]  und kostete alleine 2014 dem deutschen Stromkunden ca. 2,865 Milliarden EUR (an EEG-Einspeisevergütung), die von seinem Geld ans Ausland verschenkt wurden. Gut, wohl nicht zufällig sind die Grünen wenigstens noch in Bayern eine kleinere Oppositionspartei.

Aber die bayerische Regierung ist bestimmt besser und hat einen genauen Plan

Der Verfasser dachte nun, ein bisschen googeln und schon kommen die Publikationen, in denen dargestellt ist, wo her der fehlende Strom kommen wird. Es kamen viele Publikationen. Aber er fand keine, in der nachvollziehbar erklärt wird, wie nach der endgültigen Abschaltung der bayerischen Kernkraftwerke im Jahr 2022 der Grundlaststrom sichergestellt werden soll. Deshalb mussten die folgenden Infos aus verschiedensten Publizierungen zusammengestückelt werden.

 

Beginnen wir mit dem aktuellen Stand.

Anbei die Daten des Bayerischen Ministeriums für das Jahr 2013:

 

Bild 2[7]  Elektro-Energiehaushalt Bayern im Jahr 2013  

Beim genaueren Betrachten erkennt man die Unterschiede zwischen installierter Leistung und wirklicher Stromerzeugung. Man sieht, dass die konventionellen Kraftwerksarten hervorragend abschneiden und die Haupt-Ökoenergien mit deutlichem Abstand am schlechtesten. Vielleicht auch deshalb finden sich in Bayern zwar viele alte Burgen, aber keine alten Windmühlen. 

Obwohl Windkraft und Photovoltaik lediglich 10,3 % Jahresstromanteil ausmachten, sind die Auswirkungen dieses „Zappelstromes“ schon erheblich. Leider findet sich kein Bild für Bayern, aber das für Deutschland zeigt es auch.

 

Bild 3 [8] Deutschland 2014. Jahresverlauf Einspeisung Wind und Solar in Tagesauflösung 

Dazu die Min / Max-Verhältnisse von Ökostrom- Energieeinspeisung in Zahlen, diesmal wieder aus Bayern[8]

Bild 4

Zur Veranschaulichung, wie (un-)stetig der Wind bläst das folgende Bild.

 

Bild 5[9] Windenergie 2014, Max- und Minimal-Einspeisung

Bei Solar glaubt es ja fast jeder auch ohne Bild, dass nachts die Sonne nicht scheint.

Diese Differenzen müssen entweder durch Grundlastlieferanten oder durch Speicher ausgeglichen werden.

Und nun ein Bild, mit welchen Verhältnissen die Netze in der EEG-Zukunft zurechtkommen müssen.

 

Bild 6[9] Simulation des Jahres 2030 für Deutschland

 

Elektroenergie in Bayern im Jahr 2023 

Im Jahr 2023 ist auch das letzte deutsche Kernkraftwerk abgeschaltet. Diese hinterlassen zum Stand 2013 eine Einspeise-Lücke von 43 TWh, wodurch in Bayern ab dem Jahr 2023 die Hälfte der Energieeinspeisung fehlt. 

Planungsdaten, welche Erzeuger dann wie viel Elektroenergie liefern werden, sehen für das Jahr 2023 so aus:

 

Bild 7[7] Installierte Erzeugerleistungen im Jahr 2023

Wer diese Werte mit denen von 2013 vergleicht, dem fällt auf, dass in der Planung für 2023 die Einspeiselücke von irgendwo zwischen  40 … 55 TWh bestehen bleibt, also nicht geschlossen wurde.

 

Bild 8 Vergleich Jahr 2013 mit Hochrechnung für das Jahr 2023

1Der Einspeisewert wurde vom Autor aus den Zahlen von 2013 hochgerechnet, da diese Angabe in [14] fehlt

Auch andere Publizierungen zeigen dies.

