Strahlungswirkung: Eine falsche Theorie bestimmt die Atom-Politik

Gefährlcihe Strahlung! Stimmt das? Bild Thommy Weiss /pixelio.de

von Klaus Dieter Humpich.
Die drei Buchstaben LNT sind die Abkürzung für: linear no-threshold (LNT) model (zu deutsch Linear ohne Schwelle -Modell) das zur Bewertung der Wirkung von radioaktiver Strahlung auf den Menschen erfunden wurde. Es ist wohl die teuerste und verhängnisvollste Buchstabenkombination in der Menschheitsgeschichte. Nun sieht es für einen Augenblick so aus, als könnte sie an den Ort ihrer Erschaffung zurückkehren.

Man kann zum Wert von Petitionen stehen wie man will, aber sie sind ein Zeichen für das "nicht vertreten sein" von Bürgern in der Welt der Gesetze. Ursprünglich ein Ventil im Obrigkeitsstaat, beginnen sie sich im Internetzeitalter zu einem Kampagneninstrument zu wandeln. Letzte Woche tauchte eine Petition bei "We the people, your voice in our government" (damit kein Mißverständnis aufkommt: Es ist nicht die Seite einer ehemaligen Pionierleiterin, sondern von Barack Obama) zum LNT auf. Sie gipfelt in dem Satz zum Schluss: …es ist notwendig die Vorschriften der (amerikanischen) Umweltschutzbehörde im Einklang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu bringen… Starker Tobak, ohne Zweifel. Es wäre wünschenswert, daß 100.000 US Bürger innerhalb von 30 Tagen unterzeichnen würden, denn dann gäbe es eine offizielle Stellungnahme. Bei solch einem "Randthema" eher unwahrscheinlich. Aber, warum kommt plötzlich solch ein spezielles Thema aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaften in die Niederungen der Politik herabgestiegen? Ganz offensichtlich braucht jedes Thema seine Zeit. Es gibt immer einen Anlass, bei dem sich der viel bemühte "Gesunde Menschenverstand" plötzlich und unerwartet zu Wort meldet. In den USA scheint der Auslöser die Diskussion um die Evakuierungsmaßnahmen infolge der Fukushima-Ereignisse und dem Stopp des Yucca Mountain Projektes gewesen zu sein.

Das LNT – Modell

Das LNT-Modell wird allgemein im Strahlenschutz verwendet um die individuelle Strahlenbelastung zu erfassen und praktikable Grenzwerte festlegen zu können. Die Betonung liegt hierbei auf praktikabel — im Sinne von einfach zu handhaben. Wenn man einen linearen Zusammenhang von Dosis und Wirkung unterstellt, kann man einzelne Strahlenbelastungen einfach addieren. Man legt eine Dosis fest, die ein Mitarbeiter in einem Jahr erhalten darf. Der Wert ist so bemessen, dass man mit Sicherheit von keiner Schädigung in einem Berufsleben ausgehen kann. Mit anderen Worten, er ist bewußt sehr niedrig angesetzt, denn für einen effektiven Schutz müssen auch noch die sonstigen Strahlenbelastungen (z. B. Röntgenuntersuchungen, Urlaubsflüge etc.) einbezogen werden. Jetzt rüstet man jeden Mitarbeiter mit einer entsprechenden Meßtechnik aus und registriert täglich, wöchentlich, monatlich usw. die ermittelten Dosiswerte. Ab dem Tag, an dem der vorgeschriebene Grenzwert erreicht ist, ist erst einmal Zwangsurlaub angesagt. So weit, so gut — ganz ohne Ironie. Im Berufsalltag muß eine Sicherheitsvorschrift einfach und eindeutig zugleich sein; so wie: "Auf der Baustelle besteht Helmpflicht". Ganz egal, an welcher Stelle der Baustelle man sich befindet.

Aber, ist es wirklich egal, ob man unterschiedliche Leistungen einfach zu einer Gesamtenergie aufaddiert? Jeder Lehrer würde wohl schon von Grundschülern nur ein mitleidiges Lächeln ernten, wenn er die Dauer eines Marathonlaufes aus der Zeit für ein Rennen über Hundert Meter durch einfache Addition  berechnen wollte. Schon jedem Kind ist aus eigener Erfahrung der Unterschied zwischen einer kurzzeitigen hohen Leistung und einer geringen Dauerleistung klar — jedenfalls spätestens nach dem ersten "Muskelkater". Man kann mit einer hohen Strahlungsleistung Bakterien im vorbeifahren sicher abtöten und damit z. B. Gewürze haltbar machen. Würde man sie über Monate verteilt in einem Regal der gleichen Strahlungsenergie aussetzen, würden sie munter vor sich hin gammeln. Ja, die gesamte Strahlenmedizin beruht auf diesem Zusammenhang: Eine Krebsgeschwulst muß einer so hohen Energie ausgesetzt werden, dass sie abstirbt. Gleichzeitig darf aber das umliegende gesunde Gewebe nicht (nachhaltig) geschädigt werden. Man erreicht dies, durch eine unterschiedliche Einwirkzeit. Es gibt also ganz offensichtlich einen Zusammenhang zwischen Dosis und Zeitraum. Dieser ist auch biologisch erklärbar, doch dazu später.