 

Bild 9 Darstellung aus [10]

 

und noch einmal in einem schönen Schaubild:

Bild 10 [11] 

Fazit: Im Jahr 2023 erzeugt Bayern lt. heutiger Planung nur die Hälfte der benötigten Elektroenergie.

Wie viel müsste man Installieren, um im Jahr 2023 den Elektro-Energiebedarf zu decken?

Anbei eine  eigene Hochrechnung, welcher Installationsbedarf zur Versorgung Bayerns im Jahr 2023 mit 90 TWh erzeugter Energie nach dieser Planung erforderlich wäre (Anm.: ohne den Grundlastbedarf wirklich sicher zu decken).

Vorgehen

·       Zum Verhältnis installierte Leistung / Energieeinspeisung wurden die Zahlen von 2013 aus [14] verwendet. Grund: Bei den davon betroffenen Erzeugern Solar und Windkraft bleiben die Verhältnisse zwischen installierter Leistung und eingespeistem Strom bestimmt auch in 2023 ähnlich.

·       Für die Aufteilung der Erzeuger und Installationsleistung im Jahr 2013 wurden die Daten von [14] verwendet. Da diese die Deckungslücke ergeben, wurden die Werte zusätzlich auf den wahren Bedarf von 90 TWh hochgerechnet.

Das Ergebnis dürfte Fehler im hohen Prozentbereich enthalten, die Tendenz aber recht gut der Wirklichkeit entsprechen.

 

Bild 11  Eigene Darstellung der installierten Leistung im Jahr 2013 (blau), der geplanten Leistungen im Jahr 2023 (gelb) und der auf eine Einspeisemenge von 90 TWh hochgerechneten, erforderlichen Installationsleistung (rot).

Dieses Ergebnis deckt sich auch ungefähr mit den Darstellungen für Deutschland in [25]:.

 

Bild 12[12]  Erforderlicher Zubau an Ökoenergie-Anlagen bis 2050

Was man daraus auch sofort erkennt ist, dass die Einspeiseschwankungen  aus Solar und Windkraft den Netzbetreibern nur so um die Ohren fliegen (werden)  und eine neue Grundlastversorgung aufgebaut, oder unrealistisch große Speichermöglichkeiten geschaffen werden müssen.

Unabhängig davon, wie ungenau die Daten für das Jahr 2023 sind – größer kann man sich Probleme eigentlich nicht vorstellen.

Und was sagt die bayerische Regierung dazu?

Quelle [10]

·       Stromverbrauch in Bayern im Jahr 2023 von etwa 100 TWh

·       Insgesamt ergibt sich somit eine Deckungslücke bei der Stromerzeugung in Bayern von 40 TWh (100 TWh Verbrauch – 60 TWh Erzeugung).

Und dann kommt – nichts!

Nun könnte man denken, vielleicht ist nur Bayern so, das kleine Völkchen im Alpenvorland mit der Vorzeige-Ökostadt München (deren Stadtwerke deshalb erstmals in ihrer Geschichte Verluste ausweisen[13]).

Aber nein, ganz Deutschland macht begeistert mit beim totalen Kampf gegen Kernkraft, Kohlestrom und CO2 wie das folgende Bild zeigt.

 

Bild 13[14] Bruttostromerzeugung Deutschland bis 2050

 

Unser Weg führt geradewegs in den Abgrund – etwas mulmig ist uns dabei schon – aber über den Weg wird nicht diskutiert

Das kommt einem in den Sinn, wenn man das folgende Protokoll zur bayerischen Versorgung liest (Anm.: Die Hervorhebung ist im Original):

[51] „Die politischen Entscheidungen für die Energiewende und zum Kernenergieausstieg werden nicht in Frage gestellt!“

Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe halten es nicht für möglich, dass Speichertechnologien unter den aktuellen Rahmenbedingungen in 2023 schon substanziell einen Beitrag leisten können, um eine Dunkelflaute zu überbrücken.

Fazit: Speicher werden keinen Beitrag zur Deckungslücke bei der erzeugten Strommenge von ca. 40 TWh leisten können. Speicher können nur etwas speichern was bereits erzeugt ist!

Wir werden auch überlegen, was getan werden muss, um die Speicher, die wir aus technischen Gründen unbedingt brauchen, auch wirtschaftlich zu machen.

Dass man etwas nicht in Frage stellen kann, kannte man bisher nur in Diktaturen und Religionen. Vielleicht sind wir nicht mehr weit weg davon, nur heißt es freundlicher „Transformation“. Doch zurück zum Thema.

Wenn man etwas nicht lösen kann, greift das Prinzip Hoffnung – und wenn es Experten sagen, muss es ja stimmen:

[16] … allgemein ist festzuhalten, dass die Versorgungssicherheit Bayerns auch nach der Abschaltung der Atomkraftwerke 2022 nicht gefährdet ist, bettet sich der Freistaat doch sowohl in ein deutsches, grenzüberschreitendes als auch europaweites Stromsystem ein.

Trotz des Rückgangs der Stromproduktion, im Energiedialog als „Deckungslücke“ bezeichnet, ist die Versorgungssicherheit Bayerns somit gewährleistet. Sowohl die benötigte Strommenge als auch die benötigte Leistung können durch unterschiedliche Maßnahmen sichergestellt werden, u.a. Kraftwerksneubau, Speicherentwicklung, Reduktion der Lastspitze, Teilversorgung im Verbund mit Österreich, etc.

Es fällt einem ein Stein vom Herzen. Wenn gar nichts mehr geht, rettet Österreich zumindest  Bayern. Österreich hat Bayern ja schon die Zugspitze geschenkt (damit die wenigstens einen ordentlichen Berg haben – wie der damalige Kaiser anmerkte) und den Alpen-Rock, warum soll es nicht auch mal moderner – Strom sein.

So ganz vertraut man dem jedoch nicht. Aber dann muss man die „unterschiedlichen Maßnahmen“ umsetzen. Davon ist aber schlichtweg noch nichts wirklich gelöst.

Irgend einer Randgruppe in der Regierungspartei scheint dazu etwas zu dämmern. In einer Publizierung der SEN AG Energie der CSU steht:

[20] Nicht vorhandene Reservekraftwerke und die Netzunsicherheit der Nachbarländer gefährden die Stromversorgung in Bayern zusätzlich. Bei unseren Nachbarn gibt es Hinweise auf einen Rückgang der Kraftwerksleistung und eine Erhöhung des eigenen Strombedarfs.

Die Sicherheit der Stromversorgung in Bezug auf Haltung von Frequenz, Spannung und Stabilität ist nicht ausreichend gewährleistet. Nach den neuesten Zahlen der Bundesnetzagentur sind deutschlandweit bis dato 50 Kraftwerke zur Abschaltung angemeldet. Die Lage wird dramatisch.

Gut, parallel hat die CSU dafür noch den Herrn Josef Göppel, der mit seinen Ansichten selbst die Grünen übertrifft. Man weiss ja nie genau, welche Seite gerade die politisch notwendige ist.

Aber etwas verborgen hat die Bayerische Regierung doch noch eine Planung in der Schublade 

Die liest sich in Auszügen so[27] (Anm.: Hervorhebung durch den Autor):

       Umfassender Ausbau der Stromnetze zur Integration der erneuerbaren Energien erforderlich. Öffentliche Akzeptanz verbessern.

·       Erdgasinfrastruktur ausbauen

·       Anreize zur bedarfsorientierten Stromerzeugung in Erneuerbaren-Energien-Anlagen schaffen

·       Ausbau der Speicherkapazitäten und verbesserte Speichertechnologien

·       Erhöhung der Effizienz bei Erzeugung und Verbrauch (effizientere Technologien, KWK und Energieeinsparung)

·       Effizientere Erzeugung und Verwendung der Wärme (Schwerpunkt Gebäudesanierung)

·       Verstärkung der Energieforschung und -entwicklung als Schlüsselrolle für künftige Energieversorgung