Zu ganz abenteuerlichen Ergebnissen gelangt man, wenn man die als linear unterstellte Abhängigkeit von Dosis und Wirkung auf Kollektive, also große Gruppen von Menschen überträgt. Sie besagt nichts anderes, als das die gleiche Strahlungsenergie immer zur gleichen Zahl von Schäden (Krebsfälle) führt. Die Absurdität dieser Aussage offenbart sich schon jedem Laien: Wenn bei einer bestimmten Strahlendosis ein zusätzlicher Krebsfall pro 1000 Untersuchten auftritt, kann man wohl kaum davon ausgehen, dass, wenn man 1 Million Menschen mit einem Tausendstel dieser Dosis bestrahlt, wieder genau ein zusätzlicher Krebsfall auftritt oder gar, wenn man 1 Milliarde Menschen mit einem Millionstel bestrahlt. Genau dieser Unsinn, wird uns aber tagtäglich in den Medien aufgetischt. Nur durch diese Zahlendreherei gelangt man zu den bekannten Studien, die uns z. B. "tausende Tote" durch Reaktorunglücke wie Fukushima und Tschernobyl vorrechnen wollen.

Die Entstehungsgeschichte

Wenn man sich mit Strahlenschutz beschäftigt, muß man sich vergegenwärtigen, dass es sich um ein relativ junges Fachgebiet handelt. Natürliche Strahlungsquellen gibt es schon immer. Insofern hat die Biologie auch gelernt damit umzugehen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wäre das nicht so, gebe es überhaupt kein Leben auf der Erde. Die technische Nutzung hingegen, begann erst mit der Entdeckung der Röntgenstrahlung 1895 und der Kernspaltung in den 1930er Jahren. Bereits 1902 erschienen die ersten Veröffentlichungen zum Gesundheitsrisiko durch Röntgenstrahlen. Im Jahr 1927 beobachtete Hermann Joseph Muller die spontane Mutation von Genen und konnte durch Röntgenstrahlen Mutationen bei Taufliegen herbeiführen. Er zeigte, dass energiereiche Strahlung zu einer Veränderung des Erbgutes führen kann. Für diese Entdeckung wurde er 1946 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Bereits 1925 wurde der erste Grenzwert zum Strahlenschutz für Röntgenärzte auf 680 mSv/Jahr festgelegt. Dieser Grenzwert hatte über 30 Jahre bestand. Man war — und ist heute eigentlich noch immer — der Meinung, dass bis zu einem Schwellwert von etwa 700 mSv pro Jahr keine dauerhafte gesundheitliche Schädigung nachweisbar ist. Im Vergleich hierzu gelten heute für beruflich strahlenexponierte Personen 20 mSv/Jahr bzw. 50 mSv/Jahr im Einzelfall. Für Feuerwehrleute gilt pro Einsatz 15mSv, im Lebensrettungsfall 100 mSv und im Katastrophenfall (einmal im Leben) 250 mSv. Der letzte Wert, ist übrigens exakt der Gleiche, den die Japanischen Sicherheitsbehörden nach dem Unfall in Fukushima als Grenzwert für die mit der Schadensbeseitigung beschäftigten Personen angesetzt haben. In Fukushima wurden bisher zwei Elektriker durch radioaktives Wasser im Turbinenraum mit 170 mSv und 30 weitere mit mehr als 100 mSv verstrahlt. So viel zu den (erträumten?) Tartarenmeldungen in deutschen "Qualitätsmedien" zur "Reaktorkatastrophe in Fukushima".

Nach dem 2. Weltkrieg und den ersten Atombombenabwürfen wurde ionisierende Strahlung von der Politik zu einem wissenschaftlichen Rätsel ausgebaut. Der kalte Krieg befeuerte die Angst vor einem Atomkrieg und langsam wurde eine Radiophobie erschaffen. Die begleitenden Untersuchungen der Opfer von Hiroshima und Nagasaki zeigten ein eindeutiges und erwartetes Bild: Bei hohen Dosen ergab sich ein linearer Zusammenhang zwischen Dosis und Krebserkrankung. Aber ebenso eindeutig war, dass unterhalb 200 mSv (20 rem) keine erhöhten Raten feststellbar waren. Unterhalb von 100 mSv (10 rem) waren sie sogar kleiner als in den Kontrollgruppen.

Schon damals verlagerte man solche Probleme gerne in die UNO. Das United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation, verabschiedete insbesondere auf Betreiben der Sowjetunion, die lineare Dosis-Wirkungsbeziehung ohne Schwellwert (LNT) (UNSCEAR 1958). Die Begründung war so einfach und klar, wie der Klassenstandpunkt: Die bei hohen Dosen gemessene Dosis-Wirkungs-Beziehung wird linear hin zu kleinen Dosen extrapoliert. Es gibt keinen Schwellwert, da schon kleinste Mengen ionisierender Strahlung irgendeinen biologischen Effekt auslösen. Besonders der zweite Teil, ist so aussagefähig wie: Nachts ist es dunkel. Da man ungern der UNO widerspricht, wurde ein Jahr später das LNT-Modell von der International Commission on Radiation Protection übernommen (ICRP 1959). Bemerkenswert ist nur das "Klein gedruckte" des Berichts, das deshalb im Original wiedergegeben werden soll [National Council on Radiation Protection and Measurements. Principles and Application of Collective Dose in Radiation Protection. NCRP Report No. 121. Bethesda, MD. NCRP, 1995;45]:

 "…essentially no human data, can be said to provide direct support for the concept of collective dose with its implicit uncertainties of nonthreshold, linearity and dose-rate independence with respect to risk. The best that can be said is that most studies do not provide quantitative data that, with statistical significance, contradict the concept of collective dose…

Ultimately, confidence in the linear no threshold dose-response relationship at low doses is based on our understanding of the basic mechanisms involved. …[Cancer] could result from the passage of a single charged particle, causing damage to DNA that could be expressed as a mutation or small deletion. It is a result of this type of reasoning that a linear nothreshold dose-response relationship cannot be excluded. It is this presumption, based on biophysical concepts, which provides a basis for the use of collective dose in radiation protection activities".