·       Vorantreiben von Innovationen, Entwicklungen, Technologietransfer (Energieumwandlung, Energieverteilung, Energienutzung)

·       Förderung von Energiecoaches für Kommunen geplant

·       Bürgerkonferenzen

       Energieführerschein für Kinder (und Eltern)

Komischer Weise liest sich das wie die Vorbereitung auf ein in der Zukunft geplantes Ereignis. Dabei ist man doch schon lange mittendrin. Jedoch wurde umfassend gedacht: Jedes Kind bekommt schon einmal einen Führerschein. Es hat dann immerhin einen, falls es sich den richtigen wegen der Energiekosten nicht mehr leisten kann.

Wie der Energieführerschein einmal aussehen könnte, zeigt eine gerade erst durchgeführte Schülerinformation des Versorgers  N-Energie über Energiespeicher. Anbei Auszüge des Artikels in der  Tageszeitung.

Titel:     Autos und Gebirgsseen als Akku für Strom

Zuerst mit der üblichen Einstimmung:             Kohle und Erdgas stoßen ein unsichtbares Gas aus mit dem Namen Kohlendioxyd aus .. Dadurch schmilzt das Eis am Nordpol, der Meeresspiegel steigt an, manche Länder werden dadurch überflutet. 

Warum die Energiewende unverzichtbar ist: .. dass die Vorkommen an Kohle, Erdgas, und Uran, also der Brennstoff für Atomkraftwerke bald aufgebraucht sind. Irgendwann kann kein Kernkraftwerk mehr damit betrieben werden.

Zur Technik:    Damit die Energiewende gelingt, muss der Strom möglichst gespeichert werden. … Auch elektrische Energie lässt sich speichern, in sogenannten Akkus. … Aber man kann die Energie auch in Form von Wasser speichern…Auch das Elektroauto kann als Speicher dienen…

Mit solchem Wissen gerüstet ist zumindest sichergestellt, dass die Kinder einmal die richtige Partei wählen. Bürgerkonferenzen dürften ebenfalls viel zur Realisierung der erforderlichen Großprojekte beitragen, wie die Verhinderung des Trassenausbaus und die Feiern zur KkW-Abschaltung aktuell zeigten.

Man tut der Planung aber unrecht, wenn man behauptet, wenig davon sei bisher umgesetzt. Die Klimamanager für die Städte und Gemeinden als Energiecoaches sind bereits „installiert“. Wenn es um Rettungsmaßnahmen geht, darf sich eben keine noch so klamme Gemeinde und Stadt zurückhalten.

Echte Lösungen kann der Autor in dieser Planung aber nicht erkennen. Zudem fehlen überall Zahlen und Fakten. Man war sich wohl bewusst, dass es Wünsche, aber keine Umsetzungen sind. 

Und deshalb ist jetzt die Goldgräberzeit der Glücksritter in Gestalt von Forschungsinstituten und natürlich auch der Industrie

Jeder, der einen Lösungsvorschlag präsentiert, bekommt Förderung und Anerkennung. Kein Strohhalm ist zu klein und zu teuer, um nicht in die Rettung einbezogen zu werden. Wer einmal nachlesen will, dass nichts abstrus genug ist, um von den Medien gläubigst angenommen zu werden, lese den folgenden Artikel: 

[18]:“Von Windgas und Energie dahoam. Ein Regensburger Professor hat viele Ideen, um Strom zu speichern. Er tüftelt an Energieschiffen und Kraftstoffen aus Strom.“   

Dazu Beispiele aus Publikationen dieses für die bayerische SPD, die Bundesregierung und selbst dem IPCC als Berater[19; 18] fungierenden Experten.