Soll wohl heißen, wir wissen selbst, dass das Blödsinn ist, was wir hier beschließen, aber wir können (aus politischen Gründen?) nicht anders. Interessant sind die beiden Hauptsätze der Lehre vom Strahlenschutz. Wenn man auf einem weißen Blatt Papier keine Buchstaben erkennen kann, darf man trotzdem nicht ausschließen, dass es sich um eine Tageszeitung handeln könnte. Eine Argumentationsweise, die man sonst nur aus der Homöopathie oder Esoterik gewöhnt ist. Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen, es gibt keine Messung, die eine erhöhte Krebsrate infolge kleinster Dosen ionisierender Strahlung nachweist. Eher das Gegenteil ist der Fall (Hormesis)! Alles spricht für einen Schwellwert. Allenfalls die Höhe des Grenzwertes ist strittig. Geschulte "Atomkraftgegner" wissen um diese Zusammenhänge und weichen solchen Diskussionen schnell aus. Die Meldungen von dubiosen Leukämiefällen in der Nähe von Kernkraftwerken sind ähnlich dem Ungeheuer vom Loch Ness aus der Mode gekommen. Sie taugen nicht einmal mehr fürs Sommerloch. Immer weniger "Atomexperten" mögen öffentlich an ihre Prophezeiungen über "Millionen von zusätzliche Krebstoten in ganz Europa" infolge der Reaktorunglücke in Tschernobyl und Fukushima erinnert werden. Zu offensichtlich ist der Unsinn. Jede noch so gruselige Gespenstergeschichte nutzt sich schnell ab, wenn man das Gespenst nicht vorführen kann.

Nicht nur "Atomkraftgegner", sondern auch andere interessierte Kreise beschränken sich deshalb heute auf den zweiten Hauptsatz des Strahlungsschutzes: Jedes einzelne Photon oder radioaktive Partikel kann zu einem Bruch in der Erbsubstanz führen. Dies ist unbestritten der Fall. Nur, führt jede kaputte Zündkerze zum Totalschaden eines Autos? Natürlich nicht. Entscheidend ist, wie schnell man den Schaden erkennt und ihn repariert. Die entscheidende Frage für die Beurteilung des Risikos durch ionisierende Strahlung ist deshalb, wie viele Schäden ohnehin in einer Zelle auftreten und wie die Reparaturmechanismen funktionieren. Mit den heute zur Verfügung stehenden Methoden kann man die Kopie der Erbsubstanz in lebenden Zellen beobachten. Es ist beileibe kein mechanischer Kopiervorgang, sondern eine "Chemiefabrik" in aggressiver Umgebung. Ohne auf die Zusammenhänge hier im Einzelnen eingehen zu können, kann man zusammenfassend sagen, die täglich auftretenden Fehler durch Radikale, Temperatur etc. gehen in die Milliarden —  in jeder einzelnen Zelle, wohl gemerkt. Wenn also ein einzelner Fehler tatsächlich ausreichen würde, um Kerbs auszulösen, wäre längst jedes Leben ausgestorben. Ähnlich kann man heute die Schäden durch die natürliche Hintergrundstrahlung bestimmen. Sie beträgt ungefähre o,oo5 DNA-Fehler pro Zelle oder andersherum: Alle 200 Tage wird jede Zelle durch die natürliche Radioaktivität nachhaltig geschädigt. Selbst von diesen Schäden (Doppelbrüche) ist nur jeder 500ste nicht reparierbar und führt zu Mutationen. Anschließend greift der Mechanismus der Selbstvernichtung: Über 99% der mutierten Zellen werden entfernt. Kennt man diese Zusammenhänge, ist einsichtig, warum es einen entscheidenden Unterschied zwischen einer kurzzeitigen hohen Dosis und einer geringen dauerhaften Belastung gibt. Im ersten Fall hat der Körper einfach zu wenig Gelegenheit für Reparaturmaßnahmen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Anzahl der Mutationen infolge unserer Körpertemperatur, Nahrungsaufnahme und Atmung millionenfach höher ist, als die durch die natürliche Strahlung hervorgerufenen Mutationen. Wie soll also eine noch geringere zusätzliche Strahlung das Krebsrisiko merklich erhöhen?

Die Yucca Mountain Frage

Yucca Mountain ist das traurige Gegenstück zum Endlagerstandort Gorleben. Im Jahr 2011 wurde das Endlager unter der Regierung von Präsident Obama aufgegeben. Seit dem, bricht auch in den USA eine erneute Diskussion zur "Atommüllfrage" los. Interessant ist hierbei, dass die US-Umweltbehörde 2001 eine maximale Strahlenbelastung von 15 mrem pro Jahr (0,15 mSv/a) (für 10.000 Jahre nach Schließung des Lagers gefordert hatte. Im Jahre 2009 erweiterte sie nach gerichtlichen Auseinandersetzungen den Zeitraum auf 1.000.000 Jahre. Für diesen zusätzlichen Zeitraum wurde eine maximale Belastung von 100 mrem pro Jahr (1 mSv/a) gefordert.

Eine jährliche Strahlenbelastung von 0,15 mSv (15 mrem) entspricht 1/20 der (durchschnittlichen) natürlichen Strahlenbelastung in den USA. Erstmalig wird auch in der Presse die Sinnhaftigkeit solcher Grenzwerte hinterfragt. Es wird der Vergleich mit jemandem gezogen, den man an eine viel befahrene Kreuzung stellt und zur Lärmminderung auffordert, leiser zu atmen, da man mit einem Stethoskop deutlich seine Atemgeräusche hören könne. Ich finde, treffender kann man es nicht, in die durch unsere Sinne unmittelbar erfahrene Alltagswelt, übersetzen.