Aus der Publizierung[22] anbei Auszüge:

 

Bild 14

Verschwiegen wird dabei, dass bisher nichts davon im Großmaßstab existiert oder funktioniert. Dabei ist der Professor sehr anpassungsfähig, wie das folgende Bild aus einer anderen Publikation von ihm zeigt:

 

Bild 15[20] 

Das Bild 15 zeigt wirklich eine Lösung. Wenn das ganze „Erneuerbare“ zum Schluss nicht funktioniert, hat man gleich gewusst, dass es nicht geht und gezeigt, dass eben doch „ordentliche“ Kraftwerke benötigt werden. Um darauf zu kommen, muss man jedoch kein Energieforscher sein.

Das folgende Bild zeigt (obwohl sicher nicht so gedacht) symptomatisch die Tendenz der Aussagen.

 

Bild 16

Man muss nur flexibel in den Lösungen sein und schon findet sich ein (Speicher-)Weg.

Der Professor – in den Medien fast so präsent wie die Energiefachfrau C. Kemfert – sieht vor allem in der Methanspeicherung die Lösung aller Speicherprobleme[21; 18].

Info aus dem Beitrag auf 3sat, „Strom „wird“ Gas. Industrie versucht Methan zu erzeugen“.

[21] …In dieser Anlage wird mit überschüssigem Ökostrom aus Wasser Wasserstoffgas und in einem zweiten Schritt Methan – synthetisches Erdgas – hergestellt. So lässt sich der Strom speichern. Das Problem der Speicher seien die Kosten, sagt der Regensburger Elektrotechniker Prof. Michael Sterner. "Wir müssen jetzt die Kosten reduzieren, damit sich die Technologien in 10 bis 20 Jahren selber tragen", so Sterner.

In der EIKE-Publizierung „Elektro-Energiespeicher und Kosten“ hat der Autor zusammengestellt, was unabhängigere Fachleute über die Gas-Speichertechnologien sagen und was das „selber tragen“ dann für den Stromkunden bedeuten würde. Deshalb zur Erinnerung:

Forschungsstand

 Der typische Leistungsbereich liegt bei der derzeit einzig kommerziell betriebenen Anlage von Audi bei 6 MW. Es wird davon ausgegangen, dass in Zukunft Speicher mit bis zu 300 MW Leistung realisierbar sind.

 

Wirkungsgrade

…Wirkungsgrad der Gesamtkette einer Wasserstoffverstromung (P2H2) mit aktuell 42 %, Zukunft 45 % angegeben.

.. Der Wirkungsgrad mit Methanisierung (P2P) ist mit aktuell 21,3 %, in der Zukunft 36 %  angegeben.

 

Kosten der Wasserstoffspeicherung mit Methanisierung

Stand Zukunft

Tagesausgleich-Betrieb

Stromeinspeisungskosten von 28 €ct/kWh mit Strombezugskosten von 4,8  €ct/kWh

Saisonal-Betrieb

Stromeinspeisungskosten von 29 €ct/kWh mit Strombezugskosten von 4,8  €ct/kWh

 

Wenn es schon einmal Forschungsgelder in Hülle und Fülle gibt, kann man auch unkonventionell vorgehen und Lösungen präsentieren, die das Herz risikobereiter Anleger – die an den sicheren Erfolg eines solchen Start-up glauben – höher schlagen lassen.

 

Bild 17 (abweichend aus[22])

Und damit Industrie und Bürger endlich begreifen, dass Kosten für sie nur Vorteile bedeuten:

Bild 18

Dazu in den Publizierungen die folgen Aussagen

 

[18] Die Energiewende ist machbar. Technisch sind alle Probleme gelöst und wirtschaftlich ist die Energiewende sinnvoll und ein rentables Geschäftsmodell

 

[23]

·       Mythos: „Deutschland hat eine Stromlücke“ Genügend Kraftwerke vorhanden – Im-/Export ausgeglichen

·       Primärenergie halbieren ist möglich

·       Bayern hat genügend Potential an Erneuerbaren Energien, um sich selbst zu versorgen.

·       Der kosteneffizienteste Weg, diese Potentiale zu erschließen, ist der Ausbau von Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und Stromnetzen.