Die mörderische Kraft der Angst

Noch zwei Jahre nach dem Reaktorunglück in Fukushima sind 160.000 Menschen aus der "Schutzzone" evakuiert und 70.000 Menschen ist die dauerhafte Rückkehr verwehrt. Eine Tatsache, die immer mehr Kritik hervorruft. Nach offiziellen Zahlen sind bereits 1.100 Menschen infolge der Evakuierung gestorben. Die Bandbreite der Todesursachen geht von mangelnder medizinischer Versorgung während der Evakuierung, bis hin zum Suizid infolge der psychischen Belastung durch die "Wohnumstände". Ein Phänomen, das bereits hinlänglich durch die Evakuierungen in Tschernobyl bekannt war. Lang andauernde Evakuierungen erzeugen die gleichen psychischen Belastungen wie Flucht und Vertreibung.

Es erscheint daher sinnvoll, die Freisetzung mal in bekannte Maßeinheiten zu übersetzen. In Fukushima wurden etwas über 40 Gramm I-131 freigesetzt, die überdies bis heute längst wieder zerfallen sind. Ebenso knapp 4 kg Cs-137. Ein wegen seiner Halbwertszeit von 30 Jahren relevantes Nuklid. Verstreut und damit verdünnt, über hunderte von Quadratkilometern Land und offenes Meer. Die biologische Halbwertszeit im menschlichen Körper für Cäsium beträgt übrigens nur 70 Tage. Durch gezieltes Essen von "freigemessenen" Lebensmitteln wäre die Strahlenbelastung damit fast beliebig klein zu halten. Zugegeben, hören sich diese Mengen in "Greenpeace-Sprech" gleich viel gruseliger an: Es wurden 199.800.000.000.000.000 Bq des Schilddrüsenkrebs auslösenden Jod-131 und 12.950.000.000.000.000 Bq des stark radioaktiven Cäsium-137 bei der Explosion des Katastrophenreaktors ausgestoßen. Wer sich allein durch große Zahlen in Furcht und Schrecken versetzen läßt, sollte zukünftig besser nicht mehr über Voodoo-Zauber oder den Glauben an Hexen lächeln.

ALARA oder AHARS

Risiken sind immer relativ. Jeder Fünfte von uns, wird bis zu seinem 70sten Lebensjahr an Krebs erkrankt sein. Jeder Dritte, eine Herz- Kreislauferkrankung erleiden. Demgegenüber beträgt das Risiko an Krebs zu sterben, nach einer Bestrahlung mit 1 Sv (100 rem) etwa 1:100 oder nach einer Bestrahlung mit 10 mSv (1 rem) weniger als 1:1.000.000.

Was bedeutet es für jemanden, der ein persönliches Risiko von 1:100 hat zu sterben, wenn diesem ohnehin vorhandenem Risiko noch eine Wahrscheinlichkeit von 1:1 Million hinzugefügt wird? Das ist die entscheidende Frage, die gestellt werden muß und die letztlich jeder für sich beantworten muß. Oder noch eindeutiger formuliert: Auf welche Lebensqualität ist jeder einzelne bzw. eine Gesellschaft bereit zu verzichten, um die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu sterben, um (beispielsweise) ein Millionstel zu verringern? Wenn man gewisse Risikosportarten oder Tabak- und Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft betrachtet, kann man gespannt auf die Antwort sein. Wem das zu abstrakt ist, dem mag vielleicht folgende Rechnung etwas mehr sagen: In den letzten 40 Jahren wurden allein in den USA mehr als 150 Milliarden Euro für den Strahlenschutz ausgegeben. Eine Abschätzung nach LNT ergibt, dass dadurch etwa 100 "virtuelle Leben" gerettet worden sind. In wie vielen Fällen war unsere Gesellschaft bereit, für die Lebensverlängerung eines realen Lebens 1.500 Millionen Euro auszugeben? Wem es jetzt vor Empörung von seinem weichen Sofa in seiner warmen Stube reist, sollte sich mal anschauen wie viele Kinder immer noch sterben müssen, weil ihnen eine Hand voll Dollar für Medikamente oder Trinkwasser fehlen. Ganz neben bei, erhält er noch die Antwort, warum immer mehr Länder nach "billiger" Kernenergie streben und Wind- und Sonnenstrom bestenfalls für ein Luxusgut halten. Jemanden, der ohnehin nur eine Lebenserwartung von weniger als 50 Jahren hat, läßt ein theoretisches Krebsrisiko ab 90 ziemlich kalt.

Bisher wurde in der Kerntechnik immer nach dem Prinzip „As Low As Reasonably Achievable (ALARA)“ (so niedrig wie vernünftigerweise erreichbar) gearbeitet. Ein in sich schlüssiges Prinzip, so lange man davon ausgeht, dass es keinen Schwellwert gibt und alle Dosen additiv wirksam sind. Inzwischen diskutiert man immer mehr einen Übergang zu "As High As Reasonably Safe (AHARS)" (so hoch, wie sicherheitstechnisch erforderlich). Für die Frage der Evakuierung nach Unfällen, erscheint ein Übergang zu AHARS zwingend erforderlich. Eine Evakuierung kann immer auch tödlich sein. Das Risiko steigt ganz erheblich an, wenn sie überhastet oder mit starker Angst verbunden, erfolgt. Die Ausdehnung auf unnötig große Gebiete oder unnötig lange Zeiträume verstärkt diesen Effekt noch. Beispielsweise zeigen sich bereits heute "soziale Schäden" bei Kindern und Jugendlichen in Fukushima. Hervorgerufen, durch die zwangsweise Unterbringung in Notunterkünften und erschwerte Ausbildungsbedingungen. Man kann sich teilweise des Eindrucks nicht erwehren, daß dies politisch gewollt ist. Insbesondere, wenn man immer wieder liest, dass der oberste Wunsch bei den "Vertriebenen", die möglichst schnelle Rückkehr in ihre alte Umgebung ist. Gleiches kennt man auch aus Tschernobyl. Bemerkenswert ist dabei, dass der Gesundheitszustand der illegalen (inzwischen längst geduldeten) Rückkehrer in die Verbotene Zone, deutlich besser ist, als der, der zwangsweise Umgesiedelten. Obwohl die Rückwanderer sogar Landwirtschaft zur Eigenversorgung auf dem "verseuchten" Grund betreiben.

Etwas anders stellt sich das ALARA Prinzip beim Arbeitsschutz dar. Natürlich sollte jede gesundheitliche Belastung am Arbeitsplatz möglichst klein gehalten werden. Man sollte aber nicht so blauäugig sein zu glauben, es ginge nicht auch um wirtschaftliche Interessen. Rund um den Strahlenschutz hat sich eine ganze Industrie etabliert. Auf jeder Messe werden neue Mittelchen vorgestellt, die noch ein paar Promille Verbesserung versprechen. In Behörden sind ganze Karriereplanungen auf eine stetige Ausweitung aufgebaut. Gerade, wenn sich die Anzahl der Objekte durch einen "Ausstieg aus der Kernenergie" verringert, ist der Stellenkegel nur zu halten, wenn man ständig neue Probleme schafft, die man vorgibt anschließend zu lösen. Ein Schelm, wer hier an die Asse denkt. Trotzdem gilt auch hier, man kann jeden Euro nur einmal ausgeben. Was man für den Strahlenschutz ausgibt, kann man nicht mehr für andere Zwecke verwenden und jeden dieser Euros müssen wir selbst bezahlen. Dabei ist es gleich, ob aus Steuermitteln oder höheren Energiepreisen. Es lohnt sich also schon, einmal selbst darüber nach zu denken und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Dr. Klaus-Dieter Humpich

Dieser Artikel ist zuerst im Blog „www.nukeklaus.de“ erschienen.

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15 Kommentare

  1. Sehr guter, verständlicher Artikel mit hohem Erkenntnis- und Aufklärungswert für nicht so in der Thematik bewanderte! Wenn man den „so was“ lesen will…
    Ein Kernproblem bei allen Fragen dieser Welt. Bin ich bereit mich tiefer und umfassender mit etwas zu beschäftigen oder genügen mir halbherzig, unvollständig und einseitig servierte und Massenmedienwirksam aufbereitete Meldungen und Berichte wie die Propaganda um ASSE, Gorleben, Fukushima und u.a.?
    Und man muss nicht nur bereit sein (wobei der wesentliche Schritt) sondern auch kognitiv fähig „gebildet“ dazu sein (was sich nur bedingt an realen Bildungsabschlüssen zeigt) über den eigenen Tellerrand zu blicken und vor allem seine eigene Trägheit mit Verallgemeinerungstendenzen (Denken = Anstrengung +Zeitaufwand) zu überlisten.
    Und man muss mit großen Widerstand der an Trägheit und Verallgemeinerungstendenzen Interessierten und Profitierenden rechnen und damit umgehen können. Widerstand der sich vordergründig u.a. als Konsens in Wissenschaft und anderswo, Mehrheitswillen einer Bevölkerung, in bestimmte Ecken drängen von Kritikern tarnt, um vor den dahinter stehenden eigentlichen Interessen wie Machtwillen und eigennützige Vorteilsbeschaffung und -erhaltung abzulenken.
    Was wohl leider immer noch sehr gut gelingt. Damit schließt sich der Bogen zu meinem Anfang-wenn man den so was wie den Artikel lesen will. Ich hoffe dennoch, dass es viele tun und danke EIKE für die Veröffentlichung und dem Autor für seinen Text!

  2. #12: Johannes Ruckelshausen
    Natürlich hat Ihre Mutter recht. Es gibt dazu die viel gezeigte Darstellung von Cs-137 im menschlichen Körper mit der Zeit von den oberirdischen Kernwaffentest bis einschließlich dem Tschernobyl-Unfall, die war durch die Kernwaffentests höher, und das Cs-137 konnte immer nur durch verspeisen (und Atmung) in den Körper gelangen. Man kann sich diese Darstellung sicherlich auch selber überlegen, indem man die Menge der total gespaltenen Massen in beiden Fällen selber überlegt.

    #13: Wayne
    Es ist schon der Überlegung wert, den NOEL (No Observed Effect Level) oder NOAEL (No Observed Adverse Effect Level) als Maß aller Dinge zu nehmen. Aber es sollte dann IMMER dieser Wert ge-nommen werden, bei allen Krebserzeugenden Dingen. Aber nur bei den in die politische Diskussion geratenen Dinge wie Radioaktivität, Feinstaub und Nichtraucherschutz wird eine LNT-Funktion benutzt. Ist ja klar, durch LNT kann JEDE noch so kleine Dosis Arbeit schaffen für die Labore und ande-re Wichtigkeiten.

    Damit komme ich auf den Stoff, den ich schon immer wieder genannt hatte, es ist der Giftstoff und das Kanzerogen Ethanol. Was Sie für Dosis durch Radioaktivität vorschlagen, das sollten Sie logischer Weise auch für die Dosis durch Ethanol akzeptieren. Die normale Ethanolkonzentration im Blut beträgt 0,0001 Promille bis 0,0004 Promille, so steht es geschrieben in den Begründungen für die 1998 erfolgte Aufnahme von Ethanol in die MAK-Liste. Und Sie wissen, bei 0,5 Promille besteht nach unseren Gesetzen Fahruntüchtigkeit, bei 1,6 Promille sollte Sie sich wirklich nicht mehr erwischen lassen, wie es bei Frau Käßmann nun geschah. Der ganze Bereich zwischen 0,0001 bis 0,0004 Promille und 0,5 Promille ist meßbar, das hat aber noch lange nichts mit NOEL zu tun, genau so wie bei den von Ihnen angegebenen Grenzen von 20 mSv bis 200 mSv.