·       Stromspeicher werden derzeit nicht gebraucht und sind nicht rentabel, da in Bayern zunächst die Atomlücke zu schließen ist (ca. 50 %), bevor Überschüsse im großen Maße entstehen.

·       Der richtige Ansatz, um CO2-arme Technologien wie erneuerbare Energien oder Gastechnologien zu fördern, ist eine verursachergerechte Zuordnung der CO2-Schadenskosten:

Entsorgung von Hausmüll ca. 1000 EUR / t vs. CO2 Kauf ca. 100 EUR / t vs. CO2 – Entsorgung in der Atmosphäre 5 EUR / t.

 

Man beachte, dass darin auch die Finanzierung angesprochen ist.

 

Nun ist der Autor konservativ eingestellt und würde gerne wissen, wie die bayerische Energiewende zum Jahr 2023 wirklich geplant ist.

Leider hat der Autor jedoch  keine Publikation gefunden, in der (für ihn) plausibel die Lösung zur Versorgungslücke mit konkreten Planungs- und Kostenangaben dargestellt wurde. Gerade die Verantwortlichen – z.B. die Versorger – scheinen sich mit Aussagen sehr zurückzuhalten, wobei eine regelmäßig erscheint: „Die Politik muss die rechtlichen / regulatorischen Rahmenbedingungen setzen“, heißt, die kommenden, horrenten Kosten ohne Gesichtsverlust für die Versorger auf den Kunden abwälzen helfen.

Das hat den Autor nicht ruhen lassen. Einen Artikel schreiben und damit eventuell völlig daneben liegen – wäre zu peinlich. Er stellte deshalb an eine regierungsnahe Institution eine Anfrage – und bekam eine (ehrliche) Antwort:

Nach den Plänen der Staatsregierung soll der wegfallende Kernstrom ersetzt werden durch:

       den weiteren Ausbau der Erneuerbaren in Bayern

       den Bau von Gaskraftwerken und

       Stromimporte.

 

Wie der Mix 2023 anteilsmäßig wirklich aussehen wird, lässt sich gegenwärtig kaum beantworten, weil das von vielen Fragen abhängt, die noch nicht beantwortet sind.

So die Frage nach dem Netzausbau, der für Stromimporte aus dem übrigen Deutschland und dem Ausland offenkundig von großer Bedeutung ist.

Ob und wie viele Gastkraftwerke gebaut werden, hängt von den Rahmenbedingungen ab.

Derzeit lohnt sich der Bau nicht.

Es bedürfte eines „Markdesigns“, das den Betrieb von Kohlekraftwerken unrentabel und Gaskraftwerke rentabel machen würde.

Ob das so kommt, ist offen.

Bild 19

Leser, welche nicht in Bayern wohnen, dürfen wohl davon ausgehen, dass es in ihrem Bundesland nicht viel anders sein wird.

Leider kann der Autor die Leser deshalb nicht informieren, wie Bayern das Stromdefizit zum Jahr 2023 löst. Es lassen sich nur Feststellungen zum Zustand treffen

 

Beruhigend sind die Feststellungen

 

       Die Bayerische Landesregierung weiß – im Gegensatz zu den Oppositionsparteien -, dass ca. die Hälfte der Stromerzeugung im Jahr 2023 fehlen wird. Das ist schon einmal viel besser als in den alten Ostblock-Ländern, wo die Regierungen Mängel einfach ignorierten.

       Bayern kann seine fehlende Elektroenergie notfalls wohl aus anderen Ländern beziehen, sofern die Leitungen die benötigte Übertragungskapazität bereitstellen können. Die Lichter müssen also nicht unbedingt ausgehen.

 

Nicht beruhigend sind die Feststellungen

 

       Die bayerische Staatsregierung hat anscheinend keinerlei Konzept zur Lösung, ist aber durchgängig im Dialog dazu.

       Die gesamte, durch die KkW-Abschaltungen fehlende Kraftwerksleistung muss um ein Mehrfaches neu mit Ökoerzeugern wieder aufgebaut werden.