    Und dann machen Sie noch einen Denkfehler, die 20 mSv-Grenze des Strahlenschutzes ist bezogen auf ein ganzes Jahr. Bei dem Versuch zur Beobachtung der Zahl der roten Blutkörperchen hat man aber sicherlich eine Kurzzeitbestrahlung angewendet, und nicht diese über ein Jahr verteilt.

  3. Soweit ich weiß, redet man beispielsweise bei Chemikalien von einem NOEL (No Observed Effect Level) oder NOAEL (No Observed Adverse Effect Level).
    Bei einmal erfolgender Ganzkörperbestrahlung ist bereits im Bereich von 300mSv eine Reduktion der Roten Blutkörperchen zu beobachten. Sprich man könnte hier einen NOEL von etwa 200mSv setzen.
    Und hier wiederum ist es dann nicht unüblich einen Safety Factor einzuführen, der (man kann sich hier natürlich trefflich über die Höhe streiten) in der Regel auf 10 oder 100 gesetzt wird um die erlaubte Dosis zu bestimmen.

    Setzen wir ihn mal auf 10, dann wären wir bei 20mSv , wohlgemerkt für eine einmal Belastung.

    Natürlich ist ein simples aufaddieren an sich Quatsch, aber es macht meiner Meinung nach schon Sinn Grenzwerte niedrig anzusetzen.

  4. Unmittelbar nach der Reaktorhavarie in Tschernobyl wurde, wegen angeblich zu hoher Belastung, empfohlen gewisse Gemüsarten nicht zu verspeisen sondern unterzupflügen bzw. zu vernichten.

    Meine Mutter, die für ihr Leben gern saure Gurken einkochte und aß, hat vor dem unterpflügen, Gurken und anderes Gemüse von den Leuten geholt gekocht und verspeist.

    Ihre Meinung war: „Wenn das alles so schlimm
    wäre wie von den Medien dargestellt, dann hätte man das Gemüse bei den zahlreichen Atomversuchen der 1950er bis 1970er Jahre auch nicht essen dürfen.“

    Was sagen die Experten, hatte sie recht?

    Sie starb übrigens mit 84 Jahren. (Schlaganfall)

  5. #9: Hallo Herr H. Urbahn, ich habe den Begriff von NRPW-W28 übernommen und ausdrücklich in „..“ gesetzt, weil es korrekt eher Hormesis-Wirkung heißen sollte und man sich aber scheut von einer positiven Strahlungswirkung zu sprechen.

    Die Vorstellung eines generellen „Healthy Worker Effect“ ist sicher falsch, was man z.B. an Frauen sehen kann. Rein logisch sind das auch einfach zu viele unterschiedliche Berufe, es können ja nicht „alle“ einen gesundheitlichen Vorteil haben.
    Letztlich ist nur eine Statistik mit allen Confoundern, soweit man sie hoffentlich kennt, einigermaßen „causal“.

    Für positive Strahlungswirkung im low dose-Bereich gibt es auch ausreichend tierexperimentelle Untersuchungen wie das schon 1947 begonnene „megamouse Programm“ der Amerikaner, bei dem man allerdings anfangs nur die extrem hohen Dosierungen untersuchte.
    Ich empfehle hier immer Calabrese als allgemeinen Einstieg:
    „Hormesis: Scientific Foundations“
    z.B. hier

    http://tinyurl.com/qxzmb3x

    mfG

  6. Zum „Healthy Worker Effect“:
    Nehmen wir ein ausgesuchtes Kollektiv, wie zum Beispiel das fliegende Personal der Lufthansa. Das sind Leute, die nicht so häufig eine Figur wie unser Minister Altmaier (140kg) haben. Deshalb sollte in solch einem Kollektiv die Anzahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück gehen. Dieses ist mit 50% die häufigste Todesursache. Wenn hier bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Zahl der Todesfälle zu-rück geht, dann müssen die anderen Todesursachen zunehmen, und das ist als nächstes Krebs mit seinen etwa 25% Beitrag. Ich habe solche Zahlen auch gefunden, erhöhte Krebsrate bei einem ausgesuchten Kollektiv, ich meine von Prof. Feinendegen, bin mir aber nicht sicher.
    Die Sache mit ausgesuchten Kollektiven ist sehr schwierig, man braucht eben auch ein ausgesuchtes Kollektiv, das nicht exponiert worden ist. Daran fehlt es.

    Dennoch, es gibt genug Anzeichen dafür, daß LNT ein totaler Unsinn ist. Nur dazu geeignet, den hauptamtlichen Strahlenschützern in immer größerer Anzahl einen bequemen Job zu garantieren.

  7. #7 Sehr geehrter Herr Dr. Paul,
    eine kleine Korrektur zu Ihrem fundierten Beitrag. Wenn Sie den Rückgang der Krebsrate und Mortalität auf 82 als Healthy Worker Effect beschreiben ist die nicht ganz richtig. Sie haben wie in fast allen Berufsgruppen aufgrund des Auswahleffekts gegen über der Gesamtbevölkerung einen Rückgang bei Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkt usw. Dies ist der Healthy Worker Effect. Der von Ihnen genannte Rückgang bei Krebs für Personen. die im Strahlenschutz tätig sind, auf 82 besagt, daß die Zahl der Krebserkrankungen sich stärker verringert hat als es nur durch den Healthy Worker Effect zu erwarten wäre.
    MfG
    H. Urbahn

  8. Danke, Herr Dr. Paul,

    genau so ist es. Ich denke, der schwarze Peter liegt nicht bei der Regierung sondern bei den hauptamtlichen Strahlenschützern und Strahlenschutzbeauftragten, die wissen schon Bescheid. Und ich hatte in meiner Siemens-Zeit einige kennen gelernt, die dann später im Fachverband Strahlenschutz tätig wurden. Ein bequemer Job, aber wegen diesem unsinnigen LNT ganz Deutschland die Zukunft zu versauen, das geht nun wirklich zu weit.

  9. Sehr geehrter Herr Dr. Humpich,
    man sollte eigentlich viel entschiedener gegen diesen „no-threshold (LNT)“-Unsinn, in diesem Fall die staatliche Behörden und Gesetzgeber vorgehen!

    Strahlung, auch energiereiche (ionisierende) Strahlung ist ubiquitär und war in geologischen Zeiten früher noch stärker als heute. Leben auf diesem Planeten entstand bekanntlich vor ca. 3,5 Milliarden Jahren und wir stammen davon ab!

    Auch Wärme ist gefährlich und hier zeigt sich am schönsten dass die LNT falsch ist, denn „das Fehlen“ von Wärme ist ebenso gefährlich, niemand käme auf die Idee bei 0 K leben zu wollen.
    Ähnliches gilt für Mikroorganismen, deren Fehlen Krebs verursachen kann (Aku­te lym­phob­las­ti­sche Leuk­ämie (ALL) bei Kindern). Andererseits gibt es noch viel bekannter die Krebsebsentstehung DURCH Infektionen.
    Toxikologisch ist die dosisabhängige WIRKUNGSUMKEHR noch bekannter, wie z.B. bei dem in hoher Dosis toxischen Selen, das gleichzeitig ein ESSENTIELLES, also lebenswichtiges „Spurenelement“ darstellt.

    Es gibt also KEIN strahlungsfreies Umfeld für den Menschen und die Toleranzbreite für stärkere Dosierung ist wahrscheinlich größer als bei der normalen „Wärme“ auch wenn diese begrenzt trainierbar ist (Sauna, „Hitzeschockproteine“),
    das zeigen Untersuchungen z.B. in Ramsar und anderen bekannten „HBRAs“ (high background radiation areas)
    z.B.
    http://tinyurl.com/18r
    (1 rem = 10 mSv)
    also deutlich über 200 mSv/Jahr OHNE Gesundheitsschäden.
    Die Menschen dort sind gesund und haben eine messbare höhere Toleranz gegenüber HÖHERER Dosierung, die dem „Untrainierten“ schaden würde.
    Also das KRASSE GEGENTEIL von LNT!
    NICHT-linear mit Wirkungsumkehr!
    So ist auch in Deutschland mit simpler Epidemiologie natürlicher „Strahlungsbelastung“ die LNT leicht zu widerlegen!
    ich schreibe die „Belastung“ bewusst in Gänsefüßchen.
    Nun wollen ja „Grüngefärbte“ „natürliche Strahlen“ gerne ausschließen, sonst müsste man ja auch z.B. Teile des Schwarzwaldes ernsthaft evakuieren.

    Kommen wir also zur anthropogenen „Strahlung“:

    Stellen Sie sich das zig-tausendmenschen-große Heer der Ärzte und MTA´s in deutschen Krankenhäusern und Praxen bei gültiger LNT einmal vor!!!!

    Wer würde diesen Beruf noch wählen??? Wäre das überhaupt noch zu verantworten???
    Jeder beruflich dort Tätige muss nicht nur „geschult“ sein, sondern wird STAATLICH mit Dosimetern überwacht.

    Nur WO ist bitte die dazugehörige Statistik?
    Zu faul, lieber Staat mit all den nutzlosen Beamten?
    Oder wollen die alle ihren Arbeitsplatz als Überwachungsbehörde von Untertanen nicht verlieren?
    Nun, Deutschland hat bekanntlich eine vergleichsweise SCHLECHTE Krebsstatistik (nur Dokumentationsmangel gemeint),
    Bestrahlung als Ursache existiert da überhaupt nicht!
    Also blicken wir nach England, da gibt es beides:
    Im letzten Report,

    NRPW-W28
    des National Registry for Radiation Workers

    2002, ISBN 085951 500 1

    immerhin bei über 120 000 Beschäftigten mit beruflicher Belastung von ionisierenden Strahlen mit über 98% Beteiligung, ein Traum für jeder Uni-Dr.-Arbeit

    http://tinyurl.com/or9mb8b

    Heraus kam erwartungsgemäß KEINE ERHÖHUNG von Krebsrate und Mortalität,
    sondern eine VERMINDERUNG auf 82 (von 100),
    genannt der
    „Healthy Worker Effect“ .

    Natürlich gibt es das auch für die Kernkraftwerke:

    Cancer mortality and morbidity among plutonium workers at the Sellafield plant of British Nuclear Fuels
    von Omar et.al.
    British Journal of Cancer (1999) 79, 1288–1301. doi:10.1038/sj.bjc.6690207 http://www.bjcancer.com?Published online 12 February 1999
    mit einem „Healthy Worker Effect“
    von 5%

    Das gleiche hat auch Tschernobyl bei den gut überwachten „Liquidatoren“ gezeigt
    und ist für Fukoshima zu erwarten.