       Zusätzlich muss nochmals die gleiche Erzeugerkapazität für die Grundlastversorgung zugebaut, oder in Form von Speichern errichtet werden.

       Obwohl nach der „Schülerinfo der N-Energie“ auch Erdgas bald aufgebraucht sein soll, wird darauf gesetzt.

       Der Strom, der bisher in Bayern erzeugt, aber durch die Abschaltung hochrentabler KkWs wegfällt, wird in der Not eventuell vom Ausland bezogen.

       Da diese Maßnahmen in der notwendigen Zeit (wenn überhaupt) nicht möglich sind, muss der Bürger massiv seinen Stromverbrach reduzieren, mindestens zeitweise auf Strom verzichten oder ihn dann hochpreisiger bezahlen. Die dazu nötigen Investitionen in Steuerungen (Smart Grid) und Fern-Schalt-Technologie hat er zu tätigen und wieder zu bezahlen.

       Für „Forschungen“ unsinnigster „Rettungsprojekte“ werden unmengen Geld zum Fenster hinausgeschmissen. Siehe auch die eben beschlossene Förderung von Elektroautos, welche einfach nichts zur wirklichen Lösung beitragen.

       Man wird gezwungen (werden), in Zukunft Strom selbst zu erzeugen und auch noch zu speichern. Damit sich das „lohnt“, wird der Strombezug entsprechend verteuert. Wer sich das nicht leisten kann, muss sich eben einschränken.

       Zur Finanzierung des exorbitanten Ökoenergie-Aufbaus und der erforderlichen Speicher-Infrastruktur und neu zu bauender Grundlastkraftwerke wird der Bürger wohl bald zusätzlich über einen CO2-Schadstoffpreis belastet. Denn nur, wenn die bisher preiswerten, konventionellen Erzeugerarten zwangsweise erheblich verteuert werden, sind die erforderlichen Investitionen möglich.

 

Wie eine bayerische Energieministerin dazu sagen kann:

 

Die problemlose Abschaltung von Grafenrheinfeld zeigt, wie weit wir mit der Energiewende in Bayern und Deutschland bereits gekommen sind“,  

 

ist dem Autor ein Rätsel und lässt eine gewisse Überforderung vermuten. Da ist ihr Chef, der inzwischen gegen die Energiewende stänkert, egal ob er selbst weiss warum, ja fast schon ein Genuss.

Doch egal wie es kommt – dieser Wahn kostet des Bürgers Geld ohne Ende. Die Städte werden nach diesem Kampf der Ökokirche gegen die Atom- und CO2-Teufelsbrut aber nicht vernichtet sein, nur die bisher noch verschonten Landschaften. Und ein bisschen Romantikgefühl kann auch zurückkehren, wenn dann wie in Belgien bereits letzten Winter erprobt, der Strom in den Städten für Stunden abgeschaltet wird[24].

 

 

Bild 19

 

Fundstellen

 

[1]

SZ139. Süddeutsche Zeitung Nr. 139. Artikel: „Die Lichter brennen weiter“, bzw. „Was das Aus für Grafenrheinfeld bedeutet“.

http://www.sueddeutsche.de/bayern/droht-der-blackout-die-lichter-brennen-weiter-1.2528576

 

[2]

Bayernkurier 22.06.2015. Meiler wird abgeschaltet. Aigner lobt Fortschritte bei der Energiewende

https://www.bayernkurier.de/wirtschaft/3258-aigner-lobt-fortschritte-bei-der-energiewende

 

[3]

VBEW Energie2014. VBEW Publikation: Energie für Bayern 2014

 

[4]

VBEW Stromerzeugung. Publizierung VBEW: Stromerzeugung der Bestandsanlagen in Bayern

 

[5]

VBEW 11.06.2015: Staatsministerin Ilse Aigner überreicht Auszeichnung an bayerische Energieversorger: Gestalter der Energiewende – Bayerische Energieversorger sind wichtige Partner.

http://www.vbew.de/index.php?id=95&tx_ttnews%5Btt_news%5D=210&cHash=ed6d1d3993c71c046a05c8bd78320857

 

[6]

Zahlen SV D2014. Wirtschaftsbeirat Bayern Publikation. Zahlen und Fakten zur Stromversorgung in Deutschland 2014

 

[7]Bericht 2013/14. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft. Fortschrittsbereich 2013 / 2014 Zum Umbau der Stromversorgung Bayerns

 

[8]

Fraunhofer ISE. 2015.  Stromerzeugung aus Solar- und Windenergie im Jahr 2014

 

[9]

science-skeptical.de Blogartikel 19. Dezember 2014, Rolf Schuster: Ein Fazit zu den “Erneuerbaren Energien” – Produktion 2014 und ein Blick in die Zukunft

 

[10]

Lücke 2023. Bayerisches Staatsministerium. Energiedialog Erklärung zu den sich aus dem Energiedialog ergebenden  Energie- und Leistungslücken in Bayern von 40 TWh und 5 GW.

 

 [11]

SEN AG Energie. Energiewende Informationsblatt 02.2/2014

 

[12]

FRAUNHOFER Juni 2010. Energiekonzept 2050. Eine Vision für ein nachhaltiges Energiekonzept auf Basis von Energieeffizienz und 100% erneuerbaren Energien

 

[13]

EIKE Blogbeitrag 07.03.2015 .Alexander Wendt: Münchner Stadtwerke mal wieder – Burn, burn, Bürgergeld

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/muenchner-stadtwerke-mal-wieder-burn-burn-buergergeld/Samstag

 

[14]

Speicher. Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Studie Speicher für die Energiewende.

 

[15]

Bayerisches Staatsministerium.  Plattform Energiedialog 18.12.2014, Protokoll

 

[16]

DIW Publikation: Politikberatung kompakt, Perspektiven für eine sichere, preiswerte undumweltverträgliche Energieversorgung in Bayern

 

[17]

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft. Publizierung: Bayerisches Energiekonzept, ENERGIE INNOVATIV

 

[18]

Mittelbayerische Nachrichten 13. November 2014. Artikel: Von Windgas und „Energie dahoam“

http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/von-windgas-und-energie-dahoam-21179-art1148590.html

 

[19]

7. Feb. 2015. Energiewende-Experte Prof. Sterner als Gastredner beim Aschermittwoch der bayerischen ÖDP in Landshut

http://www.gumola.de/energiewende-experte-prof-sterner-als-gastredner-beim-aschermittwoch-der-bayerischen-oedp-in-landshut/

23. Juni 2014 Maximilianeum Netze und Speicher – SPD-Fraktion diskutiert mit Experten über die Notwendigkeiten für eine erfolgreiche Energiewende im Freistaat. Prof. Dr.-Ing Michael Sterner, Professor für Energiespeicher und erneuerbare Energien an der OTH Regensburg und Berater der Bundesregierung in Energiefragen.

 

[20]

Fraunhofer –Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik. Dr.-Ing. Michael Sterner 28.01.2012. Eine Energiewende mit Versorgungssicherheit ist möglich, Technische und strategische Aspekte

 

[21]

3sat 10. Nov. 2014. Artikel:„Strom „wird“ Gas. Industrie versucht Methan zu erzeugen“

http://www.3sat.de/page/?source=/nano/technik/165773/index.html

 

[22]

Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner et al. 2013: Ringvorlesung Kraftakt Energiewende II

 

[23]

Sterner, M., Eckert, F. (23.06.2014): Energiewende in Bayern . Technische Potentiale, Netze und Speicher, Flächenverbrauch, Kosten und volkswirtschaftlicher Nutzen, Fachgespräch Netze und Speicher, Bayerischer Landtag Maximilianeum, München.

 

[24]

stromtip.de 04.09.2014. Artikel: Belgien im Winter ohne Strom

http://www.stromtip.de/News/32008/Belgien-ohne-Strom.html