    Man kann also auch in Deutschland weiterhin mit gutem Gewissen jungen Frauen den Beruf einer Röntgen-MTA empfehlen.
    Wann die „Regierung“ endlich aufwacht
    ist wohl ebenso ungewiss wie bei der Klimarettung.
    Der Mensch hat den Umgang mit Radioaktivität ebenso gelernt wie den Umgang mit Feuer,
    aber er hat speziell in Deutschland danach einen merkwürdigen Rückwärtsgang eingelegt, den ein Vater mit Kindern, der auch über die Zukunft der Kinder nachdenkt, schwer versteht.

    mfG

  10. …und während die Deutschen in panischer Angst vor der Atomkraft ihr Vermögen und ihre Zukunft den Öko-Scharlatanen anvertrauen, wird in Indien an diesem Wochenende das nagelneue AKW Kudankulam hochgefahren.

  11. Sehr geehrter Herr Humpich,
    im Zusammenhang mit Ihrem sehr guten Artikel möchte ich auf das Buch des Biologen und früheren Mitglieds des Unterkomitees für Biologie von UNSCEAR (mehr als 10 Jahre) hinweisen: Has Radition Prtection become a Health Hazard. Walinder beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja.
    mfG

    H. Urbahn

  12. Wirklich ein exzellenter Artikel über LNT, dem nicht hinzugefügt werden muss.

    Zu #1, Martin Landvoigt:
    Da Sie meinen Artikel ansprechen: Unterhalb 1,5 Sv sieht man aus der gezeigten Teilmenge der Hiroshima/Nagasaki-Daten keinen Anstieg der Krebsmortalität. Bezogen auf die Gesamtmenge der Hiroshima/Nagasaki-Daten mag die Grenze vielleicht bei 1 Sv liegen. Dies gilt aber auch nur für eine schlagartige Verabreichung der Dosis, wie Herr Humpich dies ja auch gut ausführte. Zur Sicherheit legt man Grenzwerte, egal ob plötzlich oder langsam verabreicht, in den Bereich von einigen 100 mSv, wo genau, ist eher politisch motiviert.

    Persönlich würde ich ab 1 Sv Blitzdosis aufmerksam werden, aber mir noch keine Sorgen machen. Eine langsame Dosis von einigen Sievert würde ich mir sogar wünschen, doch wird mir dies Dank dem Strahlenschutz leider verwehrt.

  13. Danke, Herr Humpich,
    für Ihren Beitrag. Da ich mit meinem englisch recht Mühe habe, hat ein guter Freund den wichtigen Original-Abschnitt übersetzt (Dank an Herrn Jäger). Hier die Übersetzung für all diejenigen, denen es ähnlich wie mir ergeht:

    ”…eigentlich kann man von keinen die Menschen betreffenden Daten sagen, dass sie das Konzept von der “kollektiven Dosis” bestätigten mit dessen innewohnender Ungewissheit hinsichtlich des Risikos in bezug auf die Schwellwertlosigkeit, die Linearität und die Unabhängigkeit von der Dosisleistung. Man kann nur sagen, dass die meisten Studien keine quantitativen Daten liefern, die mit statistischer Signifikanz dem Konzept von der kollektiven Dosis widersprechen …
    Schließlich beruht das Vertrauen auf die schwellwertlose lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung selbst bei geringen Dosen auf unserer Kenntnis der zugrundeliegenden Mechanismen. … [Krebs] kann bereits beim Durchgang eines einzelnen geladenen Partikels entstehen, wenn es die DNA schädigt, was “Mu-tation” oder auch kleine “Deletion” genannt werden kann. Und als Ergebnis genau dieser Art von Ar-gumentation kann eine lineare schwellenlose Dosiswirkung nicht ausgeschlossen werden. Es ist diese auf biophysikalischen Konzepten beruhende Vermutung, welche eine Begründung für die Anwendung der “kollektiven Dosis” bei den Strahlenschutzmaßnahmen liefert.”

    Und es ist zu sagen, daß der „zugrundeliegenden Mechanismus“, daß nämlich ein einziges aus der DNA emittiertes Compton-Elektron die Ursache für Jahrzehnte später sich manifestierenden Krebs sein kann, auch nur ein einfaches Modell ist. Das klingt zwar sehr logisch und wird schnell geglaubt, aber so funktioniert nun einmal die Demagogie. Man lese, was Prof. Feinendegen dazu schreibt.

  14. Danke für den netten Artikel, Herr Humpich. Besonders die Vergleiche mit der „Erfahrungswelt“ haben mir gut gefallen.
    Ich absolviere zur Zeit ein Studium der Molekularbiologie und bin persönlich am Thema interessiert. Hier daher noch eine recht aktuelle Veröffentlichung zum Thema, die auch frei zugänglich ist:
    http://tinyurl.com/mncg3u6

    Mit freundlichen Grüßen
    Thorsten Stehlik

  15. Der letzte Artikel zum Thema ist dieser:

    http://tinyurl.com/koocpkj

    Daran fand isch vor allem die Benennung des Schwellwertes um 1,5 Sv interessant. Das ist wesentlich höher als alle mir bekanntnen Grenzwerte und legt nahe, dass der Mensch ziemlich strahlenresistent ist.

    Wie ist es denn nun? Sind Grenzwerte von 15 mSv und 100 mSv allein der Vorsicht geschuldet, obwohl man sich erst bei > 1 ernsthaft Sv Sorgen machen muss. Oder ist hier mehr Vorsicht angeraten?

    Ich waeiß, dass Schilddrüsenerkrankungen weit dramatischer sind, als es gemeinhein publiziert wird. Dies ist daramatisch, denn die Betroffenen haben massive Einschränkungen, bis hin zu Depressionen mit letalen Folgen.

    Die Gründe sind weniger bei einer radioaktiven Belastung zu suchen, sondern bei einer tendeniellen Überversorgung mit Jod, die es auch wegen der Strahlenpanik gegeben hat. Bei genetisch bedingten Sensitivität führt dies zu Ausmaßen, die erstaunlich viele Menschen betrifft, über die Ärzte zugleich schlecht informiert sind.

